tag:blogger.com,1999:blog-55319195394412952812024-03-16T00:57:48.745+01:00Studiengruppe NaturalismusStudiengruppe "Naturwissenschaftsnahes Philosophieren und Hintergrundpolitik-Kritik seit 1900 / Ludendorff-Bewegung"Bernd Kummerhttp://www.blogger.com/profile/01606272293823305973noreply@blogger.comBlogger164125tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-28265579975953683062024-03-08T05:07:00.016+01:002024-03-08T06:02:04.933+01:00Von Bagdad nach Gelsenkirchen<div style="text-align: justify;"><span style="text-align: left;"><b>Ein ehemaliger Funkoffizier des Ersten Weltkrieges wird 1937 Anhänger der Philosophie von Mathilde Ludendorff</b></span></div><div style="text-align: left;"><b>- Seine seltenen Fotografien aus dem Ersten Weltkrieg werden als geschichtliche Quelle gesichert</b></div><p style="text-align: justify;">Von dem ehemaligen deutschen Funkoffizier und Diplomingenieur Ernst Liesching (1882-1965) (<a href="https://www.bsb-muenchen.de/sammlungen/bilder/fotoarchive/fotoarchiv-ernst-liesching/">BSB</a>) sind seltene Fotoaufnahmen aus dem Ersten Weltkrieg überliefert, insbesondere aus Bagdad von der Mesopotamien-Front und von seiner dortigen Zusammenarbeit mit den Soldaten der türkischen Armee. Auf seinen Fotografien wird unter anderem auch die bittere Armut deutlich, die damals im Osmanischen Reich herrschte. Durch seine Fotografien entstand ein Interesse auch an seiner sonstigen Biographie (1). </p><p style="text-align: justify;">Für diesen Blog ist Liesching deshalb interessant, weil er 1937 - mit 55 Jahren - aus der protestantischen Kirche ausgetreten ist und Anhänger der Philosophie von Mathilde Ludendorff geworden ist. Er erinnert ein wenig an den vormaligen Funker Wilhelm Knake (1900-1979) (<a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2015/11/von-sumatra-bis-athen-ein.html">Stgr2015</a>), der sich nach 1945 als rühriger naturwissenschaftsnaher Autor der Ludendorff-Bewegung bemerkbar gemacht hat. Auf einer von ihm aus dem Ersten Weltkrieg erhaltenen Fotografie wirkt Ernst Liesching weich gestimmt und nachdenklich (Abb. 1). Aber vor welchem sonstigen biographischen Hintergrund geschah nun wohl seine Hinwendung zur Philosophie von Mathilde Ludendorff? - Recherchen ergaben, daß Ernst Liesching in Stuttgart geboren worden ist (1):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Sein Vater war ein Enkel des Verlegers, Buch- und Kunsthändlers Samuel Gottlieb Liesching (1786-1864), der in Stuttgart einen Verlag gegründet hatte und sich in der liberalen Bewegung des 19. Jahrhunderts engagierte. Ernst Lieschings Onkel wiederum war der Rechtsanwalt und Politiker Theodor Gottfried Liesching (1865-1922), der von 1901 bis 1918 dem württembergischen Landrat und von 1912 bis 1918 dem Reichstag angehörte. Im November 1918 war er für drei Tage der letzte königlich württembergische Ministerpräsident. Ende 1918 beteiligte sich Theodor G. Liesching an der Gründung der DDP, und von November 1918 bis Februar 1922 bekleidete er das Amt des württembergischen Finanzministers.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Ernst Liesching hat 1901 bis 1905 Maschinenbau an der Technischen Universität Stuttgart, sowie 1906 an der Technischen Hochschule Danzig studiert. Ein solches Studium war damals etwa so fortschrittlich wie heute ein Studium in Informatik. </p><p style="text-align: justify;">1913 wurde sein Sohn in Essen geboren. </p><p style="text-align: justify;"><span style="-webkit-text-stroke-width: 0px; color: black; display: inline; float: none; font-family: "Times New Roman"; font-size: medium; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-variant-ligatures: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; orphans: 2; text-align: justify; text-decoration-color: initial; text-decoration-style: initial; text-decoration-thickness: initial; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; widows: 2; word-spacing: 0px;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="-webkit-text-stroke-width: 0px; font-family: "Times New Roman"; letter-spacing: normal; margin-left: auto; margin-right: auto; orphans: 2; text-align: center; text-decoration-color: initial; text-decoration-style: initial; text-decoration-thickness: initial; text-transform: none; widows: 2; word-spacing: 0px;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh0ZwBPKTZklHraIImvn4eBLjrphCs65WXuf1ZcA7P_xMwsVa1nbbYv5HzDHWXesOoY83zEco0TNw8c694ASTBBFuvTakmsoXXoklUYBcvjZbmKl3DyGH2uZzEFr9cYEOVkdmxD-y8P3FzZmPtDXOtGJxH6gDPLOfaPrXsi0Ywl9w9NQR1n27YQgV5thtQ/s367/csm_lie-000138_ernst_liesching_5d7dbbae27.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="367" data-original-width="301" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh0ZwBPKTZklHraIImvn4eBLjrphCs65WXuf1ZcA7P_xMwsVa1nbbYv5HzDHWXesOoY83zEco0TNw8c694ASTBBFuvTakmsoXXoklUYBcvjZbmKl3DyGH2uZzEFr9cYEOVkdmxD-y8P3FzZmPtDXOtGJxH6gDPLOfaPrXsi0Ywl9w9NQR1n27YQgV5thtQ/w524-h640/csm_lie-000138_ernst_liesching_5d7dbbae27.jpg" style="cursor: move;" width="524" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Funkoffizier Ernst Liesching in Bagdad zwischen 1916 und 1918</td></tr></tbody></table><p style="text-align: justify;">Am Ersten Weltkrieg hat er dann mit 32 Jahren als Funkoffizier teilgenommen und dabei sind zwei historisch interessante Fotoalben entstanden (1):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Von Herbst 1916 bis Sommer 1918 diente er an der Mesopotamienfront, einem Nebenkriegsschauplatz des Ersten Weltkriegs, wo deutsche Truppen an der Seite des Osmanischen Reiches gegen Großbritannien kämpften. (...) Der Großteil der Einzelaufnahmen - knapp 190 Fotos - stammt von Lieschings eigentlicher Station, aus dem Irak, wo er fast zwei Jahre stationiert war. <b><span style="color: #990000;">In Bagdad leitete er die ‚Schwere Funkenstation 4</span></b> der Kaiserlich deutschen Funkerabteilung 151‘, die der 6. Türkischen Armee zugeteilt war. Die Station befand sich am Standort des Oberkommandos der 6. Armee und verkehrte zum einen mit den in der Armeefront eingesetzten Funkstationen und zum anderen mit einer Großstation in Konstantinopel. Lieschings Bilder stammen aus Bagdad, Tikrit, Kirkuk, Mossul sowie vom Tigris (El-Humr).</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Liesching lebte von 1919 bis 1961 in Gelsenkirchen, bzw. in Gelsenkirchen-Buer. Seiner dortigen Entnazifizierungsakte von 1946 sind die weiteren biographischen Hintergründe zu entnehmen (1):</p><div style="text-align: justify;"></div><blockquote><div style="text-align: justify;">Er bekleidete von Juli 1919 bis Juni 1931 den Posten des Direktors der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke Gelsenkirchen. (...) Der vergleichsweise junge Pensionär engagierte sich in der Folge für viele Jahre als ehrenamtlicher Geschäftsführer der Vereinsbezirke Rheinland und Westfalen des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern.</div><div style="text-align: justify;">Von Lieschings privaten Interessen zeugen u. a. die im Fragebogen der Entnazifizierungsakte genannten Mitgliedschaften beim Kegelklub Buer, beim Sauerländischen Gebirgsverein sowie beim Verein für Bodenreform. Außerdem war er ‚Alter Herr‘ der beiden Burschenschaften, denen er als Student in Stuttgart und Danzig angehört hatte. Seit 1907 war er außerdem Mitglied im Verein Deutscher Ingenieure (VDI).</div><div style="text-align: justify;">Auch sein Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg findet sich in Lieschings Fragebogen von 1946 wieder. Er war laut eigenen Angaben Mitglied im ‚Bund der Asienkämpfer - Vereinigung der Asienkämpfer, Balkankämpfer und Orientfreunde e. V.‘, einem Veteranenbund des Asien-Korps. Daneben gehörte er der ‚Kameradschaftlichen Vereinigung ehemaliger Angehöriger der Nachrichtentruppen Rheinland und Westfalen‘ an. Laut Lieschings Angaben im Fragebogen erhielt er für seine Einsätze im Ersten Weltkrieg mehrere Auszeichnungen.</div><div style="text-align: justify;">Politisch stand Liesching vor 1933 im nationalliberalen Lager: Bei den Reichstagswahlen vom November 1932 und vom März 1933 gibt er im Fragebogen an, <b><span style="color: #274e13;">die Deutsche Volkspartei (DVP) gewählt</span></b> zu haben. In der Zeit des Nationalsozialismus tat sich Liesching politisch nicht groß hervor. Zwar <b><span style="color: #990000;">trat er 1937 aus der evangelischen Kirche aus, schloß sich der nationalreligiös-völkischen Bewegung von Mathilde Ludendorff (Frau des Generals Erich Ludendorff) an und trat noch 1942 der NSDAP bei</span></b>. Vom zuständigen Entnazifizierungsausschuß wurde Ernst Liesching 1946 aber als "politisches Kind" bezeichnet und entlastet.</div></blockquote><div style="text-align: justify;"></div><p style="text-align: justify;">1937 war Ernst Liesching schon 55 Jahre alt. Es wäre sicherlich nicht uninteressant zu erfahren, aufgrund welcher persönlicher Umstände er dazu gekommen ist, aus der evangelischen Kirche auszutreten und sich zur Philosophie von Mathilde Ludendorff zu bekennen. Als Frühpensionierter könnte er Gelegenheit gehabt haben, sich gründlicher mit religiösen und weltanschaulichen Fragen zu beschäftigen, insbesondere solchen Fragen, die sich aus der Nähe zur Naturwissenschaft ergeben. </p><p style="text-align: justify;">Das Bekenntnis könnte auch damit in Zusammenhang stehen, daß es auch in diesen Jahren philosophische Vortragsveranstaltungen der Ludendorff-Bewegung im Rheinland gegeben hat. Wie er sich zur Philosophie von Mathilde Ludendorff nach 1945 gestellt hat, wäre ebenfalls von Interesse.</p><p style="text-align: justify;">__________</p><p style="text-align: justify;"></p><ol><li>Kraus, Eva: Ernst Liesching und seine Fotografien aus dem Ersten Weltkrieg. Bibliotheksmagazin der Bayr. Staatsbibliothek 2/2022, S. 72ff (<a href="https://www.bsb-muenchen.de/fileadmin/pdf/publikationen/bibliotheksmagazin/bm_2022_2.pdf">pdf</a>)</li></ol><p></p>Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-32197661569161236042024-02-28T21:08:00.058+01:002024-03-09T07:34:28.258+01:00"Den so hohen Ernst der Stunde verstehen"<div style="text-align: justify;"><b>Freimaurer und Okkulte in den obersten Reichsbehörden Berlins</b></div><div style="text-align: justify;"><b>- Sie stellen sich gegen Erich Ludendorff in Fragen </b><b>rund um die deutsche Wehrvorlage von 1912/13</b></div><div style="text-align: justify;"><b>- Ein neu bekannt gewordener Brief Ludendorffs aus dem Dezember 1912 gewährt Einblick in damalige Vorgänge</b></div><p style="text-align: justify;"><b><span style="color: #4c1130;">"Am nächsten Baume aufgeknüpft und noch verbrannt"</span></b> zu werden, das erwartete Erich Ludendorff (1865-1937) schon zu Weihnachten 1912 als sein Schicksal, wenn sein Name in Zusammenhängen genannt werden würde rund um die Wehrvorlage, die er zu jener Zeit als treibende Kraft im deutschen Generalstab vorbereitete (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Denkschrift_Moltke/Ludendorff">Wiki</a>). War es so ein großes Verbrechen, eine Heeresverstärkung vorzubereiten und darüber zu sprechen?</p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody><tr><td><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEicG3Ozz1YPOeEic3_YEqBHsSEBdTCb3kn8lr4wFjkrgqX0dPiGP0P5jW_NAawVvhHvkQTVxAOYpGkd9FBt8RNqnmlB1MBoCOg9hlPh5YlRs6powRnG7L7k27RThUXaHTmeW7o7Xk-cAZQ/s1600/1914+E.+u.+Kl%C3%A4re+Ludendorff.jpeg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="508" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEicG3Ozz1YPOeEic3_YEqBHsSEBdTCb3kn8lr4wFjkrgqX0dPiGP0P5jW_NAawVvhHvkQTVxAOYpGkd9FBt8RNqnmlB1MBoCOg9hlPh5YlRs6powRnG7L7k27RThUXaHTmeW7o7Xk-cAZQ/s640/1914+E.+u.+Kl%C3%A4re+Ludendorff.jpeg" width="640" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption">Abb. 1: Erich Ludendorff und seine Mutter im Jahr 1914, kurz vor ihrem Tod am 6. März 1914<br /></td></tr></tbody></table><p style="text-align: justify;">Offenbar ist das von bestimmten Leuten durchaus so gesehen worden. Die zitierten Worte stehen in einem Brief, den Erich Ludendorff zu Weihnachten 1912 in Berlin geschrieben hat, und der seit 2021 öffentlich zugänglich ist (1).</p><p style="text-align: justify;">Gab es also schon zu Weihnachten 1912 eine so hochemotionale Situation rund um seine Person und sein Wirken innerhalb regierender Kreise in Berlin, rund um den Reichskanzler von Bethmann-Hollweg, rund um den Kriegsminister Josias von Heeringen (1850-1926) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Josias_von_Heeringen">Wiki</a>)*), innerhalb des Generalstabes und bis in das Militärkabinett, das Personalamt des preußischen Heeres hinein? Grund war, daß der Oberst Ludendorff seit 1909 - verstärkt seit Anfang 1912 (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Denkschrift_Moltke/Ludendorff">Wiki</a>) - in Denkschriften und persönlichen Aussprachen mit Nachdruck für eine Heeresverstärkung eintrat, und zwar für die größte Heeresverstärkung in der Geschichte des Deutschen Reiches. Daß dieses Wirken starke Gegenreaktionen hervorrief und starke Emotionen unter der Decke brodelten, konnte der wache Zeitgenossen auch der Presse jener Monate entnehmen (siehe gleich). </p><p style="text-align: justify;">Das Wirken Ludendorff ging von jenem Ort aus, an dem sich heute das Bundeskanzleramt befindet. Es war also in Sichtweite vom Reichstagsgebäude entfernt. Das Dienstgebäude des deutschen Generalstabes, die sogenannte "rote Bude" (<a href="https://studgenpol.blogspot.com/2012/03/von-der-roten-bude-zum-bundeskanzleramt.html">GAj2012</a>), war 1945 bei Verteidigungskämpfen rund um das Reichstagsgebäude schwer beschädigt worden (<a href="https://studgenpol.blogspot.com/2012/12/berlin-april-1945-verteidigung-von.html">GAj2012</a>). 1947 war die Ruine abgerissen worden. </p><p style="text-align: justify;">Ludendorff hat seinerseits den Haß erwiedert, der ihm entgegenschlug. Vier Monate später, nachdem er Ende Januar 1913 auf Betreiben seiner Gegner aus Berlin verbannt worden war, "strafversetzt" worden war, zum Regimentskommandeur in Düsseldorf ernannt worden war, wo man ihm, wie gesagt wurde, "Disziplin beibringen" sollte (2), schrieb er am 9. April 1913 (an seinem Geburtstag) an seine in Berlin verbliebene Mutter, und zwar just zu der Zeit, in der im Reichstag in Berlin die von ihm so energisch vorangebrachte Wehrvorlage erörtert wurde (<a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2015/10/erich-ludendorff-und-dusseldorf.html">Stgr2015</a>):</p><blockquote><p style="text-align: justify;"><b><span style="color: #4c1130;">Ich lese mit Spannung die Reden im Reichstage, der Reichskanzler war für seine Verhältnisse gut, empörend wieder dieser Kriegsminister. Warum ist man damals nicht meinem Rat gefolgt und hat ihn weggeschickt? Es ist ein Unglück unserer leitenden Kreise, daß sie die Unzulänglichkeit dieses Mannes nicht einsehen wollen. (...) Du glaubst nicht, wie ich die hasse.</span></b></p></blockquote><p style="text-align: justify;">Von welchen Unzulänglichkeiten hier die Rede ist, wird ein wenig deutlicher, wenn wir in die hier genannten Reden in der Reichstagssitzung vom 7. April 1913 zur Wehrvorlage hinein blicken. Sie sind auch heute noch gut zugänglich, besser als jemals. Als erster hat der Reichskanzler von Bethmann-Hollweg gesprochen (<a href="https://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00003385/images/index.html?fip=193.174.98.30&seite=59&pdfseitex=">DigSam</a>). Als zweiter sprach der von Ludendorff genannte Kriegsminister von Heeringen (<a href="https://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00003385/images/index.html?id=00003385&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=63">DigSam</a>). Ludendorff wird bei Sätzen wie den folgenden nur noch verständnislos den Kopf geschüttelt haben:</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Die Ausdehnungsfähigkeit einer Armee im Frieden hat ihre Grenze, wenn sie nicht zeitweise zu einer Art von Miliz herabsinken soll. (...) Daher sollen den einzelnen Waffengattungen nur diejenigen Neubildungen gegeben werden, die unter den heute zu berücksichtigenden Verhältnissen unentbehrlich sind.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Hier drückt sich freilich eine "Unzulänglichkeit" aus, aus der damaligen militärpolitischen Lage Deutschlands und der Rüstungsverhältnisse innerhalb von Europa die richtigen Schlußfolgerungen zu ziehen, die wahrlich grenzenlos anmutet. </p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgyi59AEY1NqnOxISdWOPc1iaISCCvddQZ24HoL7w53ouqGyTo_fCmYYEr324vhPHYcWyTIv04J9pvp6f_SPSCWk7JCrEyMtQHOzsTcds5ra5CnKMH7RzzzC-OYWeC6yNlrR0FTV9HZBJL9hOzUKZa2e8b7hMV-OPtcB2HMH8GhqZU5shzTfsuevqCkJa0/s1284/kaiser-wilhelm-ii-und-nicholas-christopher-von-lynk-josias-von-heeringen-und-graf-moltke-c45p25.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="802" data-original-width="1284" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgyi59AEY1NqnOxISdWOPc1iaISCCvddQZ24HoL7w53ouqGyTo_fCmYYEr324vhPHYcWyTIv04J9pvp6f_SPSCWk7JCrEyMtQHOzsTcds5ra5CnKMH7RzzzC-OYWeC6yNlrR0FTV9HZBJL9hOzUKZa2e8b7hMV-OPtcB2HMH8GhqZU5shzTfsuevqCkJa0/w640-h400/kaiser-wilhelm-ii-und-nicholas-christopher-von-lynk-josias-von-heeringen-und-graf-moltke-c45p25.jpg" width="640" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Die wichtigsten Personen rund um die Heeresvorlage 1912/13: Moriz von Lyncker, Leiter des Militärkabinetts (Personalangelegenheiten), Kaiser Wilhelm II., Kriegsminster Josias von Heeringen, Generalstabschef Graf von Moltke<br /></td></tr></tbody></table><p style="text-align: justify;">Als Nachgeborener freilich werden die Zusammenhänge und Wahrnehmungen rund um die Erörterungen der Wehrvorlage viel plastischer, wenn man die Ausführungen des nachfolgenden Redners liest, der von Ludendorff gar nicht erwähnt worden ist in seinem Brief. Dabei handelte es sich um den Vertreter der damals größten Fraktion im deutschen Reichstag, um den Mitvorsitzenden der SPD, den Abgeordneten Hugo Haase (1863-12919) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Haase">Wiki</a>). Hugo Haase gibt nämlich einen auffallend guten Überblick über die Vorgeschichte der neuen Wehrvorlage, zumindest soweit sie der Öffentlichkeit bekannt geworden war. Er stellt dar, daß der Kriegsminister es noch am 10. Januar 1913 hatte dementieren lassen, daß an einer neuen Wehrvorlage überhaupt gearbeitet würde. Was Haase dann - aus SPD-Sicht - als "Hetze" bezeichnet, hätte aus damaliger wie heutiger Sicht auch einfach nur als "Kritik" bezeichnet werden können. Dann wäre es neutraler formuliert. Haase führt also aus über das genannte Dementi des Kriegsministers aus (<a href="https://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00003385/images/index.html?id=00003385&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=70">DigSam</a>):</p><div style="text-align: justify;"></div><blockquote><div style="text-align: justify;">Als das Dementi (...) kam, da wurde die Hetze </div></blockquote><p>sprich: Kritik </p><blockquote><div style="text-align: justify;">der "Post", der "Rheinisch-Westfälischen Zeitung", der "Täglichen Rundschau" gegen den Reichskanzler und gegen den Kriegsminister fortgesetzt. Es erschien damals in der "Post" die Nachricht, <b><span style="color: #990000;">es sei seit längerer Zeit bekannt, daß zwischen den maßgebenden Stellen der Regierung</span></b> gerade um die Fragen, von denen Deutschlands Schicksal unmittelbar abhänge, <b><span style="color: #990000;">erbitterte Kämpfe geführt würden</span></b>, daß dort ein <b><span style="color: #990000;">Tohuwabohu</span></b> herrsche, wie es größer kaum gedacht werden könnte. Es ständen sich zwei Weltanschauungen diametral gegenüber: auf der einen Seite jene Stellen, welche in erster Linie die Verantwortung für den Verlauf und Ausgang eines möglichen Feldzuges tragen, auf der anderen Seite diejenigen, die von einem unglaublichen Friedenswahn befangen sind, und die aus Furcht vor parlamentarischen und innerpolitischen Schwierigkeiten sowie aus Gründen bürokratischer Sparsamkeit blind und taub gegen die elementarsten Gebote militärischer Notwendigkeit seien.</div><div style="text-align: justify;">Kaum war der Artikel erschienen, da kam mit einem Male die "Norddeutsche Allgemeine" am 24. Januar, im Gegensatz zu ihrer früheren Haltung, mit der überraschenden Erklärung: "Ein hiesiges Blatt will erfahren haben, daß seit längerer Zeit zwischen den maßgebenden Stellen der Reichsregierung um eine neue Militärvorlage <b><span style="color: #990000;">erbitterte Kämpfe</span></b> geführt würden. Es handelt sich hier um aufgeregte Treibereien, mit denen der Sache, die in Frage steht, schlecht gedient ist. Die maßgebenden Stellen sind längst einig darin, daß eine Reihe von Mehrbedürfnissen unseres Heeres befriedigt werden müssen".</div><div style="text-align: justify;">Daraus, meine Herren, ist mit zwingender Notwendigkeit der Schluß zu ziehen, <b><span style="color: #274e13;">daß erst in diesen Tagen der Reichskanzler und der Kriegsminister vor dem</span></b> Wehrverein und dem mit dem Wehrverein Hand in Hand gehenden <b><span style="color: #274e13;">Generalstab kapituliert haben</span></b>. Es ist durch die "Norddeutsche Allgemeine" selbst verbreitet worden, <b><span style="color: #274e13;">daß im Januar von Allerhöchster Stelle die Entscheidung gefallen ist, und als diese Entscheidung zu Gunsten des Generalstabs fiel, da haben der Herr Reichskanzler und der Herr Kriegsminister einfach ihre Anschauungen geändert</span></b>, da haben sie dem Generalstab nachgegeben, da haben sie mit einem Male erklärt, alles das sei notwendig, was sie selbst, wie wir annehmen müssen, in Übereinstimmung mit uns bis dahin bekämpft haben.</div><div style="text-align: justify;">Ist das aber richtig, dann fallen alle die Ausführungen des Herrn Reichskanzlers in nichts zusammen. <b><span style="color: #274e13;">Wie richtig das alles ist, konnte man aus psychologischen Erwägungen auch heute aus der Haltung des Kriegsministers schließen.</span></b> Als der Herr Kriegsminister seine Rede schloß, da haben wir wohl alle angenommen, daß er nun erst recht die Gründe für die Vorlage vorbringen würde. <b><span style="color: #274e13;">Ist es denn schon in einem Parlament der Welt vorgekommen, daß bei einer Vorlage von dieser Tragweite der Kriegsminister nichts weiter tut, als daß er </span><span style="color: #990000;">in der dürftigsten, unzulänglichsten Form den Inhalt der Begründung paraphrasiert</span><span style="color: #274e13;">, diesen Inhalt, der selbst so </span><span style="color: #990000;">nichtssagend</span><span style="color: #274e13;"> ist wie nur irgend etwas?</span></b> (...)</div><div style="text-align: justify;"><b><span style="color: #274e13;">Meine Herren, der Herr Kriegsminister hat eben - das fühle ich ihm allerdings nach - von Herzen diese Vorlage nicht vertreten können.</span></b></div></blockquote><div style="text-align: justify;"></div><p style="text-align: justify;">Innerlich stehen Haase, von Bethmann-Hollweg und von Heeringen - das bringt Haase hier zum Ausdruck - auf der gleichen Seite. Haase wendet sich dann noch ausdrücklich an die Abgeordneten der Zentrums-Partei, weil er von diesen auch noch erwartet, daß sie - wie die SPD - gegen die Wehrvorlage stimmen würde (was sie dann nicht tat). </p><p style="text-align: justify;">Haase bezieht sich dann als vorbildlich nicht nur auf das Schweizer Milizheer, sondern auch noch auf das preußische Volksheer des Jahres 1813, dem in den Jahren 1812/13 die konservativen Kreise skeptisch gegenüber gestanden seien, und das auch nicht gut (durch eine mehrjährige Wehrpflicht) auf den Krieg des Jahres 1813 vorbereitet gewesen sei, und das dennoch über Napoleon gesiegt habe. Daß dieser Vergleich auf vielen Ebenen mehr als hinkt, wird auch schon damals den meisten Zuhörern aufgegangen sein. Er übergeht dabei zum Beispiel ganz, daß Preußen damals mit Rußland und England verbündet war und diese Mächte nicht zusätzlich auch noch als Gegner hatte. Hätte Preußen im Jahr 1813 Rußland und England gemeinsam mit Frankreich als Gegner gehabt - hätte es dann jemals einen Krieg gewinnen können? Friedrich dem Großen war sogar das fünfzig Jahre früher gelungen (im Siebenjährigen Krieg). Aber das stand bekanntlich sehr oft "Spitz auf Knopf".</p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjKVGjPP-7o-2P9iRz99bDrvr9Il1cvMfocFXXN7C8ZPnMFqqn7RkERNn5ff7fhqmBYICEt70t3qkGlrM9YyxGC0ge5JXQjAJsMbiK_BNm6W2GF5fUj60ge-l27ew7H95MWZlNpHQfHp3tTFTUmsPT8-Toq0P8RD8mWer_cdW79ELnLvWIqujM-TAgNxCo/s1298/graf-helmuth-von-moltke-n1848-1916-deutscher-soldat-ff8xw8.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1298" data-original-width="839" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjKVGjPP-7o-2P9iRz99bDrvr9Il1cvMfocFXXN7C8ZPnMFqqn7RkERNn5ff7fhqmBYICEt70t3qkGlrM9YyxGC0ge5JXQjAJsMbiK_BNm6W2GF5fUj60ge-l27ew7H95MWZlNpHQfHp3tTFTUmsPT8-Toq0P8RD8mWer_cdW79ELnLvWIqujM-TAgNxCo/w414-h640/graf-helmuth-von-moltke-n1848-1916-deutscher-soldat-ff8xw8.jpg" width="414" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 3: Generalstabschef von Moltke - Der spiritueller Berater seiner Frau war Rudolf Steiner</td></tr></tbody></table><p style="text-align: justify;">Man sieht jedenfalls an den Ausführungen von Hugo Haase, daß SPD, Kriegsminister und Reichskanzler innerlich schon 1913 miteinander auf einer Linie lagen - nämlich gegen den Generalstab, und daß Kriegsminister und Reichskanzler gegenüber dem Generalstab nur deshalb eingeknickt sind, weil schließlich auch der Kaiser selbst seine Meinung geändert hatte. Das arbeitet Hugo Haase deutlich heraus. </p><h2 style="text-align: justify;">"Ich hatte ja auch im Generalstabe selbst Feinde"</h2><p style="text-align: justify;">Diese Rede von Hugo Haase läßt noch einmal doppelt fragen, wie das, war man als Zeitgenosse damals nur durch vage Presseberichte wahrnehmen konnte, von Erich Ludendorff selbst intern als der treibenden Kraft der Wehrvorlage wahrgenommen worden ist. Wir lesen über einen Bericht, den der bayrische Militärbevollmächtigte im Großen Generalstab in Berlin Karl Wenninger (1861-1917) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Wenninger">Wiki</a>) nach München sandte (4, S. 129):</p><div style="text-align: justify;"></div><blockquote><div style="text-align: justify;">Am 25. 11. 1912 hatte
Wenninger Unterredungen mit Ludendorff, Wachs und Bergmann vom Generalstab bzw. Kriegsministerium und berichtete wie folgt nach München:</div><div style="text-align: justify;">"1.) Greifbare diplomatische Nachrichten über eine
unmittelbar drohende Kriegsgefahr liegen weder beim Kriegsministerium noch beim Großen Generalstab vor.
Aus Rußland berichten Militärattache und Konsulate übereinstimmend, daß von irgendwelchen Mobilmachungsregeln dort z. Zt. nicht die Rede sei. (...) Frankreich habe ebenso wie Deutschland noch keinerlei Schritte in der Richtung "Verstärkung der Kadres" getan.
Dagegen scheine Österreich unmittelbar vor entscheidenden Maßnahmen zu stehen. Eine partielle Mobilmachung sei bereits im Gange. Besonders alarmierend wirkte dort die verbürgte Nachricht, daß Serbien Transporte schwerer Artillerie, die gegen Skutari bestimmt waren, unterwegs anhielt und an die
Donau zurückdirigierte. Ein Losschlagen Österreichs werde voraussichtlich Rußland aus seiner Lauerstellung herauslocken. Dann würde eine deutsche Mobilmachung gegen Rußland vielleicht notgedrungene Folge sein. [...]</div><div style="text-align: justify;">2.) Jedenfalls ist die Lage eine hochgespannte. Die Folgen sind verschiedene Beschleunigungen militärischer Maßnahmen. [...]"</div></blockquote><div style="text-align: justify;"></div><p style="text-align: justify;">Am 9. April 1913 kritisierte Wenninger in der Reichstagssitzung zur Wehrvorlage die Rede des bayerischen Zentrums-Abgeordneten Caspar Haeusler, der für diese nur Beifall von den Sozialdemokraten erhalten hatte (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Wenninger">Wiki</a>). Auf Wikipedia wird seine Kritik als "skandalös" bezeichnet, sie liest sich aber im Original harmloser als es dieser Charakterisierung entnommen werden könnte (s. <a href="https://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00003385/images/index.html?fip=193.174.98.30&seite=131&pdfseitex=">DigSam</a>, <a href="https://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00003385/images/index.html?id=00003385&groesser=150&fip=193.174.98.30&no=&seite=158">a</a>, <a href="https://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00003385/images/index.html?id=00003385&seite=165&fip=193.174.98.30&nativeno=&groesser=150%25">b</a>).</p><p style="text-align: justify;">Erich Ludendorff selbst schildert in seinen Erinnerungen seinen Einsatz und seine Eingaben in Hinsicht auf eine Heeresvermehrung seit dem Jahr 1909 über 26 Seiten hinweg (2, S. 130-156), geht darin aber in der Regel nicht auf einzelne Unterredungen ein wie die eben genannte.</p><p style="text-align: justify;">Solange zwischen ihm und dem Generalstabschef noch sein Vorgesetzter von Stein gestanden hatte, hatte er sich noch nicht mit ausreichendem Nachdruck dafür einsetzen können. 1912 aber wurde Stein versetzt und Ludendorff hatte unmittelbar Zugang zum Generalstabschef. Nachdem Ludendorff detailliert all die schriftlichen Eingaben insbesondere an das Kriegsministerium (über seine Vorgesetzten, vor allem über von Moltke) geschildert hatte, schreibt er abschließend und zusammenfassend über den Generalstabschef von Moltke und seine Umgebung im Generalstab (2, S. 156):</p><div style="text-align: justify;"></div><blockquote><div style="text-align: justify;">In der Tat, den Kampf im Generalstabe mit einem so nachgiebigen, unter okkulten Einflüssen stehenden, innerlich immer mehr zusammenbrechenden Mann an der Spitze durchzuführen, war nicht leicht. Ich hatte ja auch im Generalstabe selbst Feinde. Meine deutliche Sprache und mein heftiges Drängen dem Kriegsministerium gegenüber waren namentlich der Zentralabteilung nicht recht. Sie befürchtete wohl, sie könne bei Etatsforderungen des Generalstabes, die ja schließlich auch das Kriegsministerium zu vertreten hatte, Schwierigkeiten haben, und auch das Militärkabinett, das mit dem Kriegsministerium in allen Fragen durch dick und dünn ging und auch auf die Personalien des Generalstabes Einfluß hatte, unangenehm berührt sein. Die Tatsache aber, daß der Bürochef der Zentralabteilung des Großen Generalstabes ein Freimaurer war und <b><span style="color: #990000;">Freimaurer im Militärkabinett*) und im Kriegsministerium</span></b> saßen, <b><span style="color: #990000;">wird dabei die ausschlaggebende Rolle gespielt haben</span></b>. Dem General v. Moltke wurde jedenfalls gesagt, ich könne nicht kommandierender General werden, wenn ich nicht jetzt ein Regiment bekäme, wozu ich allerdings auch heranstand. Ich habe solche Fürsorge für mich stets „warm“ empfunden. Das „Kommandierendergeneralwerden“ war nur ein Vorwand, <b><span style="color: #274e13;">man wollte mich los sein</span></b>. Der weiche General v. Moltke durchschaute das alles nicht, vielleicht war ich ihm auch selbst zu scharf drängend. <b><span style="color: #274e13;">Wohl hielten auch von den überstaatlichen Mächten hörige Medien meine Versetzung für geboten</span></b>, denn ich habe später erfahren, daß schon vor vor dem Weltkriege in Freimaurerkreisen gegen mich gearbeitet wurde, was ja auch von ihrem Standpunkt aus eine Selbstverständlichkeit war. Als mir General v. Moltke die Mitteilung von meiner bevorstehenden Versetzung machte, klang die Begründung bei ihm weiter nicht sehr überzeugend. Wie wenig er sie selbst für stichhaltig gehalten hat, geht daraus hervor, daß er mich schon nach wenigen Monaten, und zwar im Juni, dem Chef des Militärkabinetts zur Ernennung als Direktor des allgemeinen Kriegsdepartements im Kriegsministerium vorschlug. Ich konnte selbstverständlich dem General v. Moltke, als er mir von meiner bevorstehenden Versetzung sprach, nichts entgegenhalten. Dazu war ich zu stolz. Bei seinem Schwanken versprach ich mir durch mein Verbleiben im Generalstabe auch nicht mehr Entscheidendes für die Durchbringung der Heeresvorlage, so wie ich sie für nötig gehalten hatte. Was unter den traurigen Verhältnissen zu erreichen war, war schon festgestellt.</div><div style="text-align: justify;">Ich wurde also am 27. Januar 1913 aus dem Generalstabe als Regimentskommandeur nach Düsseldorf versetzt, der Chef des Militärkabinetts schrieb an meinen kommandierenden General v. Einem, wie dieser mir viele Jahre später mitgeteilt hat, "er müsse mir Disziplin beibringen".</div></blockquote><div style="text-align: justify;"></div><p style="text-align: justify;">Von den Auseinandersetzungen, die Ludendorff in seinen Erinnerungen aus interner Sicht schildert, ist also doch allerhand nach außen an die Presse gedrungen - zwar immer nur gerüchteweise, aber fast noch "aufwühlender" als Ludendorff selbst es schildert. In der von Ludendorff gegebenen Anmerkung zu den Freimauren im Generalstab schrieb er (2, S. 156):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Im Militärkabinett waren die Freimaurer damals durch Major v. Marschall vertreten, auf dessen Drängen im Jahre 1918, nach meinem Abgang, General Groener im Einverständnis mit General v. Hindenburg mein Nachfolger wurde.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Der Leiter des Militärkabinetts war im übrigen Moriz von Lyncker (1853-1932) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Moriz_von_Lyncker">Wiki</a>) (zu ihm s.a. <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2011/12/ein-deutscher-generalstabschef-und-die.html">Stgr2011</a>). Dieser war es, der dem künftigen Vorgesetzten Ludendorffs, dem General von Einem, schrieb, er solle Ludendorff "Disziplin beibringen". Ludendorff hatte wahrlich nicht zwischen diese ganze Freimaurerhörigkeit gepaßt. Aber immerhin! Fünf Monate konnte sich sogar der "unzulängliche" Kriegsminister von Heeringen nicht mehr im Amt halten (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Josias_von_Heeringen">Wiki</a>):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Vom 19. August 1909 bis zum 4. Juli 1913 amtierte Heeringen als Kriegsminister. Er widersetzte sich den Plänen von Generalstabschef von Moltke und Oberst Erich Ludendorff, damals Leiter der Aufmarschabteilung des Generalstabs, die Heeresstärke in Friedenszeiten von 670.000 auf 970.000 Mann aufzustocken. Nur durch einen Immediatvortrag bei Kaiser Wilhelm II. konnte der Kriegsminister es erreichen, daß in der Heeresvorlage 1913 die Heeresvergrößerung auf 117.000 (statt der geplanten 300.000) Mann begrenzt blieb. Doch <b><span style="color: #274e13;">die Kritik, durch seinen Einsatz gegen eine forcierte Aufrüstung habe Heeringen die Aufstellung dreier zusätzlicher Armeekorps vereitelt, riß nicht ab</span></b>. Die Beziehungen zwischen dem Kriegsministerium und dem Generalstab blieben derart angespannt, daß der Kriegsminister den Kaiser um seine Amtsentpflichtung bat.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Offensichtlich hat man sich also von der "Unzulänglichkeit dieses Mannes" schließlich doch noch überzeugt. Seinem Gesuch wurde zum 4. Juli 1913 stattgegeben.</p><h2 style="text-align: justify;">von Moltke schlägt Ludendorff als Mitarbeiter des Kriegsministers vor (Juni 1913)</h2><p style="text-align: justify;">War womöglich das Rücktrittsgesuch des von Heeringen beschleunigt worden durch den Umstand, daß Generalstabschef von Moltke den Obersten Ludendorff schon im Juni 1913 dem Chef des Militärkabinettes zur Ernennung als Direktor des allgemeinen Kriegsdepartements im Kriegsministerium vorgeschlagen hat? Damit wollte er Ludendorff im Kriegsministerium selbst als Untergebenen des Kriegsministers platzieren. Sicherlich ein unerwartetes Vorgehen. Als Begründung schrieb er aber (2, S. 156f):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Euer Exzellenz ist die vorzügliche Beurteilung dieses Offiziers in allen seinen bisherigen Dienststellen bekannt. Er stand, bevor er Regimentskommandeur wurde, fünf 5 Jahre lang an der Spitze der 2. Abteilung des Großen Generalstabes, ist also mit allen Fragen der Organisation des Heeres, der Mobilmachung und des Aufmarsches auf das Genaueste vertraut. Er ist ein Mann mit weitem Blick, von festem Charakter, von schneller Auffassung und eisernem Fleiß, der mir während dieser 5 Jahre gemeinsamer Tätigkeit ein ganz besonders zuverlässiger, nie versagender Gehilfe war.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Da der Kriegsminister auch weiterhin einen schweren Stand im Reichstag haben würde, würde Ludendorff ihm eine gute Hilfe sein (2, S. 156f):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Gerade hierin würde ihm der Oberst Ludendorff in seiner Bestimmtheit, seiner altpreußischen Auffassung und seiner unbedingten Zuverlässigkeit eine hervorragende Stütze sein.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Weiter schrieb er (2, S. 156f):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Wie Euer Exzellenz bekannt, sind während der anstrengenden Tätigkeit des letzten Winters einige Differenzen zwischen ihm und dem Kriegsministerium entstanden, die aber lediglich darauf zurückzuführen sind, daß Oberst Ludendorff nur das eine Ziel im Auge hatte: der Sache zu dienen und die von mir als erforderlich bezeichneten Vorschläge allen fiskalischen Bedenken gegenüber durchzusetzen. ... Daß es mir bei meinem Vorschlage lediglich um die Sache zu tun ist, mögen Euer Exzellenz daraus erkennen, daß ich, so sehr ich das für den Generalstab bedauere, gerade auf die Ernennung des Oberst Ludendorff als Oberquartiermeister verzichte, weil ich seine Verwendung als Direktor des allgemeinen Kriegsdepartement zum Besten des Heeres für noch wertvoller halte.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Es wäre noch einmal genauer auszuloten, was sich der Generalfeldmarschall von Moltke bei diesem Schreiben gedacht hat. Aus ihm geht in jedem Fall die große Wertschätzung hervor, die er für Ludendorff hatte.</p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEil2VHk-HHMfCLLklmMzuB3o6Pi0J2XqfNWT5qx5y7OMa50gzOlYZptcc0wUBom4yBQWN7D_LhXLr8HvKW3kS8hMdEdcIG6zONmu7F2YiOni40VtasGwzxPNDi2VUTQPa25vsTD9CHexW7jfH-DO-K5MrUGMj7MfyII6iGk23HuKbshhpbSRF2-UK-b1oI/s598/service-pnp-ggbain-20400-20476r.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="598" data-original-width="438" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEil2VHk-HHMfCLLklmMzuB3o6Pi0J2XqfNWT5qx5y7OMa50gzOlYZptcc0wUBom4yBQWN7D_LhXLr8HvKW3kS8hMdEdcIG6zONmu7F2YiOni40VtasGwzxPNDi2VUTQPa25vsTD9CHexW7jfH-DO-K5MrUGMj7MfyII6iGk23HuKbshhpbSRF2-UK-b1oI/w468-h640/service-pnp-ggbain-20400-20476r.jpg" width="468" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 4: "Der Kaiser und Prinz Heinrich zum Tee mit General von Heeringen" (zeitgenössische Postkarte, ohne Ort, ohne Datum)</td></tr></tbody></table><p style="text-align: justify;">Die Argumente, die Josias von Heeringen zuvor gegenüber dem Kaiser scheint vorgebracht zu haben, waren gewiß nicht von energischem Vorwärtsdrängen geprägt. Das geht unter anderem aus einem Aufsatz in der Wochenzeitung "Die Zeit" aus dem Jahr 2013 hervor. Die Inhalte desselben werden folgendermaßen wiedergegeben (<a href="http://www.dasdossier.de/presseschau/kultur/geschichte/ich-halte-einen-krieg-fuer-unvermeidbar">Dossier2013</a>):</p><div style="text-align: justify;"></div><blockquote><div style="text-align: justify;">So hatten konservative Kreise im Militär durchaus Vorbehalte gegen die neue Heeresvorlage. Denn eine massive Vergrößerung der Armee würde zwangsläufig dafür sorgen, daß zunehmend bürgerliche Offiziere requiriert werden müßten und damit das Offizierskorps als Domäne der Adligen infrage stellen würden. Zugleich bedeutete das für die Mannschaften, weitaus stärker als bisher städtische Arbeiter einzuberufen. Das sorgte bei manchem Offizier für schlaflose Nächte und malte das Gespenst der Revolution an die Wand. Übrigens nicht ganz zu Unrecht, wie es sich im November 1918 dann zeigen sollte.</div></blockquote><p style="text-align: justify;">Daß der Sozialdemokrat Haase ebenfalls solche Dinge im Hinterkopf hatte, wird unterschwellig in seiner Rede deutlich. Angesichts der hochgerüsteten Militärmächte Europas, von denen sich Deutschland in den Jahren 1912 und 1913 umgeben sah, waren solche Argumente aber wirklich verquastet. Ein interessanter Aspekt ergibt sich aus den weiteren Ausführungen <span style="text-align: justify;">(</span><a href="http://www.dasdossier.de/presseschau/kultur/geschichte/ich-halte-einen-krieg-fuer-unvermeidbar" style="text-align: justify;">Dossier2013</a><span style="text-align: justify;">)</span>: </p><blockquote><div style="text-align: justify;">Aber noch ein anderer Punkt verdient Beachtung: Die Finanzierung des Rüstungsprogramms erfolgte über Vermögenssteuern. Das versetzte die Sozialdemokratie in eine Zwickmühle. Zwar lehnte sie die Aufrüstung traditionell ab, zugleich plädierte sie ebenso anhaltend für eine Besteuerung des Besitzes. In dieser Situation bewilligte sie als größte Fraktion im Reichstag die Steuererhöhungen, lehnte die Heeresvorlage selbst aber ab. Leider behandelt Fesser nicht die Frage, inwiefern diese partielle Einbindung der SPD eine Vorstufe für die spätere Zustimmung zu den Kriegskrediten und generell die Integration der Arbeiterbewegung war.</div></blockquote><div style="text-align: justify;"></div><p style="text-align: justify;">Es handelt sich also schon um vergleichsweise vielschichtige Vorgänge rund um die Wehrvorlagen der Jahre 1912 und 1913. Im übrigen durch diese durch Vorträge und Zeitungsartikel in der Öffentlichkeit unterstützt von Seiten des eigens hierfür gegründeten "Deutschen Wehrvereins" (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Wehrverein">Wiki</a>), den auch Haase erwähnte. Der "Deutsche Wehrverein" war der letztgegründete von mehreren, bedeutenden sogenannten "vaterländischen Verbände" des Deutschen Kaiserreiches.</p><h2 style="text-align: justify;">"Deutscher Wehrverein" und Generalstab - Ab wann gab es Verbindungen?</h2><p style="text-align: justify;">In einer historischen Untersuchung aus dem Jahr 1979 (3) wurde die These vertreten, daß es keine unmittelbaren persönlichen Verbindungen gegeben habe zwischen den maßgebenden Persönlichkeiten des "Deutschen Wehrvereins" und Erich Ludendorff im Generalstab als der dortigen treibenden Kraft für die Wehrvorlage (3, S. 22):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Die genaue Rolle des DWV in diesem Ressortstreit ist schwer auszumachen. Es läßt sich nicht bezweifeln, daß Ludendorff die Agitation des DWV insofern billigte, als diese seine Forderungen dem Kriegsministerium gegenüber nur verstärken konnte. Sehr wahrscheinlich gab es überdies gelegentliche Kontakte zwischen Vertretern des DWV und des Generalstabes, und der DWV spiegelte zweifelsohne die Ansichten des Generalstabes wider. Das alles aber als ein aktives Zusammenwirken zu bezeichnen, ist wohl etwas übertrieben</p></blockquote><p style="text-align: justify;">In der diesen Worten beigegeben Anmerkung werden vage Angaben zu einem solchen Zusammenwirken erörtert, die aber insgesamt als zu vage eingeschätzt werden. Diese Fragestellung erhält nun durch einen seit 2021 zugänglichen Brief Erich Ludendorffs aus dem Dezember 1912 (1) gewiß eine neue Beleuchtung. Seinen Wortlaut bringen wir weiter unten. Zwar deutet sich an keiner Stelle in diesem neu bekannt gewordenen Brief an, daß es schon frühere Verbindungen zwischen Ludendorff und dem "Deutschen Wehrverein" gegeben hätte. Ausdrücklich schreibt Ludendorff sogar, daß ein Mitarbeiter des "Deutschen Wehrvereines", von Wrochem, "aus sich heraus" zu den seiner Meinung nach richtigen Gedanken gefunden hätte. Die genannte historische Untersuchung aus dem Jahr 1979 faßte die Vorgänge rund um Ludendorff folgendermaßen zusammen (3):</p><div style="text-align: justify;"></div><blockquote><div style="text-align: justify;">Am 1. Oktober 1912 wurde Ludendorffs unmittelbarer Vorgesetzter in der Operationsabteilung des Generalstabes versetzt, woraus sich eine Situation ergab, in der sich Ludendorff nunmehr direkten Zugang zum Chef des Generalstabes, Helmuth v. Moltke, verschaffen konnte. Zugleich hatte die Kombination von verschlechterter militärischer Lage auf dem Balkan und dem Druck der in erster Linie vom Deutschen Wehrverein mobilisierten öffentlichen Meinung schon angefangen, den Widerstand der Regierung gegen die Idee einer neuen Heeresvorlage zu untergraben.</div></blockquote><p style="text-align: justify;">Wie böswillig war es aber auch, die Friedensliebe der damaligen deutschen Regierung durch die Idee einer solchen Heeresvorlage zu - - - "untergraben". Das will der Historiker wohl mit diesem Wort "untergraben" zum Ausdruck bringen. Angesichts der gleichzeitigen Rüstungen der anderen europäischen Militärmächte und angesichts des Verlaufes des dann folgenden Krieges ist eine solche Einordnung allerdings ein wenig gar zu lächerlich. Weiter heißt es (3):</p><blockquote><div style="text-align: justify;">Am 13. Oktober 1912 hob der Kaiser selbst diese Idee hervor, doch noch setzten sich Bethmann Hollweg, Heeringen und auch Moltke dagegen durch. <b><span style="color: #274e13;">Ohne die Ansichten des Kaisers zu kennen, fing Ludendorff aber gleichzeitig an</span></b>, Moltke unter intensiven Druck zu setzen, was dazu führte, daß Moltke endlich Ende Oktober für eine neue Heeresvorlage gewonnen werden konnte. Es begann nun ein neuer Ressortstreit, diesmal zwischen Generalstab, Kriegsministerium und Reichskanzler über die Ratsamkeit bzw. die Höhe einer eventuellen weiteren Heeresvermehrung. Immer noch von Ludendorff vorangetrieben, wurde Moltke nun der Befürworter "entscheidender" Erhöhungen, indes Heeringen, der seinerseits immer die sozialen Nachwirkungen einer Vergrößerung des Offizierkorps im Auge hatte, solche Erhöhungen irgendwie einzuschränken trachtete, wobei er die Unterstützung Bethmann Hollwegs fand, der immer noch eine grundlegende Finanzreform wegen der zu erwartenden Opposition der Konservativen vermeiden wollte. <b><span style="color: #274e13;">Der Höhepunkt der Kontroverse wurde am 21. Dezember 1912 erreicht, als Moltke dem Kriegsminister und dem Reichskanzler eine verblüffende, von Ludendorff verfaßte Denkschrift einreichte, in der die Forderungen des Generalstabes, die weit über das von Heeringen und Bethmann Hollweg erwartete Maß hinausgingen</span></b>, formuliert wurden: u.a. die volle Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, die nach Ludendorffs Berechnungen jährlich 150.000 zusätzliche Rekruten und eine Zunahme von 300.000 Mann in der Friedensstärke des Heeres ergeben würde, die man wiederum zur Einrichtung der dritten Bataillone in allen Regimentern sowie zur Aufstellung von drei neuen Armeekorps verwenden wollte. Diese Denkschrift wurde nun die Grundlage der weiteren Verhandlungen, als die eigentliche Frage auftauchte, ob oder inwieweit es Bethmann Hollweg und Heeringen gelingen würde, den Forderungen Ludendorffs maßvollere Schranken zu setzen. Der Ressortstreit dauerte noch zwei Monate an, bis man einen Kompromiß erreichen konnte. Moltke stimmte zu, als man die Idee der drei neuen Armeekorps fallen ließ und die Zahl der neuen Rekruten etwas herabsetzte. Dennoch waren die neuen vorgesehenen Erhöhungen enorm: die Stärke aller bestehenden Einheiten sollte durch Aushebung von 106.000 Mann zusätzlicher Truppen im Jahre sowie die Einstellung von knapp 4000 neuen Offizieren bzw. 13.400 neuen Unteroffizieren vermehrt werden. (...)</div><div style="text-align: justify;">Berichte über die Möglichkeit einer neuen Heeresvorlage waren schon einige Monate vor Bekanntgabe der Einzelheiten am 28. März 1913 in der Presse durchgesickert.</div></blockquote><p>Weiter wird interessanterweise ausgeführt (3): </p><blockquote><div style="text-align: justify;">Als die Reichstagsverhandlungen über die Heeresvorlage in die letzte Phase eintraten, gab der Reichskanzler in einem Brief an einen Freund seiner Erleichterung Ausdruck, er erwarte, daß das Gerede "von Krieg und Kriegsgeschrei und von den ewigen Rüstungen" nun bald ein Ende nehmen würde. Er konnte auch nicht die Bemerkung unterlassen, <b><span style="color: #274e13;">was für "eine merkwürdige Sache" es sei, daß ein "so demokratischer Reichstag eine solche Riesenmilitärvorlage annimmt"</span></b>.</div></blockquote><div style="text-align: justify;"></div><p style="text-align: justify;">Er war also überhaupt nicht einverstanden mit jener Heeresvorlage, die er selbst dem Reichstag vorgelegt und begründet hatte. Es gab schon sonderbare Gestalten damals an der Spitze der deutschen Regierung. Sie haben vieles vorweggenommen von dem, was sich seither dann immer weiter bis heute an Irrsinn, Wahnwitz und Böswilligkeit gegenüber dem deutschen Volk regierungsseitig gesteigert hat.</p><p style="text-align: justify;">Der Adressat nun des neu bekannt gewordenen Briefes von Erich Ludendorff, der Offizier Bernhard Tepelmann (1862-1919), war - soweit übersehbar - Mitglied und Mitarbeiter des "Deutschen Wehrvereins". Er hatte Ludendorff im Dezember 1912 unter anderem einen Artikel aus der "Täglichen Rundschau" (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%A4gliche_Rundschau_(1881%E2%80%931933)">Wiki</a>) aus demselben Jahr gesandt von Seiten des Vorstandsmitgliedes des Deutschen Wehrvereines, nämlich von Seiten des Generalleutnants Alfred von Wrochem (1857-1915) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Wrochem">Wiki</a>)***). Das Erscheinen dieses Artikels war offenbar dadurch ermöglicht oder erleichtert worden, daß auch der damalige Herausgeber der "Täglichen Rundschau" (die auch von Haase erwähnt worden ist, s.o.), der Journalist Heinrich Rippler (1866-1934) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Rippler">Wiki</a>), Mitglied des "Deutschen Wehrvereins" war (3), zugleich auch Mitglied der liberalen "Deutschen Volkspartei". Aus der Antwort Ludendorffs geht hervor, daß Ludendorff diesen Artikel bislang gar nicht gekannt hatte und offenbar auch sonst bislang wenig von den Aktivitäten des Deutschen Wehrvereins zur Kenntnis genommen hatte. Dem Wortlaut könnte man entnehmen, daß er zuvor schon bei irgendeinem gesellschaftlichen Anlaß mündlich ins Gespräch mit Tepelmann gekommen war und dieser sich dann im Nachgang auch noch einmal schriftlich an ihn gewandt hatte. Ludendorff antwortete also (1):</p><p style="text-align: justify;"></p><blockquote><p style="text-align: justify;"><b><span style="color: #4c1130;">Lieber Tepelmann!</span></b></p><p style="text-align: justify;"><b><span style="color: #4c1130;">Vielen Dank für Ihre Zeilen. Die Ziele und Anträge des Generalstabes kann ich Ihnen nicht nennen. Ich würde am nächsten Baume aufgeknüpft und noch verbrannt werden. Also darüber schweige ich.</span></b></p><p style="text-align: justify;"><b><span style="color: #4c1130;">Ich halte mich aber wohl für berechtigt, mit Ihnen in einen Gedankenaustausch darüber einzutreten, was mir am Herzen liegt. Ich habe da den Artikel der Täglichen Rundschau von 18/12 mit sehr vielem Interesse gelesen. Was da über die Festigung der Verbände der Reserveformationen und über die Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht gesagt ist, unterschreibe auch ich. Ebenfalls</span></b></p><p style="text-align: justify;"><b><span style="color: #4c1130;">[Seite 2] ist mir das aus dem Herzen geschrieben, was über die Übungen der Kavallerie gesagt ist. An 10 Wochen im Jahr dürfen wir aber wohl nicht denken, dazu reichen unsere Übungsplätze nicht aus, und die Übungen als solche ... in das Gelände zu legen, würde Flurschäden verursachen, die niemand bezahlen kann.</span></b></p><p style="text-align: justify;"><b><span style="color: #4c1130;">Auch das über die Feldartillerie gesagte trifft voll zu.</span></b></p><p style="text-align: justify;"><b><span style="color: #4c1130;">Sie sehen also, daß Herr v. Wrochem aus sich heraus das gefunden hat, das der Armee m. E. not tut. Wenn aber nach Ihrem Schreiben nur Kavallerie Ballonabwehrkanonen (?) erhalten sollen, das weiß ich nicht. Die feindl. <strike>Luft</strike> Flugzeuge werden uns weit überfliegen, deutsche Zeitungen halten schon die Rheinbrücken für bedroht.</span></b></p><p style="text-align: justify;"><b><span style="color: #4c1130;">Noch eines, lieber Tepelmann, ich fürchte, wir machen uns nicht klar, was solche </span></b></p></blockquote><blockquote><p style="text-align: justify;"><b><span style="color: #4c1130;">[Seite 3] Etatserhöhungen bei <u>allen</u> Waffen an Mannschaften und Pferde, die Aufstellung ... Bataillone u.s.w. kosten wird. Das sind ganz gewaltige Summen, aber die das Volk auf sich nehmen wird, wenn es den nach meiner Ansicht <span>so hohen Ernst der Stunde </span>verstehen wird. Gott weiß es! Es fehlt nur an Verständnis, daß dies Erstarken der Südslaven uns trifft, daß wir Deutschen als solche in Mitleidenschaft gezogen werden müssen, wenn Österreich sich duckt. Hier fehlt es an der richtigen Aufklärung. Gewiß gibt es Blätter, die das schreiben, aber die liberalen Zeitungen bringen das wohl nicht und in allen Kreisen muß diese Erkenntnis da sein. Ohne eine gründliche politische Aufklärung erreicht der Wehrverein nicht sein Ziel!</span></b></p><p style="text-align: justify;"><span style="color: #4c1130;"><b>[Seite 4] In Verbindung mit den Slaven rückt die Bedeutung Rußlands schärfer hervor, wir sehen nur nach Westen, denken wenig an den Osten, wohl an die engl. Flotte nicht aber an das vortreffliche, etwa 3 Armeekorps starke engl. ... korps. Nur wenn wir <u>alle Feinde</u> sehen, kommen wir zu einer richtigen Einschätzung dessen, was uns not tut. Allerdings muß auch Österreich ran, aber das wird mehr zu tun haben, um eine Kräfteverteilung (?) gegen das Erstarken der Balkanstaaten zu schaffen. Ich bin kein Politiker, aber das sieht jeder ein! </b></span></p><p style="text-align: justify;"><b><span style="color: #4c1130;">Die Angaben über Frankreich in der Anlage. Ich bitte Sie herzlich, sorgen Sie dafür, daß nie der <u>Generalstab</u> genannt wird, nie meine Person! Wenn ich hier auch rein persönlich gesprochen habe, so werden meine lieben Feinde, denen ich sehr unbequem bin, meine amtliche - persönliche Eigenschaft nicht auseinanderhalten und mir einen Strick drehen. Was ich ihnen i. S. m. Feindes nicht verdenken kann. Verzeihen Sie die Eile.</span></b></p><p style="text-align: justify;"><b><span style="color: #4c1130;">Gute Feiertage</span></b></p><p style="text-align: justify;"><b><span style="color: #4c1130; text-align: left;"></span></b></p><p style="text-align: justify;"><b><span style="color: #4c1130;">Ihr Ludendorff </span></b></p></blockquote><p style="text-align: justify;"></p><p style="text-align: justify;">Woher taucht dieser, bislang unbekannte Brief auf? Im Jahr 2021 erfaßte die Landesbibliothek Niedersachsen in Hannover - die "Gottfried Wilhelm Leibnitz-Bibliothek" - das ihr überlassene "Reimar Hartge Archiv" (<a href="https://kalliope-verbund.info/de/ead?ead.id=DE-611-BF-83047">Kall</a>), und zwar, wie es heute schon häufiger üblich und vorbildlich ist, auch gleich in digitaler Form für das Internet. In diesem vormaligen Privatarchiv fand sich nun der hier zitierte vierseitige, handschriftliche Brief Erich Ludendorffs an Bernhard Tepelmann. Zwar hat der Schreiber auf dem Brief weder Ort noch Datum verzeichnet. Das machte Erich Ludendorff sein ganzes Leben lang sehr häufig so. Deshalb muß auch gefragt werden, ob der Brief von Seiten der Landesbibliothek Niedersachsen richtig datiert worden ist in das Jahr 1913, und zwar in den Dezember 1913. Könnte er seinem Inhalt nach nicht eigentlich viel paßgenauer in das Jahr 1912 datiert werden? Zumal es doch sehr ungewöhnlich wäre, wenn man am Ende des Jahres 1913 noch auf einen Zeitungsartikel des Jahres 1912 hinweist!?! Und zumal Ludendorff am Ende seines Briefes doch recht deutlich macht, daß er sich zu jenem Zeitpunkt noch im Amt, als im Großen Generalstab in Berlin befand. Als Regimentskommandeur in Düsseldorf hätte er diese Phrase über das Auseinanderhalten von "amtlich" und "persönlich" gar nicht sinnvoll benutzen können.</p><p style="text-align: justify;">Der Empfänger verzeichnete ebenfalls nur, daß er den Brief am 27.12. beantwortet hat. Der Schlußwendung des Briefes nach konnte er durchaus kurz vor Weihnachten verfaßt worden sein (1).**) Und mit weitaus größerer Wahrscheinlichkeit im Jahr 1912 als im Jahr 1913.</p><p style="text-align: justify;">In jedem Fall ordnet sich dieser Brief nahtlos ein in die bislang schon bekannte zeitgeschichtliche Zusammenhänge, die oben schon geschildert worden sind. Er korrigiert den Aufsatz von 1979 (3) dahingehend, daß er eine direkte Verbindungen zwischen Generalstab und Wehrverein schon im Dezember 1912 sehr deutlich macht. Zum Wehrverein sei noch zitiert (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Wehrverein">Wiki</a>):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Der Deutsche Wehrverein (DWV) wurde 1912 gegründet, um die deutsche Bevölkerung von der Notwendigkeit einer wesentlich stärkeren Heeresrüstung zu überzeugen. (...) Die Gründung des Vereins erfolgte am 28. Januar 1912 in Berlin. Gleich nach seiner Gründung begann der Verein mit einer regen publizistischen Arbeit. Vorstandsmitglied des Wehrvereins (war) Generalleutnant Alfred Wrochem. (...) Der Kronprinz bekannte sich offen zum Wehrverein. Ein anderer Grund für seinen Erfolg war, daß er durch seine Vorstandsmitglieder direkten Zugang zu mehreren großen Zeitungen besaß.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Aber schon aus dem ersten Satz des Briefes von Ludendorff geht hervor, daß dieser Deutsche Wehrverein bis zu dieser Kontaktaufnahme nicht über sehr gute Verbindungen in den Generalstab verfügte. </p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh1F_UvYez0HRxJc2pmdUd1Ha-R5NxpqwKyY5aAFQg3vEcmcG7Lvbfn1IXe99AFs4Yy9UdOPhTuTUB8MgrLj-idTP8tCkxBhzzZDOO8k_kfnbc14CWHNsX_QmwVu8ifRmesiBo8m8FvoOoqELRvx3qpn-PCwEPBv4lME8iqTdt4oEJGUQRQRNLxkRwQczY/s545/AK-General-von-Heeringen-Halbportrait-mit-Uniform-und-Pickelhaube.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="545" data-original-width="338" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh1F_UvYez0HRxJc2pmdUd1Ha-R5NxpqwKyY5aAFQg3vEcmcG7Lvbfn1IXe99AFs4Yy9UdOPhTuTUB8MgrLj-idTP8tCkxBhzzZDOO8k_kfnbc14CWHNsX_QmwVu8ifRmesiBo8m8FvoOoqELRvx3qpn-PCwEPBv4lME8iqTdt4oEJGUQRQRNLxkRwQczY/w397-h640/AK-General-von-Heeringen-Halbportrait-mit-Uniform-und-Pickelhaube.jpg" width="397" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 5: General Josias von Heeringen - Sein Sohn war 1933 leitender Freimaurer in Deutschland</td></tr></tbody></table><p style="text-align: justify;">Der vormalige Kriegsminister von Heeringen ist dann bis August 1916 Oberbefehlshaber der 7. deutschen Armee im Elsaß gewesen. Diesen Posten mußte er - auffälliger Weise - abgeben einen Tag bevor Erich Ludendorff 1916 in die Oberste Heeresleitung eintrat. </p><p style="text-align: justify;">Mindestens zweimal ist Erich Ludendorff dem von Heeringen noch in späteren Jahren persönlich begegnet, nämlich beim Trauerzug für Kaiserin Augusta am 19. April 1921 (<a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2012/01/sie-hat-wie-eine-hyane-gekampft-die.html">Stgr2012</a>), sowie bei der Enthüllung des wieder errichteten Moltke-Denkmals in Halle, auf dem sogenannten "Deutschen Tag" in Halle am 11. Mai 1924. In der Erinnerung an letztere Begegnung schrieb Erich Ludendorff (<a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2011/09/ludendorff-auf-dem-deutschen-tag-in.html">Stgr2011</a>):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Generaloberst v. Heeringen, als ältester General, hielt die Ansprache, die die Bedeutung des Heeres und die Arbeit der Generale für das Heer hervorhob, er vergaß aber völlig, den Obersten Kriegsherrn zu erwähnen, der sich für die Ausbildung des Heeres doch wahrlich eingesetzt und sie gefördert hatte. Daß er seinen Willen dem Kriegsminister, eben diesem Generaloberst von Heeringen gegenüber leider nicht durchgesetzt hatte, lag in einem Handeln, das dieser dem Kaiser wohl kaum hat verargen können. Bekanntlich hat Generaloberst v. Heeringen dem Streben des Kaisers nach einer Heeresverstärkung und auch meinem Streben vor dem Weltkriege, die allgemeine Wehrpflicht durchzuführen, entschiedenen Widerstand gegenübergestellt. </p></blockquote><p style="text-align: justify;">Das war alles, was er zu diesem Zeitpunkt noch über von Heeringen zu sagen wußte. Die Geschichte war über diese Vorkriegsauseinandersetzungen hinweg gegangen. Auf den Verlauf des Ersten Weltkrieges sollten sie sich vor allem dahingehend auswirken, daß Erich Ludendorff bei Kriegsbeginn nicht mehr die rechte Hand des Generalstabschefs von Moltke war. Wenn der Mord von Sarajewo ein Freimaurermord war (was längst klar ist) und wenn der Erste Weltkrieg ein Freimaurerkrieg war (was mehr als naheliegend ist), dann wird - zumindest für die Freimaurerei - die eigentliche Bedeutung der Vorgänge rund um die Wehrvorlage darin bestanden haben, daß Ludendorff noch vor Kriegsausbruch von der Seite des Generals von Moltke entfernt worden war. </p><h2 style="text-align: justify;">"Die Luft der Freimaurerei, die von Grund auf böse war"</h2><p style="text-align: justify;">Der Sohn des Kriegsministers von Heeringen, der Freimaurer Kurt von Heeringen*), war 1914 schon 36 Jahre alt. Vielleicht hat er in den Logen in der Zeit vor 1914 dasselbe erlebt wie der Freimaurer Ernst Jünger. Ernst Jünger schrieb über die Monate und Jahre vor dem August 1914 (<a href="https://studgenpol.blogspot.com/2016/10/bolschewisierung-osteuropas-ernst.html">Stgr2016</a>):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Bei den Mauretaniern (Freimaurern) aber herrschte unberührte Stille wie im Zentrum des Zyklons. Wenn man in den Abgrund stürzt, soll man die Dinge in dem letzten Grad der Klarheit wie durch überschärfte Gläser sehen. Diesen Blick, doch ohne Furcht, gewann man in der Luft der Mauretania, die von Grund auf böse war.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Die Luft der Logen war also von Grund auf böse. Ähnlich hat es Thomas Mann wahrgenommen, als er seinen Bruder, den Freimaurer Heinrich Mann während der ersten Jahre des Ersten Weltkrieges erlebte (siehe seine "Betrachtungen eines Unpolitischen" aus dem Jahr 1918). Eine der Folgen solcher böser Luftzüge wird die Versetzung Ludendorffs Ende Januar 1913 gewesen sein. Nicht der erste und nicht der letzte böse Luftzug, der aus der "unberührten Stille im Zentrum des Zyklons" entwich .... </p><p style="text-align: justify;">___________</p><div style="text-align: justify;">*) Der Sohn des Kriegsministers war 1933 jener Landesgroßmeister der "Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland" (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_von_Heeringen">Wiki</a>), mit dem sich Hermann Göring auf das Nichtverbot der Freimaurerei einigte, wenn sie alle alttestamentarischen Bezüge in ihrem Ritual entfernen würde. Sie wurde daraufhin umgewandelt zum "Deutsch-Christlichen Orden der Tempelherren" und erhielt durch dieses Nebelwerfen noch einmal zwei Jahre Zeit, um sich besser auf die Zeit des Verbotes nach 1935 vorzubereiten. </div><div style="text-align: justify;">**) Über die Suchmaschinen zu Archivalien in Deutschland kann man auf bislang unbekannte Archivalien zum Leben Erich und Mathilde Ludendorffs aufmerksam werden (<a href="http://kalliope-verbund.info/de/search.html?q=ludendorff">Kalliope</a>). - Als Datum steht über dem Brief: "27.12. beantw.". Das dürfte aber eine Bemerkung des Briefempfängers sein, nicht des Absenders.</div><div style="text-align: justify;">***) Zur Person Alfred von Wrochem's: Der oberschlesische Landrat Karl von Wrochem (1809-1872) war verheiratet mit Agnes Baronin von der Recke (<a href="https://www.einegrossefamilie.de/egf/abfrage.pl?aktion=person_zeigen&person_id=83019&sprache=en">EgF</a>). Das Paar hatte fünf Söhne, von denen mindestens vier preußische Offiziere wurden (s. <a href="https://www.arekkp.pl/genewrochem.html">arekkp</a>). Der jüngste der Söhne war nun der Generalleutnant Alfred von Wrochem (1857-1915). Dieser hatte aber außerdem auch noch einen Neffen 2. Grades gleichen Namens, nämlich den Major Alfred von Wrochem (1883-1964) (s. <a href="https://www.arekkp.pl/genewrochem.html">arekkp</a>). Der letztere dürfte es gewesen sein, der in den 1920er Jahren als völkischer Schriftsteller in Erscheinung getreten ist (4-7) und dann auch im Propagandaministerium von Goebbels gearbeitet hat (<a href="https://books.google.de/books?id=c75qAgAAQBAJ&pg=PT72&dq=Alfred+Wrochem&hl=de&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ahUKEwiUi5rZ3sqEAxWP2AIHHa9uCzUQ6AF6BAgJEAI#v=onepage&q=Alfred%20Wrochem&f=false">GB2010</a>). Der hier interessierende Generalleutnant Alfred von Wrochem hingegen dürfte schon 1915 gestorben sein. Seit 1954 taucht in zeithistorischen Darstellungen immer einmal wieder ein Zitat von diesem Alfred von Wrochem auf, das da lautet (<a href="https://books.google.de/books?id=hw1oAAAAMAAJ&q=Alfred+Wrochem+wehrverein&dq=Alfred+Wrochem+wehrverein&hl=de&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ahUKEwjkhtnd38qEAxVO8gIHHTL9Cbw4ChDoAXoECAYQAg">GB1954</a>): "Ein vorwärtsstrebendes Volk wie wir, das sich so entwickelt, braucht Neuland für seine Kräfte, und wenn der Friede das nicht bringt, so bleibt schließlich nur der Krieg. Dieses Erkennen zu wecken, sei der Wehrverein berufen." Offenbar veröffentlicht in den Danziger Nachrichten am 13.3.1913. Solche Zitate flossen schon in Veröffentlichungen der britischen Kriegspropaganda von 1915 ein (<a href="https://books.google.de/books?newbks=1&newbks_redir=0&hl=de&id=FeUw0rdeGcgC&dq=general+wrochem+wehrverein&focus=searchwithinvolume&q=wrochem">GB1915</a>). Selbstredend, daß ein solches Zitat aus dem Zusammenhang gerissen ist. - In der Literatur werden immer wieder andere Vornamen jener von Wrochem genannt, die im Wehrverein tätig waren: Johannes, Hans und Alfred. In zeitgenössischen Quellen ist oft auch nur von "General von Wrochem" oder "Generalleutnant von Wrochem" die Rede. Der nächstältere Bruder von Alfred von Wrochem war General Hans von Wrochem (1853-1914). Vielleicht war dieser auch im "Deutschen Wehrverein" tätig. Und Hans könnte die Kurzform von Johannes gewesen sein. </div><p style="text-align: justify;">___________</p><p style="text-align: justify;"></p><ol><li style="text-align: justify;">Brief von Erich von Ludendorff an Bernhard Tepelmann, Dezember 1913. In: Reimar Hartge Archiv in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek - Niedersächsische Landesbibliothek; Signatur: Noviss. 450:A 360 (<a href="https://digitale-sammlungen.gwlb.de/resolve?id=DE-611-HS-3730459">DigSam</a>)</li><li style="text-align: justify;">Ludendorff, Erich: Mein militärischer Werdegang. Blätter der Erinnerung an unser stolzes Heer. Ludendorffs Verlag, München 1934 (<a href="https://archive.org/details/erich-ludendorff-mein-militaerischer-werdegang-blaetter-der-erinnerung-an-unser-/page/130/mode/2up">Archive</a>) (<a href="https://books.google.de/books?newbks=1&newbks_redir=0&redir_esc=y&hl=de&id=OrPUAAAAMAAJ&dq=erich+ludendorff+mein+milit%C3%A4rischer+werdegang+archive.org&focus=searchwithinvolume&q=heeringen">GB</a>)</li><li style="text-align: justify;">Chickering, Roger: Der "Deutsche Wehrverein" und die Reform der deutschen Armee 1912-1914. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen 1/1979, S. 7ff (freies pdf)</li><li style="text-align: justify;">Wenninger an den Bayerischen Kriegsminister Otto Freiherr Kress v. Kressenstein, 25. 11. 1912, Bayer. HStA München, Abt. IV (Kriegsarchiv), Μ Kr 41 zit. in: Röhl, John C.: An der Schwelle zum Weltkrieg. Eine Dokumentation über den "Kriegsrat" vom 8. Dezember 1912. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen 1/1977, S. 77ff (freies pdf)</li><li style="text-align: justify;">Erich Schwinn: Die Arbeit des deutschen Wehrvereins und die Wehrlage Deutschlands vor dem Weltkriege. Druckerei wissenschaftlicher Werke K. Triltsch, 1940 (87 S.) (<a href="https://books.google.de/books?newbks=1&newbks_redir=0&hl=de&id=ZYUUAQAAIAAJ&dq=deutsche+wehrverein&focus=searchwithinvolume&q=ludendorff">GB</a>)</li><li style="text-align: justify;">Alfred von Wrochem: Die Bosch-Lüge. Vortrag, gehalten am 4. März 1925 vor einem geladenen Kreise. Verlag Wirtschaftspolitische Korrespondenz S. v. Lüttwitz, Berlin 1925 (über die französische Kriegspropaganda gegen den "Boche"]</li><li style="text-align: justify;">Alfred von Wrochem: Kampf. Auslieferung durch Reimann, Berlin 1926 (150 Seiten)</li><li style="text-align: justify;">Alfred von Wrochem: Das neue deutsche Führertum. 1927 (<a href="https://books.google.de/books?id=zXdKAQAAIAAJ&q=Alfred+Wrochem&dq=Alfred+Wrochem&hl=de&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ahUKEwiHz77t3sqEAxWi2AIHHVpoCes4ChDoAXoECAcQAg">GB2011</a>)</li><li style="text-align: justify;">Alfred von Wrochem: Planmäßige Zersetzung des deutschen Volkes. Heft 69 der Reihe "Der völkische Sprechabend" (Herausgeber: Hans Weberstedt-Lichterfelde). Theodor Weicher Verlag, Leipzig um 1929<br /></li></ol>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-52991251818070284682024-02-25T10:15:00.688+01:002024-02-28T21:14:08.279+01:00Frontsoldat und "Mitkämpfer" Erich und Mathilde Ludendorffs<p style="text-align: justify;"><span style="text-align: left;"><b>Der deutsche Dichter Erich Limpach (1899-1965) </b></span></p><p style="text-align: justify;"></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjAAnlIjBpQ_5Yw9ucBdQVJ1oeGjxAlGEscYDhdylbZ83aIPdbYGEsKuybIIg6v8iy1R6mA0slL-g4nwFfZzgSXoJhxJ-fXGjptQub0Mik67cV0HXheE3q8ETO7ChaU750V4pwo8qWJD5CMwdFOjS_ogLgl5yjesdjSObeniRkKugoPlKeg50nvj8OQgm0/s300/Erich-Limpach_1919-214x300.jpg" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="300" data-original-width="214" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjAAnlIjBpQ_5Yw9ucBdQVJ1oeGjxAlGEscYDhdylbZ83aIPdbYGEsKuybIIg6v8iy1R6mA0slL-g4nwFfZzgSXoJhxJ-fXGjptQub0Mik67cV0HXheE3q8ETO7ChaU750V4pwo8qWJD5CMwdFOjS_ogLgl5yjesdjSObeniRkKugoPlKeg50nvj8OQgm0/s1600/Erich-Limpach_1919-214x300.jpg" width="214" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Erich Limpach 1919</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">Der deutsche Dichter Erich Limpach (1899-1965) (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Limpach">Wiki</a>) durchlief im äußeren beruflichen Leben eine Laufbahn in der deutschen Zollverwaltung. Er lebte während dieser Laufbahn in Würzburg, Marburg, Hanau und zuletzt in Coburg. </div><p></p><p style="text-align: justify;">Diese bürgerliche Laufbahn steht aber weit zurück hinter der Erfahrung, als Jahrgang 1899 mit 17 Jahren in die Materialschlachten des Ersten Weltkrieges geworfen worden zu sein. Sein ganzes weiteres Leben blieb von der Auseinandersetzung mit dieser Kriegserfahrung geprägt. In einem Nachruf hieß es 1966 (Frankld. 1966):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Er entstammte altem fränkischen Geschlechte und fühlte sich zeitlebens dem heimischen Boden verwurzelt. Der Mutter niederdeutsche Herkunft hielt er für Glück, denn so bekannte er: "Was von ihr in mir pulst, zügelt mein jähes fränkisches Temperament und nimmt meinem Leben das Unstete." (...) Seine Prosa, von verhaltenem Pathos getragen, enthält Geschichten, in denen er das Erhabene, das Grausame, das Erschütternde und die fränkisch durchsonnte Heiterkeit in den Zauber seiner unverwechselbaren Sprache kleidet. </p></blockquote><p style="text-align: justify;">In einer anderen Lebensdarstellung aus dem Jahr 1979 heißt es (Beb1979):</p><blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">Die äußeren Stationen dieses Weges begannen am 27.6.1899 in Berlin, mit Jugendtagen in Franken, der Schulbank, von der ihn der erste Krieg holte in die Materialschlachten der Westfront. Danach machte er sein Abitur, studierte in Würzburg Volkswirtschaft und trat dann in den Staatsdienst der Zollverwaltung. Dieser führte ihn für lange Jahre nach Marburg, nach Hanau, nach Münchberg und endete mit der Leitung des Amtes in Coburg. Dazwischen riß ihn der zweite Weltkrieg noch einmal in seine Strudel. (...) In der dichterischen Gestaltung des Kriegserlebnisses veröffentlichte er sein erstes Werk im Jahre 1924, dem im Laufe der Zeit über vierzig weitere Werke folgten und denen sich in diesen Tagen (1979) aus dem Nachlaß noch ein letztes Werk anschließt. </blockquote><p style="text-align: justify;">Als der Erste Weltkrieg 1918 endete, war Erich Limpach erst 19 Jahre alt. Das weitere, zeitgeschichtlich so stürmische Jahrzehnt der 1920er Jahre sollte er also als ein Mitzwanziger erleben. Als ein Mensch also, der noch auf alles Zeiterleben sehr unmittelbar reagiert. Früh hat Erich Limpach nach dem Krieg geheiratet. Seine erste Veröffentlichung aus diesem Jahr 1924 widmete er seiner Frau. </p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgb8ZoERnrScd7JnLvzCsHwKP9R6QQDVwbFZPOrONIxciaW1e_bcc-uIzleSAAuCIXDgBakcmANaAGO53NDzAcUu6yQK5MaRj_cnIif-_YsN8Hapawv0IBohRO-wQp7dKkwbI-FFF5VV5yKEl0jYrpHXhm3irRxqGfkgzqafh8mmxNy0jldDn0gXgoHQKg/s580/3062900.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="580" data-original-width="409" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgb8ZoERnrScd7JnLvzCsHwKP9R6QQDVwbFZPOrONIxciaW1e_bcc-uIzleSAAuCIXDgBakcmANaAGO53NDzAcUu6yQK5MaRj_cnIif-_YsN8Hapawv0IBohRO-wQp7dKkwbI-FFF5VV5yKEl0jYrpHXhm3irRxqGfkgzqafh8mmxNy0jldDn0gXgoHQKg/w283-h400/3062900.jpg" width="283" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Aufrecht schreiten - Gedicht von Erich Limpach (Postkarte)</td></tr></tbody></table><p style="text-align: justify;">Erich Limpach hat sich spätestens im Jahr 1926 als ein politischer - und später auch weltanschaulicher - Anhänger des "Feldherrn" Erich Ludendorff angesehen. In der Wochenzeitung von Ludendorffs Tannenbergbund, der "Deutschen Wochenschau", erschien in der Folge vom 29. August 1926 ein Gedicht von Erich Limpach:</p><div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
<b>Der General.</b><br />
Zum Gedenken an Tannenberg.<br />
Von Erich Limpach.<br /></blockquote><p>Hier einige Zeilen daraus: </p><blockquote class="tr_bq">
Es rollt und flutet und brandet schwer<br />
Gen Deutschlands Grenzen das Russenheer.<br />
Der blaffe Tod und die bitt're Pein<br />
Sind sein Gefolge beim Flammenschein ...<br /></blockquote>
Die Schlacht wird geschildert. Schließlich heißt es am Ende:<br />
<blockquote class="tr_bq">
Und des Kampfes Gedröhn verklingt,<br />
Ein jauchzend "Sieg" sich zum Himmel schwingt,<br />
der Feind geschlagen, vorbei die Not,<br />
Der mächt'ge Himmel glüht brandig rot,<br />
Wachtfeuer flackern im weiten Land<br />
Uns schirmte Gottes allmächt'ge Hand.<br />
Nur einer schweigt. - Mit hartem Mund<br />
Blickt ernsten Aug's er ins weite Rund,<br />
die Nerven eisern, der Wille Stahl:<br />
's ist Ludendorff, der General.</blockquote><p>Zu diesem Zeitpunkt ist Erich Limpach noch Christ ("Uns schirmte Gottes allmächtige Hand"). Aber er sollte in den nächsten Monaten und Jahren Erich Ludendorff auf seinen weltanschaulichen Wegen weg vom Christentum begleiten und ihm folgen hin zu der Philosophie der zweiten Ehefrau Erich Ludendorffs.</p>
<h2><b><span style="font-size: large;">1926 - Ludendorffs Widmung für Limpachs Gedichtband</span></b></h2><p>Erich Limpach hat im Herbst 1926 Erich Ludendorff um eine Widmung zu seinem Gedichtband <i>"Zwischen Tod und Trümmern - Die Front im Spiegel der Seele"</i> gebeten. Erich Ludendorff schrieb eine solche (3, 49, 52):</p>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
<div style="margin-bottom: 0cm;">
„Bewahrt den Frontgeist als Erbe des
alten Heeres, nur so erhält die Seele die Kraft, aufbauend Neues zu
gestalten.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">Weihnachten 1926.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">Ludendorff“</div>
</blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;"><p>Limpach wurde also sehr früh ein Anhänger Erich Ludendorffs und ist es
bis an sein Lebensende geblieben. Der Vorspruch Erich Ludendorffs wurde
auch in den Auflagen des Gedichtbandes von 1930, 1932, 1937 und 1940 als
Faksimile erneut abgedruckt.</p>
<h2><span style="font-size: large;"><b>1920er Jahre</b></span></h2><p>Auch noch als Mittzwanziger blickte Erich Limpach in persönlichen Begegnungen mit Erich Ludendorff zu diesem mehr als ehrfürchtig auf. So schreibt er über einen ersten Besuch bei Ludendorff in den 1920er Jahren in München (1966, S. 31f):</p>
<blockquote class="tr_bq">
.... Aber dann löste sich in einer improvisierten Teestunde, bei der der General in einer entzückend liebenswürdigen Weise den Gastgeber spielte, die Spannung sehr schnell und mündete in ein Antwortgeben auf präzise Fragen.</blockquote><p>In dieser Unterhaltung hatte Limpach die eigenen Fragen, die er selbst hatte stellen wollen, ganz vergessen. Deshalb nahm er sich für den nächsten Besuch einen Spickzettel mit. Mit diesem konnte alles ganz gut geklärt werden. Als er einen solchen bei einem dritten Besuch wieder unbemerkt benutzen wollte, habe Ludendorff zu ihm gesagt:</p>
<blockquote class="tr_bq">
"Bedienen Sie sich ruhig Ihres Spickzettels, dann wird wenigstens nichts vergessen." Von da ab habe ich mich dann dieses Hilfsmittels völlig ungeniert bedient.</blockquote>Limpach scheint in Gegenwart Ludendorffs immer sehr befangen gewesen zu sein wie auch aus weiteren Berichten hervor geht.<br />
<h2><span style="font-size: large;"><b>1928 - "Na gut, Limpach, dann wollen wir uns wieder vertragen"</b></span></h2>
<p>Er berichtet - vermutlich über Marburg (1966, S. 33f):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Es war im Jahre 1928, als ich in einer alten Universitätsstadt dem Ehepaar Ludendorff eine Vortragsveranstaltung vorzubereiten hatte. (...) Ein großer, 2000 Personen fassender Saal war gemietet. (...) Eine Viertelstunde vor dem Anfang war der Riesensaal bis auf den letzten Platz gefüllt. (...) Der anschließende Buchverkauf übertraf alle Erwartungen. Der Büchertisch war in kürzester Frist restlos ausverkauft.</blockquote><p>
Erich und Mathilde Ludendorff signierten dann Bücher. Erich Limpach und ein Mitarbeiter reichten die Bücher heran. Darunter befand sich aber auch eine Broschüre, von der Erich Ludendorff zuvor gesagt hatte, daß sie keinesfalls mehr zum Verkauf kommen sollte. Infolge des Büchermangels habe man sie nun aber doch verkauft. Limpach weiter: </p>
<blockquote class="tr_bq">
In diesem Augenblick erfuhr ich blitzartig, was es heißt, einen Befehl des Generals Erich Ludendorff zu mißachten. (...) Ich erhielt (...) "vor versammelter Mannschaft" - einen solch schneidenden schneidigen Anpfiff, daß ich mich nur wie unter Hagelwetter ducken konnte, um nach alter militärischer Sitte zunächst einmal das Unwetter schweigend zu ertragen. Auch die Marter dieser Stunde ging vorüber. Nach der Veranstaltung fand das übliche Zusammensein in kleinem Kreise statt. Erich Ludendorff hatte sich wortlos mir gegenüber niedergelassen. (...) Ich ging nun mutvoll daran, etwas für meine Rehabilitierung zu tun. Ich wurde anfangs zwar etwas widerstrebend, aber ruhig angehört und erfuhr die abschließende Bereinigung mit folgenden, mir unvergeßlich bleibenden Worten: "Na, ist gut, Limpach, dann wollen wir uns wieder vertragen."</blockquote><p>Um das Jahr 1930 herum habe es bei Erich Ludendorff in kleinem Kreis eine ernsthafte Besprechung und dann eine lockere Pause am Kaffeetisch gegeben. </p><h2><b><span style="font-size: large;">1930 - "Nur kein Dogma"</span></b></h2><p>Ludendorff habe aus diesem Anlaß etwas hintergründig gefragt: "Meine Herren, Ihnen fehlt doch etwas?" Auf die Verneinung habe er nochmals gefragt "Aber meine Herren, Ihnen fehlt doch ganz bestimmt etwas." Schließlich habe er gesagt (1966, S. 32):</p>
<blockquote class="tr_bq">
"Zünden Sie sich ruhig eine Zigarette an, meine Herren. Nur kein Dogma." Der General wußte recht gut, daß wir (...) noch nicht den in unseren Kreisen erstrebten Vollkommenheitszustand der Zigarettenlosigkeit erreicht hatten.</blockquote><p style="text-align: justify;">"Anekdötchen". Für den Historiker interessanter ist da schon der folgende Bericht: Limpach mußte allerhand Briefe mit Erich Ludendorff wechseln (1966, S. 34). Wohin dieser Briefwechsel gelangt ist, wäre noch einmal gesondert zu klären. Die handgeschriebenen Briefe Ludendorffs wären oft schwer zu enträtseln gewesen, meist sei dies aber doch gelungen. Nur einen, den er wirklich nicht lesen konnte, habe Limpach zu einer persönlichen Besprechung mitgebracht. Ludendorff nannte ihm ohne Kommentar die richtige Lesart. Von diesem Zeitpunkt an habe er dann von Ludendorff nur noch Briefe in Maschinenschrift erhalten.</p><p style="text-align: justify;">Ein Teil des persönlichen
Buchnachlasses von Erich Limpach konnte vom Bloginhaber durchgesehen
werden. Es handelt sich dabei um die "Hand-"Exemplare der eigenen Werke
Erich Limpachs. Diese sind - soweit übersehbar - weitgehend
chronologisch jeweils auf der Vorderseite des Umschlages handschriftlich
durchnummeriert worden. (Es ist dies entweder geschehen durch Erich
Limpach selbst oder durch seine Frau oder einen Familienangehörigen nach dessen Tod.) In dieser
Nummerierung werden sie auch am Ende dieses Beitrages im
Literaturverzeichnis aufgeführt. </p><p style="text-align: justify;">Diese
Bücher enthalten zudem oft handschriftliche Widmungen an seine Frau,
zumeist ebenfalls in Gedichtform. Dabei sind sie oft, wie aus dem
Widmungen hervorgeht, als Weihnachtsgeschenk überreicht worden. Auch
sind in diesen Buchexemplaren oftmals die Entstehungstage der einzelnen
Gedichte unter denselben jeweils handschriftlich mit Datum
verzeichnet worden.</p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrcvarEkZTAf32N8rIjP_djqxoodzU9-TuKSFFHWUnx3qBWti8NnQPbUwoJWZCK5Uq5q3Twxs20eFnWnzR_FUrMfBOdbH-0g4BoVsOmJemV1ecPTZGzOGOymPRabNdjnGlLMEhcBoC2Ys80RPa5o14uYI6o3OpH43hNnFevxdTl3IBEYzjAPzgYkPI4ng/s580/1791055.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="580" data-original-width="417" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrcvarEkZTAf32N8rIjP_djqxoodzU9-TuKSFFHWUnx3qBWti8NnQPbUwoJWZCK5Uq5q3Twxs20eFnWnzR_FUrMfBOdbH-0g4BoVsOmJemV1ecPTZGzOGOymPRabNdjnGlLMEhcBoC2Ys80RPa5o14uYI6o3OpH43hNnFevxdTl3IBEYzjAPzgYkPI4ng/w288-h400/1791055.jpg" width="288" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 3: Erich Limpach - Nichts läßt sich zwingen (Postkarte)</td></tr></tbody></table><p style="text-align: justify;">Im Jahr 1933 erschien ein Gedichtbändchen, das in den nachfolgenden Jahren am häufigsten wieder aufgelegt worden ist. Es trug den Titel "An der Wende". Dieses Bändchen dürfte einige der mitreißendsten Gedichte Limpachs enthalten.</p><p style="text-align: justify;">Ob sie unter dem Eindruck der "Machtergreifung" Adolf Hitlers verfaßt worden sind, bliebe noch zu klären. Wesentlicher aber noch ist, daß sie sich bezogen auf die allgemeineren kulturellen und weltanschaulichen Entwicklungen im damaligen Deutschland, das heißt, weg vom Christentum und hin zu einer neuen "deutschen" Weltanschauung. Zu einer Weltanschauung also, die als der Eigenart des deutschen Volkes gemäß empfunden wurde, im Gegensatz zum Christentum, das als "international", bzw. "orientalisch" empfunden worden war, und das dem deutschen Volk "aufgepfropft" worden sei.</p><h2>1933 - "An der Wende"</h2><p>Dieses Gedichtheft "An der Wende" ist in mindestens sechs Auflagen erschienen, zum Teil in veränderter Form. Einige Gedichtbeispiele aus der sechsten Auflage, wohl Mitte oder Ende der 1930er Jahre erschienen, sollen im folgenden gebracht werden.</p><div><b></b><i></i><u></u><sub></sub><sup></sup><strike></strike></div><blockquote class="tr_bq" style="text-align: left;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif; font-size: small;"><b>Des Großen Königs Grab</b></span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif; font-size: small;"><br /></span><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif; font-size: small;">So hat man deinen letzten Wunsch mißachtet:</span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Das Grab im Freien ward dir nicht gegeben,</span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Dir, der in Ehrfurcht die Natur betrachtet,</span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Nahm man im Tod, was heilig dir im Leben.</span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif; font-size: small;"><br /></span><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif; font-size: small;">In Kirchenenge ward dein Leib begraben,</span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Als Hohn auf das, wofür du stets gestritten,</span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Doch immer bleibt dein großes Werk erhaben</span><br /><span style="font-size: large;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Ob Haß und Neid - und lebt in unrer Mitten.</span></span></blockquote><p><span style="text-align: left;">Dies bezieht sich auf die Beerdigung Friedrichs des Großen. Erst nach 1990 wurde Friedrich der Große dort bestattet, wo er ursprünglich hatte bestattet werden wollen, nämlich neben seinen Hunden auf der Schloßterrasse von Sanssouci. Das titelgebende Gedicht lautet:</span><br style="text-align: left;" /></p><div></div><blockquote class="tr_bq" style="text-align: left;"><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><b>An der Wende</b></span></div></blockquote><blockquote class="tr_bq" style="text-align: left;"><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Fühlt ihr sie beben,</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Die alte Erden,</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Spürt ihr das Leben,</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Das neue Werden?</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">An allen Enden</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Dringt es zu Tag</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Und legt in Trümmer,</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Was hindern mag. -</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Reget die Hände,</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Steht nicht beiseit,</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Nutzet die Wende -</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Seid Herren der Zeit!</span></div></blockquote><p><span style="text-align: left;">Ein anderes lautet:</span><br style="text-align: left;" /></p><blockquote class="tr_bq" style="text-align: left;"><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><b>Freiheitswille</b></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Wille zur Freiheit erwache!</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Liebe zur heiligen Sache</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Fülle die Herzen und ganz:</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Leuchte mit strahlendem Glanz</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Siegglaube hell uns zuvor,</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Trag uns're Seelen empor</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Aus Knechtschaftsbeschwerde,</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Daß Freiheit uns werde.</span></div></blockquote><div><div>Und ein Spruch:</div><blockquote class="tr_bq"><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Wenn du dich gibst, dann gibt dich ganz,</span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Und sinnvoll wird dein Tun und Streben. -</span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Die Halbheit macht zum Totentanz</span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Und sinnlos dein vermeintlich Leben.</span></div></blockquote>Und ein anderer:<br /><blockquote class="tr_bq"><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><b>Nichts läßt sich zwingen</b></span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><br /></span><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Nichts läßt sich zwingen!</span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Alles Gelingen</span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Will seine Zeit.</span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Wirklich befreit,</span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Was schwer errungen.</span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Was leicht gelungen,</span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Gleicht Spreu und Sand -</span><br /><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Hat nicht Bestand.</span></blockquote><div><p> Oder:</p></div><blockquote class="tr_bq"><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><b>Anruf</b></span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><br /></span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Bedenk es gut und höre zu:</span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Nie wieder wird ein Mensch wie du</span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">auf dieser Erde leben.</span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><br /></span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Es liegt an dir und deiner Tat,</span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Die tief in dich gesenkte Saat</span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Zur Reife zu erheben. </span></div></blockquote><p>Oder:</p><blockquote class="tr_bq"><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Wer sich nicht selbst die Antwort sagt,</span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">wenn ihn das Leben fordernd fragt,</span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">der wird in seiner Tage Treiben</span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">stets nur ein Blatt im Winde bleiben.</span></div></blockquote><p>Der Band enthält auch das Wort:</p><blockquote class="tr_bq"><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Das schnelle und allzu frühe, heute fast ungehinderte Hinfinden der Geschlechter zueinander raubt der Beziehung junger Menschen jenen Schmelz der stillen Werbung, der zu dem Schönsten gehört, was liebenden Herzen zuteil werden kann.</span></div></blockquote><p>Er enthält auch das Wort:</p><blockquote class="tr_bq"><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Es kommt nicht darauf an,</span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">daß du viel erlebst,</span></div><div><span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">sondern wie du es erlebst.</span></div></blockquote><p>Oder auch das Wort:</p><blockquote class="tr_bq"><div>Wer viel zu sagen hat, faßt sich kurz.</div></blockquote><p>Man könnte insgesamt den Eindruck haben, daß das dichterische Schaffen von Erich Limpach mit diesem Band seinen Höhepunkt erreicht hatte.</p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg8y2loLO2n5iWRrUs_0D8Q4_Y9Opzuvj_r2eYWLSjWbyzl7oS2u6KE1N6b9HU3kz1hjf8MXdrDSN-3nKEHnE5Z-wkosczi-5XWAhNhWwFgMIYbYxdwJqnISAPgJ5cX6pVEQh0yGI9-kv23Uk4ehjahmD8Gc0zi1AL66eHfDfFvQu_NJXx1UeYGMzGIBQk/s462/Erich%20Limpach%201935.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="462" data-original-width="281" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg8y2loLO2n5iWRrUs_0D8Q4_Y9Opzuvj_r2eYWLSjWbyzl7oS2u6KE1N6b9HU3kz1hjf8MXdrDSN-3nKEHnE5Z-wkosczi-5XWAhNhWwFgMIYbYxdwJqnISAPgJ5cX6pVEQh0yGI9-kv23Uk4ehjahmD8Gc0zi1AL66eHfDfFvQu_NJXx1UeYGMzGIBQk/w390-h640/Erich%20Limpach%201935.jpg" width="390" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 4: Erich Limpach, 1935</td></tr></tbody></table></div><p style="text-align: justify;">Für die 1930er Jahre wäre an dieser Stelle natürlich noch viel nachzutragen.</p></div>
<h2><span style="font-size: large;"><b>Dezember 1937 - Wacht am Sarg Erich Ludendorffs</b></span></h2><p>
Am 25. Dezember 1937 berichtet Erich Limpach in einem Brief an seinen Freund Kurt Meyer-Boehm über seine Teilnahme am Staatsakt aus Anlaß des Todes von Erich Ludendorff (zit. n. MuM 1974):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Vorgerstern bin ich von München zurückgekehrt, wo ich dem großen Mann auch im Tode noch einmal letzten Dienst erweisen durfte. Vier ernste Stunden habe ich im Generalkommando mit wenigen Freunden an seinem Sarge stille Wacht gehalten. (...) Der Staatsakt, dem ich an bevorzugter Stelle beiwohnen konnte, war einfach, würdig und ohne Mißklang. (...) Eine klare winterliche Sonne stand versöhnend über dem Ganzen. Der letzte Weg nach Tutzing führte durch eine winterliche Rauhreiflandschaft (...). Einmal noch zogen wir im Haus am Sarg vorbei, dann verließ der Feldherr die Stätte seines gewaltigen Wirkens.</blockquote><p>Auch dies nur als ein kleiner, flüchtiger Einblick in diese Zeit.</p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhz22FBw2ZngKnmFqdElUz4AcZb2nhQm0doh3UYTDkThgCbME7HoiKpvaULjptIW9AwdsI-aC9gOJnus2pCTq8UrvJGXeFPQdEhP0mr4JrfO7nJ1aQe-WFtpCanO5vSFvLEqm81pDV5vb19jYYTiMvaBI7V6PirkKF-IfobVHkSHjXaAW6Xe0KkzXzU28Q/s580/Limpach%20Deutschland.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="580" data-original-width="411" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhz22FBw2ZngKnmFqdElUz4AcZb2nhQm0doh3UYTDkThgCbME7HoiKpvaULjptIW9AwdsI-aC9gOJnus2pCTq8UrvJGXeFPQdEhP0mr4JrfO7nJ1aQe-WFtpCanO5vSFvLEqm81pDV5vb19jYYTiMvaBI7V6PirkKF-IfobVHkSHjXaAW6Xe0KkzXzU28Q/w454-h640/Limpach%20Deutschland.jpg" width="454" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 5: Erich Limpach - Deutschland (Postkarte)</td></tr></tbody></table><p>Dieser Beitrag befindet sich schon über zehn Jahre in der Vorbereitung und soll wenigstens erst einmal in einer ersten Version veröffentlicht sein, auch wenn noch vieles unvollständig ist.</p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody><tr><td><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjlMmLgXa1zZOafcutMqYXNS3fwnQzdEHan8xsQw6AMOMPz-5u7GtKhdFcZquKsK3KgfuxnJAlhwO9jLtKaIVVkCpWR2OlvJQNjf9pvkaTlpKugvc0Tr1_JSNYK9nXazu-grkxDAaeN1xk/s1600/Erich+Limpach+Fronterleben.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjlMmLgXa1zZOafcutMqYXNS3fwnQzdEHan8xsQw6AMOMPz-5u7GtKhdFcZquKsK3KgfuxnJAlhwO9jLtKaIVVkCpWR2OlvJQNjf9pvkaTlpKugvc0Tr1_JSNYK9nXazu-grkxDAaeN1xk/s640/Erich+Limpach+Fronterleben.jpg" width="539" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption">Abb. 6: Erich Limpach - Fronterleben, gewidemt "Dem Feldherrn Ludendorff", 1940<br /></td></tr></tbody></table><p>1959 sollte Erich Limpach ein kleines Erinnerungsbändchen heraus bringen über das, was er während des Zweiten Weltkrieges erlebt hat. Aus ihm wollen wir weiter unten Auszüge bringen.</p><h2><span style="text-align: left;">Dezember 1951 - Mathilde Ludendorff schreibt an Limpach</span></h2><p>In einem der von ihm hinterlassenen Bücher findet sich ein handschriftlicher Brief Mathilde Ludendorffs (Abb. 7). Erich Limpach hatte offenbar zum Weihnachtsfest Mathilde Ludendorff eines seiner Bücher geschenkt, vermutlich also das Kalender-Bändchen "Daseinsmelodie - Blätter des Gedenkens. Bilder und Verse (Verlag der Freunde, Wiesbaden-Kostheim 1951). </p></div><div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEge0O0re5bnDyY66w0G9FczgBBRaku8rJ8Arv6hP2Qxf1Qez831DK29vaCo2LpiPOjv47iVVb9jHaABeqCdRNnoIYukbl40UVS6fSphbzCxwCpz-yEGMK4K1NSO-d6L9BBomngWePyt6co/s1600/1951-12-28+ML+an+Erich+Limpach+%28452x640%29.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEge0O0re5bnDyY66w0G9FczgBBRaku8rJ8Arv6hP2Qxf1Qez831DK29vaCo2LpiPOjv47iVVb9jHaABeqCdRNnoIYukbl40UVS6fSphbzCxwCpz-yEGMK4K1NSO-d6L9BBomngWePyt6co/s1600/1951-12-28+ML+an+Erich+Limpach+(452x640).jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 7: Mathilde Ludendorff schreibt an den Erich Limpach, 28.12.1951</td></tr>
</tbody></table>
<p style="text-align: justify;">Der Dankesbrief wurde geschrieben am 28.
Dezember 1951 und lautet: </p>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Sehr geehrter Herr Limpach,</div>
<div style="text-align: justify;">Nehmen
Sie herzlichen Dank für den Blumenkalender und Ihre Weihnacht- und
Neujahrswünsche, die ich für Sie und Ihre Frau herzlich erwidere!</div>
<div style="text-align: justify;">Es lebe die Freiheit</div>
<div style="text-align: justify;">
Mathilde Ludendorff</div>
</blockquote>
<p style="text-align: justify;">Auch für die 1950er und 1960er Jahre wäre an dieser Stelle noch viel nachzutragen. Laut Coburger Adressbuch der Jahre 1955 und 1961 wohnte der "Oberzollinspektor Erich Limpach" in diesen Jahren im Röntgenweg 11 in Coburg (<a href="https://wiki.genealogy.net/index.php?title=Datei%3ACoburg-AB-1955.djvu&page=87">Gen1</a>, <a href="https://wiki.genealogy.net/index.php?title=Datei%3ACoburg-AB-1961.djvu&page=113">2</a>).*) Die Wohnung befindet sich in einem der etwa 30 Reihenhäuser oberhalb der Klinik von Coburg südlich der Altstadt. Zu dieser Zeit war er Leiter des Zollamtes Coburg.</p><h2 style="text-align: justify;">1958 - Ehrung durch das Deutsche Kulturwerk europäischen Geistes</h2><p style="text-align: justify;">Im Jahr 1958 erhält er vom "Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes" den goldenen Ehrenring "Dem deutschen Gedicht". Womöglich wollte er gegenüber den Menschen dieses "Kulturwerkes" keine zu krassen weltanschaulichen Gräben aufreißen.</p><div style="text-align: justify;"><div><p>Denn ein Jahr später bringt er sein kleines Büchlein "Volk im Sturm - Aus einem Menschenleben" heraus, das zwar einiges über das enthält, was Erich Limpach nach dem Ersten und während des Zweiten Weltkrieges erlebt hat. Auch während des Zweiten Weltkrieges war Limpach ja erst 45 Jahre alt. In diesem Bändchen fällt aber auffallenderweise kein einziges mal der Name Ludendorff. Nur derjenige, der zuvor schon etwas von der Anhängerschaft Limpachs zu Erich und Mathilde Ludendorff wußte, konnte als Leser die Worte verstehen (1959, S. 25f):</p><div></div><blockquote style="text-align: left;"><p style="text-align: justify;">Der erste große Krieg entließ die Vielheit der Denkenden und Suchenden in das Vacuum der Weltanschauungslosigkeit und machte damit den Weg zu neuem Aufbruch frei. So konnte dem Dürsten wacher Seelen die erlösenden Fluten einer auf der Grundlage von Wissen und Erkennen in genialer intuitiver Schau gestalteten Weltdeutung Rettung werden in letzter Stunde. <span style="text-align: left;">Daneben enthüllte sich ernstem Forschen der geheime politische Zusammenhang zwischen sichtbaren Ergebnissen und unsichtbaren Triebkräften.</span></p></blockquote><div><span style="text-align: left;"></span></div><p>Da hat sich Erich Limpach freilich mehr als zurückhaltend ausgedrückt. Das wird nicht jedem Limpach-Freund damals nachvollziehbar gewesen sein, daß hier so auffällig die Nennung des Namens Ludendorff vermieden wurde.</p></div><div></div><h2><span style="font-size: large;">1959 - Zeitzeugenbericht zum Zweiten Weltkrieg</span></h2><div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjalwdHLlKqROOaUkN-xb3NwVs7yTmOu9_L7iZWJCZFLyTbv0fS-4itJuarkt5O6uGANspGlVUMB2bhOAI0Oy8fUfLe2fw8IaWcYn9FJwAV0OEYEts_w5E781u_lbOs1qEfna94k71L6IU/s1600/Erich+Limpach+1959.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjalwdHLlKqROOaUkN-xb3NwVs7yTmOu9_L7iZWJCZFLyTbv0fS-4itJuarkt5O6uGANspGlVUMB2bhOAI0Oy8fUfLe2fw8IaWcYn9FJwAV0OEYEts_w5E781u_lbOs1qEfna94k71L6IU/s320/Erich+Limpach+1959.jpg" width="204" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 8: Erich Limpach, 1959</td></tr></tbody></table><p>Das Bändchen enthält ansonsten einen durchaus lesenswerten Zeitzeugen-Bericht zum Zweiten Weltkrieg (1959, S. 27):</p></div><blockquote class="tr_bq" style="text-align: left;"><div style="text-align: justify;">Unvergessen jenes erstarrte Schweigen über ziehenden Kolonnen am Tage des Kriegsausbruchs. - Welch erschütternder Kontrast zu jenem spontanen Jubel fünfundzwanzig Jahre zuvor.</div></blockquote><p>Für den Kriegsdienst ist er selbst anfangs noch als untauglich eingestuft. Ende 1944, Anfang 1945 ist er aber schließlich doch noch zu einer Nachschubeinheit eingezogen worden. Er schreibt über seine Fahrt zur Front:</p><blockquote class="tr_bq" style="text-align: left;"><div style="text-align: justify;">Das herrliche Prag stand leuchtend am Wege und wurde unter guter Führung zu einem letzten Lichtblick vor langen Monden des Schreckens.</div><div style="text-align: justify;">Dann kam der Gegenstrom der Flüchtlinge aus Schlesien. Unvergessene Bilder des vom Wintersturm überbrüllten Grauens. Hunger und Not, Entsetzen und Tod. Erstarrte, fortgeworfene Kinder neben den Schienen. Ungeheizte Lazarettzüge bei 20 Grad Kälte.</div><div style="text-align: justify;">Die weitere Fahrt in das fast friedensmäßige Kroatien wirkte wie die Erlösung von einem Albtraum (...). Agram wurde zum Sinnbild einer Etappenstadt, in der sich dreisteste Profitgier mit einem fast schon sichtbaren Untergrund vermählte, dieweil der Landser, der von vorne kam, sich für eine Monatslöhnung zwei Stücke Torte kaufen konnte.</div><div style="text-align: justify;">Und weiter ging die Fahrt durch dieses reiche Bauernland auf jener berüchtigten Bahnstrecke zwischen Agram und Brod, deren Damm sich als ein einziger, fast lückenloser Friedhof ausgebrannter und zusammengeschossener Eisenbahnwaggons erwies. Die Stationen waren zu Mehl zermahlen von zahllosen Bomberverbänden, die meistens aus Italien kamen. (...) In der von 500 Bombern im Ausweichanflug für Wien fast völlig zerstörten Stadt Brod waren es rattenbevölkerte Kasematten aus der Zeit Maria Theresias, die als besonders eindrucksvolles Quartier im Gedächtnis haften blieben.</div><div style="text-align: justify;">Das Ziel war die Drau, über die ein letzter verzweiflungsvoller Versuch nach Ungarn hinein versucht worden war. Erschütternd die nun leeren, einst von Volksdeutschen bewohnten sauberen Gehöfte - auf den ersten Blick von denen der Kroaten zu unterscheiden. (...) Neben der Straße Scharen von verzweifelten, aus dem Raum Sarajewo geflohenen Muselmanen. (...)</div><div style="text-align: justify;">Schließlich erster Nachschubeinsatz hin zur Drau. Im Vergleich zum anderen Weltkrieg waren es Spazierfahrten in ein von den Russen nur sparsam befeuertes Gebiet. (...) Unvergessen eine Fahrt, bei der die Fahrzeugbesatzungen nach der Abladung von Benzin buchstäblich gezwungen werden mußten, am Ufer liegende Schwerverwundete nach rückwärts mitzunehmen. (...) Immer bleibt das Bild gegenwärtig, da sich um ein brennendes Proviantfahrzeug, das mit Fruchtkonserven beladen war und neben dem die erschossene Mannschaft lag, eine gierig schlingende Masse von Landsern und Hiwis schattenhaft bewegte, während aus einem nahen Lastkraftwagen eine Balaleika gespenstisch dazu aufspielte.</div></blockquote><p>Schließlich wurde er an die steierische Grenze zurückgerufen:</p><blockquote class="tr_bq" style="text-align: left;"><div style="text-align: justify;">Hier hauste in einem alten Schloß ein General mit einer beachtlichen Leibwache an frontdienstfähigen Unteroffizieren. Es gab eine erlesene Kapelle aus Musikern von Rang, die zum Essen aufspielten, auch fehlte ein Feldwebel nicht, der, aus dem Forstfach kommend, die Wälder nach schmackhaftem Wild zu durchstreifen hatte, und einer, der, von Hause aus mit dem Angeln vertraut, den Bächen seine Aufmerksamkeit zuwenden mußte. Ein Renaissancebetrieb, der sich in den Randgefilden des totalen Krieges bis kurz vor der Stunde 3 zu halten verstand. (...)</div><div style="text-align: justify;">Am 8. Mai wurden lange stark bewachte Spirituosenbestände aus Frankreich freigegeben, so daß der böse Tag von Deutschlands völligem Zusammenbruch in einer würdelosen Orgie taumelnder Gestalten zu einem fessellosen Sichtbarwerden weltanschauungsloser Massenwesen wurde. Darüber flammten die brennenden Akten und das Mobilar des Stabes, zuckte vereinzelt brünstiges Geschrei, während ausgeschüttete Orden und Ehrenzeichen von torkelnden Füßen in das Gras getreten wurden. Und das Herz der machtlosen Anständigen brannte vor wilder, grenzenloser Scham.</div></blockquote><p>Mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter versuchte er sich dann, in den Westen durchzuschlagen, um der russischen Gefangenschaft zu entgehen. Der Weg ...</p><blockquote class="tr_bq" style="text-align: left;"><div style="text-align: justify;">... wurde zu einer Odyssee ohnegleichen durch vom Feinde besetztes Gebiet, zu einer unvorstellbaren Strapaze wegen der notwendigen Vermeidung vielbenutzter Pfade und Straßen, zu einem tödlich gefahrvollen Unternehmen für die verhaßten Einzelgänger, die jetzt noch wagten, die Freiheit dem Lager vorzuziehen.</div><div style="text-align: justify;">Kartenlos, des Weges unkundig, nur mit einem Kompaß versehen, begann der Marsch über den noch tief verschneiten Tauernpaß und über das Tennengebirge auf einsamen, schwierigen Bergpfaden. Schnee war das Getränk, das Essen eine durch das notwendige geringe Gepäck bestimmte Hungerration und das nächtliche Quartier ein eng zusammengeigeltes Menschenknäuel unter kaltem, freiem Himmel. (...)</div><div style="text-align: justify;">Die Salzach wurde ein besonders schwer zu nehmendes Hindernis. (...) Dann wurde die häufig zerstörte, von niemandem beobachtete Bahnstrecke zu einem gangbaren Weg mit geringen Gefahren. Regenburg beschenkte bei einem alten Freund mit so bitter nötigem erstem Ausruhen - und mit Zivilkleidern.</div></blockquote><p>Schließlich sprang Limpach in Coburg von dem fahrenden Zug ab:</p><blockquote class="tr_bq" style="text-align: left;"><div style="text-align: justify;">Gute Freunde verbrachten den gänzlich Erschöpften und Abgemagerten in ein Lazarett, aus dem er nach kurzer Frist mit ordnungsmäßigen Papieren in den Irrsinn eines vollendeten Chaos übergehen konnte. Raub und Totschlag, Plünderung und Rechtlosigkeit, nutznießende Verbrecher und verbrecherische Nutznießer, ungehört verhallende Rufe der sauberen Anständigen und als einzig gültiger Halt die unsichtbare Front der Volksbewußten, die sich gegenseitig selbstverständlich halfen, wo es irgend möglich war - und dazwischen vereinzelt objektive Feinde.</div><div style="text-align: justify;">Dann warf die abgefeimte Perfidie des Fragebogens ihre volkszerstörenden Schatten über das ganze Land. (...) Die Masse der bestraften Kleinen und oft gänzlich Unschuldigen verdeckte die Aussicht auf die wirklich Bösen, die sich geschickt zu tarnen wußten - oder untertauchten. Entlastende Konfessionen, die eben noch für den Sieg gebetet hatten, waren plötzlich sehr gefragt.</div></blockquote><p>Sein vergleichsweise kurzer Lebensbericht endet mit den Worten:</p><blockquote class="tr_bq" style="text-align: left;"><div style="text-align: justify;"><b><span style="color: #990000;">Welcher Weg durch welche Zeit! Es könnte die Spanne dieses Lebens der Übermächtigkeit des Inhalts nach wohl ein Jahrtausend überbrücken.</span></b></div></blockquote><p>Das kann der Sache nach so empfunden werden, durchaus. </p><h2>1964 - Pensioniert - Reise nach Verdun und Paris</h2><p>1964 wird Limpach pensioniert worden sein. In der ersten Jahreshälfte des Jahres 1965 fährt Limpach für fünf Tage nach Frankreich, unter anderem nach Verdun, ...</p><blockquote class="tr_bq" style="text-align: left;"><div style="text-align: justify;">... das vor fast 50 Jahren in einem unsagbaren Inferno meine Jugend verschlang. (...) Eine Umwandlung in Ackerland machte die millionenfache Durchsetzung des Bodens mit Eisensplittern des Krieges unmöglich.</div></blockquote><div><p>Von Verdun fuhr er weiter nach Paris (Frankreich 1965). Zur selben Zeit fuhr auch ein anderer Mitarbeiter des Verlages Hohe Warte nach Paris, nämlich Hermann Rehwaldt.</p><p>Ein Jahr später schon ist Erich Limpach gestorben. Er wurde 66 Jahre alt. Ob das oben erwähnte Zigarettenrauchen zu dem frühen Tod etwas beigetragen hat?</p></div></div>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5flUy2ffTO2FUYTEFZHuDZdxZVAG84TelXDjf6ridgU-s3rQCqb01i0_zFXPFkcbsVuJfgUIro-7loli-Ej1NR84P6PtShbvStJxo02fK9iS9SjRThk3WrpPrcFyl0b8IXJcJKxpBaRU/s1600/1965-12-14+Tod+Erich+Limpachs.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5flUy2ffTO2FUYTEFZHuDZdxZVAG84TelXDjf6ridgU-s3rQCqb01i0_zFXPFkcbsVuJfgUIro-7loli-Ej1NR84P6PtShbvStJxo02fK9iS9SjRThk3WrpPrcFyl0b8IXJcJKxpBaRU/s640/1965-12-14+Tod+Erich+Limpachs.jpg" width="450" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 9: Gedenkfeier für Erich Limpach, gestorben am 14. Dezember 1965</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;"><p>Dem Heft "Der letzte Weg", im Nachlaß handschriftlich nummeriert mit der Nummer 48, sind schließlich eingelegt das Programm zur "Gedenk-Feier" an Erich Limpach aus dem Jahr 1965, sowie der Schreibmaschinen-Durchschlag eines Gedichtes von Christine Koeniger "Im Gedenken an Erich Limpach".</p>
<p>Erich Limpachs Jahrzehnte langer Freund Kurt Meyer-Böhm berichtet 1975 viele Einzelheiten aus den letzten Lebensjahren Limpachs. Durch sie bekommt man einen besseren Eindruck von der Art seines Lebens. Meyer-Böhm berichtet dann auch von Limpachs Kreislaufzusammenbruch nach der öffentlichen Feier seines 65. Geburtstages im Jahr 1964 in Coburg. Er berichtet davon, wie sich Limpach wieder erholte und einige kleine Reisen und Lesungen veranstalten konnte, sowie Urlaub in Mittenwald machen konnte. Dennoch kam es zu einem Rückschlag, dem der Tod folgte. Meyer-Böhm schreibt:</p>
<blockquote class="tr_bq">
Der feierliche Abschied auf dem Friedhof in Coburg am 14. 12. 1965 bleibt in unvergeßlicher Erinnerung, nicht zuletzt dank der eindrucksvollen und ergreifenden Worte, mit denen Franz von Bebenburg die Bedeutung der Persönlichkeit des lieben Toten und sein Werk würdigte.</blockquote><h2><span style="font-size: large;">1979 - Mißlungener Vergleich durch einen Verleger </span></h2><p>Vierzehn Jahre später, im Jahr 1979 schreibt sein Verleger Franz von Bebenburg:</p><blockquote class="tr_bq">Die alten Bäume auf dem Coburger Friedhof breiten schützend ihre weiten Äste über seine Grabstätte.</blockquote><p>Erich Limpach ist, soweit übersehbar, jener namhaftere Angehörige der Ludendorff-Bewegung gewesen, dem in Periodika derselben vor und nach seinem Tod die meisten Gedenkartikel und Nachrufe gewidmet worden sind.</p><p>Von vielen Menschen innerhalb und im Umfeld der Ludendorff-Bewegung wurde er als eine Art "Hausdichter" dieser Bewegung empfunden (siehe auch: <a href="http://www.blog.zitante.de/zitatsuche.php?catid=316">a</a>, <a href="http://www.google.de/imgres?safe=off&client=firefox-a&hs=2P2&sa=X&rls=org.mozilla:de:official&biw=1440&bih=733&tbm=isch&tbnid=jUTX1kmP9u7k8M:&imgrefurl=http://www.deutscheslied.com/de/search.cgi%3Fcmd%3Dcomposers%26name%3DLimpach%252C%2BErich&docid=lmINwSrBmWUpBM&imgurl=http://www.deutscheslied.com/img/composerportraits/large/Limpach,%252520Erich.jpg&w=117&h=150&ei=_YN1UdzHDZH6sga8zoHgCA&zoom=1&iact=hc&vpx=1030&vpy=260&dur=404&hovh=120&hovw=93&tx=94&ty=42&page=1&tbnh=120&tbnw=93&start=0&ndsp=29&ved=1t:429,r:6,s:0,i:104">b</a>, <a href="http://www.volksliederarchiv.de/lexikon-596.html">c</a>). Immer wieder auch tauchen im Schrifttum der Ludendorff-Bewegung Gedichte von Erich Limpach auf. Auf Postkarten, in Grabreden oder in Todesanzeigen.</p><p>Die große Zahl der Gedenkartikel auf ihn mag aber nicht zuletzt auch daran gelegen haben, daß sein Verleger Franz von Bebenburg am reichen Absatz der Bücher von Limpach weit über dessen Tod hinaus Interesse hatte. 1979 bemüht der Verleger Franz Karg von Bebenburg gar folgenden geschichtlichen Vergleich (Beb1979):</p><blockquote><p>Wie einst Volker von Alzey den Zug der Nibelungen begleitete, so stand der Dichter Erich Limpach zur Seite dem Höheflug der Menschenseele, dem deutschen Volk, dem Feldherrn Erich Ludendorff und seinen Gefährten im Geisteskampf, der auch der seine war. Sein Dichterwort macht ihn unsterblich.</p></blockquote><p>Da dürfte der Schwung der Begeisterung jemanden allerdings etwas gar zu weit über sich hinaus getragen haben. Bekanntlich endete der Nibelungenzug im Untergang. Und so viel nüchterne Selbsteinschätzung und so viel Realitätssinn wird dem Dichter Limpach wohl doch verblieben sein, daß er sich selbst weder als einen "Volker von Alzey" wird empfunden haben, noch auch als jemanden, der einen Nibelungenzug würde besungen haben wollen. </p><p><span style="font-size: 16px;">__________</span></p><p><span style="font-size: 16px;">*) </span>Im Coburger Adreßbuch von 1934 und 1937 ist der Name Erich Limpach nicht enthalten (<a href="https://wiki.genealogy.net/index.php?title=Datei%3ACoburg-AB-1934.djvu&page=119">Gen1</a>, <a href="https://wiki.genealogy.net/index.php?title=Datei%3ACoburg-AB-1937.djvu&page=130">2</a>). In diesen Jahren lebte er also noch anderwärts.</p></div></div><div style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<div style="text-align: right;"><span>/ Erster Entwurf: 13.8.2014 /</span></div>
<div style="text-align: justify;">
__________________</div>
<h4><span style="font-size: large;"><b>Bücher von Erich Limpach</b></span></h4></div><div style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><p>Für diesen Aufsatz konnte der eigene Buchnachlaß von Erich Limpach ausgewertet werden, in dem seine Werke sicherlich am vollständigsten enthalten sein werden. An ihm ist die folgende Übersicht jedenfalls orientiert. </p><ol>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Deutschland erwache!
Vaterländische Gedichte. Deutschhaus-Verlag, Marburg a.L. <b>1924</b> (32
S.) (mit handschriftlicher Widmung des Autors an seine Frau)</span></li><li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Die Front im Spiegel der Seele. Erich Matthes, Verlagsbuchhandlung, Leipzig und Hartenstein-Erzgebirge <b>1927</b> (110 S.) </span><i> / nicht im Buchnachlaß enthalten - ? /</i></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;">Schwerter und Rosen. Heinrich Wilhelm Hendriok Verlag, Berlin <b>1929</b> (109 S.)</li><li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Zwischen Tod und Trümmern. </span><span style="font-size: small;">Die Front im Spiegel der Seele. 2. verbesserte Auflage, mit Faksimile Widmung von Erich Ludendorff auf Vorsatz. Ludendorffs Volkswarte-Verlag, München <b>1930</b> (96 S.) </span><i>/nicht im Buchnachlaß enthalten - ? /</i></li><li style="text-align: justify;">Die Patriotin. Novelle.
Edelgarten-Verlag Horst Posern, Beuern in Hessen <b>1931</b> (16 S.)</li><li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Zwischen Tod und Trümmern. Die Front im Spiegel der Seele. Dritte vermehrte, verbesserte Auflage. Wolf Heyer Verlag, Berlin, Leipzig <b>1932</b> (mit faksimilierter, handschriftlicher Widmung von E. Ludendorff); </span>3. vermehrte, verbesserte Auflage, Ludendorffs Verlag, München 1937 (151 S.); Ludendorffs Verlag, München 1940 (152 S.) (nach Justbooks)</li><li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">„In Flandern reitet der Tod!“
Dramatische Kriegsdichtung in 3 Akten. Ludendorffs Volkswarte
Verlag, München <b>1932</b> (40 S.)</span></li><li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">An der Wende. Ludendorffs Verlag, München 1933 (30 S.); 3., vermehrte Aufl.. Pfeffer & Balzer, Darmstadt 1934 ( 6.-8. Tsd.); 4. vermehrte Auflage, Pfeffer & Balzer, Darmstadt 1937 (38 S.); 5. völlig veränderte Aufl. Pfeffer & Balzer, Darmstadt o. J. (38 S.); 6. unveränderte Auflage, Druck und Verlag Pfeffer & Balzer, Darmstadt o.J. (15.-18. Tsd.) (nach Justbooks)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;">Von neuem Werden. Gedichte,
Sprüche und Worte. Dritte veränderte Auflage, 7.-11. Tausend.
Druck und Verlag Pfeffer und Balzer, Darmstadt o.J. (63 S.)</li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Gestalter Krieg. Gedichte. Zweite
veränderte und vermehrte Auflage. Druck und Verlag Pfeffer und
Balzer, Darmstadt o.J. (1935, 1940) (31 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Von Ringen und Rasten. Gedichte
und Sprüche. Ludendorffs Verlag, München <b>1936</b> (mit
handschriftlichen Eintragungen des Autors zum Entstehungsdatum der
Gedichte) (s.a. <a href="https://archive.org/details/VonRingenUndRasten">Archive</a>)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Leuchtende Stunden. Bilder nach
feinsinnigen Naturstudien mit Geleitworten von Erich Limpach. Verlag
Bischof u. Klein, Lengerich/Westfalen o.J.</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Lebensblätter. Für Tage des
Gedenkens. Kunstverlag Bischof & Klein, Lengerich/Westf. o.J.
(<b>1939</b>) (ein Kalenderbuch)</span></li><li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Fronterleben. Gedichte vom Kriege. Mit Bildern nach Originalen von Otto Engelhardt-Kyffhäuser. Bischof & Klein Verlag, Lengerich i. Westfalen o.J. (<b>1940</b>) („Dem Gedächtnis des Feldherrn“) (45 S.) (<a href="https://archive.org/details/LimpachErichFronterlebenGedichteVomKriegeum194062S.ScanFraktur">Archive</a>)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Es blühen Blumen. Nach Originalen
von Professor Walter Sträter, Otto Vaeltl, München und Ernst
Sobotka, München mit Versen von Erich Limpach. Bischof & Klein
Verlag, Lengerich in Westfalen o.J.</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Wunder am Wege. Bilder und Verse.
Verlag Bischof u. Klein, Lengerich/Westfalen o.J. (<b>1941</b>) (mit
handschriftlichen Eintragungen des Autors zum Entstehungsdatum der
Gedichte)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Nordisches Schöpfertum. Gedanken
um Unsterbliches. Bischof & Klein Verlag, Lengerich i. Westfalen
o.J. (1941) (mit handschriftlichen Eintragungen des Autors zum
Entstehungsdatum der Gedichte)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Stille Rast. Blätter des
Gedenkens. Bischof & Klein Verlag, Lengerich i. Westfalen o.J.
(Kalenderbuch)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Die Weihenacht ist kommen. Verlag
Bischof u. Klein, Lengerich/Westfalen o.J. (1941) (mit
handschriftlichen Eintragungen des Autors zum Entstehungsdatum der
Gedichte)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Beseeltes Sein. Gedichte, Sprüche
und Gedenken. Titel und Textzeichnungen von Professor W. Sträter.
Bischof & Klein, Buch- und Kunstverlag, Lengerich i. Westf. o.J.</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Der Schicksalsweg des Leutnants
Holst. Novelle. Als Manuskript gedruckt bei Pfeffer & Balzer,
Darmstadt o.J. (<b>1942</b>)
</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Von Minne und Meiden. Lieder der
Liebe. Verlag A. Roßteutscher, Coburg o.J.
</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Wunder der Wandlung. Gedichte.
Graphische Kunstanstalt Bischof & Klein, Lengerich (Westfalen) o.J. (70 S.) (<a href="https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Erich-Limpach+Wunder-der-Wandlung-Gedichte/id/A02ANiyq01ZZO">Book</a>)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Das Herz verweilt. Erzählungen.
Klein's Buch- und Kunstverlag GmbH, vorm. Bischof & Klein,
Lengerich (Westf) <b>1948</b></span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Nimmer ruhen die Gedanken. 2.
veränderte Auflage. Graphische Kunstanstalt Bischof & Klein,
Lengerich (Westfalen) 1948 (70 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">… <i>/nicht im Buchnachlaß enthalten - ? /</i></span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Webendes Leben. Gedichte. Verlag
Hohe Warte, Stuttgart <b>1950</b> (47 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Im Bann des Seins. Gedichte.
Verlag der Freunde, Wiesbaden-Kostheim <b>1951</b> (80 S.)
</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Daseinsmelodie. Blätter des
Gedenkens. Bilder und Verse. Verlag der Freunde, Wiesbaden-Kostheim
1951 (Kalenderbuch)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Unter kreisenden Gestirnen.
Gedichte. Verlag der Freunde, Wiesbaden <b>1953</b> (56 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Wirbelnde Welt. Eine Philosophie
in Versen. Mit 49 Vignetten von Hans-Günther Strick. Verlag Hohe
Warte, Pähl o.J. (48 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Immer ist der Mensch die Mitte.
Epigramme und Aphroismen. Verlag Hohe Warte, Pähl o.J. (208 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Tanz auf dem Globus. Der heiteren
Philosophie in Versen 2. Teil. Verlag Hohe Warte, Pähl o.J. (78
S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Der Weg ins Wesentliche.
Erzählungen, Aphroismen, Gedichte. Verlag Hohe Warte, Pähl <b>1958</b>
(205 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Vermächtnis der Zeit. Gedichte.
Türmer Verlag, München <b>1959</b> (55 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="color: #274e13; font-size: small;"><b>Volk im Sturm. Aus einem
Menschenleben. Verlag Hohe Warte, Pähl 1959 (45 S.) (<a href="https://luehe-verlag.de/buecher/160-limpach-erich-volk-im-sturm.html">Luehe</a>) (autobiographisch)</b></span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Die Stille lebt. Gedichte. Verlag
Hohe Warte, Pähl <b>1960</b> (82 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Zeiten sind das. Achilles-Verse.
Verlegt bei Franz von Bebenburg, Pähl <b>1962</b></span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Felsen im Strom. Epigramme und
Aphroismen. Türmer Verlag, München 1962 (158 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Ich rufe. Gedichte. Türmer
Verlag, München <b>1963</b> (62 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Nicht nur zum Lachen. Verse zum Denken und zum Verschenken. Orion-Verlag, Heusenstamm bei Offenbach 1963 (79 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">… <i>/nicht im Buchnachlaß enthalten - ? /</i></span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Wegzeichen. Gedanken zur Zeit.
Orion-Verlag, Heusenstamm bei Offenbach <b>1964</b> (159 S.)</span></li><li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Im späten Licht. Erlebnisse aus 6 Jahrzehnten. Verlegt bei Franz von Bebenburg, Pähl <b>1965</b> (79 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Gegenwart im Rampenlicht.
Satirische Verse. Pfeiffer Verlag, Hannover 1965 (78 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Die Fackel brennt. Gedichte.
Orion-Verlag, Heusenstamm bei Offenbach 1965 (92 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Weiße Flocken sinken. Lieder zur
Weihnacht und Verse. Franz von Bebenburg, Pähl 1965
</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Der letzte Weg. Gedanken und
Gedichte zur Gestaltung von Totenfeiern. Franz von Bebenburg, Pähl
o.J.</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Vom Adel der Seele. Gedichte aus
dem Nachlaß zum 80. Geburtstag des Dichters. Verlag Mein
Standpunkt, Westerstede 1979</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Zitate von Erich
Limpach 1899-1965. Zu seinem 100. Geburtstag zusammengestellt und
herausgegeben von Friedrich Witte. (Eigenverlag) Stuttgart 1999 </span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Erich Limpach für jeden Tag.
Sinngedichte und Spruchweisheiten zum 100. Geburtstag des Dichters
zusammengestellt von Friedrich Witte. Verlag Bund für deutsche
Schrift und Sprache e.V., Ahlhorn 2000</span></li>
</ol>
<h4><span style="font-size: large;"><b>Aufsätze von Erich Limpach</b></span></h4>
<ol>
<li><span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: small;">Limpach, Erich: Rezensionen in Ludendorffs Volkswarte, zum Beispiel vom 10.4.1932 </span></span> </li>
<li>Limpach, Erich: Frankreich 1965. Eindrücke einer Fünftagefahrt. In: MuM, Folge 14, 23.7.1966, S. 662f</li></ol>
<span style="font-size: large;"><b>Bücher und Aufsätze über Erich Limpach </b></span></div>
<ol style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Hiller, Hermann: Erich Limpach und
sein Werk. Biographische Darstellung eines Freundes des Dichters.
Verlag Max Meiner, Großdeuben – Gotland-Verlag, <b>1936</b></span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Meyer-Boehm, Kurt: "Vermächtnis der Geistesfreiheit". Gedanken zu Erich Limpachs neuestem Werk ("Volk im Sturm"). In: Die Volkswarte (33) 12. Aug. <b>1960 </b></span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">v. Bebenburg, Franz Karg: Nachruf für Erich Limpach, in: Mensch & Maß (24) <b>1965</b>, S. 1120 </span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">von Bebenburg, Franz: Erich Limpachs letzter Weg. In: MuM, Folge 1, 9.1.1966, S. 25</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">D. C. (= Hans Kopp?): Erinnerungen an Erich Limpach. </span><span style="font-size: small;">In: MuM, Folge 1, 9.1.<b>1966</b>, S.30</span></li><li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Hauptmann, Richard: Im Gedenken an Erich Limpach. In: </span>Frankenland. Zeitschrift für fränkische Landeskunde und Kulturpflege, 2/1966, S. 56 (<a href="http://frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de/login/data/1966_2.pdf">pdf</a>)</li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Meyer-Boehm, Kurt: Erich Limpach. Zur 75. Wiederkehr seines Geburtstages am 27.6.1974. In: Mensch & Maß, Folge 12, 23.6.<b>1974</b>, S. 555 - 557</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Meyer-Boehm, Kurt: Erich Limpach - Dichter der Deutschen. Zu seinem 10. Todestag. In: Mensch & Maß, Folge 23, 9.12.<b>1975</b>, S. 1078 - 1082</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">von Bebenburg, Franz: Mit Leier und Schwert. Zum 80. Geburtstag des Dichters Erich Limpach. In: MuM, 23.6.1979, S. 535-537 </span> </li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Göllner, Uta: "Die Fackel der Wahrheit..." Gotterkenntnis im Werk Erich Limpachs. Ein Vortrag zum 100. Geburtstag des Dichters (1899-1965). In: <a href="http://www.hohewarte.de/MuM/Jahr1999/fackel9923.html">Mensch & Maß, Folge 23, 9.12.<b>1999</b></a>, S. 1057 - 1073</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Brief Mathilde Ludendorffs an Erich Limpach (Coburg) vom 28.12.1951 (1 Blatt Din A 4, Vorderseite handschriftlich beschrieben </span></li></ol>Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-66861902867439984962022-10-22T15:30:00.009+02:002022-10-25T19:21:26.045+02:00Balbine Kaltenbach, eine Mitschülerin Mathilde Ludendorffs (1901)<p style="text-align: left;"><b>Ein in Teilen paralleler Lebensweg zu Mathilde Ludendorff</b><br /></p><p style="text-align: justify;">Für einige Wochen weilte die 24-jährige Mathilde Spieß, spätere von Kemnitz, spätere Ludendorff (1877-1966) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Mathilde_Ludendorff">Wiki</a>), nach ihrem Abitur in dem Malteserschloß Heitersheim in der Nähe von Freiburg im Breisgau. </p><p style="text-align: justify;">Ihre Karlsruher Mitschülerin Balbine Kaltenbach (1876-1933) hatte sie dazu eingeladen. </p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaDArVwOdF_iKX4vZrLiHkw2DDGSwZuj2HHWnAoqaea2h5g73zRHjseM42GjvYJ-j-hb4JpuGqoUYqXWdSRXsJhHwgH09yPD7NetkVaJrANl04Bgkv7D16l6eU7DaA28x-LmNgSj3b-19S1RzH7340EIPCwagKm9Elh6ZvXj15C38vwa76BWHH-QA0/s1024/HeitersheimMalteserschloss.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="1024" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaDArVwOdF_iKX4vZrLiHkw2DDGSwZuj2HHWnAoqaea2h5g73zRHjseM42GjvYJ-j-hb4JpuGqoUYqXWdSRXsJhHwgH09yPD7NetkVaJrANl04Bgkv7D16l6eU7DaA28x-LmNgSj3b-19S1RzH7340EIPCwagKm9Elh6ZvXj15C38vwa76BWHH-QA0/w640-h480/HeitersheimMalteserschloss.jpg" width="640" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Malteserschloß Heitersheim von Osten (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:HeitersheimMalteserschloss.jpg">Wiki</a>) - Fotograf: "Xocolatl"<br /></td></tr></tbody></table><p style="text-align: justify;"></p><p style="text-align: justify;">Im zweiten Band ihrer Lebenserinnerungen nennt Mathilde Ludendorff diese zwar immer nur mit dem Kürzel "B. K.". So schreibt sie dort zum Beispiel (Bd. 2, S. 40, <a href="https://books.google.de/books?id=L7wXAAAAMAAJ&q=heitersheim+ferien&dq=heitersheim+ferien&hl=de&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ahUKEwiLp-DM8tT6AhVGuKQKHc51DxsQ6AF6BAgMEAI">GB</a>, <a href="https://books.google.de/books?id=L7wXAAAAMAAJ&q=heitersheim+ferien&dq=heitersheim+ferien&hl=de&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ahUKEwiLp-DM8tT6AhVGuKQKHc51DxsQ6AF6BAgMEAI">a</a>):</p><div style="text-align: justify;"><blockquote><p>Schon lange hatte B. K. mich für die Ferien auf den Landsitz der Familie in Heitersheim eingeladen. (...) Ein großes, uraltes Gebäude, das einst dem Johanniterorden gehört hatte. (...) Alle Kinder durften ihre Gäste einladen und wahrlich, die Schlafsäle, die da bereit standen, waren von den Johannitern in stattlichen Ausmaßen vorgesehen worden.<br /></p></blockquote></div><p style="text-align: justify;">Balbine hatte übrigens acht Geschwister wie wir gleich weiter unten sehen werden. Da wird also ein so großes Gebäude schon notwendig gewesen sein, um alle Geschwister und ihre Sommergäste unterbringen zu können. </p><p style="text-align: justify;">Aber mit der Suchmaschine Google läßt sich heute leicht heraus bekommen, daß es sich bei dieser "B. K." um eben die genannte Balbine Kaltenbach, verheiratete Neumann (1876-1933) gehandelt hat. Denn auf sie stößt man recht bald, wenn man auf "Google Bücher" nach den Suchworten "Heitersheim Ferien" sucht. Und über diese Balbine Kaltenbach finden wir dann auch leicht die Angabe (1):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">1902 Abitur am Mädchengymnasium in Karlsruhe.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Ihr Vater war der Professor für Gynäkologie Rudolf Kaltenbach (geb. 1842 in Freiburg im Breisgau; gest. 1892 in Halle/Saale) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Kaltenbach">Wiki</a>). Dessen Mutter hieß Balbine Maria Walburga Sautier (1818-1874). Von dieser wird seine Tochter also den Vornamen erhalten haben. In einem Nachruf auf diesen früh verstorbenen, sehr arbeitssamen Professor heißt es 1892 (5):</p><blockquote><p style="text-align: justify;"><span style="color: #274e13;"><b>Eine Witwe und neun Kinder in zum Teil noch zartem Alter beweinen seinen Heimgang. (...) Seine sterbliche Hülle wurde auf seinem Gute Heitersheim bei Freiburg im Breisgau der endgültigen Ruhestätte übergeben.</b></span><br /></p></blockquote><p style="text-align: justify;">1993 wird über diesen Professor geschrieben (4):</p><blockquote><p style="text-align: justify;"><span style="color: #274e13;"><b>Zahlreiche Enkel, Urenkel und Ururenkel leben aber heute noch in Freiburg, Heitersheim, im Markgräflerland</b></span>, weithin in ...<br /></p></blockquote><p style="text-align: justify;">In diesem Zusammenhang kommt einem der Gedanke, daß es nicht nur eine besondere kulturgeschichtliche und demographische und eugenische Bedeutung des protestantischen Pfarrhauses zu erforschen geben könnte, sondern ebenso eine solche von Mediziner-Familien oder auch allgemeiner von Professoren-Familien während des 19. Jahrhunderts.</p><p style="text-align: justify;">Die Mutter von Balbine Kaltenbach findet sich 1904 erwähnt in einer Aufzählung (vielleicht von Abonennten) der Zeitschrift "Die Biene und ihre Zucht" (<a href="https://books.google.de/books?id=wgc2AQAAMAAJ&q=kaltenbach+heitersheim&dq=kaltenbach+heitersheim&hl=de&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ahUKEwjAj-2j-tT6AhXM2KQKHWaXAtIQ6AF6BAgCEAI">GB</a>):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Frau Geheimrat Kaltenbach, Heitersheim <br /></p></blockquote><p style="text-align: justify;">Da der zu dem Schloßgebäude zugehörige Garten ein Obstgarten war (siehe unten), lag Bienenzucht nahe. </p><h2 style="text-align: justify;">Erst Studium beendet, dann geheiratet, dann Kinder bekommen <br /></h2><p style="text-align: justify;">Balbine Kaltenbach hat ihr Medizinstudium früher abgeschlossen als ihre vormalige Schulkameradin Mathilde Spieß. Sie hat erst danach geheiratet und Kinder bekommen. All das im Gegensatz zu der nachmaligen Mathilde Ludendorff, die noch mitten in ihrem Studium heiratete und das Studium um mehrere Jahre unterbrach, um nur für die Kinder da zu sein. Über Balbine Kaltenbach lesen wir jedenfalls (1):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">1902 soll ihr Aufnahmeantrag von der medizinischen Fakultät in München (zusammen mit dem von Babette Steininger) abgelehnt worden sein. Noch heute ist ihre Dissertation, z.B. wegen der Angaben über die Ursachen von Bleivergiftungen in einer Großstadt um die Jahrhundertwende, sehr interessant. Nach dem Tode ihres Mannes 1924 gab sie ihren Beruf auf, um für ihre Kinder da zu sein.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Balbine Kaltenbach studierte nach ihrer Ablehnung in München zunächst vier Semester in Heidelberg, dann zwei Semester in München und danach erneut zwei Semester in Heidelberg. Dort legte sie 1908 das Staatsexamen ab (1). Im selben Jahr promovierte sie in Leipzig (1). </p><p style="text-align: justify;">1909 heiratete sie in Heitersheim den Mainzer Chirurgen und Chefarzt Max Neumann (gest. 1924). Mit diesem hatte sie drei Söhne (1):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Nach dem Tode des Mannes lebte sie mit ihren 3 Söhnen von einer kleinen Witwenrente. <br /></p></blockquote><p style="text-align: justify;">Die oben genannte Babette Steininger war übrigens Anfang der 1920er Jahre die Halsärztin von Adolf
Hitler, die ihn in einem überlieferten Brief als "Armanenbruder"
ansprach.</p><p style="text-align: justify;">Zwei von den drei Söhnen der Balbine Kaltenbach sind dann im Zweiten Weltkrieg als Soldaten gefallen. Da sie aber schon sehr früh im Jahr 1933 gestorben ist, hat sie das nicht mehr erlebt. Wir lesen (3, S. 37 und 38):<br /></p><blockquote><p style="text-align: justify;"><span style="color: #274e13;"><b>In Heitersheim/Baden besaßen ihre Eltern ein großes Anwesen mit Obstbäumen, auf dem die kinderreiche Familie stets die Ferien verbrachte ...</b></span> Die Ferien verbrachte Balbine mit ihren drei Söhnen meist in Heitersheim, wo die Lebenshaltungskosten niedriger waren. Als sie sich entschloß, wieder nach Freiburg zu ziehen, dauerte es eine Weile, bis sie eine bezahlbare Wohnung ....</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Noch heute gibt es in der Johanniterstraße in Heitersheim eine Gärtnerei Kaltenbach. Das Malteserschloß Heitersheim verfügt heute noch über einen beträchtlichen, weitgehend geschlossenen Gebäudebestand. Über seine Geschichte lesen wir (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Heitersheim">Wiki</a>):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">Das
Schloß wurde vom letzten Fürsten Ignaz Balthasar Rinck von Baldenstein
bis zu dessen Tode 1807 bewohnt. Danach zogen großherzogliche Beamten
ein, die später <span style="color: #274e13;"><b>von Pensionären und Beamtenwitwen abgelöst</b></span> wurden. (...)
Die restlichen Schloßgebäude wurden 1845 an verschiedene Besitzer
verkauft.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Mathilde Spieß hatte selbst vier Geschwister. Die Erfahrung einer kinderreichen Familie mußte sie also nicht erst in Heitersheim machen. Und auch ihr Vater hatte ja zeitweise eine Professoren-Laufbahn ins Auge gefaßt und stand mit verschiedenen Professoren seit seiner Studienzeit in freundschaftlicher Verbindung.</p><p style="text-align: justify;">Sie berichtet in ihren Lebenserinnerungen dennoch sehr lebendig von den vielfältigen Erfahrungen, die sie in den Ferienwochen in Heitersheim sammeln konnte. Balbine übermachte ihr eine Geige und sie versuchte eine Weile, das Geigenspiel zu erlernen. Auch wurde sie in Heitersheim erstmals mit skandinavischer Literatur bekannt (Lebenserinnerungen Bd. 2, S. 40):</p><p style="text-align: justify;"></p><div style="text-align: justify;"><blockquote>Der Garten mit den herrlichen alten Bäumen, seinen schattigen Sitzplätzen, seiner alten Mauer und das Haus selbst waren sofort mein großes Entzücken. (...) Ich lernte hier zum ersten mal schwedische, norwegische und dänische Literatur kennen.</blockquote><p>Tragen wir noch nach, wie sie Balbine Kaltenbach kennenlernte während der für beide sehr schweren Aufnahmeprüfung zur Oberstufe des Gymnasiums in Karlsruhe (Bd. 2, S. 16):</p><blockquote><p>In dem kleinen, engen Klassenraum, den ich nie im Leben vergessen werde, saß ein zweites Opfer, B. K. aus Freiburg, die Tochter eines damals schon verstorbenen, berühmten Gynäkologen. Welche Erleichterung, nicht allein auf enger Flur zu sein! Wir stellten uns einander vor, beide in gleicher Erlösung, und hatten uns dann bald in knappen Worten versichert, in den alten Sprachen blutwenig zu wissen, in Mathematik besser auf dem laufenden zu sein, in den neuen Sprachen mehr als nötig glänzen zu können. Großer Schreck! Mit einer sinnvollen Ergänzung war es also nichts.</p></blockquote><p>Nach den Prüfungen wurden sie beide "probeweise" zur Unterprima, das entspricht heute der 12. Klasse des Gmynasiums zugelassen. Balbine war darüber glücklich, Mathilde aber entsetzt, da sie nur Geld angespart hatte für ein einziges Schuljahr, nach dem sie das Abitur machen wollte. Sie sagte zu Balbine (Bd. 2, S. 16):</p><blockquote><p>"... Aber jetzt vor allen Dingen eine Tasse Schokolade zur Feier der gründlich verdienten Schlappe, und dann wollen wir beraten, was wir anfangen müssen, um doch noch in die Oberprima zu kommen." B.K. kannte mich erst seit einem Tage und dachte, ich sei irgendwie nicht normal oder habe soeben durch die Prüfung den Verstand verloren. </p></blockquote><p>Am nächsten Tag ging sie zum Direktor und bat in einem einstündigen Gespräch um die probeweise Aufnahme in die Oberprima, da sie nicht genug Geld für zwei Schuljahre habe. Dieser Wunsch wurde eine Woche später nach einer Schulkonferenz bewilligt. In den nächsten vier Wochen mußte gebüffelt werden, um tatsächlich auch in der Oberprima bleiben zu können. Da hat Balbine wohl nicht ganz mitgehalten, denn wir erfahren (Bd. 2, S. 18):</p><blockquote><p>So wurde ich tatsächlich nach Ablauf von vier Wochen probeweise in die Oberprima aufgenommen, ohne meinen Kameraden B. K. mit in diesen Himmel ziehen zu können. </p></blockquote><p>Zu Weihnachten, nach einer weiteren Zeit angefüllt mit hoffnungslos viel "Büffeln" wurde Mathilde Spieß dann endgültig in die Oberprima aufgenommen. Und man versteht jetzt, warum Balbine erst ein Jahr später ihr Abitur in Karlsruhe gemacht hat als Mathilde Spieß. Mathilde Ludendorff schreibt von (Bd. 2, S. 40) ...<br /></p><blockquote><p>... meine(r) Kameradin B. mit ihrer leicht rötlich überzogenen politischen Einstellung ...,<br /></p></blockquote><p>während sie sich selbst in jener Zeit als politisch völlig "weltfremd" und naiv bezeichnet. Als Balbine bei ihr einmal in den Sommermonaten vor ihrem Abitur zu Besuch war, kam es aufgrund solcher Weltfremdheit zu der folgenden Erfahrung (Bd. 2, S. 30):</p><blockquote><p>B. K. war politisch geweckt und brachte Zeitungsnachrichten, um die ich mich überhaupt nicht gekümmert hätte. So las sie denn auch eines Tages, als meine Wirtin uns den Kaffee auftrug, aus der Zeitung vor, daß ein Schüler eines Gymnasiums, der, wie sein Vater, ein Sozialdemokrat, es ihm befohlen hatte, die Kaiserhymne nicht mitsang und sich auch weigerte, dies zu tun, aus der Schule ausgewiesen wurde. Das fand ich ungeheuerlich, denn des Kindes Zukunft war ihm wegen seines Gehorsams dem Vater gegenüber zerschlagen, den doch allein die volle Verantwortung traf. (...) Daher sagte ich an diesem Tage, so etwas sei ungeheurlich und könne auch nur unter diesem undankbaren Kaiser geschehen.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Von diesem Kaiser hatte sie, wie sie schreibt, nur in Erinnerung, daß er Bismarck entlassen hatte, weshalb sie ihn als undankbar empfand. Die Wirtin/Vermieterin versuchte sie daraufhin jedenfalls mit der Drohung mit einer Klage wegen Majestätsbeleidigung zu erpressen. Das konnte abgewendet werden, indem Mathilde Spieß einen Rechtsanwalt nahm, der im Gegenzug mit einer Klage wegen Erpressung drohte. Daraufhin nahm die Vermieterin entsetzt alles zurück. Aber der Rechtsanwalt hatte viel Geld gekostet. </p><p style="text-align: justify;">Von den Ferien in Heitersheim aus plante Mathilde Spieß dann auch die Finanzierung der ersten Semester ihres geplanten Medizinstudiums in Freiburg durch Stipendien und dem Geben von Nachhilfe-Stunden (Bd. 2, S. 43):</p><blockquote><p style="text-align: justify;">"Sie sind ja wahnsinnig," meinte B. K. wieder, aber ich erinnerte sie an meine Erfolge in Karlsruhe nach mißratener Aufnahmeprüfung und machte mir selber hierdurch Mut zum kühnen Unternehmen.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Intressant übrigens auch, daß sich beide immer noch mit Sie angesprochen haben.<br /></p></div><p style="text-align: justify;">_______</p><ol style="text-align: justify;"><li>Balbine Kaltenbach (1876-1933). In: Ärztinnen im Kaiserreich, Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Charité, Berlin 2015, <a href="https://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00480">https://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00480</a></li><li>Mathilde von Kemnitz (1877-1966),+. n: Ärztinnen im Kaiserreich, Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Charité, Berlin 2015, <a href="https://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00130">https://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00130</a></li><li>Ebert, Monika: Zwischen Anerkennung und Ächtung. Medizinerinnen der Ludwig-Maximilians-Universität in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Verlagsdruckerei Schmidt, 2003 </li><li>Rudolf Kaltenbach zum 150. Geburtstag und 100. Todestag. In: Geburtsh. u. Frauenheilk. 53, 1993, S. 209 </li><li>Haeberlin, C.: Rudolf Kaltenbach. Nachruf. In: Leopoldina 1892, S. 43-45 (<a href="https://books.google.de/books?id=gcwUAAAAYAAJ&pg=RA2-PA45&dq=kaltenbach+heitersheim&hl=de&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ahUKEwjAj-2j-tT6AhXM2KQKHWaXAtIQ6AF6BAgHEAI#v=onepage&q=kaltenbach%20heitersheim&f=false">GB</a>)<br /></li></ol>Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-1885564683569028592020-10-26T07:11:00.007+01:002020-10-26T18:32:39.404+01:00Zur Geschichte der "Ahnenstätten" der Ludendorff-Bewegung<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
</div><b>
</b><div style="text-align: justify;"><b>Ein Blick in die neuheidnische Kirchenaustrittsbewegung der 1930er Jahre auf dem Lande</b></div><div style="text-align: justify;"> </div><div style="text-align: justify;">Hier wird der Entwurf eines Beitrages veröffentlicht, der noch lange nicht fertig bearbeitet ist. In ihm sollen nach und nach Angaben gesammelt werden zu den diversen "Ahnenstätten", die von Seiten der Ludendorff-Bewegung in den 1930er Jahren gegründet wurden, und von denen einige bis heute fortbestehen. Anlaß der Veröffentlichung ist der Umstand, daß wir gerade auf eine umfangreiche Studie zur Geschichte der Ahnenstätte Seelenfeld stoßen (12), die im Dezember 2019 veröffentlicht worden ist. Sie enthält viele - dem Bloginhaber - neue Erkenntnisse über die Geschichte der Ludendorff-Bewegung, in diesem Fall in einem niedersächsischen Dorf, nämlich in Seelenfeld. Dort war das Wirkungsfeld des Lehrers Ludwig Peithmann, über den sich in dieser Studie und auch sonst im Internet (13) Angaben finden. Aber im folgenden zunächst nur unsere bruchstückhafte Sammlung zur Geschichte der Ahnnenstätten.</div><div style="text-align: justify;"> </div><div style="text-align: justify;">Ab den frühen 1930er Jahren traten immer mehr Ludendorff-Anhänger aus der Kirche aus und sahen für sich die Notwendigkeit, sich Begräbnisorte zu suchen, auf denen keine christlichen Pfarrer mehr Mitsprache-Recht hatten und die auch nicht aus christlichem Geist heraus gestaltet waren. Es ging dies parallel zu den Bemühungen nach Angeboten von "Lebenskunde-Unterricht" für die Kinder in den Schulen anstelle des christlichen Religionsunterrichts, die noch einmal gesondert in einem Beitrag zu behandeln wären.<br /></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br />
<br />
<b><span style="font-size: large;">1931 bis 1933 - Die Ahnenstätte Hude bei Oldenburg wird gegründet</span></b><br />
<br />
Der Autor Gunther Duda berichtet (1, S. 1, Anm. 4): </div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Da 1931 in den Zeitungen gemeldet worden war, die Grabstellen der Erbbegräbnisse auf den kirchlichen Friedhöfen von Nichtchristen würden ohne Entschädigung eingezogen und der Kirchenrat in Elsfleth von ihnen den zweihunderfachen Preis für Gräber forderte (Mensch & Maß 1/1982), gründeten Huder Deutschvolkmitglieder, der Heilkundige Hermann Grüttemeier und der Maurermeister Martin Tönjes, 1931 einen kirchenfreien Friedhof. Mit eigenen Geldern erwarben sie ein geeignetes Grundstück und verbrieften es am 13.7.1932 im Grundbuch der Gemeinde als "Besitz des ‚Deutschvolks‘ e.V. zu München." </div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Am 15. Oktober 1932 schrieb Erich Ludendorff an Reichsinnenminister von Gayl (zit. n. 1, S. 1f):</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Sehr geehrter Herr Minister! </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Der Verein Deutschvolk, dessen erster Vorsitzender ich bin, vertritt die Deutsche Gotterkenntnis. (...) Nun schließt häufig christliche Unduldsamkeit die Beerdigung entschlafener Deutschgläubiger auf Friedhöfen aus, die den christlichen Kirchen gehören, wie das auf dem Lande ja nur zu oft der Fall ist. In Oldenburg ist die christliche Kirche besonders unduldsam; deshalb betreibt hier Herr Grüttemeier aus Hude daselbst die Einrichtung eines Deutschvolkfriedhofes schon seit Monaten. Diese wird ihm durch den nationalsozialistischen Ministerpräsidenten unter ganz nichtigen Gründen verweigert, obschon die polizeilichen Vorschriften für die Anlage eines Friedhofes erfüllt sind. Herr Grüttemeier wurde stattdessen aufgefordert, dafür zu sorgen, dass sich die Deutschvolk-Mitglieder in Bremen verbrennen ließen, wozu natürlich kein Geld vorhanden ist. Auch werden andere Ausflüchte gemacht, wie das Land solle zum Anbau von Nahrung verwandt werden. Jetzt betont auch plötzlich der Oberkirchenrat Oldenburgs, es würde keinem Deutschvolkmitgliede die Beerdigung verweigert werden.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Alles das sind Ausflüchte und unwürdige Manöver. Und wenn es keine Ausflüchte wären, so haben die Deutschvolk-Mitglieder das Recht, eigene Friedhöfe anzulegen, sofern diese den polizeilichen Bedingungen entsprechen, wie das in Hude der Fall ist. Ich bitte Sie, Herr Minister, trotz Ihrer, mir gut bekannten christlichen Einstellung, sich der Angelegenheit anzunehmen und in Oldenburg dafür zu sorgen, daß auch andersdenkende Deutsche das gleiche Recht erhalten wie christliche Deutsche oder Juden.</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Am 21. Januar 1933 brachte die Wochenzeitung "Ludendorffs Volkswarte" einen Bericht aus Hude, dass mit den Erdarbeiten für den Deutschvolk-Totenhof begonnen werden konnte und zwar auf einem (1, S.2f) </div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
geschichtlich geweihten Gelände, das noch heute Heiligenloh benannt wird. Der vordere Teil des Geländes liegt etwa zwei Meter tiefer als die dahinter sich erstreckende Heidefläche. Hier bietet eine einst künstlich geschaffene halbkreisförmige Mulde, die schon jetzt von Föhren umrahmt ist, wohl zweihundert Menschen Platz. Sanft steigt das Gelände an, seitwärts führen Wege (...) in die Heide hinauf. Doch vor uns, aus sorgsam geebnetem Grunde, wächst nun, auf über drei Meter erhöht, ein wuchtig wirkender Hügel, in dessen Inneres eine schwere Eichentür führt, die von Findlingen umrahmt wird. Sie verschließt ein geräumiges Gewölbe (mit Worten aus dem grundlegenden philosophischen Werk „Triumph des Unsterblichkeitwillens“ und einem „Deutschvolkadler“), das als Totenkammer dienen soll. Diese wird von auswärts kommende Leichen aufnehmen, aber auch Särge nach der Totenfeier, die hier im Vorraum des Totenhofes abgehalten werden soll, der in des Wortes bestem Sinne des Toten Geleite umfängt. So ist denn die Anlage glücklicher Weise aus dem Boden emporgewachsen und der Plan ohne fremde Hilfe nur von den Huder Mitgliedern geschaffen und ausgeführt, ein Beweis, dass die Idee des Tannenbergbundes hier in diesem Rahmen Gestaltung fand.</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Am 26. Januar 1933 schreibt Erich Ludendorff an Herrn Grüttemeier einen kurzen Brief, der im November 2013 bei Ebay zum Verkauf angeboten wurde:</div><div style="text-align: justify;"> </div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhn4VJBiQoO8wizNV_rFbaOBn6x0A0VWaJ1PWcae9w-xdtqn2c_ACAb7Dz9-FZnIK7K4Q7GWkXoTPy8VK5-mj7KAqAC-Br9b55mgEgSkfjmUtXooTSIRk6ebwALKhFEAfZtkNQ7qZumEqM/s1600/1933-01-26+neue+Ahnenst%C3%A4tte.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="413" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhn4VJBiQoO8wizNV_rFbaOBn6x0A0VWaJ1PWcae9w-xdtqn2c_ACAb7Dz9-FZnIK7K4Q7GWkXoTPy8VK5-mj7KAqAC-Br9b55mgEgSkfjmUtXooTSIRk6ebwALKhFEAfZtkNQ7qZumEqM/s1600/1933-01-26+neue+Ahnenst%C3%A4tte.JPG" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Schreiben Erich Ludendorffs vom 26. Januar 1933 betreffs Anlage eines Deutschvolkfriedhofes</td></tr>
</tbody></table>
Sein Wortlaut:<br />
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: right;">
München, den 26. 1. 33</div>
<br />
Geehrter Herr Grüttemeier:<br />
<br />
Ich sende Ihnen die Zeichnung wieder zurück. Meiner Frau und mir wäre es lieber, wenn Sie den Deutschvolkfriedhof nicht mit der Schlacht von Tannenberg, sondern mit der Gründung des Deutschvolk in Verbindung bringen würden. Und schreiben würden:<br />
"Angelegt im Jahre 3 nach der Errichtung des Deutschvolkes".<br />
<br />
Mit Deutschem Gruß!<br />
gez. Ludendorff.</blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;">
Der Verkäufer dieses Dokumentes weiß nichts über die Herkunft desselben, da er es von einem
anderen Sammler erworben hat. Er hat es erhalten zusammen mit der
zeitgleich angebotenen "Deutschvolk-Urkunde" für eine Erna Petershagen,
sowie dem ebenfalls eingestellten Brief und Original-Ausweis von
Friedrich Petershagen (Mann von Erna). Es wäre zu prüfen, ob dieses Ehepaar auch in Hude lebte und gegebenenfalls auf der Ahnenstätte Hude bestattet wurde.</div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqpnXy9hI51QOHjSkGdjr08i8_rQLeAR86xIIzJ7CMtB5MBMAhUoejR_4mkuleHu-sbjE0XJgf8FXZG0RCDfh-fwtxGOCiYOW14oaQP1vFo799Jnv0OVVe0368GyJu2mLNb1e2KpHOGg0/s1600/1932-05-28+Erna+Petershagen+Deutschvolk.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqpnXy9hI51QOHjSkGdjr08i8_rQLeAR86xIIzJ7CMtB5MBMAhUoejR_4mkuleHu-sbjE0XJgf8FXZG0RCDfh-fwtxGOCiYOW14oaQP1vFo799Jnv0OVVe0368GyJu2mLNb1e2KpHOGg0/s1600/1932-05-28+Erna+Petershagen+Deutschvolk.JPG" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Erna Petershagen, geb. Meyer; Aufnahme in "Deutschvolk e.V.", 28.4.1932</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Gunther Duda berichtet weiter (1, S. 3):</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Nachdem
Erich und Mathilde Ludendorff am 19. 2. 1933 im Hamburg vor 6.000
Menschen gesprochen hatten, besuchten sie auch den fertiggestellten
Ahnenhain. Nicht um den Heidefriedhof einzuweihen, sondern um ihrem
Mitkämpfer Hermann Grüttemeier und den Helfern, die mit unendlicher
Hingabe und Liebe diese Stätte für freie Deutsche geschaffen hatten, zu
danken. Abends sprachen sie in dem Saale bei Bultmeyer in Langenberg. „Etwa 600 Oldenburger füllten den Raum, die in ihrer besinnlichen und
stillen Art den Ausführungen ... folgten, um sie zu einem tiefen Erlebnis
für den weiteren Freiheitskampf im Oldenburger Lande werden zu lassen.“</div>
</blockquote>
Erich Ludendorff schreibt in seinen Lebenserinnerungen (3, <a href="http://books.google.de/books?id=28MZAAAAIAAJ&q=gr%C3%BCttemeier+ludendorff&dq=gr%C3%BCttemeier+ludendorff&hl=de&sa=X&ei=-4J8UtnJF6uY4wSMtoH4Bg&ved=0CDIQ6AEwAA">S. 376</a>):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Anfang Januar 1933 hatten wir eine entsprechende Veranstaltung in Stuttgart in der großen Stadthalle und Mitte Februar noch einmal in den Sagebiel-Sälen in Hamburg und dann eine kleine Veranstaltung in Hude.</div>
</blockquote>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Ich sprach in diesen Veranstaltungen aufs schärfste gegen die <span style="text-align: justify;">Christenlehre, meine Frau über deren seelisches Wirken und Deutsches Gotterkennen. Wir hatten Hude aufgesucht, weil hier von Herrn Grüttemeier und anderen Deutschen auf Deutschem Heideboden die erste Ahnenstätte wirklich eingerichtet war. Es war schneidend kalt, und meine Erkältung, die ich schon in Hamburg fühlte, verschlimmerte sich. </span></blockquote>
<div style="text-align: justify;">
(s.a. 4; <a href="http://books.google.de/books?id=rYUvAAAAMAAJ&q=gr%C3%BCttemeier+ludendorff&dq=gr%C3%BCttemeier+ludendorff&hl=de&sa=X&ei=-4J8UtnJF6uY4wSMtoH4Bg&ved=0CDcQ6AEwAQ">Quell 1955, S. 333</a>.)</div><div style="text-align: justify;"> </div><div style="text-align: justify;"><h2>1930 - Kirchenaustrittsbewegung im niedersächsischen Dorf Seelenfeld </h2></div><div style="text-align: justify;"> </div><div style="text-align: justify;"><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgNS9w6i1IWyFn1D0bhQhWBIl2AK4V2p5xOHlOg-CbETAPmu84sPhfIWOcwHJqr5tr4j3MhAo01KIjNmRuKGF6GJeuxcSnHxCRN-aYnKBR5DR7rCoTOsa-p_vEHhQcUsqubmIBVCDYblCg/s1600/1930-06-02+Seelenfeld+Peithmann.jpeg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="390" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgNS9w6i1IWyFn1D0bhQhWBIl2AK4V2p5xOHlOg-CbETAPmu84sPhfIWOcwHJqr5tr4j3MhAo01KIjNmRuKGF6GJeuxcSnHxCRN-aYnKBR5DR7rCoTOsa-p_vEHhQcUsqubmIBVCDYblCg/s640/1930-06-02+Seelenfeld+Peithmann.jpeg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 3: Tannenbergbund-Tagung in Seelenfeld, 2.6.1930 (aus: 14, S. 46) - ganz links Lehrer Ludwig Peithmann, <br /></td></tr>
</tbody></table> </div><div style="text-align: justify;">Die neue Studie (12) berichtet von dramatischen Ereignissen im Dorf Seelenfeld Anfang der 1930er Jahre, die schließlich nicht nur zum Kirchenaustritt vieler bäuerlicher Familien vor Ort führten, sondern eben auch zur Gründung der dortigen Ahnenstätte. Ein treibender Motor dieser Ereignisse war der Lehrer Ludwig Peithmann (1887-1960) (Abb 3 ganz links). Am 2. Juni 1930 kamen Erich und Mathilde Ludendorff selbst zu einer Vortragsveranstaltung ins Dorf (Abb. 3) und sprachen vor mehr als tausend Menschen. Ihre Ansprachen wurden per Lautsprecher in ein weiteres Zelt übertragen (12). Der Pfarrer des Ortes meldete sich nach diesen Ereignissen für viele Wochen krank und bemühte sich um eine Ablösung (12). Die Mehrheit der Familien des Dorfes waren inzwischen aus der Kirche ausgetreten. Auch im Dorfbeirat saßen mehrheitlich "Ludendorff-Anhänger" und forderten eine Umwandlung der örtlichen Schule in eine bekenntnisfreie, damit der Lehrer Peithmann weiterhin dort unterrichten könne (12). (Kurz noch zu Abbildung 3: In der Mitte gehen Mathilde und Erich Ludendorff, rechts von von ihnen der Major a. D. Hans Georg von Waldow, damaliger Landesführer des Tannenbergbundes Nordwest.) In der "Geschichte der
Ludendorff-Bewegung" (von Hans Kopp, Bd. 1, S. 99) heißt es:<br />
<blockquote class="tr_bq">
In Seelenfeld gründeten damals der Bauer Büsching und der Lehrer
Peithmann die erste Ahnenstätte für Deutschgottgläubige. (...) "Mit
einer Bauernmassenversammlung in Seelenfeld", berichtet Mathilde
Ludendorff, "schloß diese Reise ab."</blockquote>
An der Tagung in Seelenfeld nahmen 2.000 Menschen teil. Der Lehrer Ludwig Peithmann stand in den 1930er Jahren unter scharfer Überwachung der Gestapo und verzichtete ab 1935 auf eine Tätigkeit als Lehrer (13). In einem Gestapo-Bericht aus Sachsen
in den 1930er Jahren hieß es (Lageberichte, <a href="http://books.google.de/books?ei=z6T9UJWHBo3BtAan6YCQAQ&hl=de&id=2pXaAAAAMAAJ&dq=lehrer+peithmann+ludendorff&q=peithmann+#search_anchor">2005, S. 432</a>):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Der Ludendorff-Verlag hielt am 25. 5. einen Vortrag ab, in dem Ludwig Peithmann, Enger/Westfalen, über <i>"Ludendorffs Ringen um deutsche Gotterkenntnis"</i> sprach. </blockquote>
Und die Gestapo Osnabrück meldete (Gerd Steinwascher, <a href="http://books.google.de/books?ei=z6T9UJWHBo3BtAan6YCQAQ&hl=de&id=qJHaAAAAMAAJ&dq=lehrer+peithmann+ludendorff&q=peithmann#search_anchor">1995, S. 138</a>):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Der Ludendorff-Verlag veranstaltete am 6. Februar 1935 in Osnabrück
einen von 300 Personen besuchten Vortragsabend, an welchem Frau Ilse
Wentzel, Blankenburg-Harz, über das Thema sprach: <i>"Das geistige Ringen zwischen Christentum und deutscher Gotterkenntnis"</i>.
Der Vortrag fand unter den Zuhörern günstige Aufnahme und verlief ohne
Störung. Ein weiterer Vortrag fand in Bad Essen statt. Hier sprach der
Mitarbeiter der Halbmonatsschrift "Am heiligen Quell deutscher Kraft"
Lehrer i. R. Ludwig Peithmann aus Enger i. W. über das Thema <i>"Der Kampf des Orients gegen das Deutschtum"</i>. </blockquote>
Auch im August desselben Jahres war Ludwig Peithmann in Osnabrück, wie die Gestapo wußte (Gerd Steinwascher, 1995, S. 239):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Die Bestrebungen des Ludendorff-Verlages zur Verbreitung der deutschen
Gotterkenntnis wurden fortgesetzt. Im Berichtsmonat wurden 2 öffentliche
Versammlungen in Osnabrück abgehalten. Es sprach am 2. 8. 35 der
Vertreter des Ludendorff-Verlages Ludwig Peithmann aus Enger i. W. über
das Thema <i>"Rom im Kampf gegen die Volkseinheit"</i> und am 30. 8. Rudolf Schmidt aus Hannover über <i>"Römische reichszerstörende Politik"</i>. </blockquote> </div><div style="text-align: justify;"> </div><div style="text-align: justify;"><div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: large;"><b>1933 - Ludendorffs Rechtsanwalt Wilhelm Heltge betreibt die Gründung der Ahnenstätte Blumberg (bei Bernau bei Berlin)</b></span></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Zwei
Jahre nach der Gründung in Hude bemühte man sich auch in Berlin um die
Anlage einer Ahnenstätte und die Gründung eines diesbezüglichen Vereins.
Die Akten zu diesem Ahnenstätten-Vereins befinden sich im Landesarchiv
Berlin unter dem Aktenzeichen Az. 95 VR 7581 + 55.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Der
Verein nannte sich - laut eines Schreibens vom 18. August 1933 -
zunächst "Deutscher Bestattungsverein". Sein amtlicher Vertreter war der
Rechtsanwalt Dr. Wilhelm Heltge (Berlin SW 61, Tempelhofer Ufer 1). Der
Berliner Rechtsanwalt Wilhelm Heltge (1887-1966) (1) war zwischen 1928
und 1935 der wichtigste Rechtsvertreter von Erich Ludendorff. Und zwar
als Nachfolger von Dr. Luetgebrune, der 1924 Verteidiger Ludendorffs in
München gewesen war. Über Wilhelm Heltge ist ein eigener
Blogbeitrag in Vorbereitung.<br />
<br />
Die Geschäftsstelle des "Deutschen
Bestattungsvereins" befand sich bei einem Walter Stern in Berlin,
Krüllstraße 1. Im "Öffentlichen Anzeiger" wurde am 18. August 1934 die
Gründung des "Ahnenstätte-Verein e.V." amtlich bekannt gegeben. Die
Gründer waren Walter Stern, Fritz Marlinghaus, Anton Kagener, Kurt
Wisch, Gotthold Wittchen, Heinrich Schmidt und Georg Kaulbach.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
1937
bestand der Vorstand aus Bandagist Erich Lehmann und Reiseinspektor
Paul Schönrock. Zwangsweise war offenbar laut eines Schreibens von Erich
Lehmann vom 4. Juni 1940 eine Umbenennung erfolgt in "Verein für
Sippenpflege und Sippentotenstätten". Die Umbenennung wurde offenbar
vorgenommen, um einer falschen Beurteilung vorzubeugen.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Es gibt noch einen Mitgliedsausweis von einer Frau Lenchen Driese (gest.).</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<b><span style="font-size: large;">1937/38 - "Wege zu einer neuen deutschen Friedhofskunst"</span></b></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
In
dem vom Ludendorffs Verlag herausgegebenen "Tannenberg-Jahrweiser" für
das Jahr 1938 erscheint ein Aufsatz eines "Regierungs-Baumeisters Fritz
Kretschmer" unter dem Titel <i>"Wege zur Deutschen Ahnenstätte"</i>. Im diesem Aufsatz geht es ihm um "Wege zu einer neuen deutschen Friedhofskunst".</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Ein solcher - wohnhaft in Schopperstr. 41 in Schweinfurt - hat auch 1965 in der Zeitschrift "Archiv für Sippenforschung" einen <a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=UfYIAQAAIAAJ&dq=fritz+kretschmer+architektur&focus=searchwithinvolume&q=fritz+kretschmer">Aufsatz über Wappenkunde </a>veröffentlicht.
Und dementsprechend werden auch weitere heimatkundliche
Veröffentlichungen bis zum Jahr 1986 von ihm stammen (ob dazu auch
"Bilddokumente römischer Technik" gehört, bleibe einstweilen dahingestellt).</div>
<ul><span style="text-align: justify;">
<li><span style="font-size: x-small;">Kretschmer, Fritz: Wege zur Deutschen Ahnenstätte. In: Tannenberg-Jahrweiser 1938. Ludendorffs Verlag, München, S. 23-32</span></li>
<li><span style="font-size: x-small;">Kretschmer, Fritz: Angewandte Wappenkunst in
Architektur und Handwerk. In: Archiv für Sippenforschung und alle
verwandten Gebiete, Bd. 30/31, 1964/65, S. 473ff</span></li>
<li><span style="font-size: x-small;">Gustav Voit und Fritz Kretschmer: Der Adel an der Pegnitz 1100 bis 1400. 1979</span></li>
<li><span style="font-size: x-small;">Kretschmer, Fritz: Die Gemeinden des Landkreises Schweinfurt. Geschichtliches und ihre Wappen. 1986</span></li>
<li><span style="font-size: x-small;">Kretschmer, Fritz: Bilddokumente römischer Technik. Verlag des Vereins Deutscher Ingenieure, Düsseldorf 1983, 2003</span></li>
</span></ul>
<span style="text-align: justify;">
</span>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;"><div style="text-align: justify;">
Im
Anzeigenteil von "Ludendorffs Halbmonatsschrift" "Am Heiligen Quell
Deutscher Kraft" erscheint in der Folge vom 21. April 1939 folgende
Anzeige:</div><div style="text-align: justify;"> </div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" height="276" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhmw0a1lAg6nTc8GqOD4mpoGqsW_Ss6ebQTE4G5OJqOgsCCjk1BkzhzlKqPVMg70Jc5RkjPmfu7GaarMP-o8-3g5LiXh2QLbDETwoTOWEhdtFD6Hr9DkmemQcZiU3aIwr309sprAEJqhD8/s640/1939-04-21+Ahnenst%C3%A4tte+Blumberg+-+Quell.jpeg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="640" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 3: Anzeige vom 21. April und 25. August 1939</td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">Diese
Anzeige wird nochmals geschaltet am 25. August 1939. Der Verein hatte
169 Einzelmitglieder und 97 "Sippenmitglieder" (also wohl
Familienangehörige).</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Die Ortschaft Blumenberg lliegt in der Nähe von Berlin (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Blumberg_(Ahrensfelde)">Wiki</a>). </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Der Blumenberger Ahnenstätten-Verein wurde 1955 "als tatsächlich nicht mehr bestehend von Amts wegen gelöscht". </div> </div><div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">Soweit zunächst diese völlig bruchstückhafte Sammlung von Hinweisen zum Thema. <br /></div> </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
____________________________________________</div>
<ol style="text-align: justify;">
<li>Duda, Gunther: Ketzerfeldzug in Deutschland. Christliche Unduldsamkeit gegenüber der Ahnenstätte Hilligenloh und der Ludendorff-Bewegung Eine notwendige Klarstellung. 2. erweiterte und verbesserte Auflage (<a href="http://www.hohewarte.de/Neuersch/Ketzer-Buch.pdf">pdf</a>) o.O., o. J.</li>
<li><a href="http://myworld.ebay.at/semmelbroesel14?_trksid=p2047675.l2559">semmelbroesel14</a>: Erich Ludendorff orig sign Deutschvolk Brief 1933. Hochinteressanter Text. Ebay-Angebot zum 17.11.2013</li>
<li>Ludendorff, Erich: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter deutscher Volksschöpfung. Bd. 2: Meine Lebenserinnerungen von 1926 bis 1933. Verlag Hohe Warte, Pähl 1951</li>
<li>Meiners, Werner: Menschen im Landkreis Oldenburg 1918 bis 1945. Politische Entwicklung, Ereignisse, Schicksale. Isensee 1995 (<a href="http://books.google.de/books?id=O9IqAQAAMAAJ&q=gr%C3%BCttemeier+ludendorff&dq=gr%C3%BCttemeier+ludendorff&hl=de&sa=X&ei=-4J8UtnJF6uY4wSMtoH4Bg&ved=0CDsQ6AEwAg">GB</a>)</li>
<li>Schneider, RA Robert: Die Freimaurerei vor Gericht. Neue Tatsachen über Weltfreimaurerei, deutsch-christliche Orden und geheime Hochgrade. Dritte, ergänzte und neubearbeit. Aufl., Karlsruhe 1936 (<a href="https://archive.org/stream/DieFreimaurereiVorGericht_235/SchneiderRobert-DieFreimaurereiVorGericht193676S.TextLudendorff_djvu.txt">Archiv.org</a>)</li>
<li>Kratz, Peter: Tote soll man ruhen lassen? Faschistische Friedhöfe, New Age-Beerdigungen, "Praktische Ethik". In: ders.: Die Götter des New Age. Im Schnittpunkt von "Neuem Denken", Faschismus und Romantik. 2002, http://www.bifff-berlin.de/NA3.htm [22.5.17] </li>
<li>Claus, Walter und Gertrud: Zusammenstellung der Fakten für die
zerstörerische Arbeit der Frau Altrud Wendeleid Geiger geb. Hoyer
(Delmenhorst), die sie seit Anfang der 70er Jahre im vorigen Jahrhundert
mit ihren vorgeschickten Helfern betreibt. pdf-Datei, 80 S., 11 Seiten Text, der Rest Anlagen, ohne Datum (2013) </li>
<li>Krogmann, Karsten: Friedhöfe Im Oldenburger Land. Wo alte Nazis friedlich ruhen dürfen. Die Ahnenstätte Conneforde. In: NWZ, 27.9.2014, http://www.nwzonline.de/politik/niedersachsen/wo-alte-nazis-friedlich-ruhen-duerfen-wo-alte-nazis-friedlich-ruhen-duerfen_a_19,0,506055321.html </li>
<li>Lothar Schmalen: Friedhof in Petershagen wird zum Pilgerort für Rechtsextreme - Der Trägerverein der „Ahnenstätte Seelenfeld“ hat laut NRW-Innenminister Verbindungen in die völkische Szene, 15.02.2018, https://www.nw.de/nachrichten/zwischen_weser_und_rhein/22060366_Friedhof-in-Petershagen-wird-zur-Kultstaette-fuer-Rechtsextreme.html </li>
<li>Petershagen - "Ahnenstätte Seelenfeld" hat Verbindungen zur Neonazi-Szene, Neue Westfälische, 26.11.2019,https://www.nw.de/lokal/kreis_minden_luebbecke/petershagen/22624026_Ahnenstaette-Seelenfeld-hat-Verbindungen-zur-Neonazi-Szene.html</li><li>Deutsches Geschlechterbuch (Genealogisches Handbuch Bürgerlicher Familien), Band 177, 1978, S. 243 (<a href="http://books.google.de/books?id=mOg8AQAAIAAJ&q=rechtsanwalt+heltge&dq=rechtsanwalt+heltge&hl=de&sa=X&ei=GturU5D_NdCr0gWy2oHICg&ved=0CDsQ6AEwATgK">GB</a>) <br /></li><li>Thomas Lange und Dr. Karsten Wilke: Die Ahnenstätte Seelenfeld in Petershagen 1929–2019.Eine Manifestation völkischer Ideologie im ländlichen Raum. Dezember 2019, Petershagen.de (pdf) <br /></li><li>https://www.peit-h-mann.de/media/public/_documents/Chronicle_PartII.htm </li><li><span style="font-size: small;">Duda, Gunther: Ein Kampf für Freiheit und Frieden. Ludendorffs Tannenbergbund 1925 – 1933. Verlag Hohe Warte GmbH, Pähl 1997</span></li>
</ol>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-67539692328331749972020-05-11T06:48:00.011+02:002023-04-23T15:06:18.075+02:00Die Ludendorff-Bewegung in Pommern (1924 bis 1945) <div style="text-align: justify;"><b>"Die Kirche war gerufen, für ihren Glauben einzutreten," heißt es in der Erinnerung Pommerscher Pastoren im Rückblick auf die Erfolge der Ludendorff-Bewegung</b><br />
<ul>
<li>A. Einiges zur frühen völkischen Bewegung in Pommern (1924)</li>
<li>B. Der Tannenbergbund in Pommern (ab 1926)</li>
</ul>
<p></p><p>Pommern, die einstige Kornkammer des Deutschen Reiches, mit seinen mehr als 500 Kilometern traumhaftem Ostsee-Strand. Schon um 4.000 v. Ztr. handelte das heute ausgestorbene Fischervolk von Neuwasser in Hinterpommern mit Bauernvölkern bis nach Ungarn hinein (1). In Pommern siedelte dann die Trichterbecher- und die Kugelamphoren-Kultur, Bauernvölker, deren genetische Herkunft in den neolithischen Mittelmeerraum verwies. Ab 2.800 v. Ztr. wurden diese Völker von den Schnurkeramikern abgelöst, Indogermanen, deren Ethnogenese sich um 4.700 v. Ztr. an der Mittleren Wolga vollzogen hatte, und von denen noch wir heute abstammen. In der Bronze- und Eisenzeit eher im Schatten der Weltgeschichte, siedelten dann hier zuerst die Goten, später die Wikinger. Ab dem 12. Jahrhundert wurde Pommern christianisiert und es fand die deutsche Ostsiedlung statt. In welchem Umfang die deutschen Pommern bis 1945 auch genetisch von den Wikingern abstammten, ist nie wirklich geklärt worden, könnte aber heute - aufgrund der humangenetischen Forschung - grundsätzlich geklärt werden (2).</p>
Der Dreißigjährige Krieg hat das protestantische Pommern mindestens ebenso in Mitleidenschaft gezogen wie unzählige andere deutsche Provinzen. In Pommern fand der nachmalige Reichskanzler Otto von Bismarck Mitte des 19. Jahrhunderts jene religiöse Orientierung, die die vermutlich wesentlichste Grundlage für sein politisches Wirken bildete (bei den Pommerschen Pietisten rund um Marie von Thadden). Zugleich fand er hier seine Ehefrau Johanna von Puttkammer. - Dies als kurzer einleitender Ausflug in die Geschichte und Kulturgeschichte Pommerns.<p></p>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzZqXsR34ll3aq6_MT-x5FPk-O4lbHcY_6_F3az3vtfZDKl5aPE2BMDIcsRbn4G0mF7YawAEk69WzDZsojDASUx-hKLLE6znad-qDM9xKYGhmC8xEsA3-y3xlPlLENNVyCVK8ZR7Emm4k/s1600/unnamed.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="396" data-original-width="512" height="494" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzZqXsR34ll3aq6_MT-x5FPk-O4lbHcY_6_F3az3vtfZDKl5aPE2BMDIcsRbn4G0mF7YawAEk69WzDZsojDASUx-hKLLE6znad-qDM9xKYGhmC8xEsA3-y3xlPlLENNVyCVK8ZR7Emm4k/s640/unnamed.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Köslin - Marktplatz mit Marienkirche - In Köslin befand sich von 1937 bis 1939 der Wirkungsort von Dietrich Bonhoeffer ebenso wie es dort eine stärkere Gruppierung von Ludendorff-Anhängern gab</td></tr>
</tbody></table>
<p></p><p>Soweit übersehbar, gibt es bislang zu keiner deutschen Provinz eine auch nur
halbwegs zusammenhängende Darstellung der Geschichte der
Ludendorff-Bewegung in derselben. Daß die Ludendorff-Bewegung in einer
deutschen Provinz stärker gewesen sei als in irgendeiner anderen, ist
vorerst nicht erkennbar. Vortragsreisen Erich und Mathilde Ludendorffs
haben ab 1928 in alle Teile des Deutschen Reiches geführt und überall viele Anhänger geworben.</p><p>
Im
vorliegenden Beitrag soll einmal zusammen getragen werden, was -
bruchstückhaft - über die Geschichte der Ludendorff-Bewegung in Pommern
derzeit bei nur sehr grober Suche zu finden ist. Dasselbe ist auch schon - und bislang noch bruchstückhafter - für Ost- und Westpreußen versucht worden (3-6). Dieser Beitrag soll - wie viele
andere hier auf dem Blog - nach und nach ergänzt werden. Erste Anhaltspunkte zur Geschichte der
Ludendorff-Bewegung in einer jeweiligen Provinz sind Lageberichte der
Polizei, der Gestapo oder auch beider großer Kirchen, wie sie seit 1945 nach und nach editiert worden sind und weiter editiert werden. Solche Berichte bildeten auch den Ausgangspunkt für den vorliegenden Beitrag (7), der aber schnell um mancherlei weitere Anhaltspunkte hat erweitert werden können.</p>
Die Vorfahren von Erich Ludendorff selbst stammen aus Pommern und lassen
sich dort urkundlich bis ins fünfzehnte Jahrhundert
zurückverfolgen. In Demmin und später in Stettin gehörten sie zu den
ansässigen Kaufmannsfamilien. Erich Ludendorff hat
aber in seinem persönlichen Leben sonst aber keine außergewöhnlichen Berührungspunkte mit Pommern aufzuweisen. Auch diese Provinz aber geriet - wie wir noch sehen werden - immer einmal wieder in sein Blickfeld. Denn in Pommern waren die politischen, geistigen und religiösen Auseinandersetzungen mindestens ebenso rege wie in anderen Teilen Deutschlands.<p></p>
<h2>
A. Einiges zur frühen völkischen Bewegung in Pommern (1924)
</h2><p>
Die schwere politische, wirtschaftliche und geistig-moralische Krise nach dem Ersten Weltkrieg brachte die Freikorps-Kämpfe an den Ostgrenzen des Reiches und gegen die Kommunisten im Innern des Reiches mit sich. Diese Krise kulminierte schließlich im Kapp-Putsch von 1920 und im Hitler-Ludendorff-Putsch von 1923. In beiden Fällen war Erich Ludendorff führend beteiligt, in beiden Fällen sollten die "November-Verbrecher", die den Kaiser gestürzt hatten, die den Waffenstillstandsvertrag und den Versailler Vertrag unterschrieben hatten, abgesetzt werden. (Scheidemann, einer dieser Politiker, der in den Augen der Völkischen und Nationalen zu den "November-Verbrechern" gehörte, hatte selbst zuvor gesagt, jene Hand solle "verdorren", die den Versailler Vertrag unterschreiben würde.)</p>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgUlDS7jwOOVq2lEChIkocFwz0i6FAtkhwrOoBrN_1CptmeowqOUfX3YbmbQvIMX8mw5cg7ywe8-Wun9dxm8tYyugwcMyQOigIEH0zyPYcVSRw14OQW89kMXw7oPMzvoe5h09MGoDc0Dv8/s1600/pommerscher-rektor-als-hitlers-konkurrent-1-1.561351_0.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="500" data-original-width="900" height="354" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgUlDS7jwOOVq2lEChIkocFwz0i6FAtkhwrOoBrN_1CptmeowqOUfX3YbmbQvIMX8mw5cg7ywe8-Wun9dxm8tYyugwcMyQOigIEH0zyPYcVSRw14OQW89kMXw7oPMzvoe5h09MGoDc0Dv8/s640/pommerscher-rektor-als-hitlers-konkurrent-1-1.561351_0.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Professor Theodor Vahlen, Rektor der Universität Greifswald, Förderer des Studentensports, völkischer Reichstagsabgeordneter für Pommern 1924/25</td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div><p>
Beide Putsch-Versuche mißlangen zwar, der zweite Putsch-Versuch und der nachmalige Prozeß gegen die führenden Putschisten in München erhöhte aber die Popularität der sich hier erstmals aufsehenerregender manifestierenden völkischen Bewegung in Deutschland. Das zeigte sich dann bei den nachherigen Reichstagswahlen im Frühjahr 1924. Bei diesen hatte die völkische Bewegung in ganz Deutschland Wahlerfolge, die nachmals die NSDAP erst wieder im Jahr 1930 erreichen (und übertreffen) sollte. Während sie reichsweit 6,5 % der Stimmen erhielt, erhielt sie in Pommern 7,3 %. Über die Frühgeschichte der Völkischen in Pommern ist zu erfahren (31):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Im Vergleich zu anderen Gauen im Norden Deutschlands bildeten sich dort schon früh feste Organisationsformen heraus. 1923 hatte die NSDAP bereits 330 Mitglieder in zwölf Ortsgruppen - darunter Greifswald, Jarmen, Pasewalk, Stralsund und Stettin. </blockquote><p>
In Norddeutschland war aber auch die "Deutschvölkische Freiheitspartei" zur Wahl angetreten (8), für Pommern war der Greifswalder Professor für Mathematik Theodor Vahlen (1869-1945)(<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Vahlen">Wiki</a>) in den Reichstag gewählt worden. Die NSDAP selbst war zwar nach dem Hitler-Putsch vorläufig in Deutschland verboten, an ihrer Stelle hatten sich aber völkische Wahllisten mit unterschiedlichen Namen gebildet. Die "Deutschvölkische Freiheitspartei" war gegründet worden von vormaligen Abgeordneten der Deutschnationalen Partei (DNVP). Diese waren aufgrund ihrer völkischen Einstellung aus ihrer ursprünglichen Partei ausgetreten und haben eine neue Partei gegründet. Zu ihnen gehörte auch Vahlen, der im Ersten Weltkrieg Batteriechef im Range eines Majors gewesen war und der 1919 der DNVP beigetreten war.</p><p>
Für die Dauer der Festungshaft Hitlers schlossen sich nun beide
völkischen Richtungen zur "Nationalsozialistischen Freiheitspartei"
unter der Führung Ludendorffs und Ernst Röhms zusammen, die zugleich die Führer der völkischen Reichstagsfraktion waren, der auch Vahlen angehörte. Dieser
Zusammenschluß konnte aber nicht verhindern, daß es von Seiten der
Hitler-Anhänger - auch in Pommern - Widerstand gegen die Parteiführung
Ludendorffs gab. Theodor Vahlen hatte es diesbezüglich in Greifswald mit zwei Studenten zu tun, nämlich mit Joachim Haupt (1900-1989) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Haupt">Wiki</a>) und Reinhard Sunkel (1900-1945) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Reinhard_Sunkel">Wiki</a>). Beide sollten im weiteren Verlauf des Jahres 1924 an die Universität Kiel wechseln und dort den "Nationalsozialistischen Studentenbund" gründen. Beide waren Angehörige des Freikorps Maercker gewesen. Sunkel war 1922 in die NSDAP eingetreten und hatte am Hitler-Putsch teilgenommen. Haupt hatte 1922 den "Pommerschen Beobachter" begründet und ihn bis 1923 als Schriftleiter geleitet. Diese beiden Greifswalder Studenten widersprachen Vahlen, der sich gegenüber Ludendorff loyal verhielt. Sie waren nicht bereit, das .... (9, S. 202, <a href="https://books.google.de/books?id=dhVoAAAAMAAJ&q=ludendorff+pommern&dq=ludendorff+pommern&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi-v6iwnanpAhXNKewKHddCDz04ChDoAQhPMAY">GB</a>)</p>
<blockquote class="tr_bq">
... Aufgehen in die DVFP unter der Patronage Ludendorffs zu akzeptieren.
<span style="color: #274e13;"><b>"Sie kennen jene Worte, die jeder Nazi gebraucht, um den grundsätzlichen
Unterschied der beiden völkischen Richtungen zu erklären," schrieb der
Stettiner Hitleranhänger an Theodor Vahlen. "Die NSDAP kommt von unten,
die DFP (DVFP) kommt von oben. Wir kommen aus dem schaffenden Volk, die
DFP aus dem völkischen Mittelstand."</b></span> Gegenüber dieser radikalen Fraktion um Joachim Haupt und Reinhard Sunkel sah sich eine zweite, von Theodor Vahlen geführte Gruppierung von General Erich Ludendorff in die Pflicht genommen.<br />
In den ersten Wochen des Jahres 1924 kam es daher in der Partei zu heftigen Kontroversen über den weiteren Weg der Nationalsozialisten. Um den Widerstand innerhalb des Landesverbandes zu brechen, ließ es sich Ludendorff nicht nehmen, die pommerschen Hitleranhänger selbst auf den deutschvölkischen Fusionskurs einzuschwören. Dabei stellte sich heraus, daß sich sowohl Ludendorff als auch <b>die nach Berlin zitierten rebellischen Studentenvertreter</b> auf Hitler beriefen. Beide streitenden Parteien konnten nicht wissen, daß der in Landsberg einsitzende NSDAP-Führer in der Frage der "Verschmelzung" mit der DVFP bereits mehrfach die Meinung gewechselt hatte. Besuche bei Hitler und an ihn gerichtete Schreiben stifteten daher eher Verwirrung, brachten aber keine Klärung. Während Joachim Haupt und Reinhard Sunkel im Glauben, die richtige Position zu vertreten, unbeeindruckt gegenüber der DVFP auf Distanz blieben, zeigte sich Theodor Vahlen kooperationsbereiter.<br />
<b>Nach Verhandlungen mit dem Führer der DVFP, Albrecht von Graefe, dem pommerschen Landesvorsitzenden (Fritz) von Bodungen und Ludendorff veröffentlichte Vahlen ein Rundschreiben, in dem die Hitleranhänger darüber informiert wurden, daß Ludendorff im Auftrage des Führers nun mit der völkischen Einigung der Pommern beauftragt sei.</b> Damit war der Widerstand im pommerschen Landesverband der Nationalsozialisten vorerst gebrochen. Haupt und Sunkel, die vergeblich auf einen klärenden Brief Hitlers warteten, konnten sich nicht durchsetzen und resignierten. "Alles ist zerstört und verwirrt", klagte Haupt in einem Brief an seinen Parteifreund Hinrich Lohse. "Solange Hitler uns im Stich läßt, haben wir keine Waffen dagegen."</blockquote>
Auch heißt es (9, S. 207, <a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=dhVoAAAAMAAJ&dq=ludendorff+pommern&focus=searchwithinvolume&q=ludendorff">GB</a>):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Ihren Hauptfeind sahen sie aus gutem Grunde in der Führung der DVFP und in zunehmendem Maße in Erich Ludendorff. Als Hitler noch im Juni 1924 einen Brief an Ludolf Haase richtete, in dem er sich gegen eine grundsätzliche Ablehnung der "Verschmelzung" aussprach und gleichzeitig seinen politischen Führungsanspruch für die Dauer der Festungshaft aufgab, bestand für das norddeutsche Direktorium kein Zweifel daran, daß er dazu "gepreßt" wurde. </blockquote><p>
Erkennbar wird an diesen Vorgängen, daß die Provinz Pommern im Jahr 1924 in den reichsweiten Einigungsbemühungen der völkischen Bewegung keine unbedeutende Rolle gespielt hat. Diese Einigungsbemühungen mußten dann endgültig ad acta gelegt werden, als Hitler zu Weihnachten 1924 aus der Gefängnishaft entlassen wurde und die NSDAP als eigene Partei neu gründete und zu dem antikatholischen Kurs Ludendorffs und der norddeutschen Völkischen auf Distanz ging, und als Ludendorff sich aus der vormaligen Tagespolitik zurück zog.</p>
<p>Vahlen - der eigentlich aus einer Wiener Professoren-Familie stammte - sollte wenig später der erste NS-Gauleiter für Pommern werden (31). Vor und während des Dritten Reiches hat er ein bewegtes Leben im Spannungsfeld zwischen Politik und Wissenschaft verbracht. 1944/45 war er als Lehrbeauftragter an der
Deutschen Universität Prag gegangen und er starb im November 1945 in tschechischer
Gefangenschaft in Prag. - Und wie gestaltete sich das weitere Lebensschicksal der beiden genannten Studenten? Haupt galt nachmalig als Freund Ernst Röhms und entkam 1934 nur knapp seiner Ermordung. 1938 ist er aus der NSDAP ausgeschlossen worden.
Sunkel war persönlicher Adjutant von Erziehungsminister Bernhard Rust, wurde aber aufgrund
einer entdeckten jüdischen Urgroßmutter 1937 in den vorzeitigen
Ruhestand versetzt. Beide leisteten schließlich im Zweiten Weltkrieg Kriegsdienst. Sunkel nahm sich am 8. Mai 1945 in Libau an der Kurlandfront anläßlich
der Kapitulation das Leben. Haupt lebte nach norwegischer Kriegsgefangenschaft noch bis 1989 weiter.</p>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEicy5GE5-Nu1KUVU5-uV6mubhgEW-WCEJl6J-VX0RbL0lxV6ycMbihw3IJD_nzt2xqquoEPWAthnE2_6ah7hO6jgwAEiL2ngE7hHhwALa2mv6jnon0CCMKo1EMLEp3Aqyp3eaohwxQahBU/s1600/Ehepaar+Ludendorff+in+%25C3%259Cckerhof+Pommern.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="472" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEicy5GE5-Nu1KUVU5-uV6mubhgEW-WCEJl6J-VX0RbL0lxV6ycMbihw3IJD_nzt2xqquoEPWAthnE2_6ah7hO6jgwAEiL2ngE7hHhwALa2mv6jnon0CCMKo1EMLEp3Aqyp3eaohwxQahBU/s640/Ehepaar+Ludendorff+in+%25C3%259Cckerhof+Pommern.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 3: Mathilde und Erich Ludendorff "zu Besuch beim Siedelbauern Anton
Bücheler am Ulenhof in Ückerhof (Pommern)" - Lichtbild von Else Scheidt,
undatiert, wohl frühe 1930er Jahre</td></tr>
</tbody></table>
<p>Bei dem erwähnten von Bodungen handelte es sich um Fritz von Bodungen (1879-1943) (s. <a href="http://home.foni.net/~adelsforschung/lex17.htm">Inst. f. Dt. Adelsforschung</a>). Dieser war Oberförster und ostpommerscher Gutsbesitzer und hatte führende Positionen in der Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung in Pommern inne (<a href="https://books.google.de/books?id=in1D3bN3knEC&q=ludendorff+pommern&dq=ludendorff+pommern&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjNhIbhp6npAhUR0aYKHTbSCuw4FBDoAQhNMAU">GB</a>). Nachmals sollte er nach Schleswig-Holstein übersiedeln und dort langjähriger Anhänger und Redner des Tannenbergbundes und der
Ludendorff-Bewegung werden (siehe etwa <a href="http://www.dhm.de/datenbank/dhm.php?seite=5&fld_0=ZD037787">DHM</a>, erwähnt etwa auch <a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2012/11/1931-ludendorffer-wider-die-grundung.html">hier</a>) (10, 11).*) Am 15. November 1924 hat Josef Goebbels noch in seinem Tagebuch über ihn festgehalten (12, S. 246):</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Am 15. in Stettin. Fritz von Bodungen. Prachvoller Willensmensch. Mit ihm zu Mittag. Abends los nach Altdamm ...</blockquote>
<div style="text-align: justify;"><p>
Er erwähnt ihn auch noch an anderen Stellen (12, S. 243, 247).</p>
<h2>
B. Der Tannenbergbund in Pommern (ab 1926) </h2>
</div>
<h2>1927 - Freimaurerkampf Ludendorffs in Pommern </h2><p>
Erich Ludendorff brachte im Herbst 1927 sein Buch "Vernichtung der Freimaruerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse" heraus. Der damit von ihm begonnene Kampf gegen die Freimauerei fand auch in Pommern großen Widerhall, und zwar dort anfangs sogar innerhalb der Evangelischen Kirche (13, S. 80) (<a href="https://books.google.de/books?id=0RG4AAAAIAAJ&q=%22der+den+Kirchenaustritt+Ludendorffs+zum+Anla%C3%9F+nahm,+die+evangelische+Kirche%22&dq=%22der+den+Kirchenaustritt+Ludendorffs+zum+Anla%C3%9F+nahm,+die+evangelische+Kirche%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjkoM25tanpAhXCCOwKHbn2Dk4Q6AEIKDAA">GB</a>):</p>
<blockquote class="tr_bq">
... Oder der sich im Ruhestand befindende Pastor Eylau aus Bad Doberan, der den Kirchenaustritt Ludendorffs zum Anlaß nahm, die evangelische Kirche zur Teilnahme am Kampf gegen Judentum und Freimaurerei aufzufordern. </blockquote>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiFWgRn5KmR529RFhlDtaixYi2NE9va15Cm3LkX_PgJa3IWu-EqgUK62Yla8pgzyENzpC9WldBGVNcBexqMSDLlCTS0VTmBYWPYhwkorjniUBLWNeCHIl0JCkPoDIFmSG14k6BVsmluVVY/s1600/10041063.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="349" data-original-width="556" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiFWgRn5KmR529RFhlDtaixYi2NE9va15Cm3LkX_PgJa3IWu-EqgUK62Yla8pgzyENzpC9WldBGVNcBexqMSDLlCTS0VTmBYWPYhwkorjniUBLWNeCHIl0JCkPoDIFmSG14k6BVsmluVVY/s640/10041063.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 3: Kleinstadt Zanow in Pommern, zehn Kilometer entfernt von Köslin</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<h2>
1929 - Mathilde Ludendorff und die Stettiner Presse</h2><p>
Anfang 1929 sollte eine Vortragsreise Erich und Mathilde Ludendorffs auch nach Pommern führen (14, S. 82):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Eine weitere Vortragsreise mit gleichem Inhalt führte in dem äußerst kalten Winter 1928/29 vm 10.1. bis 14.2.1929 nach Tübingen, Heilbronn, Geislingen, Plauen, Aue im Erzgebirge, Bautzen, Liegnitz, Görtlitz, Berlin, <span>Stralsund, </span><b><span>Greifenberg/Pommern, Zanow/Pommern, Stolp und Stettin</span></b>. Der jubelnde Empfang und der Beifall der Tausende von Anwesenden täuschten die beiden Ludendorff nicht darüber hinweg, wie viele Millionen Deutscher völlig abseits ihres Ringens standen, ja von ... ... Wedelstaedt in Kausche, bei Keunecke in Alten-Pleen bei Stralsund und bei Meier in Bernshof bei <b>Plathe/Greifenberg</b>. Beim Vortrag in Zanow traf Ludendorff bei Herrn Walter einen Bekannten aus der Vorkriegszeit, Graf von der Recke, der ... </blockquote><p>
Die Kleinstadt Plathe (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/P%C5%82oty">Wiki</a>) bei Greifenberg liegt 75 Kilometer nordöstlich von Stettin. Darüber hieß es in der "Deutschen Presse" (15, S. 161) (<a href="https://books.google.de/books?id=hwUuAAAAMAAJ&q=tannenbergbund+pommern&dq=tannenbergbund+pommern&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwih9OOnsanpAhXE-6QKHUHXCZA4ChDoAQg_MAM">GB</a>, <a href="https://books.google.de/books?id=hwUuAAAAMAAJ&q=%22gegen+die+Pressevertreter+kam.+Aunmehr+gibt+Frau+Ludendorff+in+ihrem%22&dq=%22gegen+die+Pressevertreter+kam.+Aunmehr+gibt+Frau+Ludendorff+in+ihrem%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwityrHAuKnpAhWJ66QKHbzcBAEQ6AEIKjAA">b</a>):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Provinzialverband Pommern. Der Verein Stettiner Presse bittet uns um Aufnahme folgender Erklärung:</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
"Der Tannenbergbund hat in Stettin am 14. Februar eine Versammlung abgehalten, zu der auch die Stettiner Presse eingeladen war. Bei dieser Gelegenheit hat es Frau Dr. Ludendorff für nötig befunden, ohne den leisesten sichtbaren Grund, den sämtlichen Stettiner Zeitungen 'von rechts bis links' wissentlich falsche Berichterstattung vorzuwerfen. Die anwesenden Vertreter der Stettiner Zeitungen haben daraufhin einmütig den Saal verlassen, wobei es zu Schmährufen aus der Versammlung und tätlichen Angriffen gegen die Pressevertreter kam. Nunmehr gibt Frau Ludendorff in ihrem Organ, der „Deutschen Wochenschau“ in Nr. 9 vom 3. März eine Darstellung, nach der sie zu ihrem Verhalten der Presse gegenüber veranlaßt sein will auf Grund der Tatsache, daß 'ein Kopf mit schwarzem Kraushaar sich unter ihnen (den Pressevertretern) besonders bemerkbar durch abwechselnde Heiterkeitsausbrüche und Kopfschütteln' gemacht habe. Diese Darstellung veranlaßt uns zu folgender Erklärung: "Abgesehen davon, daß von Heiterkeitsausbrüchen nicht die Rede sein ..." </blockquote><p>
Mathilde Ludendorff behandelt diesen Vorgang auch in ihren Lebenserinnerungen (16, S. 20):</p>
<blockquote class="tr_bq">
... den Zuhörern die Pressevertreter von links bis rechts am Tisch. Ein Kopf mit schwarzem Kraushaar machte sich unter ihnen besonders bemerkbar durch abwechselnde Heiterkeitsausbrüche und Kopfschütteln und auf-die-Stirne-tippen, während die Tausende tief erschüttert und atemlos den ernsten Enthüllungen des Feldherrn lauschten. Offenbar wollte er seine Presseergüsse sinnvoll vorbereiten. Zu Beginn meines Vortrages sagte ich den Stettinern, daß aller Erwartung nach die Presse Stettins von rechts bis links noch mehr als anderwärts einen guten Anschauungsunterricht darüber geben werde, in wessen Dienst sie stehe, und die Stettiner möchten die Presseergüsse vergleichen mit dem, was sie selbst in der Versammlung gehört und erlebt hätten. Dann erzählte ich ihnen das Verhalten des einen Pressevertreters. Die große Versammlung von vielen Tausenden brach schon allein deshalb in hellen Jubel aus, weil ich ihr zeigte, wie man mit solcher Presse umgehen muß und wie ihre Berichte sinngemäß verwertet werden müssen. Unter dem Eindruck des Beifallsturmes erhoben sich auf einmal solidarisch alle Pressevertreter von rechts bis links, um den Saal nacheinander im Gänsemarsch zu verlassen. Sie erklärten sich also solidarisch mit dem ungeheuerlichen Verhalten des Schwarzgelockten und gaben tatsächlich den prächtigsten Anschauungsunterricht. Das Gelächter und der Jubel des Volkes über die Selbstzerstörung des Pressenymbus wollte nicht enden. Der Schwarze, der zuerst versucht hatte, sich als 'Publikum' hinzusetzen und unkenntlich zu bleiben, mußte auf meine Aufforderung hin als letzter vor dem Gelächter der Deutschen die Flucht ergreifen. Die Stettiner aber werden begriffen haben, daß die 'politische Großmacht der Presse' nur solange ihr unheilvolles Szepter schwingen kann, als das Volk noch auf sie hört, daß sie aber sonst von einem Tag zum anderen zum Gelächter des Wahrheit fordernden Volkes wird! Es mag für die Gegner auch eine ebenso überraschende wie verdrießliche Entdeckung gewesen sein, daß in manchen Gegenden der Tannenbergbund schon eine wirkliche Volksbewegung geworden, das heißt alle Stände umfaßte und ganze Ortschaften ihm angehörten. Jedenfalls starrte mancher an der Türspalte entsetzt auf die Nach-Versammlungen, zu denen nur Tannenberger zugelassen wurden. Unsere Kampfesweise, den Gegner im Unklaren zu lassen über den Grad des Wachstums der Bewegung, ist viel zu richtig und viel zu wichtig, als daß wir nun zu viel verraten!</blockquote><p>
Das Sprechen von einem "Schwarzgelockten" bediente natürlich antisemitische Klischees. Das Ehepaar Ludendorff kam auch nach Zanow in Pommern. Erich Ludendorff berichtet in seinen Lebenserinnerungen (17, S. 209):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Dort traf ich (…) meinen Bekannten aus der Vorkriegszeit und wirkungsvollen Kämpfer gegen die Freimaurerei, Graf von der Recke. Ich freute mich, ihn wiederzusehen, und bekam auch von ihm weiteren Aufschluß über das Wirken des Skaldenordens, der namentlich Pommern als sein Arbeitsgebiet ansah und der mir überall, namentlich einige Tage später in Stettin sogar im Tannenbergbunde, entgegentrat. Auch hier hatte er sich eingeschlichen, um unter der Vorgabe, deutsche Ziele und den Tannenbergbund zu fördern, ihn schließlich zu hemmen. </blockquote><p>
Die Kleinstadt Zanow (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Sian%C3%B3w">Wiki</a>) liegt zehn Kilometer nordöstlich von Köslin. Der Landesführer des Tannenbergbundes in Pommern und der Mark Brandenburg war zeitweise Major Holtzmann (14, S. 103).</p>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgJcRtBgPnpo9MYWy46XuDatKb2Xceo4n8fhQEF1-_rQU7xRMsAU6gqq9njj20zOy9Ip4hxQmm0fSo2aKmP0xWzkmg1_okuMJU9jDnq1LWxfcFhsNoRMUpEm0nYBGrfbVzK64VcFG4nPhc/s1600/1931+Gau-Tag+Pommern.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="818" data-original-width="1175" height="444" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgJcRtBgPnpo9MYWy46XuDatKb2Xceo4n8fhQEF1-_rQU7xRMsAU6gqq9njj20zOy9Ip4hxQmm0fSo2aKmP0xWzkmg1_okuMJU9jDnq1LWxfcFhsNoRMUpEm0nYBGrfbVzK64VcFG4nPhc/s640/1931+Gau-Tag+Pommern.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 4: "Gau-Tag in Pommern" des Tannenbergbundes, 1931 - Ort unbekannt</td></tr>
</tbody></table>
<p style="text-align: justify;">Die Zeitzeugin Else Wussow, die um 1933 herum als Mädchen in der Kleinstadt
Zanow in Pommern aufwuchs, erinnert sich an</p>
<blockquote class="tr_bq">
"die Ludendorffer, die
Stahlhelmer und die Deutschnationalen"</blockquote>
die<br />
<blockquote class="tr_bq">
"gegen die Kommunisten und
Sozialdemokraten"</blockquote><p>
aufmarschierten und Vortragsveranstaltungen
organierten (18) (<a href="https://books.google.de/books?id=2un4uOg6x5MC&pg=PA15&dq=tannenbergbund+pommern&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjvwfz8qanpAhWHM-wKHVdVCV0Q6AEIVjAF#v=onepage&q=tannenbergbund%20pommern&f=false">GB</a>). Auch wird über die östliche Neumark, über Zühlsdorf nördlich von Berlin, Ähnliches berichtet <span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">(s. "</span>Kirchliches Leben in der östlichen Neumark", 2006, S. 33) (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=gj8QAQAAIAAJ&dq=stettin+tannenbergbund&focus=searchwithinvolume&q=ludendorff">GB</a>):</span></p>
<blockquote class="tr_bq">
<span style="font-size: small;">In Zühlsdorf lagen die Anfänge der Entkirchlichung früher. Dort hatte schon Ende der 1920er Jahre der von Mathilde und Erich Ludendorff gegründete Tannenbergbund Fuß gefaßt. Das war eine völkisch-nationalistische, antisemitische und antichristliche Bewegung, die ihren Ursprung in der Niederlage von 1918 hatte. Der plakative Slogan im Blick auf den christlichen Glauben und die christliche Kirche war: "Wenn es einen gerechten Gott gäbe, dann hätte er ...</span></blockquote>
<p><span style="font-size: small;">Und (S. 42):</span></p>
<blockquote class="tr_bq">
<span style="font-size: small;">... Pastoren des Sprengels hatten "die Tannenbergvorstöße zurückgewiesen", und fortfährt: "Die allgemeine Auffassung im Kreise der Superintendenten deckt sich mit meinen Wahrnehmungen, daß die Agitation des Tannenbergbundes im Sprengel ihren Höhepunkt überschritten ... (hat). Der Name Ludendorff zieht nicht mehr." Generalsuperintendent Kalmus übersieht bei diesem Urteil, daß der Name "Ludendorff" von dem Namen "Hitler" abgelöst wurde und sich mit diesem Namenswechsel die Ablehnung des ....<br /></span></blockquote><p>In der Zeit zwischen 1930 und 1932 dürfte das Foto in Abbildung 3 entstanden sein in <b>Ückerhof</b> (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Ukiernica">Wiki</a>),
einem Dorf in Hinterpommern, gelegen etwa 40 km südöstlich von Stettin
und etwa 15 km östlich von Pyritz, 1 km nördlich des Plönesees (19). Dieses Dorf hatte 1910
knapp 100 Einwohner gezählt. <br /></p>
<h2>
1930 bis 1933 - Kirchenaustritte in Pommern durch den Tannenbergbund - Warnung für die Kirche</h2>
<p>Solche Dörfer und Versammlungen darf man sich vorstellen, wenn es in einem Bericht über den Kirchenkampf in Pommern (in Form eines Privatdrucks) von Seiten des Kösliner Pfarrers Karl Scheel einleitend heißt (zit. n. 7, S. 167):</p>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
"Die Kämpfe der Bekennenden Kirche im Dritten Reich wurden in Ostpommern vorbereitet durch das Auftreten des Tannenbergbundes seit 1930. Von diesen Anhängern der Mathilde Ludendorff wurde in den Jahren 1930 - 1933 eine lebhafte Tätigkeit entfaltet, den Deutschen Gottglauben zu propagieren und den christlichen Glauben als jüdisch verächtlich zu machen. <span style="color: #660000;"><b>In einigen Dörfern konnte sie Erfolge erzielen, in einer Gemeinde sogar über 30 zum Kirchenaustritt bewegen.</b></span> Die Kirche war in jenen Jahren bereits gerufen, für ihren Glauben einzutreten. In dem Raum <b><span>von Belgrad bis Lauenburg</span></b> wurden Vorträge über den evangelischen Christenglauben und die Bedeutung des Alten Testaments gehalten, in denen es zum Teil zu scharfen Auseinandersetzungen mit Vertretern des Tannenbergbundes kam. Im Jahre 1933 sah man seine Anhänger in der SA wieder. Damit war klar, daß sie ihren Kampf gegen den Christenglauben dort weiter führen würden." (Scheel, S. 1).</blockquote><p>
Dies
ist nicht der einzige Fall, in dem Pfarrer, die sich öffentlich
gegen den Tannenbergbund ausgesprochen hatten, wenige Jahre später im
Rahmen der Bekennenden Kirche tätig wurden. Im Pommern-Kalender von 1950
wird Karl Scheel als ein "Märtyrer der pommerschen Kirche" bezeichnet.**)</p><p>Wie auch noch aus weiteren Ausführungen hervorgeht, hat es in Köslin (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Koszalin">Wiki</a>) offenbar eine größere Gruppe von Ludendorff-Anhängern gegeben. Zugleich aber hat hier auch Dietrich Bonhoeffer 1937 bis 1939 insgeheim eine Vikarausbildung der Bekennenden Kirche betrieben. Das alles zerstob im Winde, als im Januar und Februar 1945 zunächst etwa 65.000 Menschen in Flüchtlingstrecks durch Köslin gen Westen treckten und schließlich die Stadt selbst am 5. März 1945 durch die Rote Armee besetzt wurde. Diese steckte die Innenstadt in Brand. Dabei wurde etwa 40 % der Bausubstanz zerstört, ein Schicksal, das vielen deutschen Städten in Pommern wiederfuhr.</p>
<p>(Während Köslin 1940 33.000 Einwohner hatte, zählte es ab 1985 mehr als 100.000 Einwohner. Heute gilt Köslin nach Stettin als die zweitgrößte Stadt Pommerns. Rudolf Virchow ist Ende der 1830er Jahre in Köslin zur Schule gegangen, aus Köslin stammte auch der völkische Schriftsteller Bogislaw von Selchow, sowie der 1934 im Zusammenhang mit den Röhm-Morden ermordete Freikorps-Führer Peter von Heydebreck. Der deutsche Schauspieler Paul Dahlke ist hier aufgewachsen.)</p><p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMlZikZKd97vXmUDh1XMa6oRBXzgxP_qWIpLo7m7Wr4TolFxL4ej_DKLP4a0_1GN3Wp6Ayv8noM-ZM7tCqHCHvBEzNQez-NfZWJjIj7uGIpfuzGRC0fY2YNCpEY_II5JioRDhH8B6AM82JUgR6AYA5kRF5ALVz8QxVZAfwnwkPs7Ay4rc53QjOt7pu/s1738/%C3%9Cckerhof%20(Pyritz)%20-%20Plathe%20-%20Greifenberg%20-%20Belgard%20-%20%20K%C3%B6slin%20-%20Zanow%20-%20R%C3%BCgenwalde%20-%20Stolp%20-%20B%C3%BCtow%20-%20Lauenburg.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1039" data-original-width="1738" height="383" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMlZikZKd97vXmUDh1XMa6oRBXzgxP_qWIpLo7m7Wr4TolFxL4ej_DKLP4a0_1GN3Wp6Ayv8noM-ZM7tCqHCHvBEzNQez-NfZWJjIj7uGIpfuzGRC0fY2YNCpEY_II5JioRDhH8B6AM82JUgR6AYA5kRF5ALVz8QxVZAfwnwkPs7Ay4rc53QjOt7pu/w640-h383/%C3%9Cckerhof%20(Pyritz)%20-%20Plathe%20-%20Greifenberg%20-%20Belgard%20-%20%20K%C3%B6slin%20-%20Zanow%20-%20R%C3%BCgenwalde%20-%20Stolp%20-%20B%C3%BCtow%20-%20Lauenburg.jpg" width="640" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 5: Im Beitrag erwähnte Orte: Ückerhof (bei Pyritz) - Stargard -
Plathe - Greifenberg - Belgard - Köslin - Zanow - Rügenwalde - Stolp -
Bütow - Lauenburg (<a href="https://goo.gl/maps/4x6krTnGb9faRaFM9">GMaps</a>)</td></tr></tbody></table><br />Ein Zeitzeuge Bergmann berichtet dann - über die Zeit nach 1933 (20, S. 167):</p><p></p>
<blockquote class="tr_bq">
Ein anderer Freund, an dessen Name ich mich nicht mehr erinnere, kam - politisch gesehen - aus einer ganz anderen Ecke. Er war ein Gutsbesitzer aus Pommern, den seine Verehrung für den General Ludendorff dazu gebracht hatte, sich dessen "Tannenbergbund" anzuschließen, was für die Gestapo ausreichte, ihn wegen "staatsfeindlicher Äußerungen" in in Schutzhaft zu nehmen. </blockquote><p>Selten macht man sich bewußt, daß die Ludendorff-Bewegung auch noch
während des Dritten Reiches in allen Teilen Deutschlands neue Anhänger
gewonnen hat. So ist der Opa des Autors dieser Zeilen ebenfalls erst im
Jahr 1935 mit der Ludendorff-Bewegung in Berührung gekommen in der Provinz Brandenburg (21). <br /></p>
<h2>Frühjahr 1935 - Vorträge in Stettin mit 700 Zuhörern</h2>
<p>Für die gleiche Zeit erfahren wir nach den Gestapo-Berichten aus Stettin zum Frühjahr 1935 (7, S. 166) (Darstellungsband):</p>
<blockquote class="tr_bq">
In diesen Monaten hielt
sich der Schriftleiter der Ludendorffschen Halbmonatsschrift "Am
heiligen Quell deutscher Kraft", Hans Kurth, aus Haar bei München,
einige Zeit in Pommern auf, wo er Vorträge hielt+). <span style="color: #274e13;"><b>Er sprach in
</b></span><span><b>Stargard, Stettin, Greifenberg, Stralsund und Stolp</b></span><span style="color: #274e13;"><b>; die Veranstaltungen
wurden von 200 bis 700 Personen besucht</b></span> (Nr. 2, 13). In Stolp sprach er
<span style="color: #274e13;"><b> über das Thema <i>"Von Kant über Schopenhauer zur Gotterkenntnis"</i></b></span>; der
Stapobericht aus <span style="color: #274e13;"><b>Köslin</b></span> vermerkte, die Zuhörer seien hauptsächlich
frühere Anhänger des Tannenberg-Bundes gewesen. Während die Vorträge
dieses Redners nicht verboten wurden, wurde der Versuch eines anderen
Anhängers des Tannenbergbundes untersagt, in Rügenwalde, Kreis Bütow,
Vorträge über Freimaurerei zu halten, da die Vermutung bestand, er wolle
nur für den Tannenbergbund werben (Nr. 13). Am 9. April 1935 feierte
Ludendorff seinen 70. Geburtstag, an dem zwar nicht die persönliche
Aussöhnung zwischen Hitler und Ludendorff statt ....<br />
+) Anmerkung: In
einer Zuschrift vom 4. Mai 1972 an das GStA teilte Hans Kurth mit, er
habe von 1929-1935 der Ludendorffbewegung (nicht dem Tannenbergbund)
angehört, bis zu seinem Bruch mit Frau Dr. Ludehndorff. Der
Tannenbergbund, den er persönlich ablehne, da er ... </blockquote><p>
Auch hieran wird erkennbar, wie sehr der schon zitierte Kösliner Pfarrer Karl Scheel Berechtigung hatte, auf die Werbearbeit der Ludendorff-Bewegung in Pommern sorgenvoll zu blicken. Gerade im Jahr 1935 fing ja die eigentliche Kirchenaustrittsbewegung in Deutschland erst an. Bis zum Jahr 1940 erreichte sie Zahlen, wie sie in Deutschland dann nach 1945 erst im Jahr 1968 wieder erreicht worden sind.</p><p>Diese Kirchenaustrittsbewegung war von dem sogenannten "Neuheidentum" Alfred Rosenbergs und von dem weltanschaulichen Wirken der Luendorff-Bewegung getragen (22).</p>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<h2>9. April 1935 - Vortrag in Stettin</h2>
<p>Im Dokumentenband der Gestapo-Berichte wird der Lagebericht der Gestapo Stettin vom 4. Mai 1935 wörtlich angeführt. In ihm heißt es (7, S. 70):</p>
<blockquote class="tr_bq">
G. Sonstiges (...) a) Presse (...)<br />
b) Tannenbergbund<br />
Anhänger des Tannenbergbundes entfalteten zu Anfang d. Mts. wie festgestellt werden konnte eine regere Tätigkeit, die durch den Geburtstag des Generals Ludendorff hervorgerufen wurde. Der für Stettin vorgesehene Redner des Ludendorff-Verlages, Engel, wurde von den nationalsozialistischen Organisationen abgelehnt, weil dieser gegen den Führer aufgetreten ist. Auf meinen diesbezügl. Sonderbericht v. 14.4.35 [nicht feststellbar] darf ich Bezug nehmen. Der Ersatzredner, Erich Meyer, aus Dampen, Kr. <b>Bütow</b>, blieb in seinem Vortrag sachlich. Er schilderte die Großtaten des Generals im Weltkrieg und ging auch auf die Lehren der Frau Dr. M. Ludendorff ein, deren Anschauung er besonders würdigte, jedoch so, daß zu Beanstandungen ein Anlaß nicht vorlag.<br />
c) Bibelforscher (...)</blockquote><p>
Der hier erwähnte Redner Dr. Ludwig Engel aus München hat auch Schriften veröffentlicht und er taucht auch sonst in Deutschland als Redner der Ludendorff-Bewegung in jenen Jahren auf.***) Im Lagebericht des Regierungspräsidenten in Stettin, Graf Bismarck-Schönhausen an Göring vom 10. Mai 1935 heißt es (7, S. 75): </p>
<blockquote class="tr_bq">
Ludendorffbewegung<br />
Eine allgemeine Befriedigung hat die Ausschaltung Ludendorffs als politischen Gegner des Nationalsozialismus ausgelöst. Die starken Sympathien der Bevölkerung für den Feldherrn Ludendorff bewiesen die zahlreichen Ehrungen in Stadt und Land anläßlich seines Geburtstages und die Freude und Genugtuung über die ihm von seiten der Regierung und Wehrmacht zuteil gewordenen Anerkennung. Es ist anzunehmen, daß seine früher im "Tannenbergbund" zusammengeschlossene Anhängerschaft nunmehr ebenfalls ihr Mißtrauen gegen den nationalsozialistischen Staat aufgeben wird.</blockquote><p>
Das sollte schon in einem Lagebericht vom 4. Juli 1935 wieder etwas besorgter klingen (siehe gleich). In einem Lagebericht an Göring vom 16. Mai 1935 von Seiten des Oberpräsidenten und Gauleiters Schwede-Coburg heißt es zunächst noch ähnlich (7, S. 81):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Anfang des Monats entfalteten Anhänger des Tannenbergbundes eine regere Tätigkeit, die durch den Geburtstag des Generals Ludendorff hervorgerufen wurde. </blockquote><p>
Am 4. Juli 1935 heißt es im Lagebericht der Gestapo in Stettin (S. 95):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Das Verhältnis zwischen den nationalsozialistischen Organisationen, den Kampfformationen und dem Stahlhelm (NSDFB) ist immer noch als gespannt zu betrachten. Die verstärkte Werbetätigkeit des Stahlhelm, besonders in Ostpommern, hatte in den Kreisen der Bevölkerung Unruhe hervorgerufen. Von gewissen Stahlhelmern werden Gerüchte verbreitet, daß man doch eines Tages auf den Stahlhelm zurückgreifen müsse, um ihm den Platz einzuräumen, der ihm gebühre. Hierbei wird auch gern von dem kommenden 4. Reich gesprochen, worin der Stahlhelm wieder zur Geltung kommen würde. <span style="color: #660000;"><b>Mit dem Tage, an dem General Ludendorff in Deutschland wieder eine Rolle spielen würde, würde auch der Wiederaufstieg des Stahlhelms beginnen. - In vielen Kreisen meines Bezirks ist ein erheblicher Teil der SA-Reserve-Männer wieder in den Stahlhelm zurückgegangen.</b></span> </blockquote><p>
Außerdem ist die Rede von einem (7, S. 156):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Strafverfahren gegen Tannenbergbund-Anhänger in <b>Rügenwalde</b>. </blockquote><p>
(7, S. 163):</p>
<blockquote class="tr_bq">
G. Sonstiges. Der Tannenbergbund entfaltet anscheinend wieder eine regere Tätigkeit. In <b>Stolp</b> hat der Schriftleiter Hans Curth (Kurth) vom Tannenberg-Verlag einen Vortrag über das Thema: "Von Immanuel Kant über Schopenhauer zur Gotterkenntnis" gehalten ... Über den Verlauf der einzelnen Versammlungen habe ich laufend bereits berichtet, und ich darf auf diese Berichte Bezug nehmen. [nicht feststellbar]. </blockquote><p>
(7, S. 163): </p>
<blockquote class="tr_bq">
Auf meinen diesbezüglich besonders erstatteten Bericht nehme ich Bezug. [nicht feststellbar]. Im Kreise <b>Bütow</b> sind Schriften des Tannenbergbundes vertrieben worden. In <b>Rügenwalde</b> hat sich ein früherer Polizeibeamter Noback bei einem Anhänger des Tannenbergbundes, dem Fleischer Müller, einquartiert, um Vorträge über die Freimaurerei zu halten. Es bestand die Vermutung, daß er für den Tannenbergbund werben will. Die Vorträge sind vom Bürgermeister und auf Beschwerde vom Landrat und vom Herrn Regierungspräsidenten wegen Gefährdung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit verboten worden. </blockquote><p>
Scheinbar hat sich aus diesem Vorgang das Strafverfahren ergeben.</p>
<h2>
1937 - "General Ludendorff"-Jugendherberge in Demmin</h2>
<p>In der vorpommerschen Stadt Demmin wurde anläßlich der 700-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 1936 der Grundstein zu einer Jugendherberge am Devener Holz gelegt, die im Jahr 1937 fertig gestellt wurde und "General Ludendorff"-Jugendherberge benannt wurde (Abb. 3). Es hat in jenen Jahren viele Kasernen, Straßen und Plätze gegeben, die nach Erich Ludendorff benannt wurden. Das mußte nicht in einem besonderen Zusammenhang mit konkreteren Sympathien vor Ort mit dem damaligen Geistesgut des Hauses Ludendorff stehen. Anfang 1945 hat es in der Stadt Demmin während der Besetzung durch die Rote Armee einen Massenselbstmord gegeben. In dieser Zeit ist auch die Jugendherberge abgebrannt.</p></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg22R6S6fqV1iwctgTeEYyyACR-uqE9JnHZzOf2GsQnUuBpyDaZmEf_iff0t-vPjJTHVZE-Uc13kH2gXFxVueMUVX-IcByWCMBBtTnVtcILk80UuJpI_4pBK5fqRCoXCgA1JeucTYP3L90/s1600/Ansichtskarte-Demmin-am-Devener-Holz-General-Ludendorff-Kaserne-1939.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="438" data-original-width="708" height="394" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg22R6S6fqV1iwctgTeEYyyACR-uqE9JnHZzOf2GsQnUuBpyDaZmEf_iff0t-vPjJTHVZE-Uc13kH2gXFxVueMUVX-IcByWCMBBtTnVtcILk80UuJpI_4pBK5fqRCoXCgA1JeucTYP3L90/s640/Ansichtskarte-Demmin-am-Devener-Holz-General-Ludendorff-Kaserne-1939.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 6: Jugendherberge "General Ludendorff" in Demmin am Devener Holz - Grundsteinlegung anläßlich der 700-Jahr-Feier der Stadt 1936, Fertigstellung 1937, Anfang 1945 abgebrannt - Die Stadt Demmin ist bekannt geworden durch den Massenselbstmord daselbst während der Besetzung durch die Rote Armee (<a href="https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=2413939655490368&id=1644045445813130&comment_id=2414508162100184&reply_comment_id=2414699265414407">Statt-Museum Demmin</a>)</td></tr>
</tbody></table><p>Der oben erwähnte Vortragsredner vom 4. April 1935 - Erich Meyer-Dampen
(1898-1943) - scheint aus dem Dorf Dampen bei <b>Bütow</b> in Pommern gestammt
zu haben (<a href="http://www.ortsfamilienbuecher.de/buetow/?lang=de">Ortsfamilienbücher</a>). <br /></p><h2>1943 - Gefallen bei Stalingrad </h2>
<p>Er hat in jenen Jahren Aufsätze und Schriften veröffentlicht. Über ihn heißt es (Kopp, 2004, S. 13):</p></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Meyer-Dampen, der aus dem Krieg nicht mehr zurückkehrte.</div>
</blockquote>
<p style="text-align: justify;">
Er ist in oder nach der Schlacht von Stalingrad (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Stalingrad#Das_Ende_der_6._Armee">Wiki</a>) ums Leben gekommen. Beim Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge findet sich die Auskunft (<a href="http://www.volksbund.de/index.php?id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=95d483ed4af64f52f519beebc51f3f2e">Gräbersuche online</a>):</p>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div class="gs_tablefordetails_right" style="text-align: justify;">
Nachname: Meyer</div>
<div class="gs_tablefordetails_right" style="text-align: justify;">
Vorname: Erich</div>
<div class="gs_tablefordetails_right" style="text-align: justify;">
Dienstgrad: Major</div>
<div class="gs_tablefordetails_right" style="text-align: justify;">
Geburtsdatum: 24.01.1898</div>
<div class="gs_tablefordetails_right" style="text-align: justify;">
Geburtsort: Dampen</div>
<div class="gs_tablefordetails_right" style="text-align: justify;">
Todes-/Vermisstendatum: 28.01.1943</div>
<div class="gs_tablefordetails_right" style="text-align: justify;">
Todes-/Vermisstenort: Stalingrad</div>
</blockquote>
<div class="gs_tablefordetails_right" style="text-align: justify;">
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEinwM02XjuKFLzvjMbUbpEKKlXVFUp6CgXSjwMc5WI5FQUXYkUurpIh2NrX8-hmtF6xaVVVFDUyesy3QYXi4pk5zNsIJgnp-JnvAXPjWyHXOJCqnSwbGvbsyRFtLMU2Em1H6yYoWht-Wy4/s1600/1937+Gotterkenntnis+wehrhaften+Lebens.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEinwM02XjuKFLzvjMbUbpEKKlXVFUp6CgXSjwMc5WI5FQUXYkUurpIh2NrX8-hmtF6xaVVVFDUyesy3QYXi4pk5zNsIJgnp-JnvAXPjWyHXOJCqnSwbGvbsyRFtLMU2Em1H6yYoWht-Wy4/s640/1937+Gotterkenntnis+wehrhaften+Lebens.jpg" width="447" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 6: Erschienen 1937 und/oder 1939</td></tr>
</tbody></table><p>
Er wäre somit mit 45 Jahren gefallen oder gestorben. Schon ab dem 22. Januar hatte niemand mehr ausgeflogen werden können, da nur noch Versorgungsgüter abgeworfen werden konnten. Der 28. Januar war ein Tag kurz vor der Gesamtkapitulation der 6. Armee, die am 31. Januar und 2. Februar erfolgte. Von Seiten des Volksbundes wird außerdem ausgeführt:</p></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div class="gs_tablefordetails_right" style="text-align: justify;">
Erich Meyer konnte im Rahmen unserer Umbettungsarbeiten nicht geborgen werden. Die vorgesehene Überführung zum Sammelfriedhof in Rossoschka war somit leider nicht möglich. Sein Name ist auf dem o.g. Friedhof an besonderer Stelle verzeichnet.</div>
</blockquote><p style="text-align: justify;">
Ende der 1930er Jahre hatte er die Schrift heraus gebracht "Deutsche Gotterkenntnis als Grundlage wehrhaften Deutschen Lebens" (25, 26).</p><div class="gs_tablefordetails_right" style="text-align: justify;">
__________<br />
*) Sein Sohn Frithjof von Bodungen lebte nach der Flucht mit seiner Mutter, ebenfalls einer Ludendorff-Anhängerin, in Bayern und war als junger Mensch mehrere
Jahre Fahrer und Lebensgefährte der Konzertpianistin Elly Ney (<a href="https://fuerkultur.blogspot.com/2017/01/einige-worte-zu-der-konzertpianistin.html">Für Kultur 2017</a>). <br />
**) Über den eigentlichen Kirchenkampf 1933/34 wird dann aus dem Bericht von Karl Scheel zitiert (S. 123):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Wie
stark die Aktivität einer im Kirchenkampf fest hinter ihrem
Bekenntnispfarrer stehenden Gemeinde war, zeigt ein Ausschnitt aus
einem Privatdruck, den der ehemalige Kösliner Pfarrer Karl Scheel für seine Gemeindeglieder erschienen ließ: <i>"Nach
der Gründung der Bekennenden Kirche, der Bildung der Bruderräte, dem
Zusammentritt der Synode der BK in Bremen [Barmen] und ihrer Erklärung
nahm der größte Teil der Kösliner Pastoren an der Pfarrerversammlung in
Stettin teil, bei der sich die Pfarrer dem Pommerschen Bruderrat
unterstellten. In der Folge wurden in den meisten Gemeinden Pommerns
Bekenntnisversammlungen abgehalten und die Gemeindeglieder aufgerufen,
durch die Unterzeichnung der grünen Karte sich der BK anzuschließen.
Auch der Kösliner Gemeindekirchenrat und die Gemeindevertretung
unterstellten sich dem Bruderrat. Etwa 1500 Gemeindeglieder
unterzeichneten die grüne Karte, 800 zahlten regelmäßige Beiträge. Im
Gemeindehaus fanden in der folgenden Zeit Versammlungen statt, an denen
Generalsuperintendent D. Kähler, Superintendent Faisst, Konsistorialrat
Baumann, Herr von Thadden, Pastor Johannes Busch, Pastor Niemöller u.a.
sprachen. ..."</i></blockquote><p>
***) So in zeitgenössischen Hirtenbriefen der katholischen Kirche (23, S. 40)(<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=2jgAAAAAMAAJ&dq=ludendorff+redner+dr.+engel&focus=searchwithinvolume&q=dr.+engel">GB</a>, <a href="https://books.google.de/books?id=XzPKDwAAQBAJ&pg=RA1-PA85&lpg=RA1-PA85&dq=ludendorff+redner+engel&source=bl&ots=gd1mlLdHBL&sig=ACfU3U0smmLPAfT-jNZZzekgRbgQhB5X4g&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjp0culiqvpAhXEAewKHR46CDYQ6AEwAnoECAYQAQ#v=onepage&q=ludendorff%20redner%20engel&f=false">b</a>):</p>
<blockquote class="tr_bq">
... In München wurde in einer Versmmlung der Deutschen Schulgemeinde am 15.2.35 (Redner Stadtschulrat Bauer), ebenso in einer Versammlung der Deutschen Glaubensbewegung am 17.5.35 (Redner Landesleiter Backofen), ebenso in einer Versammlung des Ludendorff-Redners Dr. Engel am 13. Juni 1935 wiederholt und stürmisch zur Ermordung des Erzbischofs von München aufgefordert, und in gleicher Weise wurde die Nennung irgendeines Bischofsnamens mit Zwischenrufen begleitet: "Hängt ihn auf! An die Wand mit ihm!" ....</blockquote>
(23, S. 41):<br />
<blockquote class="tr_bq">
... Jude und Christ sei gleich, meint Dr. Engel in einem Vortrag am 2. Juli 1935. In einer großen Zahl von Tages- und Wochenzeitungen werden die Katholiken fast in jeder Nummer mit einer Flut von Unwahrheiten und Verleumdungen übergossen. ...</blockquote>
(24, S. 43):<br />
<blockquote class="tr_bq">
... sprach in Pfarrkirchen vor etwa 150 Leuten ein Dr. Engel vom Ludendorff-Verlag in München. Der Eindruck der Versammlung war ein recht ungünstiger. Der Redner bewegte sich in den bekannten Ludendorffschen Gedankengängen ....</blockquote>
(24, S. 47):<br />
<blockquote class="tr_bq">
... Dezember hielt Dr. Ludwig Engel von Gröbenzell bei München im kleinen Saal des Ludwigsbaues hier einen Vortrag über "Grundlagen der Deutschen Gotterkenntnis". Der Vortrag war von ungefähr 300 Personen besucht. ... Dr. Engel wies dann auf die Gefahr des Katholizismus hinsichtlich der Entwicklung des völkischen arteigenen Lebens hin. Internationaler Katholizismus dulde keine völkische ...<br />
Als Anmerkung: Ludwig Engel war Schriftleiter der Halbmonatsschrift Am heiligen Quell deutscher Kraft, die der Tannenbergbund bzw. die Ludendorff-Gemeinde unter Leitung von Mathilde Ludendorff herausgab. </blockquote><p>
(24, S. 65):</p>
<blockquote class="tr_bq">
... Der Generalvertreter des Ludendorff-Verlages Dr. Ludwig Engel hielt am 6. des Monats im kleinen Saal des Ludwigsbaues einen Vortrag über "Grundlagen der Deutschen Gotterkenntnis". ...</blockquote><p>
Ludwig Engel hat auch zur Totenfeiern für Heinrich Richter gesprochen, den Schwager von Mathilde Ludendorff (Am Heiligen Quell deutscher Kraft, 1934, S. 883)(<a href="https://books.google.de/books?id=fQmgAAAAMAAJ&q=Dr.+engel+gotterkenntnis&dq=Dr.+engel+gotterkenntnis&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjql7m8t6vpAhXSepoKHalwDK4Q6AEIWDAG">GB</a>):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Dr. med. Heinrich Richter, ein Mitbegründer des "Deutschvolkes", ist am 7.2.1935 in München nach kurzemn Leiden, ein Tag nach der Erkrankung, im 59. Lebensjahr gestorben. Seine Mitkämpfer bereiteten ihm am Sonnabend, den 9.2. im Krematorium in München eine Totenfeier, die in ihrer schönen, würdigen, aller Todesverängstigung der Christen so weltfernen Weise auch auf alle die vielen Anwesenden, die unserer Deutschen Gotterkenntnis noch ... Da der Tote früher dem völkischen Offizierbunde von München angehört hatte, sprach Dr. Engel, der ebenfalls einst sein Mitglied war, die warmen Worte, die der Ehre des Mitkämpfers galten. ... Er zeigte den Einklang des Todwissens unserer Deutschen Gotterkenntnis mit dem Ahnen der Vorfahren und zeigte, ... </blockquote>
</div>
<div class="gs_tablefordetails_right" style="text-align: justify;">
</div>
<div class="gs_tablefordetails_right" style="text-align: justify;">__________________</div>
<ol>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Bading, Ingo: Ostsee-Handels-Schifffahrt lange vor dem Ackerbau Über die Ausgrabungen in Neuwasser in Hinterpommern seit 2003, </span><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">11. Juli 2017, </span><a href="https://studgendeutsch.blogspot.com/2017/07/ostsee-handels-schifffahrt-lange-vor.html">https://studgendeutsch.blogspot.com/2017/07/ostsee-handels-schifffahrt-lange-vor.html</a>.</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Bading, Ingo: Die Wikinger in Osteuropa - Ihre Gene, ihre Münzen Der Hochadel des Frühmittelalters im Baltikum, in Preußen, Pommern, Rußland, Polen, Schlesien und Böhmen - Stammte er zu einem Viertel bis zur Hälfte von den Wikingern ab? </span><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">7. September 2019, </span><a href="https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/09/wikinger-gene-in-elite-grabern-gropolens.html">https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/09/wikinger-gene-in-elite-grabern-gropolens.html</a>.</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">https://studiengruppe.blogspot.com/2017/03/die-tannenberg-gedenkfeiern-in.html </span></span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">https://studiengruppe.blogspot.com/2018/03/neue-quellen-zur-geschichte-der.html</span></span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">https://studiengruppe.blogspot.com/2018/07/kinder-von-ludendorff-anhangern-in-der.html </span></span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">https://studiengruppe.blogspot.com/2016/01/nobodies-memories-ein-leben-als-sohn.html </span></span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">Robert
Thevoz, Hans Branig, Cecile Lowenthal-Hensel: Pommern 1934/35 im Spiegel
von Gestapo-Lageberichten und Sachakten. Grote'sche Verlagsbuchandlung
1974 [Geheime Staatspolizei in den preußischen Ostprovinzen 1934-1936
Bände 11-12 von Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer
Kulturbesitz](<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=T30gAAAAMAAJ&focus=searchwithinvolume&q=ludendorff">GB</a>, <a href="https://books.google.de/books?id=T30gAAAAMAAJ&q=ludendorff+pommern&dq=ludendorff+pommern&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjB6sX1nKnpAhUMC-wKHVslBY0Q6AEIMTAB">a</a>, <a href="https://books.google.de/books?id=8n4gAAAAMAAJ&q=ludendorff+pommern&dq=ludendorff+pommern&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi-v6iwnanpAhXNKewKHddCDz04ChDoAQheMAg">b</a>) (ein Band Darstellung, ein Band Dokumentation)</span> </span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">Reimer Wulff: </span>Die Deutschvölkische Freiheitspartei, 1922-1928. E. Mauersberger, 1968</span></span> </span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Schröder, Uwe, Zur Entwicklung der Hitler-Bewegung in Pommern, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittelund Ostdeutschland 41, 1993, S. 197-216</span><span style="font-size: small;"> (<a href="https://books.google.de/books?id=dhVoAAAAMAAJ&q=ludendorff+pommern&dq=ludendorff+pommern&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi-v6iwnanpAhXNKewKHddCDz04ChDoAQhPMAY">GB</a>)</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Claus Heinrich Bill: Friedrich Wilhelm v. Bodungen (1879-1943). Portrait einer ungewöhnlichen militärischen Laufbahn, in: Zeitschrift für Heereskunde, Jg.LX (1996), Nr. 381, S. 94-99</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Claus Heinrich Bill: Deutsche Besatzungspolitik im Baltikum 1915 bis 1945 - Vorstellung zweier Neuerscheinungen des Schöningh-Verlages zu Paderborn. In: Nobilitas - Zeitschrift für deutsche Adelsforschung, Jahrgang XIV (2011)</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">Goebbels, Josef: Tagebücher </span></span></span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">Ralf Melzer, Anton Pelinka, Helmut Reinalter: </span>Konflikt und Anpassung: Freimaurerei in der Weimarer Republik und im "Dritten Reich". Braumüller, 1999 </span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Kopp, Hans: Geschichte der Ludendorff-Bewegung. Die Jahre 1913-1939. Verlag Hohe Warte, Pähl 1975 </span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Der Verein Stettiner Presse bittet uns um Aufnahme folgender Erklärung. In: Deutschen Presse, S. 161 (<a href="https://books.google.de/books?id=hwUuAAAAMAAJ&q=tannenbergbund+pommern&dq=tannenbergbund+pommern&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwih9OOnsanpAhXE-6QKHUHXCZA4ChDoAQg_MAM">GB</a>, <a href="https://books.google.de/books?id=hwUuAAAAMAAJ&q=%22gegen+die+Pressevertreter+kam.+Aunmehr+gibt+Frau+Ludendorff+in+ihrem%22&dq=%22gegen+die+Pressevertreter+kam.+Aunmehr+gibt+Frau+Ludendorff+in+ihrem%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwityrHAuKnpAhWJ66QKHbzcBAEQ6AEIKjAA">b</a>)</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Ludendorff, Mathilde: Statt Heiligenschein oder Hexenzeichen - Mein Leben. 1968</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Ludendorff, Erich: Lebenserinnerungen. Bd. II.</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Else Wussow: Unsere Zukunft war die nächste halbe Stunde - Erinnerungen einer Kriegsmarin-Helferin. 2010 </span>(<a href="https://books.google.de/books?id=2un4uOg6x5MC&pg=PA15&dq=tannenbergbund+pommern&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjvwfz8qanpAhWHM-wKHVdVCV0Q6AEIVjAF#v=onepage&q=tannenbergbund%20pommern&f=false">GB</a>)</li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Lichtbild
von Else Scheidt. Beilage zur Monatsschrift "Deutschjugend" und "Heiho",
Folge 4/1934, herausgegeben von Fritz Hugo Hoffmann, Frankfurt (Oder),
gedruckt bei Karl Pfeiffer jun., Landsberg (Warthe)</span> </li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Karl Hans Bergmann: Der Schlaf vor dem Erwachen: Stationen der Jahre 1931-1949, DEFA-Stiftung 2002 (<a href="https://books.google.de/books?id=7jxoAAAAMAAJ&q=tannenbergbund+pommern&dq=tannenbergbund+pommern&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwih9OOnsanpAhXE-6QKHUHXCZA4ChDoAQg2MAI">GB</a>) </span></li>
<li><span style="font-size: small;">Bading, Ingo: Mein Opa - ein gewöhnlicher Ludendorff-Anhänger als Beispiel Wie mein Opa Ludendorff-Anhänger wurde. </span><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">1. September 2012, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2012/09/mein-opa-ein-gewohnlicher-ludendorff.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2012/09/mein-opa-ein-gewohnlicher-ludendorff.html</a>.</span> </span></li>
<li><span style="font-size: small;">Erich Ludendorff, Mathilde Ludendorff: Die machtvolle Religiosität des deutschen Volkes vor 1945. Dokumente zur Religions- und Geistesgeschichte 1933–1945. Zusammengestellt von Erich Meinecke. Verlag Freiland, Viöl 2004 </span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Zeugnis und Kampf des deutschen Episkopats, gemeinsame Hirtenbriefe und Denkschriften. Konrad Hofmann Herder, 1946 </span><span style="font-size: small;">(<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=2jgAAAAAMAAJ&dq=ludendorff+redner+dr.+engel&focus=searchwithinvolume&q=dr.+engel">GB</a>) </span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Helmut Witetschek, Walter Ziegler: Die kirchliche Lage in Bayern" 1966 </span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">Engel, Ludwig: Papsttum und Jesuitenorden. In: Der Kampf um Salzburg. Tagungsband, hrsg. v. Fritz von Bodungen, Tannenberg-Studentenbund 1931 </span></span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">Engel, Ludwig: </span>Der Jesuitismus, eine Staatsgefahr. Ludendorffs Verlag, München 1935 [Schriftenreihe 2 / Heft 9] </span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Scherr, Johannes: O ihr gesegneten Flammen der Scheiterhaufen! Zwei Aufsätze von Johannes Scherr. Mit einer Einführung von Dr. Ludwig Engel. Sonderdruck aus "Die Völkische Sammlung". Ludwig Engel/München, 1936</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Meyer-Dampen, Erich: Deutsche Gotterkenntnis als Grundlage wehrhaften Deutschen Lebens. Ludendorffs Verlag, München 1934 (= 1.Schriftenreihe Heft 2), 1937 (26. - 30. Tsd.), 1939</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Meyer-Dampen, Erich: Wahnglaube, Mythos, Gotterkenntnis. Ludendorffs Verlag, München 1941 (28 S.)</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">Hans-Otto Furian: </span>Vom Kirchenkampf zum Christuskampf. Kirchliches Leben in der östlichen Neumark 1933 bis 1945. Wichern-Verlag, 2006 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=gj8QAQAAIAAJ&dq=stettin+tannenbergbund&focus=searchwithinvolume&q=ludendorff">GB</a>)</span></li>
<li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;">Pommerscher Rektor als Hitlers Konkurrent, 15.04.2013, <a href="https://www.nordkurier.de/pommerscher-rektor-als-hitlers-konkurrent-1528150404.html">https://www.nordkurier.de/pommerscher-rektor-als-hitlers-konkurrent-1528150404.html</a>. </span></li>
</ol>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-50316740075741605842020-05-08T16:34:00.002+02:002020-05-11T11:49:11.418+02:00Die geschiedene Margarethe Ludendorff klagte auf umfangreichere Unterhaltzahlungen (1931)<div style="text-align: justify;">
<b>Zwei bislang unbekannte Briefe Erich Ludendorffs aus dem Jahr 1931</b><br />
<br />
Auf einem Flohmarkt in Villach konnten zwei handschriftliche Briefe Erich Ludendorffs erworben werden aus dem Jahr 1931, die uns freundlicherweise mitsamt Erlaubnis zu ihrer Veröffentlichung zugesandt wurden (von Herrn Stefano Canevese) (Abb. 1-4). In beiden Briefen heißt die Anrede "Sehr geehrter Herr Justizrat". In beiden Briefen sind finanzielle Fragen behandelt. Damit passen sie thematisch grob zu zwei früheren Beiträgen hier auf dem Blog (1, 2). Nach unserem ersten Dafürhalten spricht nichts dagegen, daß sie echt sind.<br />
<br />
Aufgrund des bislang entzifferten Inhalts (siehe unten), kann vorläufig die folgende grobe inhaltliche Zu- und Einordnung vorgenommen werden: 1925 hatte sich ein angeblicher Goldmacher, ein Hochstapler namens Franz Tausend (1884-1942) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Tausend">Wiki</a>), der im ersten Brief (Abb. 1) kurz erwähnt ist, an die deutsche Reichsregierung gewandt und ihr seine Hilfe angeboten beim Bezahlen der hohen Reparationsforderungen des Versailler Vertrages. Die Reichsregierung hatte ihn weiter verwiesen an Erich Ludendorff, der von dieser Regierung zu jener Zeit als ein "Treuhänder des Reiches" bezeichnet wurde (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Tausend">Wiki</a>). Mit dem Namen Ludendorff konnten dann viele Geldgeber für das Unternehmen des Goldmachens gewonnen werden. Im Oktober 1925 wurde dafür eine eigene Firma gegründet, in der auch Heinz Pernet, der Stiefsohn Erich Ludendorffs, mitarbeitete (3). Viele Industrielle und Großkaufleute aus dem "nationalen Lager" aus ganz Deutschland gaben Geld, unter anderem der von Erich Ludendorff in seinen Lebenserinnerungen erwähnte Herr Adolf Held in Bremen (1859-1927) (<a href="https://www.deutsche-biographie.de/sfz29440.html">NDB</a>) (4), nach Ludendorff ein vormaliger Freimaurer. Im Dezember 1926 wurde Erich Ludendorff - auf Rat seiner zweiten Frau Mathilde Ludendorff - mißtrauisch und zog sich aus dem Unternehmen zurück. Daraufhin löste sich das Unternehmen auf. Heinz Pernet blieb allerdings Mitarbeiter des „Goldmachers“ Tausend bis Ende 1928. 1931 kam es dann zu einem Betrugsprozeß gegen Tausend. In diesem wurde Tausend als Betrüger verurteilt. Im Zusammenhang mit diesem Prozeß wurde in der Presse berichtet (zit. n. 5, S. 59):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Zeuge Heinz Pernet-Berlin bekundet, er sei von seinem Stiefvater, dem General Ludendorff, ersucht worden, sich die Tausendsche Sache anzusehen … er glaube nicht, daß Tausend betrogen habe, sondern er könne, was er sagte. Er, Zeuge, habe auch mit reinem Blei gearbeitet und kleine Erfolge gehabt … Über sein Verhältnis zum Verein sagte der Zeuge, daß er mit einem Monatsgehalt von 400-500 Mark angestellt war.</blockquote>
Pernet glaubte auch noch im Jahr 1931 an die „Fähigkeiten“ dieses Goldmachers. Vor Gericht
sagte er aus (zit. n. 5, S. 59):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Ich habe keinen Beweis dafür,
daß Tausend betrogen hat, und daß er Gold nicht herstellen kann. Meinem
Stiefvater, Herrn Ludendorff, habe ich dann Bericht erstattet … Mit dem
Angeklagten kam ich meist gut aus; allerdings habe ich mich dann im März
1928 mit dem Angeklagten zerkriegt, Tausend wollte mich entlassen, der
Verein erkannte jedoch meine Entlassung nicht an; ich wurde daraufhin
mit Gehalt beurlaubt. Nun ging ich als Chemiestudent auf die Hochschule.
</blockquote>
Noch im selben Jahr 1925 war es zur Scheidung Erich Ludendorffs von seiner ersten Frau, der leiblichen Mutter von Heinz Pernet, gekommen. Erich und Mathilde Ludendorff berichten in ihren Lebenserinnerungen, <b>daß Erich Ludendorff bei seiner Scheidung der geschiedenen Frau Margarethe Ludendorff finanziell sehr entgegengekommen sei</b>. Als der schuldige Teil war er verpflichtet, lebenslange Unterhaltszahlungen in Höhe der Hälfte seiner Einkünfte zu zahlen (s. Annika Spilker, Geschlecht ... 2013, S. 190, <a href="https://books.google.de/books?id=SmQXAgAAQBAJ&pg=PA190&dq=erich+ludendorff+geschiedene+frau&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjShJ2fwavpAhV7wsQBHULCC0wQ6AEIKDAA#v=onepage&q=erich%20ludendorff%20geschiedene%20frau&f=false">GB</a>). Im Jahr 1931 scheint es aber noch die eine oder andere Ungeklärtheit auf finanziellem Gebiet gegeben zu haben, um derentwillen Erich Ludendorff anwaltliche Beratung und Vertretung bei dem angeschriebenen Justizrat in Anspruch nahm.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhY4MVrefzpSUx54ZHSt-WV9tTtNRm5Ba8ah2Hf00Y1bQsXOT611RHslFhV0IConQX2wSpny_9QrP3EjeINpPQtJMFinbeEeJTWc59bfE2Wr6XENlqLGuqU435O53kND5IQv5UMwUOu_-4/s1600/IMG_1708-07-05-20-14-50+%25282%2529.jpeg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1047" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhY4MVrefzpSUx54ZHSt-WV9tTtNRm5Ba8ah2Hf00Y1bQsXOT611RHslFhV0IConQX2wSpny_9QrP3EjeINpPQtJMFinbeEeJTWc59bfE2Wr6XENlqLGuqU435O53kND5IQv5UMwUOu_-4/s640/IMG_1708-07-05-20-14-50+%25282%2529.jpeg" width="418" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Erster Brief aus München vom 14. März 1931 an einen Justizrat</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Erich Ludendorff schrieb aus München am 14. März 1931 auf einem Briefbogen, der das Emblem der von ihm gegründeten weltanschaulichen Vereinigung "Deutschvolk" trug (dem Vorgängerverein des "Bundes für Gotterkenntnis") (im folgenden soweit entzifferbar und rekonstruierbar, kursiv bedeutet, der Wortlaut ist nicht sicher):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: left;">
München, 14.3.31</div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
Sehr geehrter Herr Justizrat!</div>
<div style="text-align: left;">
</div>
<div style="text-align: left;">
[Eingangsstempel: 16. März 1931]</div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
Ich danke Ihnen für Ihre Zeilen vom 12.</div>
<div style="text-align: left;">
Es ist dies die Angelegenheit für (?) die ich</div>
<div style="text-align: left;">
bei Ihnen vorsprechen wollte und in der</div>
<div style="text-align: left;">
nächsten Woche um eine Unterredung</div>
<div style="text-align: left;">
bitten werde.</div>
<div style="ext-align: left;">
Bei der Sache Tausend wäre festzustellen,</div>
<div style="text-align: left;">
daß sie gegenstandslos geworden ist. <i>Es hatte</i></div>
<div style="text-align: left;">
<i>sich als hierbei nicht wie des Geldversetzen</i></div>
gehandelt. Einnahmen wären mir
<br />
<div style="text-align: left;">
nicht zugeflossen.</div>
<div style="text-align: left;">
<b> Bei der Sache Moderegger</b> müßte ange- </div>
<div style="text-align: left;">
führt werden, daß die Klage - es war damals</div>
<div style="text-align: left;">
ich - um einen höheren Betrag als 45000</div>
<div style="text-align: left;">
Mark gegangen sei. Tatsächlich hätte ich</div>
<div style="text-align: left;">
dies u. das erhalten. Vielleicht warten wir</div>
<div style="text-align: left;">
noch die Versteigerung ab, dann herrscht Klarheit. </div>
<div style="text-align: left;">
Ich spreche also in der nächsten Woche nach Anruf vor.</div>
<div style="text-align: left;">
Mit Deutschem Gruß</div>
<div style="text-align: left;">
Ludendorff.</div>
</blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;">
Soweit der erste Brief. War womöglich Margarethe Ludendorff in finanzielle Schwierigkeiten geraten und hatte gegen ihren geschiedenen Ehemann geklagt? Dies könnte der Hintergrund für diese beiden Briefe sein.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhL0wUVj5upMPb6efM7cvGH5Y4XJOzjwZkoOZvvdlyckp6BkJOwt74dd5BwUq1WxF0fY97x7xLMxmYyTsqBmDYfxgteBcqXLYMDFdK8gQEToHvWdROFpcvdBzUoBILDfajRVUNTxD2-osU/s1600/IMG_1706-07-05-20-14-50+%25283%2529.jpeg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1049" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhL0wUVj5upMPb6efM7cvGH5Y4XJOzjwZkoOZvvdlyckp6BkJOwt74dd5BwUq1WxF0fY97x7xLMxmYyTsqBmDYfxgteBcqXLYMDFdK8gQEToHvWdROFpcvdBzUoBILDfajRVUNTxD2-osU/s640/IMG_1706-07-05-20-14-50+%25283%2529.jpeg" width="418" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Zweiter Brief aus Tutzing vom 19. Juli 1931 an einen Justizrat</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Der zweite Brief lautet:<br />
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: left;">
Tutzing, den 19.7. [1931]</div>
</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: left;">
[Eingangsstempel 20. Juli 1931]</div>
</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: left;">
Sehr geehrter Herr Justizrat!</div>
</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: left;">
Ich pflichte Ihrer Auffassung bei und bitte</div>
<div style="text-align: left;">
Sie um entsprechende Antwort an Herrn Justizrat</div>
<div style="text-align: left;">
Eschenberger (?).<span style="color: #274e13;"><b> </b></span></div>
<div style="text-align: left;">
<span style="color: #274e13;"><b> </b><span style="color: black;">Mir ist die Sicherheit sehr schwer gefallen. Auch</span></span></div>
<div style="text-align: left;">
<span style="color: #274e13;">die geschiedene Frau hatte mit Moderegger</span></div>
<div style="text-align: left;">
<span style="color: #274e13;">zu tun. Es war mir damals schwer schwer</span></div>
<div style="text-align: left;">
<span style="color: #274e13;">........ mit ihm, ihre Papiere zu retten.</span></div>
<div style="text-align: left;">
<span style="color: #274e13;">Ich habe besonders in dem Vertrag mich nehmen</span></div>
<div style="text-align: left;">
<span style="color: #274e13;">lassen. s. 13 3.<u> </u></span></div>
<div style="text-align: left;">
<span style="color: #274e13;"> <u>bis zum Höchstbetrage</u> von 45000 Mark.</span> </div>
<div style="text-align: left;">
Daraus geht ganz klar hervor was gemeint ist.</div>
<div style="text-align: left;">
Auf Anderes hatte ich mich nicht eingelassen.</div>
<div style="text-align: left;">
Selbstverständlich wird es mein Willensvorschlag (?)</div>
<div style="text-align: left;">
die Sicherstellung von 30000 M. nur dann</div>
<div style="text-align: left;">
<u>um</u> 45000 Mark zu erhöhen, wenn der</div>
<div style="text-align: left;">
Eingang aus der Sache Moderegger dies zuläßt,</div>
<div style="text-align: left;">
sonst bleibt es bei dem Eingang.</div>
<div style="text-align: left;">
Mit Deutschen Gruß</div>
<div style="text-align: left;">
Ludendorff.</div>
</blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;">
Der hier mehrmals genannte Familienname Moderegger scheint aus der Steiermark zu stammen (<a href="https://de.namespedia.com/details/Moderegger">Namenspedia</a>).<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhUrpbE7-gOf4p2smqv-kJDPlYX3_npOY_N3a34vVKwjdBFO5lYC89xtMwrw6QfPxwo2C_jhQIF1rga1RGye65hrGy3EtGg4vbQA0aZQxl09goTdnGY-y_anMp0nOXOKSxQpZtuUviPTAQ/s1600/IMG_1709-07-05-20-14-50+%25282%2529.jpeg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1037" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhUrpbE7-gOf4p2smqv-kJDPlYX3_npOY_N3a34vVKwjdBFO5lYC89xtMwrw6QfPxwo2C_jhQIF1rga1RGye65hrGy3EtGg4vbQA0aZQxl09goTdnGY-y_anMp0nOXOKSxQpZtuUviPTAQ/s320/IMG_1709-07-05-20-14-50+%25282%2529.jpeg" width="207" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb 3: Rückseite und Ende des ersten Briefes</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Abschließend noch die beiden Rückseiten der Briefe. <br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhXmr_Chw2hDQe4z9Nw2z4G9jf7twpw0MNdzNcWiPuIwdX_O5YGOYiWABOokcCpQuHwV5XdzxhaqiYnfiDoWbHycdFlnXZAw4qqDoOxLUfITzGmxLpoPOQbxnVkZuxBzMcumW418ZL8-WU/s1600/IMG_1707-07-05-20-14-50+%25282%2529.jpeg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1057" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhXmr_Chw2hDQe4z9Nw2z4G9jf7twpw0MNdzNcWiPuIwdX_O5YGOYiWABOokcCpQuHwV5XdzxhaqiYnfiDoWbHycdFlnXZAw4qqDoOxLUfITzGmxLpoPOQbxnVkZuxBzMcumW418ZL8-WU/s320/IMG_1707-07-05-20-14-50+%25282%2529.jpeg" width="211" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 4: Rückseite und Ende des zweiten Briefes</td></tr>
</tbody></table>
Beim jetzigen Kenntnisstand sind diese beiden Briefe schwer einzuordnen. Womöglich würde eine genaue Lektüre der Lebenserinnerungen Erich und Mathilde Ludendorffs zum Jahr 1931 noch weiterführende Kenntnisse mit sich bringen können.<br />
<br />
<h2>
Exkurs: Adolf Held in Bremen - Finanzieller Förderer der völkischen Bewegung</h2>
<br />
Erich Ludendorff hatte den erwähnten Großkaufmann Adolf Held aus Bremen im Sommer 1924 auf einer Tagung des Verbandes "Hindenburg" in Walsrode persönlich kennengelernt. Er schreibt darüber im ersten Band seiner Lebenserinnerungen (Bd. 1, 1940, S. 346):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Bemerkenswert für mich war diese Tagung dadurch, daß ich auf ihr in nähere Berührung mit Herrn Held aus Bremen kam. Er hatte sich in Columbien in Südamerika ein großes Tätigkeitfeld geschaffen und ein entsprechendes Vermögen erarbeitet, er galt als einer der angesehensten, erfolgreichsten Kaufleute Bremens und genoß in völkischen Kreisen den Ruf eines gleichgesinnten Deutschen. Ich hatte bereits im Schriftverkehr mit ihm gestanden. Während der Inflation bedeutete ja der Dollar ein Vermögen und der Gedanke - in Amerika -, d. h. in den Vereinigten Geld zu sammeln, war an der Tagesordnung. Es hatte sich schon vor 23 ein früherer Deutscher Seeoffizier an mich gewandt, er wolle die Vereinigten Staaten besuchen, ich möchte ihm nur eine Bescheinigung mitgeben, daß er in meinem Auftrag Gelder sammeln, die er mir dann abliefern wolle. Ich stellte ihm einen Schein aus, habe dann aber nie wieder etwas Näheres von dem betreffenden Herrn gehört; habe aber auch an den Erfolg seiner Tätigkeit nicht glauben können, nachdem ich gehört hatte, daß es ja Frau Siegfried Wagner schon ... Herr Held hatte nun von der Reise dieses Seeoffiziers gehört und mir mitgeteilt, daß solche Wege verfehlt wären. Er hatte ja durchaus recht, wie ich später selbst einsah, er hatte aber Worte gewählt, die mich nicht angenehm berührten, ich hatte entsprechend geantwortet, und so war denn ein Mißverstehen entstanden. Da Herr Held mich als Feldherrn und völkischen Führer verehrte, und ich an seiner Deutschen Gesinnung nicht zweifelte, sprachen wir uns in Walsrode aus, <span class="st">und ich bin seitdem bis zu seinem Tode im Herbst l927 in steter Verbindung mit ihm geblieben. Er machte auch mir gegenüber später kein Hehl daraus, daß er Freimaurer war und hielt einen Kampf gegen die Freimaurerei wie gegen das Judentum für unerläßlich. Er nannte meinen Kampf gegen die Freimaurerei eine Tat, die größer sei als die Tat Luthers, da er diese Gesellschaft wohl nur zu gut kannte. Leider hat er nicht selbst den Kampf geführt, er fürchtete wohl für seine ausgedehnten Wirtschaftkreise. Freimaurer haben mir später aus meinen Beziehungen zu Herrn Held einen Strick drehen wollen. Ich legte ihn zu den übrigen und habe mir die Erinnerung an Herrn Held nicht trüben lassen.</span></blockquote>
<span class="st">Im zweiten Band seiner Lebenserinnerungen schreibt er über das Jahr 1927 (1951, S. 80):</span><br />
<blockquote class="tr_bq">
<span class="st">Am 28.6. abends waren wir in Bremen zum Besuch der Familie Held. Ich habe von Herrn Held im ersten Bande gesprochen. Er hat den völkischen Kampf und auch mein Ringen wirtschaftlich weit unterstützt. Als ich mit ihm über die Freimaurerei sprach, erwähnte er sogleich seine eigene Zugehörigkeit zur Freimaurerei und gewährte mir einen Einblick in sie, der mir das Kennenlernen des freimaurerischen Wirkens erleichterte. Er weilte jetzt schwer erkrankt auf seinem Landsitz in Dötlingen im Oldenburgischen, wohin wir am 29. auf einige Tage fuhren. Er beglückwünschte mich hier zu meinem Entschluß, mein Werk "Vernichtung", von dessen Inhalt ich ihm Kenntnis gab, herauszugeben. Er sagte mir aber, daß nunmehr die gehässigste Hetze gegen meine Frau und mich beginnen und die Freimaurer versuchen würden, uns in Prozesse zu verstricken. Er hat recht gehabt. Er hat Anfang August die "Vernichtung" noch verbreiten helfen. Dann starb er bald nach unendlich schweren Operationen. Ich hatte einen Deutschen Mann verloren, der mir treu ergeben war. Seine schwere Krankheit hatte mich verhindert, an ihn das Ansinnen zu stellen, zwischen der Freimaurerei und mir zu wählen. Ich nahm an seiner Beerdigung teil. Freimaurer höhnten deshalb, und Deutsche fielen darauf hinein. Ich könne es ja mit einem Kampfe gegen die Freimaurerei nicht so ernst nehmen, denn ich wäre ja bei der Beerdigung des Herrn Held zugegen gewesen. Ausdrücklich habe ich in der Einleitung meines Werkes "Vernichtung" klargestellt, daß ich nicht jeden Freimaurer als Volksfeind ansehe, ich habe auch ihnen helfen wollen, nur verlangte ich von ihnen Klarheit, nachdem ich ihnen Einblick in die höheren Grade gegeben hatte.</span></blockquote>
<span class="st">Adolf Held ist schon mit 68 Jahren gestorben. </span> <br />
_______<br />
<ol>
<li>Bading, Ingo: Juristen und Prozesse in der Geschichte der Ludendorff-Bewegung, 29. April 2019, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2019/04/juristen-und-prozesse-in-der-geschichte.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2019/04/juristen-und-prozesse-in-der-geschichte.html</a>.</li>
<li>Bading, Ingo: Einiges zu den Finanzen der Ludendorff-Bewegung 1938 bis 1948, 12. Oktober 2014, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2014/10/mathilde-ludendorff-als-betreiberin.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2014/10/mathilde-ludendorff-als-betreiberin.html</a>. </li>
<li>Bading, Ingo: Das Familienleben Erich Ludendorffs - Insbesondere rund um seine erste Ehe (1909-1925), 15. Februar 2013, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2013/02/das-familienleben-erich-ludendorffs.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2013/02/das-familienleben-erich-ludendorffs.html</a>.</li>
<li>Prüser, Friedrich, "Held, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 462 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135905176.html#ndbcontent </li>
<li>Wegener, Franz: Der Alchemist Franz Tausend. Alchemie und
Nationalsozialismus von von Kulturfoerderverein Ruhrg, 2006 (Google
Bücher) </li>
</ol>
</div>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-64227047054600283552020-04-29T16:57:00.003+02:002021-11-20T08:22:33.180+01:00Die Spanische Grippe im Jahr 1918 - Rettung oder Fluch für Deutschland?<div style="text-align: justify;">
<b>Hoffnungen und Sorgen wegen der Spanischen Grippe im Sommer und Herbst 1918</b> </div>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
Einen Livestream zu diesem Blogbeitrag gibt es --> <a href="https://youtu.be/fvlFCQEYJ7Q">hier</a>. </blockquote><p>
Aus einem neuen Aufsatz in "Bild der Wissenschaft" geht zum großen Erstaunen sicherlich manches Lesers hervor, daß im Oktober 1918 völlig die gleichen Diskussionen in Deutschland, in Österreich und in der ganzen westlichen Welt geführt wurden wie sie heute wieder geführt werden (1). Man möchte doch nach dem Lesen dieses kurzen Aufsatzes sagen, daß es vielleicht auch einmal ganz erholsam ist zu erfahren, daß wir heute mit der Corona-Krise des Jahres 2020 gar nicht in einer so "historisch einmaligen Situation" leben wie es vielen anmutet, sondern daß wir gerade - fast - einen "Normalfall der Weltgeschichte" erleben. "Meine Güte," so möchte man aus diesem Blickwinkel ja fast sagen, "habt Euch mal nicht so, so etwas hat es bisher in jedem Jahrhundert gegeben. Das ist nichts gar so Ungewöhnliches." Der genannte Aufsatz gibt aber auch Anregung, einmal danach zu fragen, wie Erich Ludendorff als damaliger Leiter der deutschen Gesamtkriegsführung die Spanische Grippe im Jahr 1918 erlebt hat und wie er damit umgegangen ist. Dazu ist zu erfahren (2, S. 8):</p></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Die Oberste Heeresleitung (OHL) (Ludendorff) befragte am 30. Juni (1918) die für die letzte Offensive vorgesehenen drei deutschen Armeen, <span style="color: #274e13;"><b>ob sie es wegen der Grippeepidemie für notwendig hielten, die Operationen um einige Tage hinter den ursprünglich für den 10. Juli anberaumten Angriffstermin zu verschieben</b></span>. Zwei der drei befragten Großverbände plädierten dafür, trotz Grippe möglichst früh anzutreten. Lediglich die 7. Armee bat zunächst um einen dreitägigen Aufschub wegen der unter ihren Soldaten grassierenden Seuche. Sie revidierte diese Ansicht jedoch zwei Tage später, verlangte aber nun eine Verschiebung wegen Transportproblemen, sodaß die Offensive gegen die französischen Stellungen letztlich nicht am 10., sondern am 15. Juli losbrach.</div>
</blockquote>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEixkNwOrZStqYMGMWwXNPiWGoJzq6VJ_oLZlYZcFygXVjtW579hYXTzLD9F-WirsZEjCKTzFwA1M98uhwhiLtPNFJ35Do2GH4mhf1mQDi84lR6Uzb63ROQ9i-2KqnP_CPdWpI-B2ac5lJE/s1600/schlacht-von-amiens-im-august-1918-deutscher-angriff-.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="675" data-original-width="1200" height="360" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEixkNwOrZStqYMGMWwXNPiWGoJzq6VJ_oLZlYZcFygXVjtW579hYXTzLD9F-WirsZEjCKTzFwA1M98uhwhiLtPNFJ35Do2GH4mhf1mQDi84lR6Uzb63ROQ9i-2KqnP_CPdWpI-B2ac5lJE/s640/schlacht-von-amiens-im-august-1918-deutscher-angriff-.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Deutsche Soldaten, in der Schlacht von Amiens an der Westfront, August 1918, offenbar unmittelbar am Beginn eines Gegenangriffs (<a href="https://www.t-online.de/nachrichten/wissen/geschichte/id_83412016/deutsche-fruehjahrsoffensive-1918-setzten-buchstaeblich-alles-auf-eine-karte-.html">T-Online</a>)</td></tr>
</tbody></table><div style="text-align: justify;"><p>
Damit hatte Erich Ludendorff also Grund genug - als er kurz vor diesem entscheidenden letzten Durchbruchs-Angriff bei Reims im Juli 1918 stand - nichts von der Grippewelle wissen zu wollen, die damals in Europa und Amerika begonnen hatte (<a href="https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/politik/als-hagen-erkrankte-1902363.html">FAZ 2009</a>):</p></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<span style="color: #274e13;"><b>"Grippe kenne ich nicht!"</b></span> Mit diesen Worten widersetzte sich Erich Ludendorff im Juli 1918 dem Drängen seiner Berater, die Operation "Hagen" in Anbetracht der dramatisch angestiegenen Zahl von Erkrankungen zu verschieben. Schließlich hoffte der Kopf der Dritten Obersten Heeresleitung, die Mittelmächte durch die Eroberung des strategisch wichtigen Eisenbahnknotenpunktes Reims dem "Endsieg" näherzubringen. Bekanntlich wehrten die Streitkräfte der Entente die letzte deutsche Offensive des Krieges nicht nur ab, sondern gingen - obgleich selber stark grippegeschwächt - zum Gegenangriff über.</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;"><p>
Schlachtentscheidend war bei dieser letzten deutschen Offensive des Ersten Weltkrieges die Grippewelle selbst nicht gewesen. Schlachtentscheidend war vielmehr der Umstand, daß dem Feind - erstmals - der geheimgehaltene Angriffstermin bekannt geworden war und er deshalb die vorderste Linie rechtzeitig vor der deutschen Artillerie in Sicherheit hatte bringen können, so daß die Deutschen sich dann an der gut formierten und durch die deutsche Feuerwalze wenig beeinträchtigten zweiten Hauptkampflinie festrennen mußten (3). Dennoch wird an diesem Ausspruch erkennbar, daß in Zeiten, in denen es über Monate hinweg "Spitz auf Knopf" stand für die Deutschen dahingehend, ob sie den erhofften strategischen Durchbruch in Frankreich noch rechtzeitig schaffen würden oder nicht, diese Grippewelle einen auch psychologischen Faktor darstellte, jedenfalls einen Faktor, mit dem sich die Militärs beider Seiten immer wieder beschäftigen mußten und den sie in Rechnung stellen mußten. Am 18. Juli und 8. August 1918 kam es dann zu schweren Gegenangriffen der Alliierten an der Westfront, bei denen tiefe Einbrüche in die deutsche Front gelangen. Es wird berichtet (4, S. 112):</p></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Den Ausbruch der Spanischen Grippe in seinen Armeen im Frühjahr und Sommer streift er (Ludendorff) in seinen Memoiren nur mit einigen Worten. Allerdings lastete er das Versagen der deutschen Truppen beim Durchbruch der Alliierten vom 18. Juli und vom 8. August zum Teil auch der Grippe an: Neben den Überraschungseffekt des Angriffs am 18. Juli trat <span style="color: #274e13;"><b>„die Schwächung der Divisionen infolge Grippe und einförmiger Nahrung“</b></span>. Über die Niederlage am 8. August, von ihm als „schwarzer Tag des deutschen Heeres“ bezeichnet, sagte er später: <span style="color: #274e13;"><b>„Die [41. Infanterie–]Division hatte Grippe gehabt, es fehlten ihr Kartoffeln. Die Stimmung, die die Leute aus der Heimat mitbrachten, war auch nicht gut. Die Transporte kamen heraus in einer Form, die der Zucht und Ordnung nicht mehr entsprach“</b></span>. Er gab der Grippe also einen kleineren Teil der Schuld an dem Versagen der deutschen Truppen im Sommer. Über die 2. Welle im Herbst schreibt er in seinen Memoiren dagegen kein Wort mehr. (...) Insgesamt stellt man aber auch bei Ludendorff fest, daß er der Grippepandemie keine große Bedeutung auf das Geschick seiner Truppen zumaß. Viel wichtigere Gründe waren für ihn - neben feindlicher Propaganda und zu leichten Strafen - das Wirken des Bolschewismus und der USPD, aber auch liberaler Politiker in der „Heimat“, dadurch „moralisch verdorbene“ Ersatztruppen, „Drückeberger“. </div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Auf Wikipedia heißt es dementsprechend über die Spanische Grippe (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Spanische_Grippe">Wiki</a>):</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Die Grippewelle war zwar nicht kriegsentscheidend, schwächte aber die in vielerlei Hinsicht schwer angeschlagenen deutschen Truppen weiter und kann als ein Beschleuniger der Niederlage angesehen werden. Die Deutsche Frühjahrsoffensive 1918 lief sich fest und die letzte deutsche Offensive brachte nach einem Gegenangriff am 18. Juli 1918 die endgültige Kriegswende zugunsten der Alliierten. Ernst Jünger schrieb in den Stahlgewittern zur Lage an der deutschen Front im Juli 1918: "Gerade die jungen Leute starben über Nacht weg." Der deutsche General Erich Ludendorff, de facto Chef der Obersten Heeresleitung, führte in seinen Kriegserinnerungen für den 13. Juni 1918 an, daß - neben der schlechten Versorgungslage - die Grippeausfälle in der Truppe ein ernstes Problem gewesen seien, und schob am 3. Oktober 1918 gegenüber dem kurz darauf selbst an Spanischer Grippe erkrankten Reichskanzler Max von Baden die sich abzeichnende Niederlage unter anderem auf die Versorgungslage, die erdrückende Überlegenheit der Alliierten sowie auf die niedrige Kampfmoral und den schlechten Zustand seiner Truppen. Als eine von mehreren Ursachen für die letzten beiden Punkte benannte er die grassierende Grippewelle. (...) Auch andere Berichte zeigen, daß die Grippewelle das deutsche Heer zwar weniger traf als beispielsweise die amerikanischen Streitkräfte, aufgrund der desolaten Situation der deutschen Armee aber mehr zum Tragen kam. Zwischen 500.000 und 708.000 deutsche Soldaten erkrankten an der Grippe. Es wurde von Historikern angemerkt, daß die Seeblockade Deutschlands und der Sperrriegel der Westfront die Opferzahlen auf deutscher Seite abmilderten. </div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Nach den Kriegserinnerungen von Erich Ludendorff (5) und dem großen, quasi offiziellen Darstellungen der Geschichte des Ersten Weltkrieges durch das deutsche "Reichsarchiv" wird in einer Düsseldorfer medizingeschichtlichen Dissertation aus dem Jahr 2014 darüber im einzelnen berichtet (4):</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
In seinen Memoiren schreibt der General Erich Ludendorff über die Zeit Ende April 1918, daß bei den deutschen Truppen die ersten Grippefälle auftraten, die „militärärztlicherseits als leicht angesprochen“ wurden. Laut offiziellen Quellen verstärkte sich der Ausfall an Truppen aber erst Anfang Juni. So profitierten die Deutschen bei der Blücher-Offensive vom 27.05. bis 04.06. noch von einer durch die Grippe verminderten Gefechtsstärke der 6. französischen Armee, die sich durch die „außerordentlich breiten Divisionsabschnitte der Ailette-Front besonders fühlbar machte.“ Bei der Operation Gneisenau vom 09.06. - 11.06. hatten dann schon die „bisher nur beim Gegner aufgetretenen Massenerkrankungen an Grippe auch auf die deutschen Truppen“ übergegriffen. Die Vorbereitungen zum Angriff mußten bei „strengstem Haushalten mit den eng begrenzten Mitteln“ durchgeführt werden. Für diese Zeit schrieb Ludendorff den Kommentar: <span style="color: #274e13;"><b>„Unsere Armee hatte gelitten. Die Grippe griff überall stark um sich, ganz besonders schwer wurde die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht betroffen. Es war für mich eine ernste Beschäftigung, jeden Morgen von den Chefs die großen Zahlen von Grippeasufällen zu hören und ihre Klagen über die Schwäche der Truppen, falls der Engländer nun doch angriffe. Er war jedoch noch nicht so weit. Auch die Grippefälle vergingen. Sie ließen oft eine größere Schwäche zurück, als ärztlicherseits angenommen wurde“</b></span>. Mitte Juni drängte für die deutschen Generäle die Zeit. Die amerikanischen Streitkräfte wurden immer zahlreicher, während die eigenen Truppen in den letzten beiden Schlachten (Blücher- und Gneisenauoffensive vom 27.05.-04.06. bzw. 09.06.-11.06.) große Verluste hatten hinnehmen müssen. Dazu kam eine steigende Zahl von Grippe-Erkrankungen an der gesamten Westfront. Als die Planung für die Reims/Marneschutz-Offensive im Gange war, befragte das Kommando der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz am 30. Juni die drei Armeen, die den Angriff durchführen sollten, ob auf Grund der Grippeepidemie ein Aufschub zu empfehlen sei. Bei der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz litten zu dieser Zeit fast alle Divisionen mehr oder weniger an Grippe, „zahlreiche Änderungen in ihrer Verwendung“ seien nötig gewesen, da ihre Kampfkraft wesentlich herabgesetzt war. Dennoch hielt nur die 7. Armee eine Verschiebung eventuell für notwendig. Schließlich wurde der Angriffstermin auf den 15. Juli verschoben. Als Grund dafür werden allein logistische Probleme angeführt. Es ist aber gut möglich, daß gerade diese logistischen Probleme grippebedingt waren. So schreibt General Kronprinz Rupprecht von Bayern (1869-1955) in seinem Tagebuch am 11. Juli: „Bei der 6. Armee hat die Grippe wieder zugenommen. 15.000 Mann sind zur Zeit in ärztlicher Behandlung [...]. Auch bei den anderen Armeen ist die Zahl der Erkrankungen eine sehr hohe. Sollte nicht bald eine Besserung eintreten, könnte dies einen Aufschub von „Hagen“ bedingen, was in jeder Hinsicht sehr mißlich wäre, denn je rascher „Hagen“ auf „Reims“ und „Marneschutz“ folgen kann, desto größer sind die Aussichten auf Erfolg.“ Auch bei der Entente blieb diese Tatsache nicht unbemerkt. Als die Grippewelle im deutschen Heer ihren Höhepunkt erreicht, notierte Harvey Cushing, ein amerikanischer Offizier: “The expected third phase of the great German offensive gets put off from day to day. [...] When the offensive will come off no one knows. It probably won't be long postponed. I gather that the epidemic of grippe which hit us rather hard in Flanders also hit the Boche worse, and this may have caused the delay.” Ab 18. Juli erfolgte die alliierte Gegenoffensive, die sich, unterschiedlich erfolgreich, bis zum Ende des Krieges fortsetzte. Zusammenfassend stellt sich die Auswirkung der Grippe auf die einzelnen Offensiven der Deutschen folgendermaßen dar: Während der „Großen Schlacht von Frankreich“ vom 21.03. bis 05.04. und Operation „Georgette“ vom 09.04. bis 29.04. befand sich die erste Welle im Militär erst im Beginn, somit stellte sie auf beiden Seiten der Front kein ernsthaftes Hindernis dar. Während der Blücher- (vom 27.05. bis 04.06.) und Gneisenauoffensive (vom 09.06. bis 11.06.) war noch vor allem die französische Armee betroffen. Dagegen traf die Grippe während der „Marneschutz/Reims“-Offensive bei Reims Mitte Juli und bei dem kurz darauf folgendem Gegenangriff der Franzosen vermehrt die deutschen Truppen. Die verminderten Truppenstärken und die körperliche Schwächung der Soldaten durch die Grippe stellten einen ernsthaften Nachteil gegenüber dem Gegner dar. Insbesondere wenn man in Betracht zieht, daß die Häufigkeit der Erkrankungen auf alliierter und auf deutscher Seite teils zeitlich versetzt war, bestätigt sich die Vermutung einer Abschwächung insbesondere der letzten Phase der deutschen Offensive. Die Spanische Grippe war allerdings nur ein weniger wichtiger Faktor, die letztendlich zum Scheitern des Angriffs im Westen führten. </div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Weiterhin wird berichtet (4, S. 85):</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Die Nachrichten über eine angebliche Pestepidemie in der französischen Armee ließ bei manchen, medizinisch nicht bewanderten, Generälen wohl die naive Hoffnung aufkommen, diese würde dem Gegner Schaden zufügen und die eigenen Truppen verschonen: So schreibt Generalstabsoffizier Mertz von Quirnheim Ende September (1918) in seinem Tagebuch: "Abends ist eine Besprechung bei General Ludendorff. Anwesend sind Bartenwerffer, Heye, Lersner, von Klepsch (k.u.k. Militärbevollmächtigter), Generalarzt Schjerning und ich. Warum Klepsch und Schjerning beigezogen waren, ahnte ich nicht. General Ludendorff teilte uns die Nachricht vom Ausbruch der Lungenpest in Frankreich mit. Da erklärte Schjerning auf Befragen, er glaube nicht an die Richtigkeit dieser Nachricht. Nach seiner Meinung handele es sich vielleicht um Fälle von Flecktyphus in Bordeaux. Kürzlich seien ähnliche Mitteilungen über den Ausbruch der Pest in Mailand eingetroffen. Über die Schweiz habe er dann festgestellt, daß es sich in Norditalien lediglich um eine besonders gefährliche Form von Grippe handele. Auf diese Erklärung Schjernings hin sagte General Ludendorff mit förmlich verfallener Stimme: <span style="color: #990000;"><b>'Ich habe mich an diese Nachricht geklammert wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm.'</b></span>" </div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;"><p>
An diesem Ausspruch Erich Ludendorffs wird erkennbar, wie dramatisch die militärische Lage inzwischen für die Deutschen geworden war. Sie war der Anlaß dafür, daß Erich Ludendorff immer dringender von der politischen Führung des Deutschen Reiches forderte, Waffenstillstandsverhandlungen mit dem Gegner einzuleiten. (Weitere Aufsätze, in denen Erich Ludendorff erwähnt wird: <a href="https://www.welt.de/geschichte/article205501205/Spanische-Grippe-Die-schwerste-Seuche-die-jemals-ueber-die-Erde-fegte.html">Welt 2020</a>, <a href="https://www.welt.de/geschichte/article173201060/Erster-Weltkrieg-Alliierte-hielten-die-Grippe-fuer-deutsches-Gift.html">Welt 2018</a>, <a href="https://www.rf-news.de/rote-fahne/2020/nr07/die-spanische-grippe-eine-zensierte-pandemie">Rote Fahne 2020</a>.)</p><p></p></div>
<div style="text-align: justify;"><p>
</p></div>
<div style="text-align: justify;"><p>
Vielleicht ist ebenfalls noch von Interesse, wie diese Grippewellen von der damaligen Ärztin Dr. med. Mathilde von Kemnitz erlebt worden sind, die fünf Jahre später Erich Ludendorff persönlich kennenlernen und ihn acht Jahre später heiraten sollte. Am 8. November 1918 hatte in München Kurt Eisner von den Unabhängigen Sozialdemokraten den "Freistaat Bayern" ausgerufen und den bayerischen König für abgesetzt erklärt. Mathilde von Kemnitz lebte damals in in Garmisch-Partenkirchen. Sie schreibt in ihren Lebenserinnerungen über den Januar 1919 (7, S. 63):</p></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<span style="color: #274e13;"><b>Die Züge, die mit der Außenwelt verbanden, gingen völlig unregelmäßig oder überhaupt nicht. Die Presse fehlte oder aber brachte nur die erbaulichen Berichte der Revolutionäre. Die Nahrungsmittelnot wurde sehr bald noch weit größer als zuvor im Kriege. Neben all diesem Ungemach erkrankten wir alle, wie ich es einem Briefe an meine Mutter aus dieser Zeit entnehme, zweimal in wenigen Monaten an schwerer Grippe. Ja, diese Grippe! Sie kam zu all dem Elend noch wie eine Pest in das Land. Die durch Unterernährung widerstandsarm gewordenen Menschen erlagen ihr im Heer und in der Heimat schon seit einigen Monaten. In Garmisch hörte seit dem Herbst 1918 das Totenglöckchen nur selten auf zu läuten. Es hatte fast täglich Tote zu melden. Unter meinen Patienten hatte ich auch Todesfälle, die mich schwer trafen. Nichts ist schmerzlicher für den Arzt als der treuherzig, vertrauensvolle Blick der hoffnungslos Erkrankten und zugleich die völlige Hilflosigkeit gegen die schwersten Grippeformen, die innerhalb zweier Tage einen Gesunden unter den Zeichen der Blutvergiftung töten. Unter diesen Fällen, die mich stark mitnahmen, war besonders der Tod einer jungen Frau, die im letzten Jahrzehnt Ungeheuerliches in ihrer Ehe erlitten hatte, trostlos unglücklich in meine Sprechstunde gekommen war und der zum ersten Male die Hoffnung geweckt werden konnte, aus ihrem Elend frei zu werden. Am Morgen war sie noch gesund in meiner Sprechstunde gewesen und so glücklich und hoffnungsvoll. Zwei Tage später schon strich ich über die Stirn einer Toten, die ich nicht verlassen hatte, und die bis zum letzten Augenblicke flüsterte: "Frau Dr., Sie werden mir ja helfen, nicht wahr?" Ich hielt die Hand der Sterbenden; die Mutter, die Ansteckung fürchtete, hatte ihr dies verweigert. - So rüttelte das Leben die Seele in allseitigem Leid. Man sah in eine schwarze, nur allzu schwarze Gegenwart und Zukunft. Als die schwere Grippe uns selbst zum zweitenmal zu Anfang des Jahres 1919 traf, schrieb ich meiner Mutter, daß es undurchführbar war, meinen ernsten Stirnhöhlenkatarrh in München behandeln zu lassen. Die einzige Verbindung nach dort war ein Postflugzeug, das 600 Mark für den Flug forderte! </b></span></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;"><p>
Womöglich trugen ja solche fehlenden Reisemöglichkeiten mit dazu bei, daß die Grippewelle dann schließlich doch abebbte. Der Erreger der Spanischen Grippe konnte erst 2005 in Leichen aus dem Permafrost in Alaska von der modernen Forschung entdeckt werden (9).</p><p>[Erg. 20.11.2021] Ottilie Reinerth, die alleinerziehende Mutter des nachmaligen deutschen Archäologen Hans Reinerth (1900-1990) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Reinerth">Wiki</a>), schrieb im Frühjahr 1918 aus ihrer Heimat Siebenbürgen an ihren Sohn, der Archäologie studierte (10):</p><blockquote><p>"... Hast Du die Spanische in Tübingen überwunden? ... Ganz Bistritz hustet und spukt, auch ich - wie ein alter Knecht. Nachkrankheiten. Die Genesenen sind leichtsinnig - Theater, Kino, Schulen gesperrt." <br /></p></blockquote>
_______</div>
<ol style="text-align: justify;">
<li>Nadja Podbregar: Wie man Seuchen in vergangenen Jahrhunderten begegnete, 28.4.2020, https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/wie-man-seuchen-in-vergangenen-jahrhunderten-begegnete/ </li>
<li>Eckard Michels: Die „Spanische Grippe“ 1918/19 - Verlauf, Folgen und Deutungen in Deutschland im Kontext des Ersten Weltkriegs. VfZ 1/2010, https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2010_1_1_michels.pdf </li>
<li>Rösner, Heinrich: Das entscheidende Jahr des Ersten Weltkrieges. In: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 89, Januar 1994, S. 12-19 </li>
<li>Frieder Nikolaus Christian Bauer: Die Spanische Grippe in der deutschen Armee 1918: Verlauf und Reaktionen. Dissertation Zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf 2014 (Aus dem Institut für Geschichte der Medizin der
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Direktor: Univ.-Prof. Dr. med.
Dr. phil. Alfons Labisch, M.A. (Soz.) ML) https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-38595/DissertationFBauerPDFA.pdf </li>
<li>Erich Ludendorff: Meine Kriegserinnerungen 1914-1918, Berlin 1919, S. 496, 514, 540 </li>
<li>Gallus, Alexander: Rauchen als Medizin - Laura Spinney forscht der Spanischen Grippe nach, die heute fast vergessen ist - obwohl sie mehr Opfer forderte als der Erste Weltkrieg. Eine Rezension. 6. Juni 2018, Die Zeit Nr. 24/2018, 7. Juni 2018, https://www.zeit.de/2018/24/spanische-grippe-laura-spinney-forschung-erster-weltkrieg-opfer</li>
<li>Ludendorff, Mathilde: Erkenntnis, Erlösung. Statt Heiligenschein oder Hexenzeichen - Mein Leben, Band 3, Verlag Hohe Warte, Pähl 1952 (<a href="https://books.google.de/books?id=45xRdEE-ZFoC">GB</a>) </li>
<li>Bading, Ingo: Erich Ludendorff und die Spanische Grippe im Jahr 1918, 29.4.2020, <a href="https://youtu.be/fvlFCQEYJ7Q">https://youtu.be/fvlFCQEYJ7Q</a>. </li>
<li>Angelika Franz: Pandemie vor 100 Jahren - Spanische Grippe: Im Grab einer Toten bargen Forscher den Erreger, 29.03.2020, <a href="https://www.t-online.de/nachrichten/wissen/geschichte/id_87544904/spanische-grippe-virus-erreger-im-grab-eines-toten-geborgen.html">https://www.t-online.de/nachrichten/wissen/geschichte/id_87544904/spanische-grippe-virus-erreger-im-grab-eines-toten-geborgen.html</a>. </li><li>Gunter Schöbel: Weichenstellerinnen - ein Blick hinter die Kulissen der Fachdisziplin Vorgeschichte zwischen 1918 - 1939, Prähistorische Zeitschrift 8.10.2021, https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/pz-2021-2008/html; auch: 11/2021, <a href="https://www.pfahlbauten.de/wp-content/uploads/2021/11/Weichenstellerinnen_lay_01.pdf">https://www.pfahlbauten.de/wp-content/uploads/2021/11/Weichenstellerinnen_lay_01.pdf</a><br /></li>
</ol>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-44169987346747416932019-11-27T08:27:00.001+01:002020-03-22T06:52:26.536+01:00Ehrenvorsitzender der Angestellten-Gewerkschaft - Erich Ludendorff?<div style="text-align: justify;">
<b>Zwei neu bekannt gewordene Briefe</b><br />
<b>- und viele offene Fragen </b><br />
<br />
Im Wiener Autographen-Handel sind im November 2019 zwei handschriftliche Briefe Erich Ludendorffs zum Verkauf angeboten worden (<a href="https://www.dorotheum.com/de/l/6477378/">Doroth., Nov. 2019</a>). Der dortige Bearbeiter, Andreas Löbbecke, meint, die beiden Briefe hätten den gleichen Empfänger.*)</div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEibc0Priues0ZkrV2uSb-pNW5I1cypko6TPsT5YcAUmkO-eK11ZGZX5gmaTA-W7oF39As5RhfHSEpxFU-NKuxHrFKCd5wST4LCGXgtq7ofMmFh5dvqomiWIZhnvWsT1JqYUsXAftgWwbo0/s1600/ludendorff-erich-6477378.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="898" data-original-width="1105" height="519" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEibc0Priues0ZkrV2uSb-pNW5I1cypko6TPsT5YcAUmkO-eK11ZGZX5gmaTA-W7oF39As5RhfHSEpxFU-NKuxHrFKCd5wST4LCGXgtq7ofMmFh5dvqomiWIZhnvWsT1JqYUsXAftgWwbo0/s640/ludendorff-erich-6477378.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: small;">Abb. 1: Zwei Briefe Erich Ludendorffs, verfaßt in München </span><span style="font-size: small;">(<a href="https://www.dorotheum.com/de/l/6477378/">Dorotheum, November 2019</a>)</span> </td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Der erste Brief (Abb. 1, links) stammt aus dem Zeitraum 1920 bis 1933, der Zeitraum, in dem Erich Ludendorff unter dem genannten Absender "München, Heilmannstraße" wohnhaft war. Unser Vorschlag der Lesart des in Teilen nicht gerade leicht zu enträtselnden Wortlauts soll bis auf weiteres der folgende sein (Verbesserungsvorschläge, Korrekturen willkommen!) (die uns zweifelhaftesten Lesarten sind unterstrichen):<span style="color: #274e13;"><b> </b></span><br />
<blockquote class="tr_bq">
<span style="color: #274e13;"><b> München, Heilmannstr. 13/4</b></span></blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<span style="color: #274e13;"><b>Sehr verehrter Herr Hauptmann!</b></span></blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<span style="color: #274e13;"><b>Vorkommnisse an meinem Geburtstage haben</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>mich darauf hingewiesen, daß die Ortsgruppe</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>München des D. n. H. nicht mehr so ist, wie ich</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>es für angemessen halte. Eine Besprechung,</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>die ich heute mit dem jugendlichen Vorsitzenden</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>hatte, hat mich darin bestärkt. Ich bin Ehren-</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>mitglied der Gruppe München und Ehrenvorsitzender</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>des Vereins und erwarte, daß die Grundsätze </b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>befolgt werden, die von Berlin für den </b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>Bund ausgegeben werden. Andernfalls würde</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>ich meine Ehrenmitgliedschaft <u>zurück geben</u> (sic?).</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>Da ich festgestellt habe, daß Sie noch 1. Vorsitzender sind,</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>so teile ich Ihnen vorstehendes mit.</b></span></blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;">
Der Brief ist vier Tage nach dem 9. April, also nach dem Geburtstag Erich Ludendorffs geschrieben worden. Er könnte gut in das Jahr 1925, passen, in dem sich Erich Ludendorff nach und nach von immer mehr nationalen und völkischen Verbänden und Vereinigungen trennte, mit denen er zuvor in einem engeren Einvernehmen gestanden hatte und die ihn mit Ehrenmitgliedschaften, Ehrenvorsitz und dergleichen überhäuft hatten. Eventuell käme auch das Jahr 1926 infrage.<br />
<br />
Insbesondere in der - im Jahr 1924 verbotenen - Münchner NSDAP hat sich schon ab Sommer 1924 - noch während der Festungshaft von Adolf Hitler - eine große Respektlosigkeit gegenüber Erich Ludendorff breit gemacht, verkörpert unter anderem in dem damals jungen Hermann Esser (1900-1981) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Esser">Wiki</a>) (1, 2). Daß diese schon im April 1924 zum Ausdruck gekommen sein könnte, also kurz nach dem Ende des Prozesses gegen Hitler und Ludendorff, dafür gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Deshalb ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, daß dieser Brief in das Jahr 1925, eventuell in ein späteres Jahr fällt (3, 4).<br />
<h2>
Denkbarer Adressat: Hans Bechly</h2>
Am naheliegendsten dürfte sein, daß es sich bei "D. n. H." um den - der DNVP und völkischen Kreisen nahestehenden - "Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband" (DHV) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschnationaler_Handlungsgehilfen-Verband">Wiki</a>) (11) handelte, um jene Gewerkschaft, die nach 1945 als "Deutsche Angestellten-Gewerkschaft" neu gegründet worden ist. Über Verbindungen zwischen Erich Ludendorff und diesem Verband ist in der Literatur (Google Bücher) zunächst nicht so leicht etwas in Erfahrung zu bringen.<br />
<br />
Verbandsvorsteher des DHV war von 1911 bis 1933 Hans G. W. Bechly (1871-1954) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Bechly">Wiki</a>, <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Hans_Bechly">engl</a>). Dieser gehörte nicht zum deutschvölkischen Flügel des Verbandes, sondern zum sozialpolitischen Flügel desselben. Bechly war auch zweiter Vorsitzender des damaligen nicht-sozialistischen Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Gewerkschaftsbund_(1919%E2%80%931933)">Wiki</a>) und anderer Gewerkschaften (5). Auf Verbandstagen der 1920er Jahre hat sich Bechly in Vorträgen immer wieder mit
dem "nationalen Gedanken" beschäftigt (7-9). Bechly
war offenbar Mitglied der liberaleren Deutschen Volkspartei (DVP) (10). Aber ab 1930 begann sich der DHV mit dem Nationalsozialismus zu arrangieren. Nach 1945 hat Bechly erneut die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) mit aufgebaut (6).<br />
<br />
Es ist denkbar, daß Erich Ludendorff schon 1917 oder 1918 zum Ehrenvorsitzenden des DHV gewählt worden sein kann. Er kann dazu aber auch in den Jahren zwischen 1920 und 1923 gewählt worden sein. <br />
<br />
Um wen es sich bei dem "jugendlichen Vorsitzenden" der Ortsgruppe München des DHV gehandelt haben kann, muß einstweilen ebenso offen bleiben. Sicher ist, daß ein nicht geringer Teil der Mitglieder des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes schon früh der NSDAP nahe gestanden hat (11). Es kann sich also womöglich um einen Mann vom Schlage des späteren Gauleiters von Danzig und Westpreußen gehandelt haben, also um jemanden wie Albert Forster (1902-1952) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Forster">Wiki</a>), jedenfalls ein Mann der Generation von Albert Forster. Forster war ebenfalls Mitglied im DHV und hielt sich ebenfalls im Jahr 1923 auch in München aufgehalten (5):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Der Bankkaufmann Albert Forster war seit 1923 Mitglied der NSDAP (...) und hatte sich schon am mißglückten Putsch in München beteiligt. Früh Mitglied im DHV, hatte man ihn 1932 allerdings wegen allzu extremistischer Neigungen ausgeschlossen.</blockquote>
Es hat also auch im Jahr 1932 noch kein bruchloses "Arrangieren" des DHV mit dem Nationalsozialismus gegeben. 1928 war Forster zeitweise Mitarbeiter des DHV in Fürth gewesen (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Forster">Wiki</a>).<br />
<br />
Was sich aus diesem hier behandelten Brief nun für konkretere Folgen ergeben haben können, muß einstweilen ganz offen bleiben. <br />
<br />
<div style="text-align: right;">
/Text stark erweitert:</div>
<div style="text-align: right;">
18.3.2020/</div>
_______________<br />
<ol>
<li>Bading, Ingo: Adalbert Volck gegen Erich Ludendorff (1924)
Spaltungstendenzen in der Deutschvölkischen Freiheitspartei 1924, August
2014, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2014/08/adalbert-volck-gegen-erich-ludendorff.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2014/08/adalbert-volck-gegen-erich-ludendorff.html</a></li>
<li>Bading, Ingo: "Ich bin der größte Revolutionär, den Deutschland
heute hat." - Erich Ludendorff 1928 - Neue Briefe aus den Jahren 1924,
1928 und 1946, November 2010, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2010/11/ich-bin-der-grote-revolutionar-den.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2010/11/ich-bin-der-grote-revolutionar-den.html</a> </li>
<li>Robert Probst, Völkischer Block in Bayern (VBl), 1924/25, publiziert
am 02.08.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL:
<http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Völkischer_Block_in_Bayern_(VBl),_1924/25>
(27.11.2019) </li>
<li>Mathias Rösch: Die Münchner NSDAP 1925-1933. Eine Untersuchung zur
inneren Struktur der NSDAP in der Weimarer Republik. Walter de Gruyter
2014 (<a href="https://books.google.de/books?id=pxnnBQAAQBAJ">GB</a>)</li>
<li>Lange, Gunter: Die braune Gewerkschaft - Die machtvolle Angestelltengewerkschaft DHV. Die Zeit, 23. Mai 2013, Nr. 22/2013, <a href="https://www.zeit.de/2013/22/gewerkschaft-nationalsozialismus-dhv/komplettansicht">https://www.zeit.de/2013/22/gewerkschaft-nationalsozialismus-dhv/komplettansicht</a>. </li>
<li>Erbschaft mit Saugnäpfchen. Der Spiegel, 23.04.1949, <a href="https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44436110.html">https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44436110.html</a>.</li>
<li>Bechly, Hans und Prof. Dr. August Messer: Volkstum und Weltbürgertum. Eine Aussprache in zwei Aufsätzen und vier Briefen. Alldeutscher Verband, Hamburg, um 1918 </li>
<li>Bechly, Hans: Der nationale Gedanke nach der Revolution. Vortrag gehalten am vierzehnten Deutschen Handlungsgehilfentag in Leipzig, vom 18. bis 20. Oktober 1919. Hamburg, Deutschnationale Verlagsanstalt, 1919</li>
<li>Bechly, Hans: Die Führerfrage im neuen Deutschland. Vortrag, gehalten auf dem 18. Deutschen Kaufmannsgehilfentag am 10. Juni 1928 in Dresden. Hamburg, Deutschnationaler Handlungsgehilfen-Verband 1928</li>
<li>Edmund, Rolf: Right-wing critics of Weimar. PowerPoint PPT Presentation, Slide 29, <a href="https://www.slideserve.com/rolf/right-wing-critics-of-weimar">https://www.slideserve.com/rolf/right-wing-critics-of-weimar</a></li>
<li>Pomplun, Jan-Philipp: Deutschnationaler Handlungsgehilfen-Verband. In: Handbuch des Antisemitismus, Bd. 5, hrsg. v. Wolfgang Benz u.a., München 2012 (<a href="https://books.google.de/books?id=nYn8XmoBxCEC&pg=PA197&dq=Deutschnationalen+Handlungsgehilfen-Verband&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjytsuQrq3oAhUD2qQKHQ4ABWwQ6AEIPTAD#v=onepage&q=Deutschnationalen%20Handlungsgehilfen-Verband&f=false">GB</a>) </li>
</ol>
<br />
<h2>
1921 - "Lieber Obermayr!" </h2>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Als
Name im zweiten Brief (Abb. 1, rechts) ist ein "Obermayr" angesprochen.
Die Jahreszahl des Briefes ist nicht leicht zu bestimmen. 1911 - wie
vom Bearbeiter vermutet*) - ist mit Sicherheit auszuschließen. Denn
da war Erich Ludendorff noch völlig unbekannt und er lebte in Berlin, nicht in
München. Am ehesten käme wohl 1921 in Frage. Seit März 1920 - seit dem mißlungenen Kapp-Putsch -
hat Erich Ludendorff mehr in Bayern als in München gelebt, zunächst dort an verschiedenen Orten. So lebte er mehrere Wochen auf Schloß Neubeuern, 34 Kilometer östlich von Schliersee. Im August
1920 ist er dann - mit seiner Frau Margarethe - endgültig nach München
in die Heilmannstraße gezogen (1). Der Brieftext lautet jedenfalls soweit bislang
entzifferbar:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: right;">
München, 20. 2. 21 [?]</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Lieber Obermayr!</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich war
lange verreist, daher die späte Antwort. Meine Frau und ich werden
kommen und danken für die Einladung. Wir werden vorher gewiß noch daran
erinnert, sonst kann sich alles mögliche ereignen.</div>
<div style="text-align: justify;">
Anliegend das Gewünschte [?].</div>
<div style="text-align: justify;">
Mit bestem Gruß</div>
<div style="text-align: justify;">
Ihr sehr ergebener</div>
<div style="text-align: justify;">
Ludendorff.</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjO6fze73gJYTqFnI5l5aYXfIuQq3BN6LvACzeHs5c4jXFFmDtwivRWhtisV1RP1n7A5cLivac6LwfdY-tK8HAtwWC8bVMZeqQyi-bX9ARMPKTMcGbsSzzcSiWSgGbb-vHqD2sOtj-aYeo/s1600/8-Adalbert-Obermayr+%25282%2529.jpg" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="817" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjO6fze73gJYTqFnI5l5aYXfIuQq3BN6LvACzeHs5c4jXFFmDtwivRWhtisV1RP1n7A5cLivac6LwfdY-tK8HAtwWC8bVMZeqQyi-bX9ARMPKTMcGbsSzzcSiWSgGbb-vHqD2sOtj-aYeo/s320/8-Adalbert-Obermayr+%25282%2529.jpg" width="217" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Pfarrer A. Obermayr, Schliersee</td></tr>
</tbody></table>
Eine Möglichkeit ist, daß hier der katholische Pfarrer Adalbert Obermayr (1875-1949) (<a href="https://qr.schliersee.de/adalbert-obermayr/">Schliersee</a>) von Schliersee angeschrieben worden ist. Dieser war 1945 zum Ehrenbürger von Schliersee ernannt worden (<a href="https://magazin.schliersee.de/von-der-ehr-als-schlierseer-ehrenbuerger/">Mag. Schliersee</a>).
Vermutlich hat er die kirchlichen Handlungen
durchgeführt bei der Enthüllung des Oberland-Denkmals in Schliersee am
30. September 1923, an der Erich Ludendorff teilnahm (4). Obermayr stand
offenbar bis zum Hitler-Ludendorff-Putsch im November 1923 in Verbindung
mit der völkischen Bewegung in Bayern (2, S. 141, 237):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Obermayr
(...) distanzierte sich von der NS-Bewegung nach dem Putsch, ist aber
nicht unter den durch die Nazis verfolgten Priestern aufgeführt.<br />
Original:
Obermayr was born in 1875, was ordained in Munich in 1900, and began as
a parish priest in Schliersee in 1916. (...) Obermayr also distanced
himself from the Nazi movement after the putsch, but he is not listed
among the priests persecuted by the Nazis.</blockquote>
</div>
Die von Pfarrer Obermayr 1938 - in Zusammenarbeit mit dem Münchner Kardinal Faulhaber - errichtete
und eingerichtete Bergkirche am Spitzingsee atmet noch heute in der
Inneneinrichtung einen dem völkischen Zeitgeist sehr nahestehenden Geist
(<a href="https://magazin.schliersee.de/tag/adalbert-obermayer/">Mag. Schliersee</a>).
Obermayr schrieb 1946 Berichte über die Kämpfe um Schliersee am Ende
des Zweiten Weltkrieges an die Leitung seines Bistums München-Freising
(3) (<a href="https://www.merkur.de/lokales/region-miesbach/schliersee-ort29415/zweiter-weltkrieg-ende-region-miesbach-schliersee-4979333.html">Merkur 2015</a>).<br />
<br />
Aber aufgrund welcher Umstände hätte nun dieser Adalbert Obermayr schon im
Februar 1921 in einer solchen persönlichen Verbindung mit General
Ludendorff stehen sollen wie diese aus dem Wortlaut des Briefes
heraus klingt? Insgesamt entsteht doch der Eindruck, daß Ludendorff im
Jahr 1921 einen katholischen Pfarrer im Brief förmlicher und vornehmer
im Tonfall angesprochen haben sollte als das hier der Fall ist ("Lieber Obermayr"). Auch war Ludendorff im Februar 1921 noch keineswegs so völkisch eingestellt wie im September 1923. Der
Brief wirkt schnell hingeschrieben. Fürs erste möchten wir es
deshalb nicht für plausibel halten, daß dieser Brief an den genannten
Adalbert Obermayr gerichtet gewesen ist. An wen er aber dann gerichtet
gewesen ist, muß vorerst offen bleiben.<br />
<br />
Vorerst würde
eine Datierung auf das Jahr 1921 jedenfalls mit bekannten Daten nicht in
Widerspruch stehen: Erich Ludendorff hatte am 18. Januar 1921 an
Reichsgründungsfeiern in
München teilgenommen und am 7. Februar 1921 einen Vortrag in
Hamburg gehalten (1). Das gibt zunächst Anlaß zu der Vermutung, daß er
am 20. Februar
1921 durchaus Grund gehabt haben konnte zu schreiben, daß er "lange
verreist" war.<br />
<br />
Somit kann bislang nur der erste der beiden hier behandelten Briefe etwas konkreter in historische und biographische Zusammenhänge eingeordnet werden, nämlich in den Weg Ludendorffs vom "Nationalen" (bis 1922) zum Völkischen (bis 1925) und schließlich zu seinem Stehen "allein auf weiter Flur" (ab 1926). </div>
<div style="text-align: justify;">
__________________________</div>
<div style="text-align: justify;">
*) Erläuterung des Angebotes von Dorotheum: >>Zwei e. B. m. U., München 20. 11. 1911 bzw. o. D. (13. 4.), 1 und 1 1/4
S., gelocht, ein Schreiben mit Ausriß in der Lochung, das andere mit
repariertem horizontalen Riß in der Faltung, 8vo. An Herrn Obermayer mit
Dank für eine Einladung: "... Ich war lange verreist, daher die späte
Antwort. Meine Frau und ich werden kommen und danken für die Einladung
..." (20. 2. 1911). Im zweiten Brief an einen Hauptmann (wohl ebenso
Obermayer) weist Ludendorff darauf hin, daß die Ortsgruppe München der
d. u. h. (?) nicht mehr im angemessenen Zustand befindlich sei.
Experte: Mag. Andreas Löbbecke<< (<a href="https://www.dorotheum.com/de/l/6477378/">Dorotheum, November 2019</a>)</div>
<div style="text-align: justify;">
_____________________________</div>
<ol style="text-align: justify;">
<li>Bading, Ingo: Erich Ludendorff in Fotografien des Jahres 1921 - Eine Chronologie in Bildern, 17. Januar 2016, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2016/01/erich-ludendorff-im-jahr-1921.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2016/01/erich-ludendorff-im-jahr-1921.html</a> </li>
<li>Hastings, Derek: Catholicism and the Roots of Nazism: Religious Identity and National Socialism, Oxford University Press, 2011 (<a href="https://books.google.de/books?id=YoQ8DwAAQBAJ">GB</a>) </li>
<li>Reinhold Friedrich: Spuren des Nationalsozialismus im bayerischen Oberland. 2013 (<a href="https://books.google.de/books?id=PQscAQAAQBAJ">GB</a>)</li>
<li>Bading, Ingo: Das Oberlanddenkmal in Schliersee - Seine Einweihung am 30. September 1923 eine politische Demonstration Die völkischen Wehrverbände Bayerns stehen zur Regierungsbeteiligung in Bayern und zum "Marsch auf Berlin" bereit , 20. Januar 2012, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2012/01/das-oberlanddenkmal-in-schliersee-und.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2012/01/das-oberlanddenkmal-in-schliersee-und.html</a></li>
<li>Bading, Ingo: Erich Ludendorff auf Schloss Neubeuern in Oberbayern - Ein Aufenthalt von "ungeheurer Bedeutung" - "Nach schweren Tagen fand ich hier Frieden", April 1920, Januar 2016, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2016/01/erich-ludendorff-auf-schloss-neubeuern.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2016/01/erich-ludendorff-auf-schloss-neubeuern.html</a> </li>
</ol>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-9752915839112119212019-10-12T21:18:00.000+02:002019-12-17T09:12:33.332+01:00"Der Starke ist am mächtigsten allein." - Erich Ludendorff im Dritten Reich<div style="text-align: justify;">
<b>Er war im November 1934 Ansprechpartner "stiller Opposition".</b><br />
<b>Ein vormals angesehener "Mainstream"-Journalist bat Ludendorff um Mitarbeit - und erhielt eine Absage.</b><br />
<br />
Der einflußreiche deutsche Journalist Fritz Klein sr. (1895-1936) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Klein_%28Journalist%29">Wiki</a>) positionierte sich nach 1933 als zurückhaltender, konservativer Kritiker des Dritten Reiches. Bis 1933 war er gut vernetzt gewesen in jene konservativen Eliten der Weimarer Republik, die die Machtergreifung Hitlers wünschten und förderten. In diesem Rahmen hatte er das auch selbst getan. Fritz Klein war Mitglied des Deutschen Herrenclubs und des Rotary Clubs. Aufgrund seiner verhalten kritischen Einstellung verlor er seine Stelle als Chefredakteur der vielgelesenen "Deutschen Allgemeinen Zeitung" (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Klein_%28Journalist%29">Wiki</a>): </div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Am 3. Oktober 1933 gründete Fritz Klein zusammen mit Paul Fechter (1880–1958) die Wochenzeitschrift "Deutsche Zukunft" (DZ), deren erste Nummer am 15. Oktober 1933 erschien. In wirtschaftlicher Hinsicht führte die berufliche Veränderung zu finanziellen Problemen. Obschon kaum mehr kritisch in ihren Artikeln, gelang es der Zeitschrift, von manchen Lesern als eine Art <b>stille Opposition</b> wahrgenommen zu werden.</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Fritz Klein kam 1936 mit 41 Jahren bei einem Reitunfall ums Leben (4):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Kurz nach seiner Einberufung zu einer militärischen Übung starb Fritz Klein in Liegnitz nach einem Reitunfall, was Anlaß zu Spekulationen gegeben hat, er sei als Gegner des Nationalsozialismus ums Leben gebracht worden. </blockquote>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://pictures.abebooks.com/31246E/22156071455.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="600" height="400" src="https://pictures.abebooks.com/31246E/22156071455.jpg" width="300" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Abb. 1: 1936 veröffentlicht</span></td></tr>
</tbody></table>
Klein hinterließ vier minderjährige Kinder, von denen zwei in die Pflegefamilie eines Sozialdemokraten gegeben wurden. Der Sohn Fritz Klein jr. (1924-2011) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Klein_(Historiker)">Wiki</a>) wurde nach 1945 marxistischer Historiker und "Informeller Mitarbeiter" der Staatssicherheit in der DDR. Nach dem Tod des Sohnes im Jahr 2011 gab die Familie die Nachlässe beider an die
"Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften", wo sie in einem von der "Deutschen Forschungsgemeinschaft"
finanzierten Projekt ab 2013 digitalisiert worden sind. Unter den Digitalisaten findet sich ein Schreiben der "Deutschen Zukunft" vom 20. November 1934 an Erich Ludendorff (<a href="https://www.archivesportaleurope.net/de/ead-display/-/ead/pl/aicode/DE-2458/type/fa/id/BBAW/unitid/16220/search/0/ludendorff+fritz+klein">Archivesportaleurope</a>):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Die Schriftleitung der "Deutschen Zukunft" erlaubt sich die ergebene Anfrage, ob Sie, sehr verehrter General, bereit wären, in unserm Blatte einmal das Wort zu ergreifen. Als Thema, dessen besondere Behandlung wir selbstverständlich ganz Ihrem Ermessen überlassen möchten, würden wir <span style="color: #cc0000;"><b>die Möglichkeiten eines künftigen europäischen Krieges</b></span> in Vorschlag bringen. Wir halten es für unerläßlich, daß sich gerade in der heutigen Zeit, da das ganze Ausland von Kriegsgeschrei widerhallt, auch einer der berufenen deutschen Sachkenner dazu äußert. Da unser Leserkreis durchweg aus selbstständig denkenden Menschen besteht, glauben wir annehmen zu dürfen, daß Ihre Ausführungen auf der Tribüne der "Deutschen Zukunft" ein nachhaltigeres Echo finden würden als in der übrigen deutschen Presse.</blockquote>
Mit dem Schreiben wurden mehrere Nummern der "Deutschen Zukunft" übersandt. Es dürfte auch mit dem Abstand von 85 Jahren noch schwer sein zu entscheiden, ob dieses Schreiben mit irgendwelchen unausgesprochenen Hintergedanken verbunden gewesen ist - und wenn ja, mit welchen - oder ob es wirklich nur darum ging, daß ein Journalist, der an Einfluß verloren hatte, einen für die damalige Mainstream-Presse etwas ungewöhnlichen, womöglich provozierenden Autor hervor ziehen wollte. Bei Handlungen in Diktaturen wie jener, die seit 1933 bestand, bekommt auch der nachlebenden Historiker womöglich nicht besonders leicht jede Nuancierung mit, die man mitbekommen müßte, um ein Geschehen richtig einzurorden.<br />
<br />
Erich Ludendorff behandelte Fragen der Außenpolitik und der
Kriegsmöglichkeiten zu jener Zeit in seiner Zeitschrift "Der Quell" zwar
gewohnt energisch, aber dennoch außerordentlich zurückhaltend. Er mußte
jeder Zeit mit einem Verbot der Zeitschrift rechnen und stellte sich
darauf ein. Unter solchen Umständen für ein Periodika zu schreiben, wo
man die Auswirkungen des Geschriebenen noch weniger übersehen konnte als
in seiner eigenen Zeitschrift, dürfte schon für sich ein zusätzliches
Wagnis gewesen sein. Womöglich war es aber auch einfach nur die Absicht
des Schreibens, Ludendorff, sozusagen aufs "Glatteis" zu führen, nämlich ihn dazu zu bringen, sich in den Augen der Machthaber deutlicher zu kompromittieren als er es in jener Zeit tat, wodurch der Vorwand zu noch entschiedenerem Vorgehen gegen die Öffentlichkeitsarbeit des Hauses Ludendorff gegeben wäre. Das ist aber nur Spekulation. Man darf festhalten: Auch andere sondierten ja gegenüber Erich Ludendorff in jener Zeit, etwa sein "Freund" Wilhelm Breucker (1) oder die Wehrmacht-Generalität (2).<br />
<br />
Auf jeden Fall kann dieses Schreiben von Fritz Klein als ein weiteres Zeugnis dafür gelten, daß Erich Ludendorff während des Dritten Reiches von unterschiedlichen Kreisen als "Opposition" wahrgenommen wurde und werden konnte. Deutlich sichtbare oder subtil nuancierte Hinweise hierfür haben wir ja hier auf dem Blog schon viele zusammen getragen. Erinnert sei etwa auch an die Hoffnungen, die einige Anhänger der Freiwirtschaftsidee zeitweise auf Erich Ludendorff richteten (3). - Erich Ludendorff antwortete jedenfalls am 22. November 1934 von Tutzing aus:<br />
<blockquote class="tr_bq">
<span style="color: #274e13;"><b>Geehrter Herr Doktor!</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>Ich schreibe grundsätzlich für keine andere Zeitschrift, als die ich in "Ludendorffs Verlag" herausgeben lasse.</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>Mit Deutschem Gruß!</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>gez. Ludendorff</b></span></blockquote>
Diese Antwort könnte man als sehr kurz angebunden und wenig verbindlich empfinden. Vielleicht könnte man sie auch als einen "Schuß vor den Bug" bezeichnen, als ein Signal: "Bis hier und nicht weiter!" Erich Ludendorff - ebenso wie nach seinem Tod Mathilde Ludendorff - mußten während der Diktatur immer wieder äußerste Anstrengungen aufbieten, um sich ihren Handlungsspielraum zu erhalten und ihn bestmöglich zu erweitern, ohne sich dabei vor die Karren anderer Interessen spannen zu lassen und auch ohne sich dabei "überschlucken" zu lassen (was viele wollten) oder sich in Dinge zu "verheddern", sprich in Abhängigkeiten zu geraten, aus denen dann nur noch schwer heraus zu kommen war. Vielleicht glaubte Ludendorff sehr deutlich erkannt zu haben, daß er hier jemanden "auf den Leim" gehen sollte. Aber all das ist, solange es keine weiteren Anhaltspunkte gibt (denen man nachgehen könnte, wenn man sich ausführlicher mit dem Wirken und den Bestrebungen von Fritz Klein beschäftigen würde) Spekulation.<br />
<br />
Immer wieder stößt man jedenfalls in unveröffentlichten Briefwechseln auf das Bemühen, die eigene Unabhängigkeit zu bewahren, sprich, "für sich zu stehen", wohl in etwa nach dem Motto von Schillers Wilhelm Tell: "Der Starke ist am mächstigsten allein."<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj9rRMr0NxjxXP5VMzfrT3JKr-tXZISlUAbNJJOXvNevu8BkNar5QGEv35On2HEE6wNSlkAwqucpZyLhoBFwuw_aLHz_Q_fVXhgyxlZwakWjeQXORdxrRYHURTnMKwM4EF8BWDJzPZD4rw/s1600/1934-11-22+an+Fritz+Klein+%25282%2529.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1255" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj9rRMr0NxjxXP5VMzfrT3JKr-tXZISlUAbNJJOXvNevu8BkNar5QGEv35On2HEE6wNSlkAwqucpZyLhoBFwuw_aLHz_Q_fVXhgyxlZwakWjeQXORdxrRYHURTnMKwM4EF8BWDJzPZD4rw/s640/1934-11-22+an+Fritz+Klein+%25282%2529.jpg" width="502" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Abb. 2: Ludendorff antwortet, November 1934</span> </td></tr>
</tbody></table>
<br />
<div style="text-align: right;">
/ leicht überarbeitet;</div>
<div style="text-align: right;">
neuer Titel und Schlußsatz:</div>
<div style="text-align: right;">
16./17.12.2019 /</div>
________________________<br />
<ol>
<li>Bading, Ingo: Ein Ludendorff-"Freund" und seine Mitgefühle für Freimaurer, Hindenburg und Hitler Wilhelm Breucker und der Versuch der Gleichschaltung Erich Ludendorffs 1933/34, August 2013, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2013/08/ein-ludendorff-freund-und-seine.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2013/08/ein-ludendorff-freund-und-seine.html</a> </li>
<li>Bading, Ingo: April 1935 - Erich Ludendorff als Gesprächspartner des militärischen Widerstandes gegen Hitler (I), August 2012, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2012/08/april-1935-erich-ludendorff-gefeiert.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2012/08/april-1935-erich-ludendorff-gefeiert.html</a></li>
<li>Bading, Ingo: Erich Ludendorff - Er sollte sich für den Sturz von Hjalmar Schacht bei Hitler einsetzen (1937) An die Stelle von Schacht sollte Carl Friedrich Goerdeler treten, Juni 2013, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2013/06/erich-ludendorff-sollte-sich-fur-den.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2013/06/erich-ludendorff-sollte-sich-fur-den.html</a></li>
<li>Gündisch, Konrad: Nachruf auf den Historiker Fritz Klein, Siebenbürgische Zeitung, 2.7.2011, <a href="https://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/11258-nachruf-auf-den-historiker-fritz-klein.html">https://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/11258-nachruf-auf-den-historiker-fritz-klein.html</a> </li>
</ol>
</div>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-66246680895956054552019-05-15T20:17:00.007+02:002023-08-29T18:17:57.547+02:00Erich Ludendorff wendet sich dem Rassegedanken zu (1920)<div style="text-align: justify;">
<b>Anregungen dazu gaben zunächst Karl Ludwig Schemann und der Graf Gobineau (1920) </b><br /><p>In seinen Lebenserinnerungen von 1940 beschreibt Erich Ludendorff (1865-1937) vergleichsweise genau, mit welchen Menschen, Büchern und Gedanken er sich nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg beschäftigt hat und wie er sich dabei von einem Politiker mit zunächst überkommener "nationaler" Ausrichtung zu einem solchen bewußt völkischer Ausrichtung wandelte. Es war damals noch ungewöhnlich, daß ein führender deutscher Militär sich dezidiert völkischen Gedanken zuwandte. Ludendorff erwähnt im Zusammenhang mit diesen Entwicklungen auch den den Freiburger Professor und völkischen Schriftsteller Karl Ludwig Schemann (1852-1938) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Schemann">Wiki</a>) (1). Dessen Werk habe gleich anfangs Einfluß genommen auf seine eigene geistige Entwicklung. </p><p>Inzwischen kann diese Einflußnahme anhand des Briefnachlasses von Schemann genauer nachgezeichnet werden. Er liegt in der Universitätsbibliothek Freiburg vor (1).</p>
<p>Erstmals hat sich Ludwig Schemann brieflich am 30. September 1919 an Erich Ludendorff gewendet (2, S. 236). Er schrieb Ludendorff, um diesen auf seine Gedankenwelt und auf die Rassefrage aufmerksam zu machen. Ludendorff reagierte schnell positiv. Auch ließ er sich von Schemann anregen, den Grafen Gobineau über die Rassefrage zu lesen. </p><p>Schemann und Ludendorff beziehen sich dann beide aufeinander in ihren Büchern zwischen den Jahren 1920 und 1925. Dazu werden in dem vorliegenden Beitrag erste Recherche-Ergebnisse gebracht. Sie sind künftig nach und nach noch auszubauen, insbesondere um das geistige Umfeld von Ludwig Schemann auszuloten (der Kreis um Richard Wagner), und um die Bedeutung des Austausches mit Ludwig Schemann für das weitere Denken Erich Ludendorffs nachzuvollziehen.</p><p></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEisIx8LL0dXdkz08y52DBM8ej2RpsA_p8LWogXDfmpNHKDM1BmwmyVAmg1PR76WoS-rBt7eHxfzUWAVbklwLlAdVA4LHCxx05ch1pVKVFsCM_lIed3_GBUQ67vQGsMkssUQbJo6jpyqEINHgHbrWDzQJ3b9KjACoj3_HDb6kwzoa21xt3XKp3bW7dHdoB8/s320/image_0991366_20230314_ob_eec00c_schemann-ludwig.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="261" data-original-width="320" height="522" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEisIx8LL0dXdkz08y52DBM8ej2RpsA_p8LWogXDfmpNHKDM1BmwmyVAmg1PR76WoS-rBt7eHxfzUWAVbklwLlAdVA4LHCxx05ch1pVKVFsCM_lIed3_GBUQ67vQGsMkssUQbJo6jpyqEINHgHbrWDzQJ3b9KjACoj3_HDb6kwzoa21xt3XKp3bW7dHdoB8/w640-h522/image_0991366_20230314_ob_eec00c_schemann-ludwig.jpg" width="640" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Karl Ludwig Schemann</td></tr></tbody></table><p></p><div><p>Als langjähriger Vorsitzender der Gobineau-Vereinigung hat sich Karl Ludwig Schemann die Aufgabe gestellt, seine Zeitgenossen auf das Lebenswerk des Grafen Gobineau aufmerksam zu machen und dessen Bekanntheit zu fördern. Wir lesen dazu (Handbuch des
Antisemitismus, 2012, S. 288, <a href="https://books.google.de/books?id=nYn8XmoBxCEC&pg=PA288&dq=Ludwig+Schemann+ludendorff&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjVwOakzr3YAhWLKVAKHVjQBXIQ6AEIPjAE#v=onepage&q=Ludwig%20Schemann%20ludendorff&f=false">GB</a>):</p></div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Die
Gobineau-Vereinigung wurde im Februar 1894 mit dem Ziel gegründet, die
Werke des französischen Rassentheoretikers Arthur de Gobineau neu
aufzulegen und ins Deutsche zu übersetzen. Dies war schon länger ein
Wunsch Cosima Wagners, deren Mann mit Gobineau befreundet gewesen war
und in seinen späten Schriften Gedanken des Franzosen rezipiert hatte.
Vorsitzender der Vereinigung wurde Ludwig Schemann, der seine ungeliebte
Anstellung als Bibliothekar in Göttingen aufgeben wollte und in der
Vereinigung die Möglichkeit zu einem beruflichen Neuanfang als
Privatgelehrter und Publizist sah. Wagner vermittelte ihm den Kontakt zu
Gobineaus Nachlaßverwalterin Mathilde de La Tour. (...) Schemann
emanzipierte sich in der Folge von Bayreuth und richtete sein Wirken auf
den Alldeutschen Verband, den er als seine politische Heimat begriff,
und andere völkische Gruppen aus. </blockquote><p>
Der
Nachlaß von Karl Ludwig Schemann steht der Forschung in der
Universitätsbibliothek Freiburg zur Verfügung (1). Der Inhalt des
Schemann-Nachlasses in Bezug auf Erich Ludendorff ist in der Literatur
auch schon ausgewertet worden, nämlich von Bernhard Wien (2). </p>
<h2>
1920 - Erich Ludendorff gibt 25.000 Mark für die Druckkosten</h2>
</div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;"><p>
Anhand seiner Ausführungen sei das folgende in einem ersten Durchgang rekapituliert. Am 2. Februar 1920 schickte Ludwig Schemann Erich Ludendorff das Manuskript seiner Schrift "Von deutscher Zukunft" (3) (Abb. 2) und schrieb dazu, daß er diese Schrift gerne Erich Ludendorff widmen wolle (2, S. 236). Erich Ludendorff hinwiederum zeigte sich vom Inhalt dieser Schrift sehr angetan, er sollte sich in seiner eigenen Buchveröffentlichung des Jahres 1921 sehr positiv auf sie beziehen.</p></div>
<div style="text-align: justify;"><p>
</p></div>
<div style="text-align: justify;"><p>
Ende Februar, Anfang März 1920 besuchte Erich Ludendorff von Berlin aus Paul von Hindenburg in Hannover. Es geschah dies nur zwei Wochen vor dem Kapp-Putsch in Berlin. Damit in Zusammenhang stellt Bernhard Wien, daß Ludwig Schemann am 3. März 1920 sein Manuskript auch an Hindenburg schickte. Es ist also denkbar, daß Erich Ludendorff in persönlichem Gespräch Hindenburg auf den Autor Schemann hingewiesen hat. Hindenburg bedankte sich auch für die Zusendung schon am 10. März herzlich (2, S. 236f).</p></div>
<div style="text-align: justify;"><p>
</p></div>
<div style="text-align: justify;"><p>
Erich Ludendorff hinwiederum antwortete auf die Zusendung der Schemann-Schrift am 23. Mai 1920 (2, S. 236).</p><p>In einem Brief vom 6. November (vermutlich 1920) sandte Erich Ludendorff Schemann dann sogar 25.000 Mark für die Druckkosten der Schrift "Von deutscher Zukunft" (2, S. 236). Ob Ludendorff über diese Summe aus privaten Mitteln verfügte und verfügen konnte (wie von B. Wien gemutmaßt) oder doch umfangreichere Gelder verwaltete, die ihm von Ludendorff-Verehrern zur Verfügung gestellt wurden, wird wohl noch zu klären sein. Wir erfahren (4, S. 49):</p></div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Seine Haltung zur Weimarer Republik hatte Schemann schon 1920 in seiner Schrift "Von deutscher Zukunft" dargelegt. <i>"Was haben wir mit dem fluchbeladenen Geschlecht des 9. November gemein (...)?"</i>, so lautet die Fragestellung (S. 27). (...) Das ganze Werk ist <i>"Seiner Exzellenz Herrn General der Infanterie Ludendorff in tiefer Verehrung gewidmet"</i>.</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<h2>
1921 - Erich Ludendorff in "Kriegführung und Politik"</h2>
<p>
Erich Ludendorff seinerseits berichtet in seinen Lebenserinnerungen über die Zeit nach seinem Umzug nach München im Sommer 1920 (1940, S. 182f):</p></div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
<span style="color: #274e13;"><b>In meinem Suchen nach Klarheit über die Rassen las ich auch, angeregt von Professor Ludwig Schemann, Freiburg i. Br., die Werke von Gobineau und beschäftigte mich mit den Mendelschen Gesetzen der Aufspaltung. Ich war um so mehr zur Rassenforschung angeregt, denn ich sah in Bayern einen Menschenschlag, den ich in Norddeutschland noch nicht angetroffen hatte. (...) Im Herbst 1921 beendete ich mein drittes Werk "Kriegführung und Politik".</b></span></blockquote>
<div style="text-align: justify;"><p>
Er schreibt (1940, S. 185):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Ich gebe nun noch ungekürzt meine Schlußbetrachtungen wieder, weil sie für mein Denken maßgebend sind und Zeugnis ablegen für die Anschauungen, die ich mir auf verschiedenen Gebieten herausgebildet hatte.</blockquote><p>
In diesen Schlußbetrachtungen zu "Kriegführung und Politik" hatte er unter anderem geschrieben (1940, S. 188):</p></div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
<span style="color: #274e13;"><b>Das Undeutsche in uns und um uns, von dem Ludwig Schemann spricht, liegt vornehmlich in dem Mangel an Rassegefühl, in der ungenügenden Berücksichtigung Deutscher Art in Schule und Recht, in der Überhebung der Geistesbildung über die Handfertigkeit, in der sich bei uns breit machenden, selbstsüchtigen Geisteshaltung, in der Bewertung des äußeren Wohllebens, im internationalen pazifistischen und defaitistischen Denken und schließlich in dem starken Hervortreten des jüdischen Volkes innerhalb unserer Grenzen begründet.</b></span></blockquote>
<div style="text-align: justify;"><p>
Auch an anderer Stelle seines Buches "Kriegführung und Politik" bezieht sich Erich Ludendorff auf Ludwig Schemann (6, S. 336) (dies und das folgende nur nach Google Bücher zitiert, deshalb unvollständig):</p></div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
<span style="color: #274e13;"><b>In unserer Einheitsfront haben wir, nach Ludwig Schemanns schönem Wort, <i>"den Heldensinn, den Ordnungsgeist, die Disziplin und das Pflichtgefühl,"</i> - und ich setze hinzu: die stolze, selbstbewußte Einfachheit und Sparsamkeit, die ...</b></span></blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<h2>
1925 - Schemanns "überschwengliche Verehrung" für Ludendorff</h2>
<p>
Im Jahr 1925 wird berichtet (Abwehrblätter - Verein zur Abwehr des Antisemitismus, 1925, GB):</p></div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Aus dem kürzlich erschienenen Buche des bekannten Antisemiten und Gobineau-Forschers Ludwig Schemann "Lebensfahrten eines Deutschen" druckt das "Dt. Tgb" einen Passus ab, in dem Ludendoff in überschwenglicher Weise verherrlicht wird. Schemann nennt Ludendorff ...</blockquote>
<div style="text-align: justify;"><p>
In dieser Schrift "Lebensfahrten eines Deutschen" schrieb Schemann über Erich Ludendorff (S. 365ff):</p></div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
<span style="color: #073763;"><b>... Und Ludendorff? Er hat mir durch die Annahme der Widmung meiner vaterländischen Schrift <i>"Von deutscher Zukunft. Gedanken eines, der auszog, das Hoffen zu lernen"</i> eine hohe Gunst erwiesen, indem er es mir damit ermöglichte, meine tiefgehende Übereinstimmung in der Auffassung der deutschen Lebensfragen mit diesem größten unserer Führer öffentlich zu bekunden. Immer inniger habe ich mich ihm in der Folge verbunden gefühlt, immer in der stillen Hoffnung, daß, wenn doch noch einmal den guten Geistern unseres Volkes ihre Stunde schlagen sollte, er mit an erster Stelle berufen sein werde, in die Lenkung unseres Reichssteuers einzugreifen.</b></span></blockquote>
<div style="text-align: justify;"><p>
Vermutlich verlor sich aber in der Folgezeit diese engere Verbundenheit Schemann's mit Ludendorff. (Denn sonst müßte darüber ja doch noch etwas bekannt sein.) Ludendorff begann ab 1925, eigene Wege zu gehen. Schemann hingegen (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Schemann">Wiki</a>)</p>
<blockquote class="tr_bq">
wurde 1928 öffentlicher Förderer der Nationalsozialistischen Gesellschaft für deutsche Kultur. 1933 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Freiburg ernannt. 1937 wurde er Ehrenmitglied des nationalsozialistischen Reichsinstituts für Geschichte des Neuen Deutschlands und von Adolf Hitler mit der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet.</blockquote><p>
Ob es von Seiten Schemanns auch kritische Sichtweisen auf den Nationalsozialismus gab (wie spätestens ab 1925 bei Ludendorff), muß einstweilen dahin gestellt bleiben. - Den hier insgesamt aufscheinenden Zusammenhängen kann also noch nach vielen Richtungen hin genauer nachgegangen werden. So könnte etwa die Auseinandersetzung Ludendorffs mit Rassefragen noch einmal im größeren Zusammenhang erörtert werden. Auch könnte der Verbindung Ludwig Schemanns zum Kreis um Richard Wagner genauer nachgegangen werden. An den Austausch Erich Ludendorffs mit Ludwig Schemann schließt sich übrigens auch sein Austausch mit vielerlei anderen, unter anderem naturwissenschaftlich oder anthropologisch orientierten Denkern, Forschern und Autoren seiner Zeit an (8).</p><h2>1933 - Mathilde Ludendorff bezieht sich auf Ludwig Schemann</h2><p>Nachtrag 14.3.23: 1930 erschien der zweite Band von Ludwig Schemann's Buch "Die Rasse in den Geisteswissenchaften - Studien zur Geschichte des Rassegedankens" (10). Auf dieses Buch bezog sich Mathilde Ludendorff in ihrem Buch "Die Volksseele und ihre Machtgestalter - Eine Philosophie der Geschichte" aus dem Jahr 1933 (9). Im letzten Teil desselben Buches behandelt sie unter anderem die antik-griechische Philosophen-Schule Stoa als eine Art Vorläufer-Lehre des Christentums (9). Dabei stützt sie sich oft wörtlich auf Ausführungen von Ludwig Schemann.</p><p>Nachtrag 29.8.23: Inzwischen haben wir uns mit dem Einfluß Karl Ludwig Schemann's auf das Werk Mathilde Ludendorffs "Die Volksseele und ihre Machtgestalter" aus dem Jahr 1933 ausführlicher beschäftigt (<a href="https://studgendeutsch.blogspot.com/2023/04/volkergeschichte-aus-der-sicht-von_23.html">Stgen2023</a>). Man wird annehmen können, daß Schemann alle seine Neuerscheinungen an Erich Ludendorff gesandt hat, und daß so seine Bücher auch in die Hände von Mathilde Ludendorff gekommen sind. </p></div>
<div style="text-align: justify;">
___________</div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<ol style="text-align: left;">
<li style="text-align: justify;">Universitätsbibliothek Freiburg, Nachlaß Ludwig Schemann, 10 Briefe, 5 Briefabschriften, <a href="http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de/de/ead?ead.id=DE-611-HS-616943">http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de/de/ead?ead.id=DE-611-HS-616943</a></li>
<li style="text-align: justify;">Wien, Bernhard: Weichensteller und Totengräber. Ludendorff, von Hindenburg und Hitler 1914-1937. Books on Demand, Norderstedt 2014 (<a href="https://books.google.de/books?id=WV2CAgAAQBAJ&pg=PA236&lpg=PA236&dq=Ludwig+Schemann+ludendorff&source=bl&ots=QwWgy9KNy-&sig=mIlPsINj3jBs5DyaaQ0CBALKyJ0&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi9sKauyb3YAhWPZlAKHbOTDmsQ6AEILzAB#v=onepage&q=Ludwig%20Schemann%20ludendorff&f=false">GB</a>)</li>
<li style="text-align: justify;">Schemann, Ludwig: Von deutscher Zukunft. Gedanken eines, der auszog, das Hoffen zu lernen. Theodor Weicher, Leipzig 1920</li>
<li style="text-align: justify;">Nemitz, Kurt: Die Schatten der Vergangenheit. Beiträge zur Lage der intellektuellen deutschen Juden in den 20er und 30er Jahren. Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg, 2000 (156 S.) (<a href="https://books.google.de/books?id=b3ksAQAAIAAJ&q=Ludwig+Schemann+ludendorff&dq=Ludwig+Schemann+ludendorff&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiMms3_0b3YAhUQJ1AKHTJOA844HhDoAQhKMAc">GB</a>)</li>
<li style="text-align: justify;">Ludendorff, Erich: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär. 1940 (<a href="https://books.google.de/books?id=kMMZAAAAIAAJ&q=Ludwig+Schemann+ludendorff&dq=Ludwig+Schemann+ludendorff&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiMms3_0b3YAhUQJ1AKHTJOA844HhDoAQhOMAg">GB</a>)</li>
<li style="text-align: justify;">Ludendorff, Erich: Kriegführung und Politik. Mittler und Sohn, Berlin 1921</li>
<li style="text-align: justify;">Schemann, Ludwig: Lebensfahrten eines Deutschen. 1925 </li>
<li style="text-align: justify;">Bading, Ingo: Erich Ludendorff im Austausch mit Naturwissenschaftlern seiner Zeit Sowie mit völkischen und kirchenfreien Zeitgenossen seiner Generation. Studiengruppe Naturalismus, 20. August 2014, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2014/08/erich-ludendorff-im-austausch-mit.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2014/08/erich-ludendorff-im-austausch-mit.html</a></li><li style="text-align: justify;">Ludendorff,
Mathilde: Die Volksseele und ihre Machtgestalter. Eine Philosophie der
Geschichte. Erstauflage 1933; Verlag Hohe Warte, Pähl 1955 (<a href="https://archive.org/details/MathildeLudendorffDieVolksseeleUndIhreMachtgestalter/page/n447/mode/2up?q=hellenismus&view=theater">Archive</a>)</li><li style="text-align: justify;">Schemann, Ludwig: Die Rasse in den Geisteswissenchaften. Studien zur Geschichte des Rassegedankens. Band 2, J. F. Lehmann's Verlag, München 1930 (<a href="https://books.google.de/books?id=vnZnAAAAIAAJ">GB</a>) </li>
</ol>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-67775705307884410642019-04-29T07:52:00.004+02:002023-11-25T11:33:15.886+01:00Juristen und Prozesse in der Geschichte der Ludendorff-Bewegung<div style="text-align: justify;">
<b>1. Teil: Zugängliche Lebensdaten zu Rechtsanwalt und Kriegsgerichtsrat Dr. Wilhelm Heltge</b><br />
<b>- Ein wichtiger Rechtsanwalt Erich und Mathilde Ludendorffs 1928 bis 1935</b><br />
<br />
Vorbemerkung<br /><p>
Juristen - Richter und Rechtsanwälte - haben in der Geschichte der Ludendorff-Bewegung eine ganz eigene, besondere Rolle gespielt. Denn Erich Ludendorff war schon spätestens ab 1924 in zahllose Prozesse verwickelt. Später war er dies gemeinsam mit seiner Frau Mathilde Ludendorff. Als nach 1945 der "Bund für Gotterkenntnis" neu gegründet wurde, wünschte sich Mathilde Ludendorff für den Vorstand desselben ausdrücklich Juristen, da immer wieder erneut zahlreiche juristische Fragen im Zusammenhang mit dieser Weltanschauungsgemeinschaft zu klären waren. Es ging darum, als Weltanschauungsgemeinschaft gleichberechtigt zu den großen christlichen Kirchen anerkannt zu werden und als solche anerkannt zu bleiben und nicht verboten zu werden. 1961 erfolgte dennoch ein Verbot. Die Aufhebung des Verbots konnte ab 1976 auf juristischem Wege erreicht werden aufgrund einer damals ganz neu von gerichtlicher Seite festgestellten besonderen <i>"Existenzerhaltungsgarantie" </i>von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, die aus diesem Anlaß aus der Weimarer Verfassung und dem Grundgesetz abgeleitet wurde, und die seither - und bis heute - nicht nur den Fortbestand des "Bundes für Gotterkenntnis" gleichberechtigt mit monotheistischen Psychosekten garantiert, sondern <i>zugleich</i> auch die juristische Grundlage bildet für den Fortbestand von kriminellen Vereinigungen und Psychosekten wie: der Scientology-Kirche, der katholischen Kirche, dem Jesuitenorden und zahllosen "regulären", völkischen und satanistischen Freimaurer-Logen.</p>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjKUaWS7ZxA-T39gJ6XJhSzfbCrQK54upmJmzkRBML5KvYeB9APRBQ3iV_p7gdomFSqoSE0EAiaoDBGc2shyBbN61lsLAQZoJAfnGZXWgaEVjylKWDepkfcYT6YhJC3owF-LVcih0gOOZA/s1600/1958-10-10+Prothmann,+Marquardt,+Reinhard,+Sand,+Panthel.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="490" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjKUaWS7ZxA-T39gJ6XJhSzfbCrQK54upmJmzkRBML5KvYeB9APRBQ3iV_p7gdomFSqoSE0EAiaoDBGc2shyBbN61lsLAQZoJAfnGZXWgaEVjylKWDepkfcYT6YhJC3owF-LVcih0gOOZA/s640/1958-10-10+Prothmann,+Marquardt,+Reinhard,+Sand,+Panthel.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Die Herren Prothmann, Marquardt, Reinhard, Sand und Panthel am Seitentor des Friedhofs in Tutzing, 10.10.1958 (aus: 11)</td></tr>
</tbody></table><p>
Auf Abbildung 1 stehen einige führende Persönlichkeiten des "Bundes für
Gotterkenntnis" der 1950er Jahre vor dem damaligen Eingangstor zum Grab Erich Ludendorffs in Tutzing, und zwar von links: Der Berliner Kammergerichtsrat Wilhelm Prothmann (1895-1968), der vormalige Leipziger Landesgerichtsrat Dr. jur. Edmund Reinhard (1893-1975)
und der Amtsgerichtsrat Dr. jur. Rudolf Sand (1896-1992). Alles drei waren Juristen, die damals dem Vorstand
des "Bundes für Gotterkenntnis" angehörten (11). Auch der Nürnberger Rechtsanwalt Eberhard Engelhardt (1905-1991) spielte schon damals und nachmals eine wichtige Rolle, zunächst als Anwalt, später auch als Autor der Ludendorff-Bewegung. Ein weiterer Anhänger war der Berliner Rechtsanwalt Jürgen Harms, der wiederum Sohn des Berliner Professors Bruno Harms war. Zu allen diesen Personen liegen von Seiten des Verfassers dieser Zeilen mal umfangreichere, mal weniger umfangreiche biographische Vorarbeiten vor. Diese können früher oder später hier auf dem Blog (oder anderwärts) veröffentlicht werden. Mit recherchierende weitere Autoren sind dafür übrigens - wie immer - sehr willkommen. Denn bei solchen Arbeiten kann man in einer Welt von Details ertrinken.</p>
<p>
So hat sich etwa die einzige Tochter des genannten Wilhelm Prothmann, Ingrid Prothmann (geb. 1933), nach dem Zweiten Weltkrieg für die Schauspielerei entschieden. Sie war ab den frühen 1950er Jahren mit dem damals nicht ganz unbekannten Schauspieler Rolf von Goth (1906-1981) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Rolf_von_Goth">Wiki</a>, <a href="http://www.imdb.com/name/nm0091938/">IMDb</a>) verheiratet. Dieser war ab dem Jahr 1927
in Rollen als Herzensbrecher auf der Filmleinwand zu sehen (<a href="http://www.virtual-history.com/movie/person/679/rolf-von-goth">Virtual History</a>, <a href="http://www.steffi-line.de/archiv_text/nost_film20b40/212_goth_rolf_von.htm">Rolf von Goth</a>), zumeist in Nebenrollen, mitunter aber auch in der Hauptrolle. Und aus der Ehe dieser Tochter ging wiederum ein heute noch lebender Berliner Jurist hervor. Außerdem hatten viele der genannten Juristen auch im Zweiten Weltkrieg Funktionen, die heute nicht als unumstritten gelten. So viel aber hier nur als allgemeinere Vorbemerkung.</p>
<p>
Nun zum Thema dieses ersten Teiles: Der Rechtsanwalt Dr. Walter Luetgebrune (1879-1949) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Luetgebrune">Wiki</a>) war von Januar bis März 1924 der Verteidiger Erich Ludendorffs in dem bekannten Hitler-Ludendorff-Prozeß in München gewesen (9) und wurde auch in nachfolgenden Jahren von Erich Ludendorff in juristischen Auseinandersetzungen oft in Anspruch genommen.</p>
<p>
An seine Stelle trat ab 1928 der Berliner Rechtsanwalt Dr. Wilhelm Heltge (1887-1966) (1-3). Er wurde für die Jahre zwischen 1928 und 1935 der wichtigste Rechtsvertreter von Erich und
Mathilde Ludendorff. Wilhelm Heltge ist 1887 in Wittstock an der Dosse geboren worden. Er hat in Greifswald und Berlin studiert und er promovierte im Jahr 1910 (4). Sicherlich hat er danach am Ersten Weltkrieg teilgenommen. 1920 hat er dann mit 33 Jahren Henriette Lisette Anna Heise (1889-1970) geheiratet. Sie war in Bad Salzuflen geboren worden. 1928 war Heltge schließlich 41 Jahre alt, hatte sich sicherlich auch weltanschaulich der damals entstehenden Ludendorff-Bewegung angenähert und arbeitete als Rechtsanwalt und Notar in Berlin.</p>
<h2>
1928 - Große Prozesse gegen die deutsche Freimaurerei </h2>
</div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;"><p>
Im März 1928 führten zwei Freimaurer, darunter der Landesgroßmeister der "Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland", Graf Dohna-Schlodien, Beleidigungsprozesse gegen Erich Ludendorff. Erich Ludendorff berichtet darüber in seinen Lebenserinnerungen (3, S. 162):</p></div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Beide Prozesse ließ ich zuerst durch Dr. Luetgebrune führen. Da sie indes diesem nicht lagen, bat ich später Herrn Rechtsanwalt Dr. Heltge in Berlin, die Führung zu übernehmen. Dieser widmete sich mit größter Gewissenhaftigkeit und ungeheurem Fleiß der ihm übertragenen Aufgabe. Auch mir machte die Vorbereitung der Prozesse viel Arbeit. Aber ich gab insofern dem Schicksal die richtige Antwort, worauf es ja im Leben so oft ankommt, daß ich die Studien, die ich nun zu betreiben hatte, benutzte, um meine bisherigen Kenntnisse über das geschichtliche Wirken der Freimaurer immer mehr zu vertiefen, so daß aus diesem Studium wie von selbst das Werk <i>"Kriegshetze und Völkermorden in den letzten 150 Jahren"</i> entstand.</blockquote>
<div style="text-align: justify;"><p>
Ab April 1929 begannen dann die Auseinandersetzungen Erich Ludendorffs mit seinem vormaligen Mitarbeiter Georg Ahlemann (10). Über diese schreibt Erich Ludendorff unter anderem (3, S. 223):</p></div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Schon im April (...) kamen Schreiben des Rechtsbeistandes der "Deutschen Wochenschau" mit den unmöglichsten Beschuldigungen eines Wirkens gegen sie. Ich ließ sie durch Dr. Heltge beantworten.</blockquote>
<div style="text-align: justify;"><p>
Der Rechtsanwalt Heltge wird auch erwähnt in einer diesbezüglichen Schrift von Kurt Zemke im Jahr 1931 (<a href="http://books.google.de/books?ei=Sc6rU9G6J4rK0QXu54DIAQ&hl=de&id=t2DiAAAAMAAJ&dq=heltge+ludendorff&focus=searchwithinvolume&q=heltge">GB</a>). - Über den Juni 1930 schreibt Mathilde Ludendorff in ihren Lebenserinnerungen (S. 107; zit. n. 12):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Noch immer schwebten damals über meiner Tochter die Schrecken des (Scheidungs-)Prozesses; aber sie war von uns so viel Prozeßführung (zeitweise waren es deren 9) gewohnt, war so unser täglicher Kamerad in all den schweren Zwischenfällen des Kampfes geworden, daß sie ruhiger daran trug als andere, die solchen Vergleich nicht haben.</blockquote><p>
Am 25. November 1930 schrieb Mathilde Ludendorff an ihre Mutter (zit. n. 12):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Ich weiß nicht, ob ich es Euch schon schrieb, dass unterdessen zwei Prozesse von den 9, die augenblicklich (einschließlich Ingeborgs) schweben, erledigt sind. </blockquote>
<p>
An vielen dieser Prozesse wird Heltge beteiligt gewesen sein. Um welche es sich im einzelnen handelt, wäre noch einmal herauszusuchen. - Aus den Jahren 1932 und 1933 gibt es dann eine Korrespondenz zwischen dem Rechtsanwalt Dr. Heltge in Berlin und dem Tannenbergbund-Landesführer von Berlin Robert Holtzmann (siehe <a href="http://findingaids.stanford.edu/xtf/view?docId=ead/hoover/reg_151.xml;chunk.id=c01-1.7.6.2;brand=default">Holtzmann-Nachlaß</a>).</p>
<h2>
1933 - Gründung eines Ahnenstätten-Vereins in Berlin </h2>
<div><p>
In dieser Zeit gründete die Ludendorff-Bewegung eigene Friedhöfe, da nicht garantiert war, daß man als Nichtchrist auf christlichen Friedhöfen begraben werden konnte. Die erste solcher "Ahnenstätten" wurde 1931 in Hude bei Oldenburg gegründet. Zwei Jahre nach der Gründung dort bemühte man sich auch in Berlin um die Anlage einer solchen Ahnenstätte und um die Gründung eines diesbezüglichen Vereins. Die Akten zu diesem Ahnenstätten-Verein befinden sich im Landesarchiv Berlin unter dem Aktenzeichen Az. 95 VR 7581 + 55. Der Verein nannte sich - laut eines Schreibens vom 18. August 1933 - zunächst "Deutscher Bestattungsverein". Sein amtlicher Vertreter war wiederum der Rechtsanwalt Dr. Heltge, Berlin SW 61, Tempelhofer Ufer 1.</p></div><div><h2>
1932 bis 1936 - Prozeß Johannes Hertel gegen Ludendorff wegen "Beleidigung eines Staatsbeamten" </h2>
</div>
</div>
<div style="text-align: justify;"><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFZ7GpEX_NClScqPeSa3pdZzx36VrWAOB-rt4rBsMv8iSYKaa33R-nThi8bhw0wZmpOxaKj101z9wTHEsms2eVm0wLZKDIqwI4Kww4DW0Yjwu5QKKqHX96S1v0F1ZhHXek-xOFxMc6Huw/s1600/hertel.jpg" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="486" data-original-width="324" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFZ7GpEX_NClScqPeSa3pdZzx36VrWAOB-rt4rBsMv8iSYKaa33R-nThi8bhw0wZmpOxaKj101z9wTHEsms2eVm0wLZKDIqwI4Kww4DW0Yjwu5QKKqHX96S1v0F1ZhHXek-xOFxMc6Huw/s400/hertel.jpg" width="266" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Johannes Hertel (aus: <a href="http://www.iranicaonline.org/articles/hertel-johannes">Enz. Iran.</a>)</td></tr>
</tbody></table><p style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2659"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2658">In
einer wissenschaftlichen Untersuchung, die im Jahr 2009 verfaßt worden
ist und im Jahr 2012 erschienen ist, heißt es über Mitarbeiter Erich Ludendorffs Anfang der 1930er Jahre, nämlich Erich Schulz, Karl von Unruh, Hermann Rehwald, Erich Biermann </span></span></span></span><span style="font-size: small;"><span style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2659"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2658"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2679"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2678">(1898-1983)</span></span></span></span> und Walter Löhde (8):</span></span></span></span></p><blockquote><span style="font-size: small;"><span style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2659"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2658">Biographische Angaben über diese Personen zu finden, ist nicht einfach. <br /></span></span></span></span></blockquote><div style="text-align: justify;"><p><span style="font-size: small;"><span style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2659"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2658">Im
Februar 2012 war schon eine lange Ausarbeitung über den hier genannten Hermann Rehwald erschienen (13).</span></span><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2659"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2658"> In
der Zeit danach stießen wir auch auf einen Sohn des genannten Erich Biermann und
standen 2013 mit ihm Verbindung. Er machte uns Mitteilungen über das Leben seines
Vaters und seines Großvaters, die die Grundlage eines noch
unveröffentlichten Artikels hier auf dem Blog bilden. Auch Vorarbeiten zu biographischen Skizzen zu Franz von Unruh und Walter Löhde gibt es. So viel nur zu diesem Satz. </span></span></span></span></p></div><p style="text-align: justify;">In dieser wissenschaftlichen Untersuchung wird ein wenig unsauber gearbeitet, wenn unterstellt wird, daß Mathilde Ludendorff schon
1919 in ihrem Werk "Triumph des Unsterblichkeitwillen" die Behauptung
aufgestellt hätte, daß die Bibel Plagiate indischer Schriften
enthalten würde (8, S. 53). Diese Behauptung bezieht sich auf eine Ausgabe dieses
Werkes aus dem Jahr 2008 und berücksichtigt nicht, daß spätere Auflagen
gegenüber der Erstauflage umgearbeitet worden sein könnten.</p><p style="text-align: justify;">Das
Buch von Mathilde Ludendorff "Erlösung von Jesu Christo", das im Jahr
1931 erschienen ist (14), hat in damaligen christlichen Kreisen hohe Wellen geschlagen. Viele
Gegenschriften aus der Feder von protestantischen und
katholischen Theologen erschienen. Der Ton insgesamt war in den meisten Fällen "kämpferisch" bis die Gegenseite "herabsetzend". Die Pfarrer Heinrich Roth und Johannes Leipold
wandten sich in diesem Zusammenhang an den Leipziger Indologen Johannes Hertel (1872-1955)(<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Hertel_(Indologe)">Wiki</a>). Sie baten um
eine Begutachtung der Ausführungen zu unterstellten indischen Entlehnungen in der
Bibel von Seiten Mathilde Ludendorffs in ihrem geannten Buch (8, S. 54).</p><p style="text-align: justify;">Hertel verfaßte dazu eine
eigene Schrift, die in protestantischen Kreisen weite Verbreitung fand (15). Diese Schrift rief auf Seiten der Ludendorff-Bewegung wiederum Antworten
hervor (16, 17).</p><p>Im
Februar 1933 reichte der schon aus früheren Jahren prozeßerfahrene Johannes Hertel Klage bei Gericht ein
wegen Beleidigung eines Staatsbeamten. Er wollte dabei nicht nur die
Beleidigungen selbst geahndet wissen, sondern vom Gericht auch den
wissenschaftlichen Tatbestand durch indologische Gutachten festgestellt wissen (8, S. 55f). Erich Ludendorff schreibt in seinen Lebenserinnerungen zu dieser Klage (3, S. 371, s. <a href="http://books.google.de/books?id=28MZAAAAIAAJ&q=heltge+ludendorff&dq=heltge+ludendorff&hl=de&sa=X&ei=Sc6rU9G6J4rK0QXu54DIAQ&ved=0CDIQ6AEwBA">GB</a>):</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Die Erwiderung brachte mir viel Arbeit. Ich hatte wieder Herrn
Rechtsanwalt Dr. Heltge gebeten, die Verteidigung zu übernehmen. Mit
größter Umsicht und eisernem Fleiß arbeitete er sich in dieses ihm
fremde Gebiet ein. Im übrigen sahen wir dem Prozeß mit größter Ruhe
entgegen.</blockquote>
<div style="text-align: right;">
</div>
<div style="text-align: right;">
</div><p style="text-align: justify;">Auf die bei Gericht eingereichte Stellungnahme antwortete Hertel im
August 1933 mit einer neuen Stellungnahme (8, S. 58). </p><p style="text-align: justify;">Amnestie-Gesetzgebungen
bewirkten zwischenzeitlich, daß die zuvor ebenfalls erhobenen Anklagen gegen Erich Ludendorff, Erich Biermann, Karl
von Unruh und Walter Löhde wieder aufgehoben worden sind (8, S. 58). </p><p style="text-align: justify;">1934 blieben nur noch Ernst Schulz und Mathilde Ludendorff als Beklagte in diesem Beleidigungs-Prozeß übrig. Zunächst hatte das Gericht auch hier die Klage einstellen wollen, entschloß sich dann aber zur Weiterführung des Prozesses.</p><h4 style="text-align: justify;">Außergerichtliche Einigung - 1935/36 <br /></h4><p style="text-align: justify;">Im
Mai oder Juni 1935 - also nach dem öffentlich groß gefeierten 70. Geburtstag Erich Ludendorffs in Tutzing - waren
beide Seiten zu einer außergerichtlichen Einigung bereit, wohl sogar zu einem
persönlichen Treffen in Tutzing (8, S. 59) (wozu es aber wohl nicht gekommen ist - ?).</p>Nach zähen Verhandlungen wurde 1936 der Vergleich geschlossen. Erich
Ludendorff erklärte sich bereit, die Prozeßkosten und die Auslagen für
den Anwalt von Hertel zu tragen.</div><div style="text-align: justify;">
<p>
Über
Suchmaschinen zu Archivalien in Deutschland kann man übrigens auf zahlreiche
bislang unbekannte Archivalien zum Leben Erich und Mathilde Ludendorffs
aufmerksam werden (<a href="http://kalliope-verbund.info/de/search.html?q=ludendorff">Kalliope</a>). Dabei finden sich derzeit gerade besonders viele Briefe aus dem Nachlaß dieses Leipziger Indologen Johannes Hertel in Sachen seines Prozesses gegen das Ehepaar Ludendorff.</p><p></p><p>So enthält der Briefnachlaß etwa auch Briefe eines Moritz Spieß, eines Verwandten des Vaters von Mathilde Ludendorff, der Erinnerungen an die Sanskrit-Kenntnisse des Vaters von Mathilde Ludendorff enthält.</p><h2>1935 - Prozeß gegen Professor Elze <br /></h2>
<p>
Rechtsanwalt Heltge wurde auch aktiv in dem Prozeß Erich Ludendorffs gegen den Berliner Geschichtsprofessor Elze im Jahr 1935 (<a href="http://books.google.de/books?ei=Sc6rU9G6J4rK0QXu54DIAQ&hl=de&id=jgloAAAAMAAJ&dq=heltge+ludendorff&focus=searchwithinvolume&q=heltge">GB</a>). Dieser Prozeß spielte auch eine Rolle im Verhältnis Erich Ludendorffs zu den führenden Generalen der damaligen Wehrmacht und zur Hitler-Regierung. Deshalb wird dieser auch in den Ludendorff-Biographien von Franz Uhle-Wettler und Nebelin erwähnt. </p><p>1935 wurde dem Rechtsanwalt Heltge der Sohn Ekkehard geboren (7). 1936 wird Heltge auch in einer Schrift des Karlsruher Rechtsanwalts Robert Schneider über seine Prozesse gegen die Freimaurerei erwähnt mit den Worten:</p></div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Herrn Rechtsanwalt Dr. Heltge in Berlin spreche ich meinen Dank aus für seine ausgezeichnete Mitarbeit in dem oben genannten Prozeß.</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
1939 wurde Wilhelm Heltge Justizrat (6). So auch laut der Zeitschrift "Deutsche Justiz" <a href="http://books.google.de/books?id=4L0cAQAAMAAJ&q=rechtsanwalt+heltge&dq=rechtsanwalt+heltge&hl=de&sa=X&ei=Y9qrU_ykFquT0AXGmYCwBw&ved=0CGAQ6AEwCA">S. 226</a>, außerdem war er Mitglied, bzw. Mitarbeiter des "<a href="http://books.google.de/books?id=QXvL3IqcgtMC&pg=PA495&dq=rechtsanwalt+heltge&hl=de&sa=X&ei=Y9qrU_ykFquT0AXGmYCwBw&ved=0CDoQ6AEwAA#v=onepage&q=rechtsanwalt%20heltge&f=false">Erbrechtsausschusses</a>".<br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
Im
Anzeigenteil von "Ludendorffs Halbmonatsschrift" "Am Heiligen Quell
Deutscher Kraft" erschien in der Folge vom 21. April 1939 die folgende
Anzeige:</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" height="276" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhmw0a1lAg6nTc8GqOD4mpoGqsW_Ss6ebQTE4G5OJqOgsCCjk1BkzhzlKqPVMg70Jc5RkjPmfu7GaarMP-o8-3g5LiXh2QLbDETwoTOWEhdtFD6Hr9DkmemQcZiU3aIwr309sprAEJqhD8/s640/1939-04-21+Ahnenst%C3%A4tte+Blumberg+-+Quell.jpeg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="640" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 3: Anzeige vom 21. April und 25. August 1939</td></tr>
</tbody></table><p>
Diese
Anzeige wird nochmals geschaltet am 25. August 1939. Der mit Hilfe von Heltge 1933 gegründete Verein hatte
1939 169 Einzelmitglieder und 97 "Sippenmitglieder" (also wohl
Familienangehörige). Allerdings wurde er 1955 "als tatsächlich nicht mehr bestehend von Amts wegen gelöscht". Denn das von dem Verein vor dem Krieg erworbene Grundstück in Blumenberg lag nun auf dem Gebiet der DDR. </p>
<h2>
1939 bis 1945 - Todesurteile als Kriegsgerichtsrat </h2><p>
Über die weiteren beruflichen Stationen Heltges ist zu erfahren (6):</p></div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
1939 bis 1945 war er Kriegsgerichtsrat, später Flottenrichter, danach Richter zu Bielefeld und Landgerichtsdirektor zu Essen a. d. Ruhr.</blockquote>
<div style="text-align: justify;"><p>
Die Tätigkeit der Kriegsgerichtsräte während des Zweiten Weltkrieges ist heute hochgradig umstritten. Wir wollen an dieser Stelle nicht versuchen, zu einer Bewertung derselben zu kommen. Das ist eine eigene Thematik, in die man sich erst einarbeiten muß. Es soll hier nur verzeichnet werden, was beim derzeitigen Stand zusammengetragen werden kann dazu.</p>
<p>
Vom August 1940 bis zum September 1941 war der Marineoberkriegsgerichtsrat Dr. jur. Wilhelm Heltge zusammen mit vier anderen Kollegen Dienstaufsichtsrichter und Rechtsberater des Kommandierenden Admirals der norwegischen Westküste (<a href="http://www.axishistory.com/axis-nations/6113-admiral-der-norwegischen-westkueste">Axishistory 2012</a>). Auf einem "Forum Marinearchiv" wird berichtet (<a href="http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=21067.0">17. Januar 2014</a>):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Dr. Heltge verurteilte sechs Norweger zum Tode. Sie wurden auf der Insel Håøya (Oslofjord, Oscarsborg Festung) am 2. November 1941 hingerichtet. Sowohl die norwegischen wie die deutschen Archive scheinen keine Informationen über diese Tragödie zu enthalten.<br />
Original: Dr. Heltge sentenced six Norwgians to death. They were executed on the island Håøya (Oslofjord, Oscarsborg festung) on 2. November 1941. Both Norwgian and German archives seem to (be) empty on information on this tragedy.</blockquote><p>
1944 war er als Marineoberkriegsgerichtsrat mit dem Fall eines schon zuvor mehrfach verurteilten, als "schwachsinnig" beurteilten Zivilmatrosen Friedrich Thomas befaßt, einem einstigen "Stricherjungen", der wegen Einbruchsdiebstahl und 2-monatigem unerlaubtem Fernbleiben von der Truppe zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, während sein Kamerad zum Tode verurteilt worden war (4):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Das Oberkommando der Kriegsmarine Berlin beauftragte den Marineoberkriegsgerichtsrat Wilhelm Heltge mit der Erstellung eines Rechtsgutachtens über die Urteile. Dieser schlug vor, das Urteil gegen Hans Köllner zu bestätigen und das gegen Friedrich Thomas "zur nochmaligen Prüfung der Sach- und Rechtslage und des Strafmaßes" aufzuheben. Das Oberkommando folgte seinem Vorschlag und ordnete die Vollstreckung von Hans Köllners Todesurteil an. Am 2. Mai 1944 wurde dieser am Schießstand in Hamburg-Rahlstedt, Höltigbaum, um 7.30 Uhr erschossen.</blockquote><p>
Über die erneute Gerichtsverhandlung heißt es:</p>
<blockquote class="tr_bq">
Das Feldgericht folgte dem Gutachten, das auf Fahnenflucht statt unerlaubter Entfernung erkannte, und das frühere Teil-Strafmaß von "nur drei Jahren Gefängnis" mit der Begründung kritisierte, es sei erforderlich, "bei so lange Zeit (2 Monate) dauernden unerlaubten Entfernungen auch gegen das Gefolge mit schärfsten Strafen einzuschreiten. Es geht nicht an, dass junge, wehrfähige Männer glauben, ihre den Wehrdienst ersetzende Dienstverpflichtung weniger genau nehmen zu müssen. … Dabei kann der Schwachsinn des Angeklagten nicht zu einer milderen Beurteilung führen. Wer eine Strafverbüßung als so unangenehm empfindet, daß er sich seiner Dienststelle fernhält, ist auch fähig, das Unrecht neuer Straftaten zu erkennen und danach zu handeln. … Die Kriegsnotwendigkeiten erfordern hier rücksichtsloses Einschreiten gegen Schwächlinge, Minderwertige, Psychopathen und ähnlich Veranlagte." Es folgte auch der Erwägung, daß die Todesstrafe angebracht sei.</blockquote><p>
1956 bestand auf der Humboldt-Schule in Essen ein Ekkehard Heltge das Abitur und begann ein Jurastudium. Es wird ein Sohn von Wilhelm Heltge sein.</p>
<p>
Wilhelm Heltge starb drei Monate nach Mathilde Ludendorff am 10. August 1966 in Bad Salzuflen. Auffallenderweise ist in der Zeitschrift "Mensch & Maß" im Jahr 1966 scheinbar keine Todesanzeige und kein Nachruf auf ihn erschienen. Es könnte von Interesse sein zu fragen, ob es in Bad Salzuflen oder anderwärts noch einen Nachlaß von Wilhelm Heltge gibt. Seine Frau starb 1970 in Essen und wurde ebenfalls in Bad Salzuflen begraben.</p>
<div style="text-align: right;">
Erster Entwurf:</div>
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20.8.2014 </div>
</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
____________________________________________</div>
<ol style="text-align: justify;">
<li><span style="font-size: small;">Deutsches Geschlechterbuch (Genealogisches Handbuch Bürgerlicher Familien), Band 177, 1978, S. 243 (<a href="http://books.google.de/books?id=mOg8AQAAIAAJ&q=rechtsanwalt+heltge&dq=rechtsanwalt+heltge&hl=de&sa=X&ei=GturU5D_NdCr0gWy2oHICg&ved=0CDsQ6AEwATgK">GB</a>)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li><span style="font-size: small;">Holler, Wolfgang (Berlin): Wilhelm und Henriette Heltge. Einträge auf <a href="http://gedbas.genealogy.net/person/show/1149102765">http://gedbas.genealogy.net/person/show/1149102765</a> [29.4.19] (Verein für Computergenealogie)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li><span style="font-size: small;">Ludendorff, Erich: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter deutscher Volksschöpfung. Bd. 2: Meine Lebenserinnerungen von 1926 bis 1933. Verlag Hohe Warte, Pähl 1951</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li><span style="font-size: small;">Heltge, Wilhelm: Die Rechtsverhältnisse aus Paragraph 651 BGB. Inaugural-Dissertation. Druck von J. Abel 1910 (91 S.)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li><span style="font-size: small;">Schneider, RA Robert: Die Freimaurerei vor Gericht. Neue Tatsachen über Weltfreimaurerei, deutsch-christliche Orden und geheime Hochgrade. Dritte, ergänzte und neubearbeit. Aufl., Karlsruhe 1936 (<a href="https://archive.org/stream/DieFreimaurereiVorGericht_235/SchneiderRobert-DieFreimaurereiVorGericht193676S.TextLudendorff_djvu.txt">Archiv.org</a>)</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li><span style="font-size: small;">Hildegard Thevs; Ulf Bollmann: Friedrich Thomas, geboren 1919, hingerichtet am 28.8.1944. Auf: Stolpersteine Hamburg, <a href="http://www.stolpersteine-hamburg.de/?&MAIN_ID=7&BIO_ID=3753">http://www.stolpersteine-hamburg.de/?&MAIN_ID=7&BIO_ID=3753</a> [26.6.14]</span></li>
<span style="font-size: small;">
</span>
<li><span style="font-size: small;">Pukowski, Christian; Wuttke, Hans: Abitur 1956 - Humboldtschule Essen - 50 Jahre danach. 2006, S. 3; auf: <a href="https://www.yumpu.com/de/document/view/8909460/pdf-datei/45">https://www.yumpu.com/de/document/view/8909460/pdf-datei/45</a> [26.6.14]</span></li>
<li><span style="font-size: small;">Neubert, Frank: Johannes Hertel vs. Mathilde Ludendorff: Prozesse und
Diskurse. In: 200 Jahre Indienforschung – Geschichte(n), Netzwerke,
Diskurse. Hrsg. von Heidrun Brückner und Karin Steiner. Harrassowitz
Verlag · Wiesbaden 2012,
<a href="https://germanindia.files.wordpress.com/2012/05/2023725.pdf">https://germanindia.files.wordpress.com/2012/05/2023725.pdf</a></span></li>
<li><span style="font-size: small;">Bading, Ingo: Erich Ludendorff im Jahr 1924. Studiengruppe Naturalismus, </span><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">30. Januar 2018, <a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2018/01/erich-ludendorff-im-jahr-1924_30.html">http://studiengruppe.blogspot.com/2018/01/erich-ludendorff-im-jahr-1924_30.html</a></span> </span></li>
<li><span style="font-size: small;">Bading, Ingo: Um "seiner Verdienste um die Bewegung" willen ... Ein nationalsozialistischer Ludendorff-Gegner erhielt noch 1944 seinen Judaslohn von Adolf Hitler. Stud.gr. Nat., </span><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">17. Dezember 2011, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2011/12/um-seiner-verdienste-um-die-bewegung.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2011/12/um-seiner-verdienste-um-die-bewegung.html</a></span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">Bading, Ingo: Vorarbeiten für ein "Who is who" der Geschichte der Ludendorff-Bewegung, Studgr. Nat., </span></span><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">1. September 2012</span></span>, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2012/09/vorarbeiten-fur-ein-who-is-who-in-der.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2012/09/vorarbeiten-fur-ein-who-is-who-in-der.html</a> </span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;">Bading, Ingo: "Streng gehütete Familiengeheimnisse" - Rund um den ersten Schwiegersohn von Mathilde Ludendorff, Stgr. Natur., 3.4.2017, <a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2017/04/streng-gehutete-familiengeheimnisse.html">http://studiengruppe.blogspot.com/2017/04/streng-gehutete-familiengeheimnisse.html</a> </span></span></li><li><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2707">Bading, Ingo: Der Schriftsteller Hermann Rehwaldt, der Mitarbeiter Erich und Mathilde Ludendorffs. Im mehreren Teilen, 2012, <a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2012/02/der-schriftsteller-hermann-rehwaldt-als.html">https://studiengruppe.blogspot.com/2012/02/der-schriftsteller-hermann-rehwaldt-als.html</a></span></span></span> <br /></span></span></li><li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2707">Ludendorff, Mathilde: Erlösung von Jesu Christo. Ludendorffs Verlag, München 1931</span></span></span></li><li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2707">Hertel,
Johannes: Von neuem Trug zur Rettung des alten oder Louis Jacolliot und
Mathilde Ludendorff. Verlag des Evangelischen Bundes, 1932</span></span></span></li><li style="text-align: justify;"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2707">Ludendorff, Mathilde: Statt Heiligenschein und Hexenzeichen - Mein Leben. Band 2, Ludendorffs Verlag, München 1932 <br /></span></span></span></li><li><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;"><span id="yui_3_7_2_1_1360659201442_2707">Schulz, Ernst: Amtliche Wissenschaft im Zeichen des Kreuzes. Eine Abrechnung mit Herrn Prof. Hertel und Genossen. Ludendorffs Verlag, München 1933</span> </span> </span></li>
</ol>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-14109045958286946292018-07-14T15:38:00.006+02:002024-03-08T05:58:34.844+01:00Dieter Henrich hat Mathilde Ludendorff gelesen<div style="text-align: justify;">
<b>Dichter und Denker der deutschen Nachkriegsgeschichte, stammend aus dem Umfeld der Ludendorff-Bewegung</b><br />
<b><i>- Die Vergangenheit reicht über ein vielfältiges Wurzelgeflecht hinein in die Gegenwart</i></b><br /><p>Die Vergangenheit reicht über ein vielfältiges Wurzelgeflecht hinein in die Gegenwart, so auch im Bereich der Familiengeschichte. In diesem Beitrag soll auf Familiengeschichten hingewiesen werden, die Berührungen aufweisen mit kulturell gehaltvolleren Teilen der völkischen Bewegung der 1920er und 1930er Jahre (einführender Teil). Zu den kulturell gehaltvolleren Teilen der völkischen Bewegung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörte auch die Ludendorff-Bewegung. In den letzten Jahren werden immer wieder einmal Familiengeschichten bekannt, die auf irgendeine Weise in Berührung gekommen sind mit der Ludendorff-Bewegung, etwa weil die Eltern oder Schwiegereltern Ludendorff-Anhänger waren. Solche Familiengeschichten sollen in diesem Blogbeitrag zusammen gestellt werden. Sie werden nach und nach ergänzt, so wie zuletzt - 2024 - durch Hinweis auf Dieter Henrich.</p><p>***</p><p>Viele Menschen haben ihre Familiengeschichte im 20. Jahrhundert aufgearbeitet, viele Menschen, deren Eltern oder Großeltern Nationalsozialisten waren oder die in der völkischen Bewegung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts tätig waren. So auch der Autor dieser Zeilen in mehreren Blogbeiträgen.</p><p>In der überwiegenden Mehrheit der Familiengeschichten der Deutschen markiert das Jahr 1945 einen Bruch. Um so mehr zeitlichen Abstand zu diesem Bruch gewonnen wird, um so deutlicher tritt er heraus. Es ist dieses Jahr 1945 jenes Jahr, in der sich die Menschen der jüngeren Generation eines ganzen Volkes von der eigenen inneren, idealistischen Lebensanschauung, sowie auch der ihrer Eltern, Großeltern und Vorfahren abgewandt haben.</p><p>In dieser Hinsicht bildet das Jahr 1945 ein Bekehrungs-Ereignis, die "Bekehrung" eines ganzen Volkes, die "Umerziehung" eines ganzen Volkes.</p><p>Damals wurde die gesamte deutsche Jugend zu einer neuen "Religion" bekehrt, zur Religion des Konsums, der Oberflächlichkeit, des Hedonismus, des Wirtschaftswunders, des Wohlstandes und der Zerstörung der vielfältig überlieferten Werte, zu einer Religion des nie da gewesenen Zynismus und der Dummheit, ja, Verblödung, zu einer Religion des Absurden, zu einer Religion seelischer Leere und Hohlheit. Diese Bekehrung wurde heuchlerisch vertuscht unter der Maske der "neuen", "demokratischen", "humanistischen" Gesinnung, zu der Deutsche bis dahin - offenbar - bis dahin nicht fähig gewesen seien.</p><p>Welche tiefe Trauer war noch Mitte der 1990er Jahre auf Treffen von westpreußischen Heimatvertriebenen erlebbar (so z.B. in Münster), wo man unter Hunderten von Menschen, unter Hunderten der einzige Angehörige der eigenen Generation (Jahrgang 1966) gewesen war und wo sich alle Menschen, die sich mit einem unterhielten, wunderten, weshalb man sich für die Geschichte Westpreußens, ihrer Heimat interessierte. Denn die eigenen Kinder der Anwesenden, die Kinder von Hunderten, Tausenden, nein, Millionen von Menschen interessierten sich praktisch durchgehend und allesamt nicht mehr für das, was ihren eigenen Eltern und Großeltern teuer und heilig war bis zur letzten Atemstunde ihres Lebens. So die Aussage jedes Anwesenden, mit dem man überhaupt nur ins Gespräch kam. Das Abwenden der nachwachsenden deutschen Generation von allem, was vorher war, war da spürbar wie selten. - Mit welchem Ziel? Mit welchem Anspruch? Wohin? - - -</p><p>Es seien von solchen Brüchen in Familiengeschichten zunächst einige Beispiele genannt, insbesondere solche, die auf unseren Blogs schon behandelt worden sind oder Erwähnung gefunden haben.</p><p>Die deutsche Schriftstellerin <b>Gisela Heidenreich</b> (geb. 1943) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Gisela_Heidenreich">Wiki</a>) ist die uneheliche Tochter eines Familienvaters und SS-Offiziers, der nach dem Zweiten Weltkrieg aktiv mitgearbeitet hat bei dem <i>"Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes"</i> (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Kulturwerk_Europ%C3%A4ischen_Geistes">Wiki</a>) (1, 2). Dieses hat sich nachhaltig darum bemüht, das deutsche kulturelle Erbe und den dieses tragenden seelischen Gehalt auch über das Jahr 1945 hinweg zu retten. Wirkte und wirkt Gisela Heidenreich bei diesen Anliegen heute weiter mit? Ihre Mutter war nicht nur gut befreundet mit der langjährigen Sekretärin Adolf Hitlers, sondern Geliebte eines hochrangigen Diplomaten aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, der sich aus Deutschland absetzte als ihm gerichtliche Verfolgung drohte (2). Mit diesen "Geheimnissen" ihrer Herkunft beschäftigte sich Gisela Heidenreich in mehreren Büchern gründlich. Fand sie dadurch ein weniger "ungebrochenes" Verhältnis zu dem Gehalt ihrer eigenen Familiengeschichte?</p><p>Der deutsche Schriftsteller <b>Bernward Vesper</b> (1938-1971) (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Bernward_Vesper">Wiki</a>), der langjährige Freund von Gudrun Ensslin, war Sohn des viel gelesenen nationalsozialistischen Schriftstellers <i>Will Vesper </i>(1882-1962) (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Will_Vesper">Wiki</a>). Noch als junger Erwachsener hat er sich Ende der 1950er Jahre - gemeinsam mit Gudrun Ensslin - im Umfeld des deutschen völkischen Schriftstellers <i>Hans Grimm</i> bewegt. Wie kam es - dennoch - zur Abkehr? <u>Eine Abkehr, die im Selbstmord endete.</u></p><p>Der Schriftsteller des Absurden <b>Walter Erich von Bebenburg-Richartz</b> (1927-1980) (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_E._Richartz">Wiki</a>) war der älteste Enkelsohn von Mathilde Ludendorff, und zwar ein solcher, um den sich nach Meinung eines bekannteren Jesuitenschülers, der sich in der alternativen Öffentlichkeit bewegt, "streng gehütete Familiengeheimnisse" ranken, was dieser 2017 öffentlich äußerte, ohne diese Geheimnisse nun auch tatsächlich zu benennen (3). Aber womöglich aufgrund solcher "Geheimnisse" hat sich sich der Enkelsohn von der Weltanschauung und dem Lebensgehalt seiner Großmutter und Mutter abgewandt und wurde stattdessen - - - ein guter Freund von <i>Günther Grass</i>, eines ähnlich "Bekehrten". <u>Eine Abkehr, die im Selbstmord endete.</u></p><p>Der Künstler <b>Ingo Springenschmid</b> (1942-2016) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Ingo_Springenschmid">Wiki</a>) war ein Sohn des völkischen Schriftstellers <i>Karl Springenschmid</i> (1897-1981) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Springenschmid">Wiki</a>). Ingo Springenschmid hat lebenslang gerungen mit der Tatsache, daß er einen solchen Vater hatte wie er ihn hatte. Was bewirkte diese Abkehr von seinem Vater? <u>Eine Abkehr, die ihn bis an sein eigenes Lebensende voll tiefen Zwiespaltes zurückließ</u>, in der er keinen eigenen inneren Frieden fand (4). Und das bei einem Vater, der so viele mitreißende Bücher geschrieben hatte.</p><h2>Dieter Henrich hat Mathilde Ludendorff gelesen</h2><p>[Ergänzung 8.3.24] 2021 hat der namhafte deutsche Philosoph und Hölderlin-Forscher Dieter Henrich (1927-2022) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Henrich_(Philosoph)">Wiki</a>) Lebenserinnerungen heraus gebracht (12). </p><p></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody><tr><td><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgmIIp5UH7fSEVfpgMlFlpYtNige4g26F8HBJ4G9gPIQmzcq6PLAlyk-kA8Pl9lMk_1-eiUNKbkvSv_nmbzfC2FbE3oIEfS6Rt-gBLzb_M2hXJ3_hlF4mSudiTIWixSh8ZrPj00VO1J7nPTbob6Mvyy8-qg5yimcvlk3cuq40U2ZNABe3mTgaG1iCyT-7g/s1500/71D515AeNpL._SL1500_.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1500" data-original-width="971" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgmIIp5UH7fSEVfpgMlFlpYtNige4g26F8HBJ4G9gPIQmzcq6PLAlyk-kA8Pl9lMk_1-eiUNKbkvSv_nmbzfC2FbE3oIEfS6Rt-gBLzb_M2hXJ3_hlF4mSudiTIWixSh8ZrPj00VO1J7nPTbob6Mvyy8-qg5yimcvlk3cuq40U2ZNABe3mTgaG1iCyT-7g/w414-h640/71D515AeNpL._SL1500_.jpg" width="414" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption">Abb. 1: Die Lebenserinnerungen von Dieter Henrich (2021)</td></tr></tbody></table><p>Im Klappentext zu ihnen heißt es (12):</p><blockquote style="text-align: left;"><p style="text-align: justify;">Dieter Henrichs philosophische Autobiographie ist reich an prägnanten Erinnerungen an Personen und Begebenheiten in vielen Lebenssphären und Weltgegenden. Er wurde zu einem der einflußreichsten Philosophen seiner Zeit, mit einer ergebnisoffenen, undogmatischen Philosophie, in der die Freiheit des Subjekts als eine ermöglichte und nicht als eine aus Selbstmacht initiierte verstanden wird. In mit großer Offenheit geführten Gesprächen lernen wir einen eleganten, altersweisen Metaphysiker ohne System und ohne Lehrsätze kennen.</p></blockquote><p>In dem Buch ist zu erfahren: Dieter Henrich wuchs in Kassel und Marburg als Einzelkind auf, nachdem zwei ältere Geschwister an der Spanischen Grippe gestorben waren. Als Kind eines Vaters, der in armen Verhältnissen aufgewachsen ist und deshalb Vermessungstechniker wurde, anstatt Jura studieren zu können, wie er es eigentlich gewollt hatte. Der Vater starb schon mit 57 Jahren im Jahr 1938 als Dieter Henrich erst 11 Jahre alt war. Dieser hatte ihm viel bedeutet. Henrich sagt über den Segen, den ihm sein Vater in der Sterbeminute gegeben hat (12):</p><blockquote style="text-align: left;"><p style="text-align: justify;">Deshalb werde ich immer Gedanken fassen, in denen dieser Moment als eine letzte Bedeutungsquelle bewahrheitet bleibt.</p></blockquote><p>Und etwas später allgemeiner über sein Philosophieren, das er dabei in Gegensatz stellt zu dem Philosophieren von Jürgen Habermas oder Niklas Luhmann (12):</p><blockquote style="text-align: left;"><p style="text-align: justify;">Die Begründung muß aus sich selbst heraus überzeugen können. (...) Was ich theoretisch ausarbeite, muß aus dieser Begründung allein heraus überzeugen - und zugleich verfugt mit dem sein, was ich als meine eigene Erfahrung in Erinnerung halte und seitdem sprachlich und begrifflich zu durchdringen versuche. </p></blockquote><p>Das Buch ist als Gespräch verfaßt. Nachdem Henrich über seinen Vater gesprochen hat, fragen seine Gesprächspartner: "Kommen wir noch ein wenig genauer auf Ihre Mutter zu sprechen." Henrich antwortet (12):</p><blockquote style="text-align: left;"><p style="text-align: justify;">Sie hatte eine ästhetisch-künstlerische Neigung. Meine Mutter sprach das an, was in der Religion das Geheimnisvolle ist. Sie hatte Freundinnen, die mit der Bewegung von Rudolf Steiner verbunden waren und die versuchten, mich ebenfalls zu gewinnen. Eine andere gute Bekannte meiner Mutter war Anhängerin der Sekte um Mathilde Ludendorff, der Frau des Generals. Sie verstand sich als völkische Theosophin, die mit ihren umfangreichen, meist in Versen verfaßten Werken eine Art militarisierter Mystik begründen wollte. Die mußte ich als Jugendlicher lesen, weil diese Tante mich dazu drängte. Meine Mutter selbst blieb immer protestantische Christin, zugleich offen gegenüber jeder Erfahrung des Heiligen, des Einbrechens einer numinosen Wirklichkeit, in die wir für sie auch im alltäglichen Leben bereits einbezogen waren.</p></blockquote><p>Wenn man es recht versteht, handelte es sich bei dieser Tante also um eine Schwester seiner Mutter. Das dürfte etwa in den Jahren 1943 oder 1944 gewesen sein als er 16 und 17 Jahre alt war. Soweit man das diesem Buch entnehmen konnte, gehörte diese Lektüre zu seinen ersten Schritten in die Philosophie überhaupt. Mit 17 Jahren stellte er 1944 auch den Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP und wurde aufgenommen. [Ende Ergänzung 2024]</p>
<u></u></div>
<h2 style="text-align: justify;">Wolfgang Jacobeit</h2>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgMZeEBgeMbsA4qXFQgL19QO_oXesQ9zJUCv1D1MkyIsbdPWZhTyCntvCC0uPO-EfpjeSnRokdedCJWmcBwJl6LcPl7hFy6G868OdcIOLFZJGIsPYTR_lK9mrS_9CTACFFc9d4MvF5COfc/s1600/Wolfgang-Jacobeit%252BVon-West-nach-Ost-und-zur%25C3%25BCck-Autobiographisches-eines-Grenzg%25C3%25A4ngers-zwischen.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="399" data-original-width="280" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgMZeEBgeMbsA4qXFQgL19QO_oXesQ9zJUCv1D1MkyIsbdPWZhTyCntvCC0uPO-EfpjeSnRokdedCJWmcBwJl6LcPl7hFy6G868OdcIOLFZJGIsPYTR_lK9mrS_9CTACFFc9d4MvF5COfc/s320/Wolfgang-Jacobeit%252BVon-West-nach-Ost-und-zur%25C3%25BCck-Autobiographisches-eines-Grenzg%25C3%25A4ngers-zwischen.jpg" width="224" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: W. Jacobeit - Erinnerungen<br />(2000)</td></tr></tbody></table><p style="text-align: justify;">Wolfgang Jacobeit (1921-2018) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Jacobeit">Wiki</a>) (<a href="https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=1539">WerwarwerinderDDR</a>) wurde in Naumburg an der Saale geboren, wo sein Vater - vermutlich schon als Physiklehrer - wirkte. Seine Mutter war eine Konzertsängerin. Aufgewachsen ist Wolfgang Jacobeit aber in Lyck in Ostpreußen, wohin sein Vater offensichtlich versetzt worden war oder sich hatte versetzen lassen. Sein Vater (Herbert Jacobeit) war bis 1931 Mitglied der NSDAP, wandte sich von dieser aber ab und wurde ein überzeugter Anhänger der Philosophie von Mathilde Ludendorff (5). In einer Rezension der Lebenserinnerungen von Wolfgang Jacobeit wird über dessen Jugenderinnerungen folgendes berichtet (6):</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Der Vater, Gymnasiallehrer, war zeit seines Lebens ein fanatischer Anhänger Ludendorffs und des besonders auch durch dessen Frau Mathilde verbreiteten völkischen Mystizismus - wütend zerriß er 1931, als Hitler sich mit Ludendorff überwarf, das Mitgliedsbuch der NSDAP, der er sich schon zu Beginn der zwanziger Jahre angeschlossen hatte. Der musisch interessierten Mutter, die ihre Karriere als Konzertsängerin aufgab, als sie heiratete, war diese Gedankenwelt ihres Mannes fremd. Der einzige Sohn stand ihr besonders ...</blockquote>
<p style="text-align: justify;">Das weitere kann - wie vieles des folgenden - aufgrund nur beschränkter Google-Bücher-Ausschnitte nicht vollständig zitiert. In seinen Lebenserinnerungen berichtet Jacobeit, daß sein Vater zwei Brüder hatte, Edmund Jacobeit und Horst Jacobeit, die ähnlich wie sein eigener Vater gesinnt gewesen seien (5, S. 15):</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Herbert und Edmund studierten in Jena weiter, waren aber völkisch-nazistischen Kreisen verbunden und beide brüsteten sich noch später, vom Jenaer Rathaus einmal die schwarz-rot-goldene Fahne herunter geholt zu haben.</blockquote>
<p style="text-align: justify;">
In seinen Erinnerungen heißt es wörtlich weiter über das schon erwähnte Mitgliedsbuch der NSDAP seines Vaters, soweit das bislang von Google Bücher her zitiert werden kann (5, S. 16):</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
.... aus der Brieftasche die kleine Mitgliedskarte der NSDAP, zerriß sie in kleine Stücke und warf sie in den Papierkorb. Was war der Grund? Hitler und Ludendorff, die beiden Rädelsführer des Novemberputschs von 1923, hatten sich irgendwie entzweit, und dies später mit gewissen Folgen für die Anhänger der Weltanschauung von Mathilde und Erich Ludendorff. Das war nicht nur für meinen Vater Anlaß, der Nazipartei den Rücken zu kehren und sich ausschließlich einer fast abgöttisch-unterwürfigen Verehrung der Ludendorffs und ihrer "Deutschen Gotterkenntnis" sowie der Propagierung ihrer zahlreichen Schriften vor allem gegen die Juden, die Freimaurer, Jesuiten und deren vermeintliche Verbrechen an deutschen Geistesgrößen der Vergangenheit, zu widmen.</blockquote>
<p style="text-align: justify;">
Seine Familie lebte in der masurische Stadt Treuburg (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Olecko">Wiki</a>), eine Stadt, die nur fünf Kilometer westlich der russischen Grenze vor 1914, bzw. der polnischen Grenze vor 1939 lag, und die bis 1928 Marggrabowa hieß, dann aber mit Zustimmung der Bevölkerung zu "Treuburg" umbenannt worden ist. Diese Stadt ist 1945 durch die Kriegshandlungen zu 80 Prozent zerstört worden. Sie lag 25 Kilometer entfernt von der Stadt Lyck (5, S. 16): </p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
... Wir zogen mit Sack und Pack in die masurische Stadt Marggrabowa, wo Vater tatsächlich als Studienrat für Mathematik und Physik, man kann sagen, endlich nach Herzenslust so agieren konnte, wie er es sich wohl immer gewünscht hatte. Er kannte keinen Feierabend, experimentierte in einem neu eingerichteten Physiklabor und bereitete dort den Unterricht für den nächsten Tag ... </blockquote>
<div style="text-align: justify;">Wolfgang Jacobeit berichtet über die Haltung der Ludendorff-Anhänger während des Dritten Reiches (5, S. 17):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
.... Da saßen sie dann wie schlecht getarnte Verschwörer bei uns zu Hause, suchten ohne Unterlaß, diskutierten lautstark und waren sich darüber einig, daß die Nazis bald abgewirtschaftet haben würden. Mit dem Tod Ludendorffs 1937 und dem angeordneten Staatsbegräbnis vor der Münchner Feldherrnhalle - mein Vater nahm voller Erschütterung daran teil - kam es zur Versöhnung zwischen Hitler und Mathilde Ludendorff.</blockquote>
<p style="text-align: justify;">Daß es zur Versöhnung zwischen beiden gekommen sei, ist nicht richtig. Schon vor dem Tod Erich Ludendorffs war es im März 1937 zu einer - rein äußerlichen - "Versöhnung" Erich Ludendorffs mit Hitler gekommen. Nach dem Tod Erich Ludendorffs hatte Mathilde Ludendorff aber sehr große Schwierigkeiten, die Selbständigkeit ihrer Bewegung gegenüber den Vereinnahmungs- und Überschluckungsversuchen durch die SS und die NSDAP zu bewahren. Gleich bei Kriegsbeginn 1939 wurde ihrem Verlag das Papier entzogen, so daß ihre Zeitschrift nicht weiter erscheinen konnte, Regime-treue Zeitschriften jedoch konnten weiterhin erscheinen. Es ist halt die persönliche Sicht Jacobeit's, beeinflußt offenbar durch die Jahrzehnte lange DDR-Geschichtsschreibung, wenn er weiter schreibt (5, S. 17):</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Warum auch nicht? Denn ich vermag auch heute noch kaum gravierende Unterschiede zwischen beiden Ideologien zu erkennen. Der Antisemitismus der Ludendorffer gebärdete sich nicht anders als der des "Stürmer". Die Irrationalität in "Glaubensfragen" war bei beiden im Prinzip nicht zu unterscheiden usw., was Herbert Jacobeit und andere zu extremen Ludendorff-Anhängern und zu Verfechtern der Deutschen Gotterkenntnis (Ludendorff)" werden ließ, war in erster Linie die Gestalt des "Feldherrn", hinter der der Gefreite Hitler kaum einen Platz zu beanspruchen hatte. Ich habe mit meinem Vater nie über dieses Thema gesprochen. Er hätte mir wohl auch kaum Bescheid gegeben, denn, wer auch immer an der Ludendorffschen Doktrin zweifelte oder Bedenken äußerte, war ihm sofort suspekt, und das ließ er den die Betreffenden bis zur Beleidigung spüren. Wie schon erwähnt, war für Herbert Jacobeit die Welt 1918 stehen geblieben und Ludendorff war für ihn die charismatische Figur schlechthin. Als sich nach 1923 die Koalition zwischen den beiden Rädelsführern des Putsches nicht mehr fortsetzen ließ, war die Hoffnung auf eine Rückkehr zur einstigen Gemeinschaft und damit zu den Verhältnissen von vor 1918 zunächst vertan. Hitler rüstete sich zur Macht durch den Aufbau einer Massenpartei. Er schuf sich eine neue Elite, in der die alte kaiserliche Generalität von Hindenburg bis Mackensen, dem Hohenzollernclan und anderen als Staffage für die großen Gepränge, Aufmärsche, Empfänge u. a. m. herhielten. Ludendorff befand sich nicht unter diesen. Warum nicht, wäre berechtigterweise zu fragen. Ich muß es offen lassen, weil es mich auch als Historiker nicht interessiert. Er scheint ein recht eitler Mensch gewesen zu sein, dem seine Getreuen den deutschen Sieg bei Tannenberg 1914 und den Handstreich auf Lüttich zuschrieben. Aber erst später habe ich davon erfahren, daß er als einer der rücksichtslosesten Fortsetzer des Krieges nach 1918 eine Zeit lang ins schwedische Exil ausweichen mußte. Die Ludendorff-Bewegung blieb trotz des Zwiespalts mit den Nazis bestehen. Die Bücher beider wurden in einem eigenen Verlag herausgebracht, und jede Woche erschien die Zeitschrift "Am heiligen Quell deutscher Kraft", von meinem Vater mit Ungeduld erwartet, von meiner Mutter und mir negiert. Herbert Jacobeit war handwerklich sehr geschickt. - - Er erwarb sich als Hobby die Kenntnisse und Fertigkeiten eines ... </blockquote>
<p style="text-align: justify;">
Leider im Internet nicht vollständig einsehbar. Und (5, S. 18):</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Herbert Jacobeit verhielt sich ausgesprochen extrem, wenn ich nur daran denke, daß meine Mutter und ich viele Abende damit zubrachten, seinen Lesungen aus dem neuesten Heft des "Heiligen Quell" nicht nur zuzuhören, sondern sogar den Inhalt einzelner Abschnitte mit eigenen Worten ...</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Und (5, S. 18):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Handgewebtes trugen die Frauen und hatten immer Sprüche oder Sentenzen von Mathilde Ludendorff parat. Mein Vater trieb einen regelrechten Personenkult um den "Feldherrn" und seine Frau, der sich kaum von dem der Nazis unterschied und deren zumindest ideologischer Beitrag zum Holocaust nicht von der Hand zu weisen ... </blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Diese Ausführungen zeigen, daß sich der Sohn Wolfgang Jacobeit mit der Moral der Philosophie von Mathilde Ludendorff nie beschäftigt haben kann. Man fragt sich, wie es um das Verhältnis des Sohnes zu seinen Eltern und zu seinen Onkeln nach 1945 bestellt gewesen ist. Darüber ist vorderhand nichts zu erfahren. Über die Jugendlektüre, die Jacobeit - vermutlich - über sein Elternhaus erhielt, wird berichtet (8, S. 23):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
... oder Gustav Freitags "Germanentreue", die mit "Ingo und Ingraban" begann, rechnen würde. (...) Von der Ludendorffschen "Aufklärungsliteratur" etwa zur Marneschlacht 1914 habe ich kaum Notiz genommen. Der Kult um "den Feldherrn" hat mich zu sehr ....</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Interessanterweise berichtet er (5, S. 32):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #cc0000;">In Lyck gab es auch einen anderen, eher akademischen Kreis von Ludendorff-Anhängern, die sich regelmäßig trafen, dann aus den weltanschaulichen Schriften namentlich von Mathilde Ludendorff lasen, die sich in ihrer völkischen Haltung einig waren und die dennoch mit Nazis nichts zu tun haben wollten</span></b>; sie hatten alle etwas Sektiererhaftes an sich. - - Die Zeit in Lyck war für mich insofern noch etwas Besonderes, als meine Eltern meinetwegen einen Mitschüler aus einem Dorf unweit der polnischen Grenze aufnahmen: <b>Walter von Lojewski</b>, in dessen Elternhaus das Masurische als Umgangssprache galt. Er lebte mit uns bis zum gemeinsamen Abitur in Gumbinnen, war auch kein besonders guter Schüler, wurde aber in seiner Art <b><span style="color: #cc0000;">ebenfalls Ludendorffanhänger, besuchte Tagungen in Tutzing und</span></b> sonstwo, <b><span style="color: #cc0000;">korrespondierte wohl auch mit Mathilde Ludendorff</span></b>. Er entschied sich für die Laufbahn eines Berufsoffiziers bei der Luftwaffe, überstand den Krieg unbeschadet und wirkte bis zu seinem Tod Anfang der 1980er Jahre als Dorfschullehrer im Thüringischen. Ein paar Mal haben wir uns da noch getroffen. Er erinnerte sich gern so mancher Annehmlichkeiten im Haus meiner Eltern und vertrat das Ludendorffsche Gedankengut kaum weniger vehement als mein Vater. In dieser Hinsicht gab es niemals einen Konsens, wenn die Gespräche darauf kamen, obwohl wir inzwischen beruflich ausgewiesene und erfahrene Familienväter geworden waren. - Die Jahre in Lyck nahmen mit dem Jahr 1937 ein fast unrühmliches Ende. Herbert Jacobeit wurde nach Gumbinnen im östlichsten Ostpreußen versetzt, und das kam einer behördlichen Strafversetzung gleich: Er war in Lyck mit einem jüngeren Kollegen, der wohl dem "Stahlhelm" angehörte, aber noch nicht das "Ritual" der Feuertaufe des Krieges erfahren hatte, über eine neue Marschordnung der Reichswehr in Streit geraten. - Daß die Soldaten nunmehr in Dreierreihe statt wie 32 …</blockquote><p>Erwähnt sei hier noch, daß aus der masurischen Adelsfamilie von Lojewski im 20. Jahrhundert mindestens vier namhafte Journalisten hervor gegangen sind: Sohn des masurischen königlichen Försters Gottfried von Lojewski war der Journalist Erich von Lojewski (geb. 1909 in Masuchowken, Kreis Lyck, Masuren, gest. 1970) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_von_Lojewski">Wiki</a>). Dessen Sohn war der Journalist Wolf von Lojewski (geb. 1937) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Wolf_von_Lojewski">Wiki</a>). Der Journalist Werner von Lojewski (1907-1980) (<a href="https://portal.dnb.de/opacPresentation?cqlMode=true&reset=true&referrerPosition=0&referrerResultId=idn%3D850870259%26any&query=idn%3D118761404">DNB</a>) hinwiederum war Vater des Journalisten Günther von Lojewski (1935-2023) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnther_von_Lojewski">Wiki</a>). Es könnte naheliegend sein, familiäre Zusammenhänge zwischen Günther, Wolf und Walter von Lojewski zu vermuten. Das ist aber - zumindest über schnelle Recherche - nicht gleich zu klären.</p><p>All diese Angaben bilden Puzzle-Teile für die Geschichte der Ludendorff-Bewegung allgemein, aber insbesondere auf für die Geschichte derselben in Ostpreußen, zumal zu ihrer Geschichte in Ostpreußen ansonsten nur vergleichsweise wenig bekannt ist, zumal aus den 1930er Jahren. Aus den hier gebrachten Auszügen geht hervor, daß es lohnend sein wird, diese Erinnerungen noch einmal vollständig und im Gesamtzusammenhang auszuwerten.</p><p>Wolfgang Jacobeit war dann von 1970 bis 1986 Professor für Volkskunde an der Humboldt-Universität in Berlin. Im Jahr 2000 hat er dann Erinnerungen veröffentlicht (5), die wir hier auswerten, und die auch breiter rezensiert worden sind (9, 10). Wolfgang Jacobeit hat von 1939 bis 1941 Geschichte und Volkskunde an den Universitäten Leipzig und Königsberg studiert. 1941 wurde er zum Wehrdienst eingezogen, kam aber bis 1945 nie zum Kriegseinsatz. 1943 heiratete er in Elbing (<a href="https://www.euroethno.hu-berlin.de/de/ehemalige-mitarbeiter-innen/prof-em-dr-wolfgang-jacobeit">HU Berlin</a>):</p><blockquote style="text-align: left;"><p style="text-align: justify;">Er schrieb seine Abschlußarbeit durch die Einberufung erst nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in Göttingen bei Will-Erich Peukert. 1956 wechselte er von Göttingen an die Akademie der Wissenschaften in Berlin, habilitierte sich 1961, war dann von 1970 bis 1980 Direktor des Museums für Volkskunde in Berlin sowie seit 1970 zugleich Honorarprofessor und ab 1980 berufen als Lehrstuhlinhaber für Volkskunde am Bereich Ethnographie der Humboldt-Universität zu Berlin.</p></blockquote><p>Sah er in Göttingen und Westdeutschland in jenen Jahren in der Volkskunde für sich keine Zukunft? Und was war aus seinen Eltern 1945 und später geworden? Jacobeit lebte jedenfalls lange Jahre in Birkenwerder. Als seine zweite Ehefrau Sigrid Jacobeit zur <i>Leiterin der Gedenkstätte des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück</i> ernannt wurde, wechselte er seinen Wohnort nach Fürstenberg an der Havel, wo er auch begraben ist. </p><p>Seine erste Frau und die Kinder wandten sich - offenbar noch während der DDR-Zeit - der anthroposophischen Bewegung zu, die Jacobeit ebenso heftig ablehnte wie zuvor die Ludendorff-Bewegung seines Vaters. </p></div>
<h2 style="text-align: justify;">Der Schriftsteller Peter Härtling und seine Schwiegereltern</h2>
<p style="text-align: justify;">Mit einer Tochter von Ludendorff-Anhängern aus Nürtlingen war der einstmalige elternlose Flüchtlings-Junge und deutsche Schriftsteller Peter Härtling (1933-2017) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_H%C3%A4rtling">Wiki</a>) verheiratet. Auf Wikipedia ist über die schweren Jugenderlebnisse von Peter Härtling zu lesen (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_H%C3%A4rtling">Wiki</a>):</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Peter Härtling verbrachte seine Kindheit zunächst in Hartmannsdorf bei Chemnitz, wo sein Vater eine Rechtsanwaltskanzlei unterhielt. Während des Zweiten Weltkriegs zog die Familie nach Olmütz in Mähren, gegen Ende des Kriegs floh sie vor der Roten Armee nach Zwettl in Niederösterreich. Im Juni 1945 <b>starb der Vater in sowjetischer Kriegsgefangenschaft</b>. Nach dem Krieg übersiedelte Härtling nach Nürtingen. (...) <b>1946 nahm sich seine Mutter das Leben. Deren Vergewaltigung durch russische Soldaten hatte Härtling 1945 mitansehen müssen.</b> (...) 1959 heiratete er die Psychologin Mechthild Maier. Das Paar hat vier gemeinsame Kinder.</blockquote>
<p style="text-align: justify;">
Über die Eltern von Mechthild Maier erzählt Peter Härtling in seinen Lebenserinnerungen. Und dies findet folgendermaßen Erwähnung im inhaltsreichen Anmerkungs-Teil zum einleitenden Kapitel von Manfred Nebelins Ludendorff-Biographie (S. 14, Anmerkung 82):</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Ein seltenes Zeugnis von der Spätblüte des "Deutschen Gottglaubens" im Nachkriegsdeutschland geben die Lebenserinnerungen des Schriftstellers Peter Härtling. Darin beschreibt dieser mit großem Einfühlungsvermögen und feinem Humor, wie die Bekehrungsversuche seines Schwiegervaters, eines angesehenen Nürtinger Arztes und eifrigen Lesers der Schriften Mathilde Ludendorffs, an ihm abprallten: "Wotans himmlischer Zug rauschte an mir ohne Wirkung vorbei".</blockquote>
<p style="text-align: justify;">
Nun, gar so kenntnisreich scheint Peter Härtling bei diesem "Vorbeirauschen" nicht geworden zu sein, sonst hätte er mitbekommen müssen, daß die Philosophie von Mathilde Ludendorff mit "Wotans himmlischem Zug" nichts zu tun hat. Immerhin wird aber über Mechthild Maier berichtet:</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Eine besondere Rolle in Härtlings Leben nahm dessen Ehefrau Mechthild ein, die er schon im Alter von 13 Jahren kennenlernte und deren Liebe ihn durch eine schwierige Kindheit und Jugend brachte. "Ihrer Liebe verdankte Papa sein Kraft, ohne sie hätte sich sein Lebenswillen nicht so entwickelt. Das wissen wir Kinder."</blockquote>
<p style="text-align: justify;">
Er selbst wird mit den Worten zitiert (<a href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/fremd-in-der-fremde-mit-peter-haertling-durch-seine.1001.de.html?dram:article_id=360080">Deutschlandfunk 2016</a>):</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
"Wir haben auch viel miteinander gemacht, die Mechthild und ich. Wir haben unglaublich viel, fehlt mir heute, wenn ich mit so 20- bis 22-Jährigen zusammen bin … die Diskutierwut, dieses der Sache auf den Grund gehen wollen. Ich weiß noch, die Mechthild hatte mit Kassner zu tun, mit der Physiognomie von ihm. Wir haben uns gefetzt und es war jedem wichtig, was er dachte. Das sind einfach Bausteine, die man aufeinandersetzt."</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Und (Börsenblatt):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Seine Frau Mechthild Maier, mit der er seit 1959 verheiratet war und vier Kinder hatte, las als Erste seine Manuskripte, brachte die Schlußform in den Computer, denn Härtling bevorzugte das Schreiben auf einer alten mechanischen Schreibmaschine. Und er freute sich über Kritik von ihr, auch wenn sie seit Beginn des neuen Jahrtausends nicht mehr während des Lesens von einzelnen Kapiteln ihre Fragen und Anmerkungen einbrachte, sondern erst ganz am Schluß: "Sonst habe ich Angst, daß mich eine zu scharfe Kritik hemmt." Die Erfahrungen seiner Frau, die lange als Psychologin am Jugendamt gearbeitet hatte, brachte er auch bei seinen Kinderbüchern ein. In seiner ersten Erzählung in diesem Genre, "Das war der Hirbel" (1973), stellte er ein Kind in den Mittelpunkt, das nicht fähig ist, sich auszudrücken; es wurde ebenso Klassenlektüre in der Grundschule wie "Ben liebt Anna" (1979) über die zarte Liebe von Ben zum Aussiedlermädchen Anna. Mit diesen Büchern, mit "Oma" (1975), "Theo haut ab" (1977) oder "Paul, das Hauskind" (2010) setzte er Maßstäbe im Kinderbuch. Daß ein Autor für Erwachsene wie für Kinder schreiben kann, ist selten: Für sein kinderliterarisches Gesamtwerk wurde er 2001 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.</blockquote>
<p style="text-align: justify;">
Man möchte meinen, daß Peter Härtling manchen Grund zu Dankbarkeit hätte haben können gegenüber seinen Schwiegereltern dafür, daß es ohne sie jene Frau nicht gegeben hätte, die so tiefgreifend Einfluß auf sein Leben genommen hat. - Auf Google Bücher kann man finden, daß der Name Ludendorff in den Texten von Peter Härtling immer einmal wieder fällt, aber selten in Zusammenhängen, bei denen man den Eindruck gewinnt, diese Erwähnungen hätten ihren Ursprung in Auseinandersetzung mit kundigeren Ludendorff-Anhängern gehabt. So bringt er an einer Stelle als Zitat gedichtete Worte der frühen 1920er Jahre, die da lauten (s. "Vergessene Bücher - Hinweise und Beispiele"):</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
"Der heilige Name Gneisenau ist auf unseren Lippen, wenn wir den Blick zu den geisterkühnen Zügen Ludendorffs erheben ..."</blockquote>
<p style="text-align: justify;">
In "Lebensläufe von Zeitgenossen" fällt die Bemerkung:</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
... Zuerst habe er viel von Siegen gefaselt, der Unüberwindbarkeit der deutschen Truppen, habe Hindenburg und Ludendorff vergöttert, habe eine Litanei von Schlachtennamen heruntergebetet, als Refrain höre ...</blockquote>
<p style="text-align: justify;">
Und in "Mein Lesebuch" finden sich die Bemerkungen:</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
... als Armeeführer, mit Ludendorff um die Weiterexistenz des Schlosses Coucy gerungen habe, das mit seinen romanischen Gewölben als architektonischer Edelstein zwischen die beiden Fronten geraten war. "Es war wirklich ...</blockquote>
<p style="text-align: justify;">
Worauf sich diese Worte beziehen, kann man auf Wikipedia nachlesen (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Coucy">Wiki</a>). Insbesondere der deutsche Heeresgruppenführer Kronprinz Rupprecht, der bayerische Thronfolger, hat sich offenbar für den Erhalt dieser Burg gegenüber Ludendorff eingesetzt, offenbar ohne Erfolg außer dem, daß dieser Vorgang später von Peter Härtling aufgegriffen wurde. Oder es finden sich die Ausführungen (s. "Ich war für all das zu müde" - Briefe aus dem Exil):</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
... Bolschewiken, jedenfalls aus verkehrten Nazis. Begreiflich. Aber damit begeben sie sich der Gnade, womit ihr einzigartiges Schicksal sie ausgezeichnet hatte. Sollen wir, die weder vor Ludendorff noch vor Hitler kuschten, uns nun vor der pfäffischen Unduldsamkeit von Leuten beugen, die teils auf ihre Rasse, teils auf eine gewiß nicht minder engstirnige und ...</blockquote>
<p style="text-align: justify;">
Hier dürfte von kommunistischen Revolutionären die Rede sein. Um solche Google-Bücher-Schnippsel inhaltlich zu verstehen, müßten sie natürlich noch im Gesamtzusammenhang herausgesucht werden.</p>
<h2 style="text-align: justify;">
Jahrgang 1937 - Einar Schlereth, Journalist und Übersetzer</h2>
<p style="text-align: justify;">Überhaupt dürfte es allmählich Sinn machen, die Erinnerungen zahlreicher Kinder von Eltern, die insbesondere vor 1945 Ludendorff-Anhänger waren, und deren Kinder sich nach 1945 von dieser Weltanschauung abgewendet haben, im Überblick auszuwerten. Dazu wurden hier auf dem Blog auch schon die Erinnerungen des Westpreußen <b>Einar Schlereth</b> ausgewertet, des Dritte Welt-Experten, Journalisten und Übersetzers. Er hatte Ludendorff-Anhänger als Eltern. Er ist Jahrgang 1937 (<a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2016/01/nobodies-memories-ein-leben-als-sohn.html">Stud. Natur 2016</a>). </p>
<h2 style="text-align: justify;">
Jahrgang 1943 - Hans-Jürgen Krahl, Studentenführer und Lieblingsschüler Adornos</h2>
<p style="text-align: justify;">"Er war der Klügste von uns allen," hat Rudi Dutschke über ihn gesagt, über den früh verunfallten führenden Angehörigen der 68-Bewegung Hans-Jürgen Krahl (1943-1970) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-J%C3%BCrgen_Krahl">Wiki</a>). Dieser hat keine Familienangehörigen hinterlassen, die ihm heute noch das Grab pflegen können. Er schrieb in seinem Lebenslauf (<a href="http://www.krahl-seiten.de/lebenslauf1965.htm">Krahl-Seiten</a>):</p><div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
Gegen Ende des Krieges flohen meine Eltern mit mir vom damaligen Stettin in meine Geburtsstadt. Dort verbrachte ich meine Kindheit bis zum 15. Lebensjahre.</blockquote><p>
Auf Wikipedia heißt es über ihn (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-J%C3%BCrgen_Krahl">Wiki</a>):</p></div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Krahl war nach eigenen Angaben Mitglied im Ludendorffbund, zu Beginn seines Studiums von Philosophie, Germanistik, Mathematik, Geschichte an der Universität Göttingen trat Krahl in die schlagende Verbindung Verdensia ein. 1961 wurde er Mitglied der CDU und war „ein eiferndes Gründungsmitglied der Jungen Union“ in Alfeld. Schon 1964 trat er dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) bei, und 1965 begann er bei Adorno seine Dissertation zum Thema Naturgesetz der kapitalistischen Bewegung bei Marx. Krahl war der einzige Student und Mitarbeiter, den Adorno als gleichwertigen Gesprächspartner akzeptierte.</blockquote>
<p style="text-align: justify;">Nun aus der Autobiographie des oben erwähnten Dieter Henrich geht hervor, daß Adorno auch Dieter Henrich sehr schätzte, allerdings blieb Henrich auf Distanz zu Adorno, da er selbst Adorno nur für mittelmäßig hielt. </p><p style="text-align: justify;">Krahl, der "Lieblings-Schüler Adornos", schrieb 1971 über seine Herkunft, über die sonst wenig bekannt zu sein scheint, die folgenden kruden Ausführungen. Sie scheinen doch zudem nicht gerade gutes Schriftdeutsch zu verraten (zit. n. <a href="https://www.zeit.de/2002/38/Der_Krahl/seite-2">Die Zeit 2002</a>):</p>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
"In Niedersachsen, jedenfalls in den Teilen, aus denen ich komme, herrscht noch zum starken Teil das, was man als Ideologie der Erde bezeichnen kann, und so habe auch ich mich, als ich meinen politischen Bildungsprozeß durchmachte, zunächst nicht anders als im Bezugsrahmen der Deutschen Partei bis zur Welfenpartei bewegen können. Ich konnte mir nicht einmal die Ideologien erarbeiten, die Liberalität und Parlamentarismus bedeuten, - wenn man bedenkt, daß die Dörfer, in denen ich aufgewachsen bin, jene Nicht-Öffentlichkeit noch pflegen in ihren Zusammenkünften, die an die Rituale mittelalterlicher Hexenprozesse erinnern.</blockquote>
<div style="text-align: justify;">Das ist schon alles sehr verklausuliert formuliert. Was will er sagen mit "Rituale mittelalterlicher Hexenprozesse"? Spricht er von völkischen Okkultlogen? Will er andeuten, daß er sich im Umfeld satanistischer, völkischer Psychosekten bewegt hat? Weiter schreibt er (zit. n. <a href="https://www.zeit.de/2002/38/Der_Krahl/seite-2">Die Zeit 2002</a>):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Wenn man davon ausgeht, daß heute noch in vielen Teilen der Bundesrepublik, vom Bayerischen Wald bis zur niedersächsischen Heide, finsterste Ideologien der Mystik stattfinden, so war es sehr verständlich, daß mich mein Bildungsprozeß zunächst einmal in den Ludendorffbund trieb." Begriffliches Denken habe er "aus der Mystik Meister Eckharts und Roswithas von Gandersheim erfahren". Und mit dialektischem Witz fügt er an: "<b><span style="color: #0b5394;">Ideologien, die</span></b>, wenn man sie marxistisch interpretieren will, sicherlich <b><span style="color: #0b5394;">ausgelegt werden können im Sinne eines utopischen Denkens, wie es Ernst Bloch getan hat</span></b>, die aber, wenn man sie aus dem Erfahrungszusammenhang der herrschenden Klasse rezipiert, finsterste Unmündigkeit reproduzieren." </blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Das war so die Art zu reden und zu schreiben in den 1960er Jahren. Sperrig-intellektuell, ohne besonders viel zu sagen. Weiter heißt es <span style="text-align: justify;">(zit. n. </span><a href="https://www.zeit.de/2002/38/Der_Krahl/seite-2" style="text-align: justify;">Die Zeit 2002</a><span style="text-align: justify;">)</span>: </div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
So sei es für ihn, fährt Krahl fort, schon "ein enormer Schritt an Aufklärung" gewesen, daß er 1961 der CDU beitrat und in Alfeld die Junge Union gründete. Hier habe "gewissermaßen eine Odyssee durch die Organisationsformen der herrschenden Klasse hindurch" begonnen, "und es gehört, das möchte ich mir ganz persönlich zugute halten, ein enormes Ausmaß auch an psychischer Konsistenz dazu, in dieser finsteren Provinz zwei Jahre kontinuierlich an CDU-Versammlungen von Kleinstadt-Honoratioren teilzunehmen ..."</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Alles bleibt auf sehr merkwürdige, auffallende und nichtssagende Weise im Vagen (<a href="http://www.krahl-seiten.de/Thankmar%20%20der%20junge%20Krahl%20(FR%20%203.2.05).pdf">Krahl-Seiten</a>):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Allerdings ist über die früheste Episode im Leben Krahls - den Ludendorffbund, einen von Mathilde Ludendorff gegründeten „Bund für Gotterkenntnis“, der das jüdisch kontaminierte Christentum durch einen „artgemäßen deutschen Glauben“ ersetzen wollte - kaum Genaues bekannt.</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Insgesamt gesehen: Nachkriegsschicksale. Oft aufwühlender Art.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
________________________________________________</div>
<ol>
<li style="text-align: justify;">Heidenreich, Gisela: Das endlose Jahr. Die langsame Entdeckung der eigenen Biografie - ein Lebensbornschicksal, 2002</li>
<li style="text-align: justify;">Bading, Ingo: Gisela Heidenreich und die NS-Vergangenheit des Auswärtigen Amtes Das Leben der Mutter von Gisela Heidenreich im Dritten Reich und mit seinen Folgen. Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 3. März 2012, <a href="http://studgenpol.blogspot.com/2012/03/gisela-heidenreich-und-die-ns.html">http://studgenpol.blogspot.com/2012/03/gisela-heidenreich-und-die-ns.html</a></li>
<li style="text-align: justify;">Bading, Ingo: "Streng gehütete Familiengeheimnisse" - Rund um den ersten Schwiegersohn von Mathilde Ludendorff Welche Rolle spielten Jesuiten für das Lebensschicksal des ältesten Enkelsohnes von Mathilde Ludendorff, des Schriftstellers Walter Erich von Bebenburg/Richartz (1927-1980)? Studiengruppe Naturalismus, 3. April 2017, http://studiengruppe.blogspot.com/2017/04/streng-gehutete-familiengeheimnisse.html</li>
<li style="text-align: justify;">Ingo Springenschmid (1942-2016) spricht über seine Kindheit und seinen Vater Karl Springenschmid. In: "Im Porträt: Ingo Springenschmid", Vorarlberg-Museum, 2015, 1'54 bis 5'00, auf: <a href="https://youtu.be/1NdJGjClDtg?t=1m54s">https://youtu.be/1NdJGjClDtg?t=1m54s</a></li>
<li style="text-align: justify;">Wolfgang Jacobeit: Von West nach Ost und zurück. Autobiographisches eines Grenzgängers zwischen Tradition und Novation. Westfälisches Dampfboot 2000 (298 S.) (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=pufWAAAAMAAJ&dq=mathilde+ludendorff+spr&focus=searchwithinvolume&q=ludendorff">GB</a>)</li>
<li style="text-align: justify;">Rezension von 5. in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (IWK), Band 37 (Friedrich-Ebert-Stiftung, Forschungsinstitut, Historische Kommission zu Berlin), Verlag Historische Kommission, 2001 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=Y27tAAAAMAAJ&dq=mathilde+ludendorff+jacobeit+vater&focus=searchwithinvolume&q=ludendorff">GB</a>), S. 510</li>
<li style="text-align: justify;">Thomas Scholze: Rezension zu: Jacobeit, Wolfgang: Von West nach Ost - und zurück. Autobiographisches eines Grenzgaengers zwischen Tradition und Novation. Münster 2000 , in: H-Soz-Kult, 17.04.2001, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-1094>.</li>
<li style="text-align: justify;">Götz, Uschi: Fremd in der Fremde - Mit Peter Härtling durch seine schwäbische Heimat. In: https://www.deutschlandfunkkultur.de/fremd-in-der-fremde-mit-peter-haertling-durch-seine.1001.de.html?dram:article_id=360080</li>
<li style="text-align: justify;">Weihrauch, Christian: Abschied von dem Schriftsteller - Hunderte Trauergäste erweisen Peter Härtling die letzte Ehre. Frankfurter Neue Presse, 19.07.2017. http://sdp.fnp.de/lokales/kreise_of_gross-gerau/Hunderte-Trauergaeste-erweisen-Peter-Haertling-die-letzte-Ehre;art688,2714109</li>
<li style="text-align: justify;">Hauck, Stefan: Der freundliche Skeptiker. Nachruf auf Peter Härtling. Börsenblatt, 10. Juli 2017, https://www.boersenblatt.net/artikel-nachruf_auf_peter_haertling.1348795.html</li>
<li style="text-align: justify;">Wesel, Uwe: Der Krahl - Das kurze Leben des legendären Frankfurter Studentenführers und sein langer Weg aus Ludendorffbund und Junger Union in die Revolte des Jahres '68. In: Die Zeit, 12. September 2002, 38/2002, https://www.zeit.de/2002/38/Der_Krahl</li><li style="text-align: justify;">Henrich, Dieter: Ins Denken ziehen. Eine philosophische Autobiographie. C.H. Beck, München 2021 (<a href="https://books.google.de/books?id=z-4cEAAAQBAJ&lpg=PP1&ots=YyJ2pBd2Lk&dq=mathilde%20ludendorff&lr&hl=de&pg=PP1#v=onepage&q=mathilde%20ludendorff&f=false">GB</a>)</li>
</ol>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-53846972750625037732018-06-10T18:05:00.000+02:002019-11-30T10:32:05.540+01:00Johannes Marquardt, ein Ludendorff-Anhänger seit 1925<div style="text-align: justify;">
<b><span style="color: #274e13;">Der folgende Beitrag ist zuletzt im Dezember 2013 bearbeitet worden und wird hier in der Fassung von vor fünf Jahren veröffentlicht. Er muß an den erkennbaren Lücken nach und nach noch inhaltlich ergänzt, erweitert und vervollständigt werden.</span></b></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Johannes Marquardt (geb. 1885, gest. unbekannt) wurde in der Nähe von Dirschau bei Danzig geboren. Er stammte aus einer alten westpreußischen Familie (8, S. 2f). Mit 18 Jahren trat er 1903 in das Leibhusaren-Regiment in Danzig ein, wurde in diesem Unteroffizier, bis er nach einem Reitunfall 1908 in einen Zivilberuf wechseln mußte (8, S. 8-12). Er wurde Technischer Zeichner und Bauingenieur und heiratete im Jahr 1912 eine Frau aus dem Harz (8, S. 13f). 1914 bis 1920 war er Soldat. In dieser Zeit suchte er nach Orientierung und schloß sich 1924 in Halberstadt dem "Stahlhelm"-Bund" an. Nach dem Anhören eines Vortrages des damaligen Reichstagsabgeordneten Georg Ahlemann schloß sich Marquardt am 1. Mai 1925 zusammen mit der von ihm geleiteten Ortsgruppe Halberstadt dem "Frontkriegerbund" Erich Ludendorffs an. Auf die diesbezügliche Meldung an Erich Ludendorff antwortete dieser mit einem Dankesbrief, der mit den Worten begann, - wie Johannes Marquardt festhält - "Mein werter Kamerad Leutnant Marquardt!" (8, S. 21). Er berichtet weiter in seinen Lebenserinnerungen, die nur als Manuskript vorliegen (8): </div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Auf des Feldherrn Vorschlag sollten wir uns dann geistig an den "Verlag für völkische Aufklärung" in Berlin wenden, dem die Herren Oberstleutnant Georg Ahlemann als Direktor und Major a. D. Weberstedt als Schriftleiter vorstanden. Ein weiterer Mitarbeiter war noch ein Major a. D. Holtzmann. Dieser Verlag gab damals die "Deutsche Wochenschau" heraus, in der der General seine ersten und ernsten völkischen Gedanken über seinen Freiheitskampf veröffentlichte. (...) Wir hatten ein Ziel und eine uns befriedigende Tätigkeit.</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Nachdem sich die anderen genannten Personen Ahlemann, Weberstedt und Holtzmann schon Ende der 1920er Jahre, bzw. Mitte der 1930er Jahre von Ludendorff getrennt hatten, war Johannes Marquardt - und gerade in der Zeit nach 1945 - einer der ältesten "Mitkämpfer" Erich Ludendorffs. Er hatte sich Erich Ludendorff schon angeschlossen lange bevor viele spätere Anhänger sich diesem angeschlossen haben.<br />
<br />
<h2>
Über die Gründung des Tannenbergbundes 1925</h2>
<br />
Über den Zusammenschluß der völkischen Wehrverbände zum Tannenbergbund im Jahr 1925 berichtet Johannes Marquardt (offenbar von ihm chronologisch ganz falsch erst ins Jahr 1929 verlegt) (8, S. 24): </div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Als 3. Bundesführer des Frontkriegerbundes in München bekam ich den Auftrag, an der historischen Sitzung in Berlin teilzunehmen, der Zusammenkunft aller Führer der völkischen Wehrverbände im Hotel "Prinz Albrecht" in der Zimmerstraße gegenüber dem Preußischen Abgeordnetenhaus.</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Marquardt berichtet von den Widerständen der einzelnen Formationen:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Ich bat den Feldherrn, mit einem Befehl die Auflösung der Wehrverbände und den Zusammenschluß zu einem großen Ganzen zu fordern. Da sagte Ludendorff lächelnd:<i> "Ja, heute kann ich als Zivilperson keine Befehle mehr erteilen, solche Entschließungen müssen freiwillig und von unten heraus erfolgen."</i> (...) So löste ich mich dann aus dem Verbande des Frontkriegerbundes, der sich schon innerlich mehr zu Hitler bekannt hatte, und trat mit einigen wenigen Verbandsführer und deren Mannen, darunter auch der Führer des aus den Kämpfen in Oberschlesien bekannt gewordenen Verbandes "Hindenburg", Major a. D. Hans-Georg von Waldow in Hannover, (...) zu Ludendorff und seinem Wollen. (...) So wurde ich also Mitbegründer des Tannenbergbundes als einem politischen Kampfbund ohne jede Uniformierung und Soldatenspielerei.</div>
</blockquote>
Auch Erich Ludendorff erwähnt Johannes Marquardt in seinen Lebenserinnerungen (zit. n. 8, S. 29):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Ich will hier auch Herrn Marquardt (...) gedenken, der die örtliche Gruppe des Frontkriegerbundes geführt hat und in klarer Erkenntnis der Notwendigkeit des Aufgehens der einzelnen Verbände in den Tannenbergbund das Aufgehen seiner Gruppe in diesem Bund gefördert hat. </div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Schon 1926 ging Johannes Marquardt in Brandenburg, Mecklenburg und Vorpommern auf Vortragsreise (8, S. 22) (Hervorhebung nicht im Original):</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<b><span style="color: #274e13;">Im Herbst 1926 hatte ich dann Gelegenheit, Erich Ludendorff anläßlich seines ersten öffentlichen Auftretens nach seiner Halsoperation im "Landwehrkasino" in Berlin vorgestellt zu werden. Diese Stunde vergesse ich niemals, als ich diesem Großen Soldaten und Feldherrn, aber auch gütigen Menschen, in seine klaren hellen Augen schauen und persönliche Worte mitnehmen durfte. Er dankte mir noch einmal für den Übertritt meiner Kameradenschar zum Frontkriegerbund und für meine Erfolge während meiner ersten Vortragsreise. Seit dieser Begegnung wurde Ludendorff mein großes unumstößliches Vorbild in meinem ganzen späteren Leben.</span></b> (...)</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Anfang August 1927 (...) erschien die seit Wochen erwartete neueste Kampfschrift (...) <i>"Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse"</i>. (...) Diese geistige "Atom-Bombe" schlug wie ein reinigendes Gewitter in Deutschland und in aller Welt ein. (...) Wer kann sich heute, außer uns wenigen alten damaligen Kämpfern eine Vorstellung machen von dieser Kampflage? Wer das nicht selber miterlebt hat, der hält diesen geistigen Durch- und Umbruch überhaupt nicht für möglich.</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<h2>
<b>31. Januar 1929 - Morgenspaziergang mit Erich und Mathilde Ludendorff in Magdeburg an der Elbe</b></h2>
</div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br />
Marquardt berichtet (8, S. 26f):</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Mitten in unsere erfolgreiche Kampfarbeit fiel auch eine lange Vortragsreise Erich und Mathilde Ludendorffs, die auf unseren besonderen Wunsch auch Halberstadt besuchen wollten. Nach bester Vorbereitung kam dann der große und für uns so denkwürdige Tag, der 31. 1. 1929! Zwei große Säle waren gemietet und für die Vorträge vorbereitet. Der größere Stadtparksaal faßte 2000 Personen, der kleine Elysiumsaal 1500, dieser brachte die Vorträge in Lautsprecherübertragung. Tags zuvor war ich nach Magdeburg beordert worden, wo ich das Ehepaar begrüßen konnte und den Verlauf des dortigen Vortragsarbends kritisch miterleben sollte. Er verlief gut. Mit Major v. Waldow bezog ich Hotelunterkunft, wo wir beide noch manches miteinander besprechen konnten. <b><span style="color: #274e13;">Am folgenden Morgen waren wir beide zum Quartier der hohen Gäste gebeten worden, wo noch einmal alle Dinge dieser wichtigen Vortragsreise, auch für Halberstadt und Hannover, besprochen wurden. Dann ging es zu einem unvergeßlichen Morgenspaziergang, bei dem wir Erich und Mathilde Ludendorff durch die Magdeburger Elbewiesen gingen. Die Witterung war (...) sehr milde. Die Unterhaltungen hatten bei uns dreien einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen, daß selbst das Ehepaar Ludendorff von dieser Morgenstunde hell begeistert war. Wir waren gebeten worden, uns auszusprechen, denn beide wollten wissen, wie es uns ums Herz war. Ich hatte eine gewisse Scheu, mit Frau Dr. Ludendorff umzugehen; aber diese einmalige große Frau machte mir die Antworten auf ihre Fragen sehr leicht.</span></b></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Nach dem Vortrag waren Erich und Mathilde Ludendorff zum Abendessen bei der Familie Marquardt eingeladen (8, S. 28):</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
In meinem Hause zeigte sich der Feldherr als Mensch auf das herzlichste mit allen verbunden. Meiner sehr aufgeregten Frau wollte das Teewasser nicht schnell genug kochen. (...) Da nahm der Feldherr meine Frau neben sich und sagte zu ihr: <i>"Aber Frau Marquardt, warum sind Sie denn so aufgeregt. Der Tee wird schon werden. Sehen Sie, dort in dem großen Saale, da sprach der General Ludendorff, aber hier bei Ihnen, da sitzt der Onkel Ludendorff vom Hause Marquardt!"</i> (...) Beim Aufbruch sagte er zu uns: <i>"Sollte ich wieder einmal nach Halberstadt kommen, dann bitte ich darum, nicht wieder in dem Gutshaus untergebracht zu werden. Dann möchte ich gerne bei Ihnen wohnen"</i>! Diese Stunden mit allem Erleben hat meine Frau nie mehr vergessen können, ja, diese Stunde hat meiner Frau ihr seelisches Rückgrat für alle Zeiten gestärkt. Der <i>"Onkel Ludendorff"</i> kam ihr nie mehr aus dem Sinn!</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Abends gab es noch eine Überraschung für Erich Ludendorff, wie Marquardt berichtet (8, S. 28f):</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Ca. 40 alte Lüttichkämpfer vom August 1914 standen zur Begrüßung dem ehemaligen Führer der 14. Infanterie-Brigade gegenüber. Ludendorff war gerührt, das hatte er nicht erwartet. Er sprach mit jedem einzeln, drückte ihm die Hand und wünschte alles Gute für sein weiteres Leben. Mit den Kriegsverletzten unterhielt er sich besonders lange. Diese einstigen Kämpfer von Lüttich kamen größtenteils aus der Halberstädter Gegend. </div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Marquardt schreibt (8, S. 29f):</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Damals konnte man wohl sagen: "Es ist eine Lust, diesen Kampf mitzuerleben!"</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Er berichtet auch (8, S. 30):</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Als ich immer mehr als Landesredner eingesetzt werden mußte, übernahm mein Gauführeramt der Hauptmann a. D. B. Wentzel aus Blankenburg/Harz, Ehemann der regsamen Rednerin Frau Ilse Wentzel, von Beruf Lehrerin (...). - Herr Wentzel fiel als Major im 2. Weltkrieg, Frau Wentzel starb von eingen Jahren in ihrem Blankenburger Heim.</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Marquardt berichtet auch von der Erzieher-Tagung in Hetendorf im Sommer 1930 (8, S. 30f). Marquardt machte Vortragsreisen fast durch ganz Deutschland, nach Ostpreußen ebenso wie nach Schleswig-Holstein, Sachsen und Thüringen. Seine Vortragsthemen lauteten <i>"Ludendorffs Kampf gegen Priesterherrschaft und Diktatur"</i> und <i>"Weltkrieg droht auf deutschem Boden"</i> (8, S. 32). Dabei erlebte Marquardt auch, wie die Abhaltung seiner Vorträge durch die Polizei gegen randalierende Nationalsozialisten geschützt werden mußte. In Ostfriesland will er die Leserzahl von "Ludendorffs Volkswarte" durch seine Vorträge von fünf auf 250 angehoben haben (8, S. 36f).<br />
<br />
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjHjcA17EzMvGd76c-n_xWBnPmtSXtevK7UvEJTqzcncc-tbZNnRapj_UUxUmBYalVWsIFLzz7y90SZDYJabaVcGh7S0QD2Vwe1YDkZE0hz_DhSuaxdI5nHffKix3cPfydmC_gomzusUkI/s1600/1937+Johannes+Marquardt+Silberhochzeit.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjHjcA17EzMvGd76c-n_xWBnPmtSXtevK7UvEJTqzcncc-tbZNnRapj_UUxUmBYalVWsIFLzz7y90SZDYJabaVcGh7S0QD2Vwe1YDkZE0hz_DhSuaxdI5nHffKix3cPfydmC_gomzusUkI/s640/1937+Johannes+Marquardt+Silberhochzeit.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Johannes Marquardt, Silberhochzeit (1937)</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Aufgrund seiner beruflichen Schwierigkeiten arbeitete er ab 1935 in Küstrin wieder als ziviler Bauingenieur für die Wehrmacht und den Festungsbau (8, S. 38). Bei Kriegsausbruch 1939 war er 54 Jahre alt und mußte wieder Uniform anziehen (8, S. 44). Er arbeitete in Festungspionier- und Nachschub-Stäben in verschiedenen Teilen Deutschlands und Europas, unter anderem in Griechenland (8, S. 52) und ab Januar 1944 in Holland, wo Luftlandungen der Alliierten befürchtet wurden (8, S. 55). Im Dezember 1945 erlebte er auch noch das berüchtigte amerikanische Kriegsgefangenenlager Mainz-Bretzenheim (8, S. 57f). Am 28. Dezember 1945 konnte er zu seiner Familie nach Hause zurück kehren. Diese hatte inzwischen in Lörrach in Baden eine neue Heimat gefunden (8, S. 59).<br />
<br />
<h2>
Neuanfang in Lörrach 1952</h2>
<br />
Und dort fand Marquardt schließlich 1947 für die nächsten neun Jahre Arbeit als Bauingenieur für die französische Militärregierung des Kreises Lörrach (8, S. 60). Er berichtet (8, S. 61):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Ausgang des Winters 1951 zu 1952 schrieb ich an Frau Dr. Ludendorff nach Tutzing, meldete ihr meine neue Lage und meinen Verlust der alten Heimat, und bat um Auskunft, ob man wieder von vorne anfangen sollte. Ich schilderte ihr meine hiesigen Eindrücke und glaubte, es einmal versuchen zu können. Dazu brauchte ich aber Anschriften alter Leser von Volkswarte und Quell. Sie war recht erfreut über meine Meldung und ließ mir durch den Generalvertreter des neu eingerichteten Verlages "Hohe Warte", Herrn Franz August Stötzer aus Lemgo, schreiben, daß es ihr recht sei, wenn ich hier die Bewegung wieder vorantreiben würde. Herr Stötzer schickte mir ganze 12 Anschriften aus einem Gebiet von ca 50 km im Umkreis und bat mich, diese einmal zu einer Aussprache in Lörrach einzuladen. Nun, das tat ich, und so kam es denn Anfang Mai 1952 zu einer ersten zwanglosen Zusammenkunft von acht Personen im alten Hotel "Zur Krone" in Lörrach.</blockquote>
Im Spätherbst 1954 reichte Johannes Marquardt bei Mathilde Ludendorff ein Buchmanuskript ein, ein Aufklärungsbuch, wie er schreibt, über Erich Ludendorff, auch ein Gedenkbuch. Mathilde Ludendorff antwortete (zit. n. 8, S. 67):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Sehr geehrter Herr Marquardt! Mit großer Freude habe ich Ihre Schrift über den Feldherrn durchgelesen und sende sie an Herrn v. Bebenburg ... Ich habe ihm geschrieben, daß ich mich sehr freuen würde, wenn es möglich ist, daß die Schrift in den Ostertagen (1955) hier in Tutzing schon verkauft wird.</blockquote>
Und wohl einige Zeit später:<br />
<blockquote class="tr_bq">
Der Druck Ihres Buches wird nach Angabe meines Schwiegersohnes bis zur Tagung unmöglich fertig gestellt werden können. Ich glaube aber, daß es uns gelingen wird, ihm Verbreitung zu verschaffen.<br />
<br />
Mit freundlichen Grüßen und dem Rufe<br />
Es lebe die Freiheit<br />
gez. Dr. Mathilde Ludendorff</blockquote>
Der Verleger Franz von Bebenburg aber schrieb Marquardt nach mehreren Nachfragen am 7. August 1956 (8):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Sehr geehrter Herr Marquardt!<br />
<br />
Bei meiner Arbeitslast ist es mir fast unmöglich, mich mit der schriftlichen Arbeit von Autoren zu befasen, darum habe ich mich - seither - außer dem einen Brief an Sie - in Schweigen hüllen müssen .... Ludendorff ist doch heute ein verfemter Mann ... Ich konnte mich aus Zeitmangel nicht näher mit der Sache befassen, so gern ich es tun würde.<br />
<br />
Mit den besten Grüßen<br />
Ihr<br />
gez. v. Bebenburg </blockquote>
von Bebenburg wollte die Ludendorff-Biographie also offensichtlich nicht herausbringen. So recht klar wird zunächst nicht, warum er das nicht wollte.<br />
<br /></div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEglHlLp1bAS8OFeOlMYQFe6lPFf0rEAJaUXyzuA_TguLbsUMxQkC1cWxYOPESwTpAf8TKkegnwL1SKchk3CHL5tkUsCMTLwprRXK5ZLYIM_dV9pK7xmVYOD1u330pW9NW0qsQFVC-gSzGw/s1600/1957-10-04+Abendliche+Ansprache+80.+Geburtstag.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="442" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEglHlLp1bAS8OFeOlMYQFe6lPFf0rEAJaUXyzuA_TguLbsUMxQkC1cWxYOPESwTpAf8TKkegnwL1SKchk3CHL5tkUsCMTLwprRXK5ZLYIM_dV9pK7xmVYOD1u330pW9NW0qsQFVC-gSzGw/s640/1957-10-04+Abendliche+Ansprache+80.+Geburtstag.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Johannes Marquardt (?) spricht am Grab Erich Ludendorffs, 4. Oktober 1957</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
Marquardt's Ludendorff-Biographie erschien dann 1965 im Pfeiffer-Verlag (6). Da dieses Buch allerdings gegen einige Urheberrechte verstieß, die sich im Besitz des Verlages Hohe Warte befanden, ging Franz von Bebenburg gerichtlich gegen dieses Buch vor.</div>
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjKUaWS7ZxA-T39gJ6XJhSzfbCrQK54upmJmzkRBML5KvYeB9APRBQ3iV_p7gdomFSqoSE0EAiaoDBGc2shyBbN61lsLAQZoJAfnGZXWgaEVjylKWDepkfcYT6YhJC3owF-LVcih0gOOZA/s1600/1958-10-10+Prothmann,+Marquardt,+Reinhard,+Sand,+Panthel.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="490" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjKUaWS7ZxA-T39gJ6XJhSzfbCrQK54upmJmzkRBML5KvYeB9APRBQ3iV_p7gdomFSqoSE0EAiaoDBGc2shyBbN61lsLAQZoJAfnGZXWgaEVjylKWDepkfcYT6YhJC3owF-LVcih0gOOZA/s640/1958-10-10+Prothmann,+Marquardt,+Reinhard,+Sand,+Panthel.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Prothmann, Marquardt, Reinhard, Sand, Panthel am Seitentor des Friedhofs in Tutzing, 10. 10. 1958</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
Die Einzelheiten rund um diese Auseinandersetzung müssen in diesem Beitrag noch nachgetragen werden. Hier werden nun nur noch einige historische Fotografien eingestellt, die sich in dem Manuskript der Lebenserinnerungen von Johannes Marquardt finden (Abb. 1 bis 6).</div>
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCMQi0urjzTfZUVMM9s87M7mTkIXAQOrjRGQHJe6W5Toq1U5XGPFLgTexMsAUWz89zgnBQWiZkpqTDWhWm7Fu1VLEnTsVpK8KIrQxJnP6Qbig_ox-at8cdJ6S2cwfXZUOgBLi1OSnmFrM/s1600/1958-59+J.+Marquardt+Atom-Vortragsreise+Husum.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCMQi0urjzTfZUVMM9s87M7mTkIXAQOrjRGQHJe6W5Toq1U5XGPFLgTexMsAUWz89zgnBQWiZkpqTDWhWm7Fu1VLEnTsVpK8KIrQxJnP6Qbig_ox-at8cdJ6S2cwfXZUOgBLi1OSnmFrM/s640/1958-59+J.+Marquardt+Atom-Vortragsreise+Husum.jpg" width="372" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 3: Johannes Marquardt als Vortragsredner gegen Atomkernspaltung in Husum (1958/59)</td></tr>
</tbody></table>
Diese biographische Skizze ist künftig noch zu ergänzen.<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjnDRfnZOtc5nfe5tUhW3Z1u1Y6BCO0ixJh2NDw_OTdgTMB9KbssExXIAAMH5N0IHz-oNXM1cW5wYGQNm9W_lNeVQNwoPZZjDNXT3KJuq35mHboOiAW4UC5-QEuC98-j3CzYAVDU8C77Zo/s1600/1961+J.+Marquardt+mit+s%C3%BCdbadischen+Freunden+am+Grab+in+Tutzing.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="412" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjnDRfnZOtc5nfe5tUhW3Z1u1Y6BCO0ixJh2NDw_OTdgTMB9KbssExXIAAMH5N0IHz-oNXM1cW5wYGQNm9W_lNeVQNwoPZZjDNXT3KJuq35mHboOiAW4UC5-QEuC98-j3CzYAVDU8C77Zo/s640/1961+J.+Marquardt+mit+s%C3%BCdbadischen+Freunden+am+Grab+in+Tutzing.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 4: Johannes Marquardt mit südbadischen Freunden am Grab Erich Ludendorffs, 1961</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEib6Z2dOYkqwg71WV3YxUkqY7k8YJPDzA8VrFHgg0wTXVnd7vMjWqqVoTH4599sgW3ulvdXiSv8Ho69qUraV0g7bHa-E3hOWIGV9uNJuoa7AZ3GM8vUV_6upqK7BVRPWvXxoo8tdmUGbM8/s1600/1961+Ostern+M.+Ludendorff+spricht+zu+s%C3%BCdbadischen+Freunden.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="454" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEib6Z2dOYkqwg71WV3YxUkqY7k8YJPDzA8VrFHgg0wTXVnd7vMjWqqVoTH4599sgW3ulvdXiSv8Ho69qUraV0g7bHa-E3hOWIGV9uNJuoa7AZ3GM8vUV_6upqK7BVRPWvXxoo8tdmUGbM8/s640/1961+Ostern+M.+Ludendorff+spricht+zu+s%C3%BCdbadischen+Freunden.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 5: Mathilde Ludendorff spricht zu Freunden aus Südbaden, Tutzing, Ostern 1961</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhNaebOqmN0mn6P8hBONktOv20GQCzXcGVmgu4ZEZqSKfO9lEmJ8w4RrfeyXimmO9a_dh_l2lSgE2JpCoo_4qs_aFUGWXNYpxJ4cA4n2IehUkxam0nmjtIiVPuyaNqa-vL9jwmJq-ZBtwc/s1600/1961+Ostern+M.+Ludendorff,+J.+Marquardt.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="438" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhNaebOqmN0mn6P8hBONktOv20GQCzXcGVmgu4ZEZqSKfO9lEmJ8w4RrfeyXimmO9a_dh_l2lSgE2JpCoo_4qs_aFUGWXNYpxJ4cA4n2IehUkxam0nmjtIiVPuyaNqa-vL9jwmJq-ZBtwc/s640/1961+Ostern+M.+Ludendorff,+J.+Marquardt.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 6: Mathilde Ludendorff im Gespräch mit Johannes Marquardt, Tutzing, Ostern 1961</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<br />
<br />
<div style="text-align: right;">
/Aufsatz veröffentlicht </div>
<div style="text-align: right;">
entsprechend des letzten </div>
<div style="text-align: right;">
Standes der Bearbeitung </div>
<div style="text-align: right;">
vom 24.12.2013/</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
_______________________________________________________________________</div>
<ol style="text-align: justify;">
<li>Privates Ludendorff-Archiv des Verfassers </li>
<li>Marquardt, Johannes: Jesuiten in der Schweiz? In: Der Quell, Bd. 8, 1956</li>
<li>Marquardt, Johannes: Jämmerliche Versuche. In: Der Quell, Bd. 8, 1956, S. 990ff </li>
<li>Marquardt, Johannes: 500 Jahre Universität Freiburg. In: <a href="http://www.zvab.com/Zeitschrift-Geistesfreiheit-Bebenburg-Verantwortlicher-Schriftleiter-Einzelheft/67577833/buch">Der Quell, Bd. 9, 1957</a></li>
<li>Marquardt, Johannes: Atom das ernsteste Problem unserer Zeit.
Lebenselement oder Lebenszerstörung; Unsere Welt im Alarmzustand
drohender und vorsätzlicher Vernichtung (Die Gefahren der
Atomkernspaltung vom Standpunkt der Gotterkenntnis "Ludendorff").
Vortrag, Selbstverlag, Lörrach/Baden 1958 (46 S.), 1970 </li>
<li>Mahlberg, Hartmuth (d.i. Johannes Marquardt): Erich Ludendorff. Zum
Gedenken an seinem 100. Geburtstag. Leben und Wirken des bedeutenden
Feldherrn und Politikers. Mit zahlr. Abb. a. Taf. u. Ktn.-Skizz.
(Überarbeitung in militärischer Hinsicht durch Franz Biese.) Hans
Pfeiffer Verlag, Hannover 1965 (334 S.)</li>
<li>Marquardt, Johannes: Walter Löhde. Schriftsteller und
Kulturhistoriker - ein Kämpfer für die Geistesfreiheit - Sein Leben und
sein Werk. Zum 75. Geburtstag am 20.7.1965. Privatdruck 1965 (46 S.)
(zit. in <a href="http://www.hohewarte.de/MuM/Jahr2000/Loehde0013.html">"Mensch & Maß", Jg. 2000</a>) (<a href="http://www.justbooks.de/search/?ac=sl&st=sl&ref=bf_s2_a1_t7_7&qi=9EFun5to0gADNr6F9w3AW97.0xQ_9512063840_1:393:1780&bq=author%3Djohannes%2520marquardt%26title%3Dwalter%2520lohde.%2520schriftsteller%2520und%2520kulturhistoriker%2520-%2520ein%2520kampfer%2520fur%2520die%2520geistesfreiheit%2520-%2520sein%2520leben%2520und%2520sein%2520werk%2520sehr%2520selten%2520%21%2520aus%2520dem%2520nachlass%2520gerhard%2520lowenthal">Anitquariat Arzt, Hofheim</a>) </li>
<li>Marquardt, Johannes: Meine Lebens- und Kampfjahre. Erinnerungen 1885 - 1965. Selbstverlag, Manuskriptdruck o.J. [1969] (90 S.) (<a href="http://www.justbooks.de/search/?ac=sl&st=sl&ref=bf_s2_a1_t6_6&qi=9EFun5to0gADNr6F9w3AW97.0xQ_9512063840_1:393:1779&bq=author%3Djohannes%2520marquardt%26title%3Derinnerungen.%25201885%2520-%25201965">Versandbuchhandlung Bärwinkel</a>)</li>
<li><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;">von Bebenburg, Franz
Freiherr: Besprechung des Buches von Hartmuth Mahlberg (d.i. Johannes
Marquardt) "Erich Ludendorff - Zum Gedenken seines 100. Geburtstag". In:
Mensch & Maß, Folge 3, 9.2.1966, S. 138 - 143</span><span style="font-size: small;"> </span></li>
<li>Aretz, Emil: Hexen-Einmal-Eins einer Lüge. Hohe Warte, Pähl 1970 (392 S.) (2 Auflagen), 1973, 1976, 1984 (5. Auflage)</li>
<li>Aretz, Emil: Du und Dein Volk. Besinnung und Mahnung. Selbstverlag, Grainbach/Obb. 1972, 1973 (95 S.)</li>
</ol>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-2268232062797362312018-04-29T10:23:00.001+02:002018-04-29T10:23:19.876+02:00Erich Ludendorff - In zentralen Punkten rehabilitiert durch die etablierte Geschichtsschreibung?<div style="text-align: justify;">
<b>Erich Ludendorff und der totale Krieg - Gibt es Neubewertungen?</b><br />
<b>Ein Vortrag des britischen Historikers Alexander Watson an der britischen Offiziers-Akademie vor drei Jahren</b><br />
<br />
Ich hatte schon in einem meiner neueren Videovorträge kurz darauf hingewiesen, daß es gegenüber bislang tabuisierten Themen wie "Rasse" oder "Erich Ludendorff", sprich gegenüber dem bisher tabuisierten völkischen Gedanken und seiner vornehmlichen Vertreter eine neue Argumentationsstrategie zu geben scheint. Der Humangenetiker David Reich behandelt das Thema "Rasse" neuerdings genauso wie der britische Historiker Alexander Watson (geb. 1979) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Watson_(Historiker)">Wiki</a>) schon im Mai 2015 die geschichtliche Bedeutung Erich Ludendorff behandelt hat. Nämlich einerseits wird rhetorisch und in Adjektiven so wie bisher auf dem völkischen Gedanken als das Schlimmste und Schrecklichste hingewiesen, während zugleich in der Sache derselbe in wesentlichen Punkten rehabilitiert wird.<br />
<br />
Hier soll auf Alexander Watson hingewiesen werden. Dieser hat vor Offizieren der britischen Streitkräfte im Rahmen der "Joint Services Command and Staff College (JSCSC)" (<a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Joint_Services_Command_and_Staff_College">Wiki</a>) einen Vortrag gehalten, der eine völlige Neubewertung der geschichtlichen Bedeutung Erich Ludendorffs (1864-1937) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Ludendorff">Wiki</a>) enthält (1). Diese Neubewertung geht - im positiven Sinne - weit über das hinaus, was in der etablierten deutschen Historikerschaft gegenüber Erich Ludendorff seit 1945 an Sichtweisen hervorgebracht worden war. Er tat dies im Rahmen der dortigen "Forschungsgruppe Erster Weltkrieg". Dieser Vortrag ist - zumindest nach Datumangabe - schon seit 2015 auf Youtube zugänglich (1).<br />
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<br />
<div style="text-align: center;">
<iframe allow="autoplay; encrypted-media" allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/iFe9orAVMXw?rel=0" width="560"></iframe></div>
<br />
<br />
Alexander Watson sagt in diesem gut halbstündigen Vortrag einleitend (im folgenden alles eigene Transkription und Übersetzung) (1):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Erich Ludendorff ist keiner, der von den Historiker besonders liebevoll behandelt wird. Man erinnert sich nicht gern an ihn. Schon viele Zeitgenossen mochten ihn nicht, besonders in Österreich, wo man sich an ihn als an den "abscheulichen Preußen" erinnerte. (...) Er war Soldat, er war Militarist, er verkörperte die mörderischen Werte und Tugenden, die Nachteile und Probleme der preußischen militärischen Elite im frühen Zwanzigsten Jahrhundert. Und in mancher Hinsicht in übertriebener Weise. ... Und im weiteren Verlauf seines Lebens wurde er nicht nur ein Nationalist, ein Antisemit, ein Rassist, er war die meiste Zeit seines Lebens auch Sozialdarwinist, ein Mann, der glaubte, daß Krieg, Kampf zwischen Nationen unvermeidlich war. Er sah den Ersten Weltkrieg nicht als einen Krieg an wie wir ihn erinnern, nämlich einen "Krieg, um alle Kriege zu beenden", sondern mehr als einen Krieg, dessen Ergebnis in weitere Kriege münden würde, um Deutschland in eine Position zu bringen, so günstig wie nur immer möglich für alles, was die Zukunft bringen würde.</span></b></blockquote>
Natürlich sind diese Zeilen noch durchwirkt von hanebüchenen Fehlurteilen. Aber lassen wir sie erst einmal so im Raume stehen. Sie sind ja nichts Ungewöhnliches. Viel eher "alltäglich".<br />
<br />
Man kann aber auch hinzufügen, daß hier deutlich wird, daß Watson sich mit Erich Ludendorff als Kritiker von Hintergrundpolitik, als Kritiker von überstaatlichen Mächten noch nicht besonders beschäftigt zu haben scheint, auch nicht mit den Motiven, die hinter dieser Hintergrundpolitikkritik stehen. Aber schon aus Buchtiteln Erich Ludendorffs wie <i>"Kriegshetze und Völkermorden in den letzten 150 Jahren"</i> (1928) oder <i>"Weltkrieg droht auf Deutschem Boden"</i> (1930) sollte doch deutlich werden, daß Erich Ludendorff gerade nicht wollte, daß menschliche Geschichte sich als eine Geschichte ununterbrochener Kriegshetze und ununterbrochenen Völkermordens vollzog. Schon seine Wehrvorlage aus dem Jahr 1912 hat Erich Ludendorff doch immer charakterisiert von ihm gedacht als ein Mittel zur Kriegsvermeidung. Aber wer wollte solche "unwesentlichen Details" gar so wichtig nehmen .... Es ist "nur" Ludendorff, der "Schlimme", der "Schrecklichste" der Schrecklichen.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="font-family: "times new roman"; margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><div style="margin: 0px;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEisBOzTzdRrNkj0gbMt-p-Nc4t57muulLg9MJVSXWnRctp67RAr2ISdz1Q_uTsNakbhbZ8dyMgrek44A00yq3XXV3Mh8Ne6h_2-3GAmrhyjylLb56b4nhEcwop5RLWm99BXs05fSpb7tmw/s1600/height.630.no_border.width.1200.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="630" data-original-width="1200" height="336" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEisBOzTzdRrNkj0gbMt-p-Nc4t57muulLg9MJVSXWnRctp67RAr2ISdz1Q_uTsNakbhbZ8dyMgrek44A00yq3XXV3Mh8Ne6h_2-3GAmrhyjylLb56b4nhEcwop5RLWm99BXs05fSpb7tmw/s640/height.630.no_border.width.1200.jpg" style="cursor: move;" width="640" /></a></div>
</td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;"><div style="margin: 0px;">
Abb. 1: Der britische Historiker Alexander Watson, 2015</div>
</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Watson sitzt hier also allzu klar noch Sichtweisen über "Militarismus" auf, die propagandistische Elemente enthalten. Denn sonderbarer Weise werden ja die westlichen Demokratien, die nicht erst seit 1945 die Welt mit einem Meer von Krieg überzogen haben, nicht als "militaristisch" gekennzeichnet. Solche Dinge sind zu lächerlich, um ihnen überhaupt noch weiter Beachtung zu schenken. Man wird einfach nur die Hoffnung aussprechen dürfen, daß irgendwann auch einmal diesbezüglich die Realität unter Fach- und Militärhistorikern - wie jenen rund um Alexander Watson - ankommen wird. Das neu erschienene Buch von Niall Ferguson <i>"The Square and the Tower - Networks and Power, from the Freemasons to Facebook"</i> läßt ja auch diesbezüglich manche Hoffnungen aufkeimen. Doch zurück zu Alexander Watson. Dieser ist in seinen weiteren Ausführungen 2015 schon so viel mehr in der historischen Realität angekommen, daß es sich wirklich lohnt, sie zur Kenntnis zu nehmen. Und deshalb macht es Sinn und ist es wertvoll, fast seinen gesamten Vortrag weitgehend vollständig zu übersetzen. Er sagt nämlich weiter:<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Es ist viel über Erich Ludendorff geschrieben worden. Aber interessanterweise fokussiert man dabei meistens auf Ludendorff als einen politischen Soldaten, man schaut auf sein politisches Handeln, seine Kriegsziele, seine expansiven Kriegsziele während des Krieges und was er in Deutschland innenpolitisch tat, mehr als auf alles andere. Die beiden wichtigsten Bücher über Ludendorff, Martin Kitchen's <i>"The Silent Dictatorship"</i> (1976) und Manfred Nebelin's <i>"Diktator im Ersten Weltkrieg"</i> (2010) behandeln Ludendorff als einen politisch Handelnden, als einen Herrscher - wie die Titel sagen - als einen Diktator oder als den Leiter einer Diktatur. Und dies ist ein Umstand, dem gegenüber meiner Meinung nach wirklich eine Neubewertung ansteht.</span></b></blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Ludendorff ist - natürlich - ein Soldat. Und um Ludendorf zu verstehen, muß man seine militärische Identität in den Vordergrund stellen. ... 1913 Kriegsakademie ... Militärische Probleme, militärische Prioritäten sind es, mit denen er vornehmlich beschäftigt ist. Ich möchte im folgenden darauf hinaus, daß diese militärischen Probleme und Prioritäten im Zentrum dessen standen, was er tat, um zu erklären, was er in Deutschland während des Ersten Weltkrieges tat. Im August 1916 stieg er zur Leitung des deutschen Heeres auf, direkt unter Paul von Hindenburg. Er hatte den Titel Generalquartiermeister. Und er war de facto der Leiter der deutschen Armee vom August 1916 bis zu Ende Oktober 1918. Darüber hinaus war die sogenannte dritte Oberste Heeresleitung politisch und diplomatisch sehr aktiv. 1916 griff Ludendorff in die Innenpolitik ein, um die moralischen Grundlagen der deutschen Kriegsanstrengungen zu verbessern - ich werde später noch genauer erläutern, was ich damit meine. Er griff in die Wirtschaft ein, legte das Hindenburg-Programm auf, ein massives Programm, um Deutschland in Sachen Bewaffnung und Rüstung wieder auf gleich zu bringen mit den Alliierten an der Westfront, mit der Material-Ausstattung, auf die die Alliierten in Frankreich und Flandern zurück greifen konnten. Und er griff ebenso kraftvoll in die Diplomatie ein, indem er die Kriegsziele formulierte, für die Deutschland tatsächlich kämpfte. Eine Reihe von Arbeiten, die sich anschauen, was Ludendorff militärisch tat, verwerfen ihn im allgemeinen.</span></b></blockquote>
Im weiteren bezieht sich Watson auf die US-amerikanische Professorin für Deutsche Geschichte Isabel Victoria Hull (geb. 1949) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Isabel_Hull">Wiki</a>, <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Isabel_V._Hull">engl</a>). Sie sieht - laut dem englischen Wikipedia - Deutschland immer noch als hauptverantwortlich für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und sie wird dafür kritisiert, daß sie die Folgen der britischen Hungerblockade gegenüber Deutschland verharmlosen würde, die 400.000 zivile Todesfälle in Deutschland zur Folge hatte. Vermutlich bezieht sich Watson im folgenden vor allem auf ihr diesbezügliches Buch <i>"Absolute Destruction - Military Culture and the Practices of War in Imperial Germany"</i> (2005) (<a href="https://www.amazon.de/Absolute-Destruction-Military-Practices-Imperial/dp/0801472938/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1518076058&sr=8-1&keywords=isabel+hull&dpID=51JWXK1MY1L&preST=_SY264_BO1,204,203,200_QL40_&dpSrc=srch">Amazon</a>). Watson:<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Isabel Hull hat argumentiert, daß seine (Ludendorffs) Mentalität ihn dazu verleitete, auf Taktik zu fokussieren, zurückzuführen auf seine Ausbildung als ein preußischer Offizier, und was typisch sei unter preußischen Offizieren, und was letztlich Deutschland in die Katastrophe geführt hätte, das Fehlen seines Willens, die Komplexität moderner Politik zu verstehen, sich realistisch mit der Wahrscheinlichkeit eines Verhandlungsfriedens zu befassen. Sie argumentiert, daß die Mentalität innerhalb des preußischen Offizierskorps fokussiert sei auf die Schaffung und die Perfektion von Gewalt. Ich werde argumentieren, daß es Probleme mit dieser Argumentation gibt. Denn Ludendorff war mit Diplomatie befaßt und mit Innenpolitik. Ich glaube, daß wir ihn umfassender zu verstehen haben als das hier geschieht. Ebenso militärisch. Denn Ludendorff hat sich niemals wieder von seiner Niederlage im Jahr 1918 erholt, verwirrt darüber, daß der Angriff im Frühjahr 1918, der den Krieg beenden sollte, nicht gelang, was dann zur Niederlage Deutschlands an der Westfront führte.</span></b></blockquote>
Niederlage wird man in diesem Zusammenhang als zu starkes Wort charakterisieren können. <i>"Im Felde unbesiegt,"</i> lautete ja damals die Parole in weiten Teilen des deutschen Volkes. Und auch Ludendorff selbst sah sich an der Westfront nicht per se als "besiegt" an. Er sah die Völker Englands und Frankreichs als ebenso kriegsmüde und erschöpft an wie das deutsche und meinte, daß durch hinhaltenden Widerstand noch ein hinlänglich angemessenerer Ausgleichs-Friede hätte geschlossen werden können als er dann tatsächlich geschlossen worden ist. Und deshalb war er ja vom Kaiser entlassen worden Ende Oktober 1918. Watson weiter (1):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Holger Herwig meint in seinem Buch "Erster Weltkrieg", daß Ludendorff niemals über das intellektuelle Niveau eines Regimentskommandeurs </span></b><b><span style="color: #274e13;">hinausgekommen sei, </span></b><b><span style="color: #274e13;">der Infanterietruppen befehligt. Er glaubt, daß es ihm ihm darum gegangen sei, die feindlichen Linien irgendwo zu durchbrechen, die alliierten Armeen zu zerschlagen und sie dann zur Übergabe zu zwingen. Ich möchte darauf hinaus aufzuzeigen, daß hier ein massives Unterschätzen vorliegt. Natürlich ist es sehr schwierig, Ludendorff zu verteidigen. Denn er war eine außerordentlich unangenehme Person. Wer also sagen will, daß man ihn neu bewerten und ernster nehmen muß, ist wirklich in einer ziemlich peinlichen Lage. Aber wenn man ihn erstens nicht von seiner militärischen Seite her betrachtet und wenn man zweitens nicht die Herausforderungen berücksichtigt, mit denen man es bei dieser neuen Art von Kriegführung damals während des Ersten Weltkrieges zu tun hatte, mit diesem "totalen Krieg", dem er gegenüber stand, wenn man nicht von diesen Dingen ausgeht, wird man sein Handeln unmöglich verstehen können. Wenn man diese Sichtweise aber einnimmt, wird er zu einem viel interessanteren, innovativeren militärischen Denker als ihm das bislang zugesprochen worden ist.</span></b> </blockquote>
Nun, das sind doch ungewöhnliche Worte, so möchte man meinen. Watson will in seinem halbstündigen Vortrag dann kurz auf folgende Themen Schlaglichter werfen: Wie entwickelten sich Ludendorffs Kriegsziele? Wo kommen sie her? Worum ging es Ludendorff innenpolitisch? Und was tat er verteidigungsmäßig 1918? Waton (1):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Er war ein "active combat soldier", ein Frontsoldat (also gemeint: kein bloßer Stabsoffizier), der als solcher an der Ostfront geformt worden ist. Die Ostfront ist zu wenig erforscht, was den Ersten Weltkrieg betrifft. Aber es ist zugleich die interessanteste Front des Ersten Weltkrieges. Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen gab es viel mehr Bewegung, es geschah viel mehr. Der Krieg war dort - viel mehr als an der Westfront - so, wie das preußische Militär erwartet hatte, daß ein Krieg aussehen würde. Der zweite Punkt ist, daß die Zivilbevölkerung der heutigen baltischen Staaten, Polens und der Ukraine viel mehr in den Krieg mit einbezogen war. In diesem Sinne war der Krieg seit 1914 viel mehr ein totaler Krieg.</span></b></blockquote>
Hier ist der Begriff totaler Krieg nicht im Sinne benutzt wie ihn Erich Ludendorff verstand. Denn gehungert haben die Menschen in Deutschland, nicht in den besetzten Gebieten. Aber auch das wieder nur am Rande. Watson weiter (1):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Es gab eine Verwaltung, es gab große Flüchtlingsbewegungen und es gab ebenso eine ausnutzende Besatzung, in einem viel größeren Umfang als im Westen zwischen 1914 und 1918. Das, was die Menschen wissen über Erich Ludendorff, ist natürlich der Sieg, den er mit Paul von Hindenburg erfochten hat bei Tannenberg, die Zerschlagung russischer Armeen, die in Ostpreußen eingedrungen waren, der nordöstlichsten Provinz von Deutschland Ende August 1914. (...) Um zu verstehen, wo Ludendorff herkommt und was er wollte angesichts der militärischen Situation des Krieges, um seine Politik und Kriegsziele zu verstehen, muß man auf dieses Eindringen (der russischen Truppen) auf eine andere Weise schauen, nicht auf seinen Erfolg Ende August 1914, sondern auf die acht Monate, in denen Deutschland unter fortdauernder Gefahr stand, von Seiten der russischen Kräfte. Es gab nicht einfach nur ein Eindringen in Deutschland, das in Tannenberg endete. Tatsächlich gab es drei russische Einmärsche in Deutschland. Zuerst im August und September 1914, dann der zweite nach Tannenberg, als die Russen im November 1914 zurück kamen, was zu einer kurzen Besetzung von Teilen Deutschlands bis Februar 1915 führte und schließlich ein kurzes Eindringen im März 1915. Deshalb war während dieses ganzen ersten Teiles des Krieges die vornehmlichste Erfahrung des deutschen Volkes und insbesondere Ludendorffs, der an dieser Front kämpfte, das fortdauernde Gefühl der Gefahr, das von diesen russischen Armeen ausging.</span></b></blockquote>
Auch dies ungewöhnliche Worte. Dabei sind diese Ausführungen so einfach und so klar wie ein Kindergesicht, so simpel und so schlicht, wie Wahrheit immer nur sein kann. Man muß ihnen nichts hinzusetzen. Und man kann immer nur sagen: Was für eine Schande, was für eine riesen große Schande für die gesamte Zeitgeschichtsforschung, daß so simple Dinge erst im Jahr 2015 - und ausgerechnet von einem britischen Historiker - gesagt werden müssen, daß man bislang kaum bereit war, diese Dinge wahrzunehmen und zu bewerten. Es sei weiter Watson gefolgt (1):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Das wirkte sich auf Ludendorffs, bzw. auf die deutschen Kriegsziele in zweierlei Weise aus: Zunächst verstärkte es das Gefühl, das schon vor dem Krieg vorhanden war von einer tiefen, tiefen Verunsicherung. Bei den ersten Kriegszielen, die bezüglich des Ostens formuliert worden sind, handelte es sich um den sogenannten polnischen Grenzstreifen, ein Streifen, der einfach östlich von Polen (? - gemeint ist sicher: von Deutschland) entlang lief, dazu erdacht, Deutschlands Grenzen zu verbessern, so daß es viel mehr Schwierigkeiten geben würde für ein erneuertes Rußland, ein weiteres mal in Deutschland einzumarschieren.</span></b></blockquote>
So simpel und schlicht kann manchmal Wissenschaft sein, sogar Geschichtswissenschaft. Einfach und klar wie ein Kindergesicht. Einfach das feststellen, was während des Ersten Weltkrieges jeder Schuljunge und jedes Schulmädchen in wußte Deutschland. Und was auch jedes Schulmädchen und jeder Schuljunge in England oder Frankreich hätte wissen können - wenn denn eben dort nicht eine unglaublich verlogene Hetzpresse die Deutschen mit Haß und Verleumdung überschüttete in einer Art, daß diese Verhetzung bis heute nachwirkt, sowohl in Deutschland wie in weiten Teilen der Welt. Die Wahrheit führt dieses Kriterium mit sich, daß sie einfach ist, daß sie schlicht ist, daß sie geradezu unschuldig ist. Auf solche Kriterien jedenfalls stoßen wir hier.<br />
<br />
<h2>
Im "stählernen Ring" der Einkreisung, des Zwei-Frontenkrieges und der britischen Seeblockade</h2>
<br />
Watson in der gleichen Weise weiter (1):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Große Kriegsziele von der Art, die Hitler nach 1941 hatte, vielmehr auch schon vor 1941, Ideen großer Annexionen waren tatsächlich nicht Teil von Ludendorffs Plänen oder Wünschen in der ersten Phase des Krieges. Aus dem Frühjahr 1915 haben wir von ihm geschriebene Briefe, in denen er sich beklagte über die übertriebenen Forderungen, die die "Annektionisten" in der Heimat aufstellten, und in denen er sich selbst nur für untergeordnete Grenzkorrekturen aussprach. In anderen Worten: Was er wollte, waren einfach besser zu verteidigende Grenzen entlang von Flußlinien. Zu dieser Zeit sind seine Gedanken über Krieg recht altmodisch. Wofür er sich interessierte, das waren Feldzüge zu Lande, Verteidigungsfähigkeit des Landes. Im Oktober 1915, sechs Monate später, hat sich das geändert und er beginnt, über viel größere Annektionen nachzudenken, insbesondere hinsichtlich von Litauen und das heutige Lettland, das damals Kurland genannt wurde, im wesentlichen die heutigen baltischen Staaten. Und es gibt zwei Gründe für diese Änderung. Und ich glaube, daß 1915 entscheidend ist für Ludendorff darin, die totale Natur der modernen Kriegsführung zu verstehen.</span></b></blockquote>
Eine Nebenbemerkung sei schon hier gestattet: Was bei allen Ausführungen von Watson auffällt, ist, daß der Begriff totaler Krieg gar nicht mehr als ein abscheulicher Begriff verwendet wird im (geschichts-)wissenschaftlichen Diskurs, sondern im wesentlichen als ein Begriff, der einfach vorhandene Sachverhalte beschreibt. Er wird also so verwendet und verstanden wie ihn Erich Ludendorff auch immer verwendet und verstanden hat. Nämlich nicht als eine Forderung, Krieg solle so oder so sein, sondern aus der Beschreibung des Sachverhalts, daß moderne Kriege so oder so sind, nämlich so, daß sie als totale beschrieben werden können, und daß aus dem Erkennen dieses Sachverhalts dann Schlußfolgerungen zu ziehen sind. Das falsche Verständnis ging von der Goebbels-Rede aus, in der er so bombastisch fragte "Wollt ihr den totalen Krieg?" zu einer Zeit, als der Krieg schon lange total geworden war und als es gar keine Frage mehr war, ob man es so haben wolle oder nicht. Zumal diese Frage in Zeiten von Konzentrationslager und Todesstrafe sowieso nur eine rein rhetorische war, eine moralisch also unglaublich flache. Aber das wiederum nur nebenbei.<br />
<br />
Daß nun diese neuartige Verwendung des Begriffs totaler Krieg durch Alexander Watson aus einer breiteren, länderübergreifenden Denkbewegung unter politischen und strategischen Planern im Hintergrund ganz allgemein hervor gegangen ist, bzw. von solchen Ermutigung erfahren haben könnte, dafür werden weiter unten noch Anzeichen geben. Auf diesen Umstand sei aber schon an dieser Stelle hingewiesen. Watson weiter (1):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Zunächst, das ist einfach opportunistisch, im Sommer 1915 haben die Deutschen und Österreich-Ungarn die Russen bei Gorlitz und Tarnow geschlagen und haben die Russen aus dem vertrieben, was damals als Russisch-Polen galt. Es gab also einen riesigen Vormarsch Richtung Osten. Und deshalb war die Versuchung, das Land, das man besetzt hatte zu annektieren, nahe liegend. Zum zweiten aber zeigen Ludendorffs Briefe ernste Sorgen über das, was in der Heimat vor sich ging, insbesondere rund um die Nahrungsmittelversorgung. Deutschland hat als Folge der militärischen Maßnahmen und der Umnutzung des Transportsystems unter Nahrungsmittelknappheit gelitten seit August 1914. Das brachte Probleme der Nahrungsmittelversorgung der Städte mit sich infolge der massiven Mobilisation von Truppen, die die Eisenbahnwaggons nutzten.</span></b></blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Und im Verlauf des Herbst 1914 und 1915 wurde die britische Seeblockade zu einem wesentlichen Faktor. Die Briten stoppten die Lieferung von Kriegsmaterial nach Deutschland. Aber im November 1914 erklärten sie sogar die gesamte Nordsee zum Kriegsgebiet. Und sie stoppten auch andere Lieferungen, insbesondere Nahrungsmittellieferungen nach Deutschland. Und das führte zu schrecklicher Not während des Krieges. Es gibt viel Streit um die Zahlen. Aber wahrscheinlich starben in Deutschland fast eine halbe Million Menschen an Unterversorgung - zu großen Teilen aufgrund der Seeblockade. Es gab noch andere Gründe, aber die Seeblockade ist dafür sehr wichtig. Und Ludendorffs Briefe während des Frühjahrs und Sommers 1915 sind schlicht und einfach mit der Situation der Nahrungsmittelversorgung an der Heimatfront beschäftigt. Er schreibt an den Verantwortlichen der Heimatarmee, daß seine Männer Kartoffeln anbauen, um sie mit nach Deutschland zu bringen. Und der Grund, weshalb er zu dem Schluß kommt, daß Litauen und Kurland annektiert werden sollten, ist, daß sie eine Möglichkeit der landwirtschaftlichen Versorgung für Deutschland bieten. Es sollten dies landwirtschaftliche Provinzen werden, die Deutschland autark machen würden gegenüber der Seeblockade.</span></b><br />
<b><span style="color: #274e13;"><br /></span></b>
<b><span style="color: #274e13;">Er erhielt die Möglichkeit, mit wirtschaftlicher Kriegsführung zu experimentieren in diesem (auf der Karte gezeigten) dunkleren Gebiet, genannt Oberost. Das war der Name für das deutsche Oberkommando im Osten und Ludendorff war der Chef des Stabes. Und er beherrschte im wesentlichen dieses Gebiet, im dem sich heute die baltischen Staaten befinden, als seinen eigenen persönlichen militärischen Machtbereich. [16'10] Und während seiner Amtszeit gibt es eine große Ausnutzung von Ressourcen. Die grundlegende Regel, nach der das Militär, bzw. Ludendorff dieses Gebiet regierten, sagt 1916, daß das Interesse Deutschlands und der deutschen Armee nur untergeordnete Bedeutung ... (?) /unklar/. Es gibt da einige Entwicklung, Aufbau von Infrastruktur, denn die Armee benötigte Infrastruktur an der Ostfront. Deshalb wurden Straßen, Bahnen, Brücken über das gesamte Gebiet hinweg gebaut. Aber viel mehr wurde aus dem Land heraus geholt. Güter etwa im Wert von 77 Millionen Mark wurden in die Provinz investiert, in das besetzte Gebiet und Güter im Wert von etwa 338 Million Mark wurden der Provinz entnommen während der Kriegszeit.</span></b></blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Pferde, Rinder, Schweine und vor allem auch Holz. Litauen und Lettland haben große Wälder. Aber es ist nicht nur Oberost, das zu den deutschen Kriegsanstrengungen beiträgt. Und das ist ein entscheidender Punkt und eine Änderung in Ludendorffs Verständnis darüber, worum es in diesem Krieg geht. Ausgehend von seinem eingeschränkten Verständnis von Feldzügen und Grenzen, die verteidigt werden können, hin zur Erkenntnis: Das ist ein Wirtschaftskrieg, der sowohl das Militär wie auch die Bevölkerung in der Heimat betrifft. Und deshalb sind Ressourcen, materielle Ressourcen entscheidend. ... Die deutsche Kriegswirtschaft geht durch den Konflikt durch das Plündern dieser besetzten Gebiete. Die deutsche Armee besetzte Gebiete, in denen insgesamt 20 Millionen Menschen lebten, also etwa ein Drittel der Bevölkerung von Deutschland in jener Zeit. Und diese Ressourcen in Polen, Belgien, Nordfrankreich und in den heutigen baltischen Staaten erfahren massive wirtschaftliche Ausbeutung.</span></b></blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Und das ist es, was bei Ludendorff eine Änderung bewirkt. Sein Erkennen, daß es bei Sicherheit nicht allein um Grenzen geht, die man verteidigen kann, sondern daß es tatsächlich darum geht, materielle Ressourcen und insbesondere landwirtschaftliche Ressourcen zu bekommen und zu behaupten. Darauf wurde er gestoßen durch die britische Blockade und die wachsende ... in der Heimat. Daher kommen seine Forderungen nach Annektionen. Und das zieht sich hin bis 1917 und erreicht seinen Höhepunkt im Frieden von Brest-Litowsk im März 1918, der Frieden, durch den Rußland für immer aus dem Krieg ausscheidet. Noch einige Zitate von Ludendorff aus dem September 1917: "Ich bin der Meinung, daß es zu wünschen wäre, daß wir einen Frieden bekommen, bevor der Winter einsetzt, solange er uns ... eine wirtschaftliche und militärische Position gibt, die es uns erlaubt, einem weiteren Verteidigungskrieg ohne Furcht entgegen zu sehen." Typisch und bemerkenswert in diesem Zitat ist zunächst, daß Ludendorff auf diesem Verteidigungskrieg besteht. Und das ist zurückzuführen auf diese Erfahrung des Vormarsches der Russen in Ostpreußen, in Deutschland im Jahr 1914.</span></b></blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Ich will auch noch sagen, warum das so traumatisch ist. Es gab Greueltaten gegen die Deutschen, 1.500 deutsche Zivilpersonen sind durch die russische Armee ermordet worden, 13.000 sind gewaltsam nach Rußland deportiert worden, von denen etwa ein Drittel während des Krieges in der Internierung ums Leben kamen. 900.000 Gebäude sind absichtlich zerstört worden durch die russische Armee als Racheakte, Bestrafungen oder während des Kampfes. Und der Einmarsch brachte eine massive Flüchtlingskrise mit sich. 800.000 Flüchtlinge waren in Ostpreußen unterwegs oder sogar weiter nach Westen ins Herz Deutschlands im August 1914. Und während des zweiten Einmarsches im November 1914 waren es noch einmal 350.000, die hoffnungslos in anderen Teilen Deutschlands Zuflucht suchten. Es waren dies große Krisen, die die Deutschen und Ludendorff sehr beeinflußten. Und Ludendorff war ja im Herbst 1914 direkt involviert in die Bemühungen, insbesondere Männer von der Ostgrenze hinweg zu evakuieren in sicherere Regionen Deutschlands. Das ist also die eine Angelegenheit: der Verteidigungskrieg. Wir müssen nicht seiner Meinung sein, aber es ist wichtig zu wissen, wie er es sah.</span></b></blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Und zum zweiten betont er eine wirtschaftliche und militärische Position. Grenzen, die verteidigt werden können, sind nicht mehr genug. Und das wird durch ein weiteres Zitat illustriert, er sagt weiter unten: "Getreide und Kartoffeln sind Macht - genauso wie Kohle und Eisen." Und das ist ebenso eine Folge der Wirtschaftsblockade.</span></b></blockquote>
Über alle diese Ausführungen hinweg gilt wieder und wieder, das ist alles so wahr und so einfach, daß es sich schlichtweg immer nur um "Erkenntnisse" handelt, die damals jedes Schulkind in Deutschland hatte, ja, an seinem eigenen Bauch spürte. Nur eine zutiefst verhetzte und ideologisch verdrehte Zeitgeschichtsforschung braucht Zeit bis 2015 und länger, um solche allzu simplen Erkenntnisse ebenfalls zu gewinnen. Watson über Ludendorff (1):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Daher sehen wir bei ihm, daß seine Forderungen nach Annektionen wachsen.</span></b></blockquote>
Watson vertritt die These (1):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Ludendorffs Interventionen in der Innenpolitik und hinsichtlich der Kriegsziele, sowie seine militärische Strategie können abgeleitet werden von seinem innovativen Engagement hinsichtlich des Themas "totaler Krieg".</span></b></blockquote>
Es sei an dieser Stelle zunächst einmal abgebrochen mit der Übersetzung des Video-Vortrages von Watson aus dem Jahr 2015. Diese Übersetzung ist (zumindest für den Autor dieser Zeilen) sehr Zeit-intensiv. Es wäre sehr erfreulich, wenn sich jemand aus der Leserschaft fände, der uns den Rest auch noch übersetzt.<br />
<br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj9GxpinGHAROoUwPnhmycN_H3oB8cN0l6HvT9u6ae71Bqow_hotSKR8HN4xhcHclKZu-De3YJgik33T9VWimKKbzkD18wul-JbmTjgSXmXPwZZk6ewJKn-yeeUjcHx7H-Ke0QPgRIvoD8/s1600/Ring+of+Steel.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="499" data-original-width="327" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj9GxpinGHAROoUwPnhmycN_H3oB8cN0l6HvT9u6ae71Bqow_hotSKR8HN4xhcHclKZu-De3YJgik33T9VWimKKbzkD18wul-JbmTjgSXmXPwZZk6ewJKn-yeeUjcHx7H-Ke0QPgRIvoD8/s320/Ring+of+Steel.jpg" width="209" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: A. Watson - Ring of Steel, 2014</td></tr>
</tbody></table>
Natürlich macht dieser Vortrag neugierig auf das Buch von Alexander Watson, das - auch - diesem Vortrag zugrunde liegt. Es erschien 2014 unter dem Titel <i>"Ring of Steel - Germany and Austria-Hungary at War, 1914-1918"</i> und hat 800 Seiten. Schaut man in dieses Buch hinein, wird einem klar, daß der hier behandelte Video im Grunde schon in komprimierter Form den Inhalt dieses Buches selbst enthält. Das Buch dient in ausgesprochenem Maße den deutschen Interessen und es ist dringend erforderlich, daß es - endlich - ins Deutsche übersetzt wird. Im Grunde enthält es über weite Strecken nur genau jenes Wissen, das damals - wie schon mehrmals gesagt - jedes deutsche Schulkind hatte. Da man dieses Wissen aber an anderen Orten und in derart "seriöser" Form nicht findet, ist dieses Buch ungeheuer bedeutsam. Alexander Watson ist richtiggehend ein "Deutschland-Versteher" in diesem Buch.<br />
<br />
Sein Titel ist ins Deutsche etwa <a href="http://context.reverso.net/%C3%BCbersetzung/englisch-deutsch/a+ring+of+steel">zu übersetzen</a> mit <i>"Die Stählerne Einkreisung - Deutschland und Österreich-Ungarn im Krieg 1914 bis 1918"</i>. Er soll vermutlich auch erinnern an das damalige Sprichwort in Deutschland "Gold gab ich für Eisen", als die opferwilligen Deutschen ihren Goldschmuck, ja, ihre goldenen Eheringe hingaben und dafür Eisenringe erhielten, die sie mit Stolz trugen - damit Deutschland diesen unglaublich schweren Krieg um seine schiere Existenz durchhält.<br />
<h2>
Bundesverteidigungsministerium fordert Resilienz-Aufbau in der deutschen Bevölkerung 2017</h2>
Oben wurde schon danach gefragt, wo die Umbewertung des Begriffes "totaler Krieg" herstammen könnte. Das "linkskritische" Internetportal <i>"German Foreign Policy - Informationen zur deutschen Außenpolitik"</i> (von einem Horst Teubert [<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Informationen_zur_deutschen_Au%C3%9Fenpolitik">Wiki</a>]) hat im Juni 2017 folgendes berichtet:<br />
<blockquote class="tr_bq">
Berlin (Eigener Bericht - german-foreign-policy)<br />Die aktuelle deutsche Diskussion über die Widerstandsfähigkeit ("Resilienz") der einheimischen Bevölkerung gegen Angriffe feindlicher Kombattanten geht auf Überlegungen aus dem Ersten Weltkrieg und der NS-Zeit zurück. General Erich Ludendorff, der 1916 in die Oberste Heeresleitung der kaiserlichen Armee berufen wurde, äußerte 1935, die "seelische Geschlossenheit des deutschen Volkes" sei die Voraussetzung für den Sieg im kommenden "totalen Krieg". Laut Ludendorff geht es darum, Bevölkerung, Militärführung und Politik zu einer "gewaltigen Einheit" zu "verschweißen", die sich als "Schicksalsgemeinschaft" versteht und ihre gesamte Energie in den Dienst der Kriegsführung stellt. Um dies zu gewährleisten, forderte der General unter anderem die Einführung einer "allgemeinen Dienstpflicht" für Männer und Frauen sowie die Lancierung entsprechender Propagandakampagnen - "schon im Frieden".</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Initiativen der amtierenden Bundesregierung weisen Parallelen dazu auf. In der "Konzeption Zivile Verteidigung" des deutschen Innenministeriums etwa ist die Rede von einer Verfassungsänderung, durch die Frauen zu Tätigkeiten in "verteidigungswichtigen Bereichen" gezwungen werden können. Mittels eines "gesellschaftlichen Diskurses" soll die Bevölkerung außerdem dazu gebracht werden, "Risiken zu tragen" und Schadensereignisse zu "erdulden". ....</blockquote>
Soweit die Einleitung zu einem Volltext, der gegen eine Gebühr von 7 Euro lesbar wäre. Aber die Stoßrichtung ist schon in diesen einleitenden Worten erkennbar. Tatsächlich fällt der Begriff "Resilienz" auf den 143 Seiten des diesbezüglichen frei zugänglichen <i>"Weißbuches zur Sicherheitspolitik"</i> des Jahres 2016 aus dem Bundesministerium für Verteidigung, das sich mit Vorworten von Angela Merkel und Ursula von der Leyen, schmückt, gleich 27 mal (8). Da heißt es zum Beispiel (8, S. 56):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Staat, Wirtschaft und Gesellschaft müssen ihre Widerstands- und Resilienzfähigkeit erhöhen, um Deutschlands Handlungsfreiheit zu erhalten und sich robust gegen Gefährdungen zur Wehr zu setzen.</blockquote>
Oder (8, S. 59):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Sicherheitsvorsorge ist nicht nur eine staatliche, sondern wird immer mehr zu einer gemeinsamen Aufgabe von Staat, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft.</blockquote>
Es wird auch eine Definition des Begriffes Resilienz gegeben (8, S. 49):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Neben einem wirkungsvollen Beitrag zur Abschreckung strebt Resilienz auch den Ausbau der Widerstands- und Adaptionsfähigkeit von Staat und Gesellschaft gegenüber Störungen, etwa durch Umweltkatastrophen, schwerwiegende Systemfehler und gezielte Angriffe, an. Ziel ist es, Schadensereignisse absorbieren zu können, ohne daß die Funktionsfähigkeit von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig beeinträchtigt wird. Der Ausbau der Gesamtresilienz ist dabei das Produkt der fortschreitenden Resilienzbildung in den genannten Bereichen.</blockquote>
Was heißt denn hier "schwerwiegende Systemfehler"? Muß man bei einem solchen Begriff nicht an die satanistische, geheimgesellschaftlich organisierte Pädokriminalität denken, die laut der ARD-Fernsehdokumentation "Operation Zucker - Jagdgesellschaft" des Jahres 2016 die bundesdeutsche Führungsschicht so sehr durchzieht, daß eine wirksame Bekämpfung derselben nicht statt hat, ebenso wie dies von der elitären Pädokriminalität unter Margaret Thatcher vor wenigen Jahren bekannt geworden ist? Was sonst sollen "schwerwiegende Systemfehler" sein? Es wird auch der Begriff "Resilienzaufbau" erläutert (8, S. 60):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Die materielle Infrastruktur von Staat und Wirtschaft ist ebenso Angriffsziel wie die öffentliche Meinung, die vielfach Versuche externer Einflußnahme ausgesetzt ist. Nachhaltige Resilienzbildung in unserem offenen und demokratischen System ist daher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.</blockquote>
Worauf das Weißbuch mit diesen Ausführungen nun eigentlich konkret hinaus will oder was die Hintergedanken bei diesen Ausführungen sind, müßte noch einmal gesondert überprüft werden (Krieg oder Cyber-Krieg mit Rußland). Jedenfalls werden hier Konzepte vom "totalen Krieg" und von seelischer Widerstandsfähigkeit neu überdacht, die insbesondere von Erich Ludendorff spätestens 1935 in die Debatte gebracht worden waren.<br />
<br />
<h2>
Erich Ludendorff forderte 1935 "Machet des Volkes Seele stark!"</h2>
<br />
Der britische Historiker Alexander Watson ist bislang in der deutschsprachigen Öffentlichkeit noch so gut wie gar nicht wahrgenommen worden, und zwar weder in der etablierten, noch in der alternativen Öffentlichkeit. Aber auf Youtube findet man inzwischen nicht nur den oben zitierten bemerkenswerten Vortrag von ihm aus dem Jahr 2015 (1), sondern auch ein ganz aktuelles Interview vom 18. März 2018 (4).<br />
<br />
Oh, bevor ich zum Veröffentlichen des vorliegenden Aufsatzes komme, ist es schon wieder aus Youtube verschwunden - schade. Ich hatte vor einigen Wochen dazu notiert: Watson wird gefragt, worin sich die Kriegserfahrung der Bevölkerung der Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn unterschied gegenüber der Kriegserfahrung der Bevölkerung Englands. Und Watson antwortete (4):</div>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Ich glaube, der Hauptunterschied war vor allem eine viel stärkere Erfahrung des Gefühls von Bedrohung, eine viel, viel größere Erfahrung des Gefühls von Bedrohung. Denn man hat das Russische Reich an seiner östlichen Grenze, das gilt sowohl für das Deutsche Reich wie Österreich-Ungarn, das an Russisch-Polen und an die Ukraine grenzte. Und natürlich drangen in Deutschland im Jahr 1914 ebenfalls feindliche Truppen ein, ebenso in Österreich-Ungarn. Aus diesem Grund gab es ein viel stärkeres Gefühl für die große Hauptgefahr des Eindringens feindlicher Truppen, das man zur gleichen Zeit in Großbritannien gar nicht hat. Das ist das eine. Der andere große Unterschied sind die Entbehrungen, die Not des Krieges. Großbritannien führt Rationierung (von Lebensmitteln und Gebrauchsgütern) nicht vor dem Februar 1918 ein. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Deutschland und Österreich-Ungarn Rationierung schon seit vollen drei Jahren. Und die Menschen befanden sich in einem Gefühl der Verzweiflung hinsichtlich ihrer Ernährung. Dieses Leiden - ebenso wie das Eindringen feindlicher Truppen - gehört nicht zur britischen Erfahrung während des Ersten Weltkrieges.</span></b></blockquote>
Wie bei allen Feststellungen von Watson sind auch diese fast allzu simpel. Bei allen solchen Feststellungen fragt man sich immer: Warum wurde das nicht schon viel, viel früher so simpel und einfach gesehen und gesagt? Nun, dann wäre ja plötzlich klar, daß es sich beim Ersten Weltkrieg für die Deutschen gar nicht um einen "Griff nach der Weltmacht" handelte (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Fischer-Kontroverse">Wiki</a>), sondern um einen Verteidigungskrieg auf Leben und Tod, so wie es die zeitgenössischen Deutschen alle sahen.<br />
<br />
In Betreff der Kriegsschuld meint Watson, daß Österreich-Ungarn am meisten Schuld tragen würde, Rußland am zweit meisten und erst an dritte Stelle stünde Deutschland. Nun, womöglich wird man diese "Schuldspielchen" auch als einigermaßen "old-fashioned" empfinden dürfen, wenn man einfach feststellt, daß es international agierende Eliten waren, die den Nationalismus benutzten, um die am Krieg völlig unschuldigen Völker in diesen Krieg hinein zu hetzen und zu ziehen.<br />
<br />
Watson mag aber insofern recht haben, als die österreichisch-ungarische Regierung - insbesondere angefeuert und ermutigt durch den Vatikan - eine herausforderndere Haltung einnahm als sie es angesichts der Brisanz des damaligen Pulverfasses Europas hätte tun dürfen. Er hat insofern überhaupt nicht recht, als es das völlig legitime Recht Österreich-Ungarns war zu fordern, daß aus dem Mord an seinem Thronfolger die entsprechenden Konsequenzen in Serbien gezogen werden. Er hat hinwiederum insofern recht, als Rußland der serbischen Regierung viel zu viel Rückhalt gegeben hat. Und er mag auch insofern recht haben, als die starre, bedingungslose "Nibelungentreue" des deutschen Reichskanzlers Bethmann-Hollwegs gegenüber Österreich-Ungarn ebenfalls - so wie die russische Haltung - auf elitäre, sprich freimaurerische, jesuitische und östlich-esoterische - Hintergrundpolitik zurück geführt werden mag als daß sie im Interesse der Völker Europas und des deutschen Volkes lag.<br />
<br />
Ein wenig auffallend lächerlich ist, daß Watson England und Frankreich als so viel weniger schuldig am Krieg erklärt als die anderen genannten Nationen. Das zeigt, wie lächerlich all solche "Schuld-Portionierungen" nach Nationen hinsichtlich des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges sind.<br />
<br />
Immerhin gibt er auch er nicht mehr Deutschland die "Allein-" oder "Hauptkriegsschuld", was man ja doch schon einmal als einen wichtigeren Fortschritt wird bezeichnen dürfen. Es liegt das also so ungefähr auf der differenzierteren Linie seines Fachkollegen, des australischen Historikers Christopher Clark (geb. 1960) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Christopher_Clark">Wiki</a>).<br />
<br />
<h2>
Der Historiker Christopher Clark</h2>
<br />
Dabei repräsentiert Christopher Clark weiterhin eine Geschichtsschreibung, die den bekannten, geschichtegestaltenden Lobbygruppen und Hintergrundmächten keine besondere Rolle in der Geschichtegestaltung zuschreibt. Schon deshalb wird sich die britische Königin beeilt haben, ihn zum Ritter zu schlagen. In Zeiten, wo noch ganz andere Veröffentlichungen als die von Christopher Clark Aufmerksamkeit erhalten.<br />
<br />
Um so weniger die Deutschen als jenes Volk im politischen und kulturellen Geschehen unserer Zeit wahrnehmbar und spürbar werden, als das sie tausend Jahre lang spürbar und wahrnehmbar waren, nämlich als ein Volk kämpferischer kultureller, religiöser, politischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Selbstbehauptung, Selbständigkeit und Freiheit, um so "normaler" und "entspannter" wird in Teilen der Geschichteswissenschaft die Sichtweise auf die deutsche Geschichte. Damit wird erkennbar, daß mit Geschichte und Geschichtswissenschaft seit hundert Jahren "Politik" gegen das Deutsche Volk und seine Selbstbehauptung betrieben wurde und betrieben wird ("Geschichtspolitik"). Diese Politik kann aber immer dann sofort abgebaut werden und in dem Maße, in dem das deutsche Volk sich nicht mehr für seine eigene Selbstbehauptung, Selbständigkeit und Freiheit interessiert.</div>
<div style="text-align: justify;">
_________________________________________________________</div>
<ol>
<li style="text-align: justify;">Watson, Alexander: Erich Ludendorff in "Total War", 1914-1918 - A Reassessment. Speaking to the First World War Research Group at the Joint Services Command and Staff College, Shrivenham, 19 May 2015, <a href="https://youtu.be/iFe9orAVMXw">https://youtu.be/iFe9orAVMXw</a></li>
<li style="text-align: justify;">Watson, Alexander: Enduring the Great War. Combat, Morale and Collapse in the German and British Armies, 1914–1918 (= Cambridge Military History Series). Cambridge University Press, Cambridge 2008</li>
<li style="text-align: justify;">Watson, Alexander: Ring of Steel. Germany and Austria-Hungary at War, 1914-1918. Penguin Books, London 2014 (<a href="https://www.amazon.de/Ring-Steel-Germany-Austria-Hungary-World/dp/0465018726/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1518097746&sr=8-3&keywords=alexander+watson&dpID=51cSxEXOikL&preST=_SY344_BO1,204,203,200_QL70_&dpSrc=srch">Amazon</a>)</li>
<li style="text-align: justify;">Watson, Alexander: The German view on the First World War. History Extra Podcast, 18.1.2018, https://www.youtube.com/watch?v=IqzWbtvKpAs (leider inzwischen wieder aus dem Internet genommen worden!)</li>
<li style="text-align: justify;">Kellerhoff, Sven Felix: Streiks deutscher Truppen erzwangen 1918 das Ende. In: Die Welt, 24. März 2014, http://la-loupe.over-blog.net/2014/03/streiks-deutscher-truppen-erzwangen-1918-das-ende.html</li>
<li style="text-align: justify;">Scianna, Bastian Matteo: Tagungsbericht: German Atrocities 1914 - Revisited, 27.10.2017 Potsdam, in: H-Soz-Kult, 24.11.2017, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-7409>.</li>
<li style="text-align: justify;">Kellerhoff, Sven Felix: Gab es „Franktireure“ in Belgien 1914? In: Die Welt, 19.12.2017, https://www.welt.de/geschichte/article171725774/Historikerstreit-Die-Belgier-nicht-ein-Haar-besser-als-die-Kosaken.html</li>
<li style="text-align: justify;">https://m.bundesregierung.de/Content/Infomaterial/BMVg/Weissbuch_zur_Sicherheitspolitik_2016.pdf;jsessionid=798FB8BBB148AC7DB51AA14BD0395E2F.s4t1?__blob=publicationFile&v=2 </li>
<li style="text-align: justify;">https://giskoesgedanken.wordpress.com/2017/06/29/ludendorff-und-die-gegenwart/ </li>
<li style="text-align: justify;">https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Der-totale-Krieg, https://archive.org/details/LudendorffErichDerTotaleKrieg1935130S.ScanFraktur </li>
<li style="text-align: justify;">Teubert, Horst: Bürgerbeteiligung (II). Auf: German Foreign Policy (Aachen), 29.6.2017. Auf: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/59628, auch: http://www.pflaster-info-agentur.de/index.php?p=news&area=1&newsid=48392</li>
<li style="text-align: justify;">Watson, Peter: Der deutsche Genius. Eine Geistes- und Kulturgeschichte von Bach bis ... </li>
<li style="text-align: justify;">Clark, Christopher: Iron Kingdom. The Rise and Downfall of Prussia 1600-1947. Allen Lane, London u. a. 2006 (Deutsch: "Preußen - Aufstieg und Niedergang" 2007)</li>
<li style="text-align: justify;">Clark, Christopher: The Sleepwalkers. How Europe Went to War in 1914. Allen Lane, London u. a. 2012 (Deutsch: "Die Schlafwandler" 2013)</li>
<li style="text-align: justify;">Bading, Ingo: Eine "Verleumdungsschrift" gegen Erich Ludendorff "von noch nie da gewesener Wildheit"? Neuerscheinungen zu Erich Ludendorff. Studium generale, 23. März 2017, http://studiengruppe.blogspot.de/2014/01/neuerscheinung-uber-erich-ludendorff.html</li>
</ol>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-53875204806726944892018-03-20T19:40:00.000+01:002018-07-14T12:38:36.786+02:00Neue Quellen zur Geschichte der völkischen und Ludendorff-Bewegung in Ostpreußen (1925 bis 1945)<div style="text-align: justify;">
<b>Ein Herr Vonberg in Bartenstein in Ostpreußen (gest. 1926) </b><br />
<b>- Ein "Veteran" der völkischen Bewegung im Umfeld der "Deutschvölkischen Freiheitspartei"</b><br />
<br />
Im März 2018 wurden vier Briefdokumente bekannt, die Erich Ludendorff in den Jahren 1925 und 1926 an Käthe Vonberg in Bartenstein in Ostpreußen, bzw. an ihren Ehemann gerichtet hat. Bei diesem Vonberg könnte es sich - nach Ort, Name und weiteren personellen Verbindungen - um einen Bruder des im letzten Blogartikel behandelten Friedrich von Berg handeln (1). Deshalb wurde in erster Auswertung hier auf dem Blog eine Darstellung der politischen Biographie von Friedrich von Berg zusammen gestellt (1).<br />
<br />
Dieser Bruder wird in den Briefen von Erich Ludendorff als "Veteran der Bewegung", sicherlich der völkischen
Bewegung in Ostpreußen, angesprochen. Als solcher könnte er sich noch in deutlich anderen politischen und soziokulturellen Verhältnissen bewegt haben als sein viel bekannterer Bruder Friedrich von Berg. Deshalb werden in diesem vorliegenden Blogartikel die Ausführungen aus dem vor einer Woche veröffentlichten Artikel (1) ausgegliedert.<br />
<br />
Die neu bekannt
gewordenen Schreiben dürften nicht ganz unwesentlich das Wissen um die
Geschichte der völkische Bewegung in Ostpreußen der Jahre 1925 und 1926, sowie auch der Biographie Erich Ludendorffs jener Jahre ergänzen. Sie bringen
natürlich - wie fast immer - viele Fragen der historischen Ein- und Zuordnung mit sich. Fragen in Richtung auf die Geschichte der Familie von Berg
auf Gut Markienen bei Bartenstein in Ostpreußen, sowie Fragen, in welche Art von Berührung der
Hausminister der Hohenzollern Friedrich von Berg und der ihm gut bekannte deutsche
Kronprinz Wilhelm (1882-1951) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_Preu%C3%9Fen_%281882%E2%80%931951%29">Wiki</a>), sowie dessen Sohn Wilhelm (1906-1940) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_Preu%C3%9Fen_%281906%E2%80%931940%29">Wiki</a>)
der Freimaurer-kritischen, völkischen Bewegung ihrer Zeit in Ostpreußen
und in Königsberg gekommen sind. Es handelt sich dabei um Fragen, die
schon in einem früheren Beitrag hier auf dem Blog angerissen worden
waren (2).<br />
<br />
<h2>
Mai 1924 - Wahlerfolg der "Deutsch-Völkischen Freiheitspartei" in Ostpreußen </h2>
<br />
Über die Geschichte der antisemitischen und völkischen Bewegung in Ostpreußen wird berichtet (3):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Wie überall im Reich nahmen auch in Ostpreußen antisemitische Ausschreitungen und Attacken zu. Bereits im Oktober 1919 entstand als Zusammenschluß mehrerer rechtsextremer Organisationen der "Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund", dessen einziges Ziel der Kampf gegen die "Judenrepublik" war.</blockquote>
Es ist über sie zu erfahren (4, S. 168):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Vor dem Ersten Weltkrieg haben antisemitische Parteien in Ostpreußen keine Wahlerfolge erzielt; die Hochburgen dieser Parteien liegen in protestantisch-pietistischen Gebieten in Norddeutschland, im Königreich Sachsen und im Großherzogtum Hessen. Bereits 1921 ist es in Ostpreußen in den großen Städten wie Allenstein, Elbing und Königsberg zu ersten Zusammenschlüssen von Nationalsozialisten gekommen, noch vor 1923 gibt es in der Provinz auch erste Formationen der "Sturmabteilung" SA. (...) Wie überall im Reich schließen sich die Nationalsozialisten in Ostpreußen jetzt paramilitärischen Verbänden wie dem Stahlhelm sowie deutschvölkischen Gruppierungen an, so etwa dem "Preußenbund", dem "Bund Oberland" und dem "Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund". Vor allem die Zusammenarbeit mit der Deutsch-Völkischen Freiheitspartei (DVFP) ermöglicht es den Nationalsozialisten, in Ostpreußen in organisierter Form weiterhin politisch tätig zu sein. <b><span style="color: #274e13;">In der Provinz erzielte das "Vereinigte Liste der Deutsch-Völkischen Freiheitspartei und der NSDAP" genannte Wahlbündnis bei den Reichstagswahlen vom 5. Mai 1924 mit 8,6 % ein gutes Ergebnis. </span></b>Innerhalb weniger Jahre hat sich die Provinz zu einer Hochburg antisemitischer Parteien entwickelt.</blockquote>
Am 1. April 1924 wurde Adolf Hitler im Hochverrats-Prozeß in München wegen des Hitler-Ludendorff-Putsches am 9. November 1923 zu Festungshaft verurteilt. Erich Ludendorff wurde freigesprochen. Erich Ludendorff versuchte in der Folge, die völkische Bewegung reichsweit weiter zu führen und zu einigen. Man entschied sich, an der Reichstagswahl vom 5. Mai 1924 teilzunehmen- Und man erzielte dabei Erfolge, wie sie völkische Parteien bis 1930 nicht mehr erreichen sollten im Deutschen Reich. Doch schon im Juni 1924 kam es innerhalb der völkischen Bewegung - insbesondere aus der bayerischen NSDAP heraus - zu schweren persönlichen Angriffen gegen Erich Ludendorff. Zu den schärfsten Gegnern Erich Ludendorffs innerhalb der NSDAP gehörte der damals erst 24-jährige Hermann Esser (1900-1981) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Esser">Wiki</a>). Auf Wikipedia heißt es über ihn:<br />
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Gegen
die Konkurrenz (...), die Nationalsozialistische Freiheitsbewegung,
polemisierte Esser 1924, deren Vorsitzender Erich Ludendorff habe sowohl
im Weltkrieg als auch beim Putsch versagt. Die Vorwürfe, die in der als "alljüdisch" geltenden Frankfurter Zeitung veröffentlicht worden waren,
sorgten für erhebliche Empörung im völkischen Lager.</blockquote>
Dieser Aufsatz von Hermann Esser war schon im Juni 1924 veröffentlicht worden. Aber die Auseinandersetzungen mit
Esser blieb noch bis weit in das Frühjahr 1925 hin lebendig. Denn Esser erhielt die ganze Zeit über - zwar nicht offen, aber unterschwellig - Zuspruch und Unterstützung von Adolf Hitler selbst aus der Haftanstalt heraus (5, S.
62-64).<br />
<br />
Im August 1924 besuchten Hindenburg und Ludendorff zunächst einmal wieder Ostpreußen zur Feier des zehnten Jahrestages der Schlacht von Tannenberg. Ludendorff selbst war vor den geplanten Feierlichkeiten in Königsberg und auf dem Schlachtfeld bei Osterode zu einem "Ostpreußentag" nach Tilsit im Memelland gefahren, und zwar am 24. und 25. August 1924. In seinen Lebenserinnerungen berichtet er weiter (6, S. 355):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Am 26. ging es dann weiter durch das Samland nach Königsberg. (...) In Königsberg wohnte ich bei der Familie Döring. Herr und Frau Döring standen an der Spitze der Deutschvölkischen Freiheitpartei in Königsberg und nahmen mich gastlich auf.*)</blockquote>
Dieser Besuch wird hier deshalb erwähnt, weil dieses Ehepaar Döring für die im folgenden zu schildernden Zusammenhänge von Bedeutung ist, aber sonst von Erich Ludendorff in seinen Lebenserinnerungen nicht erwähnt wird.<br />
<h2 style="text-align: justify;">
April 1925 - "Ehrgeizlinge und ihr "talmudisches Denken"</h2>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Im Februar 1925 wurde die NSDAP neu gegründet. Am 9. April 1925 hatte Erich Ludendorff - wie jedes Jahr - zu seinem Geburtstag viel Geburtstags-Post erhalten, diesmal vermutlich auch von einem Herrn Vonberg aus Bartenstein in Ostpreußen. Dieser hatte sich in seinem Brief - vermutlich - als einen "Veteranen" der völkischen Bewegung in Ostpreußen vorgestellt oder bezeichnet. </div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj5Ks-tha588c-GQP-zs1UkhyphenhyphensT9lg0x7HT7JHYcSBOvvdXPBgLdaO-xsj6Web8B3OD4j2ckVrBmkJSyeIylEXEjyOmX2x8uvko7rDN5gYpC0iqA4TS9qB4mDE3VUO2vwL6JERNuIMCGoM/s1600/1925-14-04+Ludendorff+an+Vonberg.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="680" data-original-width="470" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj5Ks-tha588c-GQP-zs1UkhyphenhyphensT9lg0x7HT7JHYcSBOvvdXPBgLdaO-xsj6Web8B3OD4j2ckVrBmkJSyeIylEXEjyOmX2x8uvko7rDN5gYpC0iqA4TS9qB4mDE3VUO2vwL6JERNuIMCGoM/s640/1925-14-04+Ludendorff+an+Vonberg.jpg" width="442" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 1: Schreiben Erich Ludendorffs an Herrn Vonberg in Bartenstein, ohne Jahr, vermutlich 14. April 1925<br />
(Herkunft: Ebay, März 2018)</td></tr>
</tbody></table>
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Jedenfalls lautete das Antwortschreiben Erich Ludendorffs vom 14. April, dessen Jahreszahl zwar nicht bekannt ist, dessen Inhalt aber am besten zum Jahr 1925 paßt:<br />
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
<div style="text-align: right;">
<b><span style="color: #274e13;">14/4.</span></b></div>
<b><span style="color: #274e13;">Geehrter Herr Vonberg!</span></b></blockquote>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
<b><span style="color: #274e13;">Die
Wünsche eines Veteranen der Bewegung sind für mich wertvoll. Sie werden
mit mir fühlen, wie schlecht es mit ihr bestellt ist, seitdem
Ehrgeizlinge, ihr Wesen und ihr Treiben u. talmudisches Denken zu
herrschen beginnt.<br />Mit Deutschem Gruß<br />Ludendorff.</span></b></blockquote>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Es scheint unwahrscheinlich, daß dieser Brief schon im April 1924 geschrieben wurde. Denn zu dieser Zeit führte man noch Wahlkampf und es bestand Einigkeit innerhalb der völkischen Bewegung in Deutschland. In diesem Brief wird sich vielmehr die Stimmung wiederspiegeln während des Zerfalls der von Ludendorff geführten "Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung" dadurch, daß Hitler nach seiner Freilassung mit anderen, die hier Ludendorff als "Ehrgeizlinge" bezeichnen könnte, in München die NSDAP neu gründete. Worauf sich dabei genauer Ludendorffs Vorwurf vom "talmudischen Denken" bezieht, muß an dieser Stelle aber zunächst offen bleiben.<br />
<br />
Die
Tatsache, daß Ludendorff Vonberg als "Veteranen der Bewegung"
anspricht, könnte darauf hindeuten, daß Vonberg schon vor 1914 in der
völkischen Bewegung in Ostpreußen tätig gewesen ist. Vielleicht hat er schon damals - als Folge seines völkischen Denkens, das eine Bevorrechtigung des Adels ablehnte - seinen Namen von "von Berg" zu "Vonberg" umgeändert. Ähnliches
ist ja auch bei vielen anderen Familiennamen zu beobachten.*)<br />
<br />
<h2>
Mai 1925 (?) - "Nehmen Sie meinen Dank"</h2>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Herr Vonberg könnte noch im gleichen Monat April 1925 ein weiteres mal an Erich Ludendorff geschrieben haben. Jedenfalls liegt aus demselben familiären Nachlaß noch ein weiterer Brief Ludendorffs an Vonberg vor, dessen Jahreszahl ebenfalls schwer zu entziffern ist (Abb. 2).</div>
<div style="text-align: justify;">
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhn9rS1TxTBOnAqdhp3teVPCro-2aFV-seaWiq9nD5dFSJZvPeXuxClwXpQO_ezX_jiDCDeCqLIQ-_zDPWJmiuRmJfqFKLR6B0oXR8JPbKiNWos4ANZRp-1Q-wUfVSdpbI1PV8lf2NFgrY/s1600/1926-05-06+Ludendorff+an+Vonberg.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1280" data-original-width="790" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhn9rS1TxTBOnAqdhp3teVPCro-2aFV-seaWiq9nD5dFSJZvPeXuxClwXpQO_ezX_jiDCDeCqLIQ-_zDPWJmiuRmJfqFKLR6B0oXR8JPbKiNWos4ANZRp-1Q-wUfVSdpbI1PV8lf2NFgrY/s640/1926-05-06+Ludendorff+an+Vonberg.jpg" width="395" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 2: Erich Ludendorff an Vonberg, 6.5.1925 (?)<br />
(Herkunft: Ebay, März 2018)</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Der Wortlaut dieses Briefes zumindest soweit entzifferbar:</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: start;">
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: right;">
<span style="color: #274e13;"><b>München, den 6.5.25. (?)</b></span></div>
<span style="color: #274e13;"><b><br /></b></span><span style="color: #274e13;"><b>Geehrter Herr Vonberg.</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>Nehmen Sie meinen Dank für Ihren Brief. Die Kluft (?) ... besteht (?) jetzt (?) bereits. Wir schlafen (?) weiter.</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b>Mit Dank u. Gruß</b></span><br />
<span style="color: #274e13;"><b> Ludendorff.</b></span></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Da die hier vorgeschlagene Lesart bis auf weiteres sehr unsicher erscheint, ist diesem Brief zunächst nicht viel an Aussage zu entnehmen. Vielleicht bezieht er sich aber ebenfalls auf den Zerfall der Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung im Jahr 1925.<br />
<br />
Das nächste zu behandelnde Dokument in diesem Zusammenhang wurde dann vermutlich ein knappes Jahr später versendet. </div>
</div>
<h2>
April 1926 - Eine Dankeskarte Erich Ludendorffs</h2>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Aus demselben familiären Briefnachlaß wie die beiden eben zitierten Briefe stammt - nach Angaben der Ebay-Verkäuferin - nämlich auch eine signierte, ansonsten gedruckte Dankeskarte, die Erich Ludendorff im April - sicherlich als Dank für Geburtstagswünsche - versandte (Abb. 3).</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg8amrpgRhliNGGOqtpK-wr7Q3xj3F5XvCh3g8TRIqeDUgxt40sT7rjs6DUifEriRPiVtClGAWxrRIS1BIdG8h1jLNuq-N2GqeL00Iv4bAkGcahpS8CbvO0h9nr-ESsZzdVApJDePjB6-Q/s1600/1924-04+Dankkarte+Erich+Ludendorff.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="504" data-original-width="652" height="308" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg8amrpgRhliNGGOqtpK-wr7Q3xj3F5XvCh3g8TRIqeDUgxt40sT7rjs6DUifEriRPiVtClGAWxrRIS1BIdG8h1jLNuq-N2GqeL00Iv4bAkGcahpS8CbvO0h9nr-ESsZzdVApJDePjB6-Q/s400/1924-04+Dankkarte+Erich+Ludendorff.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 3: Gedruckte Dankeskarte, München, April 1926 (oder 1924?)<br />
(Herkunft: Ebay, Februar 2018)</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Da hier die Jahreszahl ähnlich wie im letzten hier zu behandelnden Brief (siehe Abb. 4) geschrieben ist, könnte angenommen werden, daß auch diese Dankeskarte aus dem Jahr 1926 stammt. (Ansonsten könnte auch die Jahreszahl "1924" in Erwägung gezogen werden.)<br />
<h2>
<br />Dezember 1926 - Ein Beileidsschreiben Erich Ludendorffs</h2>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br />
Der letzte Brief aus dem Dezember 1926 ist es eigentlich erst, der die historische Zuordnung des gesamten hier behandelten Konvoluts erlaubt. Es ist nämlich der einzige Brief, für den noch ein Briefumschlag erhalten ist. Und auf diesem ist er interessanterweise adressiert an eine "Frau
Käthe Vonberg, Bartenstein". Von der Anbieterin wird der Brief aufgrund
des Datums im Poststempel auf der Briefmarke ("27 DEZ 26.") auf das Jahr
1926 datiert.***) (Da ausgerechnet hinter der 26 ein Punkt ist, könnte
das Datum theoretisch natürlich auch gelesen werden als "26. Dezember
1927". Da müßte uns ein Briefmarken-Kenner einmal aufklären.)<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDf2XOdflnXg8FEn6v0I6H1yBGbaRjr6S8yz0k26l-KlvcxGghICJnRl4KIN6KI53E-F3OG_1YDS5-xINW_EMCPuJAvUs2P5V47_gGiIzccUGzCtwkbPiS1txm5qHLPvNPJ72ZYyvT6f4/s1600/1926+Ludendorff+an+Vonberg.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="599" data-original-width="504" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDf2XOdflnXg8FEn6v0I6H1yBGbaRjr6S8yz0k26l-KlvcxGghICJnRl4KIN6KI53E-F3OG_1YDS5-xINW_EMCPuJAvUs2P5V47_gGiIzccUGzCtwkbPiS1txm5qHLPvNPJ72ZYyvT6f4/s640/1926+Ludendorff+an+Vonberg.jpg" width="538" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 4: Beileidsschreiben Ludendorffs an Frau Vonberg in Bartenstein, Dezember 1926<br />
(Herkunft: Ebay, März 2018)</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Die
handgeschriebene Jahreszahl im Brief selbst ist von Erich Ludendorff
sehr undeutlich geschrieben, aber vielleicht soll es sich ja bei ihr
auch um eine "26" handeln. Der Brieftext (soweit erkennbar):<br />
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
<div style="text-align: right;">
<span style="color: #274e13;"><b>München, den 27. 12. 1926 (?)</b></span></div>
</blockquote>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
<span style="color: #274e13;"><b>Sehr geehrte Frau Vonberg!</b></span></blockquote>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
<span style="color: #274e13;"><b>Hauptmann
Döring sandte mir Ihre Anzeige über das plötzliche Ableben Ihres Herrn
Gemahls. Auch ich möchte da nicht unter den wärmstens Anteilnehmenden
fehlen und Ihnen mein herzlichstes Beileid zu dem schweren Verlust
aussprechen, den aber nicht nur Sie und die Kinder, sondern wir
Völkische in unserer Gesamtheit erlitten haben.</b></span></div>
</blockquote>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
<div style="text-align: right;">
<span style="color: #274e13;"><b>Ihr Ludendorff</b></span></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Da als Adresse
"Bartenstein" angegeben ist, ist es immerhin mehr als nahe liegend zu
vermuten, daß es sich um einen Bruder des schon eingangs erwähnten Friedrich von Berg (1) handelt, bzw. bei Käthe Vonberg um dessen Schwägerin.<br />
<br />
Es
kann ja immerhin sogar weiter gemutmaßt werden, daß dieser Bruder in einem
gewissen politischen Spannungsverhältnis zu Friedrich von Berg gestanden
hat. Mehrmals deutet sich in der Biiographie von Friedrich von Berg an, daß dieser als konservativer Monarchist, sowie Seeckt- und Hindenburg-Freund in Gegnerschaft zu den damaligen "Völkischen" geriet, etwa 1932 innerhalb der Adelsgenossenschaft.<br />
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div style="text-align: justify;">
Auch nach
dem Wortlaut dieses Briefes muß man nicht annehmen, daß Erich Ludendorff diesem
Herrn Vonberg jemals persönlich begegnet ist, sondern vor allem den hier dokumentierten brieflichen Kontakt mit ihm hatte. Die Tatsache, daß er erwähnt, daß die Völkischen in ihrer Gesamtheit den Verlust erlitten haben, zeigt wohl auf, daß Vonberg nicht nur ein gewöhnliches Mitglied der völkischen Bewegung in Ostpreußen war und als solches galt.<br />
<br />
Und um es erwähnt zu haben: Ludendorff konnte ja zum
Ableben des Friedrich von Berg im Jahr 1939
keinen Beileidsbrief mehr senden, da er selbst schon 1937 gestorben war.
Auch scheint ja doch Friedrich von Berg eben nicht jene dezidiert völkische
Einstellung vertreten zu haben, die in dem Beileidsschreiben von Ludendorff
bei dem Gestorbenen voraus gesetzt wird, und mit der er sich als "Veteran der Bewegung" Ludendorff gegenüber hätte bezeichnen können.<br />
<br />
<h2>
1931 - Der Hohenzollern-Prinz Wilhelm über Ludendorffs Freimaurer-Kampf</h2>
</div>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhNYv7O3p_nPw_1J6LK5QGDPaJ5fWz_D0LqzXjILVqSlFQHwaLtv5MY9fu8MMh5GiIr3Ddf4jTv2lpe8DMRcGbGVFz_pLYfigX_KQLf8OQXbEelcivDeRCYgmaQ06Wv5S9zoBJXc957iZ4/s1600/Bundesarchiv_Bild_102-01280%252C_Kaiser_Wilhelm_II._mit_Sohn_und_Enkel.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="473" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhNYv7O3p_nPw_1J6LK5QGDPaJ5fWz_D0LqzXjILVqSlFQHwaLtv5MY9fu8MMh5GiIr3Ddf4jTv2lpe8DMRcGbGVFz_pLYfigX_KQLf8OQXbEelcivDeRCYgmaQ06Wv5S9zoBJXc957iZ4/s640/Bundesarchiv_Bild_102-01280%252C_Kaiser_Wilhelm_II._mit_Sohn_und_Enkel.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 5: D<span style="font-size: 12.8000001907349px;">er vormalige </span><span style="font-size: 12.8000001907349px;">Kaiser Wilhelm II. (Mitte) mit seinem ältesten Sohn Kronprinz Wilhelm (links) und dessen Sohn Prinz Wilhelm (rechts) - </span>Doorn in den Niederlanden, 1927</td></tr>
</tbody></table>
<br />
1957 erhielt Mathilde Ludendorff ausgerechnet von einer Frau L. Döring (nun wohnhaft in Hann. Münden) Mitteilungen über das Verhältnis Kaiser Wilhelms II. zur Freimaurerei (2, 7). Sie berichtete darüber in ihrer Zeitschrift "Quell" (7) (Hervorhebung nicht im Original):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Ende Juni erhielt ich eine Nachricht, die mir sehr lieb ist. Herr Walter Kahlewey, der in der Schlacht bei Tannenberg das Augenlicht verloren hat und später mit dem Feldherrn in Freimaurerangelegenheiten eng zusammengearbeitet hat, sandte einen Brief, den Frau L. Döring, Hann. Münden geschrieben hat. In ihm berichtet sie über die Wirkung, die das Werk des Feldherrn "Vernichtung der Freimaurerei" auf Kaiser Wilhelm in Doorn gemacht hat. Ich möchte diese Worte im Wortlaut unseren Lesern bekannt geben:<br />
<b><span style="color: #274e13;">"Prinz Wilhelm, der älteste Sohn des Kronprinzen, sagte mir 1931 in Königsberg, daß dieses Werk des General Ludendorff den Kaiser in Doorn tief erschüttert habe. Mit diesem Werk habe sich Ludendorff wieder unsterblich gemacht."</span></b><br />
<br />
Prinz Wilhelm fiel im Frankreich-Feldzug 1940.</blockquote>
Das heißt also, die genannte Frau L. Döring sprach 1931 in Königsberg mit dem Prinzen Wilhelm. Und es ist naheliegend anzunehmen, daß das Gespräch deshalb auf Ludendorffs Freimaurerkampf kam, weil das Ehepaar Döring eben schon 1924 zum Führungspersonal der Deutschvölkischen Freiheitspartei in Ostpreußen gehörte. Und aus diesen Worten dürfte weiterhin hervorgehen, daß nicht nur der letzte Kaiser und sein ältester Sohn, sondern auch der älteste Enkelsohn des letzten Kaisers, der Prinz Wilhelm viel Anteil genommen hat an dem Kampf Erich Ludendorffs gegen die Freimaurerei. Mathilde Ludendorff schrieb 1957 weiter über den Dezember 1937, als Erich Ludendorff starb, sowie über den Besuch des Kronprinzen am 9. April 1935 in Tutzing (7):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Wenn ich bedenke, wie sehr des Kaisers Brief an den sterbenden Feldherrn ihm damals eine Freude war, so erfahre ich jetzt in tiefer Freude, daß das Werk "Vernichtung der Freimaurerei" dem Kaiser offenbar die Augen über die Urheber des Zusammenbruchs trotz aller Siege des Feldherrn geöffnet hat. Hiermit ist es auch geklärt, weshalb der Kronprinz bei seinem Besuche in unserem Hause anläßlich des 70. Geburtstages des Feldherrn so voll überzeugt war von der Gefahr der überstaatlichen Mächte und deshalb auch - nach dem Hohenzollern-Rechte hierzu befugt - seinen Söhnen verboten hatte, in die Loge einzutreten.</blockquote>
In den gleichen Zeitraum wird fallen, worüber Mathilde Ludendorff ein Jahr später in derselben Zeitschrift berichtete (2):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Prinz Wilhelm, der älteste Sohn des Kronprinzen, der in Frankreich im 2. Weltkrieg an der Front gefallen ist, antwortete im kleinen Kreise, als gesagt wurde, daß die ganze Öffentlichkeit General Ludendorff nun totschwiege, seit er den Kampf gegen die Freimaurerei aufgenommen habe: "Die Welt habe von Ludendorffs Buch 'Vernichtung der Freimaurerei' usw. mit Entsetzen Kenntnis genommen. Ludendorff habe das große Verdienst, daß er diese Veröffentlichungen mit seinem unsterblichen historischen Namen gemacht habe."</blockquote>
Auffallend könnte erscheinen, daß Mathilde Ludendorff die Mitteilungen der Frau L. Döring nur über einen dritten erhielt. Man könnte mutmaßen, daß das Ehepaar Döring in Königsberg den Weg hinweg vom Christentum, den Erich Ludendorff nach 1926 eingeschlagen hat, nicht mehr mit gemacht hat, daß das Ehepaar sich aber im Umfeld der Familien Vonberg und von Berg bewegte, in der es auch auf den Prinzen Wilhelm 1931 gestoßen sein kann.<br />
<br />
Jedenfalls wird man durch das neu bekannt gewordene Beileidsschreiben Erich Ludendorffs aus dem Dezember 1926 auf eine ganze Menge von neuen möglichen, bzw. sich andeutenden Zusammenhängen verwiesen, deren sich selbst Fachleute bislang nicht bewußt gewesen sein dürften, und die den Eindruck machen als ob es lohnend sein könnte, ihnen weiter nachzugehen.<br />
<br />
Das Leben und Wirken des Friedrichs von Berg - sowie gegebenenfalls das seines uns namentlich noch nicht bekannt gewordenen Bruders - macht verständlicher, in welchem Rahmen politischen Denkens und Handelns sich auch dasjenige Erich Ludendorffs bewegte zwischen 1917 und 1933. Auch Erich Ludendorff hielt ja bis an sein Lebensende engen Kontakt zum deutschen Kronprinzen und verfolgte auch das Schicksal von dessen Sohn mit großer Aufmerksamkeit weiter (2). Durch das neu bekannt gewordene Beileidsschreiben Erich Ludendorffs aus dem Jahr 1926 fällt also viel Licht auf Zusammenhänge, deren man sich ohne diese neue Quelle nicht leicht hätte bewußt werden können.<br />
<br />
Alles in allem wird man jedenfalls annehmen können, daß Friedrich von Berg noch einen Bruder hatte, der mit der genannten Frau Käthe Vonberg verheiratet war, daß sie beide Kinder hatten, und daß Herr Vonberg aus politischer Anhänglichkeit Erich Ludendorff in den Jahren 1925 und 1926 Briefe schrieb und sich in diesen als "Veteran der Bewegung" kennzeichnete, also damals - wie das Ehepaar Döring in Königsberg - zu den leitenden Persönlichkeiten der Deutschvölkischen Freiheitspartei in Ostpreußen gehörte. Entweder wohnte dieser Bruder mit Frau und Kindern ebenfalls auf dem Gut seines Vaters Markienen bei Bartenstein oder in der nahe gelegenen Stadt Bartenstein, wo ja auch sein Bruder Friedrich von Berg in jüngeren Jahren Gerichtsassessor war.<br />
<h2>
Wolfgang Jacobeit, DDR-Volkskundler, als Sohn eines Ludendorff-Anhängers - Jahrgang 1921</h2>
Der Professor für Volkskunde an der Humboldt-Universität in Berlin von 1961 bis 1986, Wolfgang Jacobeit (geb. 1921) (<a href="https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=1539">WerwarwerinderDDR</a>), hat im Jahr 2000 Erinnerungen veröffentlicht (8). Diese wurden breiter rezensiert (9, 10). Aus diesen geht hervor, daß er in Lyck in Ostpreußen aufgewachsen ist als Sohn eines dortigen Gymnasiallehrers und einer Konzertsängerin. Sein Vater, Herbert Jacobeit, war ein überzeugter Ludendorff-Anhänger. Wolfgang Jacobeit wurde 1941 zum Wehrdienst eingezogen, kam aber bis 1945 nie zum Kriegseinsatz. 1943 heiratete er in Elbing. Nach 1945 entschied er sich bewußt zu der der Weltanschauung seines Vaters gegenteiligen. Wie das so viele seiner Generation taten. 1956 ist er sogar von Westdeutschland in die DDR übersiedelt. Dort lebt er lange Jahre in Birkenwerder. Als seine Frau zur Leiterin der Gedenkstätte des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück ernannt wurde, wechselte er seinen Wohnort nach Fürstenberg an der Havel, wo er wohl noch heute ansässig ist. Seine erste Frau und die Kinder wandten sich - offenbar noch in der DDR-Zeit - der anthroposophischen Bewegung zu, die Jacobeit ebenso heftig ablehnte wie zuvor die "Ludendorfferei" seines Vaters (10). In einer Rezension wird über seine Jugenderinnerungen berichtet (9):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Der Vater, Gymnasiallehrer, war zeit seines Lebens ein fanatischer Anhänger Ludendorffs und des besonders auch durch dessen Frau Mathilde verbreiteten völkischen Mystizismus - wütend zerriß er 1931, als Hitler sich mit Ludendorff überwarf, das Mitgliedsbuch der NSDAP, der er sich schon zu Beginn der zwanziger Jahre angeschlossen hatte. Der musisch interessierten ...</blockquote>
In seinen Lebenserinnerungen berichtet Jacobeit, daß sein Vater zwei Brüder hatte, Edmund Jacobeit und Horst Jacobeit, die ähnlich wie sein eigener Vater gesinnt gewesen waren (8, S. 15):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Herbert und Edmund studierten in Jena weiter, waren aber völkisch-nazistischen Kreisen verbunden und beide brüsteten sich noch später, vom Jenaer Rathaus einmal die schwarz-rot-goldene Fahne herunter ....</blockquote>
In seinen Erinnerungen heißt es wörtlich weiter über das schon erwähnte Mitgliedsbuch der NSDAP seines Vaters, soweit das bislang auf Google Bücher eingesehen werden kann (8, S. 16):<br />
<blockquote class="tr_bq">
.... NSDAP, zerriß sie in kleine Stücke und warf sie in den Papierkorb. Was war der Grund? Hitler und Ludendorff, die beiden Rädelsführer des Novemberputschs von 1923, hatten sich irgendwie entzweit, und dies später mit gewissen Folgen für die Anhänger der Weltanschauung von Mathilde und Erich Ludendorff. Das war nicht nur für meinen Vater Anlaß, der Nazipartei den Rücken zu kehren und sich ausschließlich einer fast abgöttisch-unterwürfigen Verehrung der Ludendorffs und ihrer "Deutschen Gotterkenntnis" sowie der Propagierung ihrer zahlreichen Schriften vor allem gegen die Juden, die Freimaurer, Jesuiten und deren vermeintliche Verbrechen an deutschen Geistesgrößen der Vergangenheit, zu widmen. Es ...</blockquote>
Und (8, S. 16):<br />
<blockquote class="tr_bq">
... Sack und Pack in die masurische Stadt Marggrabowa, wo Vater tatsächlich als Studienrat für Mathematik und Physik, man kann sagen, endlich nach Herzenslust so agieren konnte, wie er es sich wohl immer gewünscht hatte. Er kannte keinen Feierabend, experimentierte in einem neu eingerichteten Physiklabor und bereitete dort den Unterricht für den nächsten Tag ... </blockquote>
Und (8, S. 17):<br />
<blockquote class="tr_bq">
.... diskutierten lautstark und waren sich darüber einig, daß die Nazis bald abgewirtschaftet haben würden. Mit dem Tod Ludendorffs 1937 und dem angeordneten Staatsbegräbnis vor der Münchner Feldherrnhalle - mein Vater nahm voller Erschütterung daran teil - kam es zur Versöhnung zwischen Hitler und Mathilde Ludendorff.</blockquote>
Der letzte Teilsatz ist nicht richtig. Schon vor dem Tod Ludendorffs war es im März 1937 zu einer - rein äußerlichen - "Versöhnung" Erich Ludendorffs mit Hitler gekommen. Nach dem Tod Erich Ludendorffs hatte Mathilde Ludendorff vielmehr große Schwierigkeiten, die Selbständigkeit ihrer Bewegung gegenüber den Vereinnahmungs- und Überschluckungsversuchen staatlicher Stellen und der NSDAP usw. zu bewahren. Dementsprechend wurde ihrem Verlag auch gleich bei Kriegsbeginn 1939 das Papier entzogen, so daß ihre Zeitschrift nicht weiter erscheinen konnte, während Regime-treue Zeitschriften weiterhin fröhlich erscheinen konnten. Jacobeit also diesbezüglich wenig kenntnisreich weiter (8, S. 17):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Warum auch nicht? Denn ich vermag auch heute noch kaum gravierende Unterschiede zwischen beiden Ideologien zu erkennen. Der Antisemitismus der Ludendorffer gebärdete sich nicht anders als der des "Stürmer". Die Irrationalität in "Glaubensfragen" war bei beiden im Prinzip nicht zu unterscheiden usw., was Herbert Jacobeit und andere zu extremen Ludendorff-Anhängern und zu Verfechtern der Deutschen Gotterkenntnis (Ludendorff)" werden ... </blockquote>
Und (8, S. 18):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Herbert Jacobeit verhielt sich ausgesprochen extrem, wenn ich nur daran denke, daß meine Mutter und ich viele Abende damit zubrachten, seinen Lesungen aus dem neuesten Heft des "Heiligen Quell" nicht nur zuzuhören, sondern sogar den Inhalt einzelner Abschnitte mit eigenen Worten ...</blockquote>
Und (8, S. 18):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Handgewebtes trugen die Frauen und hatten immer Sprüche oder Sentenzen von Mathilde Ludendorff parat. Mein Vater trieb einen regelrechten Personenkult um den "Feldherrn" und seine Frau, der sich kaum von dem der Nazis unterschied und deren zumindest ideologischer Beitrag zum Holocaust nicht von der Hand zu weisen ... </blockquote>
Das ist natürlich heftiger Toback und zeigt, daß sich der Sohn Wolfgang Jacobeit mit der Moral der Philosophie von Mathilde Ludendorff nie beschäftigt haben kann. Man fragt sich, wie es um das Verhältnis des Sohnes zu seinen Eltern und zu seinen Onkeln nach 1945 bestellt gewesen ist. Über die Jugendlektüre, die Jacobeit vermutlich über sein Elternhaus erhielt, wird berichtet (8, S. 23):<br />
<blockquote class="tr_bq">
... oder Gustav Freitags "Germanentreue", die mit "Ingo und Ingraban" begann, rechnen würde. (...) Von der Ludendorffschen "Aufklärungsliteratur" etwa zur Marneschlacht 1914 habe ich kaum Notiz genommen. Der Kult um "den Feldherrn" hat mich zu sehr ....</blockquote>
Interessanterweise berichtet er (8, S. 32):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #0b5394;">In Lyck gab es auch einen anderen, eher akademischen Kreis von Ludendorff-Anhängern, die sich regelmäßig trafen, dann aus den weltanschaulichen Schriften namentlich von Mathilde Ludendorff lasen, die sich in ihrer völkischen Haltung einig waren und die dennoch mit Nazis nichts zu tun haben wollten</span></b>; sie hatten alle etwas Sektiererhaftes ...</blockquote>
Aus diesen Auszügen geht hervor, daß es durchaus lohnend sein dürfte, diese Erinnerungen noch einmal vollständig und im Gesamtzusammenhang für das hier behandelte Thema auszuwerten.<br />
<br />
Überhaupt dürfte es allmählich Sinn machen, die Erinnerungen zahlreicher Kinder von Eltern, die insbesondere vor 1945 Ludendorff-Anhänger waren, und deren Kinder sich nach 1945 von dieser Weltanschauung abgewendet haben, im Überblick auszuwerten. Dazu wurden hier auf dem Blog auch schon die Erinnerungen des Westpreußen Einar Schlereth ausgewertet, der Ludendorff-Anhänger als Eltern hatte. Er ist Jahrgang 1937 (<a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2016/01/nobodies-memories-ein-leben-als-sohn.html">Stud. Natur 2016</a>).<br />
<br />
Zu diesem Thema ist hier auf dem Blog inzwischen ein eigener Blogartikel erschienen.<br />
<br />
<div style="text-align: right;">
/Ergänzt um die Abschnitte mit den </div>
<div style="text-align: right;">
Literaturangaben 8-10 am 24.6.2018./</div>
</div>
___________________________________________________________________<br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
*) Er schreibt weiter:</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
In der Veranstaltung in der Stadthalle sprachen außer mir der Forstmeister Gieseler aus Taberbrück nördlich Osterode, der die Deutschvölkische Freiheitpartei der Provinz leitete, und Hauptmann Röhm, der sich in meiner Begleitung befand. Auch diese Feier war von hohem Schwunge getragen.</blockquote>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjRBQUPtT84BF5Fk30bpqO8edTwdUt6X3njW0LL4_1GBgolkfDLaDR4BVwoGFwF4t9ymrM1ogduKfKifYEoepD9nkrnjaDHNeqRhSWuGSCz5T0TrcGJztqa6CHPWbcg45Ezc4OSb8Df0mc/s1600/1926-12-27+An+K%25C3%25A4the+Vonberg+5.jpg" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="495" data-original-width="488" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjRBQUPtT84BF5Fk30bpqO8edTwdUt6X3njW0LL4_1GBgolkfDLaDR4BVwoGFwF4t9ymrM1ogduKfKifYEoepD9nkrnjaDHNeqRhSWuGSCz5T0TrcGJztqa6CHPWbcg45Ezc4OSb8Df0mc/s200/1926-12-27+An+K%25C3%25A4the+Vonberg+5.jpg" width="196" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 6: Datum des Poststempels</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
**) Beispielhaft sei etwa erinnert an den deutschen Anthropologen Andreas Vonderach (geb. 1964) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Vonderach">Wiki</a>), dessen Familienname ursprünglich "von der Ach" lautete. Im übrigen hat es schon während der Revolution von 1848 in Meßkirch in Oberschwaben einen "M. Vonberg" gegeben, der dort einen Aufruf verfaßte (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=yDgjAQAAIAAJ&dq=antisemiten+vonberg&focus=searchwithinvolume&q=vonberg">GB</a>). Auch die Namensform "Vonberg" war also schon seit langem keine ungewöhnliche.</div>
<div style="text-align: justify;">
***) Der Poststempel auf der Briefmarke des Briefumschlags: Abb. 6.</div>
______________________________________________ <br />
<br />
<ol>
<li style="text-align: justify;">Bading, Ingo: Friedrich von Berg, der Hausminister des deutschen Kaiserhauses (1917 bis 1933) - Ein Angehöriger der politischen Elite rund um Hindenburg und Seeckt, ein Sachwalter der Interessen der Hohenzollern-Monarchie zwischen 1917 und 1933, ein Funktionär streng konservativer politischer Verbände. Auf: Studiengruppe Naturalismus, 14. März 2018, <a href="http://studiengruppe.blogspot.de/2018/03/die-familie-friedrich-von-berg-in.html">http://studiengruppe.blogspot.de/2018/03/die-familie-friedrich-von-berg-in.html</a></li>
<li style="text-align: justify;">Bading, Ingo: Der deutsche Kronprinz - Begeistert von der Philosophie Mathilde Ludendorffs ... Und mit Vater und Sohn nicht nur ein Verehrer Erich Ludendorffs, sondern begeistert von dessen Freimaurer-Kampf. Studiengruppe Naturalismus, 4. April 2015, <a href="http://studiengruppe.blogspot.de/2015/04/der-deutsche-kronprinz-war-begeistert.html">http://studiengruppe.blogspot.de/2015/04/der-deutsche-kronprinz-war-begeistert.html</a></li>
<li style="text-align: justify;">Kossert, Andreas: Damals in Ostpreußen. Der Untergang einer deutschen Provinz. 2010</li>
<li style="text-align: justify;">Pölking, Hermann: Ostpreußen - Biographie einer Provinz. bebra-Verlag, Berlin-Brandenburg 2012 (<a href="https://books.google.de/books?id=mOF7DAAAQBAJ&pg=PT688&lpg=PT688&dq=antisemiten+ostpreu%C3%9Fen&source=bl&ots=DLU-EF6wPI&sig=4ni6LNKXbETLaIgbcDQD9CLOApg&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjN_uOZ3PfZAhUGLMAKHWDdC40Q6AEIcTAJ#v=onepage&q=antisemiten%20ostpreu%C3%9Fen&f=false">GB</a>)</li>
<li style="text-align: justify;">Plöckinger, Othmar: Geschichte eines Buches - Adolf Hitlers "Mein Kampf". 1922-1945. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2011 (<a href="http://books.google.de/books?id=eds8UjoXGOcC&pg=PA63&lpg=PA63&dq=der+v%C3%B6lkische+kurier&source=bl&ots=OdMBRrpBoV&sig=pSGVh0pogTAhNeiRFxEhznIfZeE&hl=de&sa=X&ei=kj4cT8bpGtCN-wbcpNmvCg&ved=0CEIQ6AEwBA#v=onepage&q=der%20v%C3%B6lkische%20kurier&f=false">GB</a>)</li>
<li style="text-align: justify;">Ludendorff, Erich: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter Deutscher Volksschöpfung. Meine Lebenserinnerungen 1919 bis 1925. Ludendorffs Verlag, München 1940 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=USwfAAAAMAAJ&dq=d%C3%B6ring+ludendorff&focus=searchwithinvolume&q=d%C3%B6ring">Gb</a>)</li>
<li style="text-align: justify;">Ludendorff, Mathilde: Eine beachtliche Äußerung. In: Der Quell, Folge 19, 9.10.1957, S. 911 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=DyAvAAAAMAAJ&dq=d%C3%B6ring+ludendorff&focus=searchwithinvolume&q=d%C3%B6ring">Gb</a>)</li>
<li style="text-align: justify;">Wolfgang Jacobeit: Von West nach Ost und zurück. Autobiographisches eines Grenzgängers zwischen Tradition und Novation. Westfälisches Dampfboot 2000 (298 S.) (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=pufWAAAAMAAJ&dq=mathilde+ludendorff+spr&focus=searchwithinvolume&q=ludendorff">GB</a>)</li>
<li style="text-align: justify;">Rezension von 8. in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (IWK), Band 37 (Friedrich-Ebert-Stiftung, Forschungsinstitut, Historische Kommission zu Berlin), Verlag Historische Kommission, 2001 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=Y27tAAAAMAAJ&dq=mathilde+ludendorff+jacobeit+vater&focus=searchwithinvolume&q=ludendorff">GB</a>), S. 510</li>
<li style="text-align: justify;">Thomas Scholze: Rezension zu: Jacobeit, Wolfgang: Von West nach Ost - und zurück. Autobiographisches eines Grenzgaengers zwischen Tradition und Novation. Münster 2000 , in: H-Soz-Kult, 17.04.2001, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-1094>.</li>
</ol>
<ol>
</ol>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-59690724619485063102018-03-14T15:00:00.002+01:002019-11-30T21:59:33.349+01:00Friedrich von Berg, der Hausminister des deutschen Kaiserhauses (1917 bis 1933)<div style="text-align: justify;">
<b>Ein Angehöriger der politischen Elite rund um Hindenburg und Seeckt, ein Sachwalter der Interessen der Hohenzollern-Monarchie zwischen 1917 und 1933, ein Funktionär streng konservativer politischer Verbände</b></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: right;">
<b><span style="color: #274e13;"><i>"Gebot über allen Geboten:</i></span></b></div>
<div style="text-align: right;">
<b><span style="color: #274e13;"><i>Deutschland, wahre die Ehre!"</i></span></b></div>
<div style="text-align: right;">
<br />
<span style="font-size: x-small;"><b><span style="color: #274e13;">(Exzellenz Friedrich von Berg, </span></b></span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;"><b><span style="color: #274e13;">vormaliger Oberpräsident von Ostpreußen </span></b></span><br />
<span style="font-size: x-small;"><b><span style="color: #274e13;">- im Jahr </span></b><b><span style="color: #274e13;">1923)</span></b></span></div>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Nur Fachleuten sagt heute noch etwas der Name Friedrich von Berg (1866-1939) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Berg">Wiki</a>, <a href="http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/1a1/adr/adrag/kap1_2/para2_112.html">Bundesarchiv</a>) (1, 2). Fachleuten für die Geschichte Ostpreußens, Fachleuten für die politische Geschichte der Endjahre des Ersten Weltkrieges, Fachleuten für die Geschichte der Weimarer Republik, Fachleuten für die Geschichte streng konservativer Verbände dieser Zeit. Bis vor wenigen Tagen war auch dem Autor dieser Zeilen der Name Friedrich von Berg nicht geläufig. Jedoch hatte Friedrich von Berg zu seinen Lebzeiten in Ostpreußen und darüber hinaus einen bekannten Namen, schon weil er aufgrund seiner Verwaltungslaufbahn bis an die Spitze der Provinzverwaltung Ostpreußens aufgestiegen war.<br />
<br />
Der viel schreibende und dabei immer stark Stimmung machende Kommunist Kurt Tucholsky kannte die damaligen deutschen Bollwerke gegen den Kommunismus genauer als viele andere. Und er rannte gegen diese unentwegt an in seinen Zeitungsartikeln. In diesen fand dementsprechend auch der ostpreußische "Erzreaktionär" Friedrich von Berg wiederholt Erwähnung (21). In Ostpreußen selbst galt Friedrich von Berg nur als "Exzellenz von Berg". 1926 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Königsberg verliehen. Er war Oberpräsident Ostpreußens während des Ersten Weltkrieges gewesen, Freund und lebenslanger Berater Kaiser Wilhelms II. (1859-1941) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_II._%28Deutsches_Reich%29">Wiki</a>), Hausminister des deutschen Kaiserhauses und Angehöriger der konservativen Elite rund um Paul von Hindenburg und Hans von Seeckt. Er war Vorsitzender des reaktionären "Adelsverbandes" und einflußreiches Mitglied zahlreicher anderer völkischer Verbände der frühen 1920er Jahre. Aufgrund dieser vielfältigen Tätigkeiten war sein Gut Markienen bei Bartenstein in Ostpreußen Anlaufpunkt bekannter Persönlichkeiten (<a href="http://www.ostpreussen.net/ostpreussen/orte.php?bericht=605">Ostpreußen</a>):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<span style="color: #274e13;"><b>In
der Kaiserzeit und während der Weimarer Republik war Markienen wegen
des hochangesehenen Besitzers Friedrich von Berg Besuchsziel vieler
Prominenter. Das Kronprinzenpaar war öfter hier, auch Reichspräsident v.
Hindenburg und die Generale v. Mackensen, v. Seekt und v. Fritsch.</b></span></blockquote>
Eine Beschäftigung mit dem Leben dieses Friedrich von Berg erweitert das Bild der deutschen Geschichte und der Geschichte Ostpreußens zwischen 1914 und 1933 um eine bedeutende Komponente. Sie kann helfen, geschichtliche Vorgänge und Entwicklungen dieser Jahre deutlich besser zu verstehen, nicht zuletzt überhaupt das Ringen Deutschlands und Ostpreußens um ihr politisches und kulturelles Überleben.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnwu9dsa5PDKdz1P0pF_Jn3qD7fGSC44bdnaCABgDDe9jFTzMMXa5DS9V2hSO-023GlfTCokaTIDVu_BQI1v9IK19npep6PqZr8dEa3RTRsxlvqiZI2JIDe3bZjyO1HgIOHaenGrAb2IA/s1600/Friedrich+von+Berg.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="300" data-original-width="208" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnwu9dsa5PDKdz1P0pF_Jn3qD7fGSC44bdnaCABgDDe9jFTzMMXa5DS9V2hSO-023GlfTCokaTIDVu_BQI1v9IK19npep6PqZr8dEa3RTRsxlvqiZI2JIDe3bZjyO1HgIOHaenGrAb2IA/s400/Friedrich+von+Berg.jpg" width="277" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Friedrich von Berg (1866-1939), Hausminister des Hohenzollern-Hauses, enger Freund des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, Förderer der deutschnationalen und völkischen Kräfte in Ostpreußen</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Im März 2018 wurden drei handgeschriebene Briefe Erich Ludendorffs und eine Postkarte aus den Jahren 1925 und 1926 bekannt, die geschrieben sein könnten an einen Bruder von Friedrich von Berg, bzw. an dessen Gattin Käthe Vonberg. Dieser Bruder wird in diesen Briefen von Ludendorff als "Veteran der Bewegung", sicherlich der völkischen Bewegung in Ostpreußen, angesprochen. Diese Briefe und Fragen nach ihrer historischen Einbettung lenkten die Aufmerksamkeit des Autors dieser Zeilen auf die Person Friedrichs von Berg. Diese Briefe und ihr Empfänger werden in einem weiteren Blogbeitrag gesondert behandelt (38), da scheinbar dieser Herr Vonberg sich in einem anderen politischen und damit vielleicht auch soziokulturellen Bezugsrahmen bewegt hat als jenem, von dem die Biographie Friedrich von Berg's geprägt ist.<br />
<br />
<h2>
August 1914 - Russen-Einfall in Ostpreußen</h2>
<br />
Die hier zu erzählende Geschichte des Friedrich von Berg beginnt - wie so vieles - im Jahr 1914. Tief hat das Schicksal Deutschlands während des Ersten Weltkrieges die
Menschen aufgewühlt. Es gibt wohl keine deutsche Provinz, die so viele leidvolle Erfahrungen in dieser Zeit gesammelt hat wie Ostpreußen. Sowohl während des Krieges wie auch in der Zeit der Abstimmungskämpfe danach, sowie in der Zeit des Lebens mit dem sogenannten "Korridor", als Ostpreußen vom übrigen Reich durch polnisch gewordenes Staatsgebiet abgetrennt worden war. Beim letzteren handelt es sich um einen Umstand, der auch von dem Ministerpräsidenten Preußens, dem Sozialdemokraten Otto Braun, niemals anerkannt worden ist.<br />
<br />
Zu diesen Schicksalen gehört, daß beispielsweise auch das Gutshaus des
Landeshauptmanns von Ostpreußen, des eingangs genannten Friedrich von Berg, 1914 von den Russen geplündert worden ist (<a href="http://www.ostpreussen.net/ostpreussen/orte.php?bericht=605">Ostpreußen</a>).
Friedrich von Berg selbst wurde in diesem Jahr zum "Staatskommissar für das
Flüchtlingswesen" ernannt. Einen solchen gab es also schon im Jahr 1914 (1). Welch ein Aufatmen ging zunächst durch Ostpreußen, als
Ende August 1914 die Schlacht von Tannenberg geschlagen war. Sicherlich spätestens seit dieser
Schlacht war der Landeshauptmann von Ostpreußen, Friedrich von Berg,
zu einem bedingungslosen Anhänger des Feldherrn-Gespanns Hindenburg und Ludendorff geworden so wie er
zuvor schon als ein entschiedener, das heißt "streng konservativer", bzw. "reaktionärer" Vertreter des monarchischen Gedankens
galt.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEis5iKByzlpmUXRVEjyU-lg0Vo79paViIPszaK4oC6lhhxk7HqTEv1da2ex56WH-GFitWRWMw__tGUrM-jUIPsx6m6KaDdeiqSlMmIAolOiKobJ9IaLKc-c_O3JH4Kv9FZIfdSla1pYmzY/s1600/Gushaus+Markienen.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="366" data-original-width="580" height="402" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEis5iKByzlpmUXRVEjyU-lg0Vo79paViIPszaK4oC6lhhxk7HqTEv1da2ex56WH-GFitWRWMw__tGUrM-jUIPsx6m6KaDdeiqSlMmIAolOiKobJ9IaLKc-c_O3JH4Kv9FZIfdSla1pYmzY/s640/Gushaus+Markienen.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Das Gutshaus Markienen bei Bartenstein in Ostpreußen (vor 1945)<br />
Hier weilten das Kronprinzenpaar, Hindenburg, sowie die Generäle Mackensen, Seeckt und Fritsch oft zu Besuch</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Friedrich von Berg, fast gleichen Jahrgangs wie Erich Ludendorff, war ein Studienfreund und Korpsbruder des deutschen Kaisers Wilhelms II.. 1903 war Friedrich von Berg Landrat des Kreises Goldap in Ostpreußen geworden und als solcher wieder häufiger in persönliche Berührung mit dem Kaiser und dessen Familie gekommen. Dies geschah immer dann, wenn diese in Rominten zur Elchjagd weilten. 1906 war Friedrich von Berg in das Zivilkabinett des Kaisers gekommen, 1909 war er dann Landeshauptmann von Ostpreußen geworden, also Chef der Provinzialverwaltung von Ostpreußen.<br />
<br />
Als dieser Landeshauptmann erlebte er dann 1914 die Invasion Ostpreußens durch die Russen. 1935 wurde ein Hindenburg-Gedenkbuch veröffentlicht, in dem man auch Friedrich von Berg erzählen ließ (25, S. 162):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Exzellenz von Berg schilderte hier seine erste Begegnung mit dem Feldmarschall in Insterburg, wo er sich im Hauptquartier gemeldet hatte, um sich dort als Landeshauptmann und Flüchtlingskommissar nach dem Schicksal einer Familie zu erkundigen.</blockquote>
Seit dieser Zeit entstand zwischen Friedrich von Berg und Hindenburg ein Vertrauensverhältnis (4, S. 270). Weiter wird berichtet (17, S. 38):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Als von Batocki zum Aufbau des Kriegsernährungsamtes 1916 nach Berlin ging, übernahm von Berg das ostpreußische Oberpräsidium bis zur Rückkehr seines Vorgängers im Jahre 1918. von Berg erwarb sich die Achtung der Bevölkerung durch sein umsichtiges Verhalten während der Flucht anläßlich der ... [zitiert nur als Google-Bücher-Ausschnitt]</blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<h2>
Juni 1917 - Friedrich von Berg und der Sturz Bethmann-Hollwegs </h2>
<br />
Im Jahr 1917 war der deutschen Reichskanzler von Bethmann-Hollweg von immer mehr Menschen als untragbar für die deutsche Politik erachtet worden, insbesondere auch von Hindenburg und Ludendorff. Sie wußten von der Einstellung Friedrichs von Berg in diesen Fragen und luden ihn deshalb im Juni 1917 ins Hauptquartier nach Bad Kreuznach (4, S. 270):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Am 24. Juni versuchte er den Kaiser fast anderthalb geschlagene Stunden lang auf der Terrasse des Schloßhofs zu Bad Homburg, wo der Kaiser residierte, von der Notwendigkeit eines Kanzlerwechsels zu überzeugen. Bis dahin hatte noch kein Kanzlergegner ein derartig offenes Gespräch mit Wilhelm II. in der Causa Bethmann Hollweg führen können.</blockquote>
Friedrich von Berg führte aus, daß Bethmann-Hollwegs Abgang von allen Patrioten gefordert würde (5, S. 322). Hindenburg berichtete brieflich an seine Frau, was Friedrich von Berg ausgeführt hatte (zit. n. 2, S. 271):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Nicht die Konservativen allein wären gegen den Kanzler, sondern der größte Teil der Mitglieder aller Parteien, denen seine Schwäche und Unfähigkeit Sorgen für die Zukunft bereitet.</blockquote>
Ludendorff hat spätestens seit 1927 intensiv über die Rolle der Freimaurerei in der Politik publiziert, wobei er auch voraussetzte, daß Bethmann-Hollweg Freimaurer-Bruder gewesen wäre. Über diesen schrieb Ludendorff 1928 (7, S. 142):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Sein "Defaitismus" (...) zwang Br. von Bethmann, endlich den Posten als Reichskanzler zu verlassen, nachdem er schnell noch einen neuen Erlaß des Kaisers über die Änderung des Wahlrechts in Preußen herbeigeführt hatte. Ich hatte erklärt, nicht länger mit dem Reichskanzler zusammenarbeiten zu können. Leider hielt ich ihn damals auch nur für "defaitistisch", noch nicht für einen ausgesprochenen, bewußten Verderber der Deutschen.</blockquote>
<h2>
Januar 1918 - Friedrich von Berg wird Nachfolger Valentini's</h2>
<br />
Zu den "Hinterlassenschaften" Bethmann-Hollwegs in der deutschen Politik gehörte der Chef des Zivilkabinetts des Kaisers, Rudolf von Valentini (1855-1925) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_von_Valentini">Wiki</a>) (2, S. 310-313). Dieser hat unglaublich viel Einfluß auf die wesentlichsten Personalentscheidungen des Kaiserreiches ausgeübt, schon im Jahr 1914. Er war gleichgestellt dem Chef des Militärkabinetts Moriz von Lyncker (1853-1932) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Moriz_von_Lyncker">Wiki</a>) und dem Chef des Marinekabinetts Georg von Müller (1854-1940) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Alexander_von_M%C3%BCller">Wiki</a>). Friedrich von Berg schreibt in seinen 1920 handschriftlich niedergelegten, 1971 veröffentlichten Erinnerungen über das (2, S. 55):<br />
<blockquote class="tr_bq">
merkwürdige Phänomen, daß nicht, wie man angesichts der Rolle des Militärs im Kriege hätte erwarten können, das Militärkabinett eine dominierende Stellung gegenüber dem Zivilkabinett einnahm, sondern daß der Chef des Zivilkabinetts, gestützt auf seine Vertrauensstellung beim Kaiser und seine engen Kontakte zu Hindenburg und Ludendorff, in Bereiche eingriff, die eigentlich in das Militärressort fielen.</blockquote>
Schon sehr früh hat der deutsche Kronprinz sich bei seinem Vater für die Entlassung auch von Valentini's eingesetzt - im Einklang mit Ludendorff. Der Kronprinz wurde dabei von der Kaiserin unterstützt. Der Vater setzte einer Entlassung Valentini's, mit dem er Jahre lang vertrauensvoll zusammen gearbeitet hatte, Widerstand entgegen (2, S. 48):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Als seinen Nachfolger hatten Hindenburg und Ludendorff, wie auch der Kronprinz, von vornherein den Oberpräsidenten von Ostpreußen, v. Berg, ins Auge gefaßt. Nachdem ein zweitätiger Besuch des Kaisers in Ostpreußen, bei dem er er sich unter Führung des Oberpräsidenten über die Wiederaufbauarbeiten unterrichtete, eine neue und wie sich herausstellte, geglückte Chance geboten hatte, die Gunst des Kaisers für Berg zu gewinnen, </blockquote>
verlangte Hindenburg am 14. Januar 1918 im persönlichen Gespräch mit dem
Kaiser die Entlassung Valentini's. Denn dieser stünd für den "Linkskurs
der Regierung". Der Kaiser fügte sich, begrüßte von Berg aber am 16. Januar 1918 mit den unwirschen und mürrischen Worten (zit. n. 2, S. 313):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Man hat mir befohlen, Dich zum Chef des Zivilkabinetts zu machen.</blockquote>
Es ist zu erfahren (2, S. 38):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Für den Monarchen selber war Friedrich v. Berg
nicht einfach nur ein treuer Untergebener, auch wenn er etwas
großsprecherisch behauptete, er <i>"wird tun, was ich ihm sage"</i>, sondern
sein persönlicher Vertrauter, den er mit dem vertraulichen Du und
<i>"Monzi"</i> anredete. Einer ähnlichen Wertschätzung erfreute sich der
Kabinettschef auch bei den beiden Feldherren an der Spitze der 3. OHL,
von denen insbesondere Hindenburg große Stücke auf ihn hielt. </blockquote>
von Berg schreibt über die Folgezeit in seinen Erinnerungen (2, S. 104):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Das Leben gestaltete sich im allgemeinen in Homburg ganz harmonisch. Durch den Fortgang von Valentini war eine gewisse Koalition gesprengt. Müller fühlte sich vereinsamt und lebte eigentlich ganz für sich. Unterstützung fand er nur in dem Geh. Legationsrat v. Grünau, Vertreter des Auswärtigen Amts.</blockquote>
Dieser Georg von Müller hat in seinen Erinnerungen womöglich nicht ganz unwichtige Eindrücke über Friedrich von Berg und dessen Einfluß auf den Kaiser festgehalten (30, S. 148f):<br />
<blockquote class="tr_bq">
... Den eigentlichen Urheber dieser Beeinflussung sah Müller in Friedrich von Berg, dem Nachfolger Valentinis im Geheimen Zivilkabinett. <i>"Seit Berg da ist"</i>, notierte Müller in sein Tagebuch, <i>"beherrscht jedenfalls der alte verderbliche Dünckel wieder S.M. u. seine Umgebung. ..."</i> (...) <i>"Die Randbemerkungen S.M. sind fortgesetztes Rasseln mit dem Schwert, Verachtung gegenüber den Diplomaten u. Antisemitismus."</i> Erste antisemitische Äußerungen des Kaisers notierte Müller am 13. Februar 1918 in sein Tagebuch, als Wilhelm II. den amerikanischen Präsidenten Wilson beschuldigte, zusammen mit der <i>"ganzen, internationalen Juden-..."</i> (...) ... eine antisemitische Note hineingebracht habe. Die von Müller geäußerten kritischen Bemerkungen über Wilhelm II. dürfen allerdings nicht zu der Schlußfolgerung führen, daß Müller vom Grundsatz her ein Gegner der Monarchie war. Nicht am monarchischen System zweifelte der Admiral, sondern an der Person des Kaisers. [Nur als Google-Bücher-Ausschnitt zitiert.]</blockquote>
Kaiser Wilhelm scheint gerade in den beiden letzten Kriegsjahren besonders geschwankt zu haben, ob er sich "mit der Sozialdemokratie ein neues Reich aufbauen" solle (wie er sich Ludendorff gegenüber anläßlich von dessen Entlassung äußerte) oder ob er mit den konservativ-monarchischen Kräften gehen sollte wie sie von Hindenburg, Ludendorff und auch Friedrich von Berg verkörpert wurden. Er scheint sich auffallend früh auch schon mit dem ersteren Gedanken beschäftigt zu haben. Und nur der Sturz Bethmann-Hollwegs und Valentini's scheint dafür gesorgt zu haben, daß der Kaiser eine Zeit lang von diesem Gedanken wieder abging.<br />
<br />
Es folgte nun jedenfalls die große deutsche Frühjahrsoffensive im Westen unter Ludendorffs Führung. Nach größten Anstrengungen brachte sie aber dann doch nicht den erhofften Durchbruch. Ludendorff hatte alle Genialität aufgebracht, um diesen Durchbruch doch noch zu erreichen. Aber Mitte Juli waren nun die letzten militärischen Kräfte deutscherseits für Angriffshandlungen aufgebraucht, ohne daß der entscheidende Durchbruch hatte erreicht werden können. Gleichzeitig verstärkten sich die Kriegsgegner ständig weiter mit frischen US-amerikanischen Truppen. <br />
<br />
<h2>
Juli, August 1918 - Militärischer Sieg nicht mehr möglich</h2>
<br />
Als Chef des Zivilkabinetts nahm Friedrich von Berg an der Lagebesprechung vom 22. Juli 1918 teil. Er hielt über diese in seinem Tagebuch fest (5, S. 440):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Es war klar, daß wir einen entscheidenden Sieg nicht mehr erringen konnten. Es kam jetzt nur darauf an, die heftigen Angriffe der Feinde abzuwehren.</blockquote>
Schon am 22. Juli 1918 hatte Ludendorff diesen Sachverhalt also so klar dargestellt. Der 8. August 1918 brachte dann den auch von Ludendorff so gekennzeichneten "schwarzen Tag des deutschen Heeres". Es ging nun auch Ludendorff darum, ein Waffenstillstands-Angebot zu machen, wobei von vornherein klar war, daß man dem Kriegsgegner Zugeständnisse machen müßte, die man unter besserer militärischer Lage nicht gemacht hätte. Zur Bewertung von
Ludendorffs Handeln in dieser Zeit ringt sich - mit dem Historiker Gerd Krumeich - die deutsche Geschichtswissenschaft gerade zu
differenzierteren und sachlicheren Urteilen durch als diese
Jahrzehnte lang vertreten worden sind (7).<br />
<br />
Friedrich von Berg war auch bei der Besprechung im Großen Hauptquartier in Spa am 13. August 1918 anwesend (5, S. 446).<br />
<br />
<h2>
September 1918 - Friedrich von Berg rät Ludendorff, das Kanzleramt zu übernehmen</h2>
Der Ludendorff-Biograph Manfred Nebelin hält - unter anderem anhand der Aufzeichnungen Friedrichs von Berg - fest wie der Kaisers auf Ludendorffs Rückzugsbefehle vom 2. September 1918 reagierte (5, S. 452f):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Die Nachricht versetzte ihm einen derartigen Schock, daß er sich <i>"in völliger Apathie" </i>sogleich zu Bett begeben mußte. Nur mit viel Überredungskunst und dem Argument: <i>"Wir können zwar den Sieg im Felde nicht mehr erringen, aber wir brauchen deshalb den Krieg nicht zu verlieren,"</i> gelang es der Kaiserin und Major Niemann zwei Tage später, Wilhelm II. neuen Mut einzuflößen und ihn zu bewegen, am Nachmittag des 4. September die Dienstgeschäfte wieder aufzunehmen, wenn auch - wie der Chef des Zivilkabinetts vermerkte - nur <i>"leidlich teilnehmend"</i>. Berg dürfte sich dadurch veranlaßt gesehen haben, an Besucher, die - wie etwa der mit Wilhelm II. befreundete Reeder Albert Ballin - den Monarchen zu einer raschen Beendigung des Krieges drängen wollten, die Mahnung zu richten, <i>"man dürfe den Kaiser nicht zu pessimistisch machen"</i>.</blockquote>
Ähnliches berichtet auch Bernhard von Bülow (11, S. 274). Auch den Rücktritt des Reichskanzlers Graf Hertling erlebte Friedrich von Berg am 29. September 1918 mit (5, S. 464). Es war klar, daß man innenpolitisch Zugeständnisse machen mußte, für die der Graf Hertling nicht einstehen wollte. von Berg machte daraufhin Ludendorff den Vorschlag, selbst die Reichskanzlerschaft zu übernehmen. es war dies ein Vorschlag, der Ludendorff schon ein Jahr zuvor von anderer Seite gemacht worden war. Ludendorff lehnte ab. Seine Begründung war, die Berufung eines Soldaten zum Reichskanzler<br />
<blockquote class="tr_bq">
sei in einem Moment, wo das Heer zurückgehen müsse, für das Volk eine zu große Zumutung.</blockquote>
So halten es die Aufzeichnungen von Bergs fest (5, S. 464). Es drängt sich hier fast ein wenig der Gedanke auf, ob nicht Friedrich von Berg selbst Reichskanzler hätte werden können, und ob er das nicht auch selbst im Hinterkopf hätte haben können. Auch auf Bernhard von Bülow kam noch einmal das Gespräch mit Parlamentariern. Aber Friedrich von Berg mußte mitteilen, daß der Kaiser ihn auf keinen Fall wählen würde (11, S. 284).<br />
<br />
<h2>
Oktober 1918 - Friedrich von Berg tritt von seinem Amt zurück </h2>
<br />
Am 3. Oktober 1918 wurde der liberale Prinz Max von Baden Reichskanzler. Anlässlich der Publikation der Friedensnote des Reichskanzlers an den amerikanischen Präsident Wilson vom 6. Oktober 1918 berichtete der Nuntius Pacelli von München aus an den Vatikan über die Entstehung dieses Dokuments. Der Inhalt dieses Schreibens wird folgendermaßen wiedergegeben (33):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Der Plan der neuen Reichsregierung wurde durch ein Telegramm General Ludendorffs vom 1. Oktober vorangetrieben, in dem dieser erklärte, zwar noch einmal den feindlichen Angriff abgewehrt zu haben, der Durchbruch der Front lasse sich aber höchstens noch 48 Stunden vermeiden, weshalb er die augenblickliche Absendung der Friedensnote verlangte. Am 3. Oktober war der Entwurf des Gesuchs fertig gestellt. Nach der Formulierung des Vizekanzlers Payer sollten die 14 Punkte Wilsons nur der Ausgangspunkt für die Verhandlungen darstellen, was von Erzberger, der, trotz Widerständen aus der Umgebung des Kaisers, besonders des Chefs des Zivilkabinetts von Berg, zum Staatssekretär ohne Geschäftsbereich ernannt worden ist, als nicht ausreichend bezeichnet wurde. Am Ende setzte sich Erzbergers Forderung der Annahme der 14 Punkte auch gegen den Kompromißvorschlag durch, von einem Verhandlungsprogramm zu sprechen. Pacelli bedauert, daß sich Deutschland direkt an den Präsidenten der Vereinigten Staaten gewandt und nicht den Papst als Vermittler angerufen hat, obwohl Erzberger und andere Politiker dessen Vermittlung gern gesehen hätten. Wegen Artikel 15 des Londoner Vertrags wäre aber eine solche Vermittlung bei den Ententestaaten ohne Aussicht auf Erfolg gewesen.</blockquote>
Friedrich von Berg verurteilte Max von Baden als "linksgerichtet" und als "Wegbereiter des Bolschewismus" (1) und legte deshalb sein Amt nieder. In seinen Erinnerungen schreibt Friedrich von Berg (2):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Ich habe noch die Herrenhaussitzung am 31. Oktober mitgemacht, habe mich im Palais August Wilhelm am 31. gegen Abend sehr bewegt von der Kaiserin verabschiedet und bin am Abend nach Ostpreußen abgefahren, war am 1. November in Markienen, war zu Hause.</blockquote>
Richard von Kühlmann (1873-1948) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_von_K%C3%BChlmann">Wiki</a>), der als ausgesprochene Gegner Erich Ludendorffs im Auswärtigen Amt im Jahr 1918 schon im Juni hatte zurücktreten müssen, bezeichnete Friedrich von Berg als "Totengräber der Monarchie" (s. <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Berg">Wiki</a>). Wer allerdings so scharf von einem Richard von Kühlmann verurteilt wurde, an dem war vielleicht gerade deshalb etwas dran. Auf Wikipedia ist über Friedrich von Berg festgehalten (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Berg">Wiki</a>):</div>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
Bei
seiner extrem konservativen Weltanschauung unterschied sich Berg in
allen wesentlichen Fragen von seinem Corpsbruder Adolf Tortilowicz von
Batocki-Friebe. So nahe er dem Kaiser über seinen Vater, das Corps und
die Jagd in Rominten stand, so klar sah er die Schwächen Wilhelms II. <i>"Wenn v. Berg den Kaiser trotzdem in seinem Sinne, dem starren
Festhalten an der monarchischen Prärogative, am unbedingten Durchhalten
gegen die feindliche Übermacht und die revolutionären Kräfte im Lande,
zu steuern versuchte, so offenbar in der Vorstellung, daß er, Berg,
berufen sei, den Monarchen vom Wege der ‚Ehre und Würde‘ der Monarchie,
wie er sie sah, nicht abweichen zu lassen." </i>
(Potthoff, v. d. Groeben, 1993, S. 165 ff.).</blockquote>
Der Theologe Ernst Troeltsch, der zunächst ein Verfechter der Ideen von 1914 war, 1917 aber maßgeblich an der Gründung des "Volksbundes für Freiheit und Vaterland" beteiligt war, der ein Gegengewicht zu der "Deutschen Vaterlandspartei" bilden sollte, war von 1919 bis 1921 preußischer Abgeordneter für die DDP und hielt in dieser Zeit in seinen "Spectator-Briefen" fest, daß Friedrich von Berg den Kaiser von der Außenwelt abgeschnitten habe (12, S. 202). <br />
<br />
<h2>
Juli 1919 - Auslieferung des Kaisers, merkwürdige Gedanken Seeckt's </h2>
<br />
Friedrich von Berg hält in seinen Aufzeichnungen fest, daß gelegentlich Hans von Seeckt (1866-1936) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_von_Seeckt">Wiki</a>)
als Nachfolger Ludendorffs in Erwägung gezogen worden war (13, S. 192). Mit
diesem Hans von Seeckt stand Friedrich von Berg jedenfalls schon im Jahr nach dem Krieg in
guter Verbindung. Seeckt scheint wahrlich ein echter und rechter "Erfüllungspolitiker" gewesen zu sein, denn er hatte so seine eigenen Gedanken, wenn er an die Folgen einer Auslieferung des Kaisers an die Feindmächte dachte als "Kriegsverbrecher", wie es von diesen gefordert worden war. Seeckt sah - sicherlich mit Recht - die Gefahr, daß sich Offiziere der Reichswehr empören würden über diese Auslieferung. Am 8. Juli 1919 schrieb er dieserhalben an Friedrich von Berg (<a href="https://books.google.de/books?id=ckYiAQAAIAAJ&q=markienen+seeckt&dq=markienen+seeckt&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjw4Yuk_PXZAhURalAKHf-SCi0Q6AEIQDAE">GB</a>):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Seeckt sah nur einen Weg, um dieser Gefahr vorzubeugen: Der Kaiser sollte sich Friedrich den Großen zum Vorbild nehmen, der 1757 angeordnet hatte, daß sein Tod oder seine Gefangennahme auf die Fortführung des Krieges keinen Einfluß ... BI.2 f., Schreiben Gen.Maj. v. Seeckt vom 8.7.1919 an v. Berg-Markienen. [Zitiert hier vorläufig nur als Google-Bücher-Ausschnitt]</blockquote>
Wörtlich hatte er geschrieben (13, S. 235):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Wenn es zur Auslieferung Seiner Majestät kommt, so muß er sich abschiednehmend an seine Offiziere wenden und ihnen untersagen, irgendwelche Schritte für ihn zu tun, sondern sie verpflichten, schweigend weiter ihre Pflicht gegen das Vaterland zu erfüllen ... [Zitiert nur als Google-Bücher-Ausschnitt]</blockquote>
Das klingt ein wenig ähnlich wie das, was zu gleicher Zeit Max Weber im persönlichen Gespräch gegenüber Erich Ludendorff in Vorschlag brachte, nämlich, sich "selbstlos" "für Deutschland aufzuopfern" und sich von sich aus den Feindmächte zu stellen, das heißt auszuliefern. Ludendorff antwortete darauf, daß er eine etwas andere Vorstellung von der Ehre eines Staates zu haben scheine als Max Weber.<br />
<br />
Seit dem Frühjahr 1919 war die Provinz Ostpreußen abgetrennt vom übrigen Deutschen Reich. Und die Ostpreußen erlebten, wie der neue polnische Staat in Front gebracht wurde gegen Deutschland und wie einflußreiche polnische Politiker nicht nur Danzig, die Provinzen Posen, Westpreußen und Oberschlesien, sondern auch Ostpreußen und Pommern für den neuen Staat Polen forderten. Über Friedrich von Berg ist in dieser Zeit zu erfahren (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Berg">Wiki</a>):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Nach seinem Abschied aus Berlin ging Berg zurück nach Ostpreußen. (...) 1920 (...) wurde er Erster Vorsitzender (Adelsmarschall) der Deutschen Adelsgenossenschaft, ein Amt, das er bis 1932 ausübte.</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Andernorts ist festgehalten (32, S. 499):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Seit 1919 Bewirtschaftung des Gutes Markienen, etwa gleichzeitig rege politisch in der Provinz engagiert, Vorsitzender des monarchischen "Bunds der Aufrechten", 1919 Vorsitzender Provinziallandtag, 1920 Präsident Provinzialsynode (...), 1926 Dr. theol. h.c. Albertus-Universität Königsberg.</blockquote>
Der unmittelbar am 9. November 1918 gegründete "Bund der Aufrechten" wuchs deutschlandweit rasch auf 25.000 Mitglieder an (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Bund_der_Aufrechten">Wiki</a>). Der Bund fand nach 1945 seine Fortsetzung in dem monarchistischen Verein "Tradition und Leben" (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Tradition_und_Leben">Wiki</a>), der sich auch heute noch für die Wiederherstellung der Hohenzollern-Monarchie einsetzt unter dem Wahlspruch: "Der Demokratie die Krone aufsetzen".<br />
<br />
<h2>
Februar 1920 - Hindenburg soll sich gegen einen katholischen Kandidaten für die Wahl zum Reichspräsidenten aufstellen</h2>
<br />
Schon im Sommer 1919 war von vielen Seiten der Gedanke aufgekommen, daß Hindenburg als Kandidat für die Reichspräsidenten-Wahl aufgestellt werden sollte (4, S. 443ff). Um 1919/20 bekam Hindenburg über einen Briefwechsel mit Friedrich von Berg ein zustimmendes Signal von Seiten des vormaligen Kaisers in Doorn zu diesen Plänen (4, S. 448). Am 2. Februar 1920 wurde Hindenburg von Friedrich von Berg außerdem vor der katholischen Lobby-Arbeit im Reich gewarnt:<br />
<blockquote class="tr_bq">
<span style="color: #274e13;"><b>Rom ist in Bewegung,</b></span></blockquote>
so schrieb Friedrich von Berg an Hindenburg (2, S. 448, Anm. 25). Und zwar sei Rom in Bewegung, um einen katholischen Reichspräsidenten wählen zu lassen, was als Vorläufer aufgefaßt werden könnte, um die Wittelsbacher auf den deutschen Kaiserthron zu bringen. Dem müsse sich Hindenburg mit seiner Kandidatur entgegen stellen. Damit warnte also Friedrich von Berg schon 1919 vor denselben Entwicklungen, vor denen Erich Ludendorff ab 1923/24 auch in Bayern warnen sollte, und worüber er dortselbst mit dem katholischen Thronfolger Kronprinz Rupprecht 1924 in eine scharfe Auseinandersetzung kommen sollte. Für das Verhältnis zwischen Hindenburg und von Berg gilt (2):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Ihr Briefwechsel, Gespräche anläßlich der Tagung des Johanniterordens-Kapitels, Bergs Aufenthalte in Hannover und später in Neudeck, sowie Gegenbesuche Hindenburgs in Markienen sind ein Zeugnis ihres regen Kontakts.</blockquote>
<h2>
1920 - Die Adelsgenossenschaft</h2>
<br />
Im Frühjahr 1920 legte Friedrich von Berg in handschriftlichen Aufzeichnungen seine Erinnerungen an seine Tätigkeit als Chef des Zivilkabinetts nieder (2, S. 77). 1971 sind sie veröffentlicht worden (2). Außerdem wurde er auf dem deutschen "Adelstag" zum Vorsitzenden der "Deutschen Adelsgenossenschaft" (DAG) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Adelsgenossenschaft">Wiki</a>) gewählt. Diese ist 1874 von 30 preußischen Adeligen gegründet worden. Über die Tätigkeit von Friedrich von Berg als Vorsitzender dieser DAG ist zu erfahren (31, S. 298f):<br />
<blockquote class="tr_bq">
... dem Adelstag von 1920 beschlossenen "Arierparagraphen", den die DAG in ihre Satzung aufnahm, war das "Deutsche Adelsblatt" stark antisemitisch-völkisch geprägt, Artikel über die Notwendigkeit der "Aufnordung" des deutschen Volkes im allgemeinen und des deutschen Adels im besonderen bildeten einen wesentlichen Bestandteil der im "Adelsblatt" vertretenen Ideologie. Der polemische Stil des "Adelsblatts" im Kampf gegen das parlamentarische "System" und seine Vertreter führte 1929 gar zu einer besonders grotesken Situation: Nachdem der Außenminister Stresemann in einer Ministerbesprechung am 3. September 1929 im Zusammenhang mit einem nun zu beginnenden "Abwehrkampf gegen die Hetzpropaganda der Opposition" die Aufmerksamkeit auf den "vergiftenden Kampf" des Organs der DAG "gegen den bestehenden Staat" gelenkt hatte, wurde den Offizieren und Beamten der Reichswehr sowie den Beamten mehrerer Reichsministerien die Mitgliedschaft in derjenigen Organisation verboten, der der Reichspräsident Hindenburg als Ehrenvorsitzender vorstand. </blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Die "Deutsche Adelsgenossenschaft" trug nicht nur dazu bei, weite Teile des Adels im Zeichen einer schroff antidemokratischen und oft vulgär-antisemitisch akzentuiert-.... Aufgabe der DAG sei, <i>"jeden einzelnen und vor allen Dingen unsere Jugend"</i> erziehen zu müssen. Wie sehr die im Grunde unpolitischen Werte, die Berg-Markienen als Leitgehalte dieser Erziehung nannte - <i>"Oberster Grundsatz ist: Erziehung zur Pflicht, die mit Unterordnung, Disziplin, Selbstverleugnung beginnt."</i> - von ihm als Leitgehalte eines politischen Programms verstanden wurden, deutet sich im Nachsatz an: <i>"Wird dieser allererste Grundsatz befolgt, dann folgt alles andere, das sich die deutsche Adelsgenossenschaft zur Aufgabe gestellt hat, von ..." ...</i> Denn schon die Aufgabe des in der DAG zusammengeschlossenen Adels, durch seine "Selbsterziehung" zur "Erziehung unseres deutschen Volkes" beizutragen, kennzeichnet das von Berg-Markienen dem Adel aufgegebene politische Ziel: die Gesellschaft ... [nur als Google-Bücher-Ausschnitt zitiert]</blockquote>
Friedrich von Berg wurde auch Mitglied des völkischen "Heimatbund Ostpreußen" (19, S. 268). 2001 ist über diesen eine bislang unveröffentlichte Magisterarbeit erschienen unter dem Titel <i>"Der Heimatbund - Konservative Opposition und völkischer Nationalismus in Ostpreußen 1919-1922"</i> (20). Dieser Heimatbund entstand im Zusammenhang mit der völkischen "Heimatbewegung" der unmittelbaren Nachkriegszeit. Diese gab es damals überall in Deutschland (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Heimatbewegung">Wiki</a>). 1933 ging der "Heimatbund Ostpreußen" in dem "Bund deutscher Osten" (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Bund_Deutscher_Osten">Wiki</a>) auf.<br />
<br />
<h2>
1923 - Kurt Tucholsky blickt auf die ostpreußischen Konservativen</h2>
<br />
Kurt Tucholsky schrieb Anfang der 1920er Jahre (21, S. 71):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Die Landräte tun, was sie wollen: das ist die Reaktion. Auf das kräftigste werden sie dabei unterstützt von zwei Vereinen, die, mit dem ganzen schweren Gelde der Deutsch-Nationalen ausgestattet, unsägliches Unheil anrichten: von der Staatsbürgerlichen Arbeitsgemeinschaft und vom Heimatbund. Von Gayl und von Hassel sind die Väter dieser edlen Zwillingsbrüder. Nirgends liegen so viel Waffen versteckt wie in Ostpreußen. Der Zusammenhang zwischen Verwaltungsbehörden, den Staatsanwaltschaften, der Reichswehr, den nationalen Vereinen, den Selbstschutz- Organisationen und diesen Waffenschiebungen wird gerichtlich niemals zu erbringen sein. Es gibt in Ostpreußen keine Organe, die, vom Gerichtsdiener bis herunter zum Generalstaatsanwalt, wirklich eingriffen. ... [zitiert nur als Google-Bücher-Ausschnitt]</blockquote>
Und (21, S. 157):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Was der Herr von Berg-Markienen und der sehr beachtliche Herr Hundertmarck eigentlich treiben, weiß kein Mensch. Aber sie wissen es. Sie stehlen dem lieben Herrgott die Zeit mit überflüssigen Organisationen. Die Agrarier und die ... Mit Müh und Not hat man jetzt eine besondere Berliner Geschäftsstelle des Herrn von Gayl abgewehrt, die den Oberpräsidenten Siehr ausschalten wollte. Sei es, daß auch in den Berliner Stellen zu viel gute Freunde der Ostpreußen sitzen, sei es, daß man sich - immer mal ... [zitiert nur als Google-Bücher-Ausschnitt]</blockquote>
Und (21, S. 194):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Die Republik tut nichts. Was nützen denn die Erlasse, die sich Unter den Linden sehr schön ausnehmen, wenn sich im Dorf und in der Stadt keiner darum kümmert. Der Oberpräsident Siehr in Ostpreußen ist ein ordentlicher Mann, der mit dem Kappisten Winnig nicht in einem Atem genannt werden darf - aber regiert wird das Land von dem Heimatbund des Erzreaktionärs von Gayl. Da entsteht jene Atmosphäre, in der die Helden gedeihen, die Erzberger ermordet und die erst jetzt ... [zitiert nur als Google-Bücher-Ausschnitt]</blockquote>
Der hier genannte Wilhelm von Gayl (1879-1945) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_Gayl">Wiki</a>) war ein ostpreußischer, deutschnationaler Staatsbeamter und Politiker, der dann vom 1. Juni bis zum 3. Dezember 1932 Reichsinnenminister in der Regierung von Papen werden sollte. Danach zog er sich aus der Politik zurück.<br />
<br />
<h2>
1921 bis 1926 - Vermögensverwalter des Hohenzollern-Hauses </h2>
<br />
Von 1921 bis 1926 war Friedrich von Berg Leiter der Generalverwaltung des vormals regierenden preußischen Königshauses und vertrat als Generalbevollmächtigter der Hohenzollern zusammen mit dem Kaisersohn August Wilhelm von Preußen das ehemalige Königshaus in den Auseinandersetzungen mit dem Reich um das Hausvermögen. Er stand also weiterhin in engster Verbindung zu sicherlich allen Angehörigen der Kinder von Kaiser Wilhelm II. und seiner Enkel. Spätestens seit dieser Zeit stand er auch in Verbindung mit Sigurd von Ilsemann (1884-1952) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Sigurd_von_Ilsemann">Wiki</a>), dem langjährigen letzten Flügeladjutanten Kaiser Wilhelms II. in Holland (14).<br />
<br />
Nach Ludendorffs Entlassung hatte Hindenburg selbst nicht seine Entlassung gefordert, wie Ludendorff das wie selbstverständlich erwartet hatte, sondern war geblieben. Und am 9. November 1918 hatte er dem Kaiser zur Flucht nach Holland geraten, da die deutschen Truppen für seine Sicherheit nicht mehr bürgen könnten. All diese Umstände ließen nicht nur in den Augen von Ludendorff ein schlechtes Licht auf Hindenburg fallen. Aber da er für eine künftige Reichspräsdentenschaft vorgesehen war, sollte er in der Öffentlichkeit auch nicht in zu schlechtem Licht stehen.<br />
<br />
1922 erschien die Schrift <i>"Der Kaiser am 9. November! Eine Klarstellung nach noch nicht veröffentlichtem Material"</i> (4, S. 425). Der Kaiser hatte bald nach seiner Flucht nach Holland eine Niederschrift über die Ereignisse rund um seine Abdankung und seine Flucht nach Holland angefertigt. Diese Niederschrift war auch in den Besitz von Friedrich von Berg gelangt. Und er gab sie zur Veröffentlichung weiter. Entgegen den Wünschen des Kaisers wurde in dieser Veröffentlichung jedoch die Rolle Hindenburgs nicht klar herausgearbeitet, weil das Ansehen Hindenburgs nicht beschädigt werden sollte. Welche Rolle Friedrich von Berg dabei im einzelnen spielte, wäre noch zu klären. Aber von Berg wird wohl sehr früh auch zur engeren "Kamarilla" um Hindenburg gezählt und wird es ebenso befürwortet haben, daß Hindenburgs Ansehen nicht beschädigt wird. Im Sommer 1922 kam denn Hindenburg auch bei Friedrich von Berg auf Gut Markienen zu Besuch (23, S. 229): <br />
<blockquote class="tr_bq">
Hindenburgs erste Ostpreußenreise hat 1922 stattgefunden und wurde von Gayl organisiert. Als Gastgeber fungierten Vertreter des adligen Großgrundbesitzes: Graf Lehndorff-Preyl, von Berg-Markienen, von Tettau-Kraphausen, Freiherr von Knyphausen-Kalittken, Frau von Hindenburg-Neudeck, von Oldenburg-Januschau. Graf zu Eulenburg-Prassen, Graf Lehndorff-Steinort, von Alvensleben-Rodehlen, Graf Dönhoff-Friedrichstein und abschließend Landeshauptmann von ...</blockquote>
Als Wilhelm II. am 5. November 1922 in Arnheim in Holland ein zweites mal heiratete, gehörte auch Friedrich von Berg zu den engeren Hochzeitsgästen (14, S. 358).<br />
<br />
<h2>
Juni 1923 - "Deutschland, wahre die Ehre!"</h2>
<br />
Im Antiquariatshandel ist gegenwärtig ein "Albumblatt" von Friedrich von Berg angeboten (Abbildung 3). Es ist vom Anbieter offensichtlich falsch auf das Jahr 1913 datiert, obwohl als Jahreszahl deutlich genug 1923 zu lesen ist, worauf auch viel besser der kurze und knappe Inhalt des Albumblattes paßt.<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzinFUgyPL_6QjLmUItvLpDNE86r5cxyMeblxqTw8Jp4yWv78p297uVMU26fhIG9S-fDxDj60j9g_oTmr1pmmS_4q7dr0MCmc8oU6yYaigfx0Cho5yiKvk0fjG84J6cjXnCkeJu2LhJ1Y/s1600/1923-06-08+Wahre+die+Ehre.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="633" data-original-width="800" height="506" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzinFUgyPL_6QjLmUItvLpDNE86r5cxyMeblxqTw8Jp4yWv78p297uVMU26fhIG9S-fDxDj60j9g_oTmr1pmmS_4q7dr0MCmc8oU6yYaigfx0Cho5yiKvk0fjG84J6cjXnCkeJu2LhJ1Y/s640/1923-06-08+Wahre+die+Ehre.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 3: "Deutschland, wahre die Ehre!" <br />
Albumblatt "v. Berg Markienen"<br />
(Herkunft: Zvab, März 2018)</td></tr>
</tbody></table>
Sein Wortlaut:<br />
<blockquote class="tr_bq">
Gebot über allen Geboten:<br />
Deutschland, wahre die Ehre!</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
8. Juni 23 v. Berg-Markienen</blockquote>
<h2>
September bis November 1923 - "Ist es nicht ein Jammer? ..."</h2>
<br />
Schon im September 1923 gärt es in ganz Deutschland. Es bestehen Pläne, die vollziehende Gewalt an den General von Seeckt zu übergeben. am 11. September 1923 fährt Seeckt nach Sachsen (34):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Seeckt beruhigt in Ansprache an 3. Div. über die innere Lage. Er weist auf unser wirkliches Können hin, das in nationalen Kreisen oft unterschätzt wird, namentlich von alten Generalen, die unsere Zurückhaltung als Schlappheit und Furcht auslegen.</blockquote>
Seeckt reiste auch nach Bayern, um dort die Lage zu beruhigen. Am 19. September hatte er am Manöver der 7. Division in Amberg teilgenommen. Noch am gleichen Tag schrieb er an seine Frau (34) (s.a. <a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=NBeGAAAAIAAJ&dq=markienen+seeckt&focus=searchwithinvolume&q=markienen">GB</a>, <a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=NBeGAAAAIAAJ&dq=markienen+seeckt&focus=searchwithinvolume&q=markienen">GB</a>):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Nach Rheinbaben verließ mich eben Berg. Morgen u. a. Vorm. Roesicke und Hergt, Nachm. Spengler. Freitag Finanzen und Wirtschaft. […] schon auf dem Bahnhof empfing mich die Nachricht, daß man meine Abwesenheit von drei Tagen benutzt hatte, drei Dummheiten zu machen.</blockquote>
Seeckt berichtete seiner Frau, er habe Berg dessen politische Sorgen "zum Teil nehmen" können (34). Aber am Folgetag begegnet Seeckt ähnlichen Forderungen wie denen von Bergs (27, S. 454):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Am 19. September sprach Friedrich von Berg-Markienen bei Seeckt vor, und am 20. September folgten Roesicke, Graf Schwerin-Löwitz, von Goldacker und Arno Kriegsheim. Die Vertreter der Landwirtschaft drängten Seeckt, die Macht zu übernehmen. Vor allem erwarteten sie von Seeckt, daß er jeden sozialdemokratischen Einfluß auf die Regierung ausschalten würde, während sie als Gegenleistung zusagten, Lebensmittel in großem Umfange zur Verfügung zu stellen.</blockquote>
(ähnlich: 13, S. 374) Seeckt läßt im Truppenamt Vorbereitungen für den reichsweiten Ausnahmezustand treffen (34). Die Reichskrise, die hier gärte, entlud sich dann am 9. November 1923 im Hitler-Ludendorff-Putsch in München, der also keineswegs als ein isoliertes Ereignis und als ein Handeln allein der völkischen Gruppierungen angesehen werden kann. Überall im Reich gärte es ähnlich und wurden ähnliche Forderungen laut. von Selchow, der Adjutant von Seeckts, hielt in seinem Tagebuch fest (34):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Es gärt überall, die Stimme nach einem Diktator wird immer lauter! Seeckts Name wird immer öfters genannt und bald wird der Augenblick kommen müssen, an dem er aus seiner klugen Reserve heraus zur Aktivität schreiten muß, zwangsläufig. Wann ist der Moment? Noch nicht, denn erst im Moment der höchsten Gefahr muß der Diktator erstehen. - Besprechungen über Besprechungen mit den Rechtskreisen finden statt. Seeckt wird stark getrieben, er behält aber seinen kühlen Kopf. - Was geschieht, wenn die Rechtsorganisationen in Bayern jetzt losschlagen? Kampf der Reichswehr gegen die Rechtskreise? Unmöglich. Soll, wie es immer wieder von vielen Kreisen gefordert wird, soll Seeckt sich an die Spitze des Staates setzen, um dem vorzubeugen?</span></b></blockquote>
Über das Schicksal Ludendorffs im Hitler-Ludendorff-Putsch ist Seeckt (34)<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">"auf das tiefste bekümmert"</span></b>.</blockquote>
Sein Adjutant schreibt in sein Tagebuch:<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Es ist scharf geschossen worden. Es hat Tote und Verwundete gegeben. Hitler und Ludendorff sind festgesetzt. Ist das nicht Tragik, daß ein General Ludendorff von Feldgrauen festgesetzt werden muß? Ist es nicht ein Jammer um soviel verpuffte nationale Kraft? </span></b></blockquote>
Ein wenig möchte man als Nachgeborener da nachtreten und ausrufen: Und ist es nicht ein Jammer, daß der Tagebuchschreiber hier so jammert? Und sein Vorgesetzter nicht anders? Schon am Tonfall in diesen damals "alten, konservativen" Kreisen wird spürbar, daß eine ehrlich dreinschlagende Faust - wie jene der damaligen völkischen Bewegung in Bayern - geradezu eine geschichtliche "Notwendigkeit" für sich hatte. Erst von solchen "jammernden" Tagebucheinträgen her versteht man diese Notwendigkeit auch - sozusagen - "emotional". Wie hätten sich solche "Jammergestalten" zu irgendeiner Tat aufraffen können? Oder wollen? Man spürt schon allein aus diesen Worten heraus das revolutionäre Drängen und Wollen der - - - "Gegenseite" dieses von Seeckt, nämlich der "Rechtsorganisationen in Bayern". Das nämlich war der Kampf vom 9. November 1923: Ludendorff gegen Seeckt. Und Seeckt siegte. Jammernd und "auf das tiefste bekümmert".<br />
<br />
<h2>
September 1925 - Kronprinzenpaar und Söhne treffen sich mit Mackensen auf Gut Markienen</h2>
<br />
1925 gründeten Angehörige der Familie von Berg einen Familienverband und hielten alljährlich einen Familientag ab. Darüber heißt es 1934 im berühmten "Gotha" (18, S. 20):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Ein
Familienverband der Grafen und Herren von Berg, eingetragen 17. Februar 1925 in
das Vereinsregister Amtsgericht Berlin-Mitte, hält alljährlich Familientag
ab, Vorsitzender: Wirklicher Geheimer Rat Fritz v. Berg, auf Markienen bei Bartenstein, Ostpreußen;
Schriftführer: Regierungs-Rat a. D. F.-C. v. Berg, Dubkevitz bei Gingst, Rügen;
Schatzmeister: W.-G. v. Berg, Bankdirektor, Berlin. - Vgl. auch den gleichnamigen
Artikel im Taschenbuch der Adeligen Häuser, Teil 4, und den Artikel
Berg-Schönfeld im Taschenbuch der Gräflichen Häuser.</blockquote>
Bei dem hier genannten Fritz von Berg handelt es sich vermutlich um Friedrich von Berg. Bekannt gewordene Pläne zu einem Sicherheitsabkommen des Deutschen Reiches mit Frankreich ließen Friedrich von Berg am 20. Mai 1925 aus Sorge um Ostpreußen beim Reichskanzler Luther vorsprechen und zwar in seiner Funktion als Vorsitzender des Provinziallandtages. Man wollte sich (vermutlich) im Westen auf den Status quo in der Grenzziehung zwischen Frankreich und Deutschland einigen und nun fürchtete man in Ostpreußen, daß es solchen Pläne auch in Bezug auf die Ostgrenzen geben könne, die die Abtrennung Ostpreußens vom Reich zementieren würden (35):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Ostpreußische Besorgnisse, daß die Reichsregierung sich bei der Weiterbehandlung der Probleme des Sicherheitspaktes und des Völkerbundes auch zu Konzessionen nach Osten drängen lassen könnte, waren dem Reichskanzler schon durch Exzellenz von Berg-Markienen und Graf Eulenburg bei einem Empfang in der Reichskanzlei am 20. Mai vorgetragen worden.</blockquote>
Luther hatte die Sorgen beschwichtigt (35):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Aus den deutschen Vorschlägen gehe eindeutig hervor, "daß der Inhalt des Vertrages sich auf die Westgrenze Deutschlands beschränken müsse. Ein Überspringen auf die Ostgrenze würde den Grundgedanken des Pakts völlig umwerfen."</blockquote>
1925 war der älteste Kronprinzen-Sohn Wilhelm (1906-1940) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_Preu%C3%9Fen_%281906%E2%80%931940%29">Wiki</a>) 19 Jahre alt. Von Jugend auf war er begeisterter Soldat gewesen. Die Presse brachte schon 1913, da war Wilhelm neun Jahre alt, eine Fotografie, wie der Prinz zu Pferd (aber in Zivil) Mackensen in Paradeuniform grüßt (<a href="https://www.alamy.de/stockfoto-prinz-wilhelm-von-preussen-und-august-von-mackensen-1913-36996393.html">Alamy</a>). Untertitel war das Foto (Die Woche, 1913, <a href="https://www.google.de/search?q=mackensen+kronprinzenpaar&source=lnms&tbm=bks&sa=X&ved=0ahUKEwjUrYbL94LaAhVfF8AKHaxTARQQ_AUIECgB&biw=2133&bih=1082">S. 1486</a>):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Prinz Wilhelm von Preußen, der älteste Sohn des Kronprinzenpaares, und General von Mackensen beim Regimentsexerzieren in Langfuhr.</blockquote>
Langfuhr liegt bei Danzig. Als der Kaiser das Langfuhrer Husarenregiment 1911 an seinen Sohn, den Kronprinzen übergab, wurden auch Filmaufnahmen von dem dortigen Regiment in seinen prachtvollen Husarenuniformen gemacht, die sich erhalten haben (39). Zwölf Jahre und einen Weltkrieg später nun, am 9. September 1925, traf Prinz Wilhelm zusammen mit seinen Eltern Mackensen wieder auf Gut Markienen. Und ein Jahr später erinnerte man sich an dieses Zusammentreffen, weil es jene Geschehnisse anbahnte, die am 1. Oktober 1926 zur Entlassung des Reichswehr-Chefs Seeckt führten. Seeckt hatte nämlich dem Kronprinzen-Sohn Wilhelm in der Folge die Teilnahme an einem Reichswehr-Manöver in Uniform erlaubt. Welch ein Frevel. Die ganze Weimarer Schickeria war empört. Das "böse" monarchische Unrechtssystem erhob wieder sein drohend und unheilvoll sein Haupt. Diese Empörung mußte ... (28, S. 214)<br />
<blockquote class="tr_bq">
... Reichswehrchef von Seeckt erfahren, als er 1926 dem ältesten Sohn des Kronprinzen die Teilnahme an einem Manöver erlaubte. <b><span style="color: #274e13;">Mackensen kannte das militärische Faible jenes Prinzen Wilhelm noch vom Danziger Paradefeld, wo der halbwüchsige Reiter begeistert vor ihm salutiert hatte.</span></b> Für Mackensen und seine Gattin hatte es im Vorjahr bei einer Ostpreußenreise auf dem Gut von Friedrich von Berg-Markienen, dem Generalbevollmächtigter des preußischen Königshauses und Vorsitzenden der Deutschen Adelsgesellschaft, ein <i>"sehr herzliches"</i> Wiedersehen mit dem Kronprinzenpaar und dessen Söhnen Wilhelm und Louis Ferdinand gegeben. Nach einem vierstündigen Zusammensein charakterisierte Mackensen die beiden Prinzen, von denen der Jüngere von 1951 bis 1994 der Chef der Hohenzollernfamilie wurde: <i>"Sichere Ruhe und verständige Redeweise des Älteren. Der zweite mag elastischeren Geistes sein; er ist zweifellos ein sehr begabter Kopf und eigener Wille. Wilhelm ist ganz Preuße und Soldat im Denken und Auftreten, Louis Ferdinand international im besten Sinne des Wortes und vielleicht ein zukünftiger 'königlicher Kaufmann' im Bismarckschen Sinne."</i> In diesem Fall verwarf Mackensen einmal ... ... [nur als Google-Bücher-Ausschnitt zitiert]</blockquote>
Im gleichen Jahr 1926 setzten sich die öffentlichen Erörterungen rund um die "Fürstenenteignung", bzw. "Fürstenabfindung" (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCrstenenteignung">Wiki</a>) weiter fort. Bezüglich dieses Themas spielte Friedrich von Berg ja eine zentrale Rolle. Am 9. April 1926 schrieb Friedrich von Berg für die Generalverwaltung des Preußischen Königshauses an den Reichskanzler in Betreff der Fürstenabfindung (<a href="http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0000/lut/lut2p/kap1_1/kap2_160/index.html?highlight=true&search=&stemming=true&pnd=&start=1253&end=1257&field=all#highlightedTerm">Akten Reichskanzlei</a>). Weiter ist zu erfahren (36):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Anfang Juli 1926 ersuchte der Bevollmächtigte des vormaligen Preußischen Königshauses v. Berg das Preußische Staatsministerium um die Wiederaufnahme von Vergleichsverhandlungen. In seiner Antwort vom 21.7.26 erklärte sich der Preußische Ministerpräsident Braun hierzu unter der Bedingung bereit, daß die Verhandlungen an das Ergebnis der Beratungen des Reichstages über den Entwurf des Fürstenabfindungsgesetzes anknüpften (...). Am 3.9.26 vermerkte Oberregierungsrat v. Stockhausen: "Die Verhandlungen zwischen dem Preußischen Staat und dem Vertreter des Kaiserlichen Hauses sind kürzlich wieder aufgenommen worden. […] Preußen soll in seinem Vorgehen und in seinen Forderungen gegenwärtig gemäßigt sein. Es hat den Anschein, als ob die Verhandlungen sich ganz gut anließen. Eine Veranlassung zum Eingreifen ist gegenwärtig daher seitens des Reichs nicht gegeben; vielmehr wird man mit angespanntester Aufmerksamkeit den Gang der Verhandlungen verfolgen müssen, um gegebenenfalls, insbesondere nach der Fürstenseite hin, einen Druck auszuüben, da unter allen Umständen vermieden werden soll, daß der Reichstag sich in seiner nächsten Session erneut mit der Frage der Fürstenabfindung beschäftigt." (R 43 I/2207, Bl. 167).</blockquote>
Am 8. September 1926 wird in einem Vermerk des Staatssekretärs Pünder festgehalten (36):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Anläßlich seines Aufenthaltes beim Herrn Reichspräsidenten in Dietramszell hat Herr Staatssekretär Meissner gestern mit dem Herrn Reichspräsidenten auch über den Stand der Fürstenentschädigung gesprochen. Der Herr Reichspräsident hat von sich aus auf Exzellenz von Berg eingewirkt in Richtung auf eine mäßigende Haltung der Fürstenvertreter. </blockquote>
</div>
<h2>
September 1927 - Reichspräsident Hindenburg auf Gut Markienen</h2>
<br />
Über den Reichspräsidenten Hindenburg wird berichtet (15, S. 48):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Zur Einweihung (des Tannenberg-Denkmals) am 18. 9. 1927 reiste der Reichspräsident von Swinemünde aus zur Umgehung des polnischen Korridors auf dem Kreuzer "Berlin" und begab sich nach feierlichem Empfang in der Deutschordensstadt Königsberg auf das Gut des befreundeten Geheimrats von Berg auf Markienen, "Adelsmarschalls", ehemaligen Chefs des kaiserlichen Zivilkabinetts und langjährigen Bevollmächtigten des Hauses Hohenzollern in Deutschland. Nach der Teilnahme an den ostpreußischen Reichswehrmanövern folgte der feierliche Tag der Denkmalseinweihung. Hindenburg, in der Uniform des kaiserlichen Generalfeldmarschalls, ... [nur als Google-Bücher-Ausschnitt zitiert]</blockquote>
Die Reise (19, S. 268):
<br />
<blockquote class="tr_bq">
... wurde von Wilhelm von Gayl organisiert. Die Behörden wurden nicht konsultiert und erfuhren von dem Vorhaben erst aus der Presse. Das Programm des fast vierwöchigen Aufenthalts in der Provinz sah vor, daß Hindenburg stets bei adligen Republikgegnern übernachtete wie Elard von Oldenburg-Januschau, Graf Dönhoff-Friedrichstein sowie Mitgliedern des völkischen Heimatbundes wie Friedrich von Berg-Markienen, Graf zu Eulenburg-Prassen und Landeshauptmann Manfred von Brünneck. Die preußischen Behörden waren in der Zwickmühle: Weder wollten sie sich mit Statistenrollen in dem Schauspiel um ... [nur als Google-Bücher-Ausschnitt zitiert]</blockquote>
In dem Hindenburg-Gedenkbuch von 1935 läßt man Friedrich von Berg auch folgendes erzählen (25, S. 162, 164):<br />
<blockquote class="tr_bq">
.... <i>"Das letztemal war der Reichspräsident bei mir"</i>, fährt Exzellenz von Berg weiter fort, <i>"am Vorabend der Einweihung des Nationaldenkmals in Tannenberg. Der Tag ist uns allen unvergeßlich, wie er sich auch hier die Herzen in Markienen eroberte. Wie fuhren gemeinsam nach Tannenberg zu der denkwürdigen Feier, bei der sich dann allerlei ereignen sollte."</i> Als ich am Abend Markienen verließ und die Schwarzbraunen vor einer altmodischen Chaise, die aber den Charme und die ... [nur als Google-Bücher-Ausschnitt zitiert]</blockquote>
1930 besuchte Friedrich von Berg umgekehrt Hindenburg auf Gut Neudeck in Ostpreußen (4, S. 603). von Berg wurde als Angehöriger der "Kamarilla" um Hindenburg empfunden (15, S. 70):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Ist der Einfluß seiner "Freunde und Nachbarn" auf Hindenburg, obwohl deutlich erkennbar, doch im einzelnen sehr schwer nachzuweisen, so läßt sich die militärische Camarilla um den Reichspräsidenten in wesentlich konkreterer Form aufzeigen. Ragte aus den Kreisen der preußischen Großgrundbesitzer noch über den Geheimrat von Berg auf Markienen, den Frh. von Gayl und einige andere die kräftige Gestalt des Herrn von Oldenburg-Januschau deutlich heraus, so ist es hier vor allem der gewandte und intrigante General Kurt von Schleicher, dessen Einfluß und Einflüsterungen Hindenburg sich mehr und mehr hingab. Von des Generalfeldmarschalls späterem Generalquartiermeister Groener, der in seiner ersten Ehe .... [nur als Google-Bücher-Ausschnitt zitiert]</blockquote>
Nun, das wurde 1959 geschrieben. Damals hatte Niall Ferguson (37) es noch nicht "hoffähig" gemacht, daß man als seriöser Historiker freimaurerische Seilschaften und Netzwerke als Antriebskräfte der Politik unterstellte. Diese werden aber wohl doch die eigentlichen Kräfte gewesen sein rund um den Feldherrn-Darsteller Paul von Hindenburg, diese ausgesprochene Unheilsgestalt der deutschen Geschichte (dazu wurde in anderen Blogbeiträge schon viel Material zusammen getragen). <br />
<br />
<h2>
Frühjahr 1932 - Einsatz für die erneute Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten</h2>
<br />
1931 weilte der Prinz Wilhelm, ältester Sohn des deutschen Kronprinzen, in Königsberg und äußerte sich in einem Gespräch über Ludendorffs Kampf gegen die Freimaurerei sehr positiv (38). Seit der Reichstagswahl von 1930 und dem dabei erfolgten plötzlichen großen Wahlerfolg der NSDAP veränderte sich sehr schnell sehr viel in Deutschland. Von Monat zu Monat war es auch für bislang traditionell konservativ gesonnene Menschen nicht mehr "unmöglich", sich mit dem Gedankengut der völkischen Bewegung und dem "Gefreiten" Hitler auseinanderzusetzen.<br />
<br />
Friedrich von Berg allerdings blieb als treuer Gefolgsmann Hindenburgs auf alten Bahnen des Denkens und Handelns. Am 6. Februar 1932 veröffentlichte er als erster Vorsitzender der deutschen Adelsgenossenschaft eine Kundgebung, in der Hindenburg zur erneuten Kandidatur für das Reichspräsidentenamt aufgefordert wurde (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Berg">Wiki</a>). Weiter wird berichtet (4, S. 664):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Nach der Annahme der Kandidatur stellte sich jedoch heraus, daß Friedrich von Berg diesen Vorstoß auf eigene Faust unternommen hatte, weshalb er unter schweren innerverbandlichen Beschuß geriet. Am 17. Februar mußte er den Vorsitz der Adelsgenossenschaft niederlegen, was zum Ausdruck brachte, wie sehr gerade jüngere Adlige sich von dem klassischen Adelsverständnis abgewandt hatten und mit einer völkischen Definition von Adel liebäugelten.</blockquote>
Es ist dazu zu erfahren (2, S. 71):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Am 17. Februar 1932 legte er wegen dieser Differenzen schließlich den Vorsitz in der Adelsgenossenschaft nieder, ein Entschluß, der wie Hindenburg meinte, aus einer "verständlichen Verärgerung etwas übereilt gefaßt" sei. Bergs Rücktritt war nach dem Urteil seines Adoptivsohnes Hans-Hubert v. Berg ... [nur als Google-Bücher-Ausschnitt zitiert]</blockquote>
Womöglich handelte es sich um solche Adlige, die - wie der Bruder von Bergs - ihren Namen von von Berg auf Vonberg umbenannten. Auf Wikipedia heißt es dazu (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Berg">Wiki</a>):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Seine monarchische Fraktion konnte sich nicht gegen die völkische
durchsetzen.</blockquote>
Zur Reichspräsidentenwahl am 13. März und 10. April 1932 (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Reichspr%C3%A4sidentenwahl_1932">Wiki</a>) haben sowohl die Sozialdemokraten wie das katholische Zentrum öffentlich dazu aufgefordert, Hindenburg zu wählen, um einen Reichspräsidenten Hitler zu verhindern. Außerdem wird über Hindenburg berichtet (22, S. 514):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Vor allen Dingen die von ihm beileibe nicht in
einer solchen Intensität erwartete deutliche Kritik des gesamten rechten
Flügels an seiner Wiederkandidatur hatte ihn innerlich tiefer
getroffen, als dies aus seinem offenen Brief an Friedrich von
Berg-Markienen hervorgeht. </blockquote>
Darüber beklagte sich Hindenburg nach der Wahl bitterlich (16, S. 219):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Walter Zechlin, Reichspressechef, der bei täglichem Vortrag ein Kenner der Psyche Hindenburgs über Jahre geworden war, gibt eine plausible Erklärung. Er beschreibt, wie er am Tage nach der Wahl den Reichspräsidenten beglückwünschte und die Antwort erhielt: <i>"Herr Zechlin, den Glückwunsch nehme ich nicht an. Wer hat mich denn gewählt? Mich haben die Sozis gewählt, mich haben die Katholiken gewählt. Meine Leute haben mich nicht gewählt."</i> Wenn es zutreffen sollte, daß alle Ostpreußen, Westpreußen den Sohn der Heimat, alle Mitglieder der Adelsgesellschaft, alle Kriegskameraden der oberen
Rangstufen wie Seeckt, der sich öffentlich neben Ludendorff für Hitler
entschieden hatte, ihn nicht gewählt hatten, war es die Schuld Brünings,
der SPD, der Katholiken? Hatte er vergessen, daß sich sehr viel mehr
Protestanten als Katholiken nach den Ergebnissen der Wahl zu seinen
Wählern zählten? Daß weder die Konservativen um Westarp und Berg-Markienen noch alle Stahlhelmer und Deutschnationale gegen ihn gestanden hatten? Der Alte Herr war nicht im unklaren gelassen worden, daß zu den Kreisen des Sahm- ... ... [nur als Google-Bücher-Ausschnitt zitiert]</blockquote>
Soweit es die in diesem Zitat erwähnte Person Erich Ludendorff betrifft, ist die getroffene Aussage allerdings ganz falsch. Erich Ludendorff bekämpfte 1932 die sich ankündigende Diktatur Hitlers ebenso wie die bestehende Präsidialdiktatur Hindenburgs, und zwar gleichermaßen entschieden und kraftvoll (siehe dazu andere Beiträge hier auf dem Blog).<br />
<br />
<h2>
Mai 1933 - Hitler wird um Wiederherstellung der Hohenzollern-Monarchie gebeten</h2>
<br />
Auch in die politischen Verhandlungen, die der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler unmittelbar vorangingen, war Friedrich von Berg involviert. So heißt es in einer taggenauen Chronologie zu dieser Zeit (26, S. 234):<br />
<blockquote class="tr_bq">
... Hindenburg bei Ribbentrop zum Tee; signalisiert, daß das Projekt "nationale Front" beim alten Hindenburg Aussichten habe. zeitgleich: Die Großagrarier von der Osten-Warnitz, Oldenburg-Januschau und Berg-Markienen beim Reichspräsdenten. ca. 25.1. Gemeinsamer Brief der Industriellen Hamm und Kastl an Hindenburg mit der Forderung (auch im Namen von Krupp) nach alsbaldiger Berufung Hitlers zum Reichskanzler. Donnerstag, 26. 1. Papen verhandelt mit Hugenberg ... [nur als Google-Bücher-Ausschnitt zitiert]</blockquote>
Der Historiker Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen (1939-2015) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_Prinz_von_Preu%C3%9Fen_(Historiker)">Wiki</a>) berichtet (24, S. 118):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Der Ungewißheit hinsichtlich der Frage einer Wiedererrichtung der Monarchie suchte Hindenburg zu begegnen. Auf seinen Wunsch und durch seine Vermittlung kam es am 9. Mai 1933 zu einer Unterredung zwischen Hausminister Friedrich von Berg-Markienen und Reichskanzler Adolf Hitler. Reichswehrminister Werner von Blomberg war bei dieser Aussprache, die über eine Stunde gedauert hat, anwesend. Eine Niederschrift wurde am 15. Mai 1933 von Wilhelm von Dommes ... [nur als Google-Bücher-Ausschnitt zitiert]</blockquote>
Hitler erklärte, daß es für die Wiedererrichtung der Monarchie noch zu früh sei. Er arbeite auf diese jedoch als Abschluß seines politischen Wirkens hin (4, S. 840). Wie ehrlich es Hitler damit meinte, steht natürlich dahin. Vermutlich handelte es sich hierbei nur um eine taktische, hinhaltende Äußerung. Für die Wiederherstellung der Hohenzollern-Monarchie wäre jedenfalls der deutsche Kronprinz bereit gestanden, ebenso sein Sohn, der erst ein Jahr zuvor in Königsberg gesprächsweise die Erschütterung seines Großvaters über Ludendorffs Freimaurer-Kampf erwähnt hatte (3).<br />
<br />
Insofern hätte damals die Wiederaufrichtung der Hohenzollern-Monarchie - als Alternative zum "Dritten Reich" - ein Segen für Deutschland sein können. Gerade auch der junge Prinz Wilhelm wurde von vielen Menschen als politisch hoch befähigt erachtet. Noch im Mai 1935 kam Friedrich von Berg gegenüber Sigurd von Ilsemann auf sein Gespräch mit Hitler zurück (14, S. 382). Am 9. März 1939 verstarb Friedrich von Berg mit 73 Jahren auf seinem Gut in Markienen. 1942 wird vom "Gotha" als Besitzer des Gutes Markienen genannt (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=FHaGAAAAMAAJ&dq=vonberg+bartenstein&focus=searchwithinvolume&q=markienen">GB</a>):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Karl Ludwig Hans-Hubert, geb. Hannover 11. Sept. 1908 (adopt. 13. April 1927 von Friedrich (Fritz) von Berg, s. Tschb. der Adel. Häuser, Teil A), Bes. von Markienen (500 hea), Kr. Bartenstein, Ostpr., Ldwirt, Referendar a. D., Lt. in einem Inf.-Rgt. ERr des Joh.-O..</blockquote>
<br />
<h2>
Erste zusammenfassende Beurteilung</h2>
<br />
Während man die politische Biographie des Friedrich von Berg auf sich wirken läßt, stößt einem hierbei insbesondere das Wirken des Hans von Seeckt - und insbesondere im Jahr 1923 - noch als "unverstanden" auf. Man erhält auch bei Hans von Seeckt den Eindruck, den wir in anderen Blogartikeln schon hinsichtlich von Paul von Hindenburg in vielerlei Hinsicht erhärteten, nämlich daß sich auch Hans von Seeckt im Umfeld von Männer-Seilschaften bewegte, die viel freimaurerischen Charakter gehabt zu haben scheinen (siehe neuerdings: 37), ja, man glaubt auch im Hintergrund sogar recht deutlich den Admiral Canaris hindurch zu spüren.<br />
<br />
Das muß nicht heißen, daß Friedrich von Berg selbst Freimaurer war, aber sein Jahre langes politisches Umfeld "färbt" doch irgendwie zunächst einmal auf ihn "ab". Es sind das jene Seilschaften, die den dezidierten Freimaurerkritiker Erich Ludendorff von den übrigen konservativen und völkischen Eliten seiner Zeit isolierten, um dann zunächst die konservativen und schließlich neue völkische Eliten an die Macht zu bringen, wobei die Zielsetzung jeweils war, ein kulturelles und politisches Selbstmordprogramm unter den deutschen Konservativen und Völkischen zu installieren und durchzuführen.<br />
<br />
Soweit es die Provinz Ostpreußen betrifft, ist dieses Selbstmordprogramm schon 1945 zu großem Erfolg geführt worden.<br />
<br />
<div style="text-align: right;">
/Seit Veröffentlichung fortlaufend<br />
erweitert und überarbeitet, </div>
<div style="text-align: right;">
zuletzt am: 21.3.2018/</div>
<br />
______________________________________________<br />
<br />
<ol>
<li>Friedrich von Berg-Markienen, geb. in Markienen/Ostpreußen 20.11.1866, † ebenda 9.3.1939. Auf: <a href="http://eisenbahn-gumbinnen-goldap.de/gumbinnen/planung-und-bau/3/">http://eisenbahn-gumbinnen-goldap.de/gumbinnen/planung-und-bau/3/</a> (nach: Nils Köhler und Rüdiger Möller: „Die Nordmark helfe der Ostmark” Ostpreußische Kriegsflüchtlinge in Norderdithmarschen während des Ersten Weltkrieges Demokratische Geschichte, Band 14, S. 111-138)</li>
<li>Heinrich Potthoff (Bearb.): Friedrich von Berg als Chef des Geheimen
Zivilkabinetts 1918. Erinnerungen aus seinem Nachlaß. Droste Verlag,
Düsseldorf 1971 (Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der
politischen Parteien Erste Reihe Bd. 7) (<a href="https://books.google.de/books?id=kS-7AAAAIAAJ&q=Heinrich+Potthoff+friedrich+von+berg&dq=Heinrich+Potthoff+friedrich+von+berg&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjMz5uL8ebZAhXHsKQKHd7KD3gQ6AEIKDAA">Gb</a>) </li>
<li>Bading, Ingo: Der deutsche Kronprinz - Begeistert von der Philosophie
Mathilde Ludendorffs ... Und mit Vater und Sohn nicht nur ein Verehrer
Erich Ludendorffs, sondern begeistert von dessen Freimaurer-Kampf.
Studiengruppe Naturalismus, 4. April 2015, <a href="http://studiengruppe.blogspot.de/2015/04/der-deutsche-kronprinz-war-begeistert.html">http://studiengruppe.blogspot.de/2015/04/der-deutsche-kronprinz-war-begeistert.html</a> </li>
<li>Pyta, Wolfram: Hindenburg. Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler. Siedler Verlag, München 2007</li>
<li>Nebelin, Manfred: Ludendorff. Diktator im Ersten Weltkrieg. Siedler Verlag, München 2010</li>
<li>Ludendorff, Erich: Kriegshetze und Völkermorden in den letzten 150 Jahren. Ersterscheinen 1928. Neu bearbeitet. Ludendorffs Volkswarte-Verlag, München 1931</li>
<li>Kellerhoff, Sven Felix: „Ludendorff wollte nur eine Pause - und weiterkämpfen“. In: Die Welt 05.03.2018, <a href="https://www.welt.de/geschichte/article174192890/Kriegsende-1918-Was-der-wahre-Kern-der-Dolchstoss-Legende-ist.html">https://www.welt.de/geschichte/article174192890/Kriegsende-1918-Was-der-wahre-Kern-der-Dolchstoss-Legende-ist.html</a> </li>
<li>Kossert, Andreas: Damals in Ostpreußen. Der Untergang einer deutschen Provinz. 2010 </li>
<li>Ludendorff, Erich: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter Deutscher Volksschöpfung. Meine Lebenserinnerungen 1919 bis 1925. Ludendorffs Verlag, München 1940 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=USwfAAAAMAAJ&dq=d%C3%B6ring+ludendorff&focus=searchwithinvolume&q=d%C3%B6ring">Gb</a>)</li>
<li>Ludendorff, Mathilde: Eine beachtliche Äußerung. In: Der Quell, Folge 19, 9.10.1957, S. 911 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=DyAvAAAAMAAJ&dq=d%C3%B6ring+ludendorff&focus=searchwithinvolume&q=d%C3%B6ring">Gb</a>)</li>
<li>Bülow, Bernhard von: Memoirs 1909-1919. Putnam, London, New York 1932 (<a href="https://archive.org/details/in.ernet.dli.2015.505363">Archive</a>); Übersetzung von: Denkwürdigkeiten, 3. Band (1931) </li>
<li>Troeltsch, Ernst: Spectator-Briefe und Berliner Briefe (1919-1922). Hrsg. von Gangolf Hübinger. DeGruyter, Berlin 2015 (<a href="https://books.google.de/books?id=2hesCAAAQBAJ&pg=PA202&dq=friedrich+von+berg&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjj3qu_oPXZAhVO6aQKHU_iCcsQ6AEIRTAF#v=onepage&q=friedrich%20von%20berg&f=false">GB</a>)</li>
<li>Meier-Welcker, Hans: Seeckt. Bernard U. Graefe, 1967 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=cS-7AAAAIAAJ&dq=friedrich+von+berg+markienen+ludendorff&focus=searchwithinvolume&q=markienen">GB</a>) </li>
<li>Rall, Hans: Wilhelm II.. Eine Biographie. Styria, 1995 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=I_biAAAAMAAJ&dq=friedrich+von+berg+markienen+ludendorff&focus=searchwithinvolume&q=markienen">GB</a>) </li>
<li>Lucas, Friedrich J.: Hindenburg als Reichspräsident. L. Röhrscheid, 1959 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=uKTRAAAAMAAJ&dq=friedrich+von+berg+markienen+ludendorff&focus=searchwithinvolume&q=markienen">GB</a>)</li>
<li>Freytag, Nils: Quellen zur Innenpolitik der Weimarer Republik 1918-1933. WBG Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2010 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=VOs5AQAAIAAJ&dq=markienen+ludendorff&focus=searchwithinvolume&q=markienen">GB</a>)</li>
<li>Stüttgen, Dieter: Friedrich Wilhelm von Berg-Markienen (1916-1918). In: Studien zur Geschichte Preussens, Band 30, Quelle & Meyer, 1980 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=-9hJAAAAMAAJ&dq=im+Jahre+1918.+von+Berg+erwarb+sich+die+Achtung+der+Bev%C3%B6lkerung+durch+sein+umsichtiges&focus=searchwithinvolume&q=markienen">GB</a>)</li>
<li>Perthes, J.: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser: zugleich Adelsmatrikel der im Ehrenschutzbunde des deutschen Adels vereinigten Verbände, Teil 2, 1934 (<a href="https://books.google.de/books?id=AM9pAAAAMAAJ&q=vonberg+bartenstein&dq=vonberg+bartenstein&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjisP6BxfXZAhUCyqQKHdBjDGEQ6AEIRTAH">GB</a>)</li>
<li>Kossert, Andreas: Ostpreussen - Geschichte und Mythos. Siedler, 2005 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=gRRpAAAAMAAJ&dq=markienen+hindenburg&focus=searchwithinvolume&q=markienen">GB</a>)</li>
<li>Rademacher, Noel: Der Heimatbund. Konservative Opposition und völkischer Nationalismus in Ostpreußen 1919-1922. Unveröffentlichte Magisterarbeit Berlin 2001 (zit. bei Kossert 2005)</li>
<li>Tucholsky, Kurt: Gesammelte Werke. 1921-1924. Rowohlt-Taschenbuch-Verl., 1975 (<a href="https://books.google.de/books?id=s_azAAAAIAAJ&q=heimatbund+ostpreu%C3%9Fen+markienen&dq=heimatbund+ostpreu%C3%9Fen+markienen&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi95ODxzfXZAhVFKuwKHYIFAhoQ6AEILjAB">GB</a>)</li>
<li>Zaun, Harald: Paul von Hindenburg und die deutsche Aussenpolitik, 1925-1934. Böhlau, 1999 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=q1cTAQAAMAAJ&dq=von+gayl+markienen&focus=searchwithinvolume&q=markienen">GB</a>)</li>
<li>Hertz-Eichenrode, Dieter: Die Ostpreußenhilfe und Grenzhilfe von 1928. In: ders.: Politik und Landwirtschaft in Ostpreußen 1919-1930. Untersuchung eines Strukturproblems in der Weimarer Repbulik. Springer Fachmedien, Wiesbaden 1969 [Schriften des Instituts für Politische Wissenschaft, Band 23] (<a href="https://books.google.de/books?id=NO-EBwAAQBAJ&pg=PA237&dq=%22Die+Ostpreu%C3%9Fenhilfe+und+Grenzhilfe+von+1928%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiR2Yew2PXZAhWPGuwKHUxWBx0Q6AEIKDAA#v=onepage&q=%22Die%20Ostpreu%C3%9Fenhilfe%20und%20Grenzhilfe%20von%201928%22&f=false">GB</a>)</li>
<li>Friedrich Wilhelm, Prinz von Preußen: "Gott helfe unserem Vaterland". Das Haus Hohenzollern 1918-1945. Langen Müller, 2003 (<a href="https://books.google.de/books?id=gEkjAQAAIAAJ&q=markienen+hindenburg&dq=markienen+hindenburg&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiRhcPy5vXZAhVKKlAKHYg3DCE4ChDoAQhGMAc">GB</a>)</li>
<li>von der Schulenburg, Dieter: Welt um Hindenburg. Hundert Gespräche mit Berufenen. Buch- und Tiefdruck Gesellschaft, 1935 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=-I4yAQAAIAAJ&dq=markienen+hindenburg&focus=searchwithinvolume&q=markienen">GB</a>)</li>
<li>Ruckhaberle, Dieter: 1933 - Wege zur Diktatur. Ausstellung Staatliche Kunsthalle Berlin und Neue Gesellschaft für bildende Kunst vom 9. 1. bis 10. 2. 1983. Staatliche Kunsthalle Berlin, 1983 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=ljFoAAAAMAAJ&dq=markienen+hindenburg&focus=searchwithinvolume&q=markienen">GB</a>)</li>
<li>Wulf, Peter: Hugo Stinnes. Klett-Cotta, 1979 (<a href="https://books.google.de/books?id=GqQtAAAAMAAJ&q=markienen+seeckt&dq=markienen+seeckt&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjw4Yuk_PXZAhURalAKHf-SCi0Q6AEILTAB">GB</a>)</li>
<li>Schwarzmüller, Theo: Zwischen Kaiser und "Führer". Generalfeldmarschall August von Mackensen. Eine politische Biographie. Schöningh, 1995 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=CL1VAAAAYAAJ&dq=markienen+seeckt&focus=searchwithinvolume&q=markienen">GB</a>)</li>
<li>Plöckinger, Othmar: Geschichte eines Buches - Adolf Hitlers "Mein Kampf". 1922-1945. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2011 (<a href="http://books.google.de/books?id=eds8UjoXGOcC&pg=PA63&lpg=PA63&dq=der+v%C3%B6lkische+kurier&source=bl&ots=OdMBRrpBoV&sig=pSGVh0pogTAhNeiRFxEhznIfZeE&hl=de&sa=X&ei=kj4cT8bpGtCN-wbcpNmvCg&ved=0CEIQ6AEwBA#v=onepage&q=der%20v%C3%B6lkische%20kurier&f=false">GB</a>)</li>
<li>Fischer, Jörg-Uwe: Admiral des Kaisers. Georg Alexander von Müller als Chef des Marinekabinetts Wilhelms II.. P. Lang, 1992 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=XHsiAQAAIAAJ&dq=antisemiten+vonberg&focus=searchwithinvolume&q=von+berg">GB</a>)</li>
<li>von dem Bussche, Raimund: Konservatismus in der Weimarer Republik. Die Politisierung des Unpolitischen. C. Winter, 1998 (<a href="https://books.google.de/books?id=2JMiAQAAIAAJ&q=antisemiten+vonberg&dq=antisemiten+vonberg&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjj6YXe4_fZAhXF2SwKHTXIBpI4FBDoAQgxMAI">GB</a>)</li>
<li>Tilitzki, Christian: Die Albertus-Universität Königsberg. Ihre Geschichte von der Reichsgründung bis zum Untergang der Provinz Ostpreußen (1871-1945). Bd. 1: 1871-1918. Akademie-Verlag, Berlin 2012 (<a href="https://books.google.de/books?id=OafpBQAAQBAJ&pg=PA499&lpg=PA499&dq=adelsgenossenschaft+markienen&source=bl&ots=hGdYJlaW5P&sig=h8VgPgYZBBQssz49YLf5lezaD9A&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj-8NXRgfjZAhXKzaQKHd-fBGg4ChDoAQgpMAE#v=onepage&q=adelsgenossenschaft%20markienen&f=false">GB</a>) </li>
<li>Pacelli an Gasparri vom 06. Oktober 1918, Ausfertigung, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 6079, URL: <www.pacelli-edition.de/Dokument/6079> [Abgerufen 19. März 2018]</li>
<li>Materialsammlung des Generalleutnants z. V. Lieber über die Beziehungen der Heeresleitung zum Kabinett Stresemann und ihre Einstellung zur deutschen Innenpolitik vom September bis November 1923. <a href="http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0000/str/str2p/kap1_2/para2_1.html?highlight=true&search=&stemming=true&pnd=&start=1177&end=1177&field=all#highlightedTerm">Akten der Reichskanzlei</a>.</li>
<li>Die Kabinette Luther I/II, Band 1, Dokumente, Nr. 110 Ministerbesprechung vom 24. Juni 1925. <a href="http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0000/lut/lut1p/kap1_2/kap2_110/para3_1.html?highlight=true&search=&stemming=true&pnd=&start=369&end=369&field=all#highlightedTerm">Akten der Reichskanzlei</a>.</li>
<li>Vermerk des Staatssekretärs Pünder über die Fürstenabfindung in Preußen. 8. September 1926. <a href="http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0000/ma3/ma31p/kap1_2/para2_78.html?highlight=true&search=&stemming=true&pnd=&start=199&end=199&field=all#highlightedTerm">Akten der Reichskanzlei</a>.</li>
<li>Ferguson, Niall: The Square and the Tower. Networks and Power, from the Freemasons to Facebook. Penguin Press, 2018 (<a href="https://www.amazon.com/Square-Tower-Networks-Freemasons-Facebook/dp/0735222916">Amaz</a>)</li>
<li>Bading, Ingo: Neue Quellen zur Geschichte der völkischen Bewegung in Ostpreußen (1925 bis 1931) - Ein Herr Vonberg in Bartenstein in Ostpreußen (gest. 1926) - Ein "Veteran" der völkischen Bewegung im Umfeld der "Deutschvölkischen Freiheitspartei". Auf: Studiengruppe Naturalismus, 20. März 2018, <a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2018/03/neue-quellen-zur-geschichte-der.html">http://studiengruppe.blogspot.com/2018/03/neue-quellen-zur-geschichte-der.html</a></li>
<li>Übergabe des II. Husarenregiments an den Kronprinzen in Danzig. Filmaufnahmen, 1911, 4:50 Minuten, <a href="https://youtu.be/OVKqaP66Szs">https://youtu.be/OVKqaP66Szs</a></li>
</ol>
</div>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-21104320002371656922018-01-30T22:11:00.000+01:002019-11-30T10:32:05.521+01:00Erich Ludendorff im Jahr 1924<div style="text-align: justify;">
Das Jahr 1924 ist äußerlich eines der ereignisreichsten Jahre im Leben von Erich Ludendorff gewesen (1-10). Hier auf dem Blog sind schon zu mehreren seiner Lebensstationen im Jahr 1924 einzelne Aufsätze verfaßt worden (11-18). In dem vorliegenden Blogartikel soll ein Überblick über das gesamte Jahr 1924 gegeben werden, wofür die wichtigeren Fotografien ausgewählt sind. Inhaltliche Überschneidungen mit schon zuvor veröffentlichten
Blogartikeln sowie Wiederholungen sind im folgenden nicht vermieden worden. Es wird aber im folgenden
vollständiger aus den Lebenserinnerungen beider Ludendorffs (1, 3) zitiert als
das in den bisherigen Aufsätzen geschehen ist.<br />
<br />
Zunächst fand Ende Februar und März 1924 der <b>Hochverrats-Prozeß</b> in München statt (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hitler-Prozess">Wiki</a>). Hierbei sind Fotografien entstanden, die jeder, der sich mit Zeitgeschichte ein wenig beschäftigt hat, kennt (Abb. 1 und 8). Das Urteil wurde am 1. April 1924 gesprochen. Adolf Hitler wurde zu Gefängnis verurteilt und saß in Landsberg ein. Ludendorff wurde frei gesprochen.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiiePEDu66PSPIvzI_PUpPye1xSK3JzjlsSXwSffdMITaa7m-NoZqrLh-gzl5V-1blr2R6qiWRsECsN5EChmestEs2H0CyyVHBYpdrL0Elzz2pL4GlO3lqB5dw-EqYuB7OV7M_rRUTiHPM/s1600/1924+Angeklagte+im+Hitler+Prozess.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1032" data-original-width="1600" height="412" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiiePEDu66PSPIvzI_PUpPye1xSK3JzjlsSXwSffdMITaa7m-NoZqrLh-gzl5V-1blr2R6qiWRsECsN5EChmestEs2H0CyyVHBYpdrL0Elzz2pL4GlO3lqB5dw-EqYuB7OV7M_rRUTiHPM/s640/1924+Angeklagte+im+Hitler+Prozess.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 1: Heinz Pernet, Friedrich Weber, Wilhelm Frick, Hermann Kriebel, Erich Ludendorff, Adolf Hitler, Wilhelm Brückner, Ernst Röhm, Robert Wagner - Angeklagte im Hitler-Prozeß im Frühjahr 1924</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Am 4. Mai 1924 fand die <b>Reichstagswahl</b> (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_Mai_1924">Wiki</a>) statt. Die entstandenen völkischen Parteien in Norddeutschland (DVFP) und Süddeutschland (NSDAP) stellten sich unter der Führung Ludendorffs gemeinsam der Wahl und sie sollten einen Erfolg haben wie er völkischen Parteien bis 1930 nicht mehr beschieden war. Ludendorff wurde mit 31 weiteren Abgeordneten Mitglied des Deutschen Reichstages. Bevor der neue Reichstag zusammen trat, fand am 11. Mai 1924 in <b>Halle an der Saale</b> noch eine groß aufgezogene Enthüllung eines Moltke-Standbildes statt, das zuvor von Kommunisten zerstört worden war. Aus Anlaß dieses "Deutschen Tages" strömten hunderttausende von Deutschen in die Stadt (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Tag#Halle_1924">Wiki</a>). Das Großereignis, an dem neben Ludendorff viele andere populäre Persönlichkeiten des Weltkrieges und des monarchischen Deutschland teilnahmen, wurde im Film festgehalten und die öffentliche Vorführung des Filmes wurde von der Reichsregierung verboten, so sehr fürchtete man die Wirkung, die allein von dem Film hätte ausgehen können (12).<br />
<br />
Ende Mai 1924 trat der neue Reichstag zusammen und Ludendorff bildete zusammen mit Albert von Graefe und Ernst Röhm eine völkische <b>Reichstags-Fraktion </b>(<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Freiheitspartei">Wiki</a>). Der Zusammenschluß der norddeutschen völkischen Parteien und der süddeutschen NSDAP unter Ludendorffs Führung nannte sich "Nationalsozialistische Freiheitspartei". Ludendorff machte in den innerparteilichen Querelen innerhalb dieser Reichstagsfraktion und in dem Versuch des reichsweiten Zusammenschlusses eine Fülle von Erfahrungen. Der dauerhafte Zusammenschluß scheiterte insbesondere an der Indifferenz, mit der Hitler diesem aus der Landsberger Haft zusah und an der unterschwelligen Ermutigung der Gegner dieses Zusammenschlusses durch Hitler. Ludendorf bekam in diesem Zusammenhang aber auch erste Ahnung über das Wirken von Okkultlogen in der Politik. Diese sind heute aufgrund geschichtswissenschaftlicher Veröffentlichungen wesentlich besser bekannt als sie Ludendorff bekannt werden konnten (19).<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhMZr7u7kntGNq0RDP4szCU3aNudKPHSUhA_dYCbXU7_Dr41esidJtuHZZVxo96wG0vSIA-tB3jzLu5wt9hoUg1UUfvUZn7D1pK-gg_794jgeP1_Yp6itdjDRLgg72hx_13UQ80niV-NVc/s1600/1924+Angeklagte+Hitler+Prozess.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="576" data-original-width="1024" height="360" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhMZr7u7kntGNq0RDP4szCU3aNudKPHSUhA_dYCbXU7_Dr41esidJtuHZZVxo96wG0vSIA-tB3jzLu5wt9hoUg1UUfvUZn7D1pK-gg_794jgeP1_Yp6itdjDRLgg72hx_13UQ80niV-NVc/s640/1924+Angeklagte+Hitler+Prozess.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 2: Die Angeklagten des Hitler-Prozeßes und ihre Verteidiger, Frühjahr 1924<br />
Lütgebrune wohl rechts neben Hitler</td></tr>
</tbody></table>
Ende Mai, Mitte Juni, und im September fanden sogenannte <b>"Deutsche Tage"</b> (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Tag">Wiki</a>) in Marburg, Siegen und Münster statt, die Ludendorff besuchte. Den inneren Höhepunkt für die Entwicklung der völkischen Bewegung im Jahr 1924 sahen Erich Ludendorff und Mathilde von Kemnitz Mitte August in einer <b>Kulturtagung</b>, die die neue Nationalsozialistische Freiheitspartei <b> in Weimar</b> abhielt. Zu den diese begleitenden paramilitärischen Aufzügen strömten neben den tausenden von Teilnehmern 25.000 Schaulustige in Weimar zusammen. Danach fuhr Erich Ludendorff zu einem <b>Ostpreußentag</b> nach Tilsit und von dort zur Feier der Schlacht von Tannenberg, zehn Jahre zuvor, in Königsberg. Nach einem Kurzbesuch in Berlin kam Ludendorff dann nach Osterode und Hohenstein in Ostpreußen zurück, um zusammen mit Paul von Hindenburg dem zehnten Jahrestag der Schlacht von Tannenberg am Ort der Schlacht selbst zu gedenken und um den Grundstein zu legen für den Bau eines Denkmals daselbst. An dieser Feier nahmen 60.000 Menschen teil (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Tannenberg-Denkmal">Wiki</a>). (Konkrete Pläne für den Bau des Denkmals selbst sind aber erst in den Folgejahren entwickelt worden.) Ab der zweiten Jahreshälfte 1924 ist Erich Ludendorff öffentlich dann bei Großveranstaltungen nicht mehr in Erscheinung getreten. Er machte aber weiterhin Vortragsreisen im Zusammenhang mit dem Wahlkampf für die <b>Reichstagswahlen</b> vom 7. Dezember 1924 (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_Dezember_1924">Wiki</a>). Außerdem war er weiterhin intensiv mit den innerparteilichen Auseinandersetzungen befaßt, für die sich keine Lösung finden sollte.<br />
<br />
Das Jahr 1924 durchzieht außerdem noch die Auseinandersetzung zwischen dem <b>Kronprinzen Rupprecht</b> von Bayern und Ludendorff, weil letzterer ersteren unmittelbar nach dem 9. November 1923 in einem Interview als mitverantwortlich bezeichnet hatte für das Scheitern des Putsches. Dies faßte der Kronprinz als eine Ehrensache auf. Verschiedene Vermittlungsversuche zwischen beiden scheiterten, was wesentlich dazu beitrug, daß Ludendorff unter den "oberen Zehntausend" Deutschlands für Jahre hinweg nicht mehr so gelitten sein sollte wie er es zuvor gewesen war. Soweit ein grober Überblick zu Lebensstationen Ludendorffs im Jahr 1924. Einiges davon soll im folgenden detaillierter behandelt werden, allerdings ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit, ebenso auch ohne Anspruch auf allgemeinere Würdigung und Einordnung von heutiger Sicht aus. Das folgende verfolgt vornehmlich dokumentarische Zwecke.<br />
<br /></div>
<h2 style="clear: both; text-align: justify;">
<b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Der Hitler-Ludendorff-Prozeß in München (Februar/März 1924)</span></b></h2>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Der Hitler-Ludendorff-Prozeß in München begann am 26. Februar 1924 (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hitler-Prozess">Wiki</a>) (4). Ludendorff schreibt über sich und seinen Verteidiger Dr. Walter Luetgebrune (1879-1949) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Luetgebrune">Wiki</a>) (1, S. 268f):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="clear: both; text-align: justify;">
Ich fuhr täglich aus meiner Wohnung in das Gerichtsgebäude, die frühere Kriegsschule. (...) Dr. Luetgebrune wohnte in meinem Hause, so daß ich stets mit meinem Rechtsbeistande im engsten Einvernehmen sein konnte. (...) Die Hauptangeklagten, zu denen ich auch gehörte, äußerten sich, nachdem der Staatsanwalt die Anklage begründet hatte, über die Beweggründe ihrer Teilnahme an dem Unternehmen des 8. und 9. November in langen Ausführungen. Herr Hitler begann mit seinen Darlegungen. Ich hielt am 29. 2. 1924 meine Verteidigungrede.</blockquote>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Da Ludendorff in seiner Verteidigungsrede den katholisch-klerikalen Kräften in Bayern separatistische Tendenzen unterstellte, zog er mit ihr den Unwillen weiter Kreise des klerikalen Bayern, ja, Deutschlands und der katholischen Kirche insgesamt auf sich. Auch der Katholik Hitler zeigte sich über diese Inhalte der Verteidigungsrede nicht besonders erfreut. </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em; padding: 6px; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgYwo6epSZQ9RfmSG2mG8Rv1pnybvUZNhx1QWMyU2HGE6HGTI4iKg3dMS4nwFqiTQtKQMczNQi5dFHnN1vxvQKXO_wWU-4cLDX-9RygOieq1hVO3hYibRacjVol8EJL89nFscVpMvP0Ufg/s1600/1924-04-01+Urteilssprechung+Hitlerprozess+2.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgYwo6epSZQ9RfmSG2mG8Rv1pnybvUZNhx1QWMyU2HGE6HGTI4iKg3dMS4nwFqiTQtKQMczNQi5dFHnN1vxvQKXO_wWU-4cLDX-9RygOieq1hVO3hYibRacjVol8EJL89nFscVpMvP0Ufg/s1600/1924-04-01+Urteilssprechung+Hitlerprozess+2.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 13px; padding-top: 4px; text-align: center;">Abb. 3: "Hitler-Ludendorf-Prozess in München. General von Ludendorf (X) mit
seinem Verteidiger begibt sich zur Verhandlung", Februar 1924<br />
Fotograf: <a href="http://www.bild.bundesarchiv.de/archives/barchpic/search/_1327515282/?search%5Bview%5D=detail&search%5Bfocus%5D=234">Georg Pahl</a></td></tr>
</tbody></table>
<div style="clear: both; text-align: justify;">
Fotografien von diesem Prozeß haben sich insbesondere über den jungen, umtriebigen Pressefotografen Georg Pahl erhalten (Abb. 3, 4, 6, 8, 9).</div>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh9Eq0OA3uFZH0cpL0qORh2jHuI8k8gNwtx1NZFBSUVxlGReoEox9P3DbOaVKWpb4eaF4DW7EOEDftYVjTpiLHAKQna3mg8wpY50S6y4FbsVi95pVxVCFjtRxZLpRv7YOu3MEnQZo2GPJY/s1600/1924-02+Hitler+Prozess.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh9Eq0OA3uFZH0cpL0qORh2jHuI8k8gNwtx1NZFBSUVxlGReoEox9P3DbOaVKWpb4eaF4DW7EOEDftYVjTpiLHAKQna3mg8wpY50S6y4FbsVi95pVxVCFjtRxZLpRv7YOu3MEnQZo2GPJY/s1600/1924-02+Hitler+Prozess.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 4: Der Hitler-Ludendorff-Prozeß in der Kriegsschule in München,<br />
(Fotograf: <a href="http://www.bild.bundesarchiv.de/cross-search/search/_1327333445/?search%5Bview%5D=detail&search%5Bfocus%5D=1">G. Pahl</a>)</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
Von Georg Pahl stammt auch Abb. 4, d<span style="text-align: justify;">ie
einzigste Aufnahme während des Prozesses gegen die "Hochverräter" des
9. November in der Kriegsschule in München.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="text-align: justify;"><br /></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwFq1CXt-2gO6BKk80Qpbfcn9zKrXj8ayFXSzitxYeryMd01nLW-FO1TPKqY84ifzMwSopVsDmIUBgO9BT8yYkFGj3PNKfOGWqC2MOg25aGOMTu1vihuVr2w0jW3Mqkw3seju3w-eTu1c/s1600/1924+Ludendorff+Hitler+Friedrich+Weber.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwFq1CXt-2gO6BKk80Qpbfcn9zKrXj8ayFXSzitxYeryMd01nLW-FO1TPKqY84ifzMwSopVsDmIUBgO9BT8yYkFGj3PNKfOGWqC2MOg25aGOMTu1vihuVr2w0jW3Mqkw3seju3w-eTu1c/s1600/1924+Ludendorff+Hitler+Friedrich+Weber.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 5: Ludendorff, Hitler und der Mitangeklagte Friedrich Weber in einer Pause während der Gerichtsverhandlungen an der Kriegsschule in München, Februar oder März 1924</td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<h2 style="clear: both; text-align: justify;">
Urteilsverkündung (1. April 1924)</h2>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Am 1. April 1924 wurde das Urteil im Hochverratsprozeß verkündet.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjMSBjj-C5W3LcW0XGWj0mZiI2oe2caAZkqzgU8nktzTe86cXeceyFZhfNmAcBuM7d4z7vwcsk-rvpF0cdSaYWR-C-XBZHNGPgkesZlryBuc3H2TOwMqutLKZC9kAIbKQw-55PWENjOHq0/s1600/1924-04-01+Ludendorff+mit+Frau+und+Verteidiger.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjMSBjj-C5W3LcW0XGWj0mZiI2oe2caAZkqzgU8nktzTe86cXeceyFZhfNmAcBuM7d4z7vwcsk-rvpF0cdSaYWR-C-XBZHNGPgkesZlryBuc3H2TOwMqutLKZC9kAIbKQw-55PWENjOHq0/s1600/1924-04-01+Ludendorff+mit+Frau+und+Verteidiger.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 6: "General Ludendorf [x] mit seinem Verteidiger begibt sich zur Urteilsverkündung",<br />
1. April 1924 (die abgebildete Frau ist nicht Margarethe Ludendorff, vielleicht die Ehefrau des Verteidigers)<br />
(Fotograf: <a href="http://www.bild.bundesarchiv.de/archives/barchpic/search/_1327326302/?search%5Bview%5D=detail&search%5Bfocus%5D=5">G. Pahl)</a></td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Hierzu reiste auch Pressefotograf Pahl wieder nach München. Er fotografierte den ankommenden Ludendorff (Abb. 6), identifizierte aber die mit aussteigende Dame falsch als die Ehefrau Ludendorffs. Diese hat diese Zuschreibung in ihren Lebenserinnerungen als falsch bezeichnet. Wahrscheinlich handelt es sich um die Ehefrau von Luetgebrune, des Rechtsanwalts Ludendorffs, der rechts steht, und der in Abb. 2 neben Hitler zu stehen scheint.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhOHpN-W0CHIC1GpNxRwBwZqSgzn_lRkQkvitJ8-zkPb6hvmCn_eAUMbtZOh9jVGkWem14BVehKmlyUSomgnQFibs6ojvE6q3JdiWtLD4tCDkUhf8Z1qg3KQMv_6hr_4RkDFXGBvLaAc20/s1600/192404-01++M%25C3%25BCnchen.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="336" data-original-width="518" height="414" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhOHpN-W0CHIC1GpNxRwBwZqSgzn_lRkQkvitJ8-zkPb6hvmCn_eAUMbtZOh9jVGkWem14BVehKmlyUSomgnQFibs6ojvE6q3JdiWtLD4tCDkUhf8Z1qg3KQMv_6hr_4RkDFXGBvLaAc20/s640/192404-01++M%25C3%25BCnchen.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 7: General Ludendorff nach der Freisprechung <br />
- Tief entrüstet verläßt er den Gerichtssaal - München, 1. April 1924</td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Ludendorff reagierte auf seine Freisprechung mit Empörung, was auch auf dem bekannten Foto zu erkennen ist, auf dem er den Gerichtssaal verläßt (Abb. 7). Hinter ihm ist darauf sein mitangeklagter Stiefsohn Heinz Pernet erkennbar.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
</div>
<div style="-webkit-text-stroke-width: 0px; color: black; font-family: "Times New Roman"; font-size: medium; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-variant-ligatures: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; orphans: 2; text-align: justify; text-decoration-color: initial; text-decoration-style: initial; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; widows: 2; word-spacing: 0px;">
</div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="-webkit-text-stroke-width: 0px; font-family: "Times New Roman"; letter-spacing: normal; margin-bottom: 0.5em; margin-left: auto; margin-right: auto; orphans: 2; padding: 6px; text-align: center; text-decoration-color: initial; text-decoration-style: initial; text-indent: 0px; text-transform: none; widows: 2; word-spacing: 0px;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><div style="margin: 0px;">
<div style="margin: 0px;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqGIU-ZfYh8qVsqZTCS7yRCSHURapfFM9X_wBslH5FkV77RCYQRnFs0s20J4s83wx3YDYBX5v8VBIps455tWGDHBSgu6sDk9sLF9KwZUk-wXGWl-6S9smIgN9GurR1Bhyqc8VK5E2oick/s1600/1924-04-01+Luetgebruene%252C+Ludendorff%252C+Pernet.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="441" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqGIU-ZfYh8qVsqZTCS7yRCSHURapfFM9X_wBslH5FkV77RCYQRnFs0s20J4s83wx3YDYBX5v8VBIps455tWGDHBSgu6sDk9sLF9KwZUk-wXGWl-6S9smIgN9GurR1Bhyqc8VK5E2oick/s640/1924-04-01+Luetgebruene%252C+Ludendorff%252C+Pernet.jpg" width="640" /></a></div>
</div>
</td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 13px; padding-top: 4px; text-align: center;"><div style="margin: 0px;">
<div style="margin: 0px;">
Abb. 8: Verteidiger Luetgebruene, Ludendorff, Heinz Pernet<br />
Vermutlich die gleiche Szene am 1. April 1924</div>
<div style="margin: 0px;">
(Fotograf: <a href="http://www.bild.bundesarchiv.de/archives/barchpic/search/_1327326302/?search%5Bview%5D=detail&search%5Bfocus%5D=1">G. Pahl</a>)</div>
</div>
</td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Die damalige Mathilde von Kemnitz berichtet in ihren später verfaßten Lebenserinnerungen, daß sie Ludendorff im persönlichen Gespräch wenige Tage danach davon überzeugt habe, daß diese Entrüstung nicht die angemessene Reaktion auf den Freispruch sei. Ludendorff habe sich für die Begründung ihrer Meinung bedankt.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiR3eQM3DfrQoQM9L7yJr5wt_RF-vFNByExnSEOCl0d23S4RZyh5ytABhraQTFQtIfOxdVs4o4bgNFzCpK9BjW7DV_cSNU222C32kY9B2qt_1Jz979NMRe2Iy6MjJkhlxRbU9dJ8B6EnPg/s1600/1924-04-01+Ludendorffs+Auto.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiR3eQM3DfrQoQM9L7yJr5wt_RF-vFNByExnSEOCl0d23S4RZyh5ytABhraQTFQtIfOxdVs4o4bgNFzCpK9BjW7DV_cSNU222C32kY9B2qt_1Jz979NMRe2Iy6MjJkhlxRbU9dJ8B6EnPg/s1600/1924-04-01+Ludendorffs+Auto.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;"><span class="Apple-style-span" style="-webkit-border-horizontal-spacing: 2px; -webkit-border-vertical-spacing: 2px; line-height: 17px;"><span class="Apple-style-span" style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: x-small;">Abb. 9: "Jubelnd begrüßt durchfährt Ludendorfs Auto die Straßen Münchens", 1. April 1924 </span></span><br />
<span class="Apple-style-span" style="-webkit-border-horizontal-spacing: 2px; -webkit-border-vertical-spacing: 2px; line-height: 17px;"><span class="Apple-style-span" style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: x-small;">(Fotograf: <a href="http://www.bild.bundesarchiv.de/cross-search/search/_1327333445/?search%5Bview%5D=detail&search%5Bfocus%5D=70">G. Pahl</a>)</span></span></td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Ludendorff berichtet selbst über die Rückfahrt nach der Urteilsverkündung, bzw. seinem Freispruch (1, S. 323):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="clear: both; text-align: justify;">
Meine Autofahrt von der Kriegsschule nach meiner Wohnung in Ludwigshöhe glich einem Triumphzug. Der Kraftwagen konnte sich durch die Menschenmenge kaum Bahn brechen. An meinem Hause hatten sich Freunde aufgestellt, die mich begrüßten. (...) Bald sollten mich der Alltag mit seinen Sorgen um die Weiterführung der Bewegung umfangen.</blockquote>
Von diesem "Triumphzug" hat wenigstens eine Fotografie über den Pressefotografen Georg Pahl erhalten (Abb. 9). [Weitere Fotografien rund um den Hochverratsprozeß: 11.]<br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
In der Münchner satirischen Wochenzeitschrift "Simplicissimus" vom 14. April 1924 wurde die antiklerikale Haltung Ludendorffs, die bis dahin ja gerade diese Wochenzeitschrift ebenfalls vertreten hatte, nun von ihrem Zeichner Thomas Theodor Heine ins fast Lächerliche gerückt, indem Ludendorff als Boxkämpfer gegen den Papst dargestellt wurde, während sein vormaliger Kriegsgegner, der französische General Foch dem Papst die Füße küßt (20). Der "Simplicissimus" nimmt im Grunde zu keiner von diesen beiden Generälen eingenommenen Haltungen klar Stellung, sie kommen ihm beide "bedenklich" vor. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h2 style="text-align: justify;">
Die Freundschaft zwischen Erich Ludendorff und Mathilde von Kemnitz entwickelt sich (April 1924)</h2>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Erich Ludendorff hatte im Herbst 1923 Mathilde von Kemnitz kennengelernt. Und in den Monaten nach dem Hitler-Putsch sollte sich die Bekanntschaft zu einer sehr engen Freundschaft zwischen beiden weiter entwickeln. Die damalige Mathilde von Kemnitz - ab 1926 wird sie die zweite Ehefrau von Erich Ludendorff werden - schrieb Anfang April 1924 in einem Brief an ihre Mutter (zit. n. 3, S. 158):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Ich war gestern also, wie ich schon sagte, zwei Stunden bei Ludendorff. Es ist mir eine helle Freude, daß dieser prachtvolle Mensch mir so großes Vertrauen schenkt, so großen Wert auf mein Urteil legt. Als ich ihm im Februar die "Schöpfungsgeschichte" mit der Widmung schickte <i>"Ludendorff in Freundschaft überreicht von der Verfasserin"</i>, schrieb er mir den herzlichsten Dank für das Buch und <i>"vor allem für die wunderschöne Widmung, das Buch soll meine erste Lektüre sein, wenn endlich dieser Prozeß vorüber ist"</i> ... Ja, wir sind gute Kameraden geworden. </blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Die "Schöpfungsgeschichte" war 1923 als das zweite philosophische Buch von Mathilde von Kemnitz erschienen - nach ihrem Buch "Triumph des Unsterblichkeitwillens". Bis nach der Heirat im Jahr 1926 sollte aber hisichtlich der öffentlichen Wertschätzung und Wiedergabe dieser Philosophie Gottfried Feder sich viel kenntnisreicher äussern alsErich Ludendorff selbst. Feder, dessen Frau sich in psychiatrischer Behandlung bei Mathilde von Kemnitz befand, hatte Ludendorff auf sie und ihre Philosophie hingewiesen. Am 9. April wurde in Ludendorffs Haus in Ludwigshöhe eine Feier seines Geburtstages abgehalten, auf der Mathilde von Kemnitz den Vortrag hielt <i>"Der göttliche Sinn der völkischen Bewegung"</i>. Ihre Schwester Frieda Stahl umrahmte die Feier mit Klavierspiel (3, S. 159).</div>
<h2 style="text-align: justify;">
Eine Kulturtagung in Weimar - Auf Vorschlag von Gottfried Feder (20. April 1924)</h2>
<div style="text-align: justify;">
Erich Ludendorff kam damals zu einer engeren Zusammenarbeit nicht zuletzt mit seinen völkischen "Mitkämpfern" Gottfried Feder (1883-1941) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Feder">Wiki</a>) und dem völkischen Münchner Stadtrat, Rechtsanwalt Dr. August Buckeley (1878-?) (s. <a href="http://daten.digitale-sammlungen.de/0008/bsb00085894/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00085894&seite=837">ADB</a>, <a href="https://www.amazon.de/s/ref=dp_byline_sr_book_1?ie=UTF8&text=A+Buckeley&search-alias=books-de&field-author=A+Buckeley&sort=relevancerank">Amazon</a>). Sie sollten im Folgejahr Ludendorff auch noch zu seiner Zusammenarbeit mit dem dubiosen Goldmacher Tausend zuraten. Für 1924 schreibt er über sie in seinen Lebenserinnerungen (1, S. 337):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Ich war gern auf den Vorschlag des Herrn Feder eingegangen für Mitte August in Weimar eine Tagung der Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung abzuhalten. Ich bat ihn und Herrn Rechtsanwalt Dr. Buckeley, sie vorzubereiten. </blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Über eine vorbereitende Tagung, die schon im April in Weimar stattfand, wird berichtet (5, S. 118):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Schon am 20. April 1924 hatten sich im Weimarer "Hotel Hohenzollern" prominente Nazi-Größen versammelt, um die programmatischen Grundlagen einer nationalsozialistischen Partei zu diskutieren, die durch die Erfolge in Thüringen mächtigen Auftrieb erhalten hatte. Neben Alfred Rosenberg waren Hermann Esser, Gottfried Feder, Gregor Strasser, Julius Streicher, General Ludendorff sowie zahlreiche Nazi-Funktionäre aus regionalen, meist norddeutschen Parteiverbänden erschienen.</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Diese vorbereitende Tagung erwähnt Ludendorff in seinen Lebenserinnerungen gar nicht. Dem in Landsberg einsitzenden Adolf Hitler wurden aus diesem Anlaß Geburtstagsgrüße gesandt.</div>
<h2 style="clear: both; text-align: justify;">
<b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Die Reichstagswahl (4. Mai 1924)</span></b></h2>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Erich Ludendorff schreibt (1, S. 333):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="clear: both; text-align: justify;">
Von Mitte April an beteiligte ich mich am Wahlkampf. So sprach ich in Rosenheim, in Bamberg, Kulmbach, Bayreuth und kleineren Orten. Ich fühlte, wie überall die Vorgänge des 9. 11. die Gemüter erregt hatten und wie sich Deutsche auch infolge der Prozeßverhandlungen des Februar und März 24 uns zuwandten. Ich freute mich über die warme Begeisterung, die der völkischen Bewegung entgegengebracht wurde.</blockquote>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Aufgrund der großen Popularität des Hitler-Ludendorff-Putsches und des nachfolgenden -Prozesses in München hat die neue in Landtags- und dann in der Reichstagswahl antretende völkische Partei (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_Mai_1924">Wiki</a>) sehr starke Erfolge erzielen können: In Mecklenburg 20 % der Stimmen, in Bayern 17 % der Stimmen und reichsweit aus dem Stand 6,6 Prozent. Deshalb sollte sie am 27. Mai mit 32 Abgeordneten in den Reichstag einziehen. (Zum Vergleich: In der Reichstagswahl von 1928 errang die hatte die NSDAP nur 2,6 % der Stimmen und 12 Reichstagssitze.)</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjLokq8EEzVICMxXqXSh3pY2HJU1nEcSMYREaUITtS-XpwWKTSOXOP-sAVDcqAvXfYqq4D_XQOBTB3_RXVCLTdMZkWX0_IXZet6q9Y6l3QL_bPqaJt8l4W-awR1z15PZjuBhvtVp-iun9g/s1600/1925+ca.+-+evtl.+Ludwigsh%25C3%25B6he.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjLokq8EEzVICMxXqXSh3pY2HJU1nEcSMYREaUITtS-XpwWKTSOXOP-sAVDcqAvXfYqq4D_XQOBTB3_RXVCLTdMZkWX0_IXZet6q9Y6l3QL_bPqaJt8l4W-awR1z15PZjuBhvtVp-iun9g/s640/1925+ca.+-+evtl.+Ludwigsh%25C3%25B6he.jpg" width="441" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 10: Erich Ludendorff vor seinem Haus in München-Ludwigshöhe<br />
(Fotograf: <a href="http://www.bild.bundesarchiv.de/archives/barchpic/search/_1327326302/?search%5Bview%5D=detail&search%5Bfocus%5D=10">Georg Pahl</a>)</td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br />
Ludendorff schreibt (S. 335):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Die Wahl am 4. Mai war ein voller Erfolg für die völkische Bewegung. (...) Zweiundreißig Abgeordnete zogen in den Reichstag ein.</blockquote>
Aber zuvor sollte es noch ein nationales Großereignis in Halle an der Saale geben.<br />
<div class="separator" style="clear: both;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg5t4f_ZojymkiGlGeFTKT70azG0eyO7noMn8pPI8WEoVfN_MNnZu2MTb_phyphenhyphenwLS6TsCdhm59GsZgX7c09f0CXhz8jNWpW9nKQVZ7u8eClcbQ9l23Z1v8A9FMetSZTfCIZ2nnsbpA83bU0/s1600/1924+Dt.+Tag+Halle+1.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1007" data-original-width="1572" height="408" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg5t4f_ZojymkiGlGeFTKT70azG0eyO7noMn8pPI8WEoVfN_MNnZu2MTb_phyphenhyphenwLS6TsCdhm59GsZgX7c09f0CXhz8jNWpW9nKQVZ7u8eClcbQ9l23Z1v8A9FMetSZTfCIZ2nnsbpA83bU0/s640/1924+Dt.+Tag+Halle+1.JPG" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 11: Der Deutsche Tag in Halle - General Ludendorff schreitet die Front der Teilnehmer ab</td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;"><b><span style="font-size: large;">Der "Deutsche Tag" in Halle (10. und 11. Mai 1924)</span></b></span></div>
<div class="separator" style="clear: both;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both;">
</div>
<div style="text-align: right;">
</div>
<div style="text-align: start;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; text-align: justify;">Zu dem "Deutschen Tag" in Halle war von dem dortigen "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten" (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Stahlhelm,_Bund_der_Frontsoldaten">Wiki</a>) aufgerufen worden und dieser hatte auch Erich Ludendorff zu diesem Anlaß eingeladen. Ludendorff schreibt über seine Teilnahme am 11. Mai 1924 in seinen Lebenserinnerungen </span><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; text-align: justify;">(1, S. 338-340):</span></div>
<div style="font-family: "times new roman"; font-size: 12.8px; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal;">
<blockquote class="tr_bq" style="font-size: 13px;">
<div style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;">
<div style="margin: 0px;">
<span style="font-size: small;">Graf Eulenburg-Wicken, der letzte Kommandeur des 1. Garde-Regiments, übernahm den "Stahlhelm". (...) Die Haltung des "Stahlhelm" mir gegenüber war eine unklare. Frontsoldaten des "Stahlhelm" schienen wohl eine Annäherung an meine Person zu wünschen, nachdem diese am 9. 11. 23 und durch den Prozeß so stark in den Vordergrund gerückt war, aber der Führer des "Stahlhelm", Herr Seldte, widerstrebte diesem, und mußte ihm widerstreben, da an den freimaurerischen Einflüssen im "Stahlhelm" bei mir kein Zweifel mehr bestand, und die Einstellung der Freimaurerei gegen mich ja schon damals eine scharf ablehnende war. Eine andere Haltung wie Herr Seldte nahm Oberstleutnant Duesterberg in Halle ein. Er meinte, wenigstens so habe ich ihn verstanden, daß er den "Stahlhelm" mir anschließen würde, wenn sich sein Einfluß im "Stahlhelm" durchgesetzt haben würde. Ich stand dem skeptisch gegenüber. Die Verdienste des "Stahlhelm" als Gegengewicht gegen marxistischen und kommunistischen Terror namentlich in Mitteldeutschland habe ich stets anerkannt. Darum folgte ich auch einer Einladung nach Halle für den 10. und 11. Mai 1924. Es sollte hier an dem Kaiserdenkmal eine neue Moltkefigur enthüllt werden, da das frühere Standbild von Kommunisten zertrümmert worden war.</span></div>
</div>
<div style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;">
<div style="margin: 0px;">
<span style="font-size: small;"><br /></span></div>
</div>
<div style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;">
<div style="margin: 0px;">
<span style="font-size: small;">Die Feier war recht eigenartig. Am Abend waren die Ehrengäste versammelt, die Generale umgingen mich, wie jemanden, mit dem zu sprechen nicht recht geheuer ist. Ich war zu ihnen harmlos freundlich und das Eis schmolz. Wie vielen Suggestionen mußte ich da begegnen und das bei Leuten, die meine Leistung aus dem Weltkriege doch wohl kannten. Aber daß ich völkisch sein konnte, nun sogar noch Parlamentarier war, das haben die Kameraden doch wohl nicht begreifen können. Generaloberst v. Heeringen, als ältester General, hielt die Ansprache, die die Bedeutung des Heeres und die Arbeit der Generale für das Heer hervorhob, er vergaß aber völlig, den Obersten Kriegsherrn zu erwähnen, der sich für die Ausbildung des Heeres doch wahrlich eingesetzt und sie gefördert hatte. Daß er seinen Willen dem Kriegsminister, eben diesem Generaloberst von Heeringen gegenüber leider nicht durchgesetzt hatte, lag in einem Handeln, das dieser dem Kaiser wohl kaum hat verargen können. Bekanntlich hat Generaloberst v. Heeringen dem Streben des Kaisers nach einer Heeresverstärkung und auch meinem Streben vor dem Weltkriege, die allgemeine Wehrpflicht durchzuführen, entschiedenen Widerstand gegenübergestellt. Ich entsinne mich nicht mehr genau, ob ich an dieser Versammlung oder nur in anderen Versammlungen desselben Abends auf den Kaiser gesprochen, um die geschichtliche Wahrheit wiederherzustellen. Das mag von vielen, auch von völkischen Freunden, als "nicht zeitgemäß" erachtet worden sein. Aber hierauf kam es mir nicht an. Was wahr ist, sollte auch wahr bleiben. Die Stahlhelmer selbst, zu denen ich sprach, begrüßten mein Tun.</span></div>
</div>
<div style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;">
<div style="margin: 0px;">
<span style="font-size: small;"><br /></span></div>
</div>
<div style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;">
<div style="margin: 0px;">
<span style="font-size: small;">Die Enthüllung des Moltkedenkmals selbst war feierlich. An dem sich anschließenden einfachen Frühstück saß ich neben den Herren Duesterberg und dem Deutschnationalen Abgeordneten Leopold. Die nähere Unterhaltung, die ich hier führen konnte, genügte, um festzustellen, wie himmelweit mein Denken von dem Denken dieser Leute verschieden war und der "Stahlhelm" nur eine Organisation sein konnte, in der gute Kräfte vom wahren völkischen Freiheitringen ferngehalten wurden. Ich hatte auch schon aus eingehenden Unterhaltungen in dem Hause meines Deutschnationalen Gastgebers, so gastlich ich auch aufgenommen war, bereits entnommen, daß diese Kreise ein Verstehen meinem völkischen Denken nicht abgewinnen konnten.</span></div>
</div>
<div style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;">
<div style="margin: 0px;">
<span style="font-size: small;"><br /></span></div>
</div>
<div style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;">
<div style="margin: 0px;">
<span style="font-size: small;">Am Nachmittage fand ein großer Vorbeimarsch von Kriegervereinen, von "Stahlhelm"-Formationen und des "Frontbann" vor den Generalen des alten Heeres statt. Es war wieder derselbe traurige Anblick, alte Soldaten, zum Teil in Uniform, aber ohne Waffen vorbeimarschieren zu sehen. (...)</span></div>
</div>
<div style="font-family: Times,"Times New Roman",serif;">
<div style="margin: 0px;">
<span style="font-size: small;"><br /></span></div>
</div>
<div style="margin: 0px;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;">Es war bezeichnend, daß am Abend noch eine Zusammenkunft der Gäste - in einer Loge sein sollte. Ich zog vor, dort nicht hinzugehen. Der Abend war für mich mit einer studentischen Feier ausgefüllt. Die ganze Veranstaltung war wieder einmal eine echt nationale Feier ohne jeden tieferen Inhalt gewesen.</span></span></div>
</blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<div style="margin: 0px;">
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDJKudH64f-PfGiAc7SF-IHaw2c4xqcsZM5MYKuolNjEYiMZixK5zhSg7ZbDn-q0CRoHHcPWuvfDypG0SZ0ezan3K79TeCTv-OQ0krTtB6LIkxvlrIA2ZRsMzzzS4vbBhAj1J161v3dck/s1600/1924+Dt.+Tag+Halle+2.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="1000" data-original-width="1560" height="410" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDJKudH64f-PfGiAc7SF-IHaw2c4xqcsZM5MYKuolNjEYiMZixK5zhSg7ZbDn-q0CRoHHcPWuvfDypG0SZ0ezan3K79TeCTv-OQ0krTtB6LIkxvlrIA2ZRsMzzzS4vbBhAj1J161v3dck/s640/1924+Dt.+Tag+Halle+2.JPG" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 12: Der Deutsche Tag in Halle - Admiral Scheer, von Heeringen, Prinz Oskar, Erich Ludendorff, General Mackensen<span style="font-size: 13px;">, 11.5.1924</span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
Der Anlaß für den "Deutschen Tag" in Halle war also - wie von Ludendorff schon erwähnt - die Enthüllung eines neuen Moltke-Standbildes an dem <a href="http://www.google.de/search?um=1&hl=de&rls=com.microsoft:de:IE-SearchBox&tbm=isch&q=kaiser+wilhelm+denkmal+halle+saale&oq=kaiser+wilhelm+denkmal+halle+saale&aq=f&aqi=g-S1&gs_upl=713l1556l6l1879l6l6l0l6l6l0l0l0ll0l0&bav=on.2,or.r_gc.r_pw.,cf.osb&biw=1259&bih=646&wrapid=tlif132594750607451">Kaiser-Wilhelm-Denkmal</a> (Abb. 15) (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kaiser-Wilhelm-I.-Denkm%C3%A4ler#Reiterstandbilder">Wiki</a>), nachdem das vorherige von Kommunisten zerstört worden war. Beides - Moltke-Standbild und Kaiser-Wilhelm-Denkmal sind nach 1945 vollständig vernichtet worden. Es gibt sie heute nicht mehr. Aber damals nahmen an diesem Deutschen Tag etwa 100.000 Menschen teil.<br />
<div style="font-size: 12.8px;">
<div style="font-family: Times, 'Times New Roman', serif; font-size: 13px;">
<span style="font-size: small; text-align: right;"><br /></span>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="font-family: 'Times New Roman'; margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnD6NrU5fVWm93r_ad06vqHdz5JYk291qb7Lri2isXmiTyQXACLPlZC2jpJCnDcEELObt1YNKq4S6YmoR2V-Wga6ARZ40JxoDyEFlFzfRl41kj7I2P6-KmL6V4VymStlmkW4vr_CwA6IU/s1600/Scannen0004.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="403" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnD6NrU5fVWm93r_ad06vqHdz5JYk291qb7Lri2isXmiTyQXACLPlZC2jpJCnDcEELObt1YNKq4S6YmoR2V-Wga6ARZ40JxoDyEFlFzfRl41kj7I2P6-KmL6V4VymStlmkW4vr_CwA6IU/s640/Scannen0004.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;"><span style="font-size: x-small;">Abb. 13: Admiral Scheer, Ludendorff, Prinz Oskar auf dem Deutschen Tag in Halle (aus 3, S. 257)</span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: "times new roman"; font-size: small;"><span style="font-family: "times new roman";">Der zeitgenössische </span>Kommentar zu den historischen Abbildungen <span style="font-family: "times new roman";">lautete (n. Bundesarchiv/Bildarchiv):</span></span></div>
</div>
<blockquote class="tr_bq">
Der große deutsche Tag in Halle, an welchem große Heerführer und tausende Nationalgesinnter teilnahmen, um das vor einem Jahr von Kommunisten zerstörte Moltkedenkmal wieder einzuweihen. Aufmarsch der Verbände vor den Tribünen der Rennbahn.</blockquote>
</div>
</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><div style="margin: 0px;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhd3xEv5FpatW1yqY3JkBOGtCHT7uPlkGcY4p3AdaBh_4jCPswpgvzl16AiC53lqu913e5PfxeW55pNXDuckSpDXu2VPruRyksNUmNSAFJmX9JXV5oOxwKIdcD40sPY7f2R1uy9KOuzbHY/s1600/Bundesarchiv_Bild_102-00399%252C_Halle%252C__Deutscher_Tag_%252C_Einweihung_Moltkedenkmal.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="454" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhd3xEv5FpatW1yqY3JkBOGtCHT7uPlkGcY4p3AdaBh_4jCPswpgvzl16AiC53lqu913e5PfxeW55pNXDuckSpDXu2VPruRyksNUmNSAFJmX9JXV5oOxwKIdcD40sPY7f2R1uy9KOuzbHY/s640/Bundesarchiv_Bild_102-00399%252C_Halle%252C__Deutscher_Tag_%252C_Einweihung_Moltkedenkmal.jpg" width="640" /></a></div>
</td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;"><div style="font-size: 13px; margin: 0px;">
Abb. 14: Prominente Teilnehmer am Deutschen Tag in Halle am 11. Mai 1924: Ludendorff, Prinz Oskar (ein Sohn des Kaisers), Graf Luckner (der "Seeteufel"), General von Below, General von Heeringen, General von Stein, Duesterberg<br />
(Herkunft: <a href="http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Bundesarchiv_Bild_102-00399,_Halle,_%22Deutscher_Tag%22,_Einweihung_Moltkedenkmal.jpg&filetimestamp=20081212211513" style="font-size: 13px;">Wiki</a>; Fotograf: G. Pahl a, <a href="http://www.bild.bundesarchiv.de/archives/barchpic/search/_1327515483/?search%5Bview%5D=detail&search%5Bfocus%5D=266">b</a>)</div>
<div style="text-align: justify;">
<div style="font-size: 13px; margin: 0px;">
<span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><br /></span></div>
<div style="margin: 0px;">
<div style="font-size: 13px;">
<span class="Apple-style-span" style="font-size: small;">An der Großveranstaltung in Halle nahmen neben Erich Ludendorff (n. <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Tag#Halle_1924">Wiki</a>) viele im Weltkrieg und im kaiserlichen Deutschland populäre Persönlichkeiten teil. In Abb. 14 stehen rechts neben Ludendorff </span><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;">Oskar Prinz von Preußen, einer der Söhne des letzten Kaisers, </span><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;">der legendäre "Seeteufel" Felix Graf Luckner und der Kriegsminister der Jahre 1909 bis 1913 Josias von Heeringen (vgl. die handschriftlich eingetragenen Zahlen 1 bis 4). Der Sprechende auf Abb. 14 ist der erwähnte Stahlhelm-Führer Theodor Duesterberg (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Duesterberg">Wiki</a>), der zu dieser Feierlichkeit eingeladen hatte, und der die Verdienste des "Stahlhelms" im Kampf gegen den Kommunismus in Mitteldeutschland hervorhob.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><br /></span>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"></span><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhrh_hqv3ZUV5a12LeOjxtXD05Zp3nCBlfSDKF1a53onuihlT1V6GyD6T6CDGLLIN7vAXHfLIPwQPvZBRyX6Niy-2JGZ136NlYd5bt2xglHKPaXDYbE2qBdduhIXdpJ1tdvuB2Ijn0laRY/s1600/3179521.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="256" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhrh_hqv3ZUV5a12LeOjxtXD05Zp3nCBlfSDKF1a53onuihlT1V6GyD6T6CDGLLIN7vAXHfLIPwQPvZBRyX6Niy-2JGZ136NlYd5bt2xglHKPaXDYbE2qBdduhIXdpJ1tdvuB2Ijn0laRY/s400/3179521.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 15: Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Halle an der Saale (1901-1945) (<a href="http://www.ak-ansichtskarten.de/ak/index.php?menu=89&shop=1&card=3179521&lang=2">Postkarte</a>)<br />
<div>
<br /></div>
</td></tr>
</tbody></table>
<span class="Apple-style-span" style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Außerdem waren anwesend </span><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">(n. </span><a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Tag#Halle_1924" style="font-family: times, "times new roman", serif; font-size: medium;">Wiki</a><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">) </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">der </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Admiral Ludwig von Schröder, der "Löwe von Flandern",</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;"> sowie </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">der
General August von Mackensen, der unter anderem 1916 in einem schnellen
Feldzug den neuen Kriegsgegner Rumänien niedergeworfen hatte. Anwesend war weiterhin de</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">r
Freikorps-Führer General Maercker, der unter anderem mit zum Scheitern
des Kapp-Putsches im März 1920 beigetragen hatte, indem er sich während desselben <i>nicht </i>auf die Seite der Putschisten gestellt hatte.</span></div>
<div style="font-size: 12.8px;">
<span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><br /></span></div>
<div style="font-size: 12.8px;">
</div>
<div style="font-size: 13px;">
<span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"></span><br /></div>
<div>
<div style="font-size: 13px;">
<span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="font-size: 13px; margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><div style="margin: 0px;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiuT7nJljrZokG1UirGYjD1m9PaGiC0oiHF4A4ZDksogYX6HKI1PvNl6ED8_O_njZvfigXOFfzUzGIvnr5hFtY3cuyHxp0L2pv8ian3OT8HUqRhbymAgIlxP4I49Wv09Y48fzMVDObLmrE/s1600/Unbenannt.png" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="443" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiuT7nJljrZokG1UirGYjD1m9PaGiC0oiHF4A4ZDksogYX6HKI1PvNl6ED8_O_njZvfigXOFfzUzGIvnr5hFtY3cuyHxp0L2pv8ian3OT8HUqRhbymAgIlxP4I49Wv09Y48fzMVDObLmrE/s640/Unbenannt.png" width="640" /></a></div>
</td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 13px;"><div style="margin: 0px;">
Abb. 16: Zeitgenössische Erläuterung: <i>"Der große deutsche Tag in Halle, an welchem große Heerführer und tausende Nationalgesinnter teilnahmen, um das vor einem Jahr von Kommunisten zerstörte Moltkedenkmal wieder einzuweihen. General Ludendorff (X) nimmt nach der Feier die Parade der nationalen Verbände ab."</i><br />
(Herkunft: <a href="http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Bundesarchiv_Bild_102-00401,_Halle,_%22Deutscher_Tag%22,_Einweihung_Moltkedenkmal.jpg&filetimestamp=20081212211515">Wiki</a>)</div>
</td></tr>
</tbody></table>
<div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<br /></div>
<div>
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-size: small;">Bei dieser Zusammensetzung nimmt es nicht wunder, daß bei diesen alten konservativen Knochen das Eis erst schmelzen mußte, bevor sie völlig unbefangen mit dem völkisch gewordenen Ludendorff ins Gespräch kommen konnten, jenem Ludendorff, der sich zu einem "Gefreiten" herabgelassen hatte, angeblich im Ansinnen, eine patriotische Taten dabei zu vollbringen. </span><br />
<span style="font-size: small;"><br /></span></div>
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-size: small;"></span><br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="font-size: 13px; margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvTXDmNI5VuWOOXCX23NyXnSoeL_GG_kVU6PI0a4I-OJcXja8o-GNRsstweun9lCEXGoAlpGlB1jpF3c7E3aqqvKm86R-51jSM3t407-LKZ4p7HnRWcgfShwe3yiqKf3bqLLX7HDmUoLE/s1600/1924+Prinz+Oskar+Ludendorff.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvTXDmNI5VuWOOXCX23NyXnSoeL_GG_kVU6PI0a4I-OJcXja8o-GNRsstweun9lCEXGoAlpGlB1jpF3c7E3aqqvKm86R-51jSM3t407-LKZ4p7HnRWcgfShwe3yiqKf3bqLLX7HDmUoLE/s1600/1924+Prinz+Oskar+Ludendorff.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 17: Prinz Oskar und Erich Ludendorff - Vor Beginn der Parade<br />
(Herkunft: <a href="https://www.flickr.com/photos/yvonnert/14016626592/in/photostream/">Flickr</a>)</td></tr>
</tbody></table>
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-size: small;">Viele standen dem 1924 noch mit völligem Unverständnis gegenüber. Beziehungsweise: Es wird auch auf den vielen Fotografien womöglich sichtbar, daß tatsächlich erst bei vielen prominenten Teilnehmern das Eis gegenüber Ludendorff schmelzen mußte.</span></div>
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-size: small;"><br /></span><span style="font-size: small;"></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="font-size: 13px; margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMwAWoZ610m7EB2LkKNIVWPxDYX_brScBqGpGhFoxEDkezo1YrwRfn0ZOxCHwOuXgi7HQglMhQ4ZLdlXEFD3LFMNpJwjxBv3BO-WPkdlWGnlVnk-n-q0IIo9N0SOosY7lsKdt_oN666tQ/s1600/19240511+1+Ludendorff+Prinz+Oskar+von+Preussen+Halle.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="396" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMwAWoZ610m7EB2LkKNIVWPxDYX_brScBqGpGhFoxEDkezo1YrwRfn0ZOxCHwOuXgi7HQglMhQ4ZLdlXEFD3LFMNpJwjxBv3BO-WPkdlWGnlVnk-n-q0IIo9N0SOosY7lsKdt_oN666tQ/s640/19240511+1+Ludendorff+Prinz+Oskar+von+Preussen+Halle.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 18: Oskar Prinz von Preußen, Erich Ludendorff - vor Beginn der Parade</td></tr>
</tbody></table>
<div style="font-size: 13px;">
<br /></div>
<span style="font-size: small;">Aber genauso ist auf den Fotografien ganz gut erkennbar, daß dieser Deutsche Tag in Halle - wie Ludendorff oben sagte - "</span><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;">eine echt nationale Feier ohne jeden tieferen Inhalt" war. </span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;"><br /></span></span><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;"></span></span>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgCSiug0wk3NfbTXNaTcB1zSSTc2Z00ebA7j68ng3a-X1pfMRXLH61hL94L5zMgZgQ1SOTx8EJD5fneroLmD5y___g2ic4LvctY-HW1oZztGCgsAEK88RMzrn9iuBGr_uLQs1UlNXftnMk/s1600/1923+Ludendorff+und+evtl.+Kriebel.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgCSiug0wk3NfbTXNaTcB1zSSTc2Z00ebA7j68ng3a-X1pfMRXLH61hL94L5zMgZgQ1SOTx8EJD5fneroLmD5y___g2ic4LvctY-HW1oZztGCgsAEK88RMzrn9iuBGr_uLQs1UlNXftnMk/s1600/1923+Ludendorff+und+evtl.+Kriebel.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 19: Prinz Oskar, Erich Ludendorff - Vor Beginn der Parade<br />
(Fotograf: <a href="http://www.bild.bundesarchiv.de/archives/barchpic/search/_1327326302/?search%5Bview%5D=detail&search%5Bfocus%5D=11">Georg Pahl</a>)</td></tr>
</tbody></table>
</div>
</div>
</div>
</div>
<div style="font-size: 12.8px;">
<div style="text-align: right;">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
</div>
</div>
</td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both;">
<span style="font-size: small;">Mit welcher Sorge die demokratische Reichsregierung auf die Popularität dieser "Deutschen Tage" sah, die von den politischen Kräften "rechts" von der demokratischen Mitte getragen waren, zeigt sich deutlich genug in dem Umstand, daß ein über dieses Großereignis erstellter angefertigter Kinofilm ein generelles Aufführungsverbot im ganzen Deutschen Reich erhielt </span><span style="font-size: small;">(n. </span><a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Tag#Halle_1924" style="font-size: medium;">Wiki</a><span style="font-size: small;">)</span><span style="font-size: small;">.</span></div>
<div class="separator" style="clear: both;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both;">
<br /></div>
<div style="text-align: start;">
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" height="456" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhaCrSUdWOnFDx1Il5A4rMfkkI4wr7R20UvP32K6SLQJM6OLJyc34sOf-kqtMrqrhbuxflkG-22PDe3XgcsFVXCnmAhah2LlJBJBe9k6VvePJ6h_lBxHjBZRBOaxiCBE4NQTpo9mLv6g10/s640/a209.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="640" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 20: Erich Ludendorff bei seinen Gastgebern in Halle, 10. oder 11. Mai 1924<br />
(Herkunft: <i>Privates Fotoalbum</i>) </td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhaCrSUdWOnFDx1Il5A4rMfkkI4wr7R20UvP32K6SLQJM6OLJyc34sOf-kqtMrqrhbuxflkG-22PDe3XgcsFVXCnmAhah2LlJBJBe9k6VvePJ6h_lBxHjBZRBOaxiCBE4NQTpo9mLv6g10/s1600/a209.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Erich Ludendorff war vor und nach der Großveranstaltung in Halle auf einem Gutshof in der Nähe der Stadt bei jenem Quartiergeber einquartiert, den Ludendorff in seinen Lebenserinnerungen auch kurz - allerdings nicht namentlich - erwähnt. </div>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjlQgrvFDBbHBAZhVpTYDoJziqH4qgDBYLORT5r9DSWnOSY7lHFTrgFM_AbuILGQW-GM6tPXDkMLN3p8v9axfgveMvQZViBIuEUkdUBJdyReYXpRs0bbVmDtjQUAnwca7uu_n_IAC8xdpU/s1600/Scannen0006.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="348" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjlQgrvFDBbHBAZhVpTYDoJziqH4qgDBYLORT5r9DSWnOSY7lHFTrgFM_AbuILGQW-GM6tPXDkMLN3p8v9axfgveMvQZViBIuEUkdUBJdyReYXpRs0bbVmDtjQUAnwca7uu_n_IAC8xdpU/s640/Scannen0006.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 21: <i>"Deutscher Tag in Halle 1924"</i> (aus: 2, S. 352; 3, S. 272)</td></tr>
</tbody></table>
Von dieser Einquartierung haben sich ebenfalls viele Fotografien erhalten. Sie erwecken den Anschein, als ob auf dem Gutshof auch viele andere Teilnehmer des "Deutschen Tages" untergebracht gewesen waren und daselbst vor Ludendorff in Formation angetreten sind (13).<br />
<br />
<div style="text-align: start;">
<span style="text-align: justify;"></span><br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgL6S6mV3FH4kTFx5oJ7gUAHsABHP1sL1fQv4_u3GjCuhPczwVt3gbmyZci_WGbZ7c563XXwiZpGGymKR1svTSliB6pzoolpUT-KJeNj9r1dmVDwM4dEAWuROVTONXykJPw5DnBU9hQq5M/s1600/a204b.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="291" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgL6S6mV3FH4kTFx5oJ7gUAHsABHP1sL1fQv4_u3GjCuhPczwVt3gbmyZci_WGbZ7c563XXwiZpGGymKR1svTSliB6pzoolpUT-KJeNj9r1dmVDwM4dEAWuROVTONXykJPw5DnBU9hQq5M/s400/a204b.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 22: Erich Ludendorff bricht zur Großveranstaltung auf - Halle, 10. oder 11. Mai 1924<br />
(Herkunft: Privates Fotoalbum; s.a. <a href="http://www.alamy.com/stock-photo-ludendorff-erich-941865-20121937-german-general-politician-half-length-48411699.html">Alamy</a>)</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
<br />
<span style="font-size: large;"><b>"Deutsche Tage" in Marburg (25. und 26. Mai 1924)</b></span><br />
<span style="font-size: small;"><br /></span><span style="font-size: small;">Zwei Wochen nach den "Deutschen Tagen" in Halle nahm Ludendorff auch an einem "Deutschen Tag" in Marburg teil (</span><span style="font-size: small;">25. und 26. Mai 1924) </span><span style="font-size: small;">(1, S. 340-342). Er war vor allem von Studentenverbindungen getragen wie Ludendorff erwähnt (1, S. 340f). In der Reichstagswahl vom 6. Mai 1924 h</span><span style="font-size: small;">atte der „Völkisch-Soziale Block“ in Marburg mit </span><span style="font-size: small;">den Spitzenkandidaten Ludendorff und Hitler 17,7% der Stimmen bekommen.</span></div>
</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
</tbody></table>
</div>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;"><span style="font-size: large;"><b>Reichstagsabgeordneter in Berlin (27. Mai 1924)</b></span></span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;"><span style="font-size: large;"><b><br /></b></span></span>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="font-family: "times new roman"; margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><div style="margin: 0px;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2oO7aEHfVSn1k5ErLUL4h06hFhGvmH9u_cabqz6vw-UKUwXEgIBBPfvZjM-8bcr-r2_FEyiGOjGQZaQWrqdBEC0kBqfZgXcw3wbNsiRoBwb785Oy8aoy_OjB_zWznMFWFO5A1fv0XHrM/s1600/Ludendorff+mit+Zylinder.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2oO7aEHfVSn1k5ErLUL4h06hFhGvmH9u_cabqz6vw-UKUwXEgIBBPfvZjM-8bcr-r2_FEyiGOjGQZaQWrqdBEC0kBqfZgXcw3wbNsiRoBwb785Oy8aoy_OjB_zWznMFWFO5A1fv0XHrM/s1600/Ludendorff+mit+Zylinder.jpg" /></a></div>
</td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;"><div style="margin: 0px;">
Abb. 23: Ludendorff auf dem Weg zum Gottesdienst zur Reichstagseröffnung im Berliner Dom am 27.5.1924<br />
(vermutlich, denn im Hintergrund sind doch Lustgarten und Altes Museum zusehen) </div>
<div style="margin: 0px;">
(Fotograf: <a href="http://www.bild.bundesarchiv.de/archives/barchpic/search/_1327326302/?search%5Bview%5D=detail&search%5Bfocus%5D=12">G. Pahl</a>) </div>
</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span class="Apple-style-span" style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Einen Tag später, am 27. Mai 1924, trat der neue Reichstag in Berlin zusammen. Erich </span>Ludendorff schreibt (1, S. 335):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Ende Mai traten die völkischen Abgeordneten im Reichstage zusammen. Hiermit beginnt der parlamentarische Leidensweg für mich. Ich mußte sehr bald erkennen, daß alle Versuche, die einzelnen Gruppen einander zu nähern, durch offen auftretende oder im geheimen arbeitende Kräfte gehindert wurden.</blockquote>
<br /></div>
<div>
<div style="text-align: justify;">
<div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="font-size: 13px; margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" height="442" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgyRyw61acu3pYFCNsq23IPqxvU0pZ22igGcvYS0NZBNqkkEewuvFGaDXpnv7hvw8M5lYD3DyFzaZ_U7zy2DP81voGFzZwg7Boe9zOvvn-2GdMwFue96rQUe6887De2dJzDFRI7O7AL4is/s640/Unbenannt67.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="640" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 10.4px;"><span style="font-size: x-small;">Abb. 24: Nach der ersten Reichstagssitzung am 27. Mai 1924 </span><br />
<span style="font-size: x-small;">(Herkunft: <a href="http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_102-00434,_Erich_Ludendorff_im_Auto.jpg">Wiki</a>)</span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;">Die zeitgenössische Erläuterung von Abb. 24 lautet:</span><br />
<div style="font-family: times, "times new roman", serif; font-size: 13px;">
<blockquote class="tr_bq">
<span style="font-size: small;">"Die Eröffnungssitzung des neuen Reichstages in Berlin im Mai 1924. General Ludendorf wird nach der Sitzung stürmisch begrüßt."</span></blockquote>
<div style="font-family: "Times New Roman"; font-size: medium;">
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Wie Erich Ludendorff laut seiner Lebenserinnerungen diese Zeit erlebte - er verabscheute das parlamentarische Treiben und konnte eine innere Einigung der Fraktion der Nationalsozialistischen Freiheitspartei nicht erreichen - sei hier nur kurz angedeutet </span><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">(1, S. 335f):</span><br />
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;"></span></div>
</div>
<blockquote class="tr_bq">
<span style="font-size: small;">Ich habe das parlamentarische Leben aus tiefster Seele verabscheut. Für einen an Tätigkeit gewöhnten Menschen war das Herumsitzen in den Speiseräumen, auf den Stühlen in den Wandelhallen oder das Zuhören langer Reden, die nur für die Parteipresse gesprochen wurden, und das Erleben des ganzen Getriebes "im Plenum" - gut, daß das ein Fremdwort ist - eine Strafe.</span> </blockquote>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjTxMEIGrOQ_Aldvc-ht6_rVX3ybNgf5OdYnVRF4U20g0qCpbezRPD9z5DVkUOjLAhl-TNgQaUQP94OnbM-kDwXEK3X1g8P07j1BlBLLtAzk-Xonfm07xWf95xOqQMPlvRTp-MmUMt3DPI/s1600/1924+Ludendorff.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="281" data-original-width="400" height="449" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjTxMEIGrOQ_Aldvc-ht6_rVX3ybNgf5OdYnVRF4U20g0qCpbezRPD9z5DVkUOjLAhl-TNgQaUQP94OnbM-kDwXEK3X1g8P07j1BlBLLtAzk-Xonfm07xWf95xOqQMPlvRTp-MmUMt3DPI/s640/1924+Ludendorff.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 24a: General Ludendorff verläßt den Reichstag, 29. Mai 1924 (<a href="http://www.omnia.ie/index.php?navigation_function=2&navigation_item=%2F2024904%2Fphotography_ProvidedCHO_TopFoto_co_uk_EU007318&repid=1">Omnia</a>, <a href="https://www.europeana.eu/portal/de/record/2024904/photography_ProvidedCHO_TopFoto_co_uk_EU007318.html">Europeana</a>)</td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-size: small;">Es dürfte von Interesse sein zu erfahren, um wen es sich bei dem jungen Mann handelt, von dem Erich Ludendorff Ende Mai 1924 in Berlin auf mindestens zwei Fotos (Abb. 23 und 24a) begleitet wird. (Vielleicht gehörte er zur Familie Sprickerhoff?)</span></div>
<h2>
Wohnhaft bei der Unternehmerfamilie Sprickerhoff (1924)</h2>
<br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEieZoxQczgKoVwEIpfvX7AA7rJTh2jwoeQ095XuG5lJxBQsUBXYZyl7vNgeVlEavSVKpynYVn0hrzL7O0J6rZe-xvkmgZCEovBU1KkSEyuiVuSi1wNtE-2wscc5ktS3YGv9LjQkINm6HYI/s1600/Villa+Sprickerhoff+Berlin.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1162" data-original-width="1536" height="302" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEieZoxQczgKoVwEIpfvX7AA7rJTh2jwoeQ095XuG5lJxBQsUBXYZyl7vNgeVlEavSVKpynYVn0hrzL7O0J6rZe-xvkmgZCEovBU1KkSEyuiVuSi1wNtE-2wscc5ktS3YGv9LjQkINm6HYI/s400/Villa+Sprickerhoff+Berlin.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;"><div style="text-align: center;">
Abb. 25: Villa Sprickerhoff, Berlin, Paulsborner Straße 52/53</div>
<div style="text-align: center;">
(Herkunft: <span style="font-size: x-small; text-align: justify;"><a href="http://www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/liste_karte_datenbank/de/denkmaldatenbank/daobj.php?obj_dok_nr=09046551">Denkmaldatenbank</a>)</span></div>
</td></tr>
</tbody></table>
In seinen Lebenserinnerungen schreibt er weiter über seine Zeit als Reichstagsabgeordneter in Berlin zwischen Ende Mai 1924 bis 1925 (1, S. 337):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Die Tage, die ich in Berlin zu verbringen hatte, waren voll besetzt. Viele Völkische kamen zu Besprechungen, wollten aber meist eine Bestätigung ihrer eigenen Ansichten hören. Das einzige, das mich trotz alledem gern an die Berliner Tage zurückdenken läßt, war mein Zusammensein mit Herrn Sprickerhoff und seiner Familie. Er hatte mir sein Haus in der Paulsbornerstraße in Grunewald zur Verfügung gestellt. Gern hatte ich das Anerbieten angenommen. Ich fand in ihm nach den Lasten und Mühen des parlamentarischen Lebens Ruhe und Erholung. Herr Spickerhoff war ein prächtiger Deutscher Mann, der sich in seinem Leben einen großen Wirkungskreis geschaffen hat und vollständig auf dem Boden völkischer Weltanschauung stand.<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;"> Er war es, der auch an Herrn Helfferich den Gedanken der Rentenmark herangetragen hat, den dieser im Herbst 1923 verwirklicht sah. Herrn Sprickerhoff gehörte außerdem das Rittergut Plüggenthin auf Rügen. Er konnte mich also auch über die damalige Lage des Großgrundbesitzes eingehend aufklären.</span></blockquote>
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;">Als letzter Besitzer von Plüggenthin wird ein Gerhard Sprickerhoff genannt (<a href="https://books.google.de/books?id=jTVDAQAAIAAJ&q=sprickerhoff&dq=sprickerhoff&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjVqLae7P7YAhXHKFAKHfogA7AQ6AEISDAF">GB</a>). Womöglich handelte es sich bei diesem um einen Sohn des vor 1914 sehr tätigen Bauu</span>nternehmers Albert Sprickerhoff, dessen Firmen in Bremen, Hannover und Berlin-Grunewald vor allem im Eisenbahnbau tätig waren und diesbezüglich mehrfach in der zeitgenössischen und in der nachherigen Sekundär-Literatur erwähnt sind (<a href="https://www.google.de/search?biw=2133&bih=1082&tbm=bks&ei=q_RvWu3sI4rMwQLt5rGgCA&q=albert+sprickerhoff&oq=albert+sprickerhoff&gs_l=psy-ab.3...326577.327443.0.327851.7.7.0.0.0.0.172.765.4j3.7.0....0...1c.1.64.psy-ab..1.0.0....0.UOD7TAAe99o">GB</a>). An dem Ende 1924 von Ludendorff verfaßten Wahlprogramm für die Nationalsozialistische Freiheitsbewegung war auch Sprickerhoff beteiligt. Ludendorff berichtet (1,S. 383):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Den Abschnitt über die Rentenmark hatte Herr Spickerhoff geschrieben.</blockquote>
Die "Villa Sprickerhoff" in der Paulsborner Straße 52/53, einen halben Kilometer vom Hubertussee im Grunewald entfernt, ist noch heute erhalten (<a href="http://www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/liste_karte_datenbank/de/denkmaldatenbank/daobj.php?obj_dok_nr=09046551">Denkmaldatenbank</a>, <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkmale_in_Berlin-Grunewald">Wiki</a>). 1905/06 war sie von Albert Sprickerhoff erbaut worden. Dieser war nicht nur Unternehmer, sondern zugleich auch Architekt.</div>
<div style="text-align: justify;">
<div>
<h2>
<span style="font-size: large;">Veranstaltungen in Siegen, Neubrandenburg, Walsrode (Juni, Juli 1924)</span></h2>
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-size: small;">Mitte Juni 1924 nahm Ludendorff an einem "Deutschen Tag" in Siegen teil (1, S. 342). Und er schreibt außerdem (1, S. 343):</span><br />
<blockquote class="tr_bq">
<span style="font-size: small;">Die Monate Juni und Juli 1924 führten mich weiterhin noch zu verschiedenen Veranstaltungen. (...) So war ich in Neubrandenburg und Elberfeld, Orte, die mir aus der Vorkriegszeit bekannt waren und viele Erinnerungen in mir wachriefen.</span></blockquote>
<span style="font-size: small;">Und (1, S. 345):</span><br />
<blockquote class="tr_bq">
<span style="font-size: small;">Eine besondere Feier hatte Major v. Waldow mit seinem Verbande "Hindenburg" in Walsrode nördlich von Hannover in schöner, hannoverscher Landschaft veranstaltet. Wie schon erwähnt, hatte er den Verband "Hindenburg" für die Verteidigung Oberschlesiens aufgestellt. Er hatte hier verdienstvoll gewirkt und war daselbst auch in Beziehungen zum Bunde "Oberland" getreten. (...) Er hatte auch mit mir Verbindung aufgenommen, und ich war so diesem Verbande näher getreten. In Walsrode erfreute ich mich der soldatischen Frische und des völkischen Wollens des Verbandes und seines Führers. Bemerkenswert für mich war diese Tagung dadurch, daß ich auf ihr in nähere Berührung mit Herrn Held aus Bremen kam.</span></blockquote>
<span style="font-size: small;">Bei diesem Herrn Held handelte es sich um den Überseekaufmann Adolf Held (1859-1927) (<a href="https://www.deutsche-biographie.de/sfz29440.html">NDB</a>), der in Kolumbien zu Wohlstand gekommen war. Auch ein enger Mitarbeiter dieses Held, ein Karl Bollmeyer (1887-1982) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Bollmeyer">Wiki</a>), stand laut Wikipedia bis Ende der 1920er Jahre der Ludendorff-Bewegung nahe. Ludendorff berichtet weiter (1, S. 346f):</span><br />
<blockquote class="tr_bq">
<span style="font-size: small;">Ferner besuchte ich, von Veranstaltungen in Markbreit/Main (...) kommend, Stettin und Augsburg. So war denn der Sommer durch parlamentarische Sitzungen und Reisen für mich überreich in Anspruch genommen.</span></blockquote>
. <br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi0XjRWu9cEJNl3YJv-wVIqmpKbRnKqvDkcKRL8KFeeQciwarrWLSjDaXrWuHWEiFPc2qKrH5rYrH8ks-8rBxdLZgQlA60EcFdCA255yQ004KUylNlW-JUULOn2bCx-q8irRBtHO_T8KjQ/s1600/1920+Ludendorff+1.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="291" data-original-width="400" height="464" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi0XjRWu9cEJNl3YJv-wVIqmpKbRnKqvDkcKRL8KFeeQciwarrWLSjDaXrWuHWEiFPc2qKrH5rYrH8ks-8rBxdLZgQlA60EcFdCA255yQ004KUylNlW-JUULOn2bCx-q8irRBtHO_T8KjQ/s640/1920+Ludendorff+1.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Erich Ludendorff in Zivil im offenen Wagen sitzend, den Hut ziehend (<a href="https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b53036922b">Gallica</a>)</td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-size: small;">Weiterhin findet sich ein Foto von Erich Ludendorff in Zivil im offenen
Wagen sitzend, den Hut ziehend.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="805" data-original-width="1600" height="322" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi6b7WuyMh-rCh9gRwwGaq5ALdgdT2FtNGZdj1oNK8z5H6uuQfGguzh-Pxn099tbOsdmTpzCRcfouXGoPO_FOBvtdeOg4iX1MlI3KcmxNSG13MwQH7hz-DC8vtuDQiSDG_R5aM1TIN-0zI/s640/1920+Ludendorff.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="640" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Erich Ludendorff in Zivil im offenen Wagen sitzend, den Hut ziehend</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<span style="font-size: small;">Im Internet (<a href="http://www.omnia.ie/index.php?navigation_function=2&navigation_item=%2F92034%2FGVNRC_SFA03_SFA022002668&repid=1">Omnia</a>) wird das Foto auf das Jahr 1920 datiert, allerdings mit folgendem Erläuterungstext (übersetzt aus dem Niederländischen): "General Ludendorff begrüßt die Umstehenden als er das Berliner Reichstagsgebäude mit dem Auto verläßt." Im Reichstagsgebäude war Erich Ludendorff ja erst 1924 tätig, deshalb dürfte die Datierung auf das Jahr 1924 richtiger sein. </span></div>
</div>
</div>
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;"><br /></span></div>
<h2>
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: large;">"Gewissenlose Saboteure" (28. Juni 1924)</span></h2>
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;"><br /></span></div>
Mit welcher Art von innerparteilichen Problemen und Feindschaften Ludendorff es damals zu tun hatte, geht aus einem Brief hervor, den er am 28. Juni 1924 an Adalbert Volck schrieb, jemand, der sich als "Vertreter Hitlers in Norddeutschland" (zit. n. 7, S. 257; 16) ansah, Ludendorffs Führung nicht anerkannte und Gegner der Verschmelzung der norddeutschen DVFP und der süddeutschen NSDAP war (Hervorhebung nicht im Original):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Geehrter Herr Volck!</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Nehmen Sie meinen Dank für Ihren Brief vom 27.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Mitte Mai hat mir Herr Hitler aus sich heraus in Gegenwart von Kriebel, Rosenberg, Dr. Weber, Hptm. Weiß erklärt, er wünsche die Verschmelzung.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Wenn Hitler später schwankend geworden ist, so ist das auf die Tätigkeit <b>gewissenloser Saboteure</b> zurückzuführen. Am 12. 6. 1924 nahm Hitler einen ähnlichen Standpunkt ein wie Mitte Mai; er hielt damals die Grundlage für die Verschmelzung in naher Aussicht und befahl seinen Anhängern, bis zum Abschluß der Verhandlungen jeden gegenseitigen Kampf und Sonderbestrebungen zu unterlassen.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Sie schreiben nun in Ihrem Brief, Hitler wäre gegen die Vereinigung und darum hätten Sie sich einer Sondergruppe angeschlossen. Hitler sagte mir das letzte Mal, als ich ihn sah (15. 6.), es wären nicht alle einverstanden und gab mir Abschrift Ihres Briefes an ihn vom 11. . Ich erwähne das deshalb, <b>damit Sie die Verantwortung erkennen, die Sie tragen</b>, wenn Sie, wie ich zu Hitler sage, "400 %" Nationalsozialisten folgen. Im übrigen will ich nicht auf Sie einwirken, bedaure aber, daß schließlich persönliche Momente immer wieder bestimmend zu sein scheinen. Haben Sie keine Sorge, daß die Bewegung abstirbt. Sie wird auch von keinem Freikorps geführt (?). Leider fehlt uns jede Organisation und will man eine einrichten, so kommen die 400 %! Damit geht Kraft und Arbeit verloren. Diese Verantwortung tragen Sie mit.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Ich nütze dem Volke da, wo ich kann und wo ich Wirkungsfeld habe für meine Absichten. Die Redewendung, "ich wäre für das ganze Volk da" ist abgedroschen. Das ganze Volk will mich ja nicht, auch nicht einmal die 400 %. Jedenfalls danke ich für Beteuerungen, wenn man nur Schwierigkeiten macht. Ob ich klar sehe oder nicht, ist meine Sache, z.Zt. sehe ich noch recht klar!</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Mit deutschem Gruß!<br />
Ludendorff.</blockquote>
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;"></span></div>
Auf der Tagung in Weimar eineinhalb Monate später sollte der offizielle Ausschluß der Gruppe Volck beschlossen werden (16).<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgCV2GjjaNUcjXrXAgR_yZM64Cb4dmkX8v2cIO5SlfS4UqGLNfrQj6qwfinVNirXpkcIU6Gbv5JYru-YNFHY5zU1A28bURPATrcaxG89rjKkt9RiHTtksdQn1bntjr3jxOM-M-qrUsXigc/s1600/1924+NS-Tagung+Weimar+Ludendorff.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="313" data-original-width="488" height="410" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgCV2GjjaNUcjXrXAgR_yZM64Cb4dmkX8v2cIO5SlfS4UqGLNfrQj6qwfinVNirXpkcIU6Gbv5JYru-YNFHY5zU1A28bURPATrcaxG89rjKkt9RiHTtksdQn1bntjr3jxOM-M-qrUsXigc/s640/1924+NS-Tagung+Weimar+Ludendorff.JPG" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 26: "I. Tagung N.S. Freiheitsbewegung i. Weimar"<br />
Ludendorff spricht mit angetretenen Teilnehmern, 17. August 1924</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<h2>
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: large;">Die Tagung in Weimar (15. bis 17. August 1924)</span></h2>
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-size: small;">Vom 15. bis 17. August 1924 fand d</span><span style="font-size: small;">ie Tagung der "Nationalsozialistischen Freiheitspartei"</span><span style="font-size: small;"> </span><span style="font-size: small;">in Weimar statt, die ebenfalls mit einem "Deutschen Tag" verbunden wurde. An ihr nahmen sowohl Erich Ludendorff wie auch seine spätere Frau Mathilde, damalige von Kemnitz, teil (1, </span><span style="font-size: small;">348-352; </span><span style="font-size: small;">Fotos: 1, S. 304, 321). Auch beispielsweise Joseph Goebbels berichtet in seinen Tagebüchern ausführlich und begeistert von seiner Teilnahme an dieser Tagung, die ihn das erste mal in Berührung mit der völkischen Bewegung brachte. Mathilde Ludendorff unterscheidet in ihren Erinnerungen die vornehmlich süddeutschen Nationalsozialisten, die im Mittelpunkt ihres politischen Kampfes vorwiegend in Saalschlachten sahen, von anderen Teilen der völkischen Bewegung, die derselben kulturellen und auch religiösen Gehalt geben wollten. Beide Teile der völkischen Bewegung spielten auf der Tagung in Weimar einen Rolle. </span><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Erich Ludendorff schreibt in seinen Lebenserinnerungen (1, S. 348):</span></div>
<div>
<blockquote class="tr_bq" style="font-size: 13px;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Die zweite Augusthälfte 1924 brachte für mich bedeutungvolle Tage. Am 15. und 17. August fand in Weimar die Tagung der Nationalsozialistischen Freiheitpartei statt. (...) Ich erwähnte schon, daß die Herren Feder und Dr. Buckeley die organisatorischen Anordnungen für die Tagung trafen. Herr Feder war mit mir fortgesetzt in engster Verbindung und unterstützte mein Streben, auf der Tagung Gebiete berührt zu sehen, die die Tiefe der völkischen Bewegung zeigen sollten.</span></blockquote>
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Es sollten Schulfragen, literarische Fragen, die Frauenfrage behandelt werden (1, S. 349):</span></div>
<blockquote class="tr_bq" style="font-size: 13px;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Ich wollte endlich, daß auch der religiöse Halt der völkischen Bewegung behandelt wurde, natürlich in einer Form, die die leicht empfindlichen Christen hinnahmen, ohne von vornherein in Opposition zu geraten. Herr Feder schlug Frau Dr. v. Kemnitz als Redner vor, da er namentlich den "Triumph des Unsterblichkeitwillens" voll in sich aufgenommen hatte. Ich stimmte dem zu und glaubte, daß es allen Teilnehmern recht gut sein würde, einmal über diese Fragen nachzudenken, wie ich es auch seit geraumer Zeit tat. Im übrigen waren noch der üblichen Vortragsstoffe die Menge, wie Organisation, Politik, Wirtschaft, Presse, Werbung und dergleichen mehr zu behandeln.</span></blockquote>
Ludendorff berichtet dann von der Tagung selbst (1, S. 351):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Der klare und durchdachte Vortrag Frau Dr. v. Kemnitz: "Die Macht der reinen Idee" hatte tief gewirkt. </blockquote>
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;">Und Mathilde Ludendorff schreibt in ihren Lebenserinnerungen (3, S. 187):</span><br />
<blockquote class="tr_bq">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;">Ludendorff hatte es erreicht, daß endlich, wie die Besten der Freiheitsbewegung es schon seit Jahren ersehnten, die ernsten Kulturfragen angeschnitten und in würdiger Weise behandelt waren. (...) Zwar hörte ich an diesem letzten Tage auch von viel Häßlichem, was sich zugetragen hatte, aber ich ließ mir die Freude nicht trüben.</span></blockquote>
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;"></span>Mit dem Häßlichen ist wohl gemeint, daß das Verhalten vieler nationalsozialistischer Teilnehmer dieser Kulturtagung in Weimar mit Kultur nicht sehr viel zu tun hatte. Es trafen eben innerhalb der völkischen Bewegung sehr heterogene Elemente aufeinander, die Ludendorff damals alle noch unter einen Hut zu bringen trachtete.<br />
<div style="-webkit-text-stroke-width: 0px; color: black; font-family: "Times New Roman"; font-size: 13px; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-variant-ligatures: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; orphans: 2; text-align: justify; text-decoration-color: initial; text-decoration-style: initial; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; widows: 2; word-spacing: 0px;">
</div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="-webkit-text-stroke-width: 0px; font-family: "Times New Roman"; letter-spacing: normal; margin-bottom: 0.5em; margin-left: auto; margin-right: auto; orphans: 2; padding: 6px; text-align: center; text-decoration-color: initial; text-decoration-style: initial; text-indent: 0px; text-transform: none; widows: 2; word-spacing: 0px;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><div style="margin: 0px;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhZlO0Lwmk8yqgGWYc-ze6hhULRanYb3G64YMcxfagWgPsDwwzo8ddOnozw5B5ohCvbBNnRAL39o3VnE-DOZtvS_OMrqwLvAYywHbVDcwNvYKJ3f2mXiqbrSDj_hrzTryDr-TaTbIeuqSk/s1600/1924-08-17+Ludendorff+R%25C3%25B6hm+Weimar+1.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="419" data-original-width="638" height="420" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhZlO0Lwmk8yqgGWYc-ze6hhULRanYb3G64YMcxfagWgPsDwwzo8ddOnozw5B5ohCvbBNnRAL39o3VnE-DOZtvS_OMrqwLvAYywHbVDcwNvYKJ3f2mXiqbrSDj_hrzTryDr-TaTbIeuqSk/s640/1924-08-17+Ludendorff+R%25C3%25B6hm+Weimar+1.JPG" style="cursor: move;" width="640" /></a></div>
</td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px; padding-top: 4px; text-align: center;"><div style="margin: 0px;">
Abb. 27: "Großdeutsche Freiheitsbewegung, Weimar, 17.8.24</div>
<div style="margin: 0px;">
Exz. Ludendorff und Hauptmann Röhm nach der Fahnenweihe, Gelöbnis der Treue"</div>
</td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;">Ludendorff berichtet (1, S. 352):</span><br />
<blockquote class="tr_bq">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;">Sonntag, der 17. brachte am Vormittag eine "militärische" Feier auf dem Flugplatz von Weimar. Hier waren Kriegerverbände und "Frontbann"-Formationen aufgestellt. (...) In den ersten Nachmittagstunden versammelten sich die Wehrformationen und die Teilnehmer der Tagung auf dem freien Platz vor dem Theater. Die Veranstalter der Tagung standen auf dem Balkon des Theaters. Herr Dinter hielt eine Ansprache auf mich und - verpflichtete alle Anwesenden, auch sich selbst, zur Treue bis zum Tode auf mich in recht pathetischen Worten. Solche "Vereidigung" schien tatsächlich unausbleiblich zu sein. Wie es mit dem Halten solcher "Treueverpflichtungen bis zum Tode" später bestellt war, werde ich noch zeigen. Dann folgte ein Vorbeimarsch und die Tagung war beendet.</span></blockquote>
</div>
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Über ihre Weiterreise per Bahn nach Ende der Tagung berichtet </span><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Mathilde Ludendorff noch etwas Lustiges, Selbstironisches. Sie </span><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">verpaßte fast einen Anschlußzug (3, S. 187):</span></div>
<div>
<blockquote class="tr_bq" style="font-size: 13px;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Erst im letzten Augenblick eilte ich mit Koffer und Blumen zum anderen Zuge und rief, da in den ganzen Tagen immerwährend Heilrufe gehallt hatten, dem Zugführer "Heil" statt "Halt" zu. Das war meine Rettung. Er war so verblüfft, daß er tatsächlich erst einen Augenblick später, als ich schon auf der Wagentreppe stand, abfahren ließ.</span></blockquote>
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">An ihre Mutter schrieb sie in einem Brief am 22. August 1924 (zit. n. 3, S. 188):</span></div>
<blockquote class="tr_bq" style="font-size: 13px;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Natürlich bin ich etwas erschöpft; denn dort haben wir ja Tag und Nacht getagt! (...) Großartig war, daß hochstehende Referate über alle Kulturgebiete gehalten wurden. Am dritten Tage waren über 20.000 Sturmtruppen da zusammen gekommen, und das ganze Weimar, das noch vor drei Jahren die Nationalversammlung der Revolutionäre empfangen hatte, feierte schließlich begeistert mit. Nach der großen Feier auf dem Flugplatz in Weimar waren noch drei Feiern auf dem überfüllten Schloßplatz, dem Marktplatz und dem Platz des National-Theaters am Schiller- und Goethedenkmal. Dort standen wir mit Ludendorff auf dem Balkon des Theaters und sahen auf die unübersehbaren Menschenscharen. (...) Wir sind ein gewaltiges Stück weiter. Fast alle Reden waren vorzüglich. Große Reformen des Rechts, der Pädagogik, der Wirtschaft, der Jugendbewegung, des Rasseschutzes wurden zum Ziele gesetzt. </span></blockquote>
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Soweit also quasi Zeugnisse der "Innenperspektive" dieser Tagung von Seiten Erich Ludendorffs un der damaligen Mathilde von Kemnitz. Der Tagung wurde aber natürlich auch in der Lokalpresse Aufmerksamkeit gewidmet (5, S. 117-130). Und hier zeigt sich zunächst, daß die Erinnerungen des Ehepaares Ludendorff nicht übertrieben haben. Auch hier wird erwähnt, daß zu den Aufmärschen und Umzügen, die als Auftakt dieser Tagung abgehalten wurden, 25.000 Teilnehmer und Zuschauer gekommen waren. </span>Das Kommen Ludendorffs war am 16. August 1924 in der Weimarer Lokalpresse uneingeschränkt begrüßt worden, Tenor (zit. n. 5, S. 117):</div>
<blockquote class="tr_bq">
<i>"Weimaraner! Morgen, Donnerstag früh betritt der Feldherr der Weltkriege, General Ludendorff Eure Stadt!"</i> Alle Bürger wurden gebeten, an ihren Häusern schwarzweißrote Fahnen aufzuhängen, um Weimar drei Tage lang besonders festlich erscheinen zu lassen. Der öffentliche Schmuck müsse ein kleiner, aber wichtiger Dank sein. (...) Schon am nahe gelegenen Flugplatz wollten städtische Honoratioren den hohen Gast begrüßen; danach sollte eine farbige Militärparade mit "Abschreiten der Front" und später ein Besuch der kulturellen Gedenkstätten stattfinden, zu denen an diesem Wochenende die Krieger-Gedächtnishalle gehörte.</blockquote>
Die Tagungs-Inhalte selbst scheinen in der Lokalpresse keine Erwähnung gefunden zu haben (5, S. 117f):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Kein Wort über jene groß inszenierte Versammlung, die im Weimarer Nationaltheater geplant war. Man verschwieg, daß es einen gewaltigen Festumzug durch die Stadt geben sollte. Wie sich später herausstellte, war alles wie eine unverfängliche Kulturkundgebung arrangiert, zu der jedoch keine schöngeistigen Kulturvereine, sondern die völkisch-rechtsradikale Vorhut eingeladen war: der "Deutsche Offiziersbund", der "Weimarische Krieger- und Militärvereinsbund", der "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten", sowie der "Jungdeutsche Orden". (...) Thüringens neuer Innenminister Georg Sattler, Mitglied im "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten", hatte sich in den Urlaub abgemeldet. (...) Ludendorffs pompöser Auftritt war mit generalstabsmäßiger Präzision vorbereitet worden.</blockquote>
Und weiter (5, S. 121f; Hervorhebung nicht im Original):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Mit dem legendären Erich Ludendorff empfing man einen General, der wie ein neuer Held gefeiert wurde. Weimar prangte im Flaggen- und Blumenschmuck, als die Kolonnen des Stahlhelms, des Jungdeutschen Ordens, des Werwolfs sowie zahlreicher anderer vaterländischer Vereinigungen am Bahnhof ankamen und in ihre städtischen Quartiere gebracht wurden. <i>"Heilrufe klangen in den Gesang vaterländischer Lieder aus Tausenden von jungen Kehlen"</i>, schrieben Lokalreporter <i>"alt und jung war auf den Beinen, um das seltene Schauspiel mitzuerleben."</i> (...) Im Armbrustsaal spielte eine Militärkapelle zackige Armeemärsche; ergriffen erhob sich die Zuhörerschaft von den Plätzen, als "Die Wacht am Rhein" und das "Stahlhelm"-Lied intoniert wurden.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Die Regisseure dieser vorher als "völkische Heerschau" angekündigten Veranstaltung taten alles, um ihren Ehrengast in den Mittelpunkt zu postieren. Ludendorff erschien zu allen Auftritten unter Polizeischutz an der Seite des Weimarer Oberbürgermeisters Walter Felix Mueller. Ihrem Ehrengast hatten die Organisatoren sogar das Recht eingeräumt, nach seinem Eintreffen auf dem Flugplatz einen feierlichen Feldgottesdienst zu zelebrieren. Im offenen Viereck warteten alle Abordnungen darauf, ihre Fahnen dem alten Heerführer wie zur persönlichen Weihe zu übergeben. Ludendorff (...) erinnerte daran, daß bei den Nationalsozialisten eine Fahne Zeichen zur Sammlung sei. <b><span style="color: #274e13;">"Nur mit Gott kann unser Weg gehen, der zum Siege führt. Wir haben zwar keinen König mehr, gebe Gott aber, daß wir bald wieder einen völkischen König bekommen."</span></b></blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Danach sang man gemeinsam die dritte Strophe des Deutschlandliedes, und Ludendorff schritt (...) die Front ab; am Nachmittag mußte er sich (...) fast eine Stunde Zeit nehmen, weil zur Militärparade so viele Abordnungen gekommen waren, daß der Aufmarsch die Länge von einem Kilometer erreicht hatte. Über 25.000 Schaulustige verfolgten ein Spektakel, dessen Attraktivität offenbar auch von seinen Organisatoren unterschätzt worden war; statt der geplanten zwei Festzüge gab es sogar drei Aufmärsche, die sich (...) sternförmig Richtung Weimar in Bewegung setzten. (...)</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Mit ausdrücklicher Billigung der Stadtväter (...) nahmen die Nationalsozialistische Partei und ihre Führer die alten Gebäude, Denkmäler und Plätze Weimars in Besitz. (...) Wo eine Woche zuvor Spitzenvertreter der Reichsregierung und des Reichstages gegen die "Anbeter des Hakenkreuzes" gewettert hatten, standen deren Führer jetzt auf der Bühne.</blockquote>
Eine Woche zuvor war in Weimar der fünfte Jahrestag der Republik gefeiert worden - ebenfalls mit dem Oberbürgermeister von Weimar (5, S. 123):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Beim offiziellen Begrüßungs- und Festakt im Nationaltheater waren auf der Bühne gut sichtbar für die zahlreichen Pressevertreter sechs Hakenkreuzfahnen postiert. Der NS-Reichstagsabgeordnete Gottfried Feder lobte Ludendorff als Vorbild von Tannenberg und rühmte den abwesenden Hitler als "den Erwecker der deutschen Seele".</blockquote>
Am deutlichsten wurde in diesen drei Tagen die Ablehnung der Republik von Arthur Dinter ausgesprochen (zit. n. 4, S. 123f):<br />
<blockquote class="tr_bq">
<i>"Ich klage hier an der Seite des größten deutschen Feldherrn die gegenwärtige Reichsregierung des Volks- und Hochverrats an! Sie gehören an den Galgen! Wir wollen, daß dieser Volks- und Vaterlandsverrat vor dem Staatsgerichtshofe abgeurteilt wird. Unsere Geduld ist erschöpft!"</i> (...) Er forderte alle Anwesenden auf, mit ihm gemeinsam die Hand zum Schwur zu erheben. (...) Man hob (...) die rechte Hand und sprach die Sätze: <i>"Wir schwören unserem Führer Ludendorff, wenn er uns ruft, zu folgen bis in den Tod und nicht eher zu rasten, bis die November-Verbrecher ihrer Strafe vor dem deutschen Staatsgerichtshof zugeführt worden sind."</i> (...) Schillers "Tell", Goethes "Faust" und der "Götz", "Egmont", "Hermann und Dorothea" sowie viele andere Werke seien immer rein völkisch gewesen, meinte Dinter und rief (...): "<i>Das ist der wahre Geist von Weimar, den diese beiden Fürsten unter den Geistesgrößen vertreten. Den Preußengeist eines Preuß lehnen wir ab, wir halten es mit dem Preußengeist eines Ludendorff. Der Geist von Potsdam war von vornherein mit dem Geist von Weimar vermählt."</i> Danach erscholl ein dreifaches "Heil" auf den Ehrengast, der (...) an Adolf Hitler erinnerte. (...) Von der Empore vor dem Nationaltheater verlas er ein Grußtelegramm des in Landsberg eingesperrten (...) NS-Führers.</blockquote>
Hitler hatte sich ja reichlich spät, erst ganz gegen Ende der Tagung zu einem solchen Grußtelegramm durchgerungen. Zum Inhalt der Kultur-Tagung wird weiter ausgeführt (5, S. 124f):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Man lauschte Wagners "Meistersingern" und folgte dem Auftritt eines Schauspielers, der Siegfrieds Tod aus der "Edda" rezitierte. In mehreren Vortragszyklen hatten Lehrer, Ärzte und Sprecher politisch nahestehender Verbände immer wieder den deutschen Kulturgedanken interpretiert.</blockquote>
Auch der NS-Reichstagsabgeordnete Franz Wulle und der Schriftsteller Adolf Bartels hielten Vorträge. Letzterer bekannte sich bei diesem Anlaß erstmals öffentlich zur NS-Bewegung (5, S. 126):<br />
<blockquote class="tr_bq">
In einer sorgfältig ausgetüftelten Strategie haben die Nationalsozialisten damals Köpfe und Herzen der Weimarer Bevölkerung erobert.</blockquote>
Soweit die damalige Wahrnehmung durch die Lokalpresse in der Auswertung durch nachmalige Geschichtswissenschaft.<br />
<div class="separator" style="-webkit-text-stroke-width: 0px; clear: both; color: black; font-family: "Times New Roman"; font-size: medium; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-variant-ligatures: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; margin: 0px; orphans: 2; text-align: center; text-decoration-color: initial; text-decoration-style: initial; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; widows: 2; word-spacing: 0px;">
</div>
<div style="-webkit-text-stroke-width: 0px; color: black; font-family: "Times New Roman"; font-size: 13px; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-variant-ligatures: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; orphans: 2; text-align: justify; text-decoration-color: initial; text-decoration-style: initial; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; widows: 2; word-spacing: 0px;">
</div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="-webkit-text-stroke-width: 0px; font-family: "Times New Roman"; letter-spacing: normal; margin-bottom: 0.5em; margin-left: auto; margin-right: auto; orphans: 2; padding: 6px; text-align: center; text-decoration-color: initial; text-decoration-style: initial; text-indent: 0px; text-transform: none; widows: 2; word-spacing: 0px;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><div style="margin: 0px;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFamCr3e4ZYUAcDLmtiwD3TkugpVXptZjenNq6aahjGHqkVYWftr5Am3Mao1jy0moc6iWmk9UKiwqvJek1m3Jlr9mIpTtGKZ8SfXN8WmRI5NtA5BdYTDyUMlIYIsg1uBkXgaPm2rUgegQ/s1600/1924-08-17+Ludendorff+Gr%25C3%25A4fe+Weimar+1.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="997" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFamCr3e4ZYUAcDLmtiwD3TkugpVXptZjenNq6aahjGHqkVYWftr5Am3Mao1jy0moc6iWmk9UKiwqvJek1m3Jlr9mIpTtGKZ8SfXN8WmRI5NtA5BdYTDyUMlIYIsg1uBkXgaPm2rUgegQ/s640/1924-08-17+Ludendorff+Gr%25C3%25A4fe+Weimar+1.JPG" style="cursor: move;" width="398" /></a></div>
</td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px; padding-top: 4px; text-align: center;"><div style="margin: 0px;">
Abb. 28: "I. Tagung N. S. Freiheitsbewegung in Weimar 15. - 17. Aug. 24 - Ludendorff-Gräfe"</div>
<div style="margin: 0px;">
(Vielleicht auch schon vor der Tagung aufgenommen auf der Treppe vor Ludendorffs Haus</div>
<div style="margin: 0px;">
in München-Ludwigshöhe, um die Aufnahme an Teilnehmer der Tagung zu verkaufen)</div>
</td></tr>
</tbody></table>
In seiner eigenen Rede hatte Ludendorff - unter anderem an innerparteiliche Gegner wie Adalbert Volck gerichtet - ausgeführt (zit. n. 7, S. 267f) (Hervorhebung nicht im Original):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Noch gebricht es unserer Bewegung an Wucht. (...) Es gibt Unterführer, die sich überschätzen in eitler Verblendung. So bildet sich ein Partei-Bonzentum, so schlagen Spaltpilze immer wieder Wurzeln in unserer Partei, und es wird ihnen nicht entgegengetreten. Die Unterführerkrise bleibt ein ernstes Zeichen für uns. <span style="color: #274e13;"><b>Wir haben Männer unter uns, die nicht zu uns gehören.</b></span> Lehnen wir als Mitglieder grundsätzlich alle ab, die noch Bindungen haben außerhalb unserer Weltanschauung! (...) Grundsatz der gemeinsamen Bewegung ist schärfste Durchsetzung des Führergedankens.</blockquote>
Und es wird berichtet (7, S. 268f):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Die "Reichsführerschaft" gab am 25. August 1924 folgende Erklärung heraus: "Es hat sich unter den Herren Volck, Haase, Sunkel ein <i>'Direktorium der nationalsozialistischen Arbeiterpartei'</i> gebildet. Dieses Direktorium besitzt keine gültigen Vollmachten des Herrn Hitler und wird von den Unterzeichneten nicht anerkannt. gez. Ludendorff, Strasser, v. Graefe"</blockquote>
Damit hatte man recht. Volck antwortete aber wenige Wochen später mit der Erklärung, daß auch Ludendorff und Mitkämpfer keine gültigen Vollmachten von Hitler hätte (16). Hitler arbeitete währenddessen hinter dem Rücken Ludendorffs gegen Ludendorff, was dieser auch noch zum Zeitpunkt des Verfassens seiner Lebenserinnerungen so konkret nicht scheint gewußt zu haben wie es heute auf Wikipedia steht <span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;">(</span><a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Freiheitsbewegung" style="font-family: times, "times new roman", serif;">Wiki</a><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;">)</span>:<br />
<blockquote class="tr_bq">
Während einer völkischen Tagung in Weimar am 16. und 17. August 1924 versuchte Hitler per Telegramm erfolglos, Gregor Strasser von einer Mitarbeit in der NSFP-Führung abzubringen. Endgültige organisatorische Entscheidungen wurden in Weimar verschoben. Die Tagung ging auf eine Initiative Ludendorffs zurück, der sich selbst als Führer des Zusammenschlusses positionieren wollte.</blockquote>
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;">Erich Ludendorff hat damals eng mit Albrecht von Graefe (1868-1933) (</span><a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_von_Graefe_%28Politiker%29" style="font-family: times, "times new roman", serif;">Wiki</a><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;">) zusammen gearbeitet. Offenbar wurde während der Tagung eine Fotografie beider verbreitet, um die Einigkeit und Einheit innerhalb der Partei, personifiziert durch diese beiden "Führer", herauszustellen. </span>Albrecht von Graefe zählte sich - laut Wikipedia - später auch zu den sogenannten "Deutschen Christen" und schrieb als solcher 1931 eine Schrift gegen das Christentum-kritische Buch von Mathilde Ludendorff "Erlösung von Jesu Christo". Aber das waren Fragen, die erst in späteren Jahren zu deutlicheren Gegensätzen führen sollten.<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif;"> - Übrigens rang man </span>sich im Weimarer Stadtparlament trotz vorherige Begeisterung wenige Wochen nach der Veranstaltung zu einer Verurteilung derselben durch (5, S. 129):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Man stellte fest, daß die Tagung der Nationalsozialistischen Freiheitspartei Weimar zum Schauplatz lärmender parteipolitischer Massendemonstrationen gemacht habe und wies ausdrücklich darauf hin, daß derartige Veranstaltungen Weimars historischer Bedeutung und seinen großen Überlieferungen nicht entsprächen. (...) Derartige Auftritte sollten sich möglichst nicht wiederholen.</blockquote>
Anlaß dazu hatte sicherlich das "Häßliche" gegeben, das auch Mathilde Ludendorff andeutet, also Gewalttätigkeiten der Tagungsteilnehmer, die mit Kultur nicht das mindeste zu tun hatten. Auffällige Worte hat Erich Ludendorff zehn Jahre nach dieser Tagung in einem Gedenkaufsatz für diese Tagung geschrieben (21):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Von der Reichstagung der geeinten Nationalsozialistischen Deutschen Freiheitsbewegung (nicht zu verwechseln mit der NSDAP!) im August 1924 in Weimar wird heute nicht mehr gesprochen. In unserer, in rasender Geschwindigkeit dahingleitenden Zeit wird vieles eben schnell vergessen, und doch gewinnen Tatsachen, die von so vielen Mitlebenden übersehen werden, oft für Nachlebende ihre geschichtliche Bedeutung, die weit in die Zukunft hineinragt. So kann es auch mit dieser Tagung in Weimar geschehen, so vieles auch von ihr mit Recht trauriger Vergessenheit anheimfallen kann.</blockquote>
<br />
<blockquote class="tr_bq">
Auf dieser Tagung sprach das erste Mal im Rahmen der völkischen Bewegung meine Frau, damals Frau Dr. med. v. Kemnitz, über Deutsches Gotterkennen und seine Bedeutung für die Zukunft unseres Volkes vor - wohl lauter Christen. Es waren Worte wie aus einer anderen Welt, denen wir lauschten, mag auch der eine oder der andere, sicher waren es nur ganz wenige, ihr unvergleichliches Werk Deutschen Gotterlebens „Triumph des Unsterblichkeitwillens“, das das Gottahnen unserer Rasse zum Einklang mit den Naturerkenntnissen und zum Gotterkennen geführt hat, und das gewaltige, aus transzendenter Schau geschaffene Werk „Schöpfunggeschichte“ gelesen haben, das den Willen Gottes in die Erscheinung zu treten in dem Werden des Weltalls bis hin zur Entwicklung des Menschen in überzeugender Kraft unantastbar feststellt. In ihrem Vortrage über die „Allmacht der reinen Idee“ deutete meine Frau ihre gewaltigen Erkenntnisse an, wohl wissend, welche tiefe Kluft zwischen diesen und der Gedankenwelt der Zuhörer bestand; aber sie wandte sich an die Volksseele, die doch in vielen der lauschenden Deutschen Völkischen wieder lebendig geworden war. (…)</blockquote>
<br />
<blockquote class="tr_bq">
Deutsches Gotterleben hatte damit, allerdings von Wenigen nur verstanden, für die Bildung Deutscher Weltanschauung und für Deutsche Volksschöpfung grundlegende Bedeutung erlangt. In der Tat, eine neue Epoche der Weltgeschichte hatte damit unmerklich begonnen, eine Epoche, die im schärfsten Gegensatz zu der uns durch Judentum, Priestertum und Christentum aufgezwungenen steht, die (…) in ihrem Beginnen kaum greifbar erscheint.</blockquote>
<div style="font-size: 13px;">
<div style="-webkit-text-stroke-width: 0px; color: black; font-family: "Times New Roman"; font-size: medium; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-variant-ligatures: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; orphans: 2; text-align: justify; text-decoration-color: initial; text-decoration-style: initial; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; widows: 2; word-spacing: 0px;">
</div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="-webkit-text-stroke-width: 0px; font-family: "Times New Roman"; letter-spacing: normal; margin-bottom: 0.5em; margin-left: auto; margin-right: auto; orphans: 2; padding: 6px; text-align: center; text-decoration-color: initial; text-decoration-style: initial; text-indent: 0px; text-transform: none; widows: 2; word-spacing: 0px;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><div style="margin: 0px;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg8RtePW9AVoueWJYIt1Mc0wSxARx3uEvnVMntDzSpl_IU_WGfU_ie88aODo_U5iUDKluPTBoaEJtzXLf9kfwOetLCRH04bAzI-IR-6zQblGjSGWdKuCDMqWqq1IZ-3y8Om1eEz0hKRlJA/s1600/1924-08+Tilsit+Ostpreussentag.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="408" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg8RtePW9AVoueWJYIt1Mc0wSxARx3uEvnVMntDzSpl_IU_WGfU_ie88aODo_U5iUDKluPTBoaEJtzXLf9kfwOetLCRH04bAzI-IR-6zQblGjSGWdKuCDMqWqq1IZ-3y8Om1eEz0hKRlJA/s640/1924-08+Tilsit+Ostpreussentag.jpg" style="cursor: move;" width="640" /></a></div>
</td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px; padding-top: 4px;"><div style="margin: 0px;">
Abb. 29: "Ostpreußentag in Tilsit 24./25. August 1924 -<br />
Die Freiheit ist unser Ziel - Ludendorff" </div>
<div style="margin: 0px;">
(Postkarte)</div>
</td></tr>
</tbody></table>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: large;"><b><br /></b></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: large;"><b>In Tilsit (24./25. August 1924)</b></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Aber der unermüdliche Ludendorff war schon längst wieder weiter gereist. Die Tage des zehnjährigen Gedenkens der Schlacht von Tannenberg im August 1914 in Ostpreußen riefen ihn nach dort. Er berichtet in seinen Lebenserinnerungen (1, S. 353):</div>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
In Ostpreußen waren zur Erinnerung des zehnjährigen Gedenktages der Schlacht von Tannenberg und der Befreiung Ostpreußens vom ersten Russeneinfall feierliche Veranstaltungen und die Grundsteinlegung des Tannenbergdenkmales auf dem Schlachtfelde von Tannenberg vorgesehen. Am Sonntag, den 24. sollte in Königsberg und am Sonntag, den 31. auf dem Schlachtfelde die Feier stattfinden. Ich selbst hatte, bevor ich zu der Veranstaltung in Königsberg eingeladen war, die Teilnahme an einer Feier in Tilsit zugesagt. Mich zog es besonders in diese Stadt, weil sie Grenzstadt geworden war; nördlich des Njemen lag ja das Memelland, das nicht nur in litauischer Verwaltung stand, sondern von Litauen in steigendem Maße bedrängt wurde.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Ich fuhr zunächst nach Insterburg und besuchte hier das Hotel, in dem das Oberkommando der 8. Armee nach der Schlacht an den Masurischen Seen im September 1914 und dann im Januar und Februar 1915 zur Winterschlacht in Masuren sein Hauptquartier hatte. Es waren erhebende Erinnerungen, die ich hier durchlebte. Dann ging es im Kraftwagen durch die litauische Landschaft nach Tilsit. (...) An der Chaussee nach Tilsit hatten sich in den Ortschaften Kriegervereine aufgestellt und die Bevölkerung sich versammelt. Sie dankten mir die Befreiung von dem Russeneinfal. (...) Der warme Empfang in den Ortschaften hatte mich aufgehalten. (...) Auch die Veranstaltungen in Tilsit waren vom gleichen Geist getragen. Sie waren vom "Frontring", so hieß der "Frontbann" in Ostpreußen, aber auch von anderen Teilen der Bevölkerung unternommen.</blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;">
Aus Anlaß des Besuch Ludendorffs in Tilsit wurde daselbst eine Postkarte verbreitet (Abb. 29). Es handelt sich um eine Porträt-Fotografie Erich Ludendorffs am Schreibtisch. Auf ihr sind die handschriftlichen Widmungsworte Erich Ludendorffs aufgedruckt worden:</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
<b><span style="color: #274e13;">Ostpreußentag in Tilsit 24./25. August 1924.</span></b><br />
<b><span style="color: #274e13;">Die Freiheit ist unser Ziel</span></b><br />
<b><span style="color: #274e13;"> Ludendorff</span></b></blockquote>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
<h2>
In Königsberg (26./27. August 1924)</h2>
Weiter ging die Reise nach Königsberg (1, S. 355):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Am 26. ging es dann weiter durch das Samland nach Königsberg. (...) In Königsberg wohnte ich bei der Familie Döring. Herr und Frau Döring standen an der Spitze der Deutschvölkischen Freiheitspartei in Königsberg und nahmen mich gastlich auf. In der Veranstaltung in der Stadthalle sprachen außer mir der Forstmeister Gieseler aus Taberbrück nördlich Osterode, der die Deutschvölkische Freiheitspartei der Provinz leitete, und Hauptmann Röhm, der sich in meiner Begleitung befand. Auch diese Feier war von hohem Schwunge getragen. Im Schützenhaus versicherten mich der Führer des "Wehrwolf", Korvettenkapitän Wiersbitzki, und der Führer des "Frontring", Herr v. Auer, der üblichen Treue. Wieviel Treue ist mir gelobt worden!</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Im "Deutsche Wochenschau Filmarchiv" ist ein Dokumentarfilm erhalten mit dem Titel <i>"Die Tannenbergfeierlichkeiten in Ostpreußen"</i>. Durch diesen erhält man einen guten Ein- und Überblick über den Ablauf derselben, und zwar zunächst derjenigen in Königsberg. Über die Aufnahmen heißt es (8):</div>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
Dokumentarfilm über die Feierlichkeiten anläßlich des zehnjährigen Jubiläums der Schlacht bei Tannenberg. Teilnehmer der Feierlichkeiten sind u.a. Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und die an der Schlacht beteiligten Heerführer und Soldaten.</blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;">
In den meisten Filmsequenzen steht Hindenburg im Mittelpunkt, bzw. Vordergrund (Hervorhebung nicht im Original) (8):</div>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
Da es sich um einen Stummfilm handelt, wird der Film von zahlreichen Zwischentiteln unterbrochen. 10:00:00 – 10:01:50 <b>Pillau</b>: Schiff „Odin“ läuft in <b>Hafen</b> ein. Empfang. Generalfeldmarschall von Hindenburg schreitet Ehrenkompanie der Reichswehr ab (verschiedene Einstellungen). Männerchor singt zur Begrüßung. Hindenburg begrüßt Kriegsveteranen, teilweise in alter Uniform mit Pickelhaube.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
10:01:45 – 10:02:55 Menge winkt Hindenburg mit Taschentüchern zu. Sitzende Zuschauer (Totale). Hindenburg auf Ehrentribüne. Massensportformationen von Jugendlichen auf dem <b>„Walter-Simon-Platz“</b> (Totale). 10:02:50 – 10:03:10 Sportplatz der Palästra Albertina, Hindenburg zwischen Generälen (nah). 10:03:05 – 10:04:00 General Erich Ludendorff, Hindenburg u.a. zu Besuch in der <b>Schwimmanstalt Prussia</b>. Kinder und Jugendliche an der Badestelle der Schwimmanstalt Prussia (Totale). Hindenburg im Gespräch mit Ludendorff (Ludendorff von hinten). Hindenburg im Gespräch mit Dame. Steg der Badeanstalt, Badende (Totale).</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
10:03:55 – 10:04:50 Hindenburg wird mit offener Limousine auf Wiese gefahren, Sportler winken zur Begrüßung. Veteranen am Barren. Turner am Reck, Hindenburg im Auto als Zuschauer. Hindenburg im offenen Automobil (nah). Veteranen machen Turnübungen auf Wiese. 10:04:45 – 10:05:30 Empfang im <b>Tiergarten</b>: Kinder in weißen Sportanzügen stehen für Hindenburg und Militärs Spalier. 10:05:25 – 10:08:50 <b>Flughafen</b> Königsberg: Flughafengebäude, Veteranen stehen auf Aussichtsterrasse. Veteranen steigen in Flugzeug Aufschrift „Junkers“. Pilot steht auf Tragefläche, posiert vor Kamera. Start Flugzeug „Junkers“. Flughafen Königsberg (Totale). Junkers klein am Himmel. Landebahn (Wiese) mit Zuschauern. Gelandete Junkers rollt heran. Passagiere, auch eine Frau, steigen aus Flugzeug (nah). Uniformierter schüttelt Pilot die Hand. Gäste auf Flughafengelände. Hindenburg und andere Veteranen auf Terrasse des Flughafengebäudes. Zwei Kriegsveteranen mit Orden behängt (nah). Abfahrt Hindenburg und andere Militärs mit Mercedes- / Daimler- Coupés.</blockquote>
</div>
<blockquote class="tr_bq">
10:08:45 – 10:09:35 Königsberger Hafen: Veteranen, u.a. mit Pickelhaube, steigen auf Ausflugsschiff. Paddelboote. Abfahrt <b>Ausflugsdampfer</b> „Kneiphof Königsberg“ mit Veteranen und Frauen. </blockquote>
<h2>
Im Berliner Reichstag (28. August 1924)</h2>
Ludendorff schreibt (1, S. 355):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Am 27. abends verließ ich Königsberg und traf am 28. früh in Berlin ein, um an den Abstimmungen zu dem Dawes-Gutachten teilzunehmen.</blockquote>
Um an dieser Abstimmung als Reichstagsabgeordneter teilzunehmen, fuhr Ludendorff also nach Berlin, um danach nach Ostpreußen zurück zu kehren. Die Annahme des Dawes-Planes durch den Reichstag empörte Ludendorff zutiefst (1, S. 356-358):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Als die letzte Abstimmung erfolgt war, erhob ich mich, rief den neben mir sitzenden Mitgliedern der Deutschen Volkspartei, die ja auch immer wie die Deutschnationale Volkspartei in vaterländischen Phrasen schwamm, zu, sie sollten sich schämen, und verließ den Reichstag, um ihn lange Zeit nicht mehr zu betreten. (...) Zur politischen und militärischen Versklavung war nun die wirtschaftliche gefolgt. (...) Im tiefsten Herzen verwundet, war ich bereits am 29. abends nach Ostpreußen abgereist, und zwar nach Osterode, dem Hauptquartier des Oberkommandos der 8. Armee an dem entscheidenden Schlachttage, dem 28.8. </blockquote>
Von der Ankunft daselbst auf dem Bahnhof ist eine Fotografie überliefert (Abb. 30).<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEirsbHB0zZ-iEQJKYlhLjq8jc1APAbk0up2vamaAF8uF1WMd8d5qUXadYtu9VJtZ4Jjo6z160TIySZ44wm5FOMwQQ5HmipbIsIv3531LJgps1R0BvyCP8pAenjGXIc6RIsYMztgqM_UcJs/s1600/1924-08-30+In+Osterrode.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="462" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEirsbHB0zZ-iEQJKYlhLjq8jc1APAbk0up2vamaAF8uF1WMd8d5qUXadYtu9VJtZ4Jjo6z160TIySZ44wm5FOMwQQ5HmipbIsIv3531LJgps1R0BvyCP8pAenjGXIc6RIsYMztgqM_UcJs/s640/1924-08-30+In+Osterrode.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 30: Am Bahnsteig in Osterrode, 30. August 1924<br />
(entnommen: 2, S. 400)</td></tr>
</tbody></table>
<h2>
In Hohenstein (30./31. August 1924)</h2>
Auf einer zeitgenössischen Postkarte (Abb. 31) ist zu sehen: "Exzellenz v. (sic!) Ludendorff - Ankunft in Hohenstein am 30. August 1924 zur Tannenbergfeier". Ludendorff wird von den Pfarrern Hohensteins begrüßt. Ludendorff berichtet weiter (1, S. 359f):<br />
<blockquote class="tr_bq">
In Tannenberg hatte ich einen Gedenkstein zu enthüllen. (...) Auch in Neidenburg nahm ich an einer Feier teil.</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
Verspätet traf er zu der letzteren Feier ein. Dadurch geriet die kirchliche Feier in Unordnung (1, S. 360):</div>
<blockquote class="tr_bq">
Mich traf bald darauf ein mißbilligender Blick des Generals v. Mackensen.</blockquote>
<br /></div>
</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg9GHAq7ZLn6v0e8xRnHev-71c-A9xqOZtTqRLj91vzRtACTr8rsqZ3HN-yUSwMjGMO5bxLpNtMgrS-XjB3_bcnuFFMSZ9KCgKvUWGnW5Q12Xlcm0fwHF-afuvumUw6y4jjgg1V2UXVqVU/s1600/1924-08-30+Ludendorff+in+Ostpreussen.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="416" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg9GHAq7ZLn6v0e8xRnHev-71c-A9xqOZtTqRLj91vzRtACTr8rsqZ3HN-yUSwMjGMO5bxLpNtMgrS-XjB3_bcnuFFMSZ9KCgKvUWGnW5Q12Xlcm0fwHF-afuvumUw6y4jjgg1V2UXVqVU/s640/1924-08-30+Ludendorff+in+Ostpreussen.JPG" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 31: "Exzellenz Ludendorff - Ankunft in Hohenstein am 30. August 1924 zur Tannenbergfeier"</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
<br />
Ludendorff erinnert sich, wie er sich während des Krieges für Mackensen eingesetzt hatte und setzt fort (1, S. 361):</div>
<blockquote class="tr_bq">
Doch so etwas vergißt sich, namentlich wenn man eine kirchliche Feier unbeabsichtigt stört. Die Hauptfeier bildete die Grundsteinlegung für das zu errichtende Denkmal in der Gegend von Hohenstein. Sie erfolgte da, wo dann im August 1927 das Denkmal errichtet wurde. (...) Die Feier war von Pionier-General Kahns gut vorbereitet. (...) Wohl 40. - 50.000 Deutsche Männer und Frauen und Jugend waren erschienen. Es war ein buntes Bild, das sich dem Beschauer bot. (...) Nach den Predigten erfolgte die Grundsteinlegung. (...) Die gesamte Feier nahm einen schönen Verlauf und endete mit einem Vorbeimarsch der Verbände. Mein Wiedersehen mit General v. Hindenburg schien von gegenseitigem Vertrauen getragen, ich brachte ihm damals nur noch zu viel entgegen. Viele Generale waren, wie ja schon in Halle, recht zurückhaltend. (...) Ich stand ja noch immer zu dem Gefreiten Hitler. Ich ließ sie gehen, zeigte ihnen die kalte Schulter und freute mich des Vertrauens, das mir das Volk schenkte.</blockquote>
</div>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnZOzSgXmqkWpdROlXuW5PLa8-gzOaT7Zk0UFsk9_sI5xQW0-oiE4EpH-hY19bdbgf_je-Ppz9s_yilOsOjVBvgcZqOnaVu7t70uVMIlgHbAbeDkhTTGuK2Hr3yjRKP421t-ppnIXV7Zo/s1600/1924+Fotografie-Kuehlenvindt-Koenigsberg-i-Pr-Hindenburg-und-Ludendorff-am-Schlachtfeld+a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="462" data-original-width="753" height="392" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnZOzSgXmqkWpdROlXuW5PLa8-gzOaT7Zk0UFsk9_sI5xQW0-oiE4EpH-hY19bdbgf_je-Ppz9s_yilOsOjVBvgcZqOnaVu7t70uVMIlgHbAbeDkhTTGuK2Hr3yjRKP421t-ppnIXV7Zo/s640/1924+Fotografie-Kuehlenvindt-Koenigsberg-i-Pr-Hindenburg-und-Ludendorff-am-Schlachtfeld+a.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 32: Hindenburg und Ludendorff - Grundsteinlegung für das Denkmal für die Schlacht von Tannenberg,<br />
31. August 1924 (Links hinter Hindenburg sein Sohn Oskar)</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<div style="text-align: justify;">
In der schon genannten Filmwiedergabe heißt es über die Hauptfeier am 31. August 1924 (8):</div>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
10:09:30 – 10:11:30 Die Schlacht bei Tannenberg (26. – 31.8.1914): Graphik / Trick: Schlachtpläne / Karten mit militärischen Strategien. 10:11:25 – 10:15:50 Junge Frauen in weißen Kleidern begrüßen ankommende Veteranen. Veteranen in Uniform mit Pickelhaube, Hindenburg begrüßt Veteran. Veteranen gehen durch Gasse von Schaulustigen. Menschenmenge (verschiedene Einstellungen). Militärkapelle. Hindenburg und Anhang schreiten Soldatengarde mit aufgepflanzten Bajonetten ab. Hindenburg, General-Feldmarsschall August von Mackensen (mit Husarenmütze) und andere schreiten an salutierenden Soldaten vorbei. Handschlag Hindenburg mit Veteran in Zivil. Abgang in Pferdekutschen. Abgang von Generälen und Offizieren zu Fuß. Verhülltes <b>Ehrenmal</b>, Menschenmenge teilweise mit Fahnen (Schwenk). Denkmal wird enthüllt. Hindenburg legt Kranz an Ehrenmal nieder.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
10:15:45 – 10:18:53 Militärkapelle marschiert über Straße, bleibt am Rand stehen. Soldaten mit aufgepflanzten Bajonetten, Soldaten, Militärkapelle, Veteranen marschieren, Schaulustige am Straßenrand (verschiedene Einstellungen). Hindenburg auf <b>Ehrentribüne</b> salutiert, daneben Mackensen Gedenkstein, Aufschrift „Herr mach uns frei“ (nah).</blockquote>
</div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhRLrX7ZQiI5moFx6Jqbp3pAWUSQfyFZn0gLAxc9lnShSwlUCtuCnJUcxnsCvdXtEZ0M87qkySO6S7UsB2kQrdyww2t91O7E9bLscLkmAhhGDcg2UWKSkDUZsxvcG7CcNHk7HI6u_m2g6M/s1600/1924-08-31+Ludendorff+Tannenberg.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="528" data-original-width="828" height="255" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhRLrX7ZQiI5moFx6Jqbp3pAWUSQfyFZn0gLAxc9lnShSwlUCtuCnJUcxnsCvdXtEZ0M87qkySO6S7UsB2kQrdyww2t91O7E9bLscLkmAhhGDcg2UWKSkDUZsxvcG7CcNHk7HI6u_m2g6M/s400/1924-08-31+Ludendorff+Tannenberg.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 33: Hindenburg und Ludendorff - Grundsteinlegung <br />
für das Denkmal für die Schlacht von Tannenberg, 31. August 1924</td></tr>
</tbody></table>
Ludendorff schreibt weiter (1, S. 364):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Am 3.9. verließ ich Tabernbrück und besuchte nun auch noch wiederum Herrn v. Oldenburg-Januschau, bei dem auch General v. Hindenburg als Gast war. Ich weilte hier wenige Tage und fuhr dann von Deutsch-Eylau nach München zurück. (...) Erinnerungsreiche, eindrucksvolle Tage lagen hinter mir.</blockquote>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhpSmruVwrzsyIzvpAYIMxTuzXNKChoNHTIzbuiIXwf6feYJS6euuPVuRnn84qFLY5KwkjJnbK0VIneST4k3QVlkvOnK-eQBG3Ss4DlgMKEzrX_A0PhFLpjQ0BI3nyHF5RIND-78bTdhFw/s1600/1924-08-31+Tannenbergfeier+in+Hohenstein.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="408" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhpSmruVwrzsyIzvpAYIMxTuzXNKChoNHTIzbuiIXwf6feYJS6euuPVuRnn84qFLY5KwkjJnbK0VIneST4k3QVlkvOnK-eQBG3Ss4DlgMKEzrX_A0PhFLpjQ0BI3nyHF5RIND-78bTdhFw/s640/1924-08-31+Tannenbergfeier+in+Hohenstein.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 34: "Tannenbergfeier am 31. August 1924 - Feldgottesdienst auf dem Felde bei Hohenstein: 1. v. Hindenburg, 2. v. Mackensen, 3. Ludendorff, 4. v. Seekt</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<h2>
"Ludendorff steht dauernd an falscher Stelle" (September 1924)</h2>
<br />
Der oben genannte Adalbert Volck antwortete auf die Weimarer Erklärung vom August - wie schon erwähnt - mit der Erklärung, daß auch die "Reichsführerschaft" unter Ludendorff keine Vollmachten von Hitler hätte. Am 7. September 1924 veranstaltete das genannte Direktorium unter Volck eine Tagung mit den ihm unterstehenden Verbänden. Volck äußerte dort (zit. n. 7, S. 270):<br />
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;"></span></div>
<blockquote class="tr_bq">
Ludendorff steht dauernd an falscher Stelle und mit falscher Haltung. Das in Weimar gefallene Wort "der Wunsch Ludendorffs ist uns Befehl" ist ein Schlag ins Gesicht der völkischen Idee. </blockquote>
Die Feindschaften innerhalb der Partei waren also wirklich sehr groß. Und dabei ist auffallend, daß sie ja noch kaum auf eigentlich inhaltlich unterschiedlicher Ausrichtung beruhten konnten, sondern wohl offenbar aus ganz anderen Motiven gespeist waren (16).<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgGYqSP0ShLmFJ58zQrw3PQBKCVEfKb95SCT2MhnbPpwa3_PKwG5XAvJRE8ZX2gu1uSSe7psLL-5Crj33TBFFfVwFYyg2tWvq62rdhMVfuNGZjwbgPCrLJdNbuaBjIr6eTRxbuxUHD891k/s1600/1924-09-17+Deutscher+Tag+M%25C3%25BCnster+1.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="967" data-original-width="1565" height="394" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgGYqSP0ShLmFJ58zQrw3PQBKCVEfKb95SCT2MhnbPpwa3_PKwG5XAvJRE8ZX2gu1uSSe7psLL-5Crj33TBFFfVwFYyg2tWvq62rdhMVfuNGZjwbgPCrLJdNbuaBjIr6eTRxbuxUHD891k/s640/1924-09-17+Deutscher+Tag+M%25C3%25BCnster+1.JPG" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 35: Ludendorff und Pfeffer von Salomon in Münster, 14. September 1924</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: large;"><b>"Ludendorff-Tag" in Münster (14. </b></span><b style="font-size: x-large;">September 1924)</b><br />
<br />
Am 14. September 1924 nahm Ludendorff an einem "Deutschen Tag" in Münster teil. Dieser stand unter der Leitung des vormaligen Weltkriegsteilnehmers und bekannten Freikorpsführers Franz Pfeffer von Salomon (1888-1968) (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Pfeffer_von_Salomon">Wiki</a>), eines Katholiken. Ludendorff schreibt (1, S. 343):<br />
<blockquote class="tr_bq">
In Münster hatte Hauptmann Pfeffer v. Salomon, ein bekannter Freikorpsführer, "Frontbann"-Abteilungen zusammen gezogen. (...) Leider kam es in Münster zu einer sehr ernsten Aussprache zwischen Herrn v. Graefe und Herrn Hauptmann v. Pfeffer, der von großdeutschen Bestrebungen gesprochen hatte, wie dies in römischen Kreisen üblich war, die ein Übergewicht des Protestantismus durch Preußen im Reich befürchteten. Herr v. Graefe war strenger Protestant, Herr v. Pfeffer ebensolcher Katholik, so platzten denn die Ansichten gegeneinander.</blockquote>
Dazu heißt es in einer 2016 erschienenen Biographie zu Pfeffer von Salomon (9):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Ludendorff hatte im Vorfeld des Besuchs unter den Nationalen im katholischen Münster mit seinen Thesen von der Unvereinbarkeit völkischer Weltanschauung und Katholizismus für starke Irritationen gesorgt. Von einigen Gruppierungen wie etwa auch Anhängern des Treubundes wurde die Einladung Pfeffers an Ludendorff gar als Provokation aufgefaßt. </blockquote>
Pfeffer von Salomon sollte später für eine Zeit lang der Führer der SA werden. Er hatte Erich Ludendorff vormittags auf dem Bahnhof in Münster mit einer Ehrenkompagnie begrüßt und in die Stadt zu einem Mittagsmahl geleitet (9):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Neben Graefe waren auch Wulle, Röhm sowie Strasser anwesend. (...) Insgesamt beteiligten sich rund 2.000 Menschen am "Deutschen Tag". (...) Die Pressestimmen aus dem konservativen und nationalen Lager waren insgesamt durchweg positiv.</blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;">
Auch hier kam es wieder zu Treueschwüren (10) (s. a. <a href="http://www.nadann.de/Seiten/redaktion_zeitzeichen_37">2010</a>). Inhalte der Rede Ludendorffs in Münster wurde einen Tag später auch von einer internationalen Presseagentur verbreitet. Darin heißt es (eig. Übersetz.):</div>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
Ludendorff, Führer der faschistischen Partei in Deutschland, stellte heute in einer Rede in Münster, wo tausende von Nationalisten versammelt waren, eine neue Version von Deutschlands Kriegsschuld vor: <i>"Das deutsche Volk als Ganzes war nicht schuld am Ausbruch des Krieges,"</i> sagte Ludendorff, <i>"aber es gibt Männer, die einen Anteil an der Schuld haben. Es sind dies jene Führer, die es 1912 unterließen, jene Rekruten einzuziehen, die von der Armee gefordert worden waren."</i> </blockquote>
Erich Ludendorff war ja 1912 die treibende Kraft der Heeresreform gewesen und wurde um dessentwillen Anfang 1913 strafversetzt nach Düsseldorf. Er meint, wäre die Heeresreform konsequent durchgesetzt worden, hätten es die Kriegsgegner Deutschlands vielleicht nicht so leicht gewagt, Deutschland den Krieg zu erklären (Abschreckungstaktik).<br />
<br />
<h2>
Erich Ludendorff im "Simplicissimus" (November 1924) </h2>
<br />
Wenn es auch aus der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1924 kaum noch Fotografien von Erich Ludendorff gibt, so war er doch in der täglichen Berichterstattung der Zeitungen weiterhin präsent. Seine schon erwähnte Auseinandersetzung mit dem bayerischen Kronprinzen Rupprecht wurde in der Münchner satirischen Wochenzeitschrift Simplicissimus als "Größenwahn" Ludendorffs wahrgenommen und dargestellt (Abb. 36) (20). <br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi7AMG7hOhXcQyoYFcL6MOnImtXD6X99StXbVWt5c46PRc49RDPFtaMwzYBgpRdT_rj_xxbe9eBfiyPA7y2vVNHB6Jinp8aqeUmJLyquY8K6jJw1ze_p373EeVOGMW5FpK1q0co7eWRumY/s1600/1924-11-22+Ludendorff+u.+Rupprecht.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi7AMG7hOhXcQyoYFcL6MOnImtXD6X99StXbVWt5c46PRc49RDPFtaMwzYBgpRdT_rj_xxbe9eBfiyPA7y2vVNHB6Jinp8aqeUmJLyquY8K6jJw1ze_p373EeVOGMW5FpK1q0co7eWRumY/s640/1924-11-22+Ludendorff+u.+Rupprecht.jpg" width="542" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 36: "Rupprecht von Bayern überläßt Erich die Krone"<br />
Zeichnung von Thomas Theodor Heine im satirischen Wochenblatt "Simplicissimus" vom 22. November 1924</td></tr>
</tbody></table>
Die bayerischen Offiziere hatten Ludendorff im Zuge seiner Auseinandersetzungen mit dem Kronprinzen Rupprecht aus ihrer "Standesgemeinschaft" ausgeschlossen. Auch dieserhalben machte sich das satirische Wochenblatt "Simplicissimus" in der gleichen Folge um Ludendorff Sorgen in Form eines satirischen Gedichtes:<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjl2_BxzXde_Zp0_oaWYq61DmvE817eVr8c1VSHfuzO6yai_JV2GstSqDf3NBNLyFjE1lZ30mudL7WcgPfnj9PHtYXf2u9pLKq2y4GS4F3MG7Cz3_nTC5B4VYUvKMxirJBHTBLDWMkLoYg/s1600/1924-11-22+Dinter+u.+andere+weg+von+L..jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjl2_BxzXde_Zp0_oaWYq61DmvE817eVr8c1VSHfuzO6yai_JV2GstSqDf3NBNLyFjE1lZ30mudL7WcgPfnj9PHtYXf2u9pLKq2y4GS4F3MG7Cz3_nTC5B4VYUvKMxirJBHTBLDWMkLoYg/s320/1924-11-22+Dinter+u.+andere+weg+von+L..jpg" width="313" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 37: Simplicissimus, 22. November 1924</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Ludendorff isolierte sich damals - wie es auch im Gedicht zum Ausdruck kommt - einerseits von den monarchisch-konservativen Kreisen um den Kronprinzen Rupprecht ebenso von den nationalsozialistischen Kreisen um Leute wie Arthur Dinter. Nur noch die norddeutsche Deutschvölkische Freiheitspartei unter von Graefe hielt - wie es im Gedicht zum Ausdruck kommt - zu Ludendorff.<br />
<br />
<h2>
Erneut Reichstagswahlen (7. Dezember 1924)</h2>
<br />
Am 7. Dezember 1924 fanden erneut Reichstagswahlen statt (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_Dezember_1924">Wiki</a>). Im Dezember stand Adolf Hitler kurz vor seiner Entlassung aus der Festungshaft und er hatte sich - mit anderen süddeutschen NSDAP-Mitgliedern - bis dahin schon merklich von Ludendorff und den norddeutschen Völkischen ("Deutschvölkische Freiheitspartei") distanziert. Die Spaltung zwischen beiden sollte gleich nach seiner Entlassung aus der Festungshaft manifest werden. Dies ist einer der Gründe dafür, daß die zusammengeschlossene <i>"Nationalsozialistische Freiheitsbewegung"</i> unter der Führung Ludendorff und von Gräfe, die eigentlich die nord- und süddeutschen Völkischen vereinigen sollten, in der Reichstagswahl vom 7. Dezember 1924 nur noch die Hälfte der Stimmen erhielt und damit nur noch die Hälfte der vormaligen Zahl von Reichstagsabgeordneten stellen konnte im Vergleich zur Wahl vom Mai 1924.</div>
</div>
<div style="font-size: medium;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<h2>
<b><span style="font-size: large;">"Wir vergessen mit jedem Tag mehr, was Freiheit ist" (</span></b><b><span style="font-size: large;">9. Dezember 1924)</span></b></h2>
<br />
Der Hauptmann Hans Tröbst, der im November 1923 mit Ludendorff zusammen am Hitler-Putsch in München teilgenommen hatte, ging zu jener Zeit wieder als Auslandskorrespondent zurück in die Türkei (18). Am 27. November 1924 erschien von ihm ein Bericht in der "Deutschen Allgemeinen Zeitung" (<a href="https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=589738551221045&id=155409274653977">Fb</a>). Darin führte er den Gedanken aus, daß die Ausrottung der Armenier zum eigenen großen wirtschaftlichen Schaden der Türken geschehen sei (<a href="https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=589738551221045&id=155409274653977">Fb</a>). Am 9. Dezember 1924 bedankte sich Erich Ludendorff bei Tröbst für die Übersendung von dessen erstem Buch <i>"Soldatenblut - Vom Baltikum zu Kemal Pascha"</i>, in dem er über den türkischen Freiheitskampf unter Kemal Pascha berichtete, der auch für die völkische Bewegung in Deutschland Vorbild war. Ludendorff schrieb (18):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: start;">
<div style="text-align: justify;">
Mein lieber Hauptmann Tröbst! Heute trafen Brief und Buch ein, nehmen Sie für beides herzlichen Dank. <b><span style="color: #274e13;">Wir haben Freiheitsschaffen mehr als nötig, denn wir vergessen mit jedem Tag mehr, was Freiheit ist.</span></b> Der 7.12. hat es erschreckend gezeigt. Mit Deutschem Gruß <span style="text-align: justify;">Ihr Ludendorff</span> </div>
</blockquote>
<div style="font-size: 13px;">
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;"><br /></span>
<span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">_____________________________________________</span></div>
<div style="font-size: 13px;">
<br /></div>
<ol>
<li><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Ludendorff, Erich: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter Deutscher Volksschöpfung. Meine Lebenserinnerungen von 1919 bis 1925. Ludendorffs Verlag GmbH, München 1941 (12.-16. Tsd.)</span></li>
<li><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Ludendorff, Mathilde (Hg.): Erich Ludendorff - Sein Wesen und Schaffen. Ludendorffs Verlag, München 1938</span></li>
<li><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Ludendorff, Mathilde: Statt Heiligenschein und Hexenzeichen - Mein Leben. IV. Teil: Herrliches Schaffen und des Freiheitskampfes ernster Beginn (1917-1924). Verlag Hohe Warte, Pähl, 2. Auflage 1981</span></li>
<li><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Hans-Joachim Hecker, Hitler-Ludendorff-Prozess, 1924, publiziert am 12.04.2017, in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <<a href="http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Hitler-Ludendorff-Prozess,_1924">http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Hitler-Ludendorff-Prozess,_1924</a>> (29.01.2018)</span></li>
<li><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;"><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Mauersberger, Volker: Hitler in Weimar. Der Fall einer deutschen Kulturstadt. Rowohlt, Berlin-Verlag, Berlin 1999</span> </span></li>
<li><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Zirlewagen, Marc: "Bekenntnis für den deutschen nationalen Gedanken." Ludendorffs Besuch der Deutschen Tage in Marburg im Mai 1924, in: "Einst und Jetzt. Jahrbuch für corpsstudentische Geschichtsforschung", Bd. 51/2006, S. 235-241</span></li>
<li><span style="font-family: "times" , "times new roman" , serif; font-size: small;">Franz-Willing, Georg: Putsch und Verbotszeit der Hitlerbewegung. November 1923 - Februar 1925. Verlag K.W. Schütz KG, Preußisch Oldendorf 1977 </span></li>
<li>Die Tannenbergfeierlichkeiten in Ostpreußen (1924). Stummfilm. <a href="http://www.deutsche-wochenschau.de/details-19-11-0-_b_Die_Tannenbergfeierlichkeiten_in_Ostpreussen_b_Dokumentarfilm_ueber_die_Feierlichkeiten_anlaesslich_des_zehnjaehrigen_Jubilaeums_der_Schlacht_bei_Tannen">Deutsche-Wochenschau.de</a> (19 Min.)</li>
<li>Fraschka, Mark A.: Franz Pfeffer von Salomon. Hitlers vergessener Oberster SA-Führer. Wallstein Verlag, Göttingen 2016 (<a href="https://books.google.de/books?id=WQ3DDAAAQBAJ&pg=PT242&lpg=PT242&dq=ludendorff+m%C3%BCnster&source=bl&ots=41D_8eXQhI&sig=BFKrAFQh176ariwgMSmnRuGH1tc&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjN6OLb2__YAhVEqaQKHQjUCcUQ6AEIYDAM#v=onepage&q=ludendorff&f=false">GB</a>)</li>
<li>Meldungen aus Münster 1924 - 1944. Geheime und vertrauliche Berichte von
Polizei, Gestapo, NSDAP und ihren Gliederungen, staatlicher Verwaltung,
Gerichtsbarkeit und Wehrmacht über die politische und gesellschaftliche
Situation in Münster. Eingeleitet und bearbeitet von Joachim Kuropka.
Verlag Regensberg Münster 1992 </li>
<li>Bading, Ingo: Die deutsche Politik der Jahre 1923 und 1924 aus der Sicht eines Pressefotografen. Studiengruppe Naturalismus, 26.1.2012, <a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2012/01/die-deutsche-politik-der-jahre-1923-und.html">http://studiengruppe.blogspot.com/2012/01/die-deutsche-politik-der-jahre-1923-und.html</a> </li>
<li>Bading, Ingo: Erich Ludendorff und der Film. Studiengruppe Naturalismus, 31.12.2013 <a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2013/12/erich-ludendorff-und-der-film.html">http://studiengruppe.blogspot.com/2013/12/erich-ludendorff-und-der-film.html</a></li>
<li>Bading, Ingo: Einhunderttausend Deutsche auf dem "Deutschen Tag" in Halle, Mai 1924. Studiengruppe Naturalismus, 20.11.2015, <a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2011/09/ludendorff-auf-dem-deutschen-tag-in.html">http://studiengruppe.blogspot.com/2011/09/ludendorff-auf-dem-deutschen-tag-in.html</a> </li>
<li>Bading, Ingo: "Ich bin der größte Revolutionär, den Deutschland heute hat." - Erich Ludendorff 1928. Studiengruppe Naturalismus, 28.11.2010, <a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2010/11/ich-bin-der-grote-revolutionar-den.html">http://studiengruppe.blogspot.com/2010/11/ich-bin-der-grote-revolutionar-den.html</a></li>
<li>Bading, Ingo: "Das nationale Wollen in dieser schwer bedrohten Provinz bedurfte besonderer Pflege". Studiengruppe Naturalismus, 21.3.2017, <a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2017/03/die-tannenberg-gedenkfeiern-in.html">http://studiengruppe.blogspot.com/2017/03/die-tannenberg-gedenkfeiern-in.html</a> </li>
<li>Bading, Ingo: Adalbert Volck gegen Erich Ludendorff (1924). Studiengruppe Naturalismus, 6.8.2014, <a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2014/08/adalbert-volck-gegen-erich-ludendorff.html">http://studiengruppe.blogspot.com/2014/08/adalbert-volck-gegen-erich-ludendorff.html</a></li>
<li>Bading, Ingo: Erich Ludendorff auf "Deutschen Tagen" 1923 bis 1925. Studiengruppe Naturalismus, 20.11.2015, <a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2015/11/erich-ludendorff-auf-deutschen-tagen.html">http://studiengruppe.blogspot.com/2015/11/erich-ludendorff-auf-deutschen-tagen.html</a> </li>
<li>Bading, Ingo: Erich Ludendorff lehnte früh die Schriftsteller des "Neuen Nationalismus" ab (1926). Studiengruppe Naturalismus, 3.4.2015, <a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2015/04/erich-ludendorff-lehnte-fruh-die.html">http://studiengruppe.blogspot.com/2015/04/erich-ludendorff-lehnte-fruh-die.html</a></li>
<li>Bading, Ingo: Wie wurde Erich Ludendorff Geheimpolitik-Kritiker? Unveröffentlichtes Manuskript, 2016, 200 Seiten </li>
<li>Bading, Ingo: Erich Ludendorff im Spiegel des "Simplicissimus" (1924 bis 1932). Studiengruppe Naturalismus, 11.2.2012, <a href="https://studiengruppe.blogspot.de/2012/02/die-ludendorff-bewegung-im-spiegel-des.html">https://studiengruppe.blogspot.de/2012/02/die-ludendorff-bewegung-im-spiegel-des.html</a> </li>
<li>Ludendorff, Erich: In: „Am Heiligen Quell Deutscher Kraft“, Folge 13/1934; zit. in: Beißwenger, Heidrun ("Adelinde"): Erich Ludendorff - Rückblick auf Weimar 1924. Auf: Adelinde.net, 1. Juli 2018, https://www.adelinde.net/erich-ludendorff-rueckblick-auf-weimar-1924/</li>
<li><span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: small;">Hitlerprozess 1924 in der Kriegsschule zu München, 1924, <a href="https://www.filmothek.bundesarchiv.de/video/577247">https://www.filmothek.bundesarchiv.de/video/577247</a></span> </span></li>
</ol>
</div>
</div>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-16487279453154790772018-01-28T08:32:00.000+01:002018-01-28T08:46:01.547+01:00"Quelle aller Variation ist das Erlebnis"<div style="text-align: justify;">
<b>Vor hundert Jahren </b></div>
<div style="text-align: justify;">
<b>- Die Gedanken des Schweizer Wissenschaftsjournalisten Adolf Koelsch (1917/1919) über Evolution und ihre Rezeption durch Schriftsteller wie Rainer Maria Rilke und Thomas Mann</b></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Im weiteren Sinne ist Thema dieses Blogs die Geschichte des naturwissenschaftsnahen Philosophierens im 20. Jahrhundert. Die Psychiaterin Mathilde von Kemnitz, spätere verheiratete Ludendorff (1877-1966) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Mathilde_Ludendorff">Wiki</a>) setzte im Jahr 1921 mit ihrem Buch <i>"Triumph des Unsterblichkeitwillens"</i> das naturwissenschaftsnahe Philosophieren ihrer Zeit fort, indem sie sich mit Grundgedanken der Evolutionstheorie von Charles Darwin auseinander setzte (1). Die zentrale Frage in ihrem Buch war für sie - wie für viele Zeitgenossen: <b><span style="color: #274e13;">Wie sind neue Pflanzen- und Tier-Arten in der Evolution entstanden?</span></b> Waren so nüchterne Vorgänge wie Zufallsmutation und nachherige Auslese nach dem Nützlichkeits-Prinzip, bzw. dem Überlebensvorteil wirklich die einzigen Antriebskräfte der Evolution und der Artbildung? In ihrem Buch wurde diese These von Charles Darwin grundlegend infrage gestellt. Dieser These wurde ein neuer philosophischer Entwurf gegenüber gestellt, der auch vielfältige Schlußfolgerungen in Richtung auf die naturwissenschaftliche Forschung enthält.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiLkEo3V3mKYKJ8gK6VPIZPvouMjwruRkjazs2nZM3lJX0lJ-We6BnoP5p6kXVmGL0K9MRXV1c2phPjcICUfu0ES9vV8MjbB444ST6CRxK06m5tjJ9j6v-_GHUBhHjn8l_oy9Us3AJXubQ/s1600/KoelschAdolf.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="632" data-original-width="428" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiLkEo3V3mKYKJ8gK6VPIZPvouMjwruRkjazs2nZM3lJX0lJ-We6BnoP5p6kXVmGL0K9MRXV1c2phPjcICUfu0ES9vV8MjbB444ST6CRxK06m5tjJ9j6v-_GHUBhHjn8l_oy9Us3AJXubQ/s320/KoelschAdolf.jpg" width="216" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 1: Adolf Koelsch (1879-1948), Wissenschaftsjournalist der "Neuen Züricher Zeitung"</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
In letzter Instanz ging es auch in diesem philosophischen Entwurf darum, dem Seelischen, dem Erleben des Wahren, Guten und Schönen in der Menschenseele einen Platz zu geben in der Evolution. Und zwar - so wie im Kulturleben - auch im naturwissenschaftlichen Denken einen zentralen und nicht nur randständigen. Das Erlebnishafte, das Seelische ist nach der Deutung von Mathilde von Kemnitz die Hauptantriebskraft der Evolution, sowie Ziel der Evolution. Die Nützlichkeitsprinzipien und Überlebensvorteile im rauen, nüchternen "Kampf ums Dasein" des Charles Darwin (aus denen dann ja auch der folgenschwere Sozialdarwinismus folgte) spielen nach dieser Deutung nur noch Nebenrollen, nicht die Hauptrolle.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxcxY-cffi-qAG0Ujz8o544_pntzJF12x_3Sk_b7_VnIhSFNPinutEHEBG_0gBdWVQaRjKmZbSfJsjw8kYNIjOA5Y5iH6tnIky39W_Xu7g1XGdfyktprU1tYoT3VY7SMLftuksVsQ5h8o/s1600/20180127_115857.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxcxY-cffi-qAG0Ujz8o544_pntzJF12x_3Sk_b7_VnIhSFNPinutEHEBG_0gBdWVQaRjKmZbSfJsjw8kYNIjOA5Y5iH6tnIky39W_Xu7g1XGdfyktprU1tYoT3VY7SMLftuksVsQ5h8o/s320/20180127_115857.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Titelseite</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Nun war Mathilde von Kemnitz mit solchen Anliegen zu ihrer Zeit - natürlich - nicht die einzige. Und im vorliegenden Blogbeitrag soll auf zeitlich parallele Auseinandersetzungen mit solchen Problemen hingewiesen werden. Auf Auseinandersetzungen, die offenbar auch aus ähnlichen Motiven gespeist gewesen waren, und die deshalb Aufmerksamkeit gefunden haben unter Schriftstellern jener Zeit.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiJMD4GTmOqaBz0-eFTY_O3bPn1r6gh1RyADvVR22uELPOI-BKYWBguImIvj9sX2toTeCpO520V1WtKllZG8ay26fQNAzhl7rUglATTJFMIKb1V_5wBrVELx1jXhLolvB2HQBEJBlbvpKI/s1600/20180127_115910.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiJMD4GTmOqaBz0-eFTY_O3bPn1r6gh1RyADvVR22uELPOI-BKYWBguImIvj9sX2toTeCpO520V1WtKllZG8ay26fQNAzhl7rUglATTJFMIKb1V_5wBrVELx1jXhLolvB2HQBEJBlbvpKI/s640/20180127_115910.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Inhaltsverzeichnis</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Im verregneten August 1917 saß der deutsche Dichter Rainer Maria Rilke (1875-1926) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Maria_Rilke">Wiki</a>) im Rilke-Turm auf Gut Böckel in Westfalen. Er blätterte in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift "Die neue Rundschau". Dabei stieß er auf einen Aufsatz, der ihn begeisterte (2, S. 565). Er war betitelt <i>"Der Einzelne und das Erlebnis"</i> (3). Der Aufsatz war mit dem Problem der Artbildung in der Evolution befaßt und stammte von dem Deutsch-Schweizer Biologen und Wissenschafts-Journalisten Adolf Koelsch (1879-1948) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Koelsch">Wiki</a>). Zu dem gleichen Thema hat Koelsch zwei Jahre später ein ganzes Buch herausgebracht unter dem Titel <i>"Das Erlebnis"</i> (7). Adolf Koelsch war seit 1915 verantwortlich für die Naturwissenschafts-Kolumne der "Neuen Züricher Zeitung". Er sollte dies 33 Jahre lang bleiben, nämlich bis zu seinem Tod im Jahr 1948 (4). Er gab zahlreiche Sachbücher über die Biologie der Pflanzen und Tiere heraus. Die Einleitung des genannten Aufsatzes von 1917, den Rainer Maria Rilke da im verregneten August 1917 auf Schloß Böckel las - während in Flandern und bei Verdun die Trommelfeuer auf tausende von Soldaten niedergingen - beginnt mit den Worten (zit. n. 5):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
<b><span style="color: #274e13;">Es handelt sich um die Frage, wie ein Geschöpf in den Besitz einer Fähigkeit kommen kann, die es vorher nicht hatte. Wie es möglich ist, daß es in seiner Verhaltensweise gegenüber der Welt abweicht von dem, was es war, und sich verwandelt in etwas Neues. Das heißt: variiert. Und was als Grundlage dieser Variation, ja schließlich als Grundlage aller Hinausentwicklung über Bestehendes zu betrachten sei. Ich behaupte: die Quelle aller Variation ist das Erlebnis.</span></b></blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Rainer Maria Rilke durfte durchaus gepackt sein, wurde doch hier in der Biologie etwas in das Zentrum der Artbildung, Evolution und Höherentwicklung gestellt, das auch ihm als Dichter und Kulturschaffenden von der höchsten Bedeutung war, nämlich das Erlebnis. Und es wird sofort deutlich, daß sich hier bei Adolf Koelsch und Rainer Maria Rilke Parallelen in den Motiven zum Denken der genannten Mathilde von Kemnitz vorlagen, das sich nur wenige Jahre später mit den gleichen Problemen beschäftigen sollte.<br />
<br />
<h2>
Rainer Maria Rilke schreibt an Jacob von Uexküll (1917)</h2>
<br />
Nach der Lektüre dieses Aufsatzes setzte sich Rainer Maria Rilke hin und schrieb einen Brief an den damals berühmten deutschen Biologen Jakob von Uexküll. Bei ihm handelte es sich um eine Kapazität, mit der Rilke schon zuvor persönlich bekannt geworden sein muß. Der Brief datiert auf den 17. August 1917 und beginnt (5):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
<b><span style="color: #274e13;">Lieber Freund, sagen Sie, hab ich Recht, über diesen neuen Aufsatz von Adolf Koelsch im Augustheft der Rundschau so herzlich entzückt zu sein?</span></b> Er scheint mir neben Ihren Schriften, die ich doch viel zu wenig kenne, das ....</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<span style="text-align: justify;">beste an lebenswissenschaftlicher Literatur zu sein, das ihm in letzter Zeit begegnete.</span><span style="text-align: justify;"> Rilke trug sich in dieser Zeit mit dem Plan, sich als Student an einer Universität einzuschreiben. Und dieser Aufsatz regte ihn dazu an, Biologie zu studieren (5):</span><br />
<blockquote class="tr_bq">
<span style="text-align: justify;">Hätten Sie einen Rat für mich, der mich zu einer tätigen Berührung und Befreundung mit den Gegenständen dieser köstlich jungen Biologie zuwiese ...? (...) Wo mag Adolf Koelsch sein? (...) anderen früheren Essay, auf den Koelsch selbst hinweist: Die Erschaffung ....</span></blockquote>
Rilke ist also Feuer und Flamme. Leider kann sin Brief hier einstweilen nur insoweit zitiert werden als er im Internet zugänglich ist. In der Antwort scheint von Uexküll von einem regulären Studium an einer Universität abgeraten zu haben (nach 6, S. 238 [Rückübersetzung]):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Daß Sie ein außergewöhnliches Talent für Biologie und besonders für vergleichende Psychologie haben, wird durch Ihr Gedicht "Der Panther" deutlich. Die Beobachtung, die Sie dort beschreiben, ist meisterhaft. Vielleicht könnten Sie einen Philosophen der psychologischen Schule hören, aber ich glaube, daß Sie schon zu sehr ein Meister sind, um noch Student sein zu können.</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Rilke hat den Gedanken eines regulären Biologie-Studiums dann wohl auch nicht mehr weiter verfolgt. Im weiteren Verlauf konnte er dann eine persönliche Verbindung mit Adolf Koelsch aufnehmen. Und nachdem Rainer Maria Rilke am 11. Juni 1919 von dem revolutionär und gegenrevolutionär aufgewühlten München aus in die Schweiz abgereist war, wo der bis dahin viel Reisende nun bis an sein Lebensende bleiben sollte, konnte er am 18. Juli 1919 in Zürich auch Adolf Koelsch als Besucher empfangen (2, S. 640).<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEifsDA0Q2tDeYDMJet6cvZ3BJgtfKUDSdUucSxyIXW0L_e9ziD2vWKJ2fp7BJ4K_IHs12NwF3kPKJZvRuugQMwzUOri_v6obJB2kInctspuXryyp_iLIiVp-3HPlNOG7x0ddgTyKo8dmKE/s1600/20180127_115925.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEifsDA0Q2tDeYDMJet6cvZ3BJgtfKUDSdUucSxyIXW0L_e9ziD2vWKJ2fp7BJ4K_IHs12NwF3kPKJZvRuugQMwzUOri_v6obJB2kInctspuXryyp_iLIiVp-3HPlNOG7x0ddgTyKo8dmKE/s640/20180127_115925.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Vorwort</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Am 2. November 1919 konnte Rilke einen Gegenbesuch bei Adolf Koelsch in Rüschlikon machen. Rilke hat sich damals wiederholt mit seinem Gedanken von einem "Urgeräusch" beschäftigt. Bei diesem Besuch wurde davon gesprochen, ein "Ur-Geräusch-Experiment" durchzuführen (2, S. 653). (Ob dieses Thema im Zusammenhang mit dem allgemeineren Problem der Artbildung steht, wäre noch zu prüfen.) Am 13. Januar 1920 schreibt Rilke dann an eine ihm bekannte Frau Nölke von dem neuen Buch von Adolf Koelsch, "das sehr wichtig ist" (2, S. 667). Da der Inhalt dieses Buches heute noch nicht im Internet zugänglich ist, soll er in Auszügen in diesem Blogbeitrag durch Abfotografieren einiger der wichtigsten Seiten dokumentiert werden. Auf diesen Seiten gewinnt man einen ersten Eindruck von der Art des Denkens des Adolf Koelsch in diesen Fragen.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjsU1LPiJL1-rGFzGwusN6mOB6HJRzchAg3GhqFJw1aIG0-Adr1Ie5kmYIHQsI0kWvpQ5BOr4abwD-66YwGjq-erKqTOoCPwW2w8pMBnhAQn7IrBaRj7Y9Fy8ogZYDGLt3IkxK1pmBE2NQ/s1600/20180127_120517.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjsU1LPiJL1-rGFzGwusN6mOB6HJRzchAg3GhqFJw1aIG0-Adr1Ie5kmYIHQsI0kWvpQ5BOr4abwD-66YwGjq-erKqTOoCPwW2w8pMBnhAQn7IrBaRj7Y9Fy8ogZYDGLt3IkxK1pmBE2NQ/s640/20180127_120517.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Seiten 340f</td></tr>
</tbody></table>
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Deutlich wird zum Beispiel, daß sich in jener Zeit zwar gerade die Chromosomen-Theorie der Vererbung (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Chromosomentheorie_der_Vererbung">Wiki</a>) durchzusetzen begann in der Wissenschaft, daß sie aber noch nicht die Grundlage zum Denken von Koelsch lieferte. Er spricht diesbezüglich nur ganz allgemein vom Protoplasma. Insgesamt wird aber womöglich durchaus gefragt werden können, ob dieser Gedanke vom Erlebnis als dem grundlegenden Moment der Artbildung nicht im Zusammenhang mit dem Plasticity-first-Modell der Evolution gewissermaßen eine Wiederbelebung erfahren hat (8).<br />
<br />
In diesem Zusammenhang dürfte auch von Interesse sein, daß Rainer Maria Rilke nicht der einzige Schriftsteller gewesen ist, dem der Aufsatz von Koelsch des Jahres 1917 ins Auge gefallen war. Auch etwa Thomas Mann hatte diesen Aufsatz gelesen und hat ihn später in seinem Roman "Der Zauberberg" verarbeitet (9).<br />
<br />
Einstweilen gibt es keinen Hinweis darauf, daß auch die damalige Mathilde von Kemnitz - oder die spätere Mathilde Ludendorff - den Aufsatz von Adolf Koelsch aus dem Jahr 1917 zur Kenntnis genommen hat. Das Literaturverzeichnis ihres während des Zweiten Weltkrieges erarbeiteten Buches <i>"Wunder der Biologie im Lichte der Gotterkenntnis meiner Werke"</i> (10) ist unterteilt in "Fachwerke", "Laienbücher" und "Abhandlungen in Fachzeitschriften". Nirgendwo ist hier ein Aufsatz oder eine Schrift von Adolf Koelsch angeführt. Fachzeitschriften hat sie erst ab dem Jahrgang 1926 durchgesehen. Im übrigen ist die "Neue Rundschau" ja auch keine biologische Fachzeitschrift gewesen.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiQ5Ouj7OgLl4VBYSD-jjp88Ek-y7gJRv25bHORwC-pccDvEjod1uV2AfLy1sTfj3oMWeH5vzqCDgEjNR0anxLU5aRUbisjMLtxP6LXvXFP1-ZFX4jUercrhkFvWBZMLe74ZqWv0EpyfB8/s1600/20180127_120534.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiQ5Ouj7OgLl4VBYSD-jjp88Ek-y7gJRv25bHORwC-pccDvEjod1uV2AfLy1sTfj3oMWeH5vzqCDgEjNR0anxLU5aRUbisjMLtxP6LXvXFP1-ZFX4jUercrhkFvWBZMLe74ZqWv0EpyfB8/s640/20180127_120534.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Seiten 342f</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<h2>
"Die Ursprünge des Produktiven"</h2>
<br />
Den "Ursprüngen des Produktiven" sind Koelsch und Rilke in den Folgejahren auch noch in ganz anderen Zusammenhängen nachgegangen. Am 8. September 1921 sandte Rilke an Lou Andreas-Salome einen neuen Artikel von Koelsch aus der "Neuen Züricher Zeitung" zu über ein Buch des Psychiaters Walter Morgenthaler (1882-1965) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Morgenthaler">Wiki</a>). Dies behandelte die Krankengeschichte seines langjährig künstlerisch tätigen Schizophrenie-Patienten Adolf Wölfli (1864-1930) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_W%C3%B6lfli">Wiki</a>) (11, 12). Koelsch schrieb bald nach Erscheinen (13, zit. n. 12):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Wo ist nicht ein Irrenhaus, das nicht solche Kranke hätte? Kranke, die in der Einbildung leben, große Künstler zu sein, und auf irgend eine Weise "an ihrem Werk" sind? (...) [Wölfli] ist wirklich ein besonderer Fall und verdient seinem ergreifenden menschlichen Schicksal nach auch als pathologisches Vorkommnis und als bildender Künstler durchaus die Monographie, die ihm der Berner Privatdozent Dr. W. Morgenthaler soeben gestiftet hat.</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Koelsch spricht von Bildwerken,</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
die man mit gutem Gewissen als vollendete Kunstwerke bezeichnen kann.</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Koelschs zwei ausführliche Artikel machten das Buch und den Künstler Wölfli in weiteren Kreisen bekannt. Und auch Rilke schrieb an Lou Andreas-Salome (2, S. 740):</div>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
der Fall Wölfli's wird dazu helfen, einmal über die Ursprünge des Produktiven neue Aufschlüsse zu gewinnen.</blockquote>
Das Buch hat damals weltweites Aufsehen erregt, wobei die Besprechung durch Koelsch einen maßgeblichen Anteil hatte (12). Insgesamt hat jedenfalls der Grundgedanke vom Erlebnis als "Quelle aller Variation" gerade auch vor dem Hintergrund der neuesten Entwicklungen in der evolutionären Forschung (8) etwas Bestechendes.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiY6QWxUxH6TpkFOFGRtZw_fd84Xul9qQvIl5FxZc6H-fvvpVJKLvcofgjk4PE5NSpHymlDn-rq6iAAqVj3Jh1kZyDQE5QGS4J4tIqCIntCm7NcZha5Cdb1o8YJdpV7nK2_plVVYaKL0RY/s1600/20180127_122159.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiY6QWxUxH6TpkFOFGRtZw_fd84Xul9qQvIl5FxZc6H-fvvpVJKLvcofgjk4PE5NSpHymlDn-rq6iAAqVj3Jh1kZyDQE5QGS4J4tIqCIntCm7NcZha5Cdb1o8YJdpV7nK2_plVVYaKL0RY/s640/20180127_122159.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Seiten 136f</td></tr>
</tbody></table>
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
________________________________________________</div>
<div style="text-align: justify;">
<ol>
<li>Ludendorff, Mathilde: Triumph des Unsterblichkeitwillens. Erstauflage 1921</li>
<li>Schnack, Ingeborg: Rainer Maria Rilke. Chronik seines Lebens und seines Werkes. Erweiterte Neuausgabe, hrsg. von Renate Scharffenberg. Insel, Frankfurt am Main/Leipzig 2009</li>
<li>Koelsch, Adolf: Der Einzelne und das Erlebnis. In: Die neue Rundschau, Berlin 1917, S. 1077-1100 (auch als Einzelschrift im selben Jahr bei S. Fischer Verlag, Berlin erschienen)</li>
<li>Adolf Koelsch. http://www.linsmayer.ch/autoren/K/KoelschAdolf.html</li>
<li>Rilke, Rainer Maria: Briefe von Gut Böckel - 24. Juli- 2. Oktober 1917. Einleitung von Theo Neteler. Pendragon Verlag, Bielefeld 2011 (<a href="https://books.google.de/books?id=3inhBgAAQBAJ&pg=PT121&lpg=PT121&dq=adolf+koelsch&source=bl&ots=Ju404dxArJ&sig=c57mJ4Gv3kDt0jTjdJRYIYUaPXg&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi_t8bWpMDXAhVQ_aQKHYtnB9Q4ChDoAQgyMAI#v=onepage&q=adolf%20koelsch&f=false">GB</a>)</li>
<li>Fischer, Luke: The Poet as Phenomenologist. Rilke and the New Poems. Bloomsbury 2017 (<a href="https://books.google.de/books?id=SetxBgAAQBAJ&pg=PA238&lpg=PA238&dq=adolf+koelsch+der+einzelne+und+das+erlebnis&source=bl&ots=cyrO6wDxJI&sig=KPzaNboaGTCgqmU5eL6A2Jq8pSI&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjV0aL8pMDXAhXG1qQKHegVBkQQ6AEIMjAE#v=onepage&q=adolf%20koelsch%20der%20einzelne%20und%20das%20erlebnis&f=false">GB</a>) </li>
<li>Koelsch, Adolf: Das Erlebnis. S. Fischer Verlag, Berlin 1919</li>
<li>Bading, Ingo: Epigenetik und die Evolution der Instinkte - Die neu aufgeworfene Frage: Sind Instinkte wirklich durch Punktmutationen entstanden oder nicht doch eher durch "phänotypische Plastizität"? Studium generale, 7. Oktober 2017, http://studgendeutsch.blogspot.de/2017/10/sind-instinkte-durch-punktmutationen.html</li>
<li>Heimendahl, Hans Dieter: Kritik und Verklärung. Studien zur Lebensphilosophie Thomas Manns in den "Betrachtungen eines Unpolitischen", "Der Zauberberg", "Goethe und Tolstoi" und "Joseph und seine Brüder". (Diss. Berlin 1995) Königshausen & Neumann, Würzburg 1998 (<a href="https://books.google.de/books?id=siBjz75h6QMC&pg=PA184&lpg=PA184&dq=adolf+koelsch+der+einzelne+und+das+erlebnis&source=bl&ots=kbaNUV1430&sig=ZvLGvEzsLYlM0tEdnLw3BrsPf5I&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjV0aL8pMDXAhXG1qQKHegVBkQQ6AEILzAD#v=onepage&q=adolf%20koelsch%20der%20einzelne%20und%20das%20erlebnis&f=false">GB</a>)</li>
<li>Ludendorff, Mathilde: Wunder der Biologie im Lichte der Gotterkenntnis meiner Werke. 1. Band, Verlag Hohe Warte, Stuttgart 1950; 2. Band, Verlag Hohe Warte, Pähl 1954</li>
<li>Morgenthaler, Walter: Ein Geisteskranker als Künstler (Adolf Wölfli). Bern 1921, Nachdruck: Wien 1985</li>
<li>Pallmert, Sigrid: Adolf Wölfli und Walter Morgenthaler oder der Beginn der Rezeption der Kunst der Geisteskranken. In: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 50, 1993, Heft 3, file:///C:/Users/User/Downloads/zak-003_1993_50__447_d.pdf</li>
<li>Kölsch, Adolf: "Dämon I. und II.", in: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 1243, 30.8.1921 u. Nr. 1249, 31.8.1921. Wiederabdruck in: Der Engel des Herrn im Küchenschurz. Über Adolf Wölfli, hg. Elka Spoerri, Frankfurt am Main 1987)</li>
</ol>
<div>
<br /></div>
<div>
<a name='more'></a><br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJaNxmDNbmgUOXP3z5TaxmjIpuqg9qCju-3lGx3aFeCrAzhLTD1XfpwIXNPRrglSQiH_a5rKSDQS9E6b5tiCKh-0YyTWssbiB0aJYzf1Fl3C9s9eDzFze8CsFsDkEFAnjR8reXU3U5Pn4/s1600/20180127_122214.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJaNxmDNbmgUOXP3z5TaxmjIpuqg9qCju-3lGx3aFeCrAzhLTD1XfpwIXNPRrglSQiH_a5rKSDQS9E6b5tiCKh-0YyTWssbiB0aJYzf1Fl3C9s9eDzFze8CsFsDkEFAnjR8reXU3U5Pn4/s320/20180127_122214.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Seiten 138f</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaaYN92HW5PzR7PgHWr6JkOu1QiUNMP5iTufgRPJIpMyyQBt-Ab7UQCrkqLMzl2auof_vKOP03Lk6RZO5pZprCEN3_6WeXVJ9z31vLQQ4pKf_-ugDAeS2rB1kFZO6WjiphCyfg7eTy9Lc/s1600/20180127_122229.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaaYN92HW5PzR7PgHWr6JkOu1QiUNMP5iTufgRPJIpMyyQBt-Ab7UQCrkqLMzl2auof_vKOP03Lk6RZO5pZprCEN3_6WeXVJ9z31vLQQ4pKf_-ugDAeS2rB1kFZO6WjiphCyfg7eTy9Lc/s320/20180127_122229.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Seiten 140f</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiyyIrh2s5FCfIo4-8rrNqexjSaldtPeNIom4bUK7f9o2kQOISoGh667Fm052tCYHaSGFlnZ6FVS1y_moQWTrxPMfQMzRL7_diNa7jWbjI2vSNIBkIz24TYrD0dcFcoUhNRCnGgfpSMOM4/s1600/20180127_122243.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiyyIrh2s5FCfIo4-8rrNqexjSaldtPeNIom4bUK7f9o2kQOISoGh667Fm052tCYHaSGFlnZ6FVS1y_moQWTrxPMfQMzRL7_diNa7jWbjI2vSNIBkIz24TYrD0dcFcoUhNRCnGgfpSMOM4/s320/20180127_122243.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Seiten 142f</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjKwqmyZENpJl3w_us_9D82gusjforFuLSFclszun2xHA7wmYCDS-VytdS0oroHXbfLloiab2qjj2Yj9A7QWnxShZLo5MdlyarbKV1rrth57kNjlbyQI3dyMhiU0ewBYjMgs1eiOaAvejM/s1600/20180127_122602.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjKwqmyZENpJl3w_us_9D82gusjforFuLSFclszun2xHA7wmYCDS-VytdS0oroHXbfLloiab2qjj2Yj9A7QWnxShZLo5MdlyarbKV1rrth57kNjlbyQI3dyMhiU0ewBYjMgs1eiOaAvejM/s320/20180127_122602.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Seite 1</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjo6uzeWbEX1wMlZEQzBfLIuY-l0FbmSEvsErta1av9O4pe3cu-Sd5FkzX5dTuLq4hSC9E8fDtGHohdrbid2MIVzbtrhEjcDE-5VgdVfRAKyzMHJhuweFiLxkySxSmVAIdIMwb1vsCib70/s1600/20180127_122619.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjo6uzeWbEX1wMlZEQzBfLIuY-l0FbmSEvsErta1av9O4pe3cu-Sd5FkzX5dTuLq4hSC9E8fDtGHohdrbid2MIVzbtrhEjcDE-5VgdVfRAKyzMHJhuweFiLxkySxSmVAIdIMwb1vsCib70/s320/20180127_122619.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Seiten 2f</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgIflBScjqLRjC13onv0e-2ZDkAhR_MvvFhNWDv4p0t97PRFHksDgmYGnaoO1kajzoNYzelDQQmFofw43g378508qbr0HARQ_n29YwiqCPSecOoH2WCbp2Lc_dvjGAH5hDwU7bW3rN-Yp8/s1600/20180127_122640.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgIflBScjqLRjC13onv0e-2ZDkAhR_MvvFhNWDv4p0t97PRFHksDgmYGnaoO1kajzoNYzelDQQmFofw43g378508qbr0HARQ_n29YwiqCPSecOoH2WCbp2Lc_dvjGAH5hDwU7bW3rN-Yp8/s320/20180127_122640.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Seiten 4f</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhlAHUC47N8_Ysl_40d-pcgV9DJuArQjyUocK4TwnG8mHSVYMVByB_xkH28wRN7sOe4fhOPjM8vgQn7diU0HL_5TSERZ76Ubv5jir_K2JGYQDVBW-VruPGMop4o3Hl59OFFx5CV5fcBzfs/s1600/20180127_122702.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhlAHUC47N8_Ysl_40d-pcgV9DJuArQjyUocK4TwnG8mHSVYMVByB_xkH28wRN7sOe4fhOPjM8vgQn7diU0HL_5TSERZ76Ubv5jir_K2JGYQDVBW-VruPGMop4o3Hl59OFFx5CV5fcBzfs/s320/20180127_122702.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Seiten 6f</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjgP5qUYvrxxFU_QReNMfbUPPIJ1vMJDRQjlKNizVw3D9FGaFqZ1hPsV5x25wewZczHJa5_G2yJHn1gkjkXJE2ZOZhHnS8rDmFIdmLAu-56cSYpyLVuQZr99r4qbGXOZGr6q69QhRxQUS8/s1600/20180127_123859.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjgP5qUYvrxxFU_QReNMfbUPPIJ1vMJDRQjlKNizVw3D9FGaFqZ1hPsV5x25wewZczHJa5_G2yJHn1gkjkXJE2ZOZhHnS8rDmFIdmLAu-56cSYpyLVuQZr99r4qbGXOZGr6q69QhRxQUS8/s320/20180127_123859.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Seiten 374f</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiVfngAtvVGnla6VLWRiBrCbzFrHZHQfyxyBXqK7LjVZJxhMUADPOyd9B_vWEHylmIwMiYfuxsaaOlOpW4Ll61jN0mnoRIr4TWs_DieJXLFeBhqz00Se7ZAzqGND6vrj9ZZ88lWaqZcH3A/s1600/20180127_124213.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiVfngAtvVGnla6VLWRiBrCbzFrHZHQfyxyBXqK7LjVZJxhMUADPOyd9B_vWEHylmIwMiYfuxsaaOlOpW4Ll61jN0mnoRIr4TWs_DieJXLFeBhqz00Se7ZAzqGND6vrj9ZZ88lWaqZcH3A/s320/20180127_124213.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Seiten 386f</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEija1najqtP9nuNg0xk1ky9QhByvjcjEG5dXWyKTQMYBKLAJhsZKyspl11PgWf8YiaMRdva9N3Dkc79pIcTpPQUIp7OwxPUah0sElIhBje9k6MaBhll9_36HsUM0UkOMGwuXddoDZt6jdo/s1600/20180127_124228.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEija1najqtP9nuNg0xk1ky9QhByvjcjEG5dXWyKTQMYBKLAJhsZKyspl11PgWf8YiaMRdva9N3Dkc79pIcTpPQUIp7OwxPUah0sElIhBje9k6MaBhll9_36HsUM0UkOMGwuXddoDZt6jdo/s320/20180127_124228.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb.: Adolf Koelsch - Das Erleben - 1919, Seiten 388f</td></tr>
</tbody></table>
<div>
<br /></div>
</div>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-38142222185960823042017-12-18T08:12:00.013+01:002023-05-28T12:10:26.065+02:00Studiengruppe Naturalismus - Zu den Anliegen dieses Blogs<div style="text-align: justify;">
<span style="font-style: normal; font-weight: bold;">Studiengruppe<br />"Naturwissenschaftsnahes Philosophieren und Hintergrundpolitik-Kritik seit 1900 / Ludendorff-Bewegung"</span><br />
<p><span style="font-style: normal;">Ein erster Beitrag zu den Anliegen dieses Blogs ist schon im Jahr 2010 erschienen (<a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2009/10/studiengruppe-volkische-subkulturen_14.html">Stgr2010</a>). Im folgenden sollen weitere Ausführungen dazu gegeben werden, insbesondere aus dem Blickwinkel des Jahres 2017 heraus, in dem eine sogenannte "alternative Öffentlichkeit" eine so viel größere Bedeutung erlangt hatte als sie diese zuvor besaß:</span></p></div><div style="text-align: justify;">
<p><span style="font-style: normal;">1.</span></p><p><span style="font-style: normal;">Erich Ludendorff war <b>einer der frühesten Hintergrundpolitikkritiker der Geschicht</b>e.
Er ist bis heute der namhafteste, prominenteste und einflußreichste
aller Hintergrundpolitikkritiker geblieben. Dies ist einer der Gründe
dafür, daß es eine Perspektive gibt, aus der heraus gesagt werden
könnte, daß Erich Ludendorff einer der geistig fortschrittlichsten
Menschen seiner Zeit war, ja, daß ein Paul von Hindenburg und ein Adolf
Hitler in Deutschland nur an die Macht gebracht worden sind, sowie daß
andere, verquastetere, unklarere revolutionär-konservative Autoren nur
deshalb bis heute in aufgeweckteren Kreisen gefördert worden sind und
werden, um von seiner Person und von den Inhalten abzulenken, für die er
stand.</span></p><p><span style="font-style: normal;">
</span></p>
<div><p>
<span style="font-style: normal;">Wissenschaftliche
Veröffentlichungen zu fördern, die auf solche Umstände hinweisen,
sollte eigentlich die Aufgabe des testamentarisch von Mathilde
Ludendorff vorgesehenen Ludendorff-Archivs in Tutzing sein. Dieser
Aufgabe kommt dieses Archiv seit seiner Gründung im Jahr 1967 nicht
nach, womit es sich in Widerspruch zum Testament Mathilde Ludendorffs
setzt. Dieser Blog versucht im Rahmen seiner Möglichkeiten, dieses
Desiderat auszufüllen.</span></p><div style="font-weight: normal;"><p>
<span style="font-style: normal;">Ohne
Zweifel besteht heute in der alternativen Öffentlichkeit ein
kritisches Bewußtsein, das in seiner geistigen Tradition bei Erich und
Mathilde Ludendorff begann, und von dem diese schon einen großen Teil
vorweg genommen haben. Nur aus der Perspektive der alternativen
Öffentlichkeit wird man einen angemessenen Blickwinkel auf das Leben und
Werk von Erich und Mathilde Ludendorff gewinnen können.</span></p><p>
</p></div><p>
</p><div style="font-weight: normal;"><p>
<span style="font-style: normal;">2.</span></p><p>
</p></div><p>
</p><div style="font-weight: normal;"><p>
<span style="font-style: normal;">Einer der wesentlichsten Aspekte der Fortschrittlichkeit beider Denker besteht in <b>ihrer Naturwissenschafts-Nähe</b>,
besteht darin, von der Darwinschen Evolutionstheorie und der modernen
Physik auszugehen. Das findet sich ebenfalls sonst bei keinem
revolutionär-konservativen Autor, ja, in der Breite, in der es hier
vorliegt, stellt es sogar noch in der heutigen Universitäts-Philosophie
ein Desiderat dar. (Ludendorffs Bruder Hans z. B. war Astronom und
arbeitete zwei Jahrzehnte lang kollegial mit Albert Einstein zusammen.
Er war deshalb auch niemals ein Anhänger der pseudowissenschaftlichen
“Deutschen Physik”.)</span></p></div><p>
</p><div style="font-weight: normal;"><p>
</p><p>
<span style="font-style: normal;">Noch
heute gibt es fortlaufend Neuerkenntnisse in der Naturwissenschaft, die
nahtlos zu der philosophischen Weltdeutung Mathilde Ludendorffs zu passen scheinen,
wodurch eine gegenseitige Ergänzung und Befruchtung möglich wird. Es
seien nur stichwortartig genannt das Anthropische Prinzip oder
Erkenntnisse, die auf den Punkt gebracht werden in Buchtiteln und
-untertiteln wie “Naturgesetze steuern den Zufall” (M. Eigen),
“Inevitable Humans in a Lonley Universe” (Conway Morris), “Gotteswahn”
(R. Dawkins), “Deutschland schafft sich ab” (T. Sarrazin; genetische
Begabungs- und Neigungsunterschiede zwischen Völkern), “Der Abbau des
Menschlichen” (K. Lorenz), “Zorn und Zeit” (P. Sloterdijk), “Prinzip
Verantwortung” (Hans Jonas) und viele andere mehr.</span></p></div><p>
</p><div style="font-weight: normal;"><p>
</p><p>
<span style="font-style: normal;">Die Konfrontation der Geisteswelt Erich und Mathilde
Ludendorffs mit dem heutigen Wissensstand sehen wir als eine fruchtbare geistige Herausforderung an. Von dem Autor Hermin Leupold ist sie in umfassender Weise auf dem heutigen
Wissensenstand geleistet worden (1).</span></p></div><p>
</p><p>
<span style="font-style: normal;">Schon wer sich zum Beispiel einmal intensiver mit Biologie und
Soziobiologie auseinandergesetzt hat, wird bei dem Studium des Werkes
von Mathilde Ludendorff "Der Minne Genesung" (ursprünglich "Erotische
Wiedergeburt", 1919) überrascht sein, wie fortschrittlich - noch für
unsere Zeit - viele Gedanken darin sind. Bzw. wie konsequent darin
evolutionäres Denken, insbesondere auf dem Gebiet der
Sexualpsychologie, stattfindet. Man ist überrascht, in Mathilde
Ludendorff so etwas wie eine frühe Soziobiologin bzw. Evolutionäre
Psychologin zu entdecken. Und das gilt, wie bei weiterer Umschau in
ihren psychologisch-philosophischen Büchern zeigt, nicht nur für dieses
Buch, sondern zieht sich durch ihr ganzes Werk.</span></p><p><span style="font-style: normal;">Umgekehrt stellt
sich bei einer Lektüre der Trilogie von Kevin MacDonald über die
gruppenevolutionären Strategien von Judentum und Antisemitismus (1994,
1998) sehr bald heraus, daß zwischen seiner evolutionspsychologischen
Deutung dieser Phänomene und derjenigen Mathilde Ludendorffs eine große Zahl von Übereinstimmungen bestehen.</span></p><p>
<span style="font-style: normal;">Solche Erfahrungen wecken Interesse an der Biographie von Mathilde Ludendorff - und damit auch an derjenigen von Erich Ludendorff.</span></p><p>
<span style="font-style: normal;"></span>
<span style="font-style: normal;">3.</span></p><p>
<span style="font-style: normal;"></span>
<span style="font-style: normal;">Für die am fortschrittlichsten denkenden Menschen von heute ist alternativlos der <b>Evolutionäre Humanismus</b>
das Weltbild der Zukunft. Evolutionärer Humanismus schließt alle
Weltbilder aus, die nicht mit dem modernen naturwissenschaftlichen
Kenntnisstand zu vereinbaren sind. Er schließt deshalb zwangsläufig
nicht nur Religions- und Ideologiekritik mit ein, sondern spätestens
seit K.-H. Deschner und Colin Goldener, Robert Trivers, Richard Dawkins,
Noam Chomsky, Kevin MacDonald, James Watson auch Hintergrundpolitik-
und Lobbymächte-Kritik.</span></p></div>
<span style="font-style: normal;">
<div><p>
</p></div>
<div><p>
Viele
zeitgeschichtliche Erscheinungen des Zwanzigsten Jahrhunderts, nicht
zuletzt dann auch jene, die in der Kirchenaustrittsbewegung des Dritten
Reiches zwischen 1935 und 1939 kulminieren, werden nicht vollgültig
verständlich, wenn man nicht das Wirken und den Einfluß der
Ludendorff-Bewegung für diese Zeit mit berücksichtigt. Das Anliegen der
Studiengruppe ist es, hier zahlreiche Forschungslücken zu füllen, um zu
einem besseren Verständnis, bzw. zu einer vollständigeren Kenntnis der
deutschen Geschichte überhaupt beizutragen.</p>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgS6SCNpXwOpLLiHcKfcqEGZao4VKgURKLZPWWRR1FB4Dh0sQZ0-I376UZRdznY2Z3Bg59GoZ1ftMbJ2HW-7LoopVj-ImTfVNcr2VVNo31pKVV3q99mIK2xrll6efKh15jYz7iy21sYca0/s1600/Ludendorff-Adler+%25282%2529.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="167" data-original-width="227" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgS6SCNpXwOpLLiHcKfcqEGZao4VKgURKLZPWWRR1FB4Dh0sQZ0-I376UZRdznY2Z3Bg59GoZ1ftMbJ2HW-7LoopVj-ImTfVNcr2VVNo31pKVV3q99mIK2xrll6efKh15jYz7iy21sYca0/s1600/Ludendorff-Adler+%25282%2529.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Das Abzeichen der Ludendorff-Bewegung seit den 1930er Jahren: Ein auffliegender Adler, auch genannt "Deutschvolk-Adler", weil er ursprünglich Abzeichen war der 1933 verbotenen weltanschaulichen Vereinigung "Deutschvolk e.V."</td></tr>
</tbody></table><div style="font-weight: normal;"><p>
4.</p></div>
<div style="font-weight: normal;"><p>
</p></div>
<div style="font-weight: normal;"><p>
Was die Biographien Erich und Mathilde Ludendorffs betrifft, muß zwangsläufig immer wieder ihr <b>Verhältnis zum Nationalsozialismus und zum Dritten Reich</b> behandelt werden. Der Historiker Manfred Nebelin schreibt in einer Rezension zu einer diesbezüglichen Neuerscheinung <span style="font-size: small;">(</span><a href="http://www.faz.net/aktuell/politik/politische-buecher/benjamin-ziemann-gewalt-im-ersten-weltkrieg-bernhard-wien-weichensteller-und-totengraeber-sturmgewehr-schiesst-ludendorff-spriesst-13006391.html" style="font-size: 100%;">FAZ2014</a><span style="font-size: small;">):</span></p><p></p></div>
<div style="font-weight: normal;">
<span style="font-size: small;"></span></div>
<div style="font-weight: normal;"><p>
</p><p></p><blockquote><span style="font-style: normal;">"Leider bleibt es hier wieder bei spärlichen Hinweisen, etwa zur Rolle von Ludendorffs zweiter Ehefrau, der Nervenärztin und Religionsphilosophin Mathilde von Kemnitz ('die wirre Mathilde'). So lassen sich die ungeklärten Fragen nach dem Verhältnis Ludendorffs zu Hitler, der NS-Ideologie und dem 'Dritten Reich' nicht zufriedenstellend beantworten."</span></blockquote><p></p><p><span style="font-style: normal;">Zu diesen und zahlreichen anderen ungeklärten Fragen will die Studiengruppe im Rahmen ihrer Möglichkeiten Beiträge leisten. Eine der wichtigsten Antworten auf die soeben gestellten Fragen findet sich schon seit Jahrzehnten - und von der Wissenschaft fast gänzlich unbeachtet - in der Biographie über den Hitler-Gegner Ludwig Beck (Autor: Klaus-Jürgen Müller)</span><span style="font-style: normal;"><span style="font-style: normal;"><span style="font-style: normal;"><span style="font-size: small;">(<a href="http://studiengruppe.blogspot.com/2012/08/april-1935-erich-ludendorff-gefeiert.html">Stgr2012</a>)</span></span></span></span><span style="font-style: normal;">. An die Forschungsergebnisse dieser Biographie sollte künftig verstärkt angeknüpft werden in weiteren Forschungen und historischen Einordnungen. </span><span style="font-style: normal;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></p><p><span style="font-style: normal;"></span></p><p><span style="font-style: normal;"><i>Nachbemerkung:</i><span style="font-style: normal;">
D</span><span style="font-style: normal;">ieser Blog hat seit seiner Gründung, also zwischen 2010 und 2017, mit
dem Bemühen um Vollständigkeit alles zusammen getragen, was rund um
seine Thematik - vor allem über das Internet (aber auch sonst) - bekannt
geworden ist. Auf dieser Linie sollte weiter gearbeitet werden. Das
wird aber vom Bloginhaber selbst mit dem bisherigen Anspruch an
Vollständigkeit nicht mehr geleistet werden können. Aber es sollte doch
noch andere Menschen geben, die in ähnlicher Weise eine solche Aufgabe
für sich sehen. So schrieben wir am 18.12.2017, seither hat sich niemand
gemeldet, aber der Aufruf ist weiter aktuell - auch noch im Mai 2023.</span></span></p><p></p><div style="text-align: right;"><span style="font-size: small;">/ zuletzt durchgesehen: </span></div><div style="text-align: right;"><span style="font-size: small;">28.5.23 /</span></div><div style="text-align: justify;"><p><span style="font-size: small;">_________</span></p><ol><li>Leupold, Hermin (posthum): Philosophische Erkenntnis in ihrer Beziehung
zur Naturwissenschaft. Aufsätze zur geschichtlichen Entwicklung der
Erkenntnistheorie, zur Evolution des Weltalls und des Bewußtseins. Die
Deutsche Volkshochschule, 23845 Bühnsdorf, 2001</li></ol></div></div></div></span></div>Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-86871813162403348682017-11-12T22:00:00.001+01:002018-02-25T15:03:07.991+01:00"Diese völkischen Religionsdilettanten"<div style="text-align: justify;">
<b>Ein angesehener katholischer Schriftsteller im Februar 1932 über die "Religionsknetereien" der "arischen Christen" der NSDAP und die "Ehrlichkeit" des Hauses Ludendorff diesen gegenüber</b></div>
<div style="text-align: justify;">
<br></div>
<div style="text-align: justify;">
Die österreichische Hauptstadt Wien war und ist bis heute ein Zentrum des politischen Katholizismus. Dort kann man, fest und ruhig im "rechten Glauben" wurzelnd, seinen Blick gerne einmal schweifen lassen über die unruhigen Zeiten hinweg. So tat dies im Februar 1932 einer der führenden katholischen Publizisten seiner Zeit, der auch die Achtung politischer und weltanschaulicher Gegner genossen habe - wie mit einem gewissen Respekt vermerkt wird (<a href="https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Joseph_Eberle">Wien-Wiki</a>), nämlich Joseph Eberle (Pseudonym Edgar Mühlen) (1884-1947) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Eberle">Wiki</a>). Dieser war Schriftleiter der Zeitschrift <i>"Das Neue Reich - Christlichsoziale Wochenschrift für Kultur, Politik und Volkswirtschaft"</i>, eine Zeitschrift, die zwischen 1918 und 1938 in Wien erschienen ist, und die den größten Teil ihrer Leserschaft im katholischen Teil des Deutschen Reiches fand.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br></div>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhvDzdJut5SCsq0gsAbzcvQCHAGZuJ8SyQspDTglcB-H_kRGNTzgoEmiyGlJTnCMLVGrANHTc8Y0sffpnZBWLhY-grK4-Zt6ewKBOHnF82hU0J_-SEAkxwO6ma20d1con6cCYrKvtNQp2Q/s1600/ns_postkarte_wir_halten_die_kraefte_des_christentums.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="376" data-original-width="550" height="272" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhvDzdJut5SCsq0gsAbzcvQCHAGZuJ8SyQspDTglcB-H_kRGNTzgoEmiyGlJTnCMLVGrANHTc8Y0sffpnZBWLhY-grK4-Zt6ewKBOHnF82hU0J_-SEAkxwO6ma20d1con6cCYrKvtNQp2Q/s400/ns_postkarte_wir_halten_die_kraefte_des_christentums.jpg" width="400"></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Spruchkarte der NSDAP zum Wählerfang<br>
innerhalb eines damals in nicht geringen Teilen noch ziemlich am Christentum hängenden Volkes</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;"><br></div><div style="text-align: justify;">
Eberle war ein katholischer Antisemit, man darf dementsprechend auch annehmen: Freimaurer-Kritiker. Und er war konsequenter Unterstützer des Austrofaschismus. Und natürlich haben er und seine Zeitschrift sich - vom sicheren Hort des eigenen katholischen Glaubens aus - auch mit den religiösen Auseinandersetzungen ihrer Zeit beschäftigt. Eberle ist diesbezüglich gerade heraus, er scheint kein Intrigant gewesen zu sein, keiner, der mit doppeltem Boden argumentierte. Und er beobachtete - wie so viele Aufgewecktere - die starken zeitgeistigen Bewegungen weg vom Christentum, für die ja damals nicht nur die Sozialdemokraten und Kommunisten bekannt waren, sondern mehr noch im bürgerlichen Lager die völkische Bewegung. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br></div>
<h2 style="text-align: justify;">
"Entjudaisierung des Christentums" im Dritten Reich</h2>
<div style="text-align: justify;">
<br></div>
<div style="text-align: justify;">
Als Antisemiten waren die Nationalsozialisten von vornherein dazu veranlagt, auf die "jüdische" Bibel scheel zu blicken. Und aus diesen Gefühlslagen heraus entstanden die starken Bestrebungen zur "Entjudaisierung des Christentums" innerhalb der evangelischen Kirche von Seiten der "deutschen Christen" bis hin zu Adolf Hitler, seinem Reichsbischof Müller und bis hin zu Alfred Rosenberg (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Christen">Wiki</a>). Diese Bewegung wurde auch von Seiten des Ehepaares Ludendorff immer wieder mit kritischen Aufsätzen begleitet und charakterisiert (zusammen gestellt in: 1).</div>
<div style="text-align: justify;">
<br></div>
<div style="text-align: justify;">
Unter dem sonst offenbar nie in der Zeitschrift benutzten Pseudonym "Teutonicus" erschien in der genannten Wiener rechtskatholischen Zeitschrift im Februar 1932 ein Aufsatz, der sich auch mit den religionskritischen Stellungnahmen des Ehepaares Ludendorff beschäftigte. Er trug den keineswegs doppelbödigen oder irgendwie zynischen Titel <i>"Von Luther zu Ludendorff. Das Entweder-Oder der völkischen Religion"</i> (2). Im folgenden wird davon ausgegangen, daß dieser Aufsatz vom Schriftleiter Joseph Eberle selbst stammte. Uns scheint zunächst nichts gegen, aber einiges für diese Annahme zu sprechen. Der Verfasser, Joseph Eberle also vermutlich, hatte, wie der Aufsatz zeigt, das im Vorjahr erschienene Buch <i>"Erlösung von Jesu Christo"</i> von Mathilde Ludendorff gelesen. Und das Lesen dieses Buches - sowie das Lesen der Kritik dieses Buches durch Alfred Rosenberg - mag ihn veranlaßt haben, einen Aufsatz zu schreiben darüber, daß die völkischen Religionsbestrebungen innerhalb des Protestantismus voller Halbheiten wären und daß sie deshalb für ehrliche Menschen ein "Entweder-Oder" fordern würden, ein "Entweder-Oder", vor das zumindest Erich und Mathilde Ludendorff ihre Leserschaft klar stellen würden. Eberle schreibt über Erich Ludendorff:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<span style="color: #274e13;"><b>Man möge ihn bekämpfen, gut! Aber sein Werk ist danach angetan, ernst genommen zu werden. Was er und Mathilde Ludendorff zu der völkisch-religiösen Bewegung unserer Zeit zu sagen haben, ist zu schwerwiegend, um auf Dummejungenart damit fertig werden zu wollen. (...) Hier handelt es sich darum, daß bewiesen wird: eine völkisch-rassige Religion, und möge sich noch so viel vom Christentum an Anschauungen, Dogmen und Symbolen übernommen haben, kann nie und nimmer Christentum sein. (...) Wer sich der Logik Roms nicht beugen will, der muß sich dann als geistig gesunder und vor sich selbst ehrlicher Mensch der Ludendorffs unterwerfen.</b></span></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Alfred Rosenberg und die mit ihm sympathisierenden Kreise waren von den katholischen Kräften schon im Jahr 1923 als Hauptgegner erkannt worden. (So äußert sich jedenfalls Putzi Hanfstaengel in seinen Erinnerungen über dieses Jahr.) Auch der "Preuße" Erich Ludendorff war schon in jenem Jahr und in den Folgejahren noch viel mehr von den Kräften des politischen Katholizismus in Bayern und anderwärts als ihr bewußter Gegner ausgemacht worden und als solcher innerhalb und außerhalb der völkischen Bewegung scharf bekämpft worden. Schon Ende 1924 hatten Versprechungen der Kräfte des politischen Katholizismus an Adolf Hitler über den bayerischen Ministerpräsidenten Held eine Trennung Hitlers von Ludendorffs Kurs gegen den politischen Katholizismus bewirkt.<br>
<br>
Nach seiner Heirat mit Mathilde Ludendorff im Jahr 1926 und in Auseinandersetzung mit ihren philosophischen Werken hatte sich Erich Ludendorff dann entschiedener vom Christentum überhaupt abgewandt als die meisten völkischen Zeitgenossen seiner Zeit. 1929 hatte Ludendorff zusammen mit seiner Frau das Buch "Das Geheimnis der Jesuitenmacht und ihr Ende" heraus gebracht. Spätestens seit diesem Zeitpunkt scheint die völkische Bewegung in Deutschland von Seiten der Weltmacht Rom als die gefährlichste Gegnerin überhaupt ins Auge gefaßt worden zu sein. Karlheinz Weissmann, der "katholischste Protestant", den der Rechtskatholik Götz Kubitschek jedenfalls jemals in seinem Leben will kennen gelernt haben, erklärte in der Neubearbeitung des Buches "Konservative Revolution" von Armin Mohler, daß die völkische Bewegung ausgerechnet im Jahr 1929 ihre geistige Bedeutung verloren habe. Wie er ausgerechnet dieses Jahr 1929 ausgemacht hat, sagt er dabei nicht.<br>
<br>
Während jedenfalls die elitären katholischen Strippenzieher längst die Ludendorff-Bewegung als den Hauptfeind ihrer Bestrebungen erkannt hatten Anfang der 1930er Jahre, war ihnen auch klar geworden, daß diesem Hauptfeind gegenüber die Kreise rund um Alfred Rosenberg vergleichsweise harmlos waren und man mit ihnen noch "taktieren" konnte, auch um die gefährliche Ludendorff-Bewegung dabei so weit als möglich ins Abseits stellen zu können. Wenn möglich sogar durch die NSDAP selbst.<br>
<br>
Von solchen elitär-katholischen Strippenziehereien scheint dem Autor des hier behandelten Aufsatzes wenig bewußt gewesen zu sein. Er freut sich beim Lesen von Mathilde Ludendorffs Buch "Erlösung von Jesu Christo" und der oberflächlichen Kritik Rosenbergs an diesem Buch nur, daß der einflußreich gewordenen Bewegung rund um Rosenberg mit dem Haus Ludendorff ein Gegner entstanden ist, den er selbst als den konsequenteren, weil nicht in Halbheiten steckenden bleibenden erkennen kann. Er sagt: Wenn schon nicht christlich, dann richtig nicht christlich. Er freut sich über Ehrlichkeit und Geradlinigkeit. Ein womöglich eher seltenes Geschehen in der damaligen katholischen Publizistik.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj-5vvFs50oEqQBMBllTE0yQXNAYRTStn1An3dRvPB5f-MeRD-tdARO_wmqj1pzhvLc56BwUgxdG0EDydLqA0gXY-_fCsYRaEIh8BhPOwIbq4sRbEA7MzmVT30EY_ZYsKDrcJgpde8ZCbk/s1600/stuermer_juden_kirche_gottesvolk_teufelsvolk.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="542" data-original-width="489" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj-5vvFs50oEqQBMBllTE0yQXNAYRTStn1An3dRvPB5f-MeRD-tdARO_wmqj1pzhvLc56BwUgxdG0EDydLqA0gXY-_fCsYRaEIh8BhPOwIbq4sRbEA7MzmVT30EY_ZYsKDrcJgpde8ZCbk/s640/stuermer_juden_kirche_gottesvolk_teufelsvolk.jpg" width="576"></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Ein Zeugnis für den Zeitgeist: Arischer Jesus - Karikatur im "Stürmer"</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br></div>
<h2 style="text-align: justify;">
"Die Ehrlichkeit, zum Christentum ein glattes Nein zu sagen" </h2>
<div style="text-align: justify;">
<br></div>
<div style="text-align: justify;">
Eberle führt aus, daß alles "arische", "heldische" Christentum mit seinem "arischen", "heldischen" Jesus", um das sich in jenen Zeiten viele Nationalsozialisten und nationalsozialistische Pfarrer und - wie wir heute angesichts von Hitlers Bibliothek erahnen können - wohl auch Adolf Hitler selbst bemühten, unmöglichste, konfuseste "Halbheiten" seien:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<span style="color: #274e13;"><b>Wir jedenfalls gestatten uns, demgegenüber die völkische Logik allein bei den Ludendorffs zu finden, die mit einer Klarheit, die wirklich nichts zu wünschen übrig läßt, im Gegensatz zu diesen völkischen Religionsdilettanten die völlige Einheit des alt- und neutestamentlichen Gottesbegriffs beweisen.</b></span></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Als Beleg bringt er in einer Anmerkung an dieser Stelle:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<b><span style="color: #274e13;">Mathilde Ludendorff. Erlösung von Jesu Christo. München 1931. Seite 131 und öfter.</span></b></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Die genannten "Religionsdilettanten" wollten ja damals ein angeblich "arisches", "heldisches" Geistesgut innerhalb der Bibel von dem übrigen jüdischen Geistesgut der Bibel
aussondern, jeder wieder auf andere Weise, wozu eben gerne auch
unterschiedliche Gottesbegriffe im Alten und Neuen Testament unterstellt
wurden. Und Eberle ist nun froh, angesichts all dieses Halben und Konfusen in Mathilde Ludendorff jemanden gefunden zu haben, die wenigstens bei solchen Halbheiten nicht mitmachte. Er schreibt weiter - gegen Alfred Rosenbergs damalige Kritik an Mathilde Ludendorff:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<b><span style="color: #274e13;">Vollends sonderbar berührt es, wenn völkische Kritiker Mathilde Ludendorff, der Heidin, vorwerfen (...), sie schreibe ohne jede Berücksichtigung der protestantischen Bibelkritik.</span></b></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Bekanntlich war für Rosenberg diese Bibelkritik die Grundlage, mit deren Hilfe er "wissenschaftlich" "aussortieren" wollte, was von den Bibelinhalten weiterhin als gültig anzusehen sei und was nicht. Solchen "Religionsknetereien" als welche Rosenbergs Hoffnungen und Erwartungen ganz richtig charakterisiert werden, schreibt Eberle ins Stammbuch:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<b><span style="color: #274e13;">Ludendorff jedoch erklärt mit einer Entschiedenheit und Überzeugtheit, die jedem Katholiken Ehre machen würde, die Einheit und Geschlossenheit des von der Kirche gelehrten Christentums, Mathilde Ludendorff weiß, daß die Schrift, so wie sie uns vorliegt und so wie die Kirche sie lehrt, das Christentum bedeutet. (...) Schon zu Anfang ihres Buches stellt sie den Grundsatz auf: <i>"Da jedes Wort der Evangelisten als Wort Gottes den Völkern gelehrt wird und Vorbild für sie ist, so ist bei solcher Betrachtung jedes Wort der vier Evangelien gleich wichtig. Es müssen alle Worte beachtet werden. Keine kritische Behandlung des Christentums hat diese Grundforderung erfüllt und deshalb hat keine wirklich überzeugt."</i> (Erlösung, S. 9)</span></b></div>
</blockquote>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiG_L-T30NdXllK9uOP889vcdcMhso8D38eft4N69dV8UpKUIOtXbt0FuE8cw2ZYcHzPCHV1sUgWLHLE8iomPkqYCosDCyd_CEjxk8TgIVoBazp3-QRj4Fy-tYrVH43a0ymJ85FKdi9XJ8/s1600/20171112_181152.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1200" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiG_L-T30NdXllK9uOP889vcdcMhso8D38eft4N69dV8UpKUIOtXbt0FuE8cw2ZYcHzPCHV1sUgWLHLE8iomPkqYCosDCyd_CEjxk8TgIVoBazp3-QRj4Fy-tYrVH43a0ymJ85FKdi9XJ8/s640/20171112_181152.jpg" width="480"></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 3: "Von Luther zu Ludendorff - Das Entweder-Oder der völkischen Religion" Sonderdruck aus "Das Neue Reich", 6., 13. und 20. Februar 1932</td></tr>
</tbody></table>
<br>
<h2>
"Das finstere Lachen des Heiden Ludendorff" </h2>
<br>
<div style="text-align: justify;">
Natürlich behandelt Eberle hier nicht, daß Mathilde Ludendorff zum "historischen" Wahrheitsgehalt des Inhalts der Bibel sowieso noch einen viel radikaleren Ansatz hat als die traditionelle protestantische Bibelkritik. Sie unterstellt ja (was zwischenzeitlich auch zahlreiche andere Autoren getan haben), daß ein großer Teil der biblischen Jesus-Geschichte ursprünglich Buddha-Geschichten aus Indien gewesen wären, die von Juden in Alexandrien zu jüdischen Jesus-Geschichten umgeschrieben worden seien. Und er behandelt hier nicht, daß Mathilde Ludendorff als Religionspsychologin und -philosophin die <i>Wirkung</i> der Bibelinhalte wichtig ist. Weil unabhängig von ihrem historischen Wahrheitsgehalt Menschen an diese Inhalte glauben, zumal buchstabengläubige. Und Eberle freut sich nun, daß Mathilde Ludendorff aus dieser Absicht ihres Buches her das Neue Testament als Ganzes nimmt und alle Teile gleichwertig behandelt. Er schreibt dann wieder zur politischen Ebene zurückkehrend:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<span style="color: #274e13;"><b>Adolf Hitlers Halbheit, für ihn selbst so folgenschwer, liegt darin: ein völkischer, ein Rassestaat im Sinne der Nationalsozialisten ist als christliche Schöpfung, ja selbst als rein politische Schöpfung nur unter Duldung seitens des Christentums ein Unding.</b></span></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Mit diesem Satz steht er völlig auf dem Standpunkt von Erich und Mathilde Ludendorff. Die elitären katholischen Strippenzieher, denen an dieser katholischen Duldung und Befürwortung des gerade entstehenden Dritten Reiches alles lag zu jenem Zeitpunkt, werden über solche Sätze entweder die Stirn gerunzelt oder gelächelt haben. Eberle weiter über den Christen und Katholiken Hitler: </div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<span style="color: #274e13;"><b>Er ist nicht tief genug in den Geist des Christentums eingedrungen, um zu erkennen: dies Christentum ist ein Ganzes, bei ihm gibt es, seiner Natur nach, keine Privatsache, im Christentum ist der ganze Mensch, also auch der politische Mensch der Religion Gehorsam schuldig.</b></span></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Und auch das ist ein Gedanke, den das Ehepaar Ludendorff wieder und wieder betont hat. Denn er enthält eine Fülle von Implikationen für den gesamten politischen und kulturellen Bereich, im Grunde für jeden Lebensbereich einer Gesellschaft. Diesen Gedanken erläutert denn Eberle noch weitergehend. Eberle führt dann Zeugnisse für all die Halbheiten der völkisch-christlichen "Religionskneter" an, die er offenbar bei Mathilde Ludendorff behandelt und in ihrem feierlichen Bombast schon als lächerlich kritisiert gefunden hat. Und auch er nennt sie <i>"Schäferspiel mit geliehenen Masken und Fähnchen"</i>, nennt sie <i>"Alfanzereien"</i> und fährt dann nach dem Anführen solchen bombastischen Getöses und solcher arisch-christlicher Glaubensbekenntnisse fort:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<b><span style="color: #274e13;">"Mehr kann man nicht verlagen!" sagt Mathilde Ludendorff bissig dazu, aber ich wüßte außer den Ludendorffs niemanden zu nennen - ich spreche hier von den Völkischen -, der die gerade Ehrlichkeit aufgebracht hätte, zu dem Christentum ein glattes Nein zu sagen.</span></b></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Und Eberle kennt - wie Mathilde Ludendorff - die psychologischen Ursachen für all die Halbheiten. Er wird quasi zum katholischen "Rosenberg"- und "Hitler-Versteher", wenn er schreibt:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<b><span style="color: #274e13;">Denn es gehört schon eine große Kraft, viel Überwindung dazu, mit liebgewordenen Anschauungen auf einmal ganz zu brechen. Die schönen Erinnerungen aus der gläubigen Jugendzeit sozusagen aus dem Gedächtnis zu streichen und mit umgekehrten Zeichen zu werten. Da ist es freilich viel bequemer, einfach zu sagen: früher haben wir das nur falsch verstanden und jetzt sind wir "im wahren Christentum".</span></b> </div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Eberle schreibt ganz auf konsequent-katholischer Linie:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<span style="color: #274e13;"><b>Alle diese völkischen Christen vergessen, daß die christlichen Gebote, z. B. das der Feindesliebe, der Demut, der Missionierung des Erdkreises ("Gehet hin und lehret alle Völker") sich immer irgendwie geschichtlich-politisch, nicht nur rein religiös auswirken müssen. Mögen sie es sich, wenn nicht von einem Katholiken, so von Ludendorff, dem Antichristen, sagen lassen, daß das Christentum überpersönlich ist, also nicht und nie danach fragt, was dem einzelnen an der Lehre gefällt und was nicht; und noch etwas, was für die Völkischen wohl das Wesentlichste ist: nämlich daß selbst jedes Überbleibsel des Christentums, das man in die völkische Rassegemeinschaft übernimmt, sich früher oder später gegen den Rassestaat auswirken muß und ihm noch vor seinem endgültigen Gestaltwerden zu Fall bringen wird.</b></span></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Daß sich solche Gedanken innerhalb Deutschlands ausbreiten könnten, daß war damals die große Sorge der elitär-katholischen Kreise. Und mit dieser Sorge sollten sie ja spätestens ab 1935 nur allzu deutlich recht behalten. Eberle führt dann zahlreiche Halbheiten insbesondere des damaligen "Geistchristentums" des Nationalsozialisten Artur Dinter (1876-1948) in diesem Sinne an und sagt dazu:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Mit diesem halben Christentum läßt sich weder eine "artgemäße Religion", noch "die Aufrichtung eines dritten Reiches, eines völkischen Großdeutschland" erreichen.</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Und abschließend sagt er zu dieser Clownerie:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Klatscht Beifall, Freunde, die Komödie ist zu Ende. Und durch den öden Raum hallt nur noch das finstere Lachen des Heiden Ludendorff.</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Dieser ganze Artikel ist womöglich ein eher ungewöhnliches Zeitzeugnis und ihm wurde deshalb hier ein ganzer eigener Beitrag gewidmet.<br>
<br>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgREi5TMJX_OdIZnnpcLpBBNIvwS4ClpzaydbDuVvk1P2o7A_NWj40bhDXRd2Ax8GpPQkRo2Or7KkqFl4aMp3x94phXPPpot15hPDmi7z8TCcMjoxRsZgTk7NnIu4x_dcyWzYjLsjzlTqs/s1600/20171112_181207.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1200" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgREi5TMJX_OdIZnnpcLpBBNIvwS4ClpzaydbDuVvk1P2o7A_NWj40bhDXRd2Ax8GpPQkRo2Or7KkqFl4aMp3x94phXPPpot15hPDmi7z8TCcMjoxRsZgTk7NnIu4x_dcyWzYjLsjzlTqs/s320/20171112_181207.jpg" width="240"></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 4: Sonderdruck "Von Luther zu Ludendorff", Februar 1932, Seite 2 </td></tr>
</tbody></table>
<br>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiG6MrbaOJrZo3C54KdAi2LgsboIY2oyEXtZuV-Wi7ZW-XsCJ4rOIot2hh-z0wSyY0ZIYar5DNblPujquOcQzeLFq911so-JdPuay3-v5Nuu8tUd8EzByLn19morrg3rBLPvIQlCnquIl4/s1600/20171112_181214.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1200" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiG6MrbaOJrZo3C54KdAi2LgsboIY2oyEXtZuV-Wi7ZW-XsCJ4rOIot2hh-z0wSyY0ZIYar5DNblPujquOcQzeLFq911so-JdPuay3-v5Nuu8tUd8EzByLn19morrg3rBLPvIQlCnquIl4/s320/20171112_181214.jpg" width="240"></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 5: Sonderdruck "Von Luther zu Ludendorff", Februar 1932, Seite 3</td></tr>
</tbody></table>
<br>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgFkqtGGToAWe3OtZeS7_IbnNuF6wPktSjd1yLVum_L-ZXl0_omQTW6UYn4TbWIMpSTY096_alGZtL1nrn8k82GI1AOgz1DI65Jq2gYGa3e3r2aPlhVEK05od9sgXJEMFL66AjA1TfasOs/s1600/20171112_181229.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1200" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgFkqtGGToAWe3OtZeS7_IbnNuF6wPktSjd1yLVum_L-ZXl0_omQTW6UYn4TbWIMpSTY096_alGZtL1nrn8k82GI1AOgz1DI65Jq2gYGa3e3r2aPlhVEK05od9sgXJEMFL66AjA1TfasOs/s320/20171112_181229.jpg" width="240"></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 6: Sonderdruck "Von Luther zu Ludendorff", Februar 1932, Seite 4</td></tr>
</tbody></table>
Aber in vielem erinnert er natürlich auch an die Predigten des Münchner Kardinals Faulhaber, die ein Jahr später unter dem Titel <i>"Judentum, Christentum, Germanentum"</i> erschienen. Kardinal Faulhaber war ein Befürworter der Teilnahme Deutschlands am Spanischen Bürgerkrieg, das der Durchsetzung des klerikal-faschistischen Franco-Regimes diente (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_von_Faulhaber">Wiki</a>):</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Im November 1936 sprach Faulhaber in einer Predigt über die Bereitschaft zum Leiden und heroischen Taten, die die christliche Weltanschauung fordere. Als Beispiele nannte er den von NS- und anderen rechten Kreisen zum Märtyrer erhobenen Albert Leo Schlageter, auf dessen katholische Konfession er sich bezog, und die „Helden“ des Alcázar im spanischen Bürgerkrieg.</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Bei ihm haben wir es also schon wieder mit einem Taktierer erster Sorte zu tun. Da ist nichts mehr ehrlich. Er läßt von verdächtigen Neuheiden katholische Kriege, bzw. Kriege im katholischen Interesse führen und fordert von ihnen <i>"Leiden und heroische Taten"</i>. Da ist man wieder im tiefsten Sumpf angelangt, den man mit dem Aufsatz des "Teutonicus" einmal für eine kurze Weile hatte verlassen können.</div>
<br>
<br>
<div style="text-align: right;">
/In Teilen überarbeitet: 25.12.2017/</div>
<div style="text-align: justify;">
<br></div>
<div style="text-align: justify;">
________________________________________________________</div>
<ol style="text-align: justify;">
<li>Ludendorff, Erich und Mathilde: Die machtvolle Religiosität des deutschen Volkes vor 1945. Dokumente zur deutschen Religions- und Geistesgeschichte 1933 - 1945. Zusammengestellt und erläutert von Erich Meinecke. Freiland-Verlag, Viöl 2004</li>
<li>Teutonicus (Pseud.): Von Luther zu Ludendorff. Das Entweder-Oder der
völkischen Religion. In: Das Neue Reich. Jg. 14, 6., 13. und 20. Februar
1932, Folgen 19-21, S. 359-60, 379-80 und 401-02 </li>
<li>Bading, Ingo: Ludendorff regt die Veröffentlichung der Schrift "Protestantische Rompilger" an Tagebuch-Einträge von Alfred Rosenberg zwischen den Jahren 1936 bis 1938. Auf: Studiengruppe Naturalismus, 19. September 2015, http://studiengruppe.blogspot.de/2015/09/ludendorff-regt-die-veroffentlichung.html</li>
</ol>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-49232891075450387092017-11-08T09:57:00.012+01:002021-09-01T11:47:43.348+02:00Erich Ludendorff im Jahr 1919<div style="text-align: justify;"><div>
Für jedes einzelne Jahr von 1914 bis 1918 ist hier auf dem Blog schon eine chronologische - und möglichst vollständige - Zusammenstellung von Fotografien von Erich Ludendorff (1865-1937) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Ludendorff">Wiki</a>) gegeben worden. Diese Reihe findet mit dem vorliegenden Beitrag ihre Fortsetzung für das Jahr 1919. Nach und nach sollen dabei auch Inhalte aus dem Leben Erich Ludendorffs im Jahr 1919 eingearbeitet werden. Es soll dabei nicht im Vordergrund stehen, wie bedeutungsvoll diese Lebensinhalte jeweils waren. Es steht vielmehr das Kriterium der Vollständigkeit im Vordergrund. </div><div><h2>Ludendorff auf Gut Hässleholmsgården in Schweden (27. November 1918 bis 23. Februar 1919) </h2></div><br /><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj4ovWS1CKnOfhlWr3KFHmde5oOweejt464vZKYZ-9-ghfYvrMJgWbc071Xs0FiSWYdb7DpostVYFz4hKUonMzdVLuilzqCb8GjMlxQ3_Spvxxwplhj3huUMmkYI6fdL1pyX4BJ8MrL1rs/s1600/1918-12+Ludendorff+mit+Frau+in+Schweden.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj4ovWS1CKnOfhlWr3KFHmde5oOweejt464vZKYZ-9-ghfYvrMJgWbc071Xs0FiSWYdb7DpostVYFz4hKUonMzdVLuilzqCb8GjMlxQ3_Spvxxwplhj3huUMmkYI6fdL1pyX4BJ8MrL1rs/s640/1918-12+Ludendorff+mit+Frau+in+Schweden.jpg" width="444" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Margarethe und Erich Ludendorff, Weihnachten 1918 in Schweden (aus: 16, S. 361)</td></tr></tbody></table><p></p><p>Seit dem 27. November 1918 weilte Erich Ludendorff auf dem Gut Hässleholmsgården (<a href="https://sv.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4ssleholmsg%C3%A5rden">Wiki</a>)
im mittleren Schweden, hundert Kilometer nördlich von Malmö (und damit
von Kopenhagen) (s. <a href="https://goo.gl/maps/zz6mF4fvB2VBephY9">G-Maps</a>). Er wohnte dort - offenbar auf Vermittlung der finnischen Regierung und auf ihre Kosten unter falschem Namen. Die finnische Botschaft in Berlin hatte zuvor bei dem Besitzer des Gutes, dem Dressurreiter und Rittmeister der schwedischen Armee, Ragnar Olson
(1880-1955) (<a href="https://sv.wikipedia.org/wiki/Ragnar_Olson">Wiki</a>, <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Ragnar_Olson">engl</a>), kurzfristig angefragt, ob die Unterbringung eines hochrangigen deutschen Generals bei ihm möglich sei.</p><p></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi8o4zWmAd5noicg0obP4oTEQIyxuPtwxgYOiDPaVPAC_yk1SBaM5peA9IhbpjdviKS9GT_Ehyf1ule7R6rjztCGb2ijsI5I2xB51JiPSm9LA4BZPhyphenhyphenuTC4Ot-_xTAnx1cEVPDWxv2IajI/s450/DSC03370.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="450" data-original-width="326" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi8o4zWmAd5noicg0obP4oTEQIyxuPtwxgYOiDPaVPAC_yk1SBaM5peA9IhbpjdviKS9GT_Ehyf1ule7R6rjztCGb2ijsI5I2xB51JiPSm9LA4BZPhyphenhyphenuTC4Ot-_xTAnx1cEVPDWxv2IajI/w464-h640/DSC03370.JPG" width="464" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Ludendorff und das Ehepaar Olson auf Gut Hässleholmsgården</td></tr></tbody></table><p></p><p>Ludendorff
schrieb dort - in größter Zurückgezogenheit - seine Kriegserinnerungen.
Olson selbst hatte zuvor Jahre lang in Berlin gelebt und das Gut erst 1917 käuflich erworben. Zehn Jahre später, 1928,
sollte er als Turnierreiter an den Olympischen Sommerspielen in
Amsterdam teilnehmen und dort Bronze im Dressurreiten und Silber im
Dressur-Mannschaftswettbewerb gewinnen. 1930 sollte das Gut
Hässleholmsgården erneut seinen Besitzer wechseln (<a href="https://sv.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4ssleholmsg%C3%A5rden">Wiki</a>).
Auf dem schwedischen Wikipedia steht, daß sich Olson in Schweden einen
schlechten Ruf erworben habe ("beryktad") dadurch, daß er Ludendorff als
Gast beherbergt hatte (<a href="https://sv.wikipedia.org/wiki/Ragnar_Olson">Wiki</a>).</p><h4>Ein Revolver im Dorfmuseum Bjärnum in Schweden <br /></h4><p>Ein Revolver im Museum des Dorfes Bjärnum, 15 Kilometer nördlich von Gut Hässleholmsgården, gab dem schwedischen Blogger <span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><span>Jan Elundius </span></span>Anlaß, sich ausführlicher mit dem Aufenthalt Ludendorffs in Schweden zu beschäftigen, vor allem auch anhand schwedischsprachiger zeitgenössischer Quellen und Literatur. Denn sein vormaliger Besitzer war Kommunist und sehnte 1918 auch für Schweden die kommunistische Revolution herbei. Und als bekannt wurde, daß Ludendorff in Schweden weilte, gab es unter den Sozialisten und Kommunisten in Schweden viel Unmut über diesen Umstand, es wurde öffentlich mit Gewalt gegenüber Ludendorff und seinem Gastgeber gedroht. In einer ausführlicheren Darstellung dazu wird über Olson berichtet (17):</p></div><div style="text-align: justify;"></div><blockquote><div style="text-align: justify;"><span style="color: #274e13;"><b>... Er spannte sein Pferd Maharaja vor seinen eleganten Einspänner und fuhr zum Bahnhof Hässleholm. Er wollte im Hafen von Malmö einen unbekannten Gast in Empfang nehmen. Ragnar Olson, geboren in 1880 Krstianstad, war ein bekannter Dressurreiter, der mehrere deutsche Meisterschaften gewonnen hatte. Bis 1917 hatte er zusammen mit seiner Frau Mia, geborene Kockum, die aus einer wohlhabenden Schiffs-Besitzer-Familie stammte, in Berlin gelebt. Am Ende des Jahres kaufte Olson Hässleholmsgården, ein Gut kurz vor der erst vor wenigen Jahren begründeten Stadt. Der konservativ eingestellte Rittmeister hatte sich nicht länger sicher in Berlin gefühlt, er nahm an, daß der Krieg bald verloren gehen würde. Er fürchtete, daß die Sozialisten eine blutige Revolution planten.</b></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="color: #274e13;"><b>Am 21. November 1919 hatte Olson ein Telegram der finnischen Botschaft in Berlin erhalten, das mit wenigen Worten fragte: "Können Sie sehr kurzfristig einen hochrangigen deutschen Offizier auf ihrem Gut als Gast empfangen?" Natürlich würde die finnische Botschaft alle Kosten für den Aufenthalt des Gastes übernehmen. ... Die aufgeregte Mia fürchtete schon, der unbekannte Gast könnte der Kaiser selbst sein. ....</b></span><br /></div><div style="text-align: justify;">Ragnar Ohlson yoked his horse Maharaja to his elegant dogcart and drove down to Hässleholm´s railway station. In Malmö harbour he was going to receive an unknown guest. Ragnar Ohlsson, born in Kristianstad in 1880, was a well-known dressage rider who had won several German championships. Until 1917, he had together with his wife Mia née Kockum, born from a wealthy shipyard owning family, lived in Berlin. Later the same year Ohlson bought Hässleholmsgården, an estate just outside the recently founded town. The conservative lieutenant had no longer felt safe in Berlin, assuming that the war soon would be lost and fearing that the socialists planned a bloody revolution.</div><div style="text-align: justify;">On the 21st November 1919 Ohlson received a telegram from the Finnish Embassy in Berlin, which briefly asked: "Can you with short notice receive a high-ranked German officer as guest at your estate? Of course, the Finnish Embassy would cover all costs for the guest's stay. Without a doubt, Ragnar Ohlson responded that he would be most pleased to serve, but when he enquired who the guest might be, the Embassy responded that his identity was far too confidential to be communicated over telephone, or telegraph. The upset Mia Ohlson wondered frightfully if it the unknown gust could not be the Kaiser himself. The Swedish press had revealed that Wilhelm II had left Germany on the tenth of November and probably was in the Netherlands. Since the Finnish Embassy in Berlin was so reluctant to convey who the high-ranking guest could be it was quite possible that it could be the deposed and fleeing German emperor. Ragnar Ohlsson shook his head in disbelief, but he was uncertain. In the afternoon of November 27th, 1918, Lieutenant Ohlsson did in Malmö harbour welcome his mysterious guest whom he, in spite of the dark blue glasses and a shaved-away moustache, immediately recognized. The German guest had provided the Swedish authorities with a Finnish diplomatic passport, which declared: The Finnish delegation in Berlin requests all concerned parties to allow the Finnish citizen and member of the Finnish Foreign Affairs Council, Ernst Lindström, to unrestrictedly obtain free passage and in case of need be provided with protection and assistance. However, it was not an alleged Ernst Lindström who arrived on Swedish soil. It was no less person than General Erich Ludendorff, who until a month ago in reality had been supreme commander of the German army, as well as sovereign dictator of the German Empire, dominating both the Kaiser and the actual Commander-in-Chief, Hindenburg. </div></blockquote><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><p>Am 27. November 1918 kam Ludendorff - von Kopenhagen aus - im Hafen von Malmö an. Er wurde von Olson dann von dort per Zug und Einspänner nach Hässleholmsgården begleitet. </p><p></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEggMVrnh9QUNWV26ZulawVFm8xa2RC7h9BLHIZ266PZucKVd7HF4sRzp7cuKDJNderbynjeP6jHcnZiAkskAiz7lQNhMOXxZ-z7ouU6QzNC24yRiJQYf6gvLe0IoY_ouSzZ7pPJsymEGf8/s236/Hesleholmgard.bmp" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="236" data-original-width="178" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEggMVrnh9QUNWV26ZulawVFm8xa2RC7h9BLHIZ266PZucKVd7HF4sRzp7cuKDJNderbynjeP6jHcnZiAkskAiz7lQNhMOXxZ-z7ouU6QzNC24yRiJQYf6gvLe0IoY_ouSzZ7pPJsymEGf8/w302-h400/Hesleholmgard.bmp" width="302" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 3: Ludendorff auf Gut Hässleholmsgården</td></tr></tbody></table><p></p><p>Und weiter (17):</p></div><div style="text-align: justify;"></div><blockquote><div style="text-align: justify;">... Er begann einen Tag nach seiner Ankuft mit dem Schreiben seiner Kriegserinnerungen, deren Umfang zum Schluß 827 Seiten ausmachten ohne alle Notizen aber mit einem großen Atlas vor sich auf dem Schreibtisch im Kinderzimmer der sechsjährigen Marit ... <br /></div><div style="text-align: justify;">... his 827 sided Meine Kreigserinnerung 1914-1918, which he began writing the day after his arrival at Hässleholmsgården by the desk in the room of Ohlson's six-year-old Marit, without any help of notes, but with a large atlas in front of him. The Ohlson couple asked their guest work if he did not want to work undisturbed by their little daughter, but uncle Lindström, who was known to be fond of children, answered that a man like him, who was used to work with a war waging around him, liked to have a loveable little girl playing in the room. According to him, sensing the vicinity of a child had a calming effect on his nerves.</div></blockquote><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><p>Und (17):</p></div><div style="text-align: justify;"></div><blockquote><div style="text-align: justify;">... Ludendorff stand um 9 Uhr auf, machte einen einstündigen Spaziergang in der winterlichen Landschaft, meistens allein, manchmal in Begleitung von Rittmeister Olson. Dann setzte er sich an den Schreibtisch und schrieb, während das Mittagessen und Abendessen zu ihm auf das Zimmer gebracht wurden. Um sieben Uhr abends kam der General dann nach unten in den Salon, wo er am Kamin dem aufmerksam zuhörenden Ehepaar Olson aus dem vorlas, was er während des Tages nieder geschrieben hatte.<br /></div><div style="text-align: justify;">At Hässleholmsgården, Ludendorff rose at nine o'clock, ventured on an invigorating one-hour stroll through the wintry landscape, usually alone, but sometimes in the company of Lieutenant Ohlson. Then he sat down by the desk in Marit's room and wrote intensively, while lunch and dinner were brought up to him. At seven o'clock the general came down to the parlour where he by the fire place, to the attentively listening Ohlson spouses, read aloud what he had written during the day. </div></blockquote><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><p>Am 23. Januar fragte Ludendorff bei Sven Hedin an, ob er zu einem Besuch nach Hässleholmsgården kommen könne. Hedin kam zwei Tage später und Ludendorff las ihm aus den Kriegserinnerungen vor. Hedin riet ihm, nicht zu offene Worte zu schreiben darüber, daß Hindenburg an den militärischen Leistungen der Kriegsführung keinerlei Anteil hatte (17):</p><div></div><blockquote><div>Am frühen Morgen des 23. Februar war es sehr kalt, der Boden war so trocken, daß Rittmeister Olsen entschied, Ludendorff mit dem Einspänner zum Bahnhof nach Sösdala zu bringen.<br /></div><div>Early in the morning of February 23rd it was very cold, but the ground was dry so Lieutenant Ohlson decided to bring Ludendorff with the dogcart down to the train station in Sösdala.</div></blockquote><p>Das lag zwanzig Kilometer südlich von Hässleholmsgården und bot größere Gewähr dafür, daß Ludendorff nicht noch auf dem Bahnhof von unmutigen Kommunisten bedroht werden könnte. </p><p>Ludendorff kehrte in das von der Revolution erschütterte Deutschland zurück. Einige Fotografien von seinem Aufenthalt in Schweden sind überliefert (Abb. 1 bis 3). Zu den weiteren Wohn- und Lebensorten Ludendorffs in diesem Jahr sind schon andere Artikel hier auf dem Blog erschienen (<a href="https://studiengruppe.blogspot.com/2012/01/ludendorff-in-berlin-in-den-jahren-1919.html">Stg Nat 2012</a>). <br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgSih2wFVYimtKyWGPGs7WHXOdkhr7uC__wmEjPpCa0qo45CX6RYsByLjUyHZ0CpNXlTSKM2rX1gxz_YDGyRLfhWvtLT-7P1GEaVnrecOKqfLewX_P3Ho940UuQzrrOmyHS9KRH1aWKQ7U/s1600/Ludendorff+in+der+Viktoriastr.+a.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="448" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgSih2wFVYimtKyWGPGs7WHXOdkhr7uC__wmEjPpCa0qo45CX6RYsByLjUyHZ0CpNXlTSKM2rX1gxz_YDGyRLfhWvtLT-7P1GEaVnrecOKqfLewX_P3Ho940UuQzrrOmyHS9KRH1aWKQ7U/s640/Ludendorff+in+der+Viktoriastr.+a.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 5: Das Arbeitszimmer Ludendorffs in der Viktoriastraße in Berlin 1919/20 (aus: Lebenserinner., S. 65)</td></tr>
</tbody></table><p></p><p>Die meisten Fotografien Erich Ludendorffs aus dem Jahr 1919 stammen dann aber schließlich aus dem November 1919. Sie sind entstanden im Umfeld der aufsehenerregenden Aussagen Hindenburgs und Ludendorffs vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß des Reichstages im 18. November 1919. Obwohl dieser Umstand einigermaßen sicher sein dürfte, können derzeit dennoch die meisten der hier dokumentierten Fotografien noch kaum sicher nach Tag und Ort zugeordnet werden.</p><p>Aber bevor wir auf diese Fotografien zu sprechen kommen, sei hier noch ein Thema behandelt, das selbst guten Kennern der Biographie von Erich Ludendorff kaum bekannt sein wird. <br /></p>
<h2>
Ludendorff als Ehrengast im Freundeskreis rund um den Berliner "Kladderadatsch" (1919)</h2>
<p>
Nirgendwo in seinen Lebenserinnerungen berichtet Erich Ludendorff, daß er
schon in seiner Zeit als Leutnant im Seebataillon 1887 bis 1890 -
vermutlich in Kiel - den Verleger der Berliner politisch-satirischen
Wochenzeitschrift "Kladderatsch" (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Kladderadatsch">Wiki</a>)
kennengelernt hatte. Es war dies ein Rudolf Hofmann. Und gleich nach seiner
Rückkehr aus Schweden im Frühsommer 1919 bewegte er sich eine Zeit lang im Umkreis dieses Verlegers. Vermutlich war ihm dieser Personenkreis nicht bedeutend genug, um ihn in seinen Lebenserinnerungen zu erwähnen. Dieser Personenkreis ist aber durchaus bezeichnend für jenes Umfeld, in dem sich Ludendorff damals bewegte in einem Lebensabschnitt, den er mit den Worten "auf nationalen Wegen" kennzeichnete.</p>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi0wscXFr0U__MukgeeMHPOxPMclC8nOS2xmCwQOEM_TxgFYZeYDkOJWFVet2VGFR1mhUkPkFUgcs4vzMcshe_SXhyQ_Lprq27ZBLvcb3-dbHYpLKocOQyh4Ik1q2wmNJttX1Wg6I_Fc8E/s1600/1919+Hindenburg+Viktoriastr..jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="517" data-original-width="680" height="486" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi0wscXFr0U__MukgeeMHPOxPMclC8nOS2xmCwQOEM_TxgFYZeYDkOJWFVet2VGFR1mhUkPkFUgcs4vzMcshe_SXhyQ_Lprq27ZBLvcb3-dbHYpLKocOQyh4Ik1q2wmNJttX1Wg6I_Fc8E/s640/1919+Hindenburg+Viktoriastr..jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Hindenburg besucht Ludendorff in der Viktoriastraße in Berlin (wohl November 1919)</td></tr>
</tbody></table>
<p>
Im Rückblick auf sein Leben meinte Erich Ludendorff, daß er sich bis zum März 1920 auf tradionell "nationalen Wegen" bewegt habe im Umkreis jenes Patriotismus, den es schon im Kaiserreich gegeben hatte. Und genau hierzu gehörte auch der Mitarbeiterkreis des "Kladderadatsch". Am 23. Februar 1919 war er von Schweden nach Berlin zurück gekehrt (1, S. 46). Zunächst hatte er bei seinem Freund, dem Hauptmann Breuer, gewohnt, dann einige Tage im Hotel Adlon. Am 27. Februar 1919 gab er einem Vertreter der "Telegraphen-Union" (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Telegraphen-Union">Wiki</a>), einer Nachrichtenagentur, die zum Hugenberg-Konzern gehörte, ein erstes Interview. Es erschien noch am selben Tag in der Abendausgabe der "Frankfurter Zeitung" auf der Titelseite. In dem Artikel heißt es (13):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Je länger der Krieg dauerte, desto größeren Wert habe er auf die Stimmung im Volke gelegt. Bei der Auffassung des Ernstes unserer Lage und bei der ungeheuren Verantwortung, die auf seinen Schultern lag, habe er den Frieden gewünscht, aber nicht jeden Frieden. <b>Ihm sei kein Fall bekannt,</b> weder im Juni 1917 noch im März 1918, oder sonst irgend wann, <b>wo ein Friedensschluß</b>, auch der eines Verständigungsfriedens, <b>auf der Grundlage des status quo möglich gewesen wäre.</b> Alles sei an dem Vernichtungswillen des Gegners gescheitert. Mit diesem Vernichtungswillen des Feindes habe die Regierung rechnen müssen und er sei für ihn maßgebend gewesen bei allen seinen Entschließungen.<br />
Meinen Widerstand, so fuhr der General fort, gegen diesen Vernichtungswillen gab ich erst auf, als ich sah, daß die Kriegsfähigkeit des deutschen Volkes einen entschiedenen Niedergang erlitten hatte. </blockquote><p>
Dies sei ihm durch die Ereignisse des 8. August 1918 klar geworden:</p>
<blockquote class="tr_bq">
Eine Besserung war bei den Zuständen und dem gebrochenen Kriegswillen in der Heimat, der auch den körperlich Tüchtigen fast für die Front wertlos machte, nicht zu erwarten. Vielmehr war mit einem weiteren Niedergang mit Sicherheit zu rechnen. (...) Darum trat ich Mitte August an die Regierung mit der Erklärung heran, daß wir den Feind durch kriegerische Ereignisse nicht mehr friedenswillig machen könnten. Daraufhin herrschte Einigkeit darüber, daß der Krieg jetzt auf schnellstem Wege zu beenden sei. (...) Ich bezweckte lediglich, daß mit den Verhandlungen überhaupt begonnen wurde. (...) Als es dann klar wurde, daß der Feind uns Bedingungen auferlegte, die uns ihm auf Gnade oder Ungnade ausliefern sollten, hoffte ich allerdings, daß die Volksabstimmung unter dem Druck dieser unglaublichen Zumutungen nun doch noch einen Aufschwung nehmen würde, der die Widerstandskraft des Heeres stärken und den Feind zu einer Milderung seiner Bedingungen zwingen würde. (...)<br />
Zum Schluß der Unterredung erklärte der General: Ich stehe für meine Stellungnahme mit meiner ganzen Person ein und habe nur den Wunsch, den ich auch der Regierung übermitteln werde, einem Gerichtshof gegenübergestellt zu werden, der über meine Taten im Zusammenhang und aktenmäßig urteilen kann.</blockquote><p>
Der Wiedergabe der Ausführungen Ludendorffs wurde eine Stellungnahme angehängt eines - offenbar - namentlich nicht genannten Autors, der - der Sache nach - in Zweifel stellt, ob die Aussage Ludendorffs richtig sei, daß ein Status-Quo-Friede nicht möglich gewesen sei. Dazu heißt es in der Stellungnahme:</p>
<blockquote class="tr_bq">
Vielleicht haben unsere großen Ansprüche im Osten nicht wenig dazu beigetragen, den Vernichtungswillen unserer Gegner nur zu stärken? </blockquote>
Außerdem wird die Kritik vorgetragen, Ludendorff sei unpsychologisch und übereilt vorgegangen bei der Forderung nach einem Waffenstillstandsangebot. - - - Ludendorff wurde in diesen Tagen im Hotel Adlon auch besucht von dem damaligen Freikorpsführer Oberst Wilhelm Reinhard (1869-1955) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Reinhard_(General)">Wiki</a>). Im Zusammenhang mit ihm kommt Ludendorff ein wenig auf jenes oberflächlich-nationale Umfeld zu sprechen, in dem er sich damals bewegte (1, S. 52):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Er (Reinhard) bat mich, doch eines Mittags zu Hiller zu kommen, um dort mit seiner näheren Umgebung zusammen zu sein. Ich staunte über "Hiller". Das war in der Vorkriegszeit eine der teuersten Gaststätten Berlins. Ich ging hin. Prächtige Menschen waren dort versammelt, durchglüht von dem Wunsche, die Ordnung in Berlin und im Reich wiederherzustellen, aber darüber hinaus ohne klares Wollen. Die Aufmachung selbst allerdings behagte mir nicht. Wein spielte eine große Rolle für recht viele.</blockquote><p>
In der Vorkriegszeit hatte zu den Gästen des Restaurants Hiller, eines kleinen Restaurants "Unter den Linden" 62/63, nahezu der gesamte deutsche Hochadel gezählt (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Restaurant_Hiller">Wiki</a>). Bei diesem Anlaß traf Ludendorff nun auch, wie er berichtet, den Konsul Salomon Marx (1866-1936) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_Marx">Wiki</a>). Dieser finanzierte damals interessanterweise die Freikorps (1, S. 52):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Was mich besonders erstaunte, war der Umstand, daß ich in diesem Kreise den judenblütigen Konsul Marx antraf, der, wie ich später hörte, das Freikorps Reinhard "finanziert" hat. Konsul Marx hat mich einmal in Pleß besucht, ich habe ihn dann auch später gesehen. Er war eine Persönlichkeit, die, wie mir schien, bestimmte Ziele verfolgte, ohne daß ich sie recht erkannt hatte. Heute ist es mir klar, daß er einer der Juden war, die in sogenannten rechtsgerichteten Kreisen Einfluß zu gewinnen hatten, um diese nach dem Willen des Juden zu leiten. Ging es nicht durch Geheimorden, so ging es durch wirtschaftliches Abhängigmachen der Rechtsbewegung und durch Bildung von "Organisationen", in denen dann die Geheimorden bequem wirken konnten.</blockquote>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgq6F-TtUJkETVstHaD0qM2n88I5SvLrBDWXwK5q7vFGO2ad0ffLARW6W3XvTpF1sXN0rtMo1lvhdP7jzm31beMoFw4T5naWska22R8Jr-n84DiGtiduSx0iCtP586JfAx1Km6eXrrZVh0/s1600/1919+Ludendorff+Hindenburg.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="349" data-original-width="564" height="396" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgq6F-TtUJkETVstHaD0qM2n88I5SvLrBDWXwK5q7vFGO2ad0ffLARW6W3XvTpF1sXN0rtMo1lvhdP7jzm31beMoFw4T5naWska22R8Jr-n84DiGtiduSx0iCtP586JfAx1Km6eXrrZVh0/s640/1919+Ludendorff+Hindenburg.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Hindenburg besucht Ludendorff in der Viktoriastraße in Berlin (wohl November 1919)</td></tr>
</tbody></table>
</div>
<div style="text-align: justify;"><p>
Ludendorff erhielt zwar in seiner Berliner Wohnung in der Viktoriastraße viele Besuche, etwa von den Söhnen des Kaisers Wilhelm II. oder von Prinzen anderer vormals regierender Häuser in Deutschland (1, S. 54). Aber, so Ludendorff weiter (1, S. 55):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Sehr viele Bekannte blieben auch aus und mieden mich ängstlich. Hierunter recht viele Offiziere der früheren Obersten Heeresleitung. </blockquote>
Im Generalstabsgebäude, das er damals für eine Unterredung mit dem Oberst von Mertz aufsuchte, sei er "beinahe frostig begrüßt" worden: <br />
<blockquote class="tr_bq">
In der Tat trennte mich damals schon eine Welt von früheren Kameraden, deren Charakter sich in der Revolutionszeit so wenig bewährt hatte.</blockquote><p>
Sein ehemaliger Reserveoffizierskamerad aus dem Seebataillon, Rudolf Hofmann, ist nun Ludendorff gegenüber offensichtlich nicht frostig eingestellt gewesen. Dieser hatte die Verlagsbuchhandlung seines Vaters schon im Jahr 1881 übernommen gehabt (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Albert_Hofmann">Wiki</a>). Offenbar tat er aber auch noch danach zeitweise Dienst als Reserveoffizier im Seebataillon und hatte vermutlich dabei den Leutnant Ludendorff kennengelernt (2, S. 192). Als Leutnant war Ludendorff dann Ende der 1880er Jahre mehrmals in Hofmanns Grunewald-Villa zu Besuch, wenn er in Berlin weilte. Und das tat er ja nicht selten, schließlich lebten Ludendorffs Eltern und Geschwister ebenfalls in Berlin.</p>
<p>
Bei diesen Besuchen hatte Ludendorff flüchtig auch den im Haus von Hofmann lebenden Schriftleiter der Zeitschrift "Deutsche Rundschau" (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Rundschau">Wiki</a>) kennengelernt: Paul Lindenberg (1859-1943) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Lindenberg">Wiki</a>) (2, S. 192). Über dessen Erinnerungen sind die hier genannten Zusammenhänge überliefert und sie bilden die Grundlage für den ersten Teil des vorliegenden Blogbeitrages (siehe auch Anhang ganz unten). Der "Kladderadatsch" war damals längst eine Institution im politischen und kulturellen Leben Berlins. Mit seinen zahlreichen, bekannten Karikaturen war er im Laufe der Jahre zu einem Bismarck-treuen Wochenblatt geworden, zu einem Wochenblatt, durch das Bismarck oft überhaupt erst für viele Menschen bekannt und volkstümlich geworden ist (siehe z.B. <a href="https://www.google.de/search?q=kladderadatsch+bismarck&client=firefox-b-ab&dcr=0&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwjWmp_Tpa7XAhVEVxoKHYSSDHUQ_AUICigB&biw=1280&bih=880">Bildersuche</a>). - Nur die vielleicht berühmteste Bismarck-Karikatur, nämlich <i>"Der Lotse geht von Bord"</i> (<a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Dropping_the_Pilot">Wiki</a>), ist nicht im "Kladderadatsch" erschienen, sondern am 29. März 1890 im britischen Magazin "Punch". Aber ansonsten wird die Bedeutung dieser Karikaturen auch in dem Umstand ersichtlich, daß in den derzeitigen Wikipedia-Artikel zu Bismarck mehrere dieser Karikaturen aus dem "Kladderadatsch" zur Veranschaulichung eingestellt worden sind.</p>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhaxsstTa4pXXI-58YEVvEJehzaBoUfbHEhFUxAEV-Y6BikCy07UwB4H_CzRYOJvuZ6falfnXptBw2augZq9_w9Z2jZJLl4yVCXYzMYhbzfVnaawsWT8rM2-vfMzSrHDdZNN6pWL31C8TA/s1600/1919-11-18+Helfferich+Hindenburg+Ludendorff.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="476" data-original-width="680" height="448" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhaxsstTa4pXXI-58YEVvEJehzaBoUfbHEhFUxAEV-Y6BikCy07UwB4H_CzRYOJvuZ6falfnXptBw2augZq9_w9Z2jZJLl4yVCXYzMYhbzfVnaawsWT8rM2-vfMzSrHDdZNN6pWL31C8TA/s640/1919-11-18+Helfferich+Hindenburg+Ludendorff.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 3: Vormaliger Vizekanzler Karl Helfferich (1872–1924), Hindenburg und Ludendorff (wohl 18. November 1919)</td></tr>
</tbody></table>
</div>
<div style="text-align: justify;"><p>
Seine Rolle als "Institution" behielt das Wochenblatt auch noch nach dem Ersten Weltkrieg bei. Zum Stammtisch des "Kladderadatsch" gehörte auch der einstmals von Kaiser Wilhelm II. sehr favorisierte und protegierte Theaterdichter Joseph von Lauff (1855-1933) (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_von_Lauff">Wiki</a>). Bevor dieser Schriftsteller geworden war, war er ebenfalls zwanzig Jahre lang Berufsoffizier gewesen. Es handelte sich bei den Angehörigen dieses Kreises um patriotische, kaisertreue Schriftsteller, Künstler und Verleger im Stil der Vorkriegszeit, die bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges auch alle ihre Anstrengungen in den Dienst der deutschen Kriegsführung stellten. Auch <i>"Dr. Toeche"</i>, also Konrad Toeche-Mittler (1869-1954) (<a href="https://www.munzinger.de/search/portrait/Konrad+Toeche+Mittler/0/2974.html">Munziger</a>), der damalige Inhaber des Verlages E.S. Mittler & Sohn, des bedeutendsten Berliner Militärverlages, in dem 1919 auch die
"Kriegserinnerungen" Erich Ludendorffs erscheinen sollten und mehrere nachfolgende Veröffentlichungen Ludendorffs, gehörte zum Bekanntenkreis von Paul Lindenberg und wird in seinen Erinnerungen erwähnt (2, S. 105)</p>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhN5SDapR0Xe9wsECh03Vm8aJDjRT6IiYN7MqQhsSk7KgH4HvegUCi37JrrkkmMBCfxvO1o0XCI_4MS-X2UORltMuPN7wgnhDvbq7OgcjEM5NsAeP6h98mxUDBGo35lRQDByT41dkHftMA/s1600/Helfferich+Hindenburg+Ludendorff.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="360" data-original-width="500" height="460" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhN5SDapR0Xe9wsECh03Vm8aJDjRT6IiYN7MqQhsSk7KgH4HvegUCi37JrrkkmMBCfxvO1o0XCI_4MS-X2UORltMuPN7wgnhDvbq7OgcjEM5NsAeP6h98mxUDBGo35lRQDByT41dkHftMA/s640/Helfferich+Hindenburg+Ludendorff.JPG" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 4: Vormaliger Vizekanzler Karl Helfferich (1872–1924), Hindenburg und Ludendorff (wohl 18. November 1919)</td></tr>
</tbody></table>
</div>
<div style="text-align: justify;"><p>
Gleich am Anfang des Krieges hatte Lindenberg 1914 als Kriegsberichterstatter an der Schlacht bei Tannenberg teil genommen (2, S. 179-183). Hier hatte er den ihm nur flüchtig von früher her bekannten "Leutnant" Ludendorff nun in ganz anderer Stellung wieder getroffen. (Siehe mehr dazu unten im Anhang dieses Blogbeitrages.) von Lauff war ebenfalls Kriegsberichterstatter geworden. Und so wie auch die Münchner bekannte satirische Zeitschrift "Simplicissimus" mit Olav Gulbransson und Ludwig Thoma (1867-1921) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Thoma">Wiki</a>) ihre Anstrengungen in den Dienst der Kriegsführung stellte (3), so auch der Berliner "Kladderadatsch".</p>
<p>
Und so wie Erich Ludendorff Ende Juli 1921 Ludwig Thoma besuchte zur politischen Aussprache (3), so fand er zwei Jahre zuvor in Berlin im Umkreis des "Kladderadatsch" politische Freunde. Seit 1909 war Schriftleiter des "Kladderadatsch" Paul Warncke (1866-1933) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Warncke">Wiki</a>) gewesen. Dieser hatte in dieser Zeit zahlreiche patriotische Gedichte veröffentlicht, auch auf Hindenburg und Ludendorff.</p>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEie11dDBxAXl26aEDE_tX30xw_Ch5JyIs0AT9zTiVQyTE-E29XAJ0XAGIICDhgaQjPFL9hO2XUQlz47iHBvgxrHb3Jyb8i8pPgTkzPg8G2gIH0kImERSiulbVJr7M54xxtVtHob-S_8_VA/s1600/1919-11-01+Ludendorff.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="760" data-original-width="1024" height="474" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEie11dDBxAXl26aEDE_tX30xw_Ch5JyIs0AT9zTiVQyTE-E29XAJ0XAGIICDhgaQjPFL9hO2XUQlz47iHBvgxrHb3Jyb8i8pPgTkzPg8G2gIH0kImERSiulbVJr7M54xxtVtHob-S_8_VA/s640/1919-11-01+Ludendorff.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 5: Vormaliger Vizekanzler Karl Helfferich, Hindenburg (x), Ludendorff (xx), General von Lüttwitz (November 1919)<br />
(Ort und Anlaß vorerst nicht bekannt, vielleicht am 1.11.1919)</td></tr>
</tbody></table>
</div>
<div style="text-align: justify;"><p>
Der Stammtisch
des "Kladderadatsch" versammelte sich jedes Jahr zum 1. März, um des Geburtstages Otto von Bismarcks zu gedenken, den viele Mitglieder des Stammtisches - auch Paul Lindenberg - noch persönlich in Friedrichsruh besucht und gesprochen hatten. Das Lokal des Stammtisches waren die "Trarbach'schen Weinstuben" in Berlin-Charlottenburg. Es könnte ein ähnliches Lokal wie das von Ludendorff schon genannte "Hiller" gewesen sein. Jedenfalls spielte natürlich auch dort - so wie bei Hiller - der Wein eine Rolle. Viele der Schriftsteller dieses Kreises gehörten einer Generation an, die etwa zehn bis sechs Jahre vor Erich Ludendorff geboren worden ist. In diesem Kreis jedenfalls sah sich Ludendorff mit Wohlwollen und Anerkennung empfangen (was dieser in seinen Lebenserinnerungen wie gesagt - als ihm inzwischen sicherlich zu unerheblich - nicht erwähnte).</p>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEie_bHSw4f_NhaP8RrTAuy3G-vgtiSgfz3NS_XODiq6SIN0ibRddUtGQ9F0ma5EeAOrgR0x_O8j1TKX1RnGVcAw5msIW_AOKiHBvkeNrQvFd7BhRYJVIbOR_c51ntFOy7HARwjYVz9QQvU/s1600/Ludendorff+Hindenburg+a.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="451" data-original-width="773" height="372" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEie_bHSw4f_NhaP8RrTAuy3G-vgtiSgfz3NS_XODiq6SIN0ibRddUtGQ9F0ma5EeAOrgR0x_O8j1TKX1RnGVcAw5msIW_AOKiHBvkeNrQvFd7BhRYJVIbOR_c51ntFOy7HARwjYVz9QQvU/s640/Ludendorff+Hindenburg+a.JPG" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 6: Hindenburg und Ludendorff, wohl November 1919, vorerst unbekannter Ort und Anlaß (Hindenburg und Ludendorff tragen beide Zylinder, was auf anderen Fotos dieses Jahres nicht der Fall ist)</td></tr>
</tbody></table>
</div>
<h2>
3. April 1919 - Ludendorff in Trarbach's Weinstuben</h2>
<div style="text-align: justify;"><p>
Schriftsteller Lindenberg berichtet über den "Kladderadatsch"-Stammtisch (2, S. 119f):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Nach
Kriegsende fanden sich an unserem Tisch so manche Mitkämpfer ein, an
erster Stelle neben Ludendorff sein unermüdlicher Helfer im Osten und
Westen, General der Infanterie von Eisenhart-Rothe. (...)
Fregattenkapitän Bogislaw von Selchow erzählte von dem Ringen bei
Skagerrak und den heißen Kämpfen in Flandern. Seine Kriegsdichtungen
gehörten zu den besten der Zeit. (...) Drei andere Freunde vertauschten
den Waffenrock mit dem bürgerlichen Kleid: Joseph von Lauff, der liebe
rheinische Poet, Paul Oskar Hoecker (...) und Walter Bloem. </blockquote><p>
In dem Ludendorff-Kapitel seiner Lebenserinnerungen berichtet Lindenberg dann (2, S. 195):</p>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
... Erst
nach dem Krieg sah ich in Berlin Ludendorff wieder. Da mögen einige
Tagebuchaufzeichnungen folgen: 3. April 1919. Abends am "Kladderadatsch"-Tisch in Trarbachs Weinstuben, General Ludendorff als
Gast. Großer Besuch, viele befreundete Schriftsteller, Künstler,
Reichstagsabgeordnete, Offiziere. Ludendorff sitzt zwischen Rudolf
Hofmann und mir, sein schmales, energisches Gesicht von gesunder
Färbung, die schlanke Figur straff, jeder Zoll Soldat. Nach dem kurzen
gemeinsamen Essen hält Paul Warncke, der so manch packendes Gedicht im "Kladderadatsch" Hindenburg und Ludendorff gewidmet hatte, eine zündende
Ansprache an den gefeierten Gast.</div>
</blockquote><p>
Während der Rede sei Ludendorff sehr nervös gewesen, habe Brotkrümelchen gerollt. Zur Antwort-Rede sei er dann gleich aufgestanden (2, S. 195):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Er erwähnt zunächst, daß er seit dem 26. August vergangenen Jahres zum erstenmal wieder im Kreise nationalgesinnter Männer weile und welche Freude ihm dies bereite, eine Genugtuung für manche Enttäuschung. Sein Tun und Handeln sei von bestimmter Seite oft falsch ausgelegt worden, aber er möchte hier eins hervorheben: Als er zu Beginn des Krieges das Lied singen hörte <i>"Ich hab mich ergeben mit Herz und mit Hand, Dir Land voll Lieb und Leben, mein deutsches Vaterland"</i>, da habe ihn dies tief ergriffen und er habe sich im Stillen gelobt, nur dem deutschen Vaterlande zu dienen, dessen Wohl und Gedeihen seine ganze Kraft zu widmen! Das habe er gehalten und er werde es ferner halten, wenn dies das Vaterland wünsche. Sein dreifaches Hoch gälte dem deutschen Vaterland!</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSENLoBXORaVSN5iW9NZjviclG0QV1DJ-vXoNDyT4h2fV9wP_htGpiJEbhRQeRmpg8PP1lVFMtvuo887utFYf7z-2XuyjnQmR5Adp7MNmazRp8YLnD-UCek9ke6SSLgsVjEOY5J1slM9o/s1600/1919-11-18+Untersuchungsausschuss+Reichstag.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="728" data-original-width="1002" height="464" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSENLoBXORaVSN5iW9NZjviclG0QV1DJ-vXoNDyT4h2fV9wP_htGpiJEbhRQeRmpg8PP1lVFMtvuo887utFYf7z-2XuyjnQmR5Adp7MNmazRp8YLnD-UCek9ke6SSLgsVjEOY5J1slM9o/s640/1919-11-18+Untersuchungsausschuss+Reichstag.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 7: Hindenburg und Ludendorff auf dem Weg zum parlamentarischen Untersuchungsausschuß des Reichstages am 18. November 1919, links wohl Karl Helfferich</td></tr>
</tbody></table>
</div>
<div style="text-align: justify;"><p>
Dieses Lied gilt tatsächlich als das "Lieblingslied des Feldherrn", insofern zeigt diese Angabe, daß die Erinnerungen von Paul Lindenberg als zuverlässig anzusprechen sein werden. Auch an anderen genannten Umständen ist das erkennbar (etwa daran, daß Ludendorff ihm von einer persönlichen Begegnung mit dem älteren Moltke erzählte). Lindenberg berichtet weiter (2, S. 195f):</p></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Im Laufe des Abends unterhielt ich mich viel mit Ludendorff, der auch von unserem Zusammensein in Kreuznach sprach: <i>"Damals bestand noch die feste Hoffnung auf ein glückliches Ende des großen Kampfes. Wir hatten ja unsere Ansprüche zurück geschraubt, aber ohne Siegespreis wollten wir nicht nach Haus heimkehren. Amerika machte uns einen unerwarteten Strich durch die Rechnung. Wir wären jedoch auch mit ihm fertig geworden, mit unserem unvergleichlichen Heer, wenn die Heimat Stand gehalten hätte - nur wenige Monate noch!"</i> Ich erkundige
mich nach seinem Kriegsbuch, das erst Anfang Juli erscheinen würde, ein
starker Band von sechshundert Seiten: <i>"Das Werk hat mir viel Arbeit
gemacht, ich habe in Schweden von 7 Uhr früh bis 1 Uhr nachts daran
gearbeitet."</i> Sprechen von Hindenburg. Ludendorff: <i>"Er ist sehr alt
geworden, verstehe kaum, daß er noch aushält, hat die Zeit zum guten
Abgang verpaßt. Seine Frau hat großen Einfluß auf ihn."</i> </div>
</blockquote><p>
Hindenburg arbeitete ja damals immer noch in der "Obersten Heeresleitung", die inzwischen in Kolberg ansässig geworden war. Ludendorff habe weiter ausgeführt, so Lindenberg (2, S. 196):</p>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Dann: <i>"Die
heftigen Angriffe gegen mich haben mich zuerst sehr erschüttert, jetzt habe ich mein seelisches Gleichgewicht wieder gefunden. Hoffentlich rafft sich das Bürgertum endlich auf, um sich der bolschewistischen Strömungen zu erwehren. Nach meiner Ansicht hat die schlechte Ernährung viel zur Entnervung weiter Volkskreise beigetragen."</i></div>
</blockquote><p>
Die öffentlichen Angriffe gegen Ludendorff durch führende damalige Regierungsmitglieder beschäftigen Ludendorff damals sehr und er nahm in mehreren Schriften dazu Stellung.</p><h2>
April bis August 1919 - Erich Ludendorff im "Kollegen-Kreis"</h2>
</div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgNLN_z2_eZq1TGnYg4yeyp2xByiturjWiBo8vGkU0ZsGwgbJCoOFPd7w6t7-W3APj7HC6ks7W7ZzLOFORTJji2SLeE2krr3u8pOxLALh4raJ-suankwk3LuotDhR63hgGnsLIru605Za4/s1600/1918+Unter+Hindenburgs+siegreichen+Fahnen.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="799" data-original-width="561" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgNLN_z2_eZq1TGnYg4yeyp2xByiturjWiBo8vGkU0ZsGwgbJCoOFPd7w6t7-W3APj7HC6ks7W7ZzLOFORTJji2SLeE2krr3u8pOxLALh4raJ-suankwk3LuotDhR63hgGnsLIru605Za4/s200/1918+Unter+Hindenburgs+siegreichen+Fahnen.jpg" width="140" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 8: Paul Lindenberg -<br />
Unter Hindenburgs<br />
siegreichen Fahnen (1918)</td></tr>
</tbody></table><p>
Da Lindenberg ein Buch über Hindenburg schreiben wollte, besuchte er Ludendorff am Vormittag des 29. April 1919 in der Viktoriastraße 26, wo Ludendorff inzwischen - zunächst nur als vorübergehend gedacht - eine Wohnung bei der Schwiegermutter Newman seines ehemaligen Mitarbeiters von Treuenfeld gefunden hatte. Dort unterhalten sie sich zunächst darüber, ob Ludendorff nicht in Berlin-Lichterfelde eine Wohnung finden könne (2, S. 196f): </p>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Ich gebe Ludendorff
einige meiner Kriegsschriften und die in großer Auflage erschienene Erzählung <i>"Unter Hindenburgs Fahnen"</i>. Ludendorff weist auf den farbigen Umschlag hin, der Hindenburg und ihn hoch zu Roß zeigt: <i>"Das ist historisch unrichtig. Hindenburg ist während des ganzen Feldzuges nie aufs Pferd gestiegen, ich nur sehr selten, wir machten alle Fahrten mit dem Auto."</i></div>
</blockquote><p>
Von dem Militärmaler Carl Röchling (1855-1920) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_R%C3%B6chling_(Maler)">Wiki</a>), der dieses Bild gemalt hat (4), ist bis heute bekannt geblieben sein Gemälde <i>"The Germans to the Front"</i> aus dem Jahr 1900. Das Bild, von dem hier die Rede ist, ist offenbar im Internet nicht zugänglich. Allerdings wurden Hindenburg und Ludendorff von Kriegsmalern damals häufiger zu Pferde gemalt, zumal am Anfang des Krieges im Zusammenhang mit dem Kriegsgeschehen an der Ostfront (5). Unter anderem sagte Ludendorff in diesem Gespräch auch über die Folgen der Revolution: </p>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<i>"Alle unsere sittlichen Begriffe sind ins Wanken gekommen, das Rechtsempfinden wird vergewaltigt." </i></div>
</blockquote><p>
Am 23. August 1919 besuchte Paul Lindenberg Ludendorff erneut. Sie unterhalten sich über den großen Erfolg von Ludendorffs Kriegserinnerungen (2, S. 197f): </p>
<blockquote class="tr_bq">
Auf eine weitere Frage nach neuen Plänen erwidert er: <i>"Ich habe noch nichts Bestimmtes beschlossen, bin vorläufig hier gut aufgehoben. Wer kann unter den jetzigen Zuständen und Umständen schon Pläne für die Zukunft fassen!"</i></blockquote><p>
Für den 29. August 1919 hatte Rudolf Hofmann einen kleinen Freundeskreis zur Pfirsichbowle in den Grunewald, Hagenstraße 9 eingeladen mit der abschließenden Bemerkung <i>"Übrigens kommt Ludendorff!"</i> Lindenberg berichtet (2, S. 198):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Im Freien, nahe dem Wald, war gedeckt, aber ein Gewitter trieb uns ins Haus.</blockquote><p>
In den Tischreden wurde der Schlacht von Tannenberg vor fünf Jahren gedacht. Ludendorff</p>
<blockquote class="tr_bq">
erwähnte die ernsten Zeiten und daß er das feste Vertrauen in bessere habe, gab seiner Freude Ausdruck, in diesem von treuem vaterländischem Geist erfüllten Kreise weilen zu können, er sei jetzt durch sein Buch Kollege von uns geworden, er leere sein Glas auf das Wohl dieser Runde nationalgesinnter Männer.</blockquote><p>
In diesem Kreis mag Erich Ludendorff dann auch Joseph von Lauff begegnet sein. Und dadurch ordnet sich ein Geschenk weitaus besser in seine Biographie ein als uns das bislang verständlich erschienen war, nämlich der Umstand, daß Joseph von Lauff Ludendorff zu Weihnachten 1932 eines seiner Werke schenkte (6).</p>
<p>
So wie hinsichtlich des "Simplicissimus" (3) wäre es sicherlich auch einmal interessant zu recherchieren, welche Stellungnahmen es von Seiten des "Kladderadatsch" zu dem weiteren Lebensweg von Erich Ludendorff gegeben hat. (Siehe dazu <a href="http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/digi/kladderadatsch.html">UB Uni-Heidelberg</a>, bzw. <a href="http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kla?navmode=fulltextsearch&action=fulltextsearch&sid=0fb981967fbf3405b87312fcba803ec6&ft_query=ludendorff">Digi.UB.Uni-Heidelberg</a>.) Vermutlich war der "Kladderadatsch" aber nicht so sehr mit Ludendorff beschäftigt wie der "Simplicissimus", da Ludendorff ja schon 1920 von Berlin nach München umzog. 1922 jedenfalls veröffentlichte er ein "Interview" mit Erich Ludendorff (<a href="https://books.google.de/books?id=AWQ_AQAAIAAJ&q=kladderadatsch+ludendorff&dq=kladderadatsch+ludendorff&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiGrc2ftq7XAhWQ56QKHd54CvUQ6AEIJzAA">GB</a>). Unter "Sensationelles von Ludendorff" erschien ein
Witzgedicht darüber, daß der Historiker Delbrück unter den Ahnen
Ludendorffs eine jüdische Großmutter entdeckt habe (<a href="https://books.google.de/books?id=AWQ_AQAAIAAJ&q=kladderadatsch+ludendorff&dq=kladderadatsch+ludendorff&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiGrc2ftq7XAhWQ56QKHd54CvUQ6AEIJzAA">GB</a>). Delbrück hatte ja Ludendorffs Kriegsführung außerordentlich scharf kritisiert.</p>
<p>
Im Anhang seien die Passagen in den Lebenserinnerungen von Paul Lindenberg zu Erich Ludendorff noch etwas detaillierter dokumentiert.</p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiJDgBzj_-ugDqtGU_d5CoqbvclMe43nQlk9x4DJie89F4EaF7ZmdfC2TaF9xVL4Z6Pt71QqDYOQOywRt34g4MvTVR_uAhfAQLFRF7_vXAncF_LidGOvYlrpZini1W3gY3nmyRsKqyldS4/s1600/1919+Kriegsverbrecher+Hindenburg+Ludendorff+Herbert+Rothgaengel.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiJDgBzj_-ugDqtGU_d5CoqbvclMe43nQlk9x4DJie89F4EaF7ZmdfC2TaF9xVL4Z6Pt71QqDYOQOywRt34g4MvTVR_uAhfAQLFRF7_vXAncF_LidGOvYlrpZini1W3gY3nmyRsKqyldS4/s1600/1919+Kriegsverbrecher+Hindenburg+Ludendorff+Herbert+Rothgaengel.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 9: Ludendorff und Hindenburg vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß,<br />
Zeiczhnung von Herbert Rothgaengel, <span style="font-size: 12.8px;">November 1919</span></td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
<h2>
18. November 1919 - Hindenburg und Ludendorff vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß</h2>
</div>
<p>
Für die Aussage vor dem Untersuchungsausschuß des Reichstages kam Hindenburg schon eine Woche früher nach Berlin (12, S. 406):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Schon seine Ankunft in Berlin am 12. November 1919 glich einem Triumphzug: Er wurde mit militärischen Ehren am Bahnhof Zoologischer Garten willkommen geheißen, und die Reichswehr stellte ihm zwei Offiziere für die Zeit seines Berliner Aufenthalts als Adjutanten zur Verfügung. (...) Hindenburg machte sich in der einen Woche seiner Berliner Aufenthaltes in der Öffentlichkeit keineswegs rar und verschaffte seinen Verehrer genügend Gelegenheit, ihm Ovationen darzubringen.</blockquote>
Ludendorff berichtet (1, S. 74):<br />
<blockquote class="tr_bq">
General v. Hindenburg wohnte, meinem Vorschlage zufolge, bei dem früheren Staatssekretär Helfferich. (...) Ich sah General v. Hindenburg bei ihm, aber auch in meiner Wohnung in der Viktoriastraße. Er besuchte mich hier, um zu hören, wie ich mir das Auftreten vor dem Untersuchungsausschuß dächte.</blockquote><p>
Am 18. November 1919 fand dann dieser Auftritt von Hindenburg und Ludendorff vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß des Reichstages statt (1, S. 75-85). Kurt Tucholsky beispielsweise hat einen Bericht über diesen Auftritt geschrieben (11):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Der Zuschauerraum hält den Atem an, wenn Ludendorff spricht. Die Augen der Offiziere in Zivil glitzern hart. Aber so war es hier immer: (...) Sprach Ludendorff, so atmete der Zuschauerraum: Ja - und sprach Doktor Sinzheimer, so sagten die deutschen Seelen: Nein - und die Offiziersfrauen, die da saßen, fühlten: Unser Reich soll wiederkommen. (...) Schlägt nicht das Herz des Volkes für die beiden? (...) Meine Deutschen (...). Sie sind doch sonst nicht so ritterlich, so zartfühlend, so unendlich taktvoll - und das bei zwei Erfolglosen?</blockquote>
Aber, so stellt Tucholsky fest:<br />
<blockquote class="tr_bq">
Hier spricht das Herz. (...) Hier spricht nicht das Gehirn - hier spricht nur das Herz. Und hätten diese beiden einen scheußlichen Totschlag begangen: eine halbe Nation stünde auf und nähme sich ihrer an.</blockquote>
Erich Ludendorff selbst schreibt über die Zeit nach dem Auftreten vor dem Untersuchungsausschuß (1, S. 95):<br />
<blockquote class="tr_bq">
In der Sorge für Heer und Volk war ich eins mit den unendlich vielen Deutschen Männern und Frauen. Ich traf mich mit dieser Sorge im besonderen mit Geheimrat Kapp, General v. Lüttwitz, Oberst Bauer und Hauptmann Papst.</blockquote><p>
Letzterer gründete die "Nationale Vereinigung", die den nachmaligen Kapp-Putsch - wie man aus dem Nachhinein weiß: ziemlich dilettantisch - vorbereitete. Ludendorff weiter (1, S. 100f):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Ich begrüßte es, daß die Verhandlungen vor dem Untersuchungsausschuß am 18.11.1919 die Bewegung gefördert hatten. Auch sonst war ich in ihr tätig, ohne mich etwa der Deutschnationalen Partei anzuschließen. Ich wurde gebeten, bei nationalen Veranstaltungen zu sprechen und bei Veranstaltungen nationaler Jugend zugegen zu sein. Das öffentliche Sprechen ist mir nicht leicht geworden, ich hatte Abneigung zu überwinden. (...) Es (...) lag meinem Einsamkeitsbedürfnis fern. (...) Damals im Winter 1919/20 habe ich den an mich herantretenden Bitten zu reden, entsprochen und war herzlich froh, wenn die Versammlung zu Ende war. Ich wollte dem Volke helfen, wo es mir möglich war. Die Eindrücke, die ich von den Veranstaltungen für die Jugend mit nach Hause nahm, waren recht zwiespältiger Natur. ...</blockquote>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgIb8_q5G7_78PwlilbDtZSrFrV8kbmoXF2FFdk6h2crWmulz5oRPaHhltCwpvWSrab3nbeZYV88sz78WjZ68oAkTd49OqtYIqw_onYi6IlgYbOuBjbegTFkwKesKyVs5BQSK3lgKDWEJA/s1600/1919+Dolchsto%25C3%259F+Kladderadatsch.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="792" data-original-width="600" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgIb8_q5G7_78PwlilbDtZSrFrV8kbmoXF2FFdk6h2crWmulz5oRPaHhltCwpvWSrab3nbeZYV88sz78WjZ68oAkTd49OqtYIqw_onYi6IlgYbOuBjbegTFkwKesKyVs5BQSK3lgKDWEJA/s640/1919+Dolchsto%25C3%259F+Kladderadatsch.jpg" width="484" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px;">Abb. 10: <i>"An die Kurzsichtigen - Ihr sucht die Wahrheit? Wenn sie aber erscheint, wünscht ihr sie zu allen Teufeln"</i><br />
Karikatur im Kladderadatsch, November 1919<br />
<div>
<br /></div>
</td></tr>
</tbody></table>
<h2>
23. November 1919 - Ludendorff im Theater des Westens</h2>
<p>
Am 23. November 1919, dem Totensonntag, sprach Erich Ludendorff im Theater des Westens in Berlin-Charlottenburg anläßlich einer Gedenkfeier "Zur Ehrung der Gefallenen" (15):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Meine Frau und ich sind hierhergekommen, um, obschon nicht
Charlottenburger, diese Totenfeier mit Ihnen zu begehen. Droben auf dem
Kirchhofe am Fürstenbrunner Weg liegen meine lieben Eltern, liegen liebe
Verwandte, liegen endlich auch zwei tapfere Söhne, die den Heldentod
starben für Kaiser und Reich. Jung, glühend vor Begeisterung zogen sie
hinaus, wie Millionen deutscher Männer. Als Fliegeroffiziere erreichte
sie die feindliche Kugel, und sie ließen ihr Leben wie zwei Millionen
deutscher Kameraden.<br />
Ich bin hierher gekommen, um mit Ihnen der Heldentaten der deutschen Soldaten zu gedenken. Gewaltigeres und Erschütternderes sah der
Erdball noch nie als diesen Kampf. Deutschland in Unterlegenheit rang gegen die Welt, und diesen Titanenkampf führte das ganze deutsche Volk. An der Front kämpften kraftvolle deutsche Männer, und wir kämpften siegreich, solange das Volk in der Heimat hinter uns stand.<br />
Was der deutsche Soldat geleistet hat, das steht unerreichbar fest in der Geschichte aller Zeiten. (...) Wir können stolz sein auf
unsere Siege. Um sie aber richtig zu verstehen, müssen wir uns
vergegenwärtigen, was der deutsche Soldat erlebt, erduldet und was er
ertragen hat an Strapazen, an Hunger und Durst und nicht zum mindesten
an Kälte in den vier Jahren diese gewiß furchtbaren Krieges. Wir haben an die Männer zu denken, die in dunkler Nacht zwischen platzenden Granaten hindurch über unwegsames Gelände hinweg nach vorn eilen, um den Kameraden vorn abzulösen oder ihm Verstärkung zu bringen. Wir haben an die Schrecken der Schlacht zu denken, in denen Munitionsmengen, wie sie Menschenverstand nie ersonnen hat, gegen Menschleiber geschleudert werden, die in verschlammten Trichterfeldern ihr Leben einsam fristen oder die zusammengepfercht in Unterschlupfen und Kellern hocken, hungernd, frierend, von Ungeziefer geplagt, den Tod im Auge. (...)<br />
Heimat, liebe teure Heimat, vergiß nicht die, die für dich gestorben, und vergiß nicht, wie viele ihrer waren! Heimat, liebe teure Heimat, vergiß auch nicht die Hinterbliebenen, die nun in Sorge ihrem Leben entgegensehen!<br />
Ich bin hierhergekommen, um an einer Stelle des deutschen Reiches den Toten Dank zu weihen. Und ich weiß mich darin eins mit den Führern, die hier oben sitzen. Ich weiß mich darin eins mit dem Generalfeldmarschall, zu dem wir alle mit Liebe und Verehrung sehen. Ich wieß mich darin eins mit dem deutschen Manne, der unser Kaiser und oberster Heerführer war, nach Gottes Willen, und dessen Liebe für seine Soldaten und seine Matrosen ich kenne, der heute fern von uns weilt, weil er in seinem Vertrauen auf die trügerischen Versprechungen der Feinde durch Opferung seiner Person uns einen besseren Frieden verschaffen wollte.<br />
Ich habe bei Lüttich im Kampfe gestanden. Nach meinen Entwürfen gingen später viele deutsche Männer in den Tod. Was schwerer ist, selbst dem Tode ins Auge zu schauen, oder andere in den Tod zu führen, das muß jeder Führer, ob Gefreiter oder General, vor sich und seinem Herrgott in seinem Gewissen abmachen. Ich kann Ihnen nur sagen: Der Führer weit hinter der Front, der denkt nicht nur an Sieg oder Niederlage, der hat auch Söhne im Felde und Liebe daheim, der fühlt sich verantwortlich dem Manne im Felde im grauen Rock! (...) Und diese Pflicht zu tragen, war unendlich schwer. Sie war uns schwerer als der Kamf, den zu führen der Generalfeldmarschall und ich berufen waren. ....</blockquote><h2>
24. November 1919 - Ludendorff in der Garnisonkirche in Potsdam</h2>
<p>
Eine weitere Veranstaltung, die Ludendorff in seinen Lebenserinnerungen nicht ausdrücklich nennt, war ein Gedächtnis-Gottesdienst am 24. November 1919 in der Garnisonkirche in Potsdam, der - wiederum - von der Deutschnationalen Volkspartei organisiert worden war. In diesem Gottesdienst sprach auch Erich Ludendorff als Hauptredner. Es handelte sich um eine viel beachtete Gegenveranstaltung zur Tagung der Deutschen Nationalversammlung in Weimar. Die Teilnahme Ludendorffs an dieser Veranstaltung spielt gegenwärtig - 2017 - im Zusammenhang mit Erörterungen rund um die Frage, ob die Garnisonkirche in Potsdam wieder aufgebaut werden soll, eine Rolle. Der Autor Matthias Grünzig hat zur Geschichte der Garnisonkirche eine Studie vorgelegt. Über sie wird berichtet (<a href="http://www.pnn.de/potsdam/1197527/">PNN, 5.7.2017</a>):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Grünzig gibt einen Überblick über die zahlreichen Veranstaltungen, die in der Garnisonkirche stattfanden, etwa die von der DNVP organisierte Heldengedächtnisfeier vom 24. November 1919, bei der auch der vormals kaiserliche General Erich Ludendorff sprach. An diesem Tag habe sich, so Grünzig, "zum ersten Mal seit der Revolution das antidemokratische Lager mit einer Großveranstaltung" zurückgemeldet.</blockquote>
Laut der von Grünzing (10) zitierten Zeitungsartikel der damaligen Zeit (9) war diese Rede Ludendorffs schon im November 1919 in der Öffentlichkeit umstritten. In einer Darstellung zur Geschichte der Garnisonkirche aus dem Jahr 1964 heißt es, für die Familien der Gefallenen des Weltkrieges (8, S. 87)<br />
<blockquote class="tr_bq">
fand am 24. November 1919 in der Garnisonkirche ein Gedächtnisgottesdienst statt. Garnisonprediger Vogel hielt die Predigt, General Ludendorff sprach zu den Angehörigen und zur Gemeinde. Vom Turm aber erschallten, als wäre nichts geschehen, die Glockenlieder "Üb' immer Treu' und Redlichkeit" und "Lobet den Herrn" - weithin über die Stadt, die Havel, ihre Seen und die benachbarten Wälder und Hügel.</blockquote><p>
Matthias Grünzig, ein Gegner des Wiederaufbaus der Garnisonkirche, referiert den Inhalt von Ludendorffs Rede folgendermaßen (10):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Zunächst interpretierte er die Novemberrevolution auf seine Weise: <i>„Und welches war die Ursache dieses abgrundtiefen Unglücks? Wir wichen zur Genugtuung unserer Feinde von dem alten Preußengeist ab, der uns groß gemacht hat. (…) Die Selbstsucht überwucherte alles Edle im Volk, und kein Gärtner war da, der das Unkraut mit Stumpf und Stiel ausrottete. Und die anderen ließen es wachsen, statt es zu zertreten. Und daran meine verehrten Anwesenden, trägt ein jeder von Ihnen mit die Schuld!“</i> Dann entwickelte er ein politisches Programm, das auf die Errichtung einer Militärdiktatur hinauslief. Ein weiterer Redner war Johann Rump. Rump war ein nationalistischer Pfarrer, der später der NSDAP beitrat. Rump bezeichnete die Demokratie als „Irrweg“ und geißelte die <i>„furchtbare Schande des Heute“</i>. Seine Rede endete mit einer Prophezeiung: <i>„Auf den Winter deutscher Schmach wird der Frühling deutscher Herrlichkeit folgen“</i>.</blockquote><p>
Im November 1919 wurde in der Zeitung "Neues Deutschland" sogar an "Hundert Jahre Ludendorff-Rede in der Garnisonkirche" erinnert (14). Die hier versammelten Kräfte drängten offensichtlich auf ein solches Handeln wie es dann drei Monate später im Kapp-Putsch zum Ausdruck kam. Man darf sich aber übrigens fragen, ob es richtig ist, die damaligen monarchischen Kräfte immer so plakativ und rundweg heraus "antidemokratische" Kräfte zu nennen. Das waren alles Bismarck-Anhänger. War Bismarck denn ein "Antidemokrat"? Natürlich sahen diese monarchischen Kräfte im Angesicht der Gefahr des Bolschewismus die Notwendigkeit einer starken, sicherlich auch einer diktatorischen Regierung wie sie Bismarck in einer solchen Lage sicherlich auch als notwendig angesehen hätte. Aber das war für sie ja nicht zwangsläufig der "Normalfall" staatlichen Seins. Sie wurde nur gefordert im Angesicht der vielfältigen politischen Krisen und Probleme, in denen sich Deutschland damals befand.</p>
<div style="text-align: right;">
/ Ergänzt um Ausführungen </div><div style="text-align: right;">mit Bezug zu den Literaturangaben ...<br /></div><ul style="text-align: right;"><li> (13, 14) - 26.11.2019,</li><li>
(15) - 31.7.2020</li><li>(16, 17) - 26.8.2021 / </li></ul>
<br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
___________________________________________________________</div>
<div style="text-align: justify;">
<ol>
<li>Ludendorff, Erich: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter
Deutscher Volksschöpfung. Meine Lebenserinnerungen von 1919 bis 1925.
Ludendorffs Verlag, München 1940 </li>
<li>Lindenberg, Paul: Es lohnte sich, gelebt zu haben. Erinnerungen. Vorhut-Verlag Otto Schlegel, Berlin 1941 (370 S.) (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=CSsfAAAAMAAJ&dq=ludendorff+viktoriastra%C3%9Fe+lindenberg&focus=searchwithinvolume&q=ludendorff">GB</a>)</li>
<li>Bading, Ingo: Die Ludendorff-Bewegung im Spiegel des "Simplicissimus". Studiengruppe Naturalismus, 11. Februar 2012, <a href="http://studiengruppe.blogspot.de/2012/02/die-ludendorff-bewegung-im-spiegel-des.html">http://studiengruppe.blogspot.de/2012/02/die-ludendorff-bewegung-im-spiegel-des.html</a></li>
<li>Lindenberg, Paul: Unter Hindenburgs siegreichen Fahnen. Erzählung aus
dem Weltkrieg 1914/15. Mit mehrfarbigem Umschlagbild von C. Röchling und
Innenbildern von Willy Werner und A. Roloff Person. Paul Schreiter
Verlag, Berlin [1918] (269 S.) </li>
<li>Bading, Ingo: Ludendorff-Verehrung zwischen "Kunst, Kitsch und Krempel". Studiengruppe Naturalismus, 10. März 2013, <a href="http://studiengruppe.blogspot.de/2013/03/ludendorff-verehrung-im-bereich-von.html">http://studiengruppe.blogspot.de/2013/03/ludendorff-verehrung-im-bereich-von.html</a> </li>
<li>Bading, Ingo: "Gott ansehen mit klaren, fröhlichen, deutschen
Augen". Der niederrheinische Schriftsteller Joseph von Lauff als
Verehrer Erich Ludendorffs (1932). Studiengruppe Naturalismus, 23.
Dezember 2010, <a href="http://studiengruppe.blogspot.de/2010/12/gott-ansehen-mit-klaren-frohlichen.html">http://studiengruppe.blogspot.de/2010/12/gott-ansehen-mit-klaren-frohlichen.html</a></li>
<li>Ludendorff, Erich: Mein militärischer Werdegang. Blätter der Erinnerung an unser stolzes Heer. Ludendorffs Verlag, München 1935</li>
<li>Schwipps, Werner: Garnisonkirche Potsdam. Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, 1964 (104 S.) (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=_adIAAAAMAAJ&dq=Turm+aber+erschallten%2C+als+w%C3%A4re+nichts+geschehen+garnisonskirche&focus=searchwithinvolume&q=ludendorff">GB</a>); Be.bra Verlag, 2001 (134 S.) (<a href="https://books.google.de/books?id=7xZJAQAAIAAJ&q=ludendorff+garnisonkirche&dq=ludendorff+garnisonkirche&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi5_s75wMvXAhXSh7QKHQqrDGEQ6AEILDAB">GB</a>)</li>
<li>Ludendorff in der Potsdamer Garnisonkirche, in: Germania, Nr. 544, 26.11.1919; Ludendorff in Potsdam, in: Germania, Nr. 545, 27.11.1919; Das Kultusministerium gegen die Potsdamer Totenfeier, in: Berliner Lokal-Anzeiger, 26.11.1919; Eine Kundgebung in der Garnisonkirche zu Potsdam, in: Tägliche Rundschau, 25.11.1919; Neue Ludendorff-Demonstration, in: Vorwärts, Nr. 604, 26.11.1919</li>
<li>Grünzig, Matthias: „Der Geist von Potsdam“ gegen den „Geist von Weimar“. Vortrag auf der Tagung „Das Projekt Garnisonkirche“ in Potsdam am 18.3.2017, https://www.bundes-esg.de/fileadmin/user_upload/aej/Studium_und_Hochschule/Downloads/Themen/gruenzig_GarnisonkircheVortragGeistWeimarText.pdf</li>
<li>Wrobel, Ignaz (d. i. Kurt Tucholsky: Zwei Mann in Zivil. In: Die Weltbühne, 27.11.1919, Nr. 49, S. 659, <a href="http://www.textlog.de/tucholsky-mann-zivil.html">http://www.textlog.de/tucholsky-mann-zivil.html</a></li>
<li>Pyta, Wolfram: Hindenburg. Siedler-Verlag, München 2007</li>
<li>"Ludendorffs Rechtfertigungsversuch." In: Frankfurter Zeitung, Abendblatt, 27.02.1919 (Online 12.12.2018: <a href="https://www.faz.net/aktuell/politik/historisches-e-paper/ludendorff-rechtfertigt-sich-1919-fuer-kriegsfuehrung-15918104.html">FAZ</a>, <a href="https://dynamic.faz.net/red/2019/epaper/1919-02-27.pdf">pdf</a>) </li>
<li>Wilfried Neiße: Adel auf Anpassungskurs - 100 Jahre Ludendorff-Rede in der Garnisonkirche, Neues Deutschland, 25.11.2019, <a href="https://www.neues-deutschland.de/artikel/1129097.adel-auf-anpassungskurs.html">https://www.neues-deutschland.de/artikel/1129097.adel-auf-anpassungskurs.html</a></li>
<li>Das Vermächtnis der Toten. Reden bei der Gedenkfeier zu Ehren der im Krieg Gefallenen, veranstaltet vom Kreisverband Charlottenburg der Deutschnationalen Volkspartei im Theater des Westens am 23. November 1919. Weihrede des Geh. Konsistorialrats Dr. D. Conrad, Gedenkworte des General von Ludendorff. Schlußwort Professor Dr. von Wilamowitz-Möllendorf. Deutschnationale Schriftenvertriebsstelle Berlin 1920. 15 S. SO (Deutschnationale Flugschrift. 42.) (<a href="https://portal.dnb.de/bookviewer/view/1035332191#page/n0/mode/1up">Deutsche Nationalbibliothek</a>) (zit. in der Zeitschrift "Mensch & Maß", 23.11.1991; ebenso zit. in Uhle-Wettler/Ludendorff, 3. Aufl. 2013, S. 460)<span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><span> </span></span></li><li><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><span>Cavallie, James: Ludendorff und Kapp in Schweden. <span>A</span>us dem Leben zweier Verlierer. Lang, Frankfurt am Main [u.a.] 1995</span></span></li><li><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><span>Jan Elundius: A big world in a small one - How World War II began in Hässleholm. (Schwedisch <a href="https://www.in-spite-of-it-all-trots-allt.se/products/det-stora-i-det-lilla-hur-andra-varldskriget-borjade-i-hassleholm/">mit vollständigen Literaturangaben</a>), Englisch: <a href="https://www.in-spite-of-it-all-trots-allt.se/products/a-big-world-in-a-small-one-how-world-war-ii-began-in-hassleholm/">https://www.in-spite-of-it-all-trots-allt.se/products/a-big-world-in-a-small-one-how-world-war-ii-began-in-hassleholm/</a> </span></span><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><span>ohne Jahr [26.8.2021]</span></span> </li>
</ol>
</div>
<br />
<a href="https://draft.blogger.com/null" name="more"></a><br />
<br />
<h2>
Anhang - Weitere Auszüge aus Lindenberg's Erinnerungen</h2>
<p>
Die
Lebenserinnerungen des Berliners Paul Lindenberg (2) kreisen um die Menschen, die er
in seinem langen Leben kennen gelernt hat. Er gliedert sie in "Die von der
Feder" (u.a. Fontane, Wildenbruch, Theodor Storm), "Die einst Kronen trugen" (v.
a. Könige der Balkan-Länder), "Männer des Schwertes" (u. a. der ältere Moltke,
Hindenburg, Ludendorff, Falkenhayn, von Francois und andere), Diplomaten
(Bismarck, Hohenlohe, Bülow), Künstler (Menzel, Begas, Klinger). Auch
Robert Koch und Karl Peters widmet er Kapitel, ebenso den
Wagner-Festspielen in Bayreuth. Bemerkenswert sind etwa seine persönlichen Erinnerungen an den alten Theodor Storm und dessen letzten Berlin-Besuch.</p>
<h2>
1889 - Ludendorff besucht einen Offizierskameraden im Grunewald</h2>
<p>
Was berichtet Paul Lindenberg über Erich Ludendorff? Zunächst die ersten flüchtigen Begegnungen in Ludendorffs Leutnants-Zeit (2, S. 192): </p>
<blockquote class="tr_bq">
Ein
gastliches Haus in Berlin war das des Verlagsbuchhändlers und Besitzers
des "Kladderadatsch" Rudolf Hofmann. (...) Als Reserveoffizier gehörte
er einem Seebataillon an, und die vorübergehend in Berlin weilenden oder
hierher kommandierten Offiziere desselben zählten häufig zu seinen
Gästen. Während Hofmanns den ersten Stock des Eckhauses Link- und
Eichhornstraße bewohnten, hatte ich unter ihnen mein bescheidenes
Junggesellenheim. Und wenn wir uns oben verabschiedet hatten, kehrten
die jüngeren Offiziere meist bei mir noch ein und genehmigten sich den
üblichen "Satteltrunk". Wiederholt gehörte zu ihnen Ende der 80er Jahre
auch ein schlanker Leutnant, den Hofmann während der gemeinsamen
Dienstzeit in Kiel - es kann auch später gewesen sein - näher
kennengelernt hatte: Ludendorff. Viele Jahre sollten vergehen, bis in
der Grunewaldvilla Hofmanns die Erinnerungen an jene ferne, sorglose
Zeit aufgefrischt wurden.</blockquote><p>
Ludendorff hatte in
Berlin-Lichterfelde drei Jahre lang die Kadettenanstalt besucht
(1879-1882) (7, S. 6f). Im April 1887 war er zum Leutnant befördert
worden und überraschend zum Seebataillon nach Wilhelmshafen und später nach
Kiel versetzt worden (7, S. 20ff). Diese Kommandierung dauerte bis 1890. Auch
1905 war er noch einmal vier Wochen lang zur Marine kommandiert. Danach
lebte er in seiner dreijährigen Zeit als Schüler der Kriegsakademie, die sich Unter den Linden befand (1890-1893) wiederum in Berlin (7, S. 27-30) und später als Lehrer derselben Kriegsakademie (1906-1908). Und schließlich lebte er
in Berlin natürlich während seiner Tätigkeit im Großen Generalstab (am
Königsplatz) (1894/95 und 1904-1913).</p>
<p>
Rudolf Hofmann wird zu gleicher Zeit als Reserveoffizier in dem Seebataillon
Dienst geleistet haben, in der Ludendorff diesem angehört hat und so
könnten sie sich kennen gelernt haben. Da die Eltern und Geschwister
Erich Ludendorffs in Berlin lebten, wird Ludendorff auch Ende 1880er
Jahre während seiner Kommandierung nach Wilhelmshafen und Kiel viel
Anlaß gehabt haben, regelmäßig nach Berlin zu kommen. Und in dieser Zeit können die
genannten Besuche bei Hofmann stattgefunden haben. Und da Ludendorff ab
1890 drei Jahre Schüler der Kriegsakademie in Berlin war, könnte er auch
in dieser Zeit bei Hofmann und Lindenberg zu Besuch gewesen sein.</p>
<div style="text-align: justify;">
<h2>
August 1914 - Als Kriegsberichterstatter in Osterrode und Insterburg </h2>
<p>
Am 24. August 1914
ist Paul Lindenberg als Kriegsberichterstatter beim Armee-Oberkommando
(A.O.K.) in Riesenburg in Ostpreußen. Er erlebt an diesem und den
folgenden Tagen die Schlacht bei Tannenberg mit. Er berichtet von den
großen Flüchtlingstrecks gen Westen, die der Abbruch der Schlacht bei
Gumbinnen mit sich gebracht hatte (2, S. 178). Er folgt Hindenburg,
Ludendorff und dem A.O.K. nach Osterrode (2, S. 179):</p>
<blockquote class="tr_bq">
Es
ist in einem Mädchenlyzeum untergebracht. (...) Hier wurden in den
nüchternen, weißen Schulzimmern, deren Wände mit großen Karten des
östlichen Kriegsschauplatzes behängt waren und in denen auf hölzernen
Tischen die Generalstabskarten mit den eingesteckten bunten Fähnchen
lagen, die entscheidendsten Entschlüsse gefaßt und deren umgehende
Ausführung angeordnet. (...) Trotz des vielen Hin und Her ging es ernst
und verhalten zu in den Gängen, auf den Treppen, den Fluren und Zimmern
des baumumrauschten Gebäudes, vor dem die kleine Standarte des
Armee-Oberkommandos angebracht war.</blockquote>
Lindenberg sieht Hindenburg und Ludendorff zum ersten mal mittags im Speiseraum von Rühls Hotel in Osterrode (2, S. 179):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Während
der kurzen Mahlzeiten kamen fortwährend Ordonnanzen und Feldjäger mit
Meldungen, die General Ludendorff in Empfang nahm und durchlas. (...)
Mit wenigen, schnell niedergeschriebenen Worten</blockquote>
reagierte Ludendorff darauf mit Anweisungen und Befehlen. Lindenberg
erlebt dann in Hohenstein die Gefangenenkolonnen der Russen und die frischen
Soldatengräber zu beiden Seiten der Straße (2, S. 181):<br />
<blockquote class="tr_bq">
In
den Gräben längs der Chaussee hunderte toter Russen. (...) Entsetzlich
sah es im Städtchen selbst aus. (...) Die Mehrzahl der Häuser war völlig
zerstört, teilweise schon ausgebrannt, teilweise brannten sie noch.
(...) Durch diese Ruinenstadt marschierten unserer Truppen. (...) Die
Mienen waren ernst, kein Scherzwort ertönte, kein Gesang, jeder schien
ergriffen von der Schwere des Tages. </blockquote>
Nach Berlin
gelangte die Meldung vom Sieg bei Tannenberg am 30. August 1914 über eben diesen Paul Lindenberg schneller
als über den offiziellen Nachrichtenoffizier ("Pressesprecher") des
A.O.K.. Am 1. September erlebte Lindenberg dann mit, wie zwei
gefangengenommene russische Generäle vor Hindenburg gebracht wurden.
Lindenberg in seinem Ludendorff-Kapitel (2, S. 193):<br />
<blockquote class="tr_bq">
In
Osterrode traf ich Ludendorff wieder während der Schlacht von
Tannenberg. Aus dem Leutnant war der General und Generalstabschef
geworden, am Hals trug er den ihm für seine Lütticher Heldentat
verliehenen Pour le merite. Nach Tannenberg ging's in Ostpreußen rasch
vorwärts, bis am 11. September im befreiten Insterburg kurze Rast
gemacht wurde. Ludendorff bat uns Kriegsberichterstatter, die wir zum
A.O.K. des Ostheeres gehörten, zu einer Besprechung im Oberkommando.
Gleich der erste Eindruck war ein sehr starker. In jeder Bewegung der
schlanken, hohen Gestalt lag Tatkraft, Entschlossenheit, Kraft und
Würde, tief der Blick seiner hellen Augen, ein kerndeutscher Mann, der
unbegrenztes Vertrauen einflößte. Jedem bot er die Hand, dankte für die
gute und schnelle Berichterstattung unter oft recht ungünstigen
Umständen. </blockquote><p>
In seinen weiteren
Ausführungen soll Ludendorff in betonter Weise auf die Feindschaft
Englands hingewiesen haben, das der unerbittlichste Kriegsgegner Deutschlands sei.</p></div>
<div style="text-align: justify;">
<h2>
24. August 1917 - Mit bulgarischen Journalisten in Bad Kreuznach</h2>
<p>
Lindenberg berichtet dann über die nächste Begegnung mit Ludendorff (2, S. 193f):</p></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Mitte
August 1917 geleitete ich im Auftrag des Auswärtigen Amts die zu einem
Besuch Deutschlands eingeladenen bulgarischen Journalisten an die
Westfront. Den Abend des 24. August verbrachten wir, einer Aufforderung
des Großen Haupquartiers folgend, in Kreuznach. Nach dem
gemeinschaftlichen Essen begaben wir uns zur Villa Imhoff, die
Hindenburg bewohnte. Dieser und Ludendorff empfingen uns in der
Gartenveranda. Im Laufe des Gesprächs mit Ludendorff erinnerte ich ihn
an seine Voraussage in Insterburg über Englands Teilnahme am Krieg. Ein
Lächeln flog über seine Züge: <i>"Meine damaligen Ansichten sind die
gleichen geblieben, eher seitdem noch verstärkt worden. Die Engländer
werden bis zuletzt aushalten, sie wissen genau, worum es geht. Wir haben
in Brüssel Geheimakten gefunden, aus denen Englands Bohren und Treiben
seit langem klar hervorgeht. Als unser Marinekorps beim Vormarsch 1914
die 2,4 Kilometer lange Mole von Zeebrügge besetzte, fand es alles vor:
Riesenhafte Lagerschuppen, Geleisanlagen, elektrische Kähne, zum Laden
und Löschen englischer Transporte. Das waren Vorbereitungen für den
Kriegsfall."</i> (...) Interessiert erkundigte sich Ludendorff nach
diesem und jenem, kommt auf unser Zusammensein in Osterode zu sprechen,
die damalige fortreißende Kampflust an der Front und Begeisterung in der
Heimat: „Wir halten aus, aber vieles in der Heimat bereitet uns große
Sorge! Auch die Briefe, die von dort an die Truppen gesandt werden.
Sieht man denn nicht ein, daß wir aushalten müssen und werden? Aber man
darf nicht das Rückgrat mürbe machen. Warum bringt man nicht die üblen
Schreier, die lamentierenden Stubenhocker und Allerweltsbesserwisser
energisch zur Ruhe?"</div>
</blockquote><p>
Solchartige Erinnerungen mögen wertvoll auch deshalb sein, weil sie Einblicke in das alltägliche Leben von Ludendorff gewähren unabhängig von seiner eigenen Sichtweise. <br /></p></div>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-82507881273640060432017-08-28T06:00:00.000+02:002020-04-30T01:53:38.608+02:00Ein unbändiger Wille zum Sieg und zum Überleben des deutschen Volkes<span style="text-align: justify;"><b>Ein kraftvolles Lied Otto Reutters, des </b></span><b>Berliner "Charly Chaplin's", </b><b style="text-align: justify;">aus dem Oktober 1915</b><br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
Einer sehenswerten Fernsehdokumentation des Jahres 2011 (1) kann man entnehmen, daß dem Berliner Kabarettisten, Blänkel- und Couplet-Sänger Otto Reutter (1870-1931) (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Reutter">Wiki</a>) als Humorist die gleiche Weltbedeutung zugesprochen wird wie dem zeitgleich in München wirkenden Karl Valentin und dem zeitgleich in New York wirkenden Charly Chaplin. </div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: left;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
Leider können die Lieder dieses Otto Reutter leicht zu Ohrwürmer werden. Und diese Eigenschaft kann man dann doch als ein Merkmal für nicht besonders hohes musikalisches Niveau erachten. Dennoch kann mancher Liedtext als ein außerordentlich eindrucksvolles Zeitzeugnis dienen (<a href="http://www.otto-reutter.de/index.php/couplets/kriegsjahre.html">Otto-Reutter</a>). So insbesondere sein Lied <i>"Nur Geduld"</i> aus dem Oktober 1915 (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=UxIFWXcKHfQ">Yt</a>). In ihm spiegelt sich die damalige Kriegslage und die Stimmung im deutschen Volk sicherlich sehr gut wieder. Der Text dieses Liedes lautet:</div>
<blockquote class="tr_bq">
Nur Geduld, nur Geduld, nur Geduld,<br />
Wenn mal 'ne Pause kommt, die Deutschen sind nicht schuld.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Nur Geduld, wenn mal 'ne Kugel nicht gleich knallen will,<br />
Nur Geduld, wenn mal 'ne Festung nicht gleich fallen will,<br />
Nur Geduld, wenn sie sich etwas länger hält,<br />
Weil 'se später doch auf alle Fälle fällt.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Nur Geduld, wenn nicht sofort ein Sieg zu haben ist,<br />
Nur Geduld, wenn unser Heer im Schützengraben ist,<br />
Nur Geduld, wenn uns're tapfere Armee<br />
Schwingt zur rechten Zeit sich in die Höh, juchhe!</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Nur Geduld, nur Geduld, nur Geduld,<br />
Wenn mal 'ne Pause kommt, die Deutschen sind nicht schuld.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Solang ein Kämpfer noch wohlauf ist,<br />
Solang ein Degen noch am Knauf ist,<br />
Solange noch ein Schuss im Lauf ist,<br />
Solang geht Deutschland nicht zu Grund!</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Nur Geduld, wenn uns der Sturmwind um die Ohren weht,<br />
Nur Geduld, wenn mal 'ne Kolonie verloren geht,<br />
Nur Geduld, wenn der Japaner höhnisch grinst,<br />
Denn wir holen alles wieder gut verzinst.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Nur Geduld, wenn mal der Brite was erreichen will,<br />
Nur Geduld, wenn der Franzose nicht gleich weichen will,<br />
Nur Geduld, kommt auf uns zu ein Russentrupp,<br />
Schließlich krieg'n se doch 'n schönen Jruss von Krupp.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Nur Geduld, nur Geduld, nur Geduld,<br />
Wenn mal ne Pause kommt, die Deutschen sind nicht schuld.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Solang ein Luftschiff im Verkehr ist,<br />
Solang noch ein Soldat im Heer ist,<br />
Solang ein Kreuzer noch im Meer ist,<br />
Solang geht Deutschland nicht zu Grund!</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Nur Geduld, wenn auch die Deutschen mal zurücke geh'n,<br />
Nur Geduld, wenn sie nicht gleich durch Dünn und Dicke geh'n,<br />
Nur Geduld, zur rechten Zeit, da kehr'n se um,<br />
Geh'n energisch vor, dann weiß der Feind, warum.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Nur Geduld und nicht gleich sagen, "Nein, so geht das nicht",<br />
Nur Geduld, wer nicht dabei ist, der versteht das nicht,<br />
Nur Geduld, wer täglich lauert auf'nen Sieg,<br />
So ein Schaf hat keene Ahnung von 'nem Krieg.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Nur Geduld, nur Geduld, nur Geduld,<br />
Wenn mal ne Pause kommt, die Deutschen sind nicht schuld.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Solange noch die Erde rund ist,<br />
Solang ein Gott mit uns im Bund ist,<br />
Solang ein deutscher Arm gesund ist,<br />
Solang geht Deutschland nicht zu Grund!</blockquote>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: right;">
<div style="text-align: left;">
Otto Reutter</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjc04La5wXfb0T_cYJIJGNMHkODRWTmlX4Ku3E9Ep7IjxQLco5KtGeJMzTKwWEq3Ls968hW4Um_8JxuoUKSU0TTKtXUA0gti6t7Gm8wQxSfZXpGK8WqqCM75IVSHJN2P49yoPvDphY5nNc/s1600/postkarte13.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjc04La5wXfb0T_cYJIJGNMHkODRWTmlX4Ku3E9Ep7IjxQLco5KtGeJMzTKwWEq3Ls968hW4Um_8JxuoUKSU0TTKtXUA0gti6t7Gm8wQxSfZXpGK8WqqCM75IVSHJN2P49yoPvDphY5nNc/s320/postkarte13.jpg" width="222" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8px; text-align: center;">Otto Reutter</td></tr>
</tbody></table>
Aus diesem Liedtext spricht ein ungebärdiger und unbändiger, unverwüstlicher, kraftvoller Wille zum militärischen Sieg und zum politischen und militärischen Überleben Deutschlands als Großmacht. Man spürt deutlich: Für den Sänger würde die Weltgeschichte ihren Sinn verlieren, wenn Deutschland aus diesem Krieg mit einer entscheidenden Niederlage hervor ginge. Und das sind in der Tat sehr, sehr ungewohnte Töne für heutige deutsche Ohren. Und gerade deshalb wurde diesem Lied dieser Blogbeitrag gewidmet. Dieser unbändige Wille zum Leben und zum Überleben als Volk und als Kultur, auch als politische Großmacht und die Selbstverständlichkeit, mit der sie zum Ausdruck gebracht werden - sie muten erschütternd an aus dem Erlebnis heutiger Zeitläufte heraus. Aber darf ein Volk eine andere innere Haltung haben als jene, die hier zum Ausdruck gebracht wird? Und: Wenn es eine solche Haltung aufgibt, kann es dann langfristig als Volk überleben, zumal wenn kraftvolle Mächte am Werk sind, Völker als solche zu zerstören und zu vernichten?<br />
<br />
Das ist wohl kaum möglich. Die Haltung von Otto Reutter aus dem Oktober 1915 ist für ein Volk wie das deutsche in der Lage, in der es sich damals befand, schlichtweg alternativlos. Und jeder, der etwas länger darüber nachdenkt, weiß das.<br />
<br />
Für Otto Reutter selbst sollten das alles nicht nur Worte bleiben. Im Mai 1916 verlor er seinen eigenen Sohn in der Schlacht von Verdun. Ganz richtig wird über die Lieder von Otto Reutter vermerkt (<a href="http://www.hawe-kuehl.de/otto_reutter.php">Hans-Werner Kühl, 2006</a>):<br />
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Chronologisch geordnet, vermitteln Reutters Couplets aufschlußreiche Einblicke in das gesellschaftliche Leben der Zeit wilhelminischer Hochkonjunktur. Im Unterschied zu Kabarettisten wie Rudolf Nelson u. a., die überwiegend für das Amüsement der mondänen Welt schrieben, wandte sich Otto Reutter mehr den alltäglichen Ereignissen und dem Leben der werktätigen Schichten zu.</blockquote>
Es gibt auch viele Lieder von ihm, die die Zeitstimmung nach dem Ende des Ersten Weltkrieges einfangen. Im August 1919 sang er über die <i>"Kriegsgewinnler"</i> (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=v2XH1-2A_yE">Yt</a>). Im Oktober 1920 sang er ein nachdenkliches Lied über die "gute, alte Zeit" vor 1914, die damals noch ganz nah war: <i>"Ich möcht erwachen beim Sonnenschein"</i> (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=bGkuusUuloE">Yt</a>). Im gleichen Monat sang er das ironische <i>"Seh'n Sie, darum ist es schade, daß der Krieg zu Ende ist"</i>. Nach Einführung der Rentenmark 1924 sang er <i>"Man wird ja so bescheiden"</i> (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=WTYp5jQyCrg">Yt</a>). Bis an sein Lebensende im Jahr 1931 hielt "Reutters schöpferische Unruhe" an, wie es heißt:</div>
</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
Reutters Monatsgagen erreichten bald Caruso'sche Höhen. Sein Fleiß blieb indes der gleiche.</blockquote>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<h2>
<b>Hintergrundmächte brauchen lange, die Völker entnervende und "ermattende" Kriege</b></h2>
<b><br /></b>
Der oben angeführte Liedtext, der in ihm zum Ausdruck gebrachte ungebärdige Siegeswille, aber auch viele andere Inhalte machen nachdenklich und lassen auch noch eine etwas grundlegendere geschichtlich Einordnung zu. Heute ist ja erahnbar und erkennbar, daß der Erste Weltkrieg - ebenso wie der Zweite - von den Hintergrundmächten, die bis heute die Kriege weltweit schüren, nicht nur zum Ausbruch gebracht worden ist, sondern auch am "Laufen" gehalten worden ist über vier Jahre hinweg dadurch daß man die beiderseitigen Kräfte jeweils gut im Gleichgewicht zueinander gehalten hat (Beispiel: 2).</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
So schlug man den Deutschen durch das "Wunder an der Marne" im Herbst 1914 den Sieg aus den Händen. Dadurch, daß man Ludendorff Ende August 1914 den Oberbefehl in Ostpreußen gab, schlug man auch den Russen den dortigen sicheren Sieg aus den Händen. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Weiterhin verlängerte man den Krieg dadurch, daß man nun auf deutscher Seite <i>erst</i> im Herbst 1916 Erich Ludendorff den Oberbefehl über die deutsche Gesamtkriegsführung gab. Hätte er ihn früher erhalten, wäre der Krieg wesentlich früher - durch einen deutschen Sieg über Rußland - zu Ende gewesen. Wäre er nur wenig später ernannt worden, wäre der Krieg wahrscheinlich ebenfalls - und zwar durch einen alliierten Sieg - zu Ende gewesen. Dann hätte es aber hinwiederum nicht zur Oktoberrevolution in Rußland kommen können. Auch das Ringen zwischen der "Ermattungsstrategie" von Falkenhayns und der "Vernichtungsstrategie" Ludendorffs gehört in diese Zusammenhänge und kann dem Liedtext zugeordnet werden. Der Liedtext reagiert auf die diffusen Stimmen, daß doch mit entscheidenden Schlägen der Krieg zügig zu Ende gebracht werden müsse - was in der Tat Ludendorffs Vernichtungsstrategie entsprach. Und der Liedtext versucht die Zuhörer darauf einzustimmen, daß die Ermattungsstrategie von Falkenhayns eben auch Rückschläge mit sich bringen müsse.<br />
<br />
<b><span style="color: #274e13;">Man brauchte und braucht lange und die Völker schwächende und entnervende - "ermattende" - Kriege.</span></b> Man braucht auch emotionale patriotische Höhenflüge (1933 bis 1938), die man dann in noch viel emotionaleren Tiefschlägen im tiefsten Kern "zusammen schlagen" muß (1945). Und nach so vielen emotionalen Extremsituationen wird man den ungebärdigen Lebenswillen eines Volkes, der im Oktober 1915 in dem Lied Otto Reutters noch zum Ausdruck gekommen war, restlos zerschlagen haben. Natürlich inklusive Vergewaltigung des Volkes, Zerteilung des Volkes, vierzigjähriger Besatzungsherrschaft mit einhergehenden Indoktrinierungen und Umerziehungen. Welches große Volk der Weltgeschichte hat ein solches Schicksal hinter sich wie das deutsche Volk seit 1914? Sein Lebenswille ist zerschlagen mit Stumpf und Stiel. Es befindet sich - wie alle Völker - in der Eisenklammer mehrerer haßvoller Hintergrundmächte. Und ihre Herrschaftsmethoden sind die ausgefeiltesten der Weltgeschichte.<br />
<br />
Woher in dieser Situation noch den ungebärdigen Lebenswillen eines Otto Reutter hernehmen? Wenn sich unter den Deutschen selbst nicht eine Sehnsucht ausbreitet nach einem besseren Deutschland, nach einer besseren Welt - wo dann? Eine Sehnsucht, die sich nicht zerschlagen und zersetzen läßt, von keiner noch so ausgefeilten Herrschaftstechnik der Hintergrundmächte. Damit sich eine solche Sehnucht ausbreiten kann, und damit ausreichend Kenntnisse vorhanden wären, um alle Zersetzungsversuche zu durchschauen, wäre es wichtig, daß sich jene Kräfte, die das Volk erhalten wollen, auf eine Losung einigen. Es muß eine Losung sein, die - wenn sie einmal gewonnen ist - nur noch schwer manipulierbar ist. Es kann sich dabei nur um eine Losung handeln, die auf den ersten Blick ähnlich merkwürdig schief im heutigen deutschen Gefühlsraum steht wie das <i>heute</i> von Otto Reutters Lied aus dem Oktober 1915 gesagt werden muß.<br />
<br />
<br />
<br />
<div style="text-align: right;">
/zuerst veröffentlicht 26.12.2016;</div>
<div style="text-align: right;">
hinsichtlich der Lieddeutung </div>
<div style="text-align: right;">
stark erweitert:</div>
<div style="text-align: right;">
28.8.2017/</div>
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
_____________________________________________________</div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<ol>
<li>Lebensläufe - Otto Reuter. Ein Film von Hans-Jürgen Teske und Heike Stejskal. 30 Min., MDR 2011, <a href="https://youtu.be/UxIFWXcKHfQ">https://youtu.be/UxIFWXcKHfQ</a>.</li>
<li>Bading, Ingo: Höllenfeuer und Verruchtheiten Der Geheimdienst-Experte und Fleming-Freund Donald McCormick, 7. Dezember 2014, https://studgenpol.blogspot.com/2014/12/hollenfeuer-und-verruchtheiten.html </li>
</ol>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-38811101062614186852017-08-16T20:43:00.000+02:002017-08-28T08:53:18.281+02:00Alte oder neue Religion?<div style="text-align: justify;">
<b>Erörterungen in Reserveoffiziers-Kreisen im Jahr 1935 </b><br />
<b>- Über Ludendorffs Buch </b><b>"Der totale Krieg"</b><br />
<br />
Im Jahr 1935 erschien das Buch von Erich Ludendorff "Der totale Krieg" (1). Im August 2017 wurde ein 19-seitiges Schreibmaschinen-Manuskript auf Ebay zum Verkauf angeboten, in dem ein Vortrag über dieses Buch enthalten ist. Über die Herkunft des Manuskriptes ist lediglich zu erfahren (<a href="http://www.ebay.de/itm/Volkisch-militarischer-Brief-Ludendorff-Umkreis-1936-Maschinenskript-/172800968383?hash=item283bbd86bf:g:ZkkAAOSwIxZZfzyx">"keilsrieder" / Ebay 8/2017</a>):</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
"Der Brief wurde in einem staubspurigen alten Umschlag ohne Bezeichnung bei einem Berliner Trödler vor vielen Jahren gefunden, inliegend fand sich die kleine Photographie."</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Die Fotografie stellt einen Wehrmachtoffizier zu Pferde dar (im Hintergrund zwei andere uniformierte Reiter) und war umseitig beschrieben mit:</div>
<blockquote class="tr_bq" style="text-align: justify;">
"1940 Hannover Eilenriede"</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Der Wehrmachtoffizier zu Pferde, der der Empfänger des Manuskriptes gewesen sein könnte, und der auch handschriftlich mit Bleistift seine Kommentare dazu geschrieben haben könnte, ist in den Unterlagen namentlich nicht benannt. Ebenso wenig ist der Verfasser des Manuskriptes bekannt. Die Eilenriede ist ein Wald- und Auengebiet innerhalb der Stadt Hannover.<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEil4AuDVsBa3dD1pupHIkcKhJhOmLU1gPzkFXMrbV-ikd9DBQ-nfEZ5q8opkHmWePY2l6o0O4dpaG4Nk2H2rrPJ5J9lxr3bOwYfNlEr1SpwG8k-tdHQvZL2cKyZi2PcdTiBT9qRYoCSvuE/s1600/1936+Der+totale+Krieg+Besprechung+20.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="552" data-original-width="737" height="239" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEil4AuDVsBa3dD1pupHIkcKhJhOmLU1gPzkFXMrbV-ikd9DBQ-nfEZ5q8opkHmWePY2l6o0O4dpaG4Nk2H2rrPJ5J9lxr3bOwYfNlEr1SpwG8k-tdHQvZL2cKyZi2PcdTiBT9qRYoCSvuE/s320/1936+Der+totale+Krieg+Besprechung+20.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Rückseitig beschriftet: "1940 Hannover Eilenriede"</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<h2>
"Meine lieben Kameraden!"</h2>
<br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhXhjZahX1kQgUYfs3gW-HDIBlTX3AzegZPyJxOykTojRSareF3RoQXSlMj4sb1zO2YVNjMpdNNnPQQbuJahvJbpT5lPEyVKRtK1gTlCitCszHd4pvXo3BDzQSS-BeAh7KMoo6pUq2ysn0/s1600/1936+Der+totale+Krieg+Besprechung+1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1131" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhXhjZahX1kQgUYfs3gW-HDIBlTX3AzegZPyJxOykTojRSareF3RoQXSlMj4sb1zO2YVNjMpdNNnPQQbuJahvJbpT5lPEyVKRtK1gTlCitCszHd4pvXo3BDzQSS-BeAh7KMoo6pUq2ysn0/s200/1936+Der+totale+Krieg+Besprechung+1.jpg" width="141" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Manuskript, <br />
1935, Seite 1</td></tr>
</tbody></table>
Der Inhalt des Manuskriptes macht aber schnell klar, daß es sich bei dem Verfasser um einen fähigen, intelligenten, sehr fest in der Sache stehenden und in der Sache ruhenden, zugleich einsatzbereiten damaligen Anhänger des Ehepaares Erich und Mathilde Ludendorff handelte. Die Zuhörer des Vortrages, der als Schreibmaschinen-Durchschlag in schriftlicher Form bis zu zehn Adressaten gehabt haben könnte, werden als "Meine lieben Kameraden" angesprochen. Und man will mit dem Vortrag<br />
<blockquote class="tr_bq">
"einmal wirklich wieder Soldatentum in reinster Form"</blockquote>
erlebbar machen wie es im ersten Absatz heißt. Man kann sich schwer vorstellen, daß solche Worte von einem aktiven Offizier gesagt worden sein könnten. Deshalb könnte der Vortrag auf einem Ehemaligen-Treffen von Offizieren des Ersten Weltkrieges gehalten worden sein. Er könnte auch im Rahmen einer Reservisten-Kameradschaft gehalten worden sein.<br />
<br />
Der Empfänger könnte 1940 auf der beiliegenden Fotografie als Reserveoffizier dargestellt sein, der inzwischen wieder zum Kriegsdienst eingezogen worden war (wie es ja mit vielen Teilnehmern des Ersten Weltkrieges geschah).<br />
<br />
Am Ende des Manuskriptes wird auf den damaligen Abessinien-Krieg Italiens Bezug genommen, womit das Manuskript sehr gut in das Jahr 1935 datiert werden kann.<br />
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Auf den 19 Seiten wird der Inhalt des Buches "Der totale Krieg" - soweit übersehbar - sehr angemessen und mit der für einen Ludendorff-Anhänger und Offizier angemessenen Dringlichkeit und dem angemessenen Ernst dargestellt. Erich Ludendorff hätte sicher Grund gehabt, sich über dieses Vortragsmanuskript zu freuen, wäre es ihm zur Kenntnis gelangt.<br />
<br />
<h2>
Als Staatsmann hätte Ludendorff 1916 zum Frieden kommen müssen</h2>
<br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhodtOvvCkCmC_xGYtZPGg-Z7aJQvACE36TrhtXMDIcuxOCbds8nd_GbOwML55W6x4wp2YdE7nTmtl8RzIPvVU8ELziwwHwcCJlhCskitSxgghxqbnbIl6YCTwg0ADVdkIols3A2t88BMk/s1600/1936+Der+totale+Krieg+Besprechung+10.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1131" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhodtOvvCkCmC_xGYtZPGg-Z7aJQvACE36TrhtXMDIcuxOCbds8nd_GbOwML55W6x4wp2YdE7nTmtl8RzIPvVU8ELziwwHwcCJlhCskitSxgghxqbnbIl6YCTwg0ADVdkIols3A2t88BMk/s200/1936+Der+totale+Krieg+Besprechung+10.jpg" width="141" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 3: Manuskript <br />
1935, S. 10</td></tr>
</tbody></table>
Allerdings stößt das Manuskript beim Empfänger laut dessen Anmerkungen auf zeittypisches Unverständnis. Auf Seite 10, auf der von der Notwendigkeit seelischer Geschlossenheit des Volkes die Rede ist, beruhend auf einer modernen Philosophie wie derjenigen von Mathilde Ludendorff, schreibt der Empfänger an den Rand:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Das gemeinsame Christentum ist aber auch eine Geschlossenheit, während durch Schaffung einer neuen Religion oder Hervorholen der alten wieder ein Zwiespalt geschaffen wird. Der 30-jährige Krieg beweist dies leider!"</blockquote>
Schon der Inhalt dieser Worte legt nahe, daß sie tatsächlich noch im Jahr 1935 niedergeschrieben worden sind. Denn schon in den nächsten Jahren hatte nicht nur dieser Empfänger ausreichend Gelegenheit zu erkennen, daß das Christentum damals keineswegs mehr zur Geschlossenheit im Volk beitrug. Nahm doch der damalige "Kirchenkampf" zwischen Bekennender Kirche einerseits und Deutschen Christen andererseits so groteske Züge an, daß ab 1935 bis 1940 und mit jedem Jahr anwachsend die größte Kirchenaustrittsbewegung in Deutschland vor 1968 entstanden war. Somit darf man davon ausgehen, daß der Empfänger dieses Briefes so unbedarft auf die Inhalte des Vortrages schon im Jahr 1937 nicht mehr wird haben reagieren können. Im letzten Satz des Manuskriptes auf Seite 19 wird gesagt, wenn das deutsche Volk auf Ludendorff hören würde, würde<br />
<blockquote class="tr_bq">
"der Deutsche Feldherr nicht für das deutsche Volk zu schade sein".</blockquote>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhzYtOjg7mzwEt9JocSb6l_A4KWQWAEdgLM3Q8otY3py4qkKfBYwTckcDIfCq0iyIomnOVd71z__MBL4MD0w6Gn0MpCHsMOq7O9kvVN9dPQOGe9scdEByQcM-0qJvZ4qeMzBfNhKZ-EWNY/s1600/1936+Der+totale+Krieg+Besprechung+19.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1131" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhzYtOjg7mzwEt9JocSb6l_A4KWQWAEdgLM3Q8otY3py4qkKfBYwTckcDIfCq0iyIomnOVd71z__MBL4MD0w6Gn0MpCHsMOq7O9kvVN9dPQOGe9scdEByQcM-0qJvZ4qeMzBfNhKZ-EWNY/s200/1936+Der+totale+Krieg+Besprechung+19.jpg" width="141" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 4: Manuskript<br />
1935, S. 19</td></tr>
</tbody></table>
Darauf bezugnehmend schreibt der Empfänger darunter wohl im zeittypischen schnoddrigen Reserveoffizierston:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Der Staatsmann und Feldherr ist nie zu schade, wenn er sein Volk liebt und für es lebt und arbeitet, sonst kann er ja auch nach China gehen! Dieser Vortrag ist lediglich eine dürftige Besprechung des zwar problematischen aber ungelösten Bildes von Ludendorff, der zwar ein überragender Soldat aber kein Staatsmann war, sonst hätte er 1916 zum damals möglichen Frieden kommen müssen!"</blockquote>
Dahinter stehen Initialen, womöglich "PF".<br />
<br />
Man bekommt hiermit einen kleinen Eindruck von Erörterungen wie sie in Kreisen von Reserveoffizieren der deutschen Wehrmacht im Jahr 1935 geführt werden konnten, wenn sich ein Ludendorff-Anhänger in diesen zu Wort meldete. Der Frage nachzugehen, wie weit verbreitet und vor allem auch begründet die Meinung war, Ludendorff hätte, wenn er wirklich Staatsmann gewesen wäre, 1916 zum Frieden kommen müssen, wäre einem eigenen Beitrag vorzubehalten. Sollte damit gemeint sein, daß er dafür auf den uneingeschränkten U-Bootkrieg hätte verzichten müssen, der in jenem Jahr eines der großen politischen Themen war, könnte man den Empfänger dieses Briefes als einen Menschen ansprechen, der zumindest bis 1933 eher christlich-liberalen politischen Ansichten zugeneigt haben wird.<br />
<br />
Immerhin zeigt sich hier die Stimmung gegenüber Ludendorff, nach dem Tod Hindenburgs, und nachdem am 9. April 1935 von der Wehrmachtführung (Blomberg, Fritsch, Beck) der siebzigste Geburtstag Erich Ludendorffs unter Einwilligung desselben öffentlich sehr stark herausgestellt und gefeiert worden war. Völliges Ignorieren und verächtliches Abtun der Standpunkte Ludendorffs war nun sicher weniger häufig die Reaktion in Offiziers- und Reserveoffizierskreisen.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
__________________________________________________________________</div>
<ol style="text-align: justify;">
<li><span style="font-size: x-small;">Ludendorff, Erich: Der totale Krieg. Ludendorffs Verlag, München 1935 (130 S.)</span></li>
</ol>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5531919539441295281.post-43144302849368207482017-07-11T19:02:00.002+02:002020-03-18T08:15:18.512+01:00"Wir verlebten schöne Stunden in diesem Hause"<div style="text-align: justify;">
<b>Das Ehepaar Ludendorff in Wildberg im Schwarzwald </b><b>im Jahr 1929</b><br />
<br />
Daß das Ehepaar Ludendorff vor allem bis 1933 viele Vortragsreisen durch ganz Deutschland unternommen hat, darüber ist schon in einem Artikel im letzten Jahr hier auf dem Blog hingewiesen worden (1). Mathilde Ludendorff setzte diese Vortragsreisen übrigens noch bis 1942 oder 1943 fort. Der folgende Artikel soll einiges wenige über eine solche Vortragsreise aus dem Januar 1929 berichten, und zwar insbesondere angeregt durch die freundliche Zusendung eines Bloglesers (siehe Abbildung 2).<br />
<br />
Über die Vortragsreisen im Januar und Februar des Jahres 1929, die vom damaligen Tannenbergbund organisiert worden waren, schreibt Mathilde Ludendorff in ihren Lebenserinnerungen (6. Band, S. 17f):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Ernste Sorge stieg auf, als ich sah, wie Herr Ahlemann diese Vortragsreise zusammengestellt und angesetzt hatte. Sie mußte zu Überanstrengung führen, die - verbunden mit den Reisestrapazen des Winters - weder meinem Mann noch mir hätte zugemutet werden dürfen. Da die meisten Säle überdies zu klein waren, um die Menschen zu fassen, sollten Nachversammlungen und Führerbesprechungen folgen. Harmlos scheint also, im Vergleich zu den tatsächlichen Anstrengungen, die Ankündigung dieser Reisen in der Zeitung.</blockquote>
Sie schreibt, daß sie ihren Mann von dieser Vortragsreise auch angesichts der "sibirischen Kälte" dieser Wochen mit eindringlichem Zureden abhalten wollte, daß ihr das aber nicht gelang. Erich Ludendorff schreibt nun in seinen Lebenserinnerungen zunächst über eine vorangegangene Vortragsreise Ende November, Anfang Dezember 1928 (Bd. II, S. 203):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Ich sprach über <i>"Kriegshetze und Völkermorden"</i> und meine Frau über den <i>"Kampf um die deutsche Seele"</i>. In meinem Vortrag ging ich auf die von mir bereits vorstehend skizzierten neuen Pläne der Jesuiten und Freimaurer gegen Sowjetrußland ein, wies aber auch auf die Bedeutung arteigener Glaubensgestaltung im Rahmen meiner Kampfziele hin. Meine Frau zeigte weiter deren Notwendigkeit.</blockquote>
Er setzt dann fort (II, S. 207):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Kaum war das Fest vorbei, als wir die Vortragsreise fortsetzten. Wir sprachen über die gleichen Themen wir vor dem Feste. (...) Die Reise war bei sehr starker Kälte (...) eine gewaltige Anstrengung. (...) Von Tübingen aus besuchten wir zwischen dem Vortrage daselbst und in Heilbronn Forstmeister Vögele in Wildberg im Schwarzwald. Bauern hatten von meiner Anwesenheit gehört und kamen nun in ihrer Not zu mir. Nun, ich sprach mit ihnen; Jungbauern waren auch in Heilbronn aus der weiten Umgebung zusammengekommen.</blockquote>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzRd6g3SgIvpK-C89LgPIElqIK-AoaaI-F6NCdEUqKG8Cj8jGdg7SkSLdDZRUurb790G9njnk4J27sL9CNAH3cVLCiG-v75ACGhiUNzUb_yEZ6upaniqxQqg1FYcTnb7-3jOKgJMZBHa8/s1600/Wilberg+Schwarzwald.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="640" data-original-width="990" height="412" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzRd6g3SgIvpK-C89LgPIElqIK-AoaaI-F6NCdEUqKG8Cj8jGdg7SkSLdDZRUurb790G9njnk4J27sL9CNAH3cVLCiG-v75ACGhiUNzUb_yEZ6upaniqxQqg1FYcTnb7-3jOKgJMZBHa8/s640/Wilberg+Schwarzwald.JPG" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Wildberg im Schwarzwald (Historische Postkarte)</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Die Vortragsdaten und -orte sind in der Verbandszeitung des Tannenbergbundes "Deutsche Wochenschau" angekündigt worden (diese Daten werden richtiger sein als jene, die in den Lebenserinnerungen beider Ludendorffs stehen) (Dt. Wochenschau, 6. und 13.1.1929):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Unser Schirmherr und seine Gemahlin werden im Hartung 1929 in Württemberg folgende Vorträge halten: Am 13. Hartung in Tübingen, Museumssaal. Am 15. Hartung in Heilbronn, Harmoniesaal. Am 16. Hartung in Ulm a. Donau, Saalbau, je abends 8 Uhr. </blockquote>
In der "Deutschen Wochenschau" erschien in der Ausgabe vom 3. Februar 1929 ein Bericht - <i>"Ludendorff und Frau Ludendorff in Heilbronn und Ulm"</i> - aus dem man einen gewissen Eindruck von dieser Reise erhält. In ihm heißt es zunächst über die Vorträge in Heilbronn (2):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Lange vor Beginn der Versammlung war der Gartensaal der Harmonie in Heilbronn gedrückt voll. (...) Die Versammlungsteilnehmer kamen aus allen politischen Parteien und Verbänden und ganz besonders fiel die große Anzahl der Jungbauern auf. Es mögen 400 gewesen sein. (...) Die Versammlung verlief ruhig und würdig. Nach dem Vortrag konnten dem Schirmherrn und seiner Gemahlin die Führer der Jungbauern vorgestellt werden. (...) Die Vortragsreise in Württemberg endete am 16. 1. in Ulm. (...) Die Polizei verhinderte "aus Sicherheitsgründen" die Ausgabe von mehr als 1500 Karten (Fassungsvermögen 2000). (...) Jeder fühlte, da oben steht der Mann, in dessen Kopf die gewaltigen Schlachtenpläne des Weltkrieges reiften. (...) Der anschließende Vortrag seiner Gemahlin (...) begeisterte Männer und Frauen in gleichem Maße und man bedauerte, daß man ihren Worten nicht noch länger lauschen durfte.</blockquote>
Es ist dann noch von einer Nachversammlung im Hotel die Rede, zu der Mitglieder des Tannenbergbundes aus ganz Südwestdeutschland gekommen waren (2):<br />
<blockquote class="tr_bq">
Nach Mitternacht fuhren die Exzellenzen mit ihren liebenswürdigen Wirten (Th. Maier) nach Geislingen zurück.</blockquote>
In der "Chronik der Stadt Heilbronn" von 1986 heißt es (12, S. 375):<br />
<blockquote class="tr_bq">
15. Januar - Auf Veranlassung des Tannenbergbundes und des Württembergischen Offiziersbundes spricht General Erich Ludendorff im vollbesetzten Harmoniesaalbau. Er macht starke Ausfälle gegen Juden, Jesuiten und Freimaurer. Mathilde Ludendorff äußert sich über den Kampf um die deutsche Seele. </blockquote>
<h2>
Bei Forstmeister Voegele in Wildberg im Schwarzwald</h2>
<br />
Wir erhalten nun von einem Enkelsohn des oben in den Erinnerungen von Erich Ludendorff genannten Forstmeisters Voegele (von Dieter T. Schall aus Kempten) freundlicherweise den Gästebucheintrag Erich und Mathilde Ludendorffs, der aus dem Anlaß ihres Besuches bei ihm entstanden ist (siehe Abb. 1).<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhm1Tu7mPu-oEqA3Gv9uZtzI-9kr72kC6IL5ynDlahiUjmEq9vJQMQAaO4w9Lz4cT48YDfWhRK2nEiYp73WuzwbA2v3WVPxSrmgax-tKPVYtEvfomrzcLnn11mKomk-c3bmhd9rqUfUUko/s1600/1929-01-14-G%25C3%25A4stebucheintrag_Ludendorff_Dautenm%25C3%25BChle.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1165" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhm1Tu7mPu-oEqA3Gv9uZtzI-9kr72kC6IL5ynDlahiUjmEq9vJQMQAaO4w9Lz4cT48YDfWhRK2nEiYp73WuzwbA2v3WVPxSrmgax-tKPVYtEvfomrzcLnn11mKomk-c3bmhd9rqUfUUko/s640/1929-01-14-G%25C3%25A4stebucheintrag_Ludendorff_Dautenm%25C3%25BChle.jpg" width="465" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Gästebucheintrag für Familie Voegele vom 14. und 15. Januar 1929</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Tatsächlich paßt das Datum des Gästebucheintrages auch zu den Daten der Vortragsankündigung in der Wochenzeitung (nicht aber zu den Daten, die beide Ludendorffs in ihren Lebenserinnerungen angeben). In Tübingen fand der Vortrag am 13. Januar statt. Von dort fuhr das Ehepaar Ludendorff weiter nach Wildberg im Schwarzwald, von dort am 15. nach Heilbronn und von dort am 16. nach Geislingen an der Steige, bzw. nach Ulm.<br />
<br />
Der Enkelsohn berichtet, daß sein Großvater, der Forstmeister Guido Voegele (1896-1974) und seine Frau Agnes, damals mit einer achtjährigen Tochter und einem Sohn in Wildberg im Schwarzwald wohnten. Der Großvater wurde aus gesundheitlichen Gründen früh "außer Dienst" gestellt ("a.D.") und zog dann mit der Familie in jene Dautenmühle bei Biberach an der Riß (sie ist heute Kulturdenkmal [<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkmale_in_Mittelbiberach">Wiki</a>]), in der auch noch der Enkelsohn aufgewachsen ist. (Agnes Voegele stammte ursprünglich von Schloß Bontenbroich in Jüchen - zwischen Aachen und Düsseldorf, PLZ 41163.) Die Gästebucheinträge lauten jedenfalls:<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">Das Ringen gilt Arterhaltung, Freiheit und Wohlfahrt!<br />Wir verlebten schöne Stunden in diesem Hause und wissen, daß in ihm Kampfgenossen leben.<br />14. u. 15.1.29. Ludendorff</span></b></blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<b><span style="color: #274e13;">"Von der Achsel Dir schiebe<br />Was übel Dir scheint<br />Und richte Dich selbst<br />Nach Dir selber."<br /> Edda<br />Mathilde Ludendorff</span></b></blockquote>
Der Enkelsohn berichtet nun weiterhin (Emails vom 9., 10., 12.7.17, Telefonat vom 11.7.17) über die Dautenmühle, daß<br />
<blockquote class="tr_bq">
die Ludendorffs mit meinen Großeltern befreundet waren und in der Vergangenheit mein elterlicher Hof auch Material des Ehepaares Ludendorff beherbergt hatte. (...) Erich Ludendorff hatte auch viele seiner "Wissensdokumente" im Zeitraum der "Beschattung von Adolf" auf unserem Hof deponiert - leider entsorgten wir das Meiste. (...) Mein Großvater Guido war politisch sehr kundig.</blockquote>
Außer dem Gästebucheintrag schickt uns der Enkelsohn auch Abbildungen von fünf Bildern mit Hinterglasmalerei. Er schreibt dazu:<br />
<blockquote class="tr_bq">
Die nachfolgend gezeigten, hochwertigen Hinterglasmalerei-Bilder zeigen verschiedene Motive aus dem Alten Testament. Es handelt sich laut der Staatsgalerie um eine wertvolle, zusammenhängende Serie. Nach dem weitergegebenen Wissen stehen sie in Verbindung mit der Zarenfamilie. Herr Ludendorff hatte diese Bilder mit einem Jagdsäbel aus der Verbindung zu dem Zaren Nikolaus II.. Meine Großeltern waren eng mit dem Ehepaar Mathilde und Erich Ludendorff befreundet. Als General Ludendorff zunehmend von Adolf Hitler „kontrolliert“ wurde, vermachte Herr Ludendorff die Bilder meinen Großeltern. (...) Ein Kunsthistoriker hat mich gebeten, die Bilder unbedingt geschützt in einem Museum aufzubewahren. </blockquote>
Die fünf gerahmten Hinterglas-Gemälde - wohl am ehesten einem etwas süßlichen Stil des Biedermeier zuzuordnen - behandeln Themen aus dem Alten Testament (1. Samson hat die Philister mit einem Eselskinnbacken erschlagen, 2. Die Rückkehr mit der großen Traube aus Kanaan, 3. David und Bathseba, 4. Prophet und König, 5. Sodom und Gomorrha).<br />
<br />
Wie Erich Ludendorff in den Besitz dieser Hinterglasmalereien gelangt sein könnte, ist vorderhand gar nicht zu sagen, eben so wenig, warum er diese Gemälde gerade dem Forstmeister Voegele vermachte und was das mit der Gegnerschaft des Ehepaares Ludendorff gegen die Naziherrschaft und den (hier auf dem Blog schon erörterten) Mordplänen Adolf Hitlers gegen das Ehepaar Ludendorff im Sommer 1937 zu tun gehabt haben könnte, bzw. mit den Nazi-Plänen zum "Überschlucken" der Ludendorff-Bewegung seit 1933. Daß Erich und Mathilde Ludendorff in jener Zeit Material an verschiedenen Orten hinterlegten für den Fall, daß gegen sie selbst oder die Ludendorff-Bewegung allgemein vorgegangen würde, ist auch sonst mehrfach bezeugt. Es bestand damals eine enge Zusammenarbeit und ein enger Zusammenhalt mit vielen "Mitkämpfern" im ganzen damaligen Deutschen Reich.<br />
<br />
Vielleicht hatte Erich Ludendorff diese Bilder auf irgendwelchen Wegen als Geschenk erhalten. Vielleicht stammen sie aus herrenlos gewordenem Kulturgut irgendwo in Russisch-Polen, in den baltischen Ländern oder 1918 in der Ukraine, also aus jenen Gegenden, die von den deutschen Truppen unter dem Befehl Erich Ludendorffs zwischen 1914 und 1918 im Osten erobert worden sind. Im Jahr 1918 und danach sind ja insbesondere durch die russischen Revolutionäre solche Kulturgüter umfangreich geraubt und an das Ausland verkauft worden. Es würde sich hier aber - unseres Wissens - um den ersten Fall handeln, daß sich im persönlichen Besitz von Erich Ludendorff irgend etwas befunden hat, das in irgendeiner Weise als "Kriegsbeute" bezeichnet werden könnte. Also hier muß das meiste einstweilen völlig offen bleiben.<br />
<br />
Ein Sohn des Ehepaares Voegele ist im Zweiten Weltkrieg als Soldat gefallen. Vielleicht kann dieser Blogartikel gegebenenfalls noch ergänzt werden, wenn uns weitere Materialien, etwa Fotografien aus Familienalben oder anderes zur Verfügung gestellt wird.<br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
<h2>
<b>Lebenszeugnisse zu Rechtsanwalt Erich Siegel, Geislingen (1931-1937)</b></h2>
<br />
In Geislingen an der Steige lebte auch noch ein weiterer "Mitkämpfer" Erich und Mathilde Ludendorffs, der zwar namentlich für das Jahr 1929 bislang keine Erwähnung fand, aber auch schon damals eine Rolle gespielt haben könnte: Der Rechtsanwalt Erich Siegel. Er war 1931 Landesführer für Württemberg im Ludendorff'schen Tannenbergbund (<a href="http://studiengruppe.blogspot.de/2012/09/vorarbeiten-fur-ein-who-is-who-in-der.html">Stgr Nat</a>). Am
21. Oktober 1932 hielt dieser Rechtsanwalt "Erich Siegel, Geislingen" gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Herbert Schreiber in Stuttgart im Saalbau
Wulle, der 1000 Plätze hatte, organisiert vom Tannenbergbund eine
"Öffentlichen Versammlung" ab, auf der er als zweiter den Vortrag hielt <i>"Herrenklub Papen-Hitler - Was sagt Ludendorff dazu?"</i> (<a href="https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/DOKUMENT/wlb_plakate/00002386/%C3%96ffentl+Versammlung++Freitag+21+Oktober++Rechtsanwalt+Herbert+Schreiber++Die+Politik+des+Papstes+und+die+katholische+Akt">Leo-BW</a>) Über
das Jahr 1933 (und zwar über die Zeit vor dem 14. Juni) wird in der
"Chronik der Stadt Stuttgart 1933-1945" (3, S. 129) berichtet (<a href="https://www.google.de/webhp?hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjawOHSrJzVAhUCCsAKHeGFCJQ4ChA8CAM#hl=de&tbm=bks&q=erich+siegel+geislingen">GB</a>, bzw. <a href="https://books.google.de/books?id=4PSgAAAAMAAJ&q=erich+siegel+ludendorff&dq=erich+siegel+ludendorff&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiji4nMs5zVAhVBLMAKHc5hBCIQ6AEITTAJ">GB</a>): </div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Rechtsanwalt
Erich Siegel (Geislingen) spricht im Bürgermuseum, ausgehend von den
Anschauungen Frau Dr. Mathilde Ludendorffs, zum Thema <i>"Das Rasse-Erwachen und die deutsche Frau"</i>.</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Im Jahr 1934 erschienen in der damaligen Zeitschrift der Ludendorff-Bewegung mehrere Aufsätze aus seiner Feder (4-10). Und für die Stadt Bremen im Jahr 1935 wird berichtet (11, S. 72, 86) (<a href="https://books.google.de/books?id=UtK6rmGXb6IC&pg=PA72&lpg=PA72&dq=erich+siegel+ludendorff&source=bl&ots=ri_xezcHUf&sig=ChKEjaC2Jpo5ReayQi0R2tpv_qQ&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjxkPy4rJzVAhXHLsAKHfMPCWwQ6AEINTAF#v=onepage&q=ludendorff&f=false">GB</a>): </div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
1. Februar 1935: Vortrag des Rechtsanwalts Erich Siegel über „Rasseerwachen und Deutsche
Gotterkenntnis“, veranstaltet von der Ludendorff-Buchhandlung, in der „Union“.</div>
<div style="text-align: justify;">
13.
September 1935: Vortrag des Rechtsanwalts Siegel (Geißlingen) im Casino
über das Thema: "Was setzt Ludendorff an die Stelle des artfremden
Christentums?". </div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Am 25. September 1937 hielt Rechtsanwalt Erich Siegel im Sternensaal in Freudenstadt im Schwarzwald den Vortrag <i>"Lebensgestaltung des Volkes nach Deutscher Gotterkenntnis"</i> als <i>"Einführungsabend in die Deutsche Gotterkenntnis"</i> (<a href="http://studiengruppe.blogspot.de/2016/05/eine-sammlung-von-fotografien-erich-und.html">Stgr Nat</a>). Erich Siegel war also - nach dem Vorbild des Ehepaares Ludendorff - ebenfalls über ganz Deutschland hinweg als Redner tätig und verfaßte Aufsätze.<br />
<br />
<div style="text-align: right;">
/um den Siegel-Abschnitt </div>
<div style="text-align: right;">
ergänzt: 5.1.2018/</div>
</div>
<br />
______________________________________________________<br />
<ol>
<li>Bading, Ingo: "Sie war eine glänzende Rednerin" Erich und Mathilde Ludendorff auf Vortragsreisen (1930 bis 1933). Auf: Studiengruppe Naturalismus, 24. April 2016, <a href="http://studiengruppe.blogspot.de/2016/04/erich-und-mathilde-ludendorff-auf.html">http://studiengruppe.blogspot.de/2016/04/erich-und-mathilde-ludendorff-auf.html</a></li>
<li>o.N.: Ludendorff und Frau Ludendorff in Heilbronn und Ulm. In: Deutsche Wochenschau, 3.2.1929 </li>
<li>Chronik der Stadt Stuttgart 1933-1945. (<a href="https://www.google.de/webhp?hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjawOHSrJzVAhUCCsAKHeGFCJQ4ChA8CAM#hl=de&tbm=bks&q=erich+siegel+geislingen">GB</a>, bzw. <a href="https://books.google.de/books?id=4PSgAAAAMAAJ&q=erich+siegel+ludendorff&dq=erich+siegel+ludendorff&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiji4nMs5zVAhVBLMAKHc5hBCIQ6AEITTAJ">GB</a>) </li>
<li>Siegel, Erich: Die Deutsche Frau in Volk und Staat. In: Am Heiligen Quell Deutscher Kraft, 1934, S. 1ff (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=fQmgAAAAMAAJ&dq=rechtsanwalt+%22erich+siegel%22&focus=searchwithinvolume&q=erich+siegel">GB</a>)</li>
<li>Siegel, Erich: Wesen und Art des Seelenmißbrauchs. In: Am Heiligen Quell Deutscher Kraft, 1934 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=fQmgAAAAMAAJ&dq=rechtsanwalt+%22erich+siegel%22&focus=searchwithinvolume&q=erich+siegel">GB</a>)</li>
<li>Siegel, Erich: Sichert das geltende Staatsrecht die Volkserhaltung. In: Am Heiligen Quell Deutscher Kraft, 1934 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=fQmgAAAAMAAJ&dq=rechtsanwalt+%22erich+siegel%22&focus=searchwithinvolume&q=erich+siegel">GB</a>)</li>
<li>Siegel, Erich: Samson und Dalila - Ein Beitrag zur Frage Rasse und Kunst. In: Am Heiligen Quell Deutscher Kraft, 1934 (<a href="https://www.google.de/search?q=erich+siegel+ludendorff&client=firefox-b-ab&ei=F_xyWbGpJMfdgAbzn6TgBg&start=10&sa=N&biw=1280&bih=915#q=rechtsanwalt+%22erich+siegel%22&tbm=bks">GB</a>) </li>
<li>Siegel, Erich: Schutz des Volkes vor seelischer Entwurzelung. In: Am Heiligen Quell Deutscher Kraft, 20.7.1934, S. 291ff</li>
<li>Siegel,
Erich: Die Deutsche Frau im Rasseerwachen. Ihre Stellung im Recht und
ihre Aufgaben im Staat. Ludendorffs Verlag, München 1934 (Schriftenreihe
1, Heft 1) (<a href="https://archive.org/details/DieDeutscheFrauImRasseerwachen_311">Archive</a>)</li>
<li>Siegel,
Erich: Die rechtliche Stellung des unehelichen Kindes und seiner
Eltern. Ludendorffs Verlag, München [ca 1935] (Schriftenreihe 2, Heft 7
und 8)</li>
<li>Peters, Fritz: Bremen zwischen 1933 und 1945 - Eine Chronik. Dogma, Bremen 2013 (<a href="https://books.google.de/books?id=UtK6rmGXb6IC&pg=PA72&lpg=PA72&dq=erich+siegel+ludendorff&source=bl&ots=ri_xezcHUf&sig=ChKEjaC2Jpo5ReayQi0R2tpv_qQ&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjxkPy4rJzVAhXHLsAKHfMPCWwQ6AEINTAF#v=onepage&q=ludendorff&f=false">GB</a>) </li>
<li>Friedrich Dürr: Chronik der Stadt Heilbronn, Band 3 Stadtarchiv, 1986 (<a href="https://books.google.de/books?hl=de&id=QxBWAAAAYAAJ">GB</a>) </li>
</ol>
</div>
Ingo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com0