Freitag, 22. Mai 2015

Zeugnisse zur schriftstellerischen Tätigkeit Mathilde Ludendorffs 1939 bis 1945

Im folgenden sollen bislang schon erreichbare, zugängliche Zeugnisse zur schriftstellerischen Tätigkeit Mathilde Ludendorffs zwischen 1939 und 1945 zusammen gestellt werden. Wie fast alle Beiträge dieses Blogs sind diese Zeugnisse künftig noch nach und nach zu ergänzen.

Abb.: Haus Ludendorff in Tutzing (Postkarte)

Der dichterische Teil von sechs philosophischen Werken entsteht (Herbst 1939)

Mathilde Ludendorff berichtet über ihren "Gram" darüber, dass nach dem Tod Erich Ludendorffs (im Dezember 1937) der Ausbruch eines neuen Weltkrieges nicht hatte verhindert werden können1:
Als tiefster Gram mir den Blick nur schärfte für die so großen Verluste, die alle Werke der Gotterkenntnis – im Vergleich zum eigenen Erleben der Vollkommenheit der Schöpfung - zu beklagen hatten, ward es der Seele bewußt, wie sehr auch für sie – gleich dem ersten Werke – die Verluste wohl gemindert werden könnten, wenn ich ihnen allen eine Dichtung noch gesellen würde. So entstanden die Dichtungen, die es wagen durften, sich als Lied den gründlichen Worten der Forschung und der Schau zu gesellen, um das hohe Lied des tiefen Sinnes des Menschenlebens und der Vollkommenheit der Schöpfung zu singen.
Diese Dichtungen wurden in Neuauflagen als erster Teil dem jeweiligen philosophischen Buch vorangestellt. Mathilde Ludendorff begann mit der Dichtung zum Werk „Schöpfungsgeschichte“. Am 14. Februar 1940 schrieb sie an den Amtsgerichtsrat Dr. Rudolf Sand:
Die Dichtung „Schöpfungsgeschichte“ ist an Weihnachten im Druck erschienen und wird wohl in Ihren Händen sein. Weitere Dichtungen sind nun schon entstanden.
In den Anfangsmonaten 1940 folgten also die Dichtungen für die weiteren Werke. Womöglich waren diese insgesamt schon Anfang Februar abgeschlossen. Denn am 16. Februar 1940 schreibt Frieda Stahl an ihre Schwester Mathilde Ludendorff - sicherlich in Antwort auf einen vorhergehenden entsprechenden Bericht über die weiteren Absichten:
Vielleicht ist es gut, wenn Du zunächst eine Pause machst und nicht gleich das „Gottlied“ anhängst. Zumal Dich die letzte Dichtung besonders angegriffen hat, weil sie dem lieben Erich gewidmet ist und Du auch durch Erichs Lebenserinnerungen besonders mitgenommen bist.

Herausgabe der Lebenserinnerungen Erich Ludendorffs (Anfang 1940)

Aus diesen Worten geht hervor, dass Mathilde Ludendorff zu gleicher Zeit an der Herausgabe des ersten Bandes der Lebenserinnerungen Erich Ludendorffs arbeitete (für die Jahre 1919 bis 1925). Der Band erschien ebenfalls 1940.

Das Gottlied des Lebens erklingt auch in Dir“ (1940)

Über die Zeit nach Beendigung der Dichtungen zu ihren philosophischen Werken schreibt Mathilde Ludendorff (s. "Wahlkraft", S. 14):
Als ich darnach noch den im Daseinskampf und erneuten Weltkrieg zermürbten, mit nackter Not ringenden Menschen den Sang „Das Gottlied des Lebens erklingt auch Dir“ gab, wollte es mir damals dünken, als nähme ich selbst hiermit Abschied vom Schaffen meines Lebens.
Die in dem Brief von Frieda Stahl erwähnte Dichtung „Das Gottlied des Lebens erklingt auch in Dir“ erschien in der späteren Hälfte des Jahres 19402.

„Blätter, die vom Baum der Erkenntnis fielen“ (1939/40)

In diesen Jahren 1939 und 1940 schrieb Mathilde Ludendorff außerdem an den Aufsätzen, die sie unter den Titel stellte „Blätter, die vom Baum der Erkenntnis fielen“. Diese Aufsätze wurden in den 1950er Jahren über lange Jahre verteilt einer nach dem anderen in der Zeitschrift „Der Quell“ veröffentlicht. Schließlich wurden die beiden ersten Drittel dieser Aufsätze in den 1970er Jahren, nach dem Tod Mathilde Ludendorffs, von ihrem Schwiegersohn, dem Verleger Franz von Bebenburg, in zwei kleinen, inhaltlich sehr wertvollen Büchlein zusammengefasst herausgegeben, nämlich unter den Titeln „Von der Moral des Daseins“ und „Von der Moral des Lebens“. Diese beiden Büchlein, im Untertitel „Philosophische Essays“ benannt, scheinen übrigens noch heute sehr geeignet, in die Gedankenwelt Mathilde Ludendorffs einzuführen.

Das letzte Drittel dieser "Blätter" aber (die ihrem Thema nach einen Titel wie „Vom Eigenleben der Seele“ hätten erhalten müssen) sind bis heute bedauerlicherweise nicht in monographischer Form herausgegeben worden. Deshalb sind sie sicher viel weniger wahrnehmbar und werden viel weniger wahrgenommen, als die beiden ersten Drittel dieser insgesamt wertvollen Aufsatzreihe.

„Ein Blick in die Werkstatt der Naturwissenschaft unserer Tage“ (Spätherbst 1940)

Im Spätherbst 1940 verfaßte Mathilde Ludendorff die Schrift „Ein Blick in die Werkstatt der Naturwissenschaft unserer Tage“. Diese Schrift erscheint dann Anfang 1941 im Rahmen des „Laufenden Schriftenbezuges“3 des Ludendorff-Verlages. Es mag von Interesse sein, dass in dieser Schrift vornehmlich auf Leseranfragen zu naturwissenschaftlichen Fragen geantwortet wird und an keiner Stelle so geschrieben wird, als wolle sich die Verfasserin in nächster Zeit noch einmal gründlicher mit der Naturwissenschaft beschäftigen. Der Entschluß hierzu kann also erst nach Verfassen dieser Schrift - also im Winter 1940/41 - gefallen sein. In dieser Schrift schreibt sie etwa (S. 12):
Meistens sind es Laien, die mich um Aufschluß bitten und meistens sind es Abhandlungen aus Zeitschriften oder der Tagespresse über irgendeine Frage der Naturwissenschaft, die sie mir entweder in Freude wegen einer Übereinstimmung mit meinen Werken oder in Sorge wegen eines scheinbaren Gegensatzes zu ihnen mit der Bitte einsenden, doch dazu Stellung zu nehmen. Wenn immer ihre Fragen allgemeineres Interesse beanspruchen konnten, habe ich früher in unserer Zeitschrift „Am Heiligen Quell Deutscher Kraft“ eine Antwort gegeben. Da sie aber seit Kriegsbeginn verschwinden mußte, weil ihr während des Krieges die Papierbewilligung entzogen war, so ließ ich solche Fragen sich etwas ansammeln, um sie nun gemeinsam in einer Schrift unserer Schriftenreihe zu berücksichtigen, die ja nun das einzige dauernde geistige Band zwischen denen ist, die sich von der Wahrheit meiner Werke überzeugt haben.
Als Grund, weshalb sie eher selten solche Stellungnahmen geben würde, nennt sie dann noch (S. 24):
Es würde ein eingehendes Sich-befassen mit Forscherarbeiten bedingen, wenn man sich wirklich als ein Naturwisenschaftler, der seit mehr als zwanzig Jahren nicht mehr in dem Forschungsgebiet arbeitet, Fachurteile zusprechen soll.
Aus diesen Worten und auch aus dem übrigen Tenor dieser Schrift geht deutlich hervor, dass Mathilde Ludendorff zu diesem Zeitpunkt noch nicht beabsichtigt hatte, sich „eingehend mit Forscherarbeiten zu befassen“. Doch genau damit hat sie dann nur wenige Wochen oder Monate später begonnen.

In der Schrift werden insbesondere neue Forschungen zur Frage der Unsterblichkeit der Einzeller und des Todesmuß der Vielzeller behandelt, wobei die Stellungnahmen Mathilde Ludendorffs noch davon gesprägt sind, dass sie von der Gültigkeit der Forschungsarbeiten von Alexis Carell ausging über das angeblich unbegrenzte Teilen von entnommenen Zellen eines Hühnerembryos. Dies war eine in der Wissenschaft damals fast selbstverständlich vorherrschende Ansicht, die erst in den 1950er und 1960er Jahren - insbesondere durch Hayflick - widerlegt worden ist.

"Siegeszug der Physik" (Frühjahr 1941)

Mathilde Ludendorff hat 1957 berichtet, wie sie ihrem Mann an seinem Sterbelager im Dezember 1937 sagte, dass das nächste Werk, das sie schaffen werde, „Das hohe Lied der göttlichen Wahlkraft“ sein werde. Und dass Erich Ludendorff hierzu noch gesagt hatte: „Ach, wie schön. Ich möchte dies Werk noch erleben.“ Weiter berichtete sie nun4:
Als ich dann nach Jahren dies Werk beginnen wollte, ließ mein Gedenken an jene Worte die Feder immer wieder erneut sinken, und es ward mir das Ahnen aus diesem Zögern geboren, wie doch ein Blick auf die jüngsten Forschungen der Physik und der Biologie dies Werk bereichern könnte. So wie Kepler in den Schrecken des 30jährigen Krieges einst sein Werk „De Harmonices mundi“ (d. h. „von den Harmonien des Weltalls“) schuf, so schrieb ich im Grauen des 2. Weltkrieges die Werke „Der Siegeszug der Physik, ein Triumph der Gotterkenntnis meiner Werke“ und „Wunder der Biologie im Lichte der Gotterkenntnis meiner Werke“.
Und noch einmal an anderer Stelle hat sie geschildert, wie es zu dieser ihrer Änderung der Interessenrichtung gekommen war ("Wahlkraft", S. 14f):
Doch inmitten des Gelärmes des Geschichtegeschehens erwachte die Frage: Will diese Seele nicht noch einmal heimkehren zu den Gebieten der Forschung, die sie einst zum ersten Sinnen über die Rätsel des Lebens geführt hatten? Will sie nicht diese siegreiche Forschung wieder befragten, welche Früchte das Sehnen nach Wahrheit über die Gesetze der Erscheinung von den Forschern in den jüngsten Jahren eingebracht hatte? Und schon war die weitere Frage erwacht: Wird nicht die Gotterkenntnis tiefer all dies Gewonnene erschauen, weil das Gottwesentliche für sie am hellsten belichtet sein wird? Wird sie nicht vieles zu deuten wissen, was von der Erscheinung aus unerklärlich bleiben muss? Weit übertroffen wurde dann diese Erwartung durch den Blick auf den Siegeszug der Physik und danach auf die Wunder der Biologie. Und unermeßlicher Reichtum der Offenbarung göttlicher Vollkommenheit in dieser Schöpfung erschloss sich da der Seele. Da so vieles, was hier von der Forschung berichtet wurde, durch die Gotterkenntnis seine Deutung erfuhr, so war die Gottschau bereichert, und die Verantwortung lastete schwer auf dem Schaffenden, ohne allzu große Verluste auch die Schätze vor dem Schwinden im Tode zu schützen. Ja, Gottschau waren die beiden Werke, die der Forschung jüngste Früchte bargen.
Am 26. Juni 1941 schrieb Mathilde Ludendorff das letzte Wort an ihrem Manuskript von „Der Siegeszug der Physik“ (s. Wundr. Biol. 1, Bd., S. 9). Nach dem Abschluß dieses Werkes ließ sie sich auf den Tag genau ein Jahr Zeit bis zum Schreiben an dem nächsten philosophisch-naturwissenschaftlichen Buch über die Biologie.

Drei Bände Lebenserinnerungen (1941/42)

Im nächsten zu zitierenden Brief vom 21. Mai 1942 schreibt Mathilde Ludendorff:
Immerhin habe ich diesem letzten Jahre doch drei Bände Lebenserinnerungen abgerungen, die druckfertig daliegen.
Diese Angabe steht allerdings im Gegensatz zu ihrer Angabe, dass sie die Arbeit an den drei letzten Bänden ihrer Lebenserinnerungen am 25. Januar 1937 abgeschlossen hatte und nach dem Tod Erich Ludendorffs an ihren Lebenserinnerungen nicht habe weiterschreiben können, weshalb sie mit dem Jahr 1933 enden4a.Vielleicht handelt es sich hier also auch nur um gründliches Überarbeiten und um Reinschriften der zuvor schon niedergeschriebenen 760 Schreibmaschinenseiten. Diese Frage muss einstweilen offen bleiben. - Auch im Jahr 1955 fügte sie diesen Erinnerungen übrigens noch Ergänzungen bei (Band 6, S. 265), deren beide letzte Bände nach ihrem Willen erst nach ihrem Tod erschienen.

Vorarbeiten zu „Wunder der Biologie“ (21. Mai 1942)

Mathilde Ludendorff hat sich dann also dem Gebiet der Biologie zugewandt. Die intensiven Vorarbeiten zu ihrem am 26. Juni 1942 begonnenen Buch „Wunder der Biologie“ scheinen erst etwa im April 1942 eingesetzt zu haben. Vorher findet sich in ihren Briefwechseln zu diesem Thema jedenfalls keine Erwähnung. Am 21. Mai 1942 schreibt sie an Rudolf Sand über das Ehepaar Löhde, das damals zeitweise mit in ihrem Haus in Tutzing lebte (Walter Löhde war zuvor Schriftleiter der Zeitschrift "Quell" gewesen und blieb bis 1945 bezahlter Mitarbeiter des Ludendorff-Verlages):
Herr Löhde erlebt auch aus nächster Nähe mit, wie schwierig meine Selbsthilfe (?) wird, wie ich immer wieder das Schaffen an einem neuen Werke verschieben muß, das zu den neusten Forschungen der Zoologie, Botanik, Biologie, Erblehre, Abstammungslehre Stellung nehmen will. Es würde dies Werk ein sehr ausgedehntes Studium all dieser Gebiete erfordern und es ist immer wieder nicht daran zu denken wegen der tagtäglichen Hausarbeiten, die mir zudem schon seit vorigen Jahr von meinem Arzt wegen Rückenneuralgie eigentlich verboten sind ... – So kommt es, daß meine Umgebung, zu der ja auch Herr und Frau Löhde gehören, so sehr eine Erleichterung für mich herbeiwünschen. Da nun Herr Löhde schon so oft und ganz vergeblich an Mitkämpfer geschrieben hat, so werden seine Schreiben dementsprechend dringlicher. Ich glaube, das würde mir auch so gehen. Immerhin habe ich diesem letzten Jahre doch drei Bände Lebenserinnerungen abgerungen, die druckfertig daliegen. Aber der gründliche Einblick in die genannten Forschungsgebiete fordert doch etwas mehr Zeit. Ich fürchte, daß nach dem Kriege die Arbeit für die Bewegung wieder so anschwillt, daß ich dann erst recht nicht dazu kommen werde. Um so mehr hoffe ich nun, daß ich in der neuen Hilfe eine wirklich Entlastung finden werde.
Es geht hier also um eine Haushaltshilfe.

„Wunder überall“ von August Niklitschek (30. Mai 1942)

Offensichtlich hat Mathilde Ludendorff ihrer Schwester Frieda Stahl ein Buch über Biologie empfohlen5, das sie selbst gerade erst studiert hatte für ihr neues Buch „Wunder der Biologie“. Am 30. Mai 1942 antwortete ihr Frieda Stahl aus Köln auf diese Empfehlung:
Köln, d. 30. V. 1942
Mein liebes, liebes Tilly,
... Das Buch ‘Wunder überall’ habe ich bald aus. Ich bin entzückt von den erstaunlichen Dingen im Pflanzen- und Tierleben. Warum hat man von all den Dingen nichts gehört!! Jedes heranwachsende Kind müßte ein Mikroskop haben, um all diese Wunder schauen zu können. Was ist dagegen Menschenwerk, Kino und etz. für ein Kitsch. Sei froh, daß Du in die Naturwissenschaft so eindringen konntest. Nur die Menschen verderben alles. (...) Wenn man doch nur die paar wertvollen retten und schützen könnte. …

Beginn des Schreibens an „Wunder der Biologie“ (26. Juni 1942)

Die fertigen Druckexemplare von „Der Siegeszug der Physik“ waren endlich seit Mai gebunden worden und konnten im Juni 1942 an die Stammkunden des Verlages und an ausgewählte Physiker und Astronomen versandt werden. In den Einleitungsworten des ersten Bandes von „Wunder der Biologie“ schreibt Mathilde Ludendorff am 26. Juni 1942:
Heute ist es ein Jahr her seit ich am 26. 6. 1941 das letzte Wort am Manuskript meines jüngsten Werkes „Der Siegeszug der Physik - ein Triumph der Gotterkenntnis meiner Werke“ schrieb und nun ich wieder zur Feder greife, hat jenes Werk alle schwersten Hemmnisse des Weltkrieges nach und nach sieghaft überwunden und geht im Druck an die Mitlebenden.

„An Deinem Buch gearbeitet und diktiert“ (6. Dezember 1942)

Einige Monate später, am 6. November 1942, schreibt Frieda Stahl aus Köln an Mathilde Ludendorff offensichtlich über das Schreiben an „Wunder der Biologie“, vielleicht schon am zweiten Band:
Inzwischen hast Du schon an Deinem Buch gearbeitet und diktiert.
Im weiteren schreibt sie über die immer noch bestehenden Probleme Mathilde Ludendorffs, eine Hilfskraft für den Haushalt zu finden.

Ein einfacher Flaksoldat besucht Mathilde Ludendorff (November 1942)

Ein Günter Jänisch hat im Jahr 1952 am Institut für Psychologie der Universität Göttingen promoviert6. Womöglich ist es dieser Günter Jänisch, der zwei Jahre zuvor die folgende eidesstattliche Erklärung abgegeben hat, die hier vorläufig als Abschluss dieser Zusammenstellung dienen soll. Bei dieser könnte er das Jahr 1941 mit dem Jahr 1942 verwechselt haben. Das Buch „Siegeszug der Physik“ war ja im Druck, wie gerade gehört, erst im Jahr 1942 erschienen (wenn es auch als Erscheinungsjahr das Jahr 1941 trug). Nur um dieses Buches willen wird das folgende zitiert, das ansonsten mit der Zeitgeschichte befaßt ist, was aber zur Gesamtbeurteilung dieses Zeugnisses mit zitiert werden muss7:
Im November habe ich Frau Dr. Mathilde Ludendorff in Tutzing aufgesucht. Da ich mich als Naturwissenschaftler für eine damals erschienene Veröffentlichung Frau Dr. Ludendorffs über physikalische Fragen interessierte, nahm ich gelegentlich der Teilnahme an einem Lehrgang in der Nähe Tutzings Sonntagsurlaub, um die Autorin des Buches kennenzulernen.
Obwohl ich damals ein Frau Dr. Ludendorff völlig unbekannter, einfacher Flaksoldat war, hat sie mir mit bewundernswerter und mutiger Offenheit ihre politischen Ansichten dargelegt. Gerade wegen ihrer erstaunlich furchtlosen Worte steht mir unsere damalige Unterhaltung noch in aller Deutlichkeit vor Augen, ebenso wie ihre Worte gelegentlich meines späteren Besuches in Klais im Sommer 1943.
Bei dem ersten Besuch hat mir Frau Dr. Ludendorff u. a. folgendes gesagt: „Hitler ist Deutschlands größtes Unglück. Dieser Mann ist überhaupt zu keiner vernünftigen Überlegung fähig. Hätten 1933 alle Gebildeten ein entschlossenes „Nein“ gesprochen, so wäre es nie zu dieser Gewaltherrschaft und zu diesem Kriege gekommen.“ Frau Dr. Ludendorff betonte ausdrücklich, dass sie die Hitlerschen Angriffskriege scharf ablehnte. Sie verurteilte aufs schärfste Hitlers Ausrottungspolitik gegenüber der Bevölkerung der besetzten Gebiete Russlands. Mitten im größten Siegestaumel Hitlers erklärte sie mir ferner damals (1941) schon, der Krieg sei für Deutschland zweifellos verloren. Sie kündigte mir auch 1941 eine bevorstehende Landung der Westmächte auf dem europäischen Kontinent an.
Jeder einzelne dieser Sätze hätte seinerzeit bei Bekanntwerden genügt, das Leben zu verwirken. Obendrein hat Frau Dr. Ludendorff mich ausdrücklich zum passiven Widerstand gegen das ganze Hitlersystem aufgefordert.
Auch das Voraussagen einer bevorstehenden Landung der Westmächte paßt eigentlich besser in den November 1942, als in den November 1941.

„Das Hohe Lied der göttlichen Wahlkraft“ (1943)

Im Jahr 1943 schließt Mathilde Ludendorff die Arbeit an dem erst 1954 erschienenen zweiten Band von „Wunder der Biologie“ ab. (Quell, 9.12.53) Im gleichen Jahr beginnt sie mit ihrem Werk „Das Hohe Lied der göttlichen Wahlkraft“.

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1Ludendorff, Mathilde: Das Hohe Lied der göttlichen Wahlkraft. (Begonnen 1943) Verlag Hohe Warte, Pähl 1957, S. 13f

2Mathilde Ludendorff: Das Gottlied des Leben erklingt auch Dir. Ludendorffs Verlag GmbH, München 1940 (31 S.) (Laufender Schriftenbezug 11, Heft 2)

3Ludendorff, Mathilde: Ein Blick in die Werkstatt der Naturwissenschaft unserer Tage. Ludendorffs Verlag GmbH, München 1941 (73 S.) (Laufender Schriftenbezug 11, Heft 4)

4Ansprache Hochschultagung 1957, S. 450
4aLudendorff, Mathilde: Freiheitskampf wider eine Welt von Feinden an der Seite des Feldherrn Ludendorff. V. Teil von Statt Heiligenschein und Hexenzeichen – mein Leben (1925 - 1928). Verlegt bei Franz von Bebenburg, Pähl 1967, S. 12; sowie VI. Teil (1929 – 1933/37), Pähl 1968, S. 283

5Niklitschek, August: Wunder überall. Unbekanntes aus bekannten Gebieten. Verlag Scherl, Berlin 1938 (zitiert auch unter der Rubrik „Laienbücher“ in Mathilde Ludendorffs „Wunder der Biologie“, 1. Bd., S. 357)

6Jänisch, Günter: Die Stellung von sthenisch und asthenisch in den verschiedenen Typologien. Institut für Psychologie, Universität Göttingen 1952


7Eidesstattliche Erklärung vom 3. 3. 1950 in: Engelhardt, Eberhard; Kluge, Hellmuth (Rechtsanwälte): Das Haus Ludendorff und der Nationalsozialismus. In: Gegendarstellung und Würdigung zu den ... Ausführungen des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Verlegt bei Franz von Bebenburg, Pähl 1963, S. 98 – 143, hier S. 136 [Der Rechtsstreit ... über die Verbotsverfügung. Dokumente der Gegenwart. Neue Veröffentlichungen und Urkunden zur Zeitgeschichte VIII.]

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