Dienstag, 9. April 2013

Erich Ludendorff auf Medaillen

Ein Beitrag zur Ikonographie Erich Ludendorffs

Ikonographie ist laut Wikipedia eine wissenschaftliche Methode der Kunstgeschichte, die sich mit der Bestimmung und Deutung von Motiven in Werken der Bildenden Kunst beschäftigt. 2011 ist im C. H. Beck-Verlag ein zweibändiges "Handbuch zur politischen Ikonographie" erschienen (1), das als solches die Grenzen der Bildenden Kunst weit überschreitet. In diesen thematischen Rahmen gliedern sich natürlich auch viele Artikel des vorliegenden Blogs ein. So auch der folgende über zeitgenössische Darstellungen Erich Ludendorffs auf Münzen und Medaillen und solche, die nach seinem Tod entstanden sind.

Abb. 1: von Eue - Gruenthal - Ludendorff, 1914
Einleitend sei dazu darauf hingewiesen, daß dieses Thema für die Person Otto von Bismarcks schon vergleichsweise gründlich und umfassend aufgearbeitet worden ist. In Bismarcks Geburtsort, in dem Dorf Schönhausen oberhalb der Elbe mit seiner großen Kirche, gibt es ein sehr sehenswertes Bismarck-Museum. Und für dieses ließ das Land Sachsen-Anhalt im Jahr 1999 eine der größten weltweit vorhandenen Sammlungen von Medaillen auf Otto von Bismarck ersteigern. Dieser Sammlung ist dort eine ganze Abteilung gewidmet. Auf der Internetseite des Museums heißt es unter der Überschrift "Spielarten des Bismarck-Mythos":
Die allgemeine Bismarckverehrung seiner Zeitgenossen und der Nachwelt fand ihren Ausdruck in mannigfachen Formen. Über 450 Städte verliehen ihm die Ehrenbürgerschaft, Bismarckvereine wurden gegründet und zahlreiche Bismarck-Denkmäler in Auftrag gegeben. Im Porträt wie auch in der Karikatur fand die Popularität des Reichsgründers ihren Niederschlag. In der Architektur prägten sich neue Elemente zu Ehren des ersten deutschen Reichskanzlers heraus. 234 Bismarck-Säulen bzw. Bismarck-Türme kamen zur Ausführung. Straßen und Plätze, Schulen, Steine, Eichen, ja ganze Landstriche und Inseln wurden nach ihm benannt.
Die große Bedeutung des Werkes und der Persönlichkeit Bismarcks schlägt sich auch im Medaillenschaffen nieder. Über 650 Medaillen, Plaketten, Klippen und Marken auf Bismarck sind bekannt. 
Abb. 2: AR Medaille - von Lauer - Ludendorff - 1914
Und auf der Seite der das Museum betreuenden Bismarck-Stiftung heißt es:
Die Ausstellung wurde im Jahr 2000 durch die größte Sammlung von auf den ersten deutschen Reichskanzler geprägten Medaillen in öffentlichem Besitz erweitert.
Abb. 3: Generalleutnant Ludendorff - 1914 - "Gott mit uns!"

Zu dieser Sammlung erschien die Schrift "Geprägte Erinnerung - Der Bismarck-Mythos auf Medaillen" (2). Sie kann in der Museumsbuchhandlung erworben werden. Im Umschlagstext der Schrift heißt es:
Die materiellen Hinterlassenschaften des Bismarck-Mythos sind allgegenwärtig. Die Bedeutung des „Vaters des Vaterlandes“ schlägt sich z. B. markant in seiner Abbildung auf Medaillen nieder. Zwischen 1850 und 2001 entstanden etwa 700 verschiedene Medaillen, Plaketten, Klippen und Marken auf Bismarck. Sein Geburtsort Schönhausen (Elbe) verfügt seit 2001 wieder über eine würdige Erinnerungsstätte an seinen „größten Sohn“. Das Land Sachsen-Anhalt ließ 1999 eine geschlossene Sammlung von Medaillen auf Otto von Bismarck ersteigern, um sie dem Bismarck-Museum Schönhausen zu überlassen. Der Katalog bietet eine chronologische Beschreibung des Sammlungsbestandes, der den Zeitraum von 1869 bis 1930 dokumentiert, und deutet in Kommentaren die gesellschaftlichen Hintergründe der Ausprägung des Bismarck-Mythos in Auseinandersetzung mit der Medaille als Form der Erinnerungskultur an. 
Abb. 4: Silbermedialle - Ludendorff - 1915 - von M. Ziegler

Abb. 4a: Andere Version von Abb. 4

Abb. 4b: Andere Version von Abb. 4

Diese Medaillensammlung wurde 2009 auch in Bad Kissingen ausgestellt, wobei mitgeteilt wurde:
Bereits das Standardwerk zu Bismarck-Medaillen von Julius E. Bennert, erschienen 1905 und 1911/12, verzeichnet insgesamt 655 Nummern. Je stärker seine Popularität wuchs, desto mehr nahm die Zahl der Medaillenprägungen zu.
Abb. 5: von Hindenburg, Bronzegußmedaille, 1914
Von den in diesem Buch (3) veröffentlichten Medaillen sind viele heute auch im Internet zu sehen. Auch Ludendorff-Medaillen liegen in diversen Münzsammlungen vor und werden gelegentlich in Büchern erwähnt. Als Beispiel sei folgender Google-Bücher-Ausschnitt zitiert (4, S. 41):
Die auch im "Forrer" erwähnten, in verschiedenen Metallen und zum Teil verschiedenen Varianten vorliegenden drei Medaillen auf bedeutende Heerführer des Ersten Weltkriegs gehören zu der umfangreichen Kriegsmedaillenserie, die von den "Freunden der Deutschen Schaumünze" herausgegeben wurde. Dieser Verein, der vom damaligen Direktor des Berliner Münzkabinetts ...
Und: 
Wie die ebenfalls zu dieser Serie gehörende Medaille auf Hindenburg und Ludendorff, die die Ausgabenummer 150 (?) hatte, aber meist nicht gekennzeichnet ist, werden sie außerdem in einem zusammenfassenden Aufsatz von Menadier ...
Dieser Literatur wäre also noch einmal genauer nachzugehen. Im vorliegenden Beitrag sollen einfach einige der uns bislang zugänglich gewordenen Abbildungen von Ludendorff-Medaillen zusammengestellt werden. Soweit möglich chronologisch. Natürlich müßten Einzelheiten von einem Münz-Spezialisten erörtert werden. 
Abb. 6: "Generalquartiermeister v. Ludendorff" (1916)
Offenbar wurden schon ab dem Jahr 1914 Ludendorff-Münzen geprägt (Abb. 1 - 5) Eine 1916 geprägte Münze (Abb. 6) spricht Ludendorff - wie so oft - irrtümlich den Adelstitel zu:
Generalquartiermeister v. Ludendorff - Mit dem unerschütterlichen Willen durchzuhalten und dem festen Glauben an Deutschlands Zukunft!
(Die gleiche Medaille gibt es auch mit der Aufschrift "Generalleutnant v. Ludendorff".)

Abb. 7: "Verdienst um die Ludendorff-Spende für Kriegsbeschädigte" (1918)

1918 - "Zum Dank für treue Arbeit auf der Pulverfabrik Bomlitz"

Abb. 8: Pulverfabrik Bomlitz: Ludendorff, Hindenburg (1918)
Offenbar wurden 1918 auch den Arbeitern in den Munitionsfabriken ehrende Abzeichen verliehen.

Abb. 9: Pulverfabrik Bomlitz: "Zum Dank für treue Arbeit auf der Pulverfabrik Bomlitz, 1917 - 1918

1918 - "Der Wille siegt!!"

Abb. 10: Bronzegußmedaille, 1918
Manche Medaillen machen klar, unter welchen starken Willensanspannungen sich die kriegsführenden europäischen Mächte 1914 bis 1918 bewegten.

Abb. 11: Hindenburg, Bronzegußmedaille, 1918

1924 - "Aus der Sonnenwende werde die Weltenwende"

Abb.12: "Unser Ludendorff", 1924
Ludendorff-Verehrung wurde nicht nur mit Metallmünzen betrieben, sondern auch mit Porzellan-Medaillen oder -Plaketten. Sie werden auch Meissen-Medaillen genannt. Sie werden in Porzellan-Manufakturen aus sogenanntem "Feinsteinzeug", bzw. "Böttgersteinzeug", hergestellt. Dies wird für keramische Fliesen verwendet. Von solchen Plaketten wurden unzählige aus großen oder kleinen Anlässen heraus hergestellt. So wurde 1939 eine solche Plakette zum Andenken an Hindenburg hergestellt aus Anlaß der Einweihung des Tannenbergdenkmales. Auch gibt es eine zur Erinnerung an die "Umfassungsschlacht von Kiew" im Jahr 1941. Auch in der DDR war die Herstellung solcher Medaillen offenbar sehr beliebt, zumal die Porzellan-Manufaktur Meissen ja in der DDR gelegen ist.

Abb. 13: "... aus der Sonnenwende die Weltenwende", 1924
Offenbar sind im Jahr 1924 auch für die Stadt Hannover solche Medaillen hergestellt worden, darunter eine Architektur-Serie. Die Ludendorff-Medaille aus dem gleichen Jahr in den Abbildungen 12 und 13 wird nicht in die thematisch richtige Schachtel eingeordnet worden sein. Womöglich gab es also auch eine Serie "Bedeutende Persönlichkeiten" oder ähnliches. Auf der Vorderseite steht "Unser Ludendorff" und auf der Rückseite offensichtlich ein Ausspruch jener Zeit von ihm:
"Nur durch Kleinarbeit und Kampf kommen wir zum deutschen Volkstum, zur Macht und Freiheit. Nur so wird aus der Sonnenwende die Weltenwende. Das walte Gott."
Abb. 14: Erich Ludendorff, 1925
Ein silbernes, tragbares Abzeichen wohl der "Nationalsozialistischen Freiheitspartei" aus dem Jahr 1925.

Abb. 15: "Unser Kampf gilt Arterhaltung und Freiheit!", 1925
Auf der Rückseite ist ein Hakenkreuz innerhalb einer strahelnden Sonne eingeprägt zusammen mit den Worten "Unser Kampf gilt Arterhaltung und Freiheit!"

1937


Abb. 14: Bronzegußmedaille, 1937
Auch aus Anlaß des Todes von Erich Ludendorff wurden mehrere Münzen und Medaillen herausgegeben.

Abb. 15: B. Bleeker - "Dem Feldherrn zum Gedenken" (1937) (s.a.: a)
So auch eine geschaffen von dem Bildhauer Bernhard Bleeker.

Abb. 16: "Dem Feldherrn zum Gedenken" (1937)
Dieser Blogbeitrag kann in keinster Weise einen Anspruch auf Vollständigkeit machen. Er wird nach und nach zu ergänzen sein. - Übrigens stößt man im Zuge der Recherchen für diesen Artikel auch auf das Thema der "Orden und Ehrenzeichen", die Erich Ludendorff selbst verliehen worden sind, heißt es doch in einer Veröffentlichung (5, S. 150):
Großherzoglich Oldenburger Haus- und Verdienstorden des Herzogs Peter Friedrich Ludwig. Spätere Anfertigung (aus den 1970er Jahren) des Großkreuzes mit silberner Krone, mit Schwertern und mit Lorbeer. (...) Das Original wurde laut Beyreiß (in BYO S. 45f) nur ein einziges mal verliehen, und zwar am 29. Oktober 1918 an den preußischen Generalquartiermeister Erich Ludendorff.
Abb.17: Anzeige in "Illustrierte Zeitung", 1918
Also aus Anlaß der Entlassung Erich Ludendorffs. Das Original könnte sich somit in der Ludendorff-Gedenkstätte in Tutzing befinden.

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  1. Uwe Fleckner, Martin Warnke, Hendrik Ziegler: Handbuch der politischen Ikonographie. 2 Bände. C. H. Beck, München 2011 (Google Bücher)
  2. Buchholz, Torsten: "Geprägte Erinnerung". Der Bismarck- Mythos auf Medaillen. Verlag Janos Stekovics (256 S., ber 400 Abb.)
  3. Bennert, Julius Eduard: Bismarck-Medaillen. lner Verlags-Anstalt, 1905, 1911/12 (122 S.) (Bildersuche)
  4. Roether, E.: Kunst in Hessen und am Mittelrhein. Ausgabe 27. 1988 (166 S.) (Google Bücher)
  5. Russische Münzen und Medaillen, Orden und Ehrenzeichen. Auktion 192, Osnabrück 2011. Numismatischer Verlag Fritz-Rudolf Künker, Osnabrück 2011 (Google Bücher)