Als Maßstäbe für die Arbeit des Ludendorff-Achivs in Tutzing
Dieser Blog leistet eigentlich jene Öffentlichkeitsarbeit, die das testamentarisch vorgesehene Ludendorff-Archiv in Tutzing für sich als Aufgabe erkennen könnte. Dabei ist schon in verschiedenen Zusammenhängen die Rede gewesen von Aufgaben, die ein testamentarisch vorgesehenes Ludendorff-Archiv in Tutzing auch in Bezug auf die Sicherstellung von Sachgütern für sich sehen könnte (Familiensilber wird verkauft 1/2012, Ludendorffs Möbel 12/2012, Ludendorff-Archiv 12/2012, Kitsch, Kunst und Krempel 3/2013). Eine Reaktion von Seiten der Verantwortlichen des Ludendorff-Archivs in Tutzing auf unsere nun fünfjährige Blogarbeit hat es so gut wie keine gegeben bislang. Dieser Verein veranstaltet ja auch - wie dieses Jahr im Bayrischen Fernsehn berichtet wurde - "Tage der Offenen Tür" mit geschlossenen Türen.
Wenn man aber nach allgemeineren Maßstäben suchen sollte, anhand deren sich die Arbeit auch eines Ludendorff-Archivs in Tutzing messen lassen könnte, könnte es durchaus sinnvoll sein, einmal ein Buch in die Hand zu nehmen, das 1990 im "Reprintverlag im Zentralantiquariat der DDR" erschienen ist (1). Es gibt eine liebevolle Übersicht über die "Bestände des früheren Bismarck-Museums in Schönhausen (Elbe)". Ein Museum, für das sich laut dieses Buches noch 1945 sowjetische Offiziere interessierten, und das eine Fülle von "Kult und Kitsch um den Reichsgründer" mit großer Sorgfalt ausstellte, und dessen Bestände sofort nach der Wende noch im Jahr 1990 erneut so liebevoll der Öffentlichkeit präsentiert worden sind (1).
Auch in Bezug auf die Person Erich Ludendorffs werden womöglich künftige Generationen mehr als eine heutige Generation danach fragen, ob die Arbeit des von Erich und Mathilde Ludendorff testamentarisch vorgesehenen Ludendorff-Archivs in Tutzing, das bis heute fortbesteht - und das ausdrücklich im Sinne von Mathilde Ludendorff ganz genauso arbeiten sollte wie etwa das von ihr hochgeschätzte Schopenhauer-Archiv in Frankfurt am Main - vor einem Maßstab bestehen kann, den im Jahr 1990 der "Reprintverlag im Zentralantiquariat der DDR" setzte bei der liebevollen Dokumentation nur allein schon von "Kult und Kitsch rund um den Reichsgründer" Otto von Bismarck.
In diesem damaligen Band sind dokumentiert die hölzerne Wiege Bismarcks (1, S. 16), es sind Stühle, Schreibtische, Wohnschränke aus dem Besitz Otto von Bismarcks dokumentiert (1, S. 18, 64f, 98f), es ist sein Arbeitszimmer dokumentiert (1, S. 76), es ist seine Aktentasche dokumentiert (1, S. 27), seine Zigarrentasche (1, S. 33), seine Uniform aus der Schlacht von Königgrätz (1, S. 34), die Schreibfeder, mit der Bismarck 1871 den Friedensvertrag mit Frankreich unterzeichnete (1, S. 39), es sind völkerkundliche Geschenke von Forschungsreisenden aus Afrika dokumentiert (1, S. 81-84), es sind sogar Hundehalsbänder und -freßnäpfchen von Bismarcks Hunden dokumentiert (1, S. 118) - um nur einige wenige Beispiele herauszugreifen. Es sind auch zahllose, wertvolle Geschenke dokumentiert, die Otto von Bismarck von allen Seiten zugekommen sind als Dank für seine politische Tätigkeit. So erhielt er ein Trinkhorn, eine gußeiserne Frauenfigur, eine Nachbildung der Siegessäule (1, S. 40, 42) und des Niederwalddenkmals (1, Abb. 89) von Kaiser Wilhelm I..
Er besaß das berühmte Gemälde von Anton von Werner "Kaiserproklamation von Versailles" (1, Abb. 40), einen Tafelaufsatz aus Glas als Geschenk der böhmischen Glashütte Theresienthal (1, Abb. 69), die Petschaft Kaiser Wilhelms I., die Kaiser Wilhelm II. Bismarck 1895 zum Geburtstag schenkte (1, Abb. 85). Und in diesem Band sind auch unzählige zeitgenössische Postkarten dokumentiert mit Fotografien und Zeichnungen der Person Bismarck in unterschiedlichen Zusammenhängen und von der näheren Umgebung Bismarcks oder mit huldigenden Gedichten auf Otto von Bismarck und auf seine Taten.
Für all diese Museumsbestände und ihre Dokumentation könnte auf parallele Erscheinungen hingewiesen werden, wie sie für Erich Ludendorff dokumentiert werden könnten (Familiensilber wird verkauft 1/2012, Ludendorffs Möbel 12/2012, Ludendorff-Archiv 12/2012, Kitsch, Kunst und Krempel 3/2013). Auch er erhielt Geschenke von Kaiser Wilhelm II.. In der Ludendorff-Gedenkstätte in Tutzing scheint das jedermann kalt zu lassen. Soweit man das zumindest mitbekommt. Denn es müßten ja doch zumindest Spendengelder eingeworben werden, wollte man solche Nachlass-Stücke für die Gedenkstätte in Tutzing sicherstellen.
Die Bismarck-Stiftung als eine von mehreren "Politikergedenkstiftungen"
Wie arbeiten nun heute die Bismarck-Museen in Friedrichsruh und Schönhausen an der Elbe? Dazu im folgenden einige wissenswerte Bemerkungen.
Die deutsche Geschichte etwa seit 1800 ist immer wieder von bedeutenden Persönlichkeiten bestimmt gewesen. Da war etwa der Freiherr vom Stein, da war zwischen 1862 und 1898 Otto von Bismarck, die Zeit von 1890 bis 1918 ist von Kaiser Wilhelm II. und seiner Frau Augusta bestimmt gewesen, zwischen 1914 und 1937 in unterschiedlichem Ausmaß von Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff. Repräsentanten des demokratischen Deutschland waren schließlich etwa Friedrich Ebert, Theodor Heuß, Konrad Adenauer oder Willy Brandt.
Für einige dieser Persönlichkeiten der deutschen Geschichte wie etwa für Friedrich Ebert, für Theodor Heuß, für Konrad Adenauer oder auch für Willy Brandt gibt es heute staatseigene, also bundeseigene "Politikergedenkstiftungen". Diese widmen sich der geschichtlichen Aufarbeitung ihres Wirkens. Seit 1996 gehört zu diesen bundeseigenen Politikergedenkstiftungen auch die Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh bei Hamburg. Ihr gehören so berühmt-berüchtigte Kuratoriumsmitglieder an wie etwa Henry Kissinger.
Wenig öffentliche Aufmerksamkeit für das Bismarck-Museum in Friedrichsruh?
Wer von Schleswig-Holstein kommend Hamburg östlich umfahren will, um auf die A 24 Richtung Berlin zu gelangen, und dabei auf die Autobahnauffahrt Schwarzenbeck bei Hamburg zielt, wird allerdings nirgendwo daran erinnert (Stand: 2009), dass näher als die Stadt Schwarzenbeck zu dieser Autobahnauffahrt Friedrichsruh und der Sachsenwald liegen, jene Orte und Gegenden, die wie keine zweiten heute mit der Erinnerung an den Namen Otto von Bismarck verbunden sind (Wiki):
Seit 1996 aber hat sich in diesem Friedrichsruh, dem Lebensmittelpunkt Otto von Bismarcks in seinen letzten 27 Lebensjahren - also zwischen 1871 und 1898 - viel getan. Denn 1996 ist vom Deutschen Bundestag die "Otto von Bismarck-Stiftung" eingerichtet worden, die in dem dafür endlich renovierten Bahnhofsgebäude von Friedrichsruh ihren Sitz gefunden hat. In diesem Gebäude unterhält die Stiftung neben Archiv, Forschungsbibliothek und Arbeitsräumen auch eine moderne, sehenswerte Ausstellung "Otto von Bismarck und seine Zeit". Sie kann kostenlos besichtigt werden und kann - wie 2009 erlebt - auch ansonsten geschichtlich wenig bewanderte Besucher zu überraschten Ausrufen hinsichtlich der Geradlinigkeit und Aufrichtigkeit des Politikers Otto von Bismarck veranlassen.
Seit 2007 und 2009 betreut diese Stiftung auch das Bismarck-Museum an seinem Geburtsort in Schönhausen an der Elbe und des seit 1951 in Bismarck'schem Familienbesitz befindliche Bismarck-Museum in Friedrichsruh. Ebenso arbeitet die Bismarck-Stiftung mit zahlreichen anderen Stiftungen und Vereinen zusammen wie etwa den anderen bundeseigenen Politikergedenkstiftungen (für Adenauer, Willy Brandt, Theodor Heuß und Friedrich Ebert), dem Bismarck-Museum in Bad Kissingen oder dem Brandenburg-Preußen Museum in Wustrau.
Das abfällige Reden von "Devotionalien"
Heute wird gern und häufig abfällig über "Devotionalien" und über "Devotionalienhandel" gesprochen. Angesichts der Fülle der Geschenke, die Otto von Bismarck über die Jahre und Jahrzehnte hinweg aus allen Teilen Deutschlands in der Begeisterung und Dankbarkeit für sein politisches und geschichtliches Wirken dargebracht worden sind, stellt sich offenbar bis heute für die Familie von Bismarck die Frage: Was macht man mit all diesen vielen "Devotionalien", die sich im Besitz der Familie befinden? Sind sie wertlos? Soll man sie dem Müll übereignen oder durch Verkauf in alle Winde zerstreuen lassen? "Ist das Kunst oder kann das weg?"
Die Familie von Bismarck hat sich - wie einem Schild an der Außenwand des von ihr schon 1951 eingerichteten Museums zu lesen ist - für etwas anderes entschieden. Es steht dort (s. Abb 3.):
Und wo gibt es Erinnerungen an Paul von Hindenburg, respektive Erich Ludendorff?
Wie eben schon deutlich wurde, haben die bundeseigenen Politikergedenkstätten bislang den zweiten Reichspräsidenten der Weimarer Republik ausgelassen, nämlich Paul von Hindenburg. Es wäre naheliegend, für ihn heute Gedenkräume einzurichten in der "Hindenburg-Villa" in Hannover in der Bristoler Straße, in jener Villa, die von Hindenburg 1919 bis 1925 als Hauptwohnsitz genutzt hat (a, b). (Übrigens scheint es in der Stadt Marienburg in Westpreußen noch heute oder heute wieder ein "Hindenburg-Zimmer" zu geben.) Hindenburgs Familienbesitz, das Gut Neudeck in Ostpreußen, ist 1945 zerstört worden ebenso wie Bismarcks Familienbesitz Varzin in Pommern. (Erich Ludendorffs Geburtshaus in Kruszewnia bei Posen in der ehemaligen Provinz Posen hingegen ist bis heute erhalten.)
Das Gut Neudeck in Ostpreußen, von Hindenburg bewohnt bis 1934 (a), ist 1945 zerstört worden und später bis auf die Grundmauern abgeräumt worden. Heute erinnert dort nichts mehr an das frühere Gut.
Im Arbeitszimmer des Reichspräsidenten von Hindenburg in Neudeck in Ostpreußen hingen an der Wand ein Porträt von Bismarck über Eck neben einem Porträt von Erich Ludendorff (a).
Dieser Blog leistet eigentlich jene Öffentlichkeitsarbeit, die das testamentarisch vorgesehene Ludendorff-Archiv in Tutzing für sich als Aufgabe erkennen könnte. Dabei ist schon in verschiedenen Zusammenhängen die Rede gewesen von Aufgaben, die ein testamentarisch vorgesehenes Ludendorff-Archiv in Tutzing auch in Bezug auf die Sicherstellung von Sachgütern für sich sehen könnte (Familiensilber wird verkauft 1/2012, Ludendorffs Möbel 12/2012, Ludendorff-Archiv 12/2012, Kitsch, Kunst und Krempel 3/2013). Eine Reaktion von Seiten der Verantwortlichen des Ludendorff-Archivs in Tutzing auf unsere nun fünfjährige Blogarbeit hat es so gut wie keine gegeben bislang. Dieser Verein veranstaltet ja auch - wie dieses Jahr im Bayrischen Fernsehn berichtet wurde - "Tage der Offenen Tür" mit geschlossenen Türen.
Wenn man aber nach allgemeineren Maßstäben suchen sollte, anhand deren sich die Arbeit auch eines Ludendorff-Archivs in Tutzing messen lassen könnte, könnte es durchaus sinnvoll sein, einmal ein Buch in die Hand zu nehmen, das 1990 im "Reprintverlag im Zentralantiquariat der DDR" erschienen ist (1). Es gibt eine liebevolle Übersicht über die "Bestände des früheren Bismarck-Museums in Schönhausen (Elbe)". Ein Museum, für das sich laut dieses Buches noch 1945 sowjetische Offiziere interessierten, und das eine Fülle von "Kult und Kitsch um den Reichsgründer" mit großer Sorgfalt ausstellte, und dessen Bestände sofort nach der Wende noch im Jahr 1990 erneut so liebevoll der Öffentlichkeit präsentiert worden sind (1).
Auch in Bezug auf die Person Erich Ludendorffs werden womöglich künftige Generationen mehr als eine heutige Generation danach fragen, ob die Arbeit des von Erich und Mathilde Ludendorff testamentarisch vorgesehenen Ludendorff-Archivs in Tutzing, das bis heute fortbesteht - und das ausdrücklich im Sinne von Mathilde Ludendorff ganz genauso arbeiten sollte wie etwa das von ihr hochgeschätzte Schopenhauer-Archiv in Frankfurt am Main - vor einem Maßstab bestehen kann, den im Jahr 1990 der "Reprintverlag im Zentralantiquariat der DDR" setzte bei der liebevollen Dokumentation nur allein schon von "Kult und Kitsch rund um den Reichsgründer" Otto von Bismarck.
In diesem damaligen Band sind dokumentiert die hölzerne Wiege Bismarcks (1, S. 16), es sind Stühle, Schreibtische, Wohnschränke aus dem Besitz Otto von Bismarcks dokumentiert (1, S. 18, 64f, 98f), es ist sein Arbeitszimmer dokumentiert (1, S. 76), es ist seine Aktentasche dokumentiert (1, S. 27), seine Zigarrentasche (1, S. 33), seine Uniform aus der Schlacht von Königgrätz (1, S. 34), die Schreibfeder, mit der Bismarck 1871 den Friedensvertrag mit Frankreich unterzeichnete (1, S. 39), es sind völkerkundliche Geschenke von Forschungsreisenden aus Afrika dokumentiert (1, S. 81-84), es sind sogar Hundehalsbänder und -freßnäpfchen von Bismarcks Hunden dokumentiert (1, S. 118) - um nur einige wenige Beispiele herauszugreifen. Es sind auch zahllose, wertvolle Geschenke dokumentiert, die Otto von Bismarck von allen Seiten zugekommen sind als Dank für seine politische Tätigkeit. So erhielt er ein Trinkhorn, eine gußeiserne Frauenfigur, eine Nachbildung der Siegessäule (1, S. 40, 42) und des Niederwalddenkmals (1, Abb. 89) von Kaiser Wilhelm I..
Er besaß das berühmte Gemälde von Anton von Werner "Kaiserproklamation von Versailles" (1, Abb. 40), einen Tafelaufsatz aus Glas als Geschenk der böhmischen Glashütte Theresienthal (1, Abb. 69), die Petschaft Kaiser Wilhelms I., die Kaiser Wilhelm II. Bismarck 1895 zum Geburtstag schenkte (1, Abb. 85). Und in diesem Band sind auch unzählige zeitgenössische Postkarten dokumentiert mit Fotografien und Zeichnungen der Person Bismarck in unterschiedlichen Zusammenhängen und von der näheren Umgebung Bismarcks oder mit huldigenden Gedichten auf Otto von Bismarck und auf seine Taten.
Für all diese Museumsbestände und ihre Dokumentation könnte auf parallele Erscheinungen hingewiesen werden, wie sie für Erich Ludendorff dokumentiert werden könnten (Familiensilber wird verkauft 1/2012, Ludendorffs Möbel 12/2012, Ludendorff-Archiv 12/2012, Kitsch, Kunst und Krempel 3/2013). Auch er erhielt Geschenke von Kaiser Wilhelm II.. In der Ludendorff-Gedenkstätte in Tutzing scheint das jedermann kalt zu lassen. Soweit man das zumindest mitbekommt. Denn es müßten ja doch zumindest Spendengelder eingeworben werden, wollte man solche Nachlass-Stücke für die Gedenkstätte in Tutzing sicherstellen.
Die Bismarck-Stiftung als eine von mehreren "Politikergedenkstiftungen"
Wie arbeiten nun heute die Bismarck-Museen in Friedrichsruh und Schönhausen an der Elbe? Dazu im folgenden einige wissenswerte Bemerkungen.
Die deutsche Geschichte etwa seit 1800 ist immer wieder von bedeutenden Persönlichkeiten bestimmt gewesen. Da war etwa der Freiherr vom Stein, da war zwischen 1862 und 1898 Otto von Bismarck, die Zeit von 1890 bis 1918 ist von Kaiser Wilhelm II. und seiner Frau Augusta bestimmt gewesen, zwischen 1914 und 1937 in unterschiedlichem Ausmaß von Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff. Repräsentanten des demokratischen Deutschland waren schließlich etwa Friedrich Ebert, Theodor Heuß, Konrad Adenauer oder Willy Brandt.
Für einige dieser Persönlichkeiten der deutschen Geschichte wie etwa für Friedrich Ebert, für Theodor Heuß, für Konrad Adenauer oder auch für Willy Brandt gibt es heute staatseigene, also bundeseigene "Politikergedenkstiftungen". Diese widmen sich der geschichtlichen Aufarbeitung ihres Wirkens. Seit 1996 gehört zu diesen bundeseigenen Politikergedenkstiftungen auch die Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh bei Hamburg. Ihr gehören so berühmt-berüchtigte Kuratoriumsmitglieder an wie etwa Henry Kissinger.
Wenig öffentliche Aufmerksamkeit für das Bismarck-Museum in Friedrichsruh?
Wer von Schleswig-Holstein kommend Hamburg östlich umfahren will, um auf die A 24 Richtung Berlin zu gelangen, und dabei auf die Autobahnauffahrt Schwarzenbeck bei Hamburg zielt, wird allerdings nirgendwo daran erinnert (Stand: 2009), dass näher als die Stadt Schwarzenbeck zu dieser Autobahnauffahrt Friedrichsruh und der Sachsenwald liegen, jene Orte und Gegenden, die wie keine zweiten heute mit der Erinnerung an den Namen Otto von Bismarck verbunden sind (Wiki):
Nach dem Sieg über Frankreich und der Reichsgründung 1871 erhielt Otto von Bismarck den Sachsenwald als Schenkung von Kaiser Wilhelm I. aus seinem Besitz als Herzog von Lauenburg. Bismarck ließ darin eine unmittelbar an der Eisenbahnstrecke Hamburg-Berlin gelegene Gaststätte zum Herrenhaus ausbauen. Noch heute wohnen seine Nachkommen hier.Das von Bismarck ausgebaute Herrenhaus selbst ist allerdings 1945 von alliierten Bombern - obwohl als Lazarett gekennzeichnet - zerstört worden. Jahrzehnte lang machte Friedrichsruh auf den Besucher einen eher heruntergekommenen, fast verwahrlosten Eindruck. An einen Otto von Bismarck wollte nach 1945 kaum jemand erinnert sein, auch nicht westlich der Elbe.
Abb. 1: Die Ruinen des alten Schlosses in Friedrichsruh und der Neubau im Jahr 1950 (a) |
Seit 2007 und 2009 betreut diese Stiftung auch das Bismarck-Museum an seinem Geburtsort in Schönhausen an der Elbe und des seit 1951 in Bismarck'schem Familienbesitz befindliche Bismarck-Museum in Friedrichsruh. Ebenso arbeitet die Bismarck-Stiftung mit zahlreichen anderen Stiftungen und Vereinen zusammen wie etwa den anderen bundeseigenen Politikergedenkstiftungen (für Adenauer, Willy Brandt, Theodor Heuß und Friedrich Ebert), dem Bismarck-Museum in Bad Kissingen oder dem Brandenburg-Preußen Museum in Wustrau.
Abb. 2: Ausstellung "Bismarck und seine Zeit" (Friedrichsruh) |
Heute wird gern und häufig abfällig über "Devotionalien" und über "Devotionalienhandel" gesprochen. Angesichts der Fülle der Geschenke, die Otto von Bismarck über die Jahre und Jahrzehnte hinweg aus allen Teilen Deutschlands in der Begeisterung und Dankbarkeit für sein politisches und geschichtliches Wirken dargebracht worden sind, stellt sich offenbar bis heute für die Familie von Bismarck die Frage: Was macht man mit all diesen vielen "Devotionalien", die sich im Besitz der Familie befinden? Sind sie wertlos? Soll man sie dem Müll übereignen oder durch Verkauf in alle Winde zerstreuen lassen? "Ist das Kunst oder kann das weg?"
Abb. 3: Familien-eigene Ausstellung in Friedrichsruh |
Seit 1951 beherbergt das "Alte Landhaus", zuvor Traditionsgasthaus in Friedrichsruh, eine bedeutende Sammlung von persönlichen Erinnerungsstücken und teils sehr wertvollen Devotionalien aus dem Besitz der Familie von Bismarck.
Die seit dieser Zeit im Wesentlichen unveränderte Ausstellung wird seit dem 1. Juli 2009 von der (...) bundeseigenen Otto-von-Bismarck-Stiftung organisatorisch betreut. Die Stiftung ist bemüht, den Erinnerungs- und Lernort Friedrichsruh lebendig zu erhalten. ...Die Familie von Bismarck hat auch 1998/99 mitgeholfen, das Forsthaus Friedrichsruh zu renovieren und dort eine unter Denkmalschutz stehende Gaststätte einzurichten:
Zahlreiche Einrichtungsgegenstände des alten Reichskanzlers unterstreichen die gediegene Atmosphäre des Forsthauses.Auch in diesem weitläufigen Restaurant findet man heute so die eine oder andere "Bismarck-Devotionalie", die die Atmosphäre des Hauses bestimmt. Die Bismarck-Stiftung hat übrigens auch eine Facebook-Seite, über die man regelmäßig Aufkunft über die Aktivitäten erhält, wenn man dies nicht über ihre offizielle Internetseite selbst tun möchte.
Und wo gibt es Erinnerungen an Paul von Hindenburg, respektive Erich Ludendorff?
Wie eben schon deutlich wurde, haben die bundeseigenen Politikergedenkstätten bislang den zweiten Reichspräsidenten der Weimarer Republik ausgelassen, nämlich Paul von Hindenburg. Es wäre naheliegend, für ihn heute Gedenkräume einzurichten in der "Hindenburg-Villa" in Hannover in der Bristoler Straße, in jener Villa, die von Hindenburg 1919 bis 1925 als Hauptwohnsitz genutzt hat (a, b). (Übrigens scheint es in der Stadt Marienburg in Westpreußen noch heute oder heute wieder ein "Hindenburg-Zimmer" zu geben.) Hindenburgs Familienbesitz, das Gut Neudeck in Ostpreußen, ist 1945 zerstört worden ebenso wie Bismarcks Familienbesitz Varzin in Pommern. (Erich Ludendorffs Geburtshaus in Kruszewnia bei Posen in der ehemaligen Provinz Posen hingegen ist bis heute erhalten.)
Abb. 4: Bismarck-Büste im Forsthaus Friedrichsruh |
Abb. 5: Bismarck-Museum Friedrichsruh |
Abb. 6: Hindenburgs Arbeitszimmer in Neudeck in Ostpreußen |
All diese Gedenkstätten, Museen, Archive und ihre Arbeit lassen jedenfalls weiterhin mit vielen Fragen auf das Ludendorff-Archiv in Tutzing blicken. Wie erkennbar geworden sein dürfte, konnte es sich im Jahr 1990 sogar ein ehemaliger DDR-Verlag erlauben, liebevoll an Otto von Bismarck zu erinnern, ohne dass man sich dazu gar zu stark mit dem Weltbild oder mit dem geschichtlichen Wirken Otto von Bismarcks identifizieren musste. Sollte das einem Erich Ludendorff gegenüber heute so ganz und gar unmöglich sein? "Tage der geschlossenen Tür" hat es im Leben Erich und Mathilde Ludendorffs jedenfalls nur außerordentlich seltene gegeben. Der 9. April 1935 war in der Tat ein solcher "Tag der geschlossenen Tür" für - Adolf Hitler. Erich Ludendorff weigerte sich, ihn an diesem Tag in seinem Haus zu empfangen. Zugleich aber war es ein Tag der offenen Tür für den Generalfeldmarschall von Blomberg, den Generalfeldmarschall von Fritsch, für den deutschen Kronprinzen und für so viele andere Erich Ludendorff sehr willkommene Menschen. Auch Journalisten aus dem In- und Ausland hat Erich Ludendorff damals Interviews gegeben.
1924/25 - Ob da wohl nicht ein Pferdefuß drin versteckt ist?
Um hier gleich ein Beispiel für die Verehrung Erich Ludendorffs in der Bevölkerung zu bringen. Wie Bismarck sind auch ihm im Laufe der Jahre die unterschiedlichsten möglichen und unmöglichen Geschenke gemacht worden. Und es sind offenbar auch solche, die dann im Auktionshandel kursieren. So hat man nicht nur in der klassischen griechischen Antike gerne einmal Trinkgefäße in der Form eines Pferdehufes gebildet ... (s. Abb. 7)
... Auch aus dem 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es viele präparierte Pferdehufe von gestorbenen Pferden, die zu verschiedenen Schmuck- und Gebrauchsgegenständen umgearbeitet wurden. Insbesondere zu Aschenbechern (a, b, c, d). Aber auch zu: Nadelkissen, Nähkästchen, Tintenfässern oder auch einfach nur als Wandschmuck. Ob man sich damit gerne auch möglichst lebhaft den Umstand hatte vor Augen führen wollen, dass in so manchem Ding "ein Pferdefuß versteckt" sein kann, muss einstweilen dahingestellt bleiben. Als "Kuriosa" muss man solche Gegenstände heute auf jeden Fall empfinden.
Um hier gleich ein Beispiel für die Verehrung Erich Ludendorffs in der Bevölkerung zu bringen. Wie Bismarck sind auch ihm im Laufe der Jahre die unterschiedlichsten möglichen und unmöglichen Geschenke gemacht worden. Und es sind offenbar auch solche, die dann im Auktionshandel kursieren. So hat man nicht nur in der klassischen griechischen Antike gerne einmal Trinkgefäße in der Form eines Pferdehufes gebildet ... (s. Abb. 7)
Abb. 7: Eine attische, rotfigurige Tasse in Form eines Kuhhufes, 470/460 v. Ztr. (heute im Metropolitan Museum of Art) |
Jedenfalls scheint auf bislang nicht zu klärende Weise ein solcher präparierter Pferdehuf 1924/25 in den Besitz Erich Ludendorffs gekommen zu sein. In diesem Fall zu einem Feuerzeug umgearbeitet (Abb. 8, 9). Vom Kaiser selbst war ihm ja schon ein Aschenbecher geschenkt worden aus der kaiserlichen Majolika-Fabrik in Cadinen (siehe früherer Beitrag). Hier nun vielleicht ein dazugehöriges Feuerzeug. (Erich Ludendorff war kein Raucher, machte daraus aber auch "kein Dogma", wie der Ludendorff-Anhänger Erich Limpach berichtete.)
Abb. 8: Ein Pferdehuf als Feuerzeug |
Ein solches Feuerzug nun, auf dem der Name "Ludendorff" mit der Jahreszahl "1924-25" eingraviert ist, ist in Großbritannien zum Verkauf angeboten worden (1). Natürlich kann dieser Gegenstand auch einfach nur ein Ausdruck von Ludendorff-Verehrung unter Anhängern Erich Ludendorffs in der damaligen Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung gewesen sein, ganz ohne dass Erich Ludendorff damit je etwas persönlich zu tun gehabt haben muss.
Abb. 9: "LUDENDORFF . 1924/5" |
Das Feuerzeug selbst scheint von der amerikanischen Feuerzeugfirma "Ronson" hergestellt worden zu sein. Diese wurde 1886 gegründet und existiert bis heute. Es könnte sich natürlich auch um den Huf eines treuen Reitpferdes von Erich Ludendorff handeln. Offiziere besaßen zumindest bis 1914 eigene Reitpferde. Der Leibbursche musste diese versorgen. Erich Ludendorff berichtet in Briefen an seine Eltern vor 1914 (siehe Biographie von M. Nebelin) über mancherlei Sorgen bezüglich seiner Pferde. Diese mussten ja auch bei Umzügen mitgenommen werden (Unterbringung, Krankheiten). Noch 1937 denkt er bei Behandlung vieler Unsitten unter der Studentenschaft an einen eigenen morgendlichen Ausritt in Jena (2, S. 20):
Unwillkürlich musste ich daran denken, wie ich einst in Jena gelegentlich einer Generalstabsreise, als ich um 5 Uhr morgens wegritt, junge Studenten noch beim Biere betrunken auf dem Marktplatz gröhlend sitzend sah.Ein malerisches Bild im übrigen, das fast an die Zeit Goethes in Jena erinnert, der die Zeilen dichtete:
Und ich reite froh in alle FerneDieser Huf könnte Ludendorff auch von seinem Leibburschen geschenkt worden sein. Doch hätte der nicht wissen sollen, dass Erich Ludendorff kein Raucher war? Oder verbrachten die letzten Pferde Ludendorffs ihre Altersjahre auf einem Gut, dessen Gutsbesitzer nach dem Tod eines dieser Pferde Ludendorff dieses Geschenk machte? Am 6. Mai 1922 ist Erich Ludendorff ja auch als Zuschauer des Reit- und Fahrturniers in Eisenach fotografiert worden.
Über meiner Mütze nur die Sterne.
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- Breitenborn, Konrad: Bismarck. Kult und Kitsch um den Reichsgründer. Aus den Beständen des früheren Bismarck-Museums in Schönhausen (Elbe) und dem Archiv der ehemaligen Stendaler Bismarck-Gesellschaft. Reprintverlag im Zentralantiquariat der DDR, Leipzig 1990
- Ludendorff, Erich: Auf dem Weg zur Feldherrnhalle. Lebenserinnerungen an die Zeit des 9. 11. 1923. Ludendorffs Verlag, München 1937
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