Sonntag, 28. Februar 2016

Eugen Ludendorff - Ein Bruder und Gesinnungsfreund Erich Ludendorffs

Am 27. September 1931 erschien in der Wochenzeitung "Ludendorffs Volkswarte" folgende Todesanzeige:
Es starb mein Bruder Major a. D. des alten Heeres und Polizeikommissar


Eugen Ludendorff


62 Jahre alt, in Kassel am 17. Scheidings 1931 nach langem, schwerem Leiden.
Die Deutschvolk-Totenfeier hat am 19. Scheidings 1931 stattgefunden. Hans Kurth sprach.
Eugen Ludendorff war unser. - Wir ehren unseren Mitkämpfer in treuem Gedenken.
Erich Ludendorff
Zu den Jahren 1916 bis 1918

Schon 2007 wurde ein Urkunden- und Dokumenten-Nachlass des Majors Eugen Ludendorff versteigert (6). Darunter unter anderem seine Einberufung in die Kadetten-Anstalt Lichterfelde (1887), sein Offiziersreife-Zeugnis (1888), seine Patente zum Seconde-Lieutenant, als Premier-Lieutenant der Landwehr und zum Hauptmann. Außerdem seine Versetzung als Leiter der Zentral-Polizeistelle des Oberbefehlshabers Ost (1916), sowie Zeugnis, Fahr- und Sonderausweise.

Abb. 1: Eugen Ludendorff (1868-1931) - Ausweis-Foto aus dem Jahr 1918 (Herkunft: Ebay, 2/2016)
Wenn sich in diesem Teilnachlass Eugen Ludendorffs Briefe Erich Ludendorffs an ihn erhalten hätten, wäre von diesen sicherlich die Rede gewesen. Es scheint ungeklärt, ob solche Briefe erhalten sind. Ebenso ist ungeklärt, ob sich das Ludendorff-Archiv in Tutzing für solche Dinge interessiert. Dem Anschein nach eher nicht. Ein seit vielen Jahren angekündigtes Bestandsverzeichnis dieses Archivs ist bis heute nicht zugänglich gemacht worden. Von anderem ganz zu schweigen.

Nun wird im Februar 2016 auf Ebay angeboten erneut ein "Konvolut Polizei-Major Eugen Ludendorff beim Stabe des Oberbefehlshabers Ost 1918", Zitat:
Angeboten wird ein Konvolut von Major Ludendorff, Leiter der Zentral-Polizeistelle des Oberbefehlshabers Ost aus dem Jahr 1918
Eugen Ludendorff 1868-1931 war Bruder des berühmten Generals Erich Ludendorff.
Das Konvolut besteht aus:
- Dienstmarke / Neusilber / 40mm / 11,2g / 1mm stark / klein gelocht
Persönliches Stück mit der Nummer -9-
Ludendorff war zunächst stellvertretender Leiter der Zentral-Polizeistelle
Als er deren Leiter wurde, behielt er seine Dienstmarke, „Stellv.“ wurde entfernt
- Ausweis Nr. 225 vom 16. Mai 1918, links gelocht
ca. 32,5 x 21 cm / 4-fach gesiegeltes Lichtbild von Eugen Ludendorff / Siegel „Zentralpolizeistelle des Oberbefehlshabers Ost“; eigenhändige Unterschrift „E. Ludendorff“;
Unterschrift „von Tippelskirch“ Hauptmann im Generalstabe; gesiegelt: „Oberbefehlshaber Ost – General beim Stabe“
Rückseite dieses Ausweispapiers blanko
- Ausweis Nr. 2 undatiert; links gelocht; Lichtbild von Eugen Ludendorff dreifach gesiegelt „Zentralpolizeistelle des Oberbefehlshabers Ost“, Größe 21 x 16,5 cm;
mehrsprachiger Text
- Ausweis rosa, gelocht, Nr. 73, für Major Ludendorff, 10 x 8 cm, Lichtbild von Eugen Ludendorff gesiegelt „Verkehrspolitische Abteilung Oberbefehlshaber Ost“; eigenhändige Unterschrift „E.Ludendorff“.
Die insgesamt 8 Seiten dieses Ausweises sind teils lose, teils hängen sie nur noch an einem dünnen Steg zusammen!
Die letzte Seite 8 ist unbeschriftet.
Ich habe dieses Konvolut einmal vor über 20 Jahren gekauft, um die Dienstmarke aus Metall für meine Sammlung zu erwerben.
Von den Ausweisen verstehe ich folglich nichts. Da ich nun die Metallmarke abgeben möchte und sie nicht von den Ausweisen trennen möchte, biete ich alles als Konvolut an.
Ob dies ein Anlass für das Ludendorff-Archiv in Tutzing ist, tätig zu werden, stehe dahin. Auf jeden Fall soll auf diesem Blog dieses Angebot nun endlich zum Anlass genommen werden, alle bislang verfügbaren wichtigeren Angaben über Eugen Ludendorff in einem eigenen Blogbeitrag zusammenzutragen. Über den jüngsten Bruder Erich Ludendorffs, nämlich über den Astronomen Hans Ludendorff, ist hier auf dem Blog ja schon letztes Jahr ein Artikel erschienen. Der älteste Bruder von Erich Ludendorff war Richard Ludendorff (1861-1919). Dieser schaffte den Abschluss des Kadettenkorps nicht und ist als Soldat nach Niederländisch-Indien gegangen. Dort ist er schon im Jahr 1919 gestorben (1; 15, S. 25).

Der Nachlass dieses Bruders Erich Ludendorffs scheint - wieder einmal - in alle Winde zerstoben zu sein. Laut genealogischer Angaben im Internet  heiratete Eugen Ludendorff 1894 in Glogau Klara Paula Harder. (geboren 1869 in Attendorf, Kreis Fraustadt in Niederschlesien, gestorben 1935 in Hannover) (s. Timo Hollmann). Das war zur gleichen Zeit, in der Erich Ludendorff in Glogau lebte.

Zu den Jahren 1926 und 1931

Mathilde Ludendorff berichtet über ihr erstes Zusammentreffen mit ihrem Schwager Eugen Ludendorff im Jahr 1926 (1967, S. 83):
In Kassel, bei Eugen Ludendorff, fand ich treuherzige Anhänglichkeit, ja, tiefe Liebe zu dem Bruder, die auch später zu warmem Anteil an allem Geistesringen angeregt hat. 
Über diese Anhänglichkeit berichtet auch Erich Ludendorff selbst in seinen Lebenserinnerungen. Er schreibt über den Februar 1928 (1951, S. 144):
Es war natürlich, dass ich auch die Reisen benutzte, um Verwandte zu besuchen und wiederzusehen.  (...) Auf der Fahrt von Göttingen nach Essen trafen wir in Kassel mit einem meiner Brüder und dessen Familie zusammen. Er war vor dem Weltkriege Polizeikommissar in Aachen gewesen, kam dann während des Krieges zu der Polizeiverwaltung in Belgien und später, als ich bereits Kowno verlassen hatte, nach dorthin. Er wurde hier zu seiner Freude zum Major befördert und kehrte dann nach dem Waffenstillstand nach Aachen zurück. Hier durfte er indes unter der belgischen Besatzung mit seinem gefährlichen Namen Ludendorff nicht bleiben. Er wurde ausgewiesen und dann endlich in Kassel auch wieder angestellt. Wenn er auch unter dem Regiment des Oberbürgermeisters Scheidemann sich Zurückhaltung auferlegen musste, so trat er doch, und das war eine Freude für mich, außer Dienst für meine Gedankengänge ein und vertrat sie, nachdem er nach Erreichung der Altersgrenze Abschied genommen hatte, als Mitglied des Tannenbergbundes mit großer Wärme.
Über den Februar 1931, als er während einer Vortragsreise "in Hetendorf bei Bodmers" wohnte, schreibt Erich Ludendorff (1951, S. 311):
Ich erhielt hier von meiner Schwägerin aus Kassel ein Telegramm, dass mein Bruder an Darmkrebs hätte operiert werden müssen. Während meine Frau ihre Schwester in Köln besuchte, fuhr ich nach Kassel. Ich fand meinen Bruder im Krankenhaus und konnte ihm aber noch Mut zusprechen. Wir schieden mit dem Bewusstsein, dass wir uns nicht wiedersehen würden. Mein Bruder hat sehr an mir gehangen. Ich erwiderte seine Gefühle, ich freute mich, dass ich hin und wieder ihm Sorgen nehmen konnte, und habe es warm begrüßt, wie ich schon ausgeführt habe, dass er Mitkämpfer an den Zielen wurde, die meine Frau und ich vertraten.
Sieben Monate später, im September 1931, starb Eugen Ludendorff. Mathilde Ludendorff schreibt darüber in ihren Lebenserinnerungen (1968, S. 211):
Furchtbare Tage, in die dann die Nachricht traf, dass der Bruder Eugen Ludendorff, der seit Jahren so schwer an inoperablem Krebs gelitten hatte, gestorben war! Wie hatte er allen Krankheitsqualen und Schwächungen zum Trotz, sobald die Pensionierung vom Dienste ihm hierzu die Zeit bot, an unserem Kampfe mitgewirkt! Wie unendlich hatte dies meinen Mann gefreut, da er der einzige seiner Verwandten war, der sich entschlossen zu unseren Zielen stellte und ebenso rege mitarbeitete. Und nun lag mein Mann krank darnieder und konnte nicht an seinem Grabe sprechen.
Ein Sohn von Eugen Ludendorff war der Regierungsbaumeister Gerd-Harald Ludendorff (1905-1983) (siehe früherer Blogbeitrag). Er heiratete 1936 in Hannover eine Elisabeth Jöhrens, mit der er ein Kind hatte. Seine Frau Elisabeth wurde 1940 eine Patin von Barbara Pernet (siehe früherer Blogbeitrag). Von Gerd-Harald Ludendorff liegen auch Auskünfte über die Familie Ludendorff im Institut für Zeitgeschichte in München vor (hier erwähnt). Er ist schon 1983 in Erlangen gestorben. In diesem Verwandtschaftskreis blieben Erinnerungen an ein harmonisches Familienleben Erich Ludendorffs in der ersten Ehe in Erinnerung, wie ebenfalls schon in einem früheren Blogbeitrag berichtet wurde.
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  1. Nebelin, Manfred: Ludendorff. Diktator im Ersten Weltkrieg. Siedler Verlag, München 2010 
  2. Tempelhoff, Henny von: Mein Glück im Hause Ludendorff. Verlag August Scherl, Berlin [1918] 
  3. Ludendorff, Erich: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter deutscher Volksschöpfung. Band 1. Ludendorffs Verlag GmbH, München 1940 (Google Bücher)
  4. Ludendorff, Erich: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter deutscher Volksschöpfung. Meine Lebenserinnerungen von 1926 bis 1933. Verlag Hohe Warte, Pähl 1951 (Google Bücher) 
  5. Ludendorff, Mathilde: Statt Heiligenschein oder Hexenzeichen. Freiheitskampf wider eine Welt von Feinden an der Seite des Feldherrn Ludendorff. Verlag Hohe Warte, Pähl 1968 (Google Bücher)
  6. Urkunden- und Dokumentennachlaß des Majors Eugen Ludendorff. Hermann Historica, 9.Mai 2007
  7. Uhle-Wettler, Franz: Erich Ludendorff. ...

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