1622 ist in Salzburg unter der Regierung des Kaisers Ferdinand II. eine Universität gegründet worden (Wiki):
Die Salzburger Hohe Schule erfreute sich bald als einzige nicht von den Jesuiten betriebene katholische Universität im Reichsgebiet großer Beliebtheit.
Diese Universität war 1810 nach der Angliederung Salzburgs an das Königreich Bayern wieder geschlossen worden. Es gab dann zu verschiedenen Zeiten Versuche, in Salzburg wieder eine Universität zu gründen. Diese sollten erst im Jahr 1962 erfolgreich sein. Es hat viele Jahre Bemühungen gegeben, diese Universität als eine Katholische Universität neu zu gründen. Auch als solche ist sie 1962 nicht wieder gegründet worden.
Abb. 1: Werbeanzeige in "Ludendorffs Volkswarte", 26. Juli 1931 (Zeichnung von Lina Richter) |
Im vorigen Blogbeitrag war eine Veranstaltung des Ludendorff'schen Tannenbergbundes erwähnt worden, die gegen die Gründung einer Katholischen Universität Salzburg gerichtet war (1). Zu dieser Tagung war mit sehr emotionalen Werbeplakaten und Werbeanzeigen eingeladen worden (Abb. 1). Die Vorträge dieser Tagung sind dann in einem eigenen Tagungsband veröffentlicht worden (Abb. 2 und 3) (2). Über diese Tagung soll im vorliegenden Beitrag einiges berichtet werden (vgl. auch: 3). Anfang der 1930er Jahre waren die Bemühungen zur Gründung einer Katholischen Universität intensiviert worden (aeiou):
Bemühungen um eine Wiedererrichtung der Universität Salzburg konzentrierten sich zunächst auf eine katholische Universität (Salzburger Hochschulwochen), die Anfang 1938 knapp vor der Verwirklichung stand.
Es war der Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938, der als Folge nach sich zog, daß diese Pläne des austrofaschistischen Österreich nicht weiterverfolgt werden konnte.
Abb. 2: Tagungsband der Tagung des Tannenbergbundes in Salzburg, 1931 (Titelseite mit einer Zeichnung von Lina Richter) (2) |
Schon vom 3. bis 22. August 1931 hatten erste vorbereitende katholische "Salzburger Hochschulwochen" stattgefunden (SHW):
Als Sommeruniversität konzipiert, sollten sie die Gründung einer katholischen Universität in Salzburg forcieren - ein über viele Jahre hinweg betriebenes Projekt, das ideengeschichtlich wie politisch weit bis in das 19. Jahrhundert zurückreicht.
Diese katholischen Salzburger Hochschulwochen finden seit 1931 - mit Unterbrechung der Jahre 1938 bis 1945 - alljährlich in Salzburg statt (Wiki, Salzburg-Wiki). Auch noch auf den katholischen Salzburger Hochschulwochen von 1954 forderte der damalige Erzbischof Andreas Rohracher die Errichtung einer katholischen Universität in Salzburg. Aber (SHW):
Nachdem die Gründung einer katholischen Universität in Salzburg 1962 gescheitert war, mußten sich die Hochschulwochen auf ein neues Profil festlegen.
Die 1810 aufgelöste Universität Salzburg wurde also 1962 wieder begründet - aber nicht als katholische, sondern als eine allgemeine.
Abb. 3: Tagungsband der Tagung des Tannenbergbundes in Salzburg, 1931 - Inhaltsverzeichnis (2) |
Gegenveranstaltungen wie die des Tannenbergbundes brachten in jenen Jahren zum Ausdruck, daß Widerstand gegen die Gründung von Katholischen Universitäten - mitunter - gegeben war.
Als einzige
Katholische Universität in Deutschland wurde schließlich 1980 - unter maßgeblicher
Beteiligung des heutigen Papstes - die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (Wiki) gegründet an einer abgelegeneren Örtlichkeit. (Und diese ist übrigens 2007 prompt in die Schlagzeilen geraten
aufgrund von massenweiser - - - Vernichtung von Bücherbeständen! [siehe
Wikipedia].)*)
In einer "Geschichte Salzburgs" (von Heinz Dopsch u.a. 1981) heißt es (4):
Eine "Abwehrversammlung" gegen die jesuitische "Geistesknebelung" mit General Erich Ludendorff war eine der Reaktionen,
Die Gegner veranstalteten deshalb am 13. September 1931 im Salzburger Großen Festspielhaus eine "öffentliche Abwehrversammlung" gegen die Errichtung einer katholischen Universität; einer der Hauptredner war General Erich Ludendorff.
Diese Gegenveranstaltung fand statt vom 8. bis 13. September 1931. Offenbar ist die Veranstaltung im Jahr 1932 in sehr ähnlicher Weise wiederholt worden. Diesmal allerdings ohne die Teilnahme Erich und Mathilde Ludendorffs.
Alfred Schaufler - Organisator vor Ort
Federführend sind beide Veranstaltungen, die von 1931 und von 1932 geleitet worden von einem Dr. Georg Stolte aus Hannover, dem Leiter eines damals bestehenden "Tannenberg-Studenten-Bundes". Letzterer trat auch als Veranstalter auf zusammen mit dem "Tannenbergbund / Landesverband Deutsch-Österreich" (s. Abb. 5).
Abb. 4: Alfred Schaufler, geb. 1888, 1920er Jahre |
Vor Ort lag die Organisation in den Händen von Alfred Schaufler, dem Leiter der "Geschäftsstelle der Deutschen Volkshochschule Salzburg". Wir lesen (s. Abb. 3 und 6):
Unterkunft: Besorgt die Geschäftsstelle in Salzburg. (...) (Massenlager S 0,50, 1 Bett in mehrbettigen Räumen ab S 1,-. Zimmer einbettig ab S 2,50).
Alfred Schaufler ist unterstützt worden von seinem jüngeren Bruder Wilhelm Schaufler, der damals als Angestellter im Arbeitsamt in Tamsweg arbeitete (siehe voriger Beitrag) (1). Beide waren Salzburger. Sie waren in Salzburg geboren worden und aufgewachsen. Wilhelm Schaufler war Frontsoldat im Ersten Weltkrieg gewesen.
Erich Ludendorff schreibt in seinen Lebenserinnerungen über den August und September 1931 (6, S. 323 - 325):
"Ludendorffs Volkswarte" (...) wurde wegen meiner vermeintlichen Angriffe auf den römischen Papst (...) bis zum 26. August verboten. Selbstverständlich erhoben wir Beschwerde beim Reichsgericht, natürlich vergeblich. (...) Ich konnte dieses ungeheuerliche reichsgerichtliche Urteil noch rechtzeitig in der Folge vom 13. 9. bringen und damit die Deutschen aufklären, die in Salzburg gegen die Einrichtung einer römischen Universität daselbst an der Tagung teilnahmen, welche seit Monaten vorbereitet war und in der Zeit vom 8. bis 13. stattfand.
In der Unterkunft, die - sicherlich - Alfred Schaufler, sein Bruder oder andere Organisationshelfer dem Ehepaar Ludendorff besorgt hatten, wäre nicht genug geheizt worden. Und so hätte sich Erich Ludendorff erkältet. Das ist den Kindern von Wilhelm Schaufler noch heute unklar in Erinnerung. Es wird dies bestätigt durch die Lebenserinnerungen von Erich Ludendorff ebenso wie denen von Mathilde Ludendorff.
Die Tagung in Salzburg war eine Kampftagung gegen die Einrichtung einer römischen Universität in Salzburg. Sie war von verschiedenen studentischen Verbänden unter starker Beteiligung des Tannenbergstudentenbundes veranstaltet, sie bestand in einer Reihe von Vorträgen und in einer besonders feierlichen Veranstaltung im Salzburger Festspielhaus. Die Vorträge behandelten den Kampf der überstaatlichen Mächte gegen das Deutschtum und auch soziale Fragen, sowie Deutsche Gotterkenntnis und Deutsche Weltanschauung. Meine Frau und ich nahmen allein an einigen Vorträgen am 12. September und an der Veranstaltung am 13. teil. (...) Wir benutzten den Sonntagnachmittag, um uns auch das Mozarthaus anzusehen. (...) Die Unterbringung war recht eigenartig, das Wetter sehr ungünstig, so daß ich nachts im Bette fror und mir eine schwere Erkältung zuzog.
So sind diese Ausführungen in seinen Lebenserinnerungen enthalten, die 1951 veröffentlicht worden sind.
Abb.: 6 Einladungsblatt für 1932 |
Allerdings waren dies für Erich und Mathilde Ludendorff nicht die einzigen "Mißhelligkeiten". Ursprünglich war geplant worden, daß der Tannenbergbund in der Abschlußveranstaltung im Großen Festspielhaus "Gast" der beteiligten Studentenkorporation sein sollte. Nach ihrem Eintreffen am Samstag lehnten dies Erich und Mathilde Ludendorff ab. Dieser Umstand wurde durch Raumänderungen und Umstellungen des Programms abgestellt. Mathilde Ludendorff schreibt in ihren Lebenserinnerungen darüber (7, S. 209f):
Es braucht wohl nicht betont zu werden, daß diese Studentenkorporation, für die wir ganz gegen unseren Willen hätten sprechen sollen, kaum etwas mit unserem Kampfe gemeinsam hatte. Wie gut hätte man dann nachher behaupten können, wir versuchten, christliche Studenten aus der Kirche zu locken und ihre Tagungen dazu zu mißbrauchen! So war es von Drahtziehern wohl ausgedacht. Auf diese List waren Mitkämpfer hereingefallen, und wir hatten am Samstag viel, viel Mühe, die Schwierigkeiten zu rascher Änderung zu überwinden.
Sicherlich hatten sie sich dabei vor allem mit Georg Stolte auseinanderzusetzen. Aber womöglich auch mit Alfred Schaufler.
Abb. 7: Einladungsblatt für 1932, Rückseite |
Die Tagung wurde ansonsten von allen Beteiligten als ein großer Erfolg empfunden. Viele Autoren und Redner des Tannenbergbundes waren aus ganz Deutschland und Österreich gekommen und hatten Vorträge gehalten. Folgende Namen werden genannt (7, S. 209f): Professor H. Kräger (Berlin), ein Pfarrer Petras (Wohlau), Ludwig Engel (München), Fritz von Bodungen (Holstein), Rudolf Holoubek (Wien), Robert Schneider (Karlsruhe), Lena Oswald (Heidelberg), Richard Soyka (Wien), Rechtsanwalt Wieland (Ulm) und Hans Kurth (München). Die meisten von ihnen waren auch sonst Redner und Autoren im Tannenberg-Bund, bzw. in der Ludendorff-Bewegung.
"Die seltsame Fahrlässigkeit unserer Versorgung berührte uns merkwürdig"
Mathilde Ludendorff berichtet in ihren Lebenserinnerungen über die Abschlußveranstaltung (7, S. 210f):
Die Vorträge, die wir nach dem Singen eines wirksamen Canons hielten, waren eine ungeheure Anklage gegen Rom. Hatte Ludendorff unter dem Jubel der Anwesenden gesagt, "die Tage des Christentums sind gezählt!", so hatte ich meinen Beweis, daß Dogmengläubige nicht Wahrheitssucher, daher also auch nicht Wissenschaftler sein können, mit den Worten geschlossen: "Kraft der Gottnähe unserer Erkenntnis, kraft der Klarheit unserer Ziele, kraft der Reinheit unserer Beweggründe wird Rom untergehen." Dann sprach Erich Limpach eines seiner Gedichte, und wir sangen das niederländische Kampflied. Da wir uns vor unseren Vorträgen die Feste Hohensalzburg mit ihrer düsteren Geschichte gewaltsamer Romherrschaft und ihren Verließen angesehen hatten, waren wir zu unserem Wirken in die rechte Stimmung gekommen; der Besuch im Mozarthause erhöhte sie noch!
Wenn wir aber gehofft hatten, diese Tage könnten auch eine kleine Vorfeier unseres lieben 14. 9. werden, so hatten wir geirrt. Die unerwartete Wirrnis, die wir regeln mußten, und die seltsame Fahrlässigkeit unserer Versorgung berührte uns merkwürdig.
Der 14. 9. war im Jahr 1931 der fünfte Hochzeitstag von Erich und Mathilde Ludendorff. Diese Worte sind 1968 veröffentlicht worden.
Wie gesagt, ist die Tagung in ähnlicher Besetzung und zu ähnlicher Zeit ein Jahr später wiederholt worden (Abb. 4 bis 6). Diesmal allerdings ohne die Teilnahme Erich und Mathilde Ludendorffs.
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*) Ergänzung 1.5.23: Auf Wikipedia sind heute eine ganze Reihe von Katholischen Hochschulen für Deutschland, sowie für viele Länder weltweit verzeichnet (Wiki). Das hat aber womöglich unter anderem auch damit zu tun, daß überhaupt viele Bildungseinrichtungen sich heute "Universität" oder "Hochschule" nennen. Oft bestehen diese dennoch nur aus einzelnen Fakultäten, insbesondere der Theologischen Fakultät. Das könnte auch insofern Sinn machen als viele kritische Menschen schon länger der Meinung sind, daß Theologie im Kern keine Wissenschaft ist und deshalb an einer Universität - im Gegensatz zu dem Fach Religionswissenschaft - nichts zu suchen hat.
- Bading, Ingo: Mein Großvater - Ludendorff-Anhänger in Österreich. Der Leiter des Arbeitsamtes Zell am See und Maler Wilhelm Schaufler (1892 - 1950). Studiengruppe Naturalismus, 17.11.2012
- Stolte, Georg (Tannenberg-Studentenbund) (Hg.): Der Kampf um Salzburg. Vorträge und Ansprachen der Deutschen Volkshochschule Salzburg vom 8. - 13. Scheidings 1931. Ludendorffs Volkswarte-Verlag, München 1931
- Padinger, Franz: Geschichte der Salzburger Hochschulewochen. In: Christliche Weltdeutung, SHW 1931 - 1981, hg. v. Paulus Gordan, Graz u.a. 1981, S. 23ff
- Dopsch, Heinz u.a.: Geschichte Salzburgs. 1981
- Geschichte des österreichischen Bildungswesens". 1982
- Ludendorff, Erich: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter Deutscher Volksschöpfung. II. Band. Meine Lebenserinnerungen von 1926 bis 1933. Verlag Hohe Warte, Stuttgart 1951
- Ludendorff, Mathilde: Statt Heiligenschein und Hexenzeichen mein Leben. 4. Teil: Freiheitskampf wider eine Welt von Feinden an der Seite des Feldherrn Ludendorff. Franz von Bebenburg, Pähl 1968
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