Samstag, 27. August 2016

Erich Ludendorff in Fotografien des Jahres 1917

In diesem Beitrag sollen Fotografien Erich Ludendorffs aus dem Jahr 1917 zusammengestellt werden.

Abb. 1: Erich Ludendorff, 1917

Auch für das Jahr 1917 gilt, was schon für die anderen Jahre festgestellt worden ist: Es gibt historisch sehr bekannte Fotografien, die schon großen Einfluss auf das Bild der Zeitgenossen von Erich Ludendorff hatten, bzw. dann später auf sein Bild in der Geschichte. Daneben gibt es aber auch wenig bekannte Fotografien, die entweder im rein soldatischen Rahmen entstanden sind und deshalb womöglich nur in Erinnerungsalben oder ähnlichem überliefert sind.

Abb. 2: Erich Ludendorff, 1917

8. Januar 1917 - Auf Schloß Pless in Oberschlesien 

Eine der bekanntesten Fotografien aus dieser Zeit, auf denen Erich Ludendorff abgebildet ist zusammen mit dem Kaiser Wilhelm II. und Hindenburg, entstand am 8. Januar 1917 auf Schloß Pless in Oberschlesien.

Abb. 3: Hindenburg, Kaiser Wilhelm II. und Ludendorff am Kartentisch auf Schloß Pless in Oberschlesien am 8. Januar 1917

Vor allem in der Zeit bevor und nachdem Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt hat, hat sich Erich Ludendorff sehr große Mühe gegeben, jene Rolle genau herauszuarbeiten, die Hindenburg während des Ersten Weltkrieges tatsächlich spielte. Nämlich einfach nur die eines "Militärdarstellers", nicht die eines tatsächlichen militärischen Genies. Letzteres war allein Erich Ludendorff. Dieses Bemühen Ludendorffs ausführlich dargestellt und als von der Sache vollständig berechtigt dargestellt zu haben, ist eines der Hauptverdienste der Hindenburg-Biographie von Pyta (5). Im Zuge dieser Auseinandersetzungen und Klarstellungen nahm Erich Ludendorff 1934 in seinem Heft "Dirne Kriegsgeschichte" auch noch einmal ausdrücklich Bezug auf diese bekannte historische Fotografie. Über die Zeit nach dem 30. August 1916, als er mit Hindenburg die dritte Oberste Heeresleitung bildete, schreibt Ludendorff (6, S. 14):

Ich, nicht General v. Hindenburg, hielt dem Obersten Kriegsherrn Vortrag über die Lage und die vorliegenden Entschließungen. An mich persönlich sandte der Kaiser, wenn er an der Front war, seine Nachrichten und nicht an die Oberste Heeresleitung oder an General v. Hindenburg. Das Bild, das eine solche Vortragsszene im Schloss von Pleß darstellt und wiedergibt, wie General v. Hindenburg mit der Hand auf eine Stelle der Karte zeigt, und der Kaiser und ich zusehen, ist zum Zwecke der Aufnahme so gestellt, und zwar nicht auf des Kaisers und meine Anregung.

Da er im letzten Teilsatz Hindenburg nicht erwähnt, ist wohl klar, auf wessen Anregung hin die Komposition dieses Bildes zurück geht. Es ist auch hier interessant, dass solche wirkmächtigen historischen Fotografien also keinesfalls "zufällig" entstanden sind, sondern "komponiert" worden sind, wieder einmal, wie es scheint, von Hindenburg selbst. Ludendorff weiter über dieses Bild:

Es entspricht nicht den Tatsachen und leistet der heutigen Geschichtsklitterung Vorschub, die damals wohl weder der Kaiser, noch ich möglich hielten. Ich schenkte ihr auch keine Aufmerksamkeit.

 Ende Februar 1917 - Umzug der OHL nach Kreuznach

Im Schloss Pless in Oberschlesien befand sich - wie schon im vorigen Beitrag ausgeführt - seit Herbst 1916 und Anfang 1917 der Sitz der deutschen Obersten Heeresleitung. Ludendorff schreibt (1, S. 319):

Nach menschlichem Ermessen musste im Jahre 1917 der Schwerpunkt unserer Abwehrkämpfe im Westen liegen, auch wenn es im Osten noch so heiß herging. Ein unmittelbares Zusammenarbeiten mit dem k.u.k. Oberkommando war nicht mehr in dem Maße erforderlich wie bei dem Feldzug gegen Rumänien, nachdem die Befehlsgliederung an der Ostfront einfacher war. Die Oberste Heeresleitung gehörte jetzt an die Westfront; ich schlug Spaa oder Kreuznach als neues Quartier für uns vor. Spaa wurde abgelehnt, Kreuznach war besonders geeignet, weil dort viele nach der Front laufende Kabel vorbeiführten. Die dortigen Hotels und Fremdenhäuser boten günstige Unterkunft. Die Einrichtung von Kreuznach, Münster am Stein und Bingen als Großes Hauptquartier wurde befohlen, die Umsiedlung für die zweite Februarhälfte in Aussicht genommen. Vorläufig sollte die Möglichkeit bestehen bleiben, nach Pleß zurückzukehren. Das k.u.k. Oberkommando ging nach Baden bei Wien.

Über die Zeit in Kreuznach (seit 1924 "Bad Kreuznach") schreibt Erich Ludendorff (1, S. 372f):

Das Leben hatte sich hier so eingespielt wie in den früheren Hauptquartieren. Der Feldmarschall, andere Herren und ich wohnten in einer Villa, die schon Kaiser Wilhelm I., jenen großen Monarchen und Menschenkenner, beherbergt hatte, unter dessen Zepter Deutschlands Traum nach Einigkeit verwirklicht wurde. Unsere Geschäftszimmer lagen im Oranienhof. Der Weg dorthin von unserer Villa war kurz. Die regelmäßigen Gänge boten vielen mir wohlwollenden Menschen Gelegenheit, mich durch einen Gruß und auch durch Blumen zu erfreuen. Sonst hielt ich mich in meinem Leben stets abseits, weil - ich die Menschen kenne.
Mein täglicher Erholungsgang führte mich nach dem Rosengarten oberhalb der Stadt oder auch nur in die Anlagen beim Oranienhof, selten wo anders hin. Im Frühjahr 1918 wurden dieser schöne Rosengarten und der Garten vor dem Oranienhof in wenigen Stunden durch reißendes Hochwasser zerstört. (...) Viele Gäste kamn und gingen. Für alle musten trotz meiner ungeheuren Arbeitslast zeit und Worte gefunden werden. 

Auf Wikipedia heißt es über den Oranienhof (Wiki):

Das Hotel Oranienhof war ein Luxus- und Badehotel in Kreuznach (...), das von 1834/42 bis 1929 bestand. (...) Im Ersten Weltkrieg wurde der Oranienhof vom 2. Januar 1917 bis zum 8. März 1918 als Generalstabsgebäude (Hauptbüro) der Obersten Heeresleitung genutzt. Hier trafen sich am 19. Dezember 1917 General Mustafa Kemal Pascha (Atatürk), Kaiser Wilhelm II., Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg (1847–1934) und Generalquartiermeister Erich Ludendorff zu Gesprächen.

Und über Kreuznach allgemein (Wiki):

Im Ersten Weltkrieg wurde sowohl das Kreuznacher Kurhaus wie auch weitere Hotels und Villen seit dem 2. Januar 1917 zum Sitz des Großen Hauptquartiers von Kaiser Wilhelm II. Im Kurhaus nahm der Kaiser seinen Wohnsitz. Als Generalstabsgebäude wurde das Hotel Oranienhof genutzt. Im Kurhaus wurden am 23. April und am 17./18. Mai 1917 die Kreuznacher Kriegszielkonferenzen abgehalten. Am 29. Juni empfing der Kaiser hier den Nuntius Eugenio Pacelli, der eine päpstliche Friedensbotschaft übermittelte. Im Oranienhof trafen sich am 19. Dezember 1917 General Mustafa Kemal Pascha, besser bekannt als Atatürk („Vater der Türken“) und späterer Präsident einer streng laizistischen Türkei, Kaiser Wilhelm II., Hindenburg und Ludendorff zu Gesprächen. Erst ein extremes, winterliches Hochwasser an der Nahe im Januar 1918 führte zur Verlegung der Obersten Heeresleitung in das belgische Spa.

Ludendorff und Hindenburg wohnten in der Villa Imhoff. Sie ist nicht erhalten, an ihrer Stelle befindet sich heute die Kreisverwaltung in der Salinenstraße 47.

Abb. 4: Die Oberste Heeresleitung in Kreuznach 1917 - links neben Hindenburg Hans Tröbst

Frühjahr 1917 - Beim Kampfgeschwader III in St. Denis-Westrem (Belgien)

Ein Familienhistoriker namens Thomas Genth (2) schreibt über seinen Großvater und über das folgende Foto:

Ende 1916 wurde Adolf Genth vom neugegründeten Kampfgeschwader III der obersten Heeresleitung (Kagohl III) übernommen. (...) General Ludendorf bei der Visite des Kagohl III im Frühjahr 1917 auf dem Flugplatz St. Denis-Westrem (Belgien), dem Einsatzhafen der Kasta 13, der auch mein Großvater angehörte.
Abb. 5: Ludendorff beim Kampfgeschwader III der Obersten Heeresleistung, Frühjahr 1917

Und zu dem nächsten schreibt er: "General Ludendorff mit seiner Exellenz von Schickfuss bei der Abfahrt nach der Visite."

Abb. 6: Ludendorff beim Kampfgeschwader III der OHL - Abfahrt nach der Visite, Frühjahr 1917 (2)

Erich von Schickfus und Neudorff (1880-1955) (Wiki) war seit 1912 Angehöriger des Großen Generalstabes, war 1913 in diesem zum Hauptmann befördert worden (Lex.d.Wehrm.).

1917 - Mit General von Arz 1917 auf Schloß Weilburg in Baden

Das Armeeoberkommando der österreichisch-ungarischen Armee wurde 1916 von Teschen in Österreichisch-Schlesien in das Schloss Weilburg in Baden, 28 Kilometer südlich von Wien, verlegt und blieb hier bis zum Ende des Krieges Anfang November 1918 (Wiki).

Abb. 7: Ludendorff (links) im Gespräch mit dem österrischen Generalstabschef General v. Arz auf Schloß Weilburg in Baden, 1917 (Wiki)

Hier entstand 1917 eine weitere, wenig bekannte Fotografie Erich Ludendorffs zusammen mit dem damaligen österreichischen Generalstabschef Arthur Arz von Straußenburg (1857-1935) (Wiki). Dieser war zum Nachfolger des von Kaiser Karl I. am 2. März 1917 entlassenen und von Ludendorff sehr geschätzten General Franz Conrad von Hötzendorf ernannt worden. Arz von Straußenburg war Siebenbürgendeutscher. Auf Wikipedia heißt es über ihn (Wiki): 

Das Verhältnis von Generalstabschef Arz zur Dritten Obersten Heeresleitung des deutschen Bündnispartners war weit harmonischer als das seines am 27. Februar 1917 enthobenen Vorgängers Conrad von Hötzendorf. Arz war ein Anhänger des Bündnisses und Bewunderer des deutschen Heerwesens.

Laut seiner Kriegserinnerungen besuchte General v. Arz die Oberste Heeresleitung in Bad Homburg und in Spaa. Ludendorff schreibt über ihn (1, S. 257):

Chef des Generalstabes der k.u.k. Armee wurde General v. Arz für General v. Conrad, der das Heeresgruppenkommando an der Tiroler Front bekam. Mein Verhältnis zu General v. Conrad war ein immer vertrauensvolleres geworden; so sah ich das Scheiden dieses bedeutenden Generals aus seinem Amt auch persönlich nur mit Bedauern.
Die Beziehungen zu General v. Arz sollten noch innigere werden. Er war ein überzeugter Freund des Deutschen Reiches und der deutschen Armee. Während des Sommerfeldzuges 1915 hatte er im Rahmen der 11. Armee das k.u.k. A.K. befehligt und es in engstem Anschluß an deutsche Truppen in einer Weise geführt, die ihm und seinem Korps deutsche Wertschätzung einbrachte. Als Oberbefehlshaber der 1. Armee in Siebenbürgen leistete er mit seiner Armee alles, was bei ihrer Zusammensetzung nur denkbar war. Er wirkte für ein gutes Zusammenleben der in seiner Armee befindlichen deutschen und k.u.k. Truppen, deren Ausbildung er sich mit Ernst annahm. Vielleicht geistig nicht so elastisch wie General v. Conrad, war er ein Soldat mit gesunder Auffassung, der sich bemühte, die k.u.k. Armee zu heben und aus dem Lande das zu gewinnen, was sie brauchte. Er tat alles Mögliche, ohne indes etwas Ausschlaggebendes zu erreichen. Er wuchs, je länger er im Amte war.

Juni 1917 - Zeitvergeudung während des Besuchs des Königs von Bulgarien

Abb. 8: Besuch des Königs von Bulgarien, Juni 1917 in Kreuznach

Erich Ludendorff schreibt (1, S. 373):

In der Dobrudscha ging der Kampf der Bulgaren gegen die deutsche Etappenverwaltung (...) weiter. Im Juni war der Zar mit Radoslawow in Kreuznach. (...) Es wurde wieder einmal viel hin- und hergeredet. (...) Es wurden Aufzeichnungen gemacht, aber dabei blieb es. Es war eine Zeitvergeudung, während meine Gedanken durch die Vorgänge an der Front beansprucht wurden. Es forderte dies eine fast unerträgliche Zumutung durch den ungeheuren Zwang, unter den ich mich häufig selbst stellen musste. Solche harte Selbsterziehung wäre vielen gut. Im vorliegenden Fall gelang es der Obersten Heeresleitung, den bulgarischen Angriff auf die Etappenverwaltung abzuschlagen, die Frage wenigstens auf die lange Bank zu schieben.

Mitte Juli 1917 - Besprechungen während der Kanzlerkrise in Berlin

Am 6. Juli 1917 hielt Erzberger im Reichstag eine Rede, über die Ludendorff schreibt (1, S. 359):

Nach einer vollständig überraschenden Rede des Abgeordneten Erzberger, in der er die völlige Aussichtslosigkeit des U-Bootkrieges behauptete und die Möglichkeit bestritt, den Krieg überhaupt zu gewinnen, brach die Stimmung im Reichstage vollständig zusammen. (...) Der Kriegsminister teilte unsere Anschauungen über die schädliche Wirkung der Berliner Vorgänge (...) und hielt einen diesbezüglichen Vortrag des Generalfeldmarschalls bei Seiner Majestät dem Kaiser für notwendig.

In der Nacht vom 6. auf den 7. Juli 1917 fuhren Hindenburg und Ludendorff daraufhin von Kreuznach aus für einen gemeinschaftlichen Kronvortrag von Reichskanzler und Oberster Heeresleitung nach Berlin. Der Kaiser suchte am Morgen des 7. Juli zunächst den Reichskanzler auf zu einer Besprechung im Garten der Reichskanzlei. Hierbei gelang es Bethmann-Hollweg, den Kaiser zu beschwichtigen (9, S. 329). Am Nachmittag traf der Kaiser dann auf Schloss Bellevue mit Hindenburg und Ludendorff zusammen. In dieser erklärte der Kaiser den beiden, dass sie im Großen Hauptquartier in Kreuznach (9, S. 646, Anm. 296)

zweifellos wichtigeres zu tun hätten,

bzw. (9, S. 330)

die Sache ginge sie auch nichts an, sie sollten nur wieder abreisen.

Ludendorff schreibt (1, S. 359):

Unsere Anwesenheit in Berlin am 7. verlief daher nach jeder Richtung ergebnislos.

Um 23 Uhr fuhren sie zurück nach Kreuznach. Für und wider die Reichskanzlerschaft Bethmann-Hollwegs gab es aber auch weiterhin viele Stimmen. Der Kronprinz empfing am Vormittag des 12. Juli in seinem Palais Unter den Linden nacheinander die Sprecher der im Reichstag vertretenen Parteien, Ludendorffs Verbindungsmann in Berlin, der Oberstleutnant Bauer protokollierte die Aussagen (7, S. 408ff). Nachdem aber klar wurde, dass der Kaiser an der Reichskanzlerschaft Bethmann-Hollwegs festhalten wollte, schrieb Ludendorff sein Abschiedsgesuch (1, S. 361f):

Der Generalfeldmarschall schloss sich mir an und reichte gleichzeitig sein Abschiedsgesuch ein. Die Gesuche gingen am 12. abends nach Berlin. (...) Auf Vortrag des Kronprinzen hin entschloss sich nunmehr der Kaiser, ein erneutes Abschiedsgesuch des Reichskanzlers v. Bethmann anzunehmen.

Lyncker riet dem Kaiser, das Abschiedsgesuch abzulehnen, aber Bethmann-Hollweg meinte (9, S. 336):

Die Haltung der Obersten Heeresleitung stelle den Kaiser vor eine so bedenkliche Wahl, dass er ein patriotisches Werk täte, wenn er ihn aus der schwierigen Lage befreie. Wenn das Abschiedsgesuch der Generale jetzt auch abgelehnt würde, wäre ein harmonisches Zusammenarbeiten mit ihnen doch für alle Zukunft für ihn ausgeschlossen.

Diese Stellungnahme gab wohl den Ausschlag.

13. Juli 1917 - Im "politischen Wirrwarr" in Berlin (Kanzlersturz)

Es ist weiter zu erfahren (7, S. 408):

Am 13.7. 9.58 Uhr vormittags trifft O.H.L. in Berlin ein, am Bahnhof durch General Frhrn. v. Lyncker empfangen. Um 11 Uhr vormittags Meldung bei Seiner Majestät im Schloss Bellevue. Das Abschiedsgesuch des Kanzlers war bereits genehmigt.

In den Details gibt es zu den Besprechungen vom 13. und 14. Juli 1917 in Berlin einige auf den ersten Blick widersprüchliche Angaben. Diese betreffen insbesondere die Teilnahme des künftigen Reichskanzlers Michaelis an den Besprechungen. Ludendorff berichtet (1, S. 362f):

Der Generalfeldmarschall und ich waren bei unserer ersten Anwesenheit in Berlin am 7. Juli bereit gewesen, Mitgliedern des Reichstags im Generalstabsgebäude in zwangloser Form Aufklärung über unsere Kriegslage zu geben. Es lag mir daran, beruhigend zu wirken. Diese Besprechung fand nun am 13. nachmittags statt. (...) Wir fassten unsere Auffassung der Lage etwa dahin zusammen, dass sie zu Lande ernst, aber gesichert sei. Wir müssten einfach durchhalten, da unsere Feinde den Frieden nicht wollten. (...) Auf den Erfolg des U-Bootkrieges vertrauten wir, auch wenn er bisher nicht die entscheidende Wirkung gehabt hatte, die wir erhofften. (...) Über die (geplante) Friedensresolution (des Reichstages) äußerten wir uns lediglich zurückhaltend; sie entspräche nicht unserer Ansicht, weil sie den Geist der Truppen und den Siegeswillen des Volkes schädlich beeinflussen, von dem Feinde aber als Schwächebekenntnis ausgelegt werden würde und daher für uns ungünstige Wirkung ausüben müsse. 

Major v. Harbou protokollierte die Besprechung folgendermaßen (7, S. 412ff):

Es erschienen je zwei Abgeordnete der Freisinnigen Volkspartei, des Zentrums, der Sozialdemokratie, der Konservativen, der Nationalliberalen, der deutschen Partei und ein Abgeordneter der polnischen Fraktion. Die Angehörigen der einzelnen Parteien erschienen in obiger Reihenfolge nacheinander, nur Zentrum und Sozialdemokratie kamen zusammen zur Besprechung. Die Dauer jeder Besprechung war anfangs auf 1/4 Stunde festgesetzt, Beginn 5 Uhr nachmittags. Die Gesamtbesprechung zog sich jedoch länger hinaus. Jede Einzelbesprechung wurde vom Generalfeldmarschall mit einigen einleitenden Worten eröffnet, denen der Vortrag des Generals der Infanterie Ludendorff über die Lage folgte.

Georg Michaelis wurde in dieser Zeit offenbar sehr kurzfristig für den Reichskanzler-Posten ausgewählt, nachdem verschiedene andere Personalvorschläge vom Kaiser oder von den Betreffenden selbst (etwa Graf Hertling, (etwa von Otto von Below) nicht gutgeheißen worden waren. Ludendorff war überrascht, wie er schreibt (1, S. 363f),

daß Deutschland in dieser für sein Geschick so bedeutungsvollen Frage von der Hand in den Mund leben mußte. (...) Wir waren arm an Männern. Neue schöpferische Kräfte hatte unser politisches System nicht hervorgebracht. Es hat sich durch seine Unfruchtbarkeit sein Urteil gesprochen.

(Hervorhebung nicht im Original.) Eine erhaltene Fotografie einer Besprechung von Georg Michaelis, Ludendorff, Hindenburg und verschiedenen anderen Personen ist auf den 13. Juli 1917 datiert und als ihr Ort wird der Garten des Reichsamtes des Inneren angegeben. Diese Besprechung scheint Ludendorff in seinen Erinnerungen gar nicht zu erwähnen.

Abb. 9: Besprechung am 13. Juli 1917 im Garten des Reichsamtes des Inneren in Berlin
(Aufnahme von Robert Sennecke; Ausschnitt)

Nach der Erläuterung dieser Fotografie waren bei der Besprechung im Garten des Reichsamtes des Innern am 13. Juli 1917 anwesend von links: Graf Westarp (Konservative Partei), Unterstaatssekretär Arnold Wahnschaffe (Chef des Kanzleramtes), Wilhelm Bruhn (Deutsche Fraktion), Georg Michaelis,  Paul von Hindenburg, Dr. Roesicke, Geheimrat Dietrich (?), von Halem, Schiffer (?), Prinz Schoenaich-Carolath, der Vizekanzler Staatssekretär Dr. Helfferich, Dr. Stresemann und Ludendorff.

Abb. 10: Besprechung mit dem neuen Reichskanzler Georg Michaelis am 13. Juli 1917 in Berlin (Aufnahme von Robert Sennecke)

Auf dieser Fotografie ist Ludendorff umgeben von prominenten Vertretern des "alten" parlamentarischen Systems. Darf man sagen, dass man in der an sich haltenden Mimik Ludendorffs auf dieser Fotografie schon seinen ganzen künftigen Lebensweg angedeutet oder vorgezeichnet findet? Dass er zukünftig verstärkt nach den Ursachen der Korruption des politischen Systems suchen würde? Dass er die Ursachen schließlich nicht in der rein äußeren politischen Verfasstheit eines Staatswesens finden würde, sondern in der systematischen, zunehmend verwissenschaftlichten Wühlarbeit von religiösen, männerbündlerischen und satanistischen Lobbymächten im Hintergrund? Kann man die Worte von der "fast unerträglichen Zumutung" durch die Besprechungen mit dem Zaren von Bulgarien (siehe oben) auch beziehen auf die Besprechungen mit den Berliner Politikern? 1919 jedenfalls bewegte sich Ludendorff gedanklich noch mehr im tagespolitischen Vordergrundgeschehen. Da schrieb er weiter (1, S. 363):

Staatsminister Dr. Helfferich (...) lud die Abgeordneten für den nächsten und übernächsten Tag zu sich zu einer Besprechung in das Reichsamt des Inneren ein, der neue Reichskanzler würde zugegen sein.

In der Nacht vom 13. auf den 14. Juli wurde die von den Mehrheitsparteien geplante Friedensresolution im "Vorwärts" veröffentlicht - entgegen des Rates und Wunsches von Seiten Ludendorffs und anderer. Nach dieser Veröffentlichung wollte Ludendorff eigentlich nicht mehr weiter in den "politischen Wirrwarr" hinein gezogen werden (1, S. 364):

Unsere Teilnahme an den weiteren parlamentarischen Besprechungen im Reichsamt des Innern über die Friedensresolution war von dem neuen Reichskanzler angeregt worden. Ich bat ihn, davon Abstand zu nehmen. (...) Der Reichskanzler blieb bei seiner Bitte stehen.

Auf diesem Treffen am 14. Juli war für Ludendorff die von den Anwesenden betonte

Notwendigkeit der Friedensresolution (...) ein trübes Stimmungsbild und noch erheblich schlechter, als ich erwartet hatte. (...) Ich hatte im übrigen das Gefühl, dass meine Anwesenheit bei der Besprechung über die Friedensresolution nicht notwendig gewesen und ich besser nicht hingegangen wäre. (...) Die Stimmungsverschlechterung der Heimat hatte sich mir in Berlin förmlich aufgedrängt. Ich durfte die Hände nicht in den Schoß legen und zusehen, wie der seelische Niedergang unseres Volkes weiter vorschritt und unsere Kriegsfähigkeit in Frage stellte. (...) Wir hatten die besten Aussichten, den Krieg zu gewinnen. Aber (...) die Gemütsverfassung in der Heimat stellte alles in Frage.

Es ist übrigens auffallend, dass in der Ludendorff-Biographie Nebelin's, so möchte man sagen, zumindest streckenweise die Standpunkte der Personen des politischen Lebens, mit denen Ludendorff damals zu tun hatte, besser wiedergegeben werden, als die Ludendorffs selbst. Aus Ludendorffs Erinnerungen und Veröffentlichungen wird in dieser Biographie jedenfalls am wenigsten zitiert. Dadurch bleibt das darin gezeichnete Bild unvollständig. Ludendorff war laut seiner Kriegserinnerungen eine durch und durch in sich ruhende Person. Er war deshalb auch ein ruhender Pol in der damaligen Politik. Wie hätte er sonst diesen Einfluss ausüben können? Ein solcher Umstand zum Beispiel wird in der Biographie Nebelins nirgendwo herausgearbeitet. Nebelin arbeitet sich an der Person Ludendorff ab, ohne jemals wirklich ernsthaft die Sicht, die Ludendorff auf sich selbst und sein Handeln hatte, einzunehmen. In seiner Schrift "Kriegshetze und Völkermorden in den letzten 150 Jahren" aus dem Jahr 1931 schreibt Erich Ludendorff (10, S. 141):

Im Deutschen Reichstag fand die Tätigkeit des Nuntius Pacelli und der Freimaurerei, unmittelbar unterstützt durch Graf Czernin, ihren Niederschlag in der berüchtigten Friedensresolution vom Jahwehtage, 19. 7. 1917, deren Wortlaut Brr. Sozialdemokraten trotz aller Kriegszensur vorzeitig veröffentlichen konnten. 

Und über den Rücktritt Bethmann-Hollwegs:

Ich hatte erklärt, nicht länger mit dem Reichskanzler zusammenarbeiten zu können. Leider hielt ich ihn damals auch nur für "defaitistisch", noch nicht für einen ausgesprochenen, bewussten Verderber der Deutschen.

26. August 1917 - Attentat auf Ludendorff?

Ludendorff schreibt weiter (10, S. 143):

Schon im Juli nach dem Siege der deutschen Truppen in Russland, hatte (...) Erzberger die berühmte Denkschrift des Grafen Czernin bekannt gegeben, die dieser im April zur Einschüchterung der Obersten Heeresleitung verfasst und später Br. Erzberger vertraulich mitgeteilt hatte, damit ihre Preisgabe in edlem Zusammenspiel dieser beiden Jesuiten, wenn die Zeit dazu gekommen sei, erfolgen konnte, um den deutschen Sieg zu sabotieren. Die Veröffentlichung hatte denn auch durchaus die gewünschte Wirkung hinter der deutschen und hinter der feindlichen Front, und besonders in katholischen Kreisen. Das erkannte ich aus der tiefen Niedergeschlagenheit katholischer Deutscher, die ich damals empfing.

Und (10, S. 144):

Trotz aller "Arbeit" der "unsichtbaren Väter" un ihrer Mitschuldigen diesseits und jenseits der deutschen Kampffronten, trotz der Anstrengungen der feindlichen Heere, trotz aller Hungerblockade: deutsche Siege an allen Fronten, wenn auch ein geminderter Kampfwille in der deutschen Heimat. Ein Attentat auf mich sollte Abhilfe schaffen. Am 26. 8. 1917 wurde nachts der Speisewagen meines Zuges, in dem ich mit den Herren der Operationsabteilung speiste, quer auf die Weiche, gerade auf die Schienen gestellt, auf denen ein Munitionszug einlaufen sollte. Da der Lokomotivführer dieses Zuges im letzten Augenblick stark bremste, wurde unser Wagen nicht völlig zertrümmert, sondern nur umgestürzt. Das ganze Ereignis wurde dann vertuscht.   

Bei der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz 


Abb. 11: Besuch bei der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz (1917)

Eine Fotografie schlechter Qualität ist offenbar über den englischsprachigen Raum überliefert. Auf ihrer Rückseite steht handschriftlich: "Kaiser Willie Ludie from a Boche Official". Zu sehen sind Kaiser Wilhelm II., sein Sohn, der Kronprinz Wilhelm und neben ihm (mit etwas vorgebeugtem Oberkörper) Erich Ludendorff. Sie schreiten eine militärische Formation ab, wahrscheinlich eine solche der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz, deren Oberbefehlshaber der Kronprinz Wilhelm war.

Sommer 1917 - Mit dem Grafen von der Schulenburg in Valenciennes

Von einer Waffenvorführung in Valenciennes gemeinsam mit dem Obersten Friedrich Graf von der Schulenburg (1865-1939) (Wiki) haben sich die folgenden fünf Fotografien aus dem Jahr 1917 erhalten.

Abb. 12: Erich Ludendorff und Graf von der Schulenburg in Valenciennes, 1917

Erich Ludendorff schreibt, dass für die Materialschlachten an der Westfront neue Dienstvorschriften für die "Abwehrschlacht" erarbeitet werden mussten (1, S. 306f):

Scharf im Gegensatz zu der bisherigen, nur in starren, leicht erkennbaren Linien zusammengedrängten Verteidigung wurde nun eine weite, nach der Tiefe gegliederte Abwehr geschaffen, die in lockeren Formen beweglich zu führen war. Die Stellung sollte naturgemäß nach Abschluss des Kampfes in unserer Hand sein, aber der Infanterist hatte sich nicht mehr zu sagen: hier stehe und falle ich, sondern er hatte das Recht, nach allen Richtungen in beschränktem Umfange vor starkem feindlichen Feuer auszuweichen. Im Gegenstoß war die verloren gegangene Linie wieder zu gewinnen. (...) Wir schufen einen Kursus für höhere Truppenführer und Generalstabsoffiziere bei Valenciennes zur Klärung der Anschauungen über die Abwehrschlacht. Auch der deutsche Kronprinz führte bei Sedan ähnliches ein.

Diese Bilderserie (3) ist offensichtlich im Sommer entstanden. Diese Fotografien sind auch schon an anderer Stelle veröffentlicht worden. Etwa in einer Folge vom 20. März 1934 des "Quell - Ludendorffs Halbmonatsschrift" mit dem Kommentar: "Bilder aus der Vorbereitung der Großen Schlacht in Frankreich - General Ludendorff bei einer Minenwerfer-Übung". Es werden kleinere Artilleriegeschütze und Granaten vorgeführt. Sie werden also im Sommer 1917 entstanden sein.

Abb. 13: Erich Ludendorff und Graf von der Schulenburg in Valenciennes, 1917

Graf von der Schulenburg war gleichen Jahrgangs wie Erich Ludendorff. Er dürfte die Person mit dem zerfurchten Gesicht rechts von Erich Ludendorff sein.

Abb. 14: Erich Ludendorff und Graf von der Schulenburg in Valenciennes, 1917

Über von Schulenburg, der in den Fotos (vermutlich) meist rechts neben Erich Ludendorff steht (im ersten etwas verdeckt) schreibt Erich Ludendorff in "Meine Kriegserinnerungen" (4, S. 16):

Der Chef der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz, Oberst Graf v. der Schulenburg, ein sehr klar denkender und tatkräftiger Offizier, war mir eine gute und zuverlässige Stütze.
Abb. 15: Erich Ludendorff und Graf von der Schulenburg in Valenciennes, 1917

Und über die "große Schlacht bei Arras" schreibt Ludendorff (4, S. 335):

Die Abwehrvorbereitungen waren durch die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz und die 7. und 3. Armee mit ungemeiner Sorgfalt getroffen. Der Kronprinz und sein Chef, Oberst Graf Schulenburg, waren unermüdlich tätig. Oberbefehlshaber der 7. Armee war General v. Boehn, einer der besten Generale des deutschen Heeres, ein altpreußischer Offizier von echtem Schrot und Korn, ein Erzieher der Truppen und ein Mann von unerschütterlicher Energie. ...
Abb. 16: Erich Ludendorff und Graf von der Schulenburg in Valenciennes, 1917

Graf von der Schulenburg dürfte die hagere, etwas kleinere Person neben Erich Ludendorff sein. Ganz rechts könnte einer der Kaisersöhne stehen, wohl Prinz August Wilhelm von Preußen (1887–1949), genannt "Auwi", der 1930 in die NSDAP und 1931 in die SA eintrat und für sie Wahlkampf machte (Wiki, vgl. bspw. hier). Schulenburg übrigens wurde 1924 Abgeordneter der Deutschnationalen Volkspartei, trat 1931 ebenfalls der NSDAP bei und wurde 1933 Reichstagsabgeordneter. Er war dann noch als Militärattache in Moskau und London tätig.

Wie ein solcher Truppenbesuch Erich Ludendorffs auch aussehen konnte, davon erzählt ein Erlebnisbericht, der unter dem Eindruck des Todes von Erich Ludendorff im Dezember 1937 veröffentlicht wurde (s. Abb. 22: Erich Ludendorff und die Feuerwalze).

Auf "Wikipedia Commons" findet sich eine wenig bekannte Fotografie Erich Ludendorffs mit Schutzbrille, Orden und leichtem Mantel, zu der sich vergleichbare Fotografien am ehesten in den Jahren 1917 und 1918 (z. B. Besuch Jagdgeschwader Richthofen 1918) finden.

Abb.: Erich Ludendorff mit Schutzbrille, undatiert (Wiki, Histomil)

Die Fotografie scheint als Postkarte verbreitet gewesen zu sein und eher in wärmerer Jahreszeit entstanden sein, so daß man sie eher in das Jahr 1917 als in das Jahr 1918 datieren möchte.

2. Oktober 1917 - 70. Geburtstag Paul von Hindenburgs in Kreuznach

Am 2. Oktober 1917 fand in Kreuznach die Feier des 70. Geburtstages von Paul von Hindenburg statt. Bei diesem Anlass sind viele Fotografien entstanden, die schon in einem anderen Beitrag gesammelt werden (Stud.gr. Nat. 2014).

Oktober 1917 - Die Flandernschlachten

Abb. 17: "General Erich Ludendorff besucht Flandern" - Neben ihm Admiral Ludwig von Schröder
(Herkunft: Institut für Meereskunde / Bundearchiv)

England fühlte sich durch den uneingeschränkten U-Bootkrieg stark bedroht und bemühte sich in drei Flandernschlachten, die Nordseehäfen der deutschen U-Boote in Flandern einzunehmen. Sie wurden verteidigt unter anderem vom Marinekorps Flandern. Auf zwei undatierten Fotografien, die sich im Institut für Meereskunde fanden, besucht Erich Ludendorff das Marinekorps Flandern (Wiki):

Das Marinekorps Flandern war ein deutscher militärischer Großverband im Ersten Weltkrieg. Der Name leitete sich vom belgischen Landesteil Flandern ab, in dem das Korps zur Küstensicherung gebildet worden war. Es war auch zuständig für die von Flandern ausgehenden Operationen der See- und Luftstreitkräfte im Ärmelkanal bis zur Irischen See. Kommandierender Admiral war von der Gründung bis Dezember 1918 Ludwig von Schröder. 
Abb. 18: "General Erich Ludendorff besucht Flandern"
(Herkunft: Institut für Meereskunde / Bundearchiv)

Über die Flandernschlachten, von denen die ganze 4. deutsche Armee betroffen war (das Marinekorps aber gar nicht [Allbuch]), schreibt Erich Ludendorff (1, S. 389-392):

Der dritte blutige Akt der Schlacht hatte begonnen. (...) Der Oktober kam und mit ihm ein Monat, der zu den schwersten des Krieges gehört. (...) Ich war schon lange freudlos geworden. (...) Nach jedem Angriff besprach ich mit General v. Kuhl und Oberst v. Loßberg die taktischen Erfahrungen teils an der Front, teil durch Fernsprecher. Auch jetzt fuhr ich nach Flandern, um mit Offizieren, die die Kämpfe mitgemacht hatten, die gleichen Fragen zu behandeln. Nach irgendeiner Richtung hin musste unsere Abwehrtaktik weitergebildet werden. (...) Es zeigte sich, dass die bei meiner letzten Anwesenheit im September eingeleitete Verdichtung der vorderen Linie nicht das Heilmittel war. Ich ging nun nach eigenem Urteil vor, ohne weiter zu fragen, und empfahl der 4. Armee die Bildung eines Vorfeldes, d. h. die Bildung eines schmalen Streifens zwischen der vordersten feindlichen Linie und der Linie, die die Truppe in beweglicher Verteidigung halten sollte. (...) Die 4. Armee folgte meinem Vorschlage über ein Vorfeld nur mit Zurückhaltung, erst allmählich aus innerer Überzeugung. (...)
Auch der 26. und 30. Oktober, der 6. und 10. November waren Großkampftage schwerster Art. Der Feind drängte wie ein wilder Stier gegen die Eisenwand, die ihn vo unserer U-Bootsbasis fernhielt. Er warf seine Wucht gegen den Houthoulster Wald, er warf sie auf Poelkapelle, Paschendale, Beselare, Geluveld udn Zandvoorde; er erreichte sehr viele Einbeulungen. Es schien, als ob er die Wand niederrennen würde; aber sie hielt, wenn auch durch ihr Fundament ein Zittern ging. Die Eindrücke, die ich fortgesetzt bekam, waren äußerst schwere. Taktisch war alles geschehen; das Vorfeld war gut. Wir wussten, dass der Feind hohen Kräfteverbrauch hatte. Wir wussten aber auch, er war außerordentlich stark und hatte, was gleich wichtig war, einen außerordentlichen Willen. Lloyd George wollte den Sieg. Er hatte England in der Hand. Nur das eine wußten wir nicht: Wie lange die Schlacht noch weiter gehen würde.

6. November 1917 - Besprechung in Berlin

Ludendorff musste nicht nur immer wieder an die Front fahren wie eben nach Flandern, sondern auch immer wieder nach Berlin. Er schreibt (1, S. 426):

Anfang November war ich in Berlin. Die in Aussicht genommene Sitzung über Fragen des Gebiets des Oberbefehlshabers Ost fand am 4., nun allerdings unter dem Vorsitz des eben ins Amt getretenen Grafen v. Hertling, statt. 

Es ging um das künftige Verhältnis von Litauen und Kurland zum Reich (1, S. 427f):

Ich fand in der Sitzung keinen Widerspruch. Die Herren vom Oberbefehlshaber Ost, die Berlin noch nicht so kannten wie ich, freuten sich, dass sie nun endlich weiter arbeiten konnten. Ich war skeptisch und sollte Recht behalten. (...) Von litauisch-demokratischer Seite begann eine wilde Hetze gegen den Verwaltungschef, Oberstleutnant Fürsten v. Ilsenburg.

Dieser bat daraufhin um seinen Abschied. Ludendorff:

Ich habe seinen Abgang bedauert.
Abb. 19: "Graf Czernin, Hindenburg, Ludendorff und der österr.-ungar. Botschafter Fürst Hohenlohe beim Verlassen des Auswärtigen Amtes nach einer Conferenz (aufgenommen am 6.11.1917)" (Rückseitige Beschriftung) 

Die eben erwähnte Sitzung fand offenbar im Auswärtigen Amt in Berlin statt. Und danach entstand offenbar die nebenstehende Fotografie. Hindenburg steht vor der geöffneten Tür eines Autos und scheint auf Ludendorff zu warten, der sich von dem lachenden Grafen Czernin und (offenbar) dem Fürsten Hohenlohe (mit Rücken zum Betrachter) verabschiedet. In seinem Buch "Kriegshetze und Völkermorden in den letzten 150 Jahren" (10, s. 145) nennt Ludendorff die Grafen von Hertling und von Czernin

die Diplomaten der päpstlichen Weltherrschaft.

In ähnlicher personeller Konstellation gab es auch am 4. und 5. Februar 1918 in Berlin eine Besprechung (siehe entsprechender paralleler Beitrag zu 1918).

1917 - Mit General von Hoeppner

Erich Ludendorff schreibt über den Herbst 1916 und den General Ernst von Hoeppner (1860-1922)(Wiki) und dessen Stabschef, den Oberstleutnant Hermann Thomsen (Wiki) (1, S. 305):

Die Luftstreitkräfte, namentlich die Fliegerwaffen, wurden weiter ausgebaut. Sie hatten solche Stärke gewonnen, dass ihre Unterstellung unter einen besonderen Kommandierenden General notwendig erschien, der seinerseits dem Chef des Generalstabes des Feldheeres unterstand. Der erste Kommandierende General der Luftstreitkräfte war General v. Hoeppner. Als Generalstabschef einer Armee und als Truppenführer bewährt, förderte er nach Kräften diese Waffe der Zukunft. Sein Chef war Oberst Thomsen, der bisher das Luftstreitwesen selbständig geleitet hatte. (...) Der gewaltigen Schaffenskraft des Obersten Thomsen und des in der Heimat wirkenden Oberstleutnants Siegert haben Deutschland und das deutsche Heer es zu danken, wenn sich während des Krieges unsere Luftstreitkräfte immer weiter erfolgreich entwickelten. Jetzt wurde der Hauptwert auf Vermehrung der Jagdflieger und ihre Ausstattung mit einem guten Kampfflugzeug gelegt; dabei kamen aber die anderen Abarten nicht zu kurz. Auch den Geschwadern für den Bombenabwurf wurde weitgehende Beachtung geschenkt.

Die neue Stelle eines „Kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte“ (Kogenluft) wurde im November 1916 im Großen Hauptquartier geschaffen. Sie sollte die Oberste Heeresleitung und das Preußische Kriegsministerium in allen Fragen der Luftkriegsführung verantwortlich beraten. Für diese Stelle wurde am 12. November 1916 der General Ernst von Hoeppner (1860-1922) ernannt. Seine Verdienste um die Entwicklungen der Luftstreitkräfte wurden am 8. April 1917 mit der Verleihung des Ordens Pour le Mérite gewürdigt. Diesen erhielt er zusammen mit seinem Stabschef Thomsen.

Abb. 20: Hindenburg, Hoeppner, Thomsen, im Hintergrund Ludendorff und Richthofen in Bad Münster, 1917
(Herkunft: Ebay, 8/2016)

Es ist ein Foto überliefert, auf dem General von Hoeppner gemeinsam mit Oberstleutnant Thomsen irgendwann im Jahr 1917 in Bad Münster am Stein, 15 Kilometer entfernt von Kreuznach, dem General Hindenburg angetretene Offiziere vorstellt.

Abb. 21: Hoeppner und Thomsen, im Hintergrund Ludendorff (4) und von Richthofen (5), Bad Münster, 1917
(Ausschnitt von Abb. 12) (Herkunft: Ebay, 8/2016)

Im Hintergrund steht Erich Ludendorff zusammen mit anderen Generalstabsoffizieren, unter anderem mit einem von Richthofen.

18. Dezember 1917 - Besprechung mit dem Kaiser in Kreuznach 

Ludendorff (1, S. 428):

In der Beratung unter dem Vorsitz seiner Majestät in Kreuznach am 18. Dezember zur Feststellung der an Russland zu stellenden Friedensbedingungen wurden die Ostfragen nochmals eingehend besprochen.

Erich Ludendorff und die Feuerwalze

Abb. 22: Erich Ludendorff und die Feuerwalze
in: Hamburger Fremdenblatt, 27.12.1937
(Wirtschaftsarchiv)


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  1. Ludendorff, Erich: Meine Kriegserinnerungen 1914 - 1918. Verlag Mittler & Sohn, Berlin 1919 
  2. ba-re 24408) (Verkäufer): Auf: Ebay.de  (Rückseite der Postkarte auf Abb. A im Anhang)  
  3. Genth, Thomas: Familienchronik der Familie Genth während des Ersten und Zweiten Weltkrieges. 2008. Auf: http://www.thomasgenth.de/html/beim_kg_iii_.html [22.7.2012]   
  4. dw-auction: Frankreich , Ludendorff und v.d. Schulenburg mit Offizieren in Valenciennes. Ebay, 20.10.2012
  5. Pyta, Wolfram: Hindenburg. Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler. Siedler Verlag, München 2007
  6. Ludendorff, Erich: Dirne Kriegsgeschichte vor dem Gericht des Weltkrieges. Zum Feldzuge in Südpolen Oktober 1914. Ludendorffs Verlag, München o.J. [1934] (38 S.)
  7. Ludendorff, Erich (Hg.): Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18. Mittler & Sohn, Berlin 1920 
  8. Armin Schuck: Hauptquartier - Kaiser Wilhelm II. residierte in Kreuznach. Rhein-Zeitung, 12.05.2014, http://www.rhein-zeitung.de/region/heimatgeschichte/der-erste-weltkrieg_artikel,-hauptquartier-kaiser-wilhelm-ii-residierte-in-kreuznach-_arid,1150447.html
  9. Nebelin, Manfred: Ludendorff - Diktator im Ersten Weltkrieg. Siedler-Verlag, München 2010
  10. Ludendorff, Erich: Kriegshetze und Völkermorden in den letzten 150 Jahren. Neu bearbeitet. Ludendorffs Volkswarte-Verlag, München 1931 (61.-70. Tsd.)

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