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M. u. Erich Ludendorff |
Studiengruppe "Naturwissenschaftsnahes Philosophieren und Hintergrundpolitik-Kritik seit 1900 / Ludendorff-Bewegung"
M. u. Erich Ludendorff |
In einer Rezension zu dem bekannten Buch "1913", das im Jahr 2013 erschien, heißt es über die Heeresreformpläne, die Erich Ludendorff und sein Vorgesetzter, der Generalstabschef Moltke der Jüngere, 1912 vorantrieben (35):
Ludendorff und Moltke hielten sich so an den Schlieffenplan. Sie wiesen darauf hin, dass in Frankreich 82 Prozent der Wehrpflichtigen einberufen würden, in Deutschland hingegen nur 52 bis 54 Prozent. Das gehe so nicht weiter. Sie verlangten, die Friedensstärke des Heeres von 670.000 auf 970.000 Mann zu erhöhen und drei neue Armeekorps zu formieren.
Ende Januar 1913 wurde Erich Ludendorff deshalb Regimentskommandeur des Niederrheinischen Füssilier-Regiments Nr. 39 in Düsseldorf (1, S. 99, 105):Heeringen zog nun gewissermaßen die Notbremse. Er meldete sich beim Kaiser zum Immediatvortrag an und zog den Monarchen auf seine Seite. Seine Majestät entschied: Die Erweiterung des Heeres solle weit geringer ausfallen als vom Generalstab gefordert, und die drei neuen Armeekorps seien gestrichen. Fünf Tage später wurde Ludendorff, der schärfste Widersacher Heeringens, aus dem Generalstab entfernt und als Regimentskommandeur nach Düsseldorf versetzt.
Während die sechsköpfige Familie in der Reichshauptstadt in einer Etagenwohnung gelebt hatte, mietete Ludendorff in Düsseldorf ein repräsentatives Haus mit großem Garten.
Das Haus lag etwa zwei Kilometer nördlich des Stadtzentrums von Düsseldorf in der Scheibenstraße 37 (siehe Google Maps). "Hofgarten, Rhein und Rheinbrücke lagen in der Nähe," schreibt Margarethe Ludendorff in ihren Erinnerungen (10). (Offenbar ist das Haus während des Zweiten Weltkrieges zerstört worden. Denn heute scheint sich dort eine moderne Wohnanlage zu befinden. Im Juli 1939 wurde an diesem Haus eine Gedenktafel angebracht in Anwesenheit von Mathilde Ludendorff und des Gauleiters Friedrich Florian [1, S. 566, Anm. 36]; siehe unten.)
Abb. 1: "Gruss aus Düsseldorf - Niederrheinisches Füs.-Regt. Nr. 39 - Kaserne" (Postkarte) |
In dem vorliegenden Blogbeitrag sollen nach und nach Dokumente und Sachverhalte zusammen getragen werden, die dem Thema der Rolle Erich Ludendorff in der Stadtgeschichte von Düsseldorf zugeordnet werden können. So zunächst Postkarten, die Soldaten des von Ludendorff befehligten Regimentes in jener Zeit versendeten (meist aus Ebay-Angeboten der letzten Jahre).
Abb. 2: "Die 39er beim Schiessdienst im Ragerwald bei Düsseldorf" (Postkarte) |
Auf Wikipedia heißt es zu der Kaserne, in der Erich Ludendorff Regimentskommandeur war, und in der sein Regiment kaserniert war:
Viele Gebäude der ab 1898 neu bezogenen Kaserne an der Tannenstraße in Düsseldorf-Derendorf stehen noch heute.(siehe dazu auch: Architektur-Forum). Natürlich hatte Erich Ludendorff in jener Zeit auch ein Familienleben. Im folgenden einiges aus einem anderen Blogartikel, das hier der Vollständigkeit halber wiederholt werden soll. Aus Düsseldorf schrieb Erich Ludendorff am Abend seines 48. Geburtstages, dem 9. April 1913, an seine Mutter in Berlin über seine Stieftochter Margot, genannt Lotte (Brief aus dem Bundesarchiv zit. n. 2, S. 106):
Sie wird ein Prachtsmädel, jedenfalls was ich dazu tun kann, das geschieht, sie zu einem freien Menschenkind zu bilden. Sie wird von mir so erzogen, wie ich denke, daß ich von Euch lieben Eltern erzogen worden bin und das ich Dir, liebe Mutter, so oft gedankt habe.
Aus diesen Worten geht sein Verhältnis sowohl zu seiner Mutter wie zu seiner Stief-Tochter hervor. Ein ähnlich herzliches Verhältnis ist von ihm auch zu seinem jüngsten Sohn Erich ("Pieckchen") bezeugt, über den Erich Ludendorff im Sommer 1918 an seine Frau schreibt: "Du weißt, wie ich Pieckchen geliebt habe." (Siehe unten.) Zu den beiden jüngeren Kindern wird Erich Ludendorff schon deshalb eine engere Beziehung gehabt haben, weil diese nicht wie die beiden älteren schon zu dieser Zeit in die Kadettenanstalt gingen. In dem gleichen Brief vom 9. April 1913 schreibt Erich Ludendorff an seine Mutter auch (2, S. 107):
Wir sind natürlich nur ganz allein, ich will fremde Menschen auch nicht um mich haben. Mir ist das Alleinsein auch das liebste, auch das gemütlichste für mich.
Abb. 3: Erich Ludendorff und seine Mutter (1914) |
In diesen Worten deuten sich Charakterzüge Erich Ludendorffs an, die auch Mathilde Ludendorff hinsichtlich ihres Mannes hervorgehoben hat: Ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Einsamkeit. Aber auch über die Politik schrieb Erich Ludendorff an diesem Abend an seine Mutter (2, S. 96):
Ich lese mit Spannung die Reden im Reichstage, der Reichskanzler war für seine Verhältnisse gut, empörend wieder dieser Kriegsminister. Warum ist man damals nicht meinem Rat gefolgt und hat ihn weggeschickt? Es ist ein Unglück unserer leitenden Kreise, daß sie die Unzulänglichkeit dieses Mannes nicht einsehen wollen. (...) Du glaubst nicht, wie ich die hasse.
So leidenschaftlich also dachte Erich Ludendorff über die damals von ihm vorangetriebene Wehrvorlage, um derentwillen er Anfang 1913 aus Berlin nach Düsseldorf versetzt - bzw. verbannt - worden war. Im Jahr 1913 weilte Margarethe Ludendorff, wie dem im Bundesarchiv vorliegenden Briefbestand zu entnehmen ist, auf einer mehrwöchigen Kur in Bad Ems. Und Erich Ludendorff macht sich in Briefen an seine Mutter viele Gedanken über ihre Gesundheit (2, S. 106).
Auch aus anderen Briefen an seine Mutter erhält man einen Eindruck von seinem familiären Zusammenleben in dieser Zeit. Über das Weihnachtsfest 1913 schreibt Erich Ludendorff an seine Mutter (2, S. 107):
Wir hatten am 1. Feiertag einige Gäste. Trotzdem war alles gemütlich. Vor allem am 1. Feiertag war die Jugend sehr vergnügt. Damit war der Zweck erfüllt. Die übrigen Tage waren wir allein. 6 Mann machen ja auch schon Leben genug.
2 eigene Gesellschaften haben wir wieder hinter uns und nur Gott sei dank noch eine, und dann ist es Schluß! Mir ist diese Geselligkeit zuwider, mit dem Regiment und den notwendigen Spitzen bin ich einverstanden, alles andere ist von Übel. Uns stehen noch eine ganze Menge Geselligkeiten bevor, da wir aber zu vielen absagen, so ist das nicht so schlimm.
Ludendorffs Mutter starb am 6. März 1914 (2, S. 107). Ludendorff schreibt in seinen Erinnerungen (3, S. 169):
Ich erlebte in Düsseldorf noch den Schmerz, daß im März 1914 meine liebe Mutter ihre Augen für immer schloß. Ich war stets in enger Verbindung mit ihr geblieben. Sie hatte mich auch in Düsseldorf besucht, und ich konnte ihr als Sohn in Liebe und Fürsorge das danken, was ich ihr schuldete. Sie lebt noch heute in meiner Erinnerung wie mein Vater, und zwar als liebe Mutter und stolze Frau.
Mathilde Ludendorff hat in ihren Lebenserinnerungen angedeutet, daß die Mutter Erich Ludendorffs innerlich ihrem Sohn in jener Zeit etwas ferngerückt war aufgrund der Wahl seiner ersten Ehefrau, mit der sie nicht vollumfänglich einverstanden gewesen sei (13, S. 79).
Wilhelm Breucker, 1913 Bataillonsadjutant im Düsseldorfer Regiment Ludendorffs, erinnert sich (24, S. 32):
Ludendorff wurde allmählich warm im Regiment und im Offizierskorps. Dazu trug nicht wenig seine charmante und gütige Frau bei, die so ganz anders war, als man sich eine "Kommandeuse" vorstellt. Sie lebte, wenn auch damals schon leidend, in glücklicher, harmonischer Ehe mit ihrem Mann. Ihren vier Kindern aus ihrer ersten Ehe (...) war der Stiefvater ein wirklicher Vater, der sie mit zärtlicher Liebe umgab. Dieses familiäre Glück teilte sich uns allen mit, die wir häufige Gäste im Hause unseres Kommandeurs sein durften. Waren wir in kleinem Kreise, dann zog Ludendorff sich meist nach Tisch in sein Arbeitszimmer zurück, und wenn wir Leutnants ihm folgten, dann gab er uns zuweilen einen Einblick in die Generalstabsarbeit und erzählte uns von seinen schweren Kämpfen um die Wehrhaftmachung Deutschlands. (...) In solchen Stunden erlebten wir einen ganz anderen Ludendorff.
Ist es nicht ein schönes Zeichen für einen Regimentskommandeur, daß wir jungen Leutnants ihn "Vater" nannten und daß mancher von uns in Frau Margarethe Ludendorff bis zu ihrem Tode eine in Freud und Leid bewährte Freundin gefunden hat?
Wir alle erkannten unser Pieckchen. Deinen Schal hatte er um, es waren seine Hände, die er nun gefaltet hielt ... Nun müssen wir eine 4. Stelle auf dem Kirchhof uns bestellen. (...) Eins kann ich Dir nur sagen, ich habe den Jungen zu lieb gehabt. Wie wir das letzte mal zusammen waren, sagte er mir noch, Vater, was habe ich für eine schöne Jugend gehabt, Düsseldorf war zu schön. Er war so erfüllt von seinem Beruf, er ging an alles mit so großem Ernst. Alle Herren mochten ihn hier so gern.
Zwei liebe Söhne hat Dir der Krieg genommen, zwei liebe Kinder habe ich verloren. (...) Ich habe die beiden so liebgehabt, weil es so liebe Menschenkinder waren, so gewissenhaft und so tapfer und so lieb. ... Den Schal, den Du ihm gemacht hast, den nimmt er mit zur ewigen Ruhe.
Anfang Juni war ich in Wesel und Düsseldorf bei Feiern des 57. Regiments, in das ich 1882 als junger Offizier eingetreten war, bzw. des Füssilier-Regiments 39, das ich als Regiments-Kommandeur vor dem Weltkriege befehligte und dessen Chef ich im Weltkriege geworden war. Bei meiner Verabschiedung am 26. 10. 1918 hatte es meinen Namen erhalten. (...) Es war ein eigener Geist, der mir dort entgegen wehte; (...) Freimaurergeist. (...) Der Gesamtheit stand ich völlig fremd gegenüber, ebenso ging es mir bei der Feier in Düsseldorf. (...) Ich war aus dem Kameradenkreise hinaus geschritten auf Wegen, auf denen sie mir nicht gefolgt waren. Sie lebten noch in einer anderen, "nationalen" Welt und waren zum Teil durch Freimaurer und Römischgesinnte tief gegen mich verhetzt.
Am 12., 13. und 14. Juni fand in Düsseldorf der Regimentsappell des Niederrheinischen Füs.-Regts. Nr. 39 General Ludendorff und seiner Kriegsformationen statt. Wohl über 10.000 ehemalige Ludendorffer waren in der Rheinstadt zusammen geströmt. (...) Im Mittelpunkt der Tagung stand der Chef des Regiments Exzellenz Ludendorff, dem begeisterte Huldigungen gebracht wurden.1927 - Errichtung eines Kriegerehrenmales
Abb. 4: Werbe-Postkarte für Denkmal (Poststempel Dez. 1931, gedruckt 1929 od. später; Herkunft: Ebay 10/2015) |
Abb. 5: Gedenktafel am Haus Scheibenstraße 57 in Düsseldorf, enthüllt am 9. Juli 1939 |
Am Morgen dieses Tages war die Bronzeplakette, die Mitkämpfer gestiftet hatten, an dem Wohnhaus in einer Feier enthüllt worden, das neben so vielen gar vergänglichen und oft auch gar nichtigen Menschen dem unsterblichen Feldherrn Wohnstätte war und das hierdurch allein einen besonderen Wert erfuhr. An dieser Feier nahm auch Gauleiter Florian teil, die SA-Kapelle spielte die Musik, und Deutsche unterschiedlicher Weltanschauung scharten sich gemeinsam vor dem geschmückten Hause zu dieser Enthüllungfeier. Herr Dipl.-Ingenieur Frank sprach vor allem über die unsterblichen rettenden Vorkriegstaten des Feldherrn (...), die zu der Versetzung des unwillkommenen Warners nach Düsseldorf kurz vor dem Weltkriege geführt haben. In packenden Worten faßte er das Wesentliche der unsterblichen Feldherrntaten, aber auch des völkischen Freiheitkampfes des Feldherrn zusammen, schilderte den darauffolgenden Kampf gegen die überstaatlichen Mächte und betonte soweit auch des Feldherrn Ringen für Deutsche Gotterkenntnis, als es die auch anwesenden Christen unmöglich verletzten konnte.Dann nahm Bürgermeister Dr. Haidn das Wort und gedachte vor allem auch des Führers, des Schöpfers Großdeutschlands, ein Sieg-Heil auf den Führer, die Nationalhymnen und das Lieblingslied des Feldherrn "Ich hab mich ergeben" ließen die Feier ausklingen.Die weit über 1000 in Düsseldorf herbeigeströmten Anhänger Deutscher Gotterkenntnis kamen nachmittags im Jägerhof in Gravenberg zusammen. Hier führte Herr Frank die Worte über des Feldherrn Ringen für Deutsche Gotterkenntnis in dem Kreise der von ihr überzeugten Menschen noch ihrer Bedeutung entsprechend weiter aus. Dann sprach Herr Generalvertreter Schmidt zu den Versammelten und las Worte vor, die ich hierfür in einem Briefe an unsere Freunde schickte, als ich der Einladung des Tradition-Verbandes des 39er Füsilier-Regiments General Ludendorff die Zusage auf die im Juni erfolgte Einladung doch noch zurücknehmen mußte.
Abb. 6: Ludendorff-Kaserne in Düsseldorf (undatiert, wohl 1930er Jahre) |