"Ludendorff vor Lüttich" - Wie im Jahr 1927 ein Schlachtgemälde entstanden ist
In dem zweiteiligen Artikel "Künstler portraitieren Erich Ludendorff" - erschienen im Jahrgang 2012 von "Studiengruppe Naturalismus" (1) - wurde unter vielen anderen auch auf das Gemälde "Ludendorff vor Lüttich" des Malers Hans Toepper (1885-1956) hingewiesen. Es entstand im Jahr 1927 als historisches Gemälde, das die kriegswichtige Erstürmung der belgischen Grenzfestung Lüttich in den Anfangstagen des Ersten Weltkrieges unter der Führung Erich Ludendorffs in Erinnerung bringen sollte.
Abb. 1: Gemälde von Hans Toepper: Ludendorff bei Lüttich (1, S. 137) (auch in LV, 12.4.1931) |
Im November 2016 und Januar 2017 wurden auf der Internetplattform Ebay sechs handgeschriebene Briefe Erich Ludendorffs zum Kauf angeboten (2), die im Zusammenhang mit dem Ankauf dieses Bildes 1927/28 an den Maler Hans Toepper gerichtet waren. Durch diese Briefe erhält man den einen oder anderen neuen Einblicke in die Entstehungsgeschichte dieses Bildes. Sie sollen deshalb im folgenden dokumentiert werden.
Der Maler Hans Toepper wurde 1885 in Briesen, 20 Kilometer westlich von Frankfurt/Oder, geboren. Er lebte später in München und starb dort 1956 mit 71 Jahren. Einen Einblick in Werke von Hans Toepper findet man über Google-Bildersuche. Unter anderem stammen von ihm Illustrationen zum Ring der Nibelungen von Richard Wagner (a, b), sowie zum Wilhelm Tell von Friedrich Schiller (a). Er hat Portraits von Paul von Hindenburg und Adolf Hitler geschaffen (a, b), Märchenillustrationen, sowie Bauern gemalt (a). In Kunstzeitschriften erschienen Mitte der 1930er Jahre Artikel, die ihn einen "Kämpfer für das Dritte Reich" nannten. Er wird sich also der völkischen Bewegung im damaligen Deutschland zugehörig gefühlt haben.
In seinen Lebenserinnerungen kommt Erich Ludendorff auf die Entstehung des Gemäldes "Ludendorff bei Lüttich" zu sprechen im Zusammenhang mit der Behandlung des Weihnachtsfestes von 1927. Er schreibt (3, S. 136):
Der Maler Hans Toepper wurde 1885 in Briesen, 20 Kilometer westlich von Frankfurt/Oder, geboren. Er lebte später in München und starb dort 1956 mit 71 Jahren. Einen Einblick in Werke von Hans Toepper findet man über Google-Bildersuche. Unter anderem stammen von ihm Illustrationen zum Ring der Nibelungen von Richard Wagner (a, b), sowie zum Wilhelm Tell von Friedrich Schiller (a). Er hat Portraits von Paul von Hindenburg und Adolf Hitler geschaffen (a, b), Märchenillustrationen, sowie Bauern gemalt (a). In Kunstzeitschriften erschienen Mitte der 1930er Jahre Artikel, die ihn einen "Kämpfer für das Dritte Reich" nannten. Er wird sich also der völkischen Bewegung im damaligen Deutschland zugehörig gefühlt haben.
In seinen Lebenserinnerungen kommt Erich Ludendorff auf die Entstehung des Gemäldes "Ludendorff bei Lüttich" zu sprechen im Zusammenhang mit der Behandlung des Weihnachtsfestes von 1927. Er schreibt (3, S. 136):
Unter den Geschenken, die ich meiner Frau machte, befand sich ein Gemälde des Malers Toepper, das mich beim Sturm auf Lüttich darstellt. Ich erwähne diese Gabe, weil sie von gewisser geschichtlicher Bedeutung ist. Herr Toepper war selbst in den von der 14. Infanterie-Brigade im Straßenkampf durchschrittenen Ortschaften. Er gibt die Darstellung geschichtlich richtig wieder, wie ich an der Spitze der Brigade sie im Straßenkampf vorwärts führe. Das Bild war von dem Tannenberg-Bund-Süd Herrn Toepper in Auftrag gegeben, um dann durch Vervielfältigung weiteren Kreisen zugänglich gemacht zu werden. Es lag dem der richtige Gedanke zugrunde, allen den Schmähern, ich hätte immer nur die Deutschen Soldaten hartherzig in den Tod geschickt, während ich selbst in "Sicherheit" hinten gesessen hätte, gründlich ihr verlogenes Mundwerk zu stopfen. Durch das Ausscheiden des Oberst Hierl aus dem Tannenbergbund und die damit verbundenen Schwierigkeiten wurde die Absicht des Tannenbergbundes Süd zu einem Fehlunternehmen. Darum nahm ich dem Maler das Gemälde ab. Auch ließ ich Abdrucke herstellen, musste nun aber erleben, dass meine Mitkämpfer nicht das richtige Verstehen für die Bedeutung dieses Werkes hatten. Ich hoffe indes, dass allmählich auch bei geringerer Verbreitung des Bildes mein Handeln bei Lüttich wenigstens Gemeingut weiterer Kreise des Volkes geworden ist. Nach wie vor ist Lüttich eine meiner wertvollsten Kriegserinnerungen. So ist mir das Bild auch heute noch wertvoll und lieb.
Es ist in der Folge vom 5. November 1934 "Ludendorffs Halbmonatsschrift" ("Am Heiligen Quell Deutscher Kraft") erneut veröffentlicht worden (dort auf S. 585):
Wir bringen hier eine Wiedergabe des Bildes von Hans Toepper, das darstellt, wie es wirklich in jenen Straßenkämpfen gewesen ist, mit denen des Feldherrn Unbeirrbarkeit den Durchbruch durch den Fortgürtel erzwang. ...
1938 heißt es über dasselbe (4, S. 137): Es
wurde an Ort und Stelle nach Skizzen und Berichten der Teilnehmer angefertigt. Das Original befindet sich im Besitz Fr. Dr. Ludendorffs und hängt im Empfangzimmer des Feldherrn im Tutzinger Haus.
An den
Ausführungen Ludendorffs wird deutlich, dass ihm auch hier - wie schon im Herbst 1914 - keineswegs gleichgültig gewesen ist, ob historische Gemälde die Tatsächlichkeit wiedergegeben haben oder zur Legendenbildung beitrugen. Im folgenden sollen die neu zugänglich gewordenen Briefe dokumentiert werden.
Es handelt sich um sechs kleine Stücke, die sich bislang im Besitz eines Urenkelsohnes des Malers Hans Toepper befanden. Dieser Urenkelsohn ist selbst noch in München geboren und aufgewachsen. Und diese kleinen Briefchen sind gesammelt in einem Briefumschlag im Zuge familiärer Erbfolge auf ihn gekommen. Soweit übersehbar, sind sie die einzigen Stücke aus dem Nachlass seines Urgroßvaters, die bislang noch in seinem Besitz gewesen sind.
Übrigens sind diese Briefe auch der Ludendorff-Gedenkstätte in Tutzing zum Verkauf angeboten worden. Diese zeigte aber für den Erwerb derselben - nach Aussage des Verkäufers - keinerlei Interesse. Dies entspricht weiterhin dem sonderbaren Gebaren dieser Gedenkstätte, wie es nun schon seit vielen Jahren immer einmal wieder hier auf dem Blog verzeichnet werden muss. Es arbeitet weiterhin im krassen Widerspruch zu dem Testament Mathilde Ludendorffs, das die Grundlage seiner Arbeit ist. Nach diesem hätte das Ludendorff-Archiv in Tutzing einfach tatkräftig wissenschaftliche und archivalische Arbeit zu leisten wie dies jedes Archiv zu einer bedeutenderen Persönlichkeit der deutschen Geschichte und Kulturgeschichte leistet. Der Umstand, dass dies nicht passiert, zeigt erneut, dass hier bewusste Sabotage des letzten Willens von Erich und Mathilde Ludendorff betrieben wird von Menschen, die nach außen hin vorgeben, sich für eine Auseinandersetzung mit dem Geistesgut dieser beiden Menschen einsetzen zu wollen und seine geschichtliche Aufarbeitung fördern zu wollen.
Es handelt sich um sechs kleine Stücke, die sich bislang im Besitz eines Urenkelsohnes des Malers Hans Toepper befanden. Dieser Urenkelsohn ist selbst noch in München geboren und aufgewachsen. Und diese kleinen Briefchen sind gesammelt in einem Briefumschlag im Zuge familiärer Erbfolge auf ihn gekommen. Soweit übersehbar, sind sie die einzigen Stücke aus dem Nachlass seines Urgroßvaters, die bislang noch in seinem Besitz gewesen sind.
Übrigens sind diese Briefe auch der Ludendorff-Gedenkstätte in Tutzing zum Verkauf angeboten worden. Diese zeigte aber für den Erwerb derselben - nach Aussage des Verkäufers - keinerlei Interesse. Dies entspricht weiterhin dem sonderbaren Gebaren dieser Gedenkstätte, wie es nun schon seit vielen Jahren immer einmal wieder hier auf dem Blog verzeichnet werden muss. Es arbeitet weiterhin im krassen Widerspruch zu dem Testament Mathilde Ludendorffs, das die Grundlage seiner Arbeit ist. Nach diesem hätte das Ludendorff-Archiv in Tutzing einfach tatkräftig wissenschaftliche und archivalische Arbeit zu leisten wie dies jedes Archiv zu einer bedeutenderen Persönlichkeit der deutschen Geschichte und Kulturgeschichte leistet. Der Umstand, dass dies nicht passiert, zeigt erneut, dass hier bewusste Sabotage des letzten Willens von Erich und Mathilde Ludendorff betrieben wird von Menschen, die nach außen hin vorgeben, sich für eine Auseinandersetzung mit dem Geistesgut dieser beiden Menschen einsetzen zu wollen und seine geschichtliche Aufarbeitung fördern zu wollen.
"Die schöne Gruppierung des Bildes selbst verliert an Wirkung, weil ich selbst nicht kräftig genug bin."
Zurück zu den Briefen. Am 27. Dezember 1927 schrieb Erich Ludendorff an Hans Toepper (die Brieftexte sind im folgenden immer nur als Lesevorschlag zu verstehen):
München, den 27.12. (1927)Sehr geehrter Herr Toepper!Ihr Bild ist nun bei mir, nun sind mir in bezug auf meine Figur die gleichen Bedenken aufgestossen wie ich sie äußerte, dann aber zurückstellte. Meine Frau meint das gleiche. Die schöne Gruppierung des Bildes selbst verliert an Wirkung, weil ich selbst nicht kräftig genug bin. Ich bitte Sie herzlich vielleicht am 28. zu mir nachmittags herauszukommen (3.15), damit wir sehen, was zu machen ist, um aus dem Bilde den beabsichtigten Eindruck voll herauszuholen. Ich meine, es wird Ihrer Kunst das leicht gelingen.Mit Deutschem GrußLudendorff.
Erbitte tel. Bescheid 72401
Abb. 2: 27. Dezember 1927 - Erich Ludendorff an Hans Toepper |
So der entzifferbare Wortlaut des Briefes vom 27. Dezember 1927. Über das entscheidende Wort dieses Briefes - "... ich selbst nicht ..." (?!?) "genug bin" sind wir uns noch keineswegs sicher genug. Aber sei einmal zunächst so als Deutung festgehalten. Der Adressat Hans Toepper wird am Folgetag zu Ludendorff in die Villa nach Ludwigshöhe gekommen sein. Es werden - wie aus den folgenden Briefen hervorgeht - die Änderungen an der Figur Ludendorffs vorgenommen worden sein in dem Sinne wie Ludendorff es vorgeschlagen hatte. Diese mussten dann vermutlich noch trocknen. Zwei Wochen später sollte das Gemälde dann neu gefirnisst werden. Am 17. Januar 1928 schreibt Erich Ludendorff an den Künstler:
München, 17.1.1928 (vermutlich)Geehrter Herr Toepper!... Verlag noch immer keinen Bescheid. Können Sie das Gemälde ... Donnerstag oder Freitag 9.15 firnissen?Mit Deutschem GrußLudendorff.
Abb. 3: 17.1.1928 - Erich Ludendorff an Hans Toepper |
So wird es dann geschehen sein. Einen Monat später schrieb Ludendorff an den Maler:
München, den 22.2.28Sehr geehrter Herr Toepper!Ich bitte Sie zunächst um zeitige Zusendung der Quittungen für den Ankauf des Lüttichbildes und um Feststellung der Tatsache, dass das Bild nach Ankauf hier in meinem Hause durch Umänderung meiner Figur seine jetzige Gestaltung erhielt.Haben Sie hier mit irgendeiner Anstalt für Vervielfältigung gesprochen. Welche kommen in Betracht.Mit Deutschem GrußLudendorff.
Damit werden die wesentlichsten Dinge zwischen dem Künstler und Ludendorff rund um das Originalgemälde geklärt worden sein. Im folgenden ging es nur noch um Herstellung von Reproduktionen.
Abb 4: 22.2.1928 - Erich Ludendorff an Hans Toepper |
"Umänderung meiner Figur"
Und eine Woche später:M. 29.2.28Lieber Herr Toepper!Kommen Sie vielleicht mit Ihrer Frau Gemahlin am Freitag 4.15 zum Essen zu uns, um sich das Bild anzusehen und die Reproduktion zu besprechen. Vielleicht bringen Sie auch die Vorlagen mit. Ich bin stark in Arbeit, aber möchte doch die Sache regeln - auch Ihrer Gattin endlich das Bild zeigen.In Eile - mit Deutschen GrüssenLudendorff
Abb. 5: 29.2.1928 - Erich Ludendorff an Hans Toepper |
An einem 9. April, dem Geburtstag Erich Ludendorffs, wohl des gleichen Jahres 1928 sandte Hans Toepper offensichtlich eine Glückwunschkarte. Ludendorff antwortete darauf:
9.4.Geehrter Herr Toepper!Aufrichtigen Dank für die Wünsche. Bruckmann vervielfältigt finanz. machbar (?). Ich bat ihn, sich an Sie zu wenden.Mit Deutschem GrußLudendorff.
Abb. 6: 9.4. - Erich Ludendorff an Hans Toepper |
Im Jahr 1930 gab es eine Ausstellung von Hans Toepper - vermutlich in München. Zu dieser hat Toepper auch Erich Ludendorff eingeladen.
Abb. 7: 2.5.1930 - Erich Ludendorff antwortet Hans Toepper |
Ludendorff antwortete am 2. Mai 1930:
München am 2.5.30Geehrter Herr Töpper,Sie waren so freundlich, mich zu Ihrer Ausstellung einzuladen. Es war mir ganz unmöglich zu kommen. Entschuldigen Sie, dass ich Sie nicht früher benachrichtigte.Mit Deutschem GrußLudendorff.
Soweit diese Briefe und jeweils ein Lesevorschlag. Die Leserschaft wird gebeten, alternative Lesevorschläge einzureichen, bzw. Vorschläge zu den entscheidenden Lücken zu machen. Derzeit sind diese sechs Briefe im Original immer noch für je 200 Euro zu kaufen (Stand: 3.2.2017).
/8.2.17: Mit Dank an Leserin H.B.
für Hilfen bei der Entzifferung./
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- Bading, Ingo: Künstler porträtieren Erich Ludendorff. Zweiter Teil: 1919 bis 1937. Auf: Studiengruppe Naturalismus (Digitale Zeitschrift), 9. Januar 2012, http://studiengruppe.blogspot.de/2012/01/kunstler-portratieren-erich-ludendorff_9.html
- von puppie89 (Ebay-Mitglied seit 2001)
- Ludendorff, Erich: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter Deutscher Volksschöpfung. II. Band Meine Lebenserinnerungen von 1926 bis 1933. Verlag Hohe Warte, Stuttgart 1951
- Ludendorff, Mathilde (Hg.): Erich Ludendorff - Sein Wesen und Schaffen. Ludendorffs Verlag GmbH, München 1938
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